Eine sachliche Analyse des Bösen, das auf unserer Welt passiert! - Kathrin-Silvia Kunze - E-Book

Eine sachliche Analyse des Bösen, das auf unserer Welt passiert! E-Book

Kathrin-Silvia Kunze

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Beschreibung

Dieses Buch beschreibt erstmals die wahren Ursachen und Zusammenhänge aller bösen Taten, die tagtäglich auf unserer Welt passieren. Sachlich und nüchtern werden sämtliche Themen, von Unhöflichkeit und Mobbing bis hin zu Straftaten wie Misshandlung und Amoklauf, analysiert. Dabei bleibt der Inhalt von der ersten bis zur letzten Zeile voller Mitgefühl, Hoffnung und Menschlichkeit. Denn es wird gezeigt, wie dringend notwendig es ist, dass jeder Einzelne in unserer Gesellschaft zu einem neuen, liebevolleren Umgang mit sich selbst findet. Durch Mut zur Selbstvergebung für das einfach Mensch sein.

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Seitenzahl: 250

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Kathrin-Silvia Kunze

Eine sachliche Analyse des Bösen, das auf unserer Welt passiert!

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort: Als Kind liebte ich die Menschen

1. Die Gesetzmäßigkeiten hinter dem Bösen: 1.1 Warum gibt es das Böse auf der Welt?

1.2 Der Mensch und die Angst

1.3 Nicht Teufel sondern Teufelskreis

1.4. Jenseits des Mitgefühls

1.5 Warum führt Schwäche zur Provokation von Stärke?

1.6 Angstverstärker

1.7 Negative Energie ist drängend und unerschöpflich

1.8 Das Universum strebt nach Chaos

1.9 Böse Taten widersprechen der Natur des Menschen

2. Die Bösen Taten: 2.1 Fremdenfeindlichkeiten

2.2 Gewalttaten gegen Mitschüler und Lehrer

2.3 Gewaltgruppierungen

2.4 Vergewaltigungen

2.5 Misshandlungen

2.6 Tierquälereien

2.7 Eine Menschheitsgeschichte voll dunkler Kapitel

2.8 Religionskriege und heilige Kriege

2.9 Totalitäre Systeme, Diktaturen, Gewaltherrschaft

2.10 Menschenhandel

3. Die mehr als ein Mensch sein wollen Menschen: 3.1 Höher, schneller, weiter und keiner fragt warum

3.2 Realitätsflüchtlinge auf der Suche nach Übermenschlichkeit

3.3 Leben und leben lassen

3.4 Wer nicht alt werden will, muss sich jung umbringen - Frankensteins Meisterstücke

3.5 Wer nicht braucht, der hat – wer dagegen viel braucht, der hat einfach nicht

3.6 Du liebst mich nicht! Zwei verängstigte Menschen in einem Bett

3.7 Die Sucht nach Extremen als Flucht in die Übermenschlichkeit

3.8 Männer, das von seinen Ängsten abgeschnittene und deshalb emotional schwache Geschlecht

3.9 Gewaltträchtige Hobbys - das Punchingballproblem

3.10 Tierversuche - so düster der Betrug der Menschheit

3.11 Die Entscheidungsträger da oben

4. Hoffnung: 4.1 Wer ist jetzt eigentlich an all dem schuld?

4.2 Gibt es Hoffnung?

4.3 Was bedeutet seine Angst zu akzeptieren genau?

4.4 Klug ist, wer zum Geprächstherapeuten geht

4.5 Entspannungsübungen - Yoga bis zur Verknotung

4.6 Wertewandel in der Gesellschaft forcieren

4.7 Echte Höflichkeit vs. leere Kniggeschablonen

4.8 Schulen

4.9 EQ vs. IQ, denn Sozialwesen brauchen Emotionale Intelligenz

4.10 Öffentliche und soziale Einrichtungen und das soziale Netzwerk

4.11 Wirtschaft und Politik

4.12 Gerichte

4.13 Gefängnisse

4.14 Utopia?!

5. Für die Opfer: 5.1 Jedes Opfer ist schuldlos

5.2 Die niemals Frieden finden

Nachwort: Die Liebe

Glossar

Impressum

Vorwort: Als Kind liebte ich die Menschen

Als Kind liebte ich die Menschen. Als ich jedoch älter wurde und erfahren musste, was einige Menschen, auf der ganzen Welt, und zu allen Zeiten, anderen Menschen, den Tieren und der Natur antaten, überfiel mich eine große Traurigkeit. Ich fragte mich, warum gibt es das Böse? Warum tun Menschen grausame Dinge, wo sie doch die Fähigkeit haben, soviel Gutes und Wertvolles zu leisten? Nachdem ich viele Jahre gelitten hatte, durch den Anblick von Holocaustopfern, von Männern die nicht aufhörten auf bereits bewusstlos am Boden liegende Menschen einzutreten, von Kindern, deren eigene Eltern sie auf eine heiße Herdplatte gesetzt hatten, von Tieren, denen für Anti-Falten Mittel Nervengifte gespritzt wurde, bis sie an ihren Muskelkrämpfen langsam starben, da konnte ich es nicht länger ertragen. Hilflos meiner Trauer ausgeliefert und ohnmächtig all dem Leid dieser Welt gegenüber, versuchte ich innerlich zu erkalten und mich von der Menschheit und all den Schrecken auf dieser Welt abzuwenden.

Von diesem Zeitpunkt an, wurde mein Leben jedoch zu einem Spießrutenlauf. Verzweifelt versuchte ich wegzusehen oder wegzuhören, wenn Böses geschah, oder über Böses berichtet wurde. Dadurch war ich immer der Gefahr ausgesetzt, mich beim nächsten Blick, beim nächsten Gespräch, beim nächsten Zeitungs- oder Fernsehbericht, nicht schnell genug einer neuen grausamen Wahrheit entziehen zu können. So führte ich ein Leben der permanenten Flucht.

Oft haderte ich mit Gott, wenn ich die Grausamkeiten, die Andere erleiden mussten, nicht mehr aushalten konnte. Wie kann es Gott geben, wenn es Leid auf der Welt gibt? Muss er dann nicht ein grausamer oder zumindest ein desinteressierter Gott sein? Oder war tatsächlich das Wirken einer negativen, destruktiven Kraft, wie etwa in Gestalt des Teufels, schuld?

Irgendwann wurde mir jedoch klar, dass man, permanent mit dem Schicksal dieser Welt hadernd, einfach nicht leben kann. Also hörte ich auf weg zu laufen, blieb stehen, drehte mich um und stellte mich der Wahrheit des Bösen. Denn ich liebe die Schönheiten dieser Welt und hatte keine Lust mehr, mir das von all den Schrecken, derer man um sich herum gewahr wird, verderben zu lassen. Warum gibt es das Böse? Und wie soll man glücklich werden, wo es doch auch Grausamkeit auf der Welt gibt? Darf man überhaupt glücklich sein, während Andere leiden? Diese Fragen ließen mich nicht mehr los und ich war bereit, mich ihnen zu stellen, denn ein Leben auf der Flucht, in Angst und Furcht vor dem Bösen, wollte ich nicht länger leben.

Ich suchte nach Antworten, tag aus tag ein. Ich las, was die Philosophen und Schriftsteller über das Böse sagten. Ich las, was die verschiedenen Religionen über das Böse sagten. Ich diskutierte mit anderen über das Böse. Ich beobachtete die Menschen in meiner Umgebung und das Geschehen in der Welt. Immer in der Angst, das Böse nicht länger ertragen zu können, doch geleitet von der Erfahrung, dass es soviel Schönes und Lebenswertes auf dieser Welt gibt und Menschen die nett, gütig und voll Liebe sind. Und nicht zuletzt verglich ich mein eigenes Verhalten mit den bösen Taten anderer Menschen und übte dabei schonungslose Selbstreflektion und Selbstkritik, um so vielleicht mögliche Zusammenhänge feststellen zu können.

Im Laufe der Zeit begann ich dadurch Strukturen zu erkennen, in dem Bösen das auf dieser Welt geschah. Über Jahre hinweg hinterfragte und untersuchte ich diese Muster, denn inneren Frieden konnte ich mit meiner Aversion gegen das Böse sowieso nicht finden; ich musste einfach weiter suchen.

So fand ich eines Tages die Ursache für all das Böse auf der Welt. Nun habe ich zu den Menschen zurückgefunden und empfinde einen gewissen inneren Frieden, ohne mich vom Leid in dieser Welt abzuwenden.

1. Die Gesetzmäßigkeiten hinter dem Bösen: 1.1 Warum gibt es das Böse auf der Welt?

Das Böse gibt es nur dann auf der Welt, wenn Böses getan wird. Denn immer wenn etwas Böses getan wird, wird durch dieses Tun das Böse real. Und wenn Böses auf der Welt getan wird, dann nur von Menschen. Und alles, was Menschen Böses tun, geschieht nur aus Angst und zwar genauer gesagt aus unakzeptierter, verdrängter und unterdrückter Angst!

Als das moralisch Böse bezeichnet man ein Ereignis, bei dem ein Wesen das über Wahlfreiheit und Wissen verfügt, d. h. also ein Mensch, absichtlich einem anderen Wesen einen physischen oder psychischen Schaden zugefügt. Menschen, die nicht akzeptieren können oder wollen, dass sie nur Menschen sind, nicht mehr und nicht weniger, und dass zum Mensch sein ganz natürlicherweise auch Angst, Schwäche und Versagen etc. gehören, stehen unter starker innerer Anspannung. Denn aufgrund dieser mangelnden Selbstvergebung ihrem einfach Mensch sein gegenüber, können sie einen Teil der natürlichen menschlichen Emotionen und ganz besonders ihre Angst, nicht akzeptieren und sind deshalb gezwungen, sie zu verdrängen. Dadurch können sie dann ihre Angst nicht mehr handhaben und sind aus diesem Grund, in der Disposition Böses zu tun. Denn unterdrückte Angst führt zu einem inneren Druck, der sozusagen als ein latentes Missempfinden wahrgenommen wird. Erreicht hierbei der inner Druck einen kritischen Punkt, kommt es bei diesen Menschen zu einer Art Flucht nach vorn, hinein in Aufmerksamkeits-, Macht- oder gar Gewaltaktionen. Dadurch ist bei den Betreffenden dann auch die Bereitschaft, in die Verteidigungshaltung, oder zum - wie auch immer gearteten - verbalen oder nonverbalen Angriff über zu gehen, gesteigert. Gleichzeitig führt unterdrückte Angst auch zur Verkümmerung des Kontaktes zu anderen Emotionen, wodurch es dann z. B. auch zu einer Störung der Mitgefühlsempfindung kommt, wovon später noch genauer die Rede sein wird.

Umgekehrt gilt, würden die Menschen, aufgrund einer ausreichenden Selbstvergebungsempfindung ihrem einfach Mensch sein gegenüber, in die Lage versetzt, ihre Angst zu akzeptieren und so angemessen mit ihr umzugehen, würden sie keine bösen Handlungen mehr vollziehen. Ohne böse Taten gäbe es dann kein Böses mehr auf der Welt. Es gäbe nur noch das natürliche Übel wie Krankheiten, Unfälle, Naturkatastrophen, etc. die einfach natürlicher Bestandteil im System der Natur sind.

Unvorstellbar und unfassbar! Es gibt demnach kein absolutes Prinzip des Bösen, wie es dereinst der Priester und Religionsstifter Zarathustra als bösen Geist bzw. Angra Mainyu benannte. Also kein aus sich selbst heraus existentes Böses, sondern nur die Summe der, durch Menschen begangenen, bösen Taten. Und die Menschen, die in der Lage sind, Böses zu tun, sind also nur voll verdrängter Angst. Soll man denn dann böse Taten nicht mehr strafen, weil die Täter in sich schon gestraft genug sind?

Doch! Und zwar aus folgenden Gründen.

Jede böse Tat, die ein Mensch begeht, speist sich aus verdrängter Angst und stellt damit letztendlich eine Form von Unvermögen dar. Trotzdem ist jede böse Tat, die ein Mensch begeht, das real Böse und muss sanktioniert bzw. bestraft werden. Niemand darf einem Lebewesen absichtlich einen physischen oder psychischen Schaden zufügen, denn die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen Lebewesens anfängt.

Man muss solche Menschen sogar in Gewahrsam nehmen und betreuen, um sie mithilfe wie auch immer gearteter Gesprächs- und Therapiemethoden, in die Lage zu versetzen, ihre Angst zu akzeptieren. Nur dadurch erhalten sie die Möglichkeit, jemals mit dieser Angst angemessen umgehen zu können. Denn ein Mensch der Böses tut, macht sich dabei sogar immer doppelt schuldig. Erstens vor anderen Lebewesen, die leiden mussten, weil der Mangel an Selbstvergebung bei ihm so groß war, dass er bis in eine böse Tat gipfelte. Zweitens vor sich selbst, da er nicht genügend Selbstvergebung seinem einfach Mensch sein gegenüber aufbrachte, um seine eigene Angst zu akzeptieren.

Zudem hat ein Mensch der Böses getan hat, damit bereits dokumentiert, dass er nicht über ausreichende Fähigkeiten im Umgang mit seiner Angst und seinen anderen Emotionen verfügt, um diese angemessen handhaben zu können. Wodurch die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, dass er erneut Böses tun wird.

Alles Böse auf der Welt kommt also von Menschen, die aus mangelnder Selbstvergebung, ihr einfach Mensch sein und damit auch ihre Angst, ihre Schwäche und ihr Versagen, nicht akzeptieren können. Kann man diese Behauptung in irgendeiner Form beweisen? Laut dem Philosophen, Theologen und kirchenpolitischen Schriftsteller Wilhelm von Ockham (1288-1347) ist die einfachste, mit allen Tatsachen übereinstimmende Erklärung eines Sachverhaltes, zumeist die Richtige. Bei diesem, als Ockhams Rasiermesser bzw. Occam´s Razor bezeichneten Forschungsprinzip, wird von allen passenden Theorien die bevorzugt, die sparsamer bzw. einfacher das betreffende Phänomen erklärt.

In diesem Sinne muss die vorliegende Behauptung nun, anhand verschiedenster Sachverhalte und Fallbeispiele, auf den Prüfstein gestellt werden.

1.2 Der Mensch und die Angst

Angst ist eine natürliche Emotion des Menschen. Emotionen dienen biologisch betrachtet dazu, dass ein Lebewesen sich, in einer fassettenreichen und dem stetigen Wandel unterworfenen Umwelt, optimal orientieren und dadurch auch agieren kann. Emotionen sind also, neutral betrachtet, nützliche Hilfsmittel.

Jeder Mensch hat verschiedenartigste Ängste, die oftmals so zahlreich sind wie Sand am Meer. Da gibt es die Angst weniger zu besitzen als andere, weniger talentiert zu sein als andere, die Angst nicht genug wahrgenommen zu werden, die Angst nicht dazu zu gehören, anders zu sein, allein zu sein, die Angst vor Dunkelheit, die Angst vor zu großen Höhen oder zu kleinen Räumen etc.

Diese Ängste werden immer wieder und in den verschiedensten Situationen auftreten, wobei neue Situationen neue Ängste begünstigen. Es ist also nicht nur absolut natürlich, sondern auch unvermeidbar, dass Menschen Ängste haben. Angst ist menschlich, was im Übrigen ebenso für Schwäche und Versagen gilt.

Wurde nun jedoch, aus welchem Grund auch immer, von einem Menschen verinnerlicht, dass Angst und womöglich auch noch Schwäche und Versagen inakzeptabel sind, entwickelt sich eine Art Angst vor der Angst. Anstatt, dass Angstgefühl dann als natürliche und nützliche Emotion, die z. B. zur genaueren Betrachtung einer wichtigen Sachlage anhalten kann, wahrzunehmen, empfindet man es dann als peinliche Schwäche, Angst zu empfinden. Dann wird die Angst verdrängt, womit man der Möglichkeit beraubt ist, sie zu kontrollieren.

Aber da Ängste ja ganz natürlich in verschiedensten Situationen immer wieder auftreten werden, entsteht eine Dissonanz zwischen dem was man empfindet und dem was man demonstrieren will. Das erzeugt einen inneren Druck, der sich immer weiter aufstaut und unbewusst, sobald er übergroß wird, in Form von Übersprungsempfindungen bzw. Ersatzempfindungen kanalisiert wird. Diese aus unakzeptierter, verdrängter Angst resultierenden Ersatzempfindungen dienen immer in irgendeiner Form der Selbstüberhöhung und Übermenschlichkeitswerdung. Denn mit ihrer Hilfe soll der wahre Wesenskern, die Menschlichkeit mit ihrer Angst, ihrer Schwäche und ihrer Fehlerhaftigkeit, unbewusst übertüncht und verdeckt werden. Man muss dies letztendlich als eine Art Flucht vor der, im Angesicht von unendlichem Raum und unendlicher Zeit, empfundenen, Angst und Machtlosigkeit des Menschseins verstehen. Als Flucht hin zu Machterlangung, Machtdemonstration oder Machtaktion, um vermeintlich der Angst und Machtlosigkeit entkommen zu können. Solche der Selbstüberhöhung dienenden Ersatzempfindungen treten in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität auf. Angefangen bei Minderwertigkeitskomplexen, mit gesteigertem Aufmerksamkeits- und Geltungsbedürfnis, bis hin zu einem Verlangen nach Macht und Anerkennung das so extrem ist, dass es auch vor Gewaltanwendung nicht mehr zurück schreckt.

Der analytische Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung (1875-1961) sagte, dass man die negativen Aspekte, in der menschlichen Psyche als Teil des Unterbewusstseins, nicht verdrängen darf, sondern sie ins Bewusstsein integrieren muss, um zur Ganz- bzw. Selbstwerdung zu gelangen. „Das Unbewußte ist vielleicht am besten verstanden, wenn wir es als natürliches Organ mit einer ihm spezifischen produktiven Energie auffassen. Wenn infolge der Verdrängungen seine Produkte im Bewußtsein keine Aufnahme finden, so entsteht eine Art von Rückstauung, eine unnatürliche Hemmung einer zweckmäßigen Funktion, genau so, wie wenn die Galle, das natürliche Produkt der Leberfunktion, am Abfluß in den Darm gehindert wird. Infolge der Verdrängung entstehen falsche psychische Abläufe. Wie die Galle ins Blut übertritt, so irradiiert der verdrängte Inhalt in andere seelische und psychologische Gebiete.“ Mit der Entdeckung dieser psychologischen Zusammenhänge bewies C. G. Jung seine überragenden fachlichen Fähigkeiten. Dadurch konnte er eine Wahrheit offenbaren, die er selbst scheinbar leider nicht in ihrer ganzen Tiefe verstanden hat und deshalb auch nicht bei sich selbst anwenden konnte. Denn sonst wären ihm seine fremdenfeindlichen Entgleisungen, die er später selbst bereute, und von denen in diesem Buch noch die Rede sein wird, erspart geblieben. Laut C. G. Jungs Theorie zum Unterbewusstsein würde also die Repression bzw. Unterdrückung der unerwünschten dunklen Energie, die er als Schatten bezeichnete, beim Menschen zu destruktiven Zerstörungsaktionen führen, wohingegen die Integration dieser Energie ins Bewusstsein in Form von konstruktiven Aktionen kanalisiert wird (C. G. Jung Seelenprobleme der Gegenwart). Man kann sich das in etwa so vorstellen, wie in der Novelle Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von dem schottischen Schriftsteller Robert Louis Stevenson (1850-1894) aus dem Jahre 1886. Dort führt der innere Konflikt des Protagonisten, zwischen dem Guten und Bösen in seiner Seele, zur Spaltung der Persönlichkeit. Dr. Jekyll berichtet dabei von sich selbst: „So kam es, daß ich meine Vergnügungen verheimlichte, und als ich die Jahre der Selbstbesinnung erreichte, anfing, mich umzuschauen und mir Rechenschaft über meinen Fortschritt und meine Stellung in der Welt abzulegen, stand ich bereits einer tiefen Zwiespältigkeit in meinem Dasein gegenüber.“ Allein die unstete Ausdrucksweise von Dr. Jekyll, deutet hier bereits auf seine innere Zerrissenheit hin. Letztendlich wird dadurch von Dr. Jekyll eine unvorstellbare Zerstörungskraft, in Form seines dunklen alter Ego Mr. Hyde, frei gesetzt, die beide nicht überleben werden.

Wenn demnach eine Emotion wie Angst, nicht akzeptiert und als natürlicher Bestandteil des einfach Mensch sein integriert wird, verliert man ihr gegenüber jegliche konstruktive Handhabung. Erst dadurch ist man dann seiner Angst ausgeliefert und erst dann führt ihre Präsenz zu inneren Spannungen, die destruktive, Leben erschwerende oder sogar Leben vernichtende Auswirkungen haben können.

Nicht die Angst ist also das Problem, sondern eine fehlende Akzeptanz der Menschlichkeit gegenüber, zu der ganz natürlicherweise auch Angst, Schwäche und Versagen etc. gehören. Für viele Menschen ist aber gerade das Thema Angst ein richtig gehendes no Go. Deshalb wird weder in der Familie, im Freundeskreis, in der Schule, noch allgemein in der Gesellschaft, wirklich darüber gesprochen und schon gar nicht ausreichend intensiv. Dadurch kann natürlich auch kein richtiger Umgang mit der Angst herausgearbeitet oder vermittelt werden. Die Folgen davon erleben wir tagtäglich.

Es ist also dringend erforderlich, dass Menschen in die Lage versetzt werden, ihre Angst und darüber hinaus auch ihre Schwäche und ihr Versagen, akzeptieren zu können. Und das einzige Mittel um Angst, Schwäche und Versagen akzeptieren zu können und damit das einzige Mittel um das einfach Mensch sein zu akzeptieren, ist die Selbstvergebung. Von vielen wird diese Selbstvergebung auch als Selbstvertrauen oder Selbstliebe bezeichnet. Sie hat aber nichts mit einem aufgeblähten Egotrip oder Narzissmus zu tun, der auch wieder nur ein Versuch ist, Angst und Unsicherheit zu verdrängen. Vielmehr handelt es sich hierbei um die Akzeptanz seinem natürlichen unverstellten Selbst gegenüber, also um ein Frieden schließen mit allem, was man ist, weshalb das auch die weniger erwünschten Eigenschaften mit einschließt. Diese Selbstvergebung erlaubt es uns, unsere Angst zu akzeptieren, wodurch zum einen der Verdrängungsdruck entfällt und zum anderen ein Kontakt zur Angst bestehen bleibt, der uns den angemessenen Umgang mit ihr ermöglicht.

Meist ist die Angst in einem Menschen für ihn selbst und für andere nur schwer erkennbar, denn durch die Verdrängung wird sie versteckt. Viele Menschen merken womöglich gar nicht, wie verdreht sie sich, unter dem Druck ihre Angst verdrängen zu wollen, schon verhalten. Und wie cool, überheblich, schlecht gelaunt, aggressiv bis hin zu bösartig sie dadurch z. B. schon geworden sind. Dieser Druck muss jedoch dringend aus dem Zusammenleben der Menschen genommen werden, denn er verdirbt das Leben und erschwert es noch zusätzlich zu den natürlichen Problemen, wie Krankheit, Unfall, etc.

Das einfach Mensch sein muss darum allgemein stärker akzeptiert werden. Dem Sozialwesen Mensch muss der Unterschied zwischen, im negativen Sinne angstfrei sein, und im positiven Sinne angstfrei sein, deutlich gemacht werden. Im negativen Sinne angstfrei ist ein Mensch, wenn er durch die Verdrängung seiner Angst keinen Zugang mehr zu ihr hat. Doch bleibt sie natürlich präsent und übt durch den Versuch der Verdrängung einen gesteigerten Druck auf die betreffende Person aus. Darüber hinaus wird durch die Verdrängung einer natürlichen Emotion, auch der Zugang zu anderen Emotionen, wie etwa dem Mitgefühl etc., verschlechtert.

Im positiven Sinne angstfrei ist ein Mensch, wenn er sich seiner Angst durchaus bewusst ist, aber durch Selbstvergebung über genug innere Kraft verfügt, diese als natürlichen Bestandteil des einfach Mensch sein zu akzeptieren. Selbstvergebung versetzt solch einen Menschen damit in die Lage, mit seiner Angst und somit auch mit seinen übrigen Emotionen, in gesunden Kontakt zu treten. Dadurch kann ein solcher Mensch, frei von innerem Druck, angemessen mit seinen Emotionen auf die Anforderungen des Lebens reagieren. Er ist dann in der Lage, schwierige Situationen entweder allein, mit sich selbst zu klären und Emotionen wie Angst etc. in sich selbst zu befrieden, oder andere Menschen um Hilfe zu bitten. Dadurch ist er nicht mehr gezwungen, andere mit seinen ihm entfremdeten Emotionen, durch unangemessen überhebliches, aggressives oder gar gewalttätiges Verhalten, zu belästigen.

Im Großen und Ganzen gilt also, wer sich wirklich innerlich zufrieden, ruhig und damit gut fühlt, tut auch anderen Gutes. Wer sich wirklich innerlich wohl fühlt, tut anderen wohl. Wer sich dagegen innerlich unwohl fühlt, tut anderen unwohl und wer sich innerlich schlecht fühlt, tut anderen Schlechtes. Das ist einfach logisch. Völlig unlogisch wäre es dagegen, anzunehmen, dass Menschen die sich wirklich innerlich gut fühlen, anderen Schlechtes tun. Es kommt auch nicht darauf an, ob sie sich „gut fühlen“ während sie anderen Mensch Schlechtes tun. Wichtig ist der Moment davor. Der Moment der Intention. Also dann, wenn der Impuls zum „Vorhaben“ entsteht. Und die Intention zu jeder schlechten Tat entsteht aus einem inneren Druck-, Unwohlsein-, Mangel- oder Missempfinden.

Wie richtet man beispielsweise einen Hund darauf ab, aggressiv und „scharf“ zu sein? Mit rosa Decken und Plüschhasen doch bestimmt nicht. Man fügt ihm Schmerz zu und erzeugt so in ihm ein latentes „Schmerzgedächtnis“ und Unwohlsein. Ist denn jemand „glücklich und Herr der Lage“ wenn er unhöflich ist, andere übervorteilt, belügt und betrügt? Oder wenn er sie gar quält und tötet? Logischerweise ist solch ein Mensch, auch wenn die Fassade oftmals trügt, in sich voll Missempfinden, verwundet und völlig wund.

Dass diese Zusammenhänge bisher nicht durchschaut oder deutlich artikuliert wurden, liegt daran, dass wir uns alle vorwerfen lassen müssen, uns zu schnell von Schwäche als natürlichem Teil des Menschseins abzuwenden und zu schnell mit Macht, übergroßem Reichtum und Stärke, als Hinwendung zur Übermenschlichkeit zu liebäugeln. Es wird höchste Zeit dieses rudimentäre Verhalten aus Steinzeit und Mittelalter in uns selbst und damit letztendlich auch innerhalb der gesamten Menschheit abzulegen. Dass sich die Menschheit bisher überhaupt so gut entwickelt hat, trotz dieser Schwächung an ihrer unmittelbaren Basis, zeigt wie stark doch die konstruktive Kraft des Lebens ist.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Menschen, die ihre Angst - und damit einen völlig natürlichen Teil des Menschseins - verdrängen, unter diesem Druck in der Disposition sind, Böses zu tun. Ob sich ein Mensch also nett, neutral, gemein oder böse verhält, hängt demnach im Wesentlichen davon ab, ob er sich selbst seine Angst, seine Schwäche und sein Versagen und damit letztendlich sein einfach Mensch sein, vergeben kann.

1.3 Nicht Teufel sondern Teufelskreis

Der Mensch ist kein Perpetuum mobile des Bösen, d. h. er ist nicht böse aus sich selbst heraus und es gibt auch nichts allgemeingültig Böses in ihm.

Der Mensch wird mit einem gesunden Maß an Angst geboren, die er unbewusst akzeptiert und in den ersten Lebensjahren auch durchaus zeigt und artikuliert. Dadurch ist er befähigt, relativ freimütig und positiv auf eine, für ihn zunächst noch unbekannte und fremde, Umwelt zu zugehen. Dies wird eindrücklich durch einen Versuch des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig bestätigt. Die Wissenschaftler dort, ließen 18 Monate alte Kleinkinder einer ihnen fremden Person dabei zusehen, wie sie mit einem Stapel Bücher in den Händen vergeblich versuchte, einen Schrank zu öffnen. Die Kleinkinder halfen der Person und waren auch in anderen Versuchsanordnungen sofort bereit, anderen Menschen, einfach so, von sich aus, zu helfen. (Michael Kneissler Ich.Ich.Ich PM 02/2012)

Der Mensch wird also zunächst, als im positiven Sinne naives und freimütiges, Lebewesen, geboren. Die gesunde Menge an so genannten Urängsten, die ein Kind mit auf die Welt bringt, ist hierbei sekundär und trägt nicht zur Befähigung Böses zu tun bei. Denn erstens akzeptiert das Kind diese Urängste unbewusst. Zweitens dienen Urängste nur als Impuls zur Artikulation von Grundbedürfnissen, wie etwa Hunger und Durst, oder zum Schutz vor zu aktiven, gefahrenträchtigen Verhaltensweisen. Drittens fällt die Dominanz der Urängste in eine Lebensphase, in der das Lebewesen, allein schon physisch, vollkommen unfähig ist, anderen Böses zu tun. Und viertens verlieren die Urängste mit zunehmendem Lebensalter, im Rahmen einer geistigen Weiterentwicklung und durch gesellschaftlich anerzogene Sozialängste und –zwänge, ihre Dominanz. Also schon lange bevor das Lebewesen über genug Wissen verfügt, um wissentlich, was eine Voraussetzung für das moralisch Böse darstellt, anderen zu schaden.

Nun gelangt der Mensch in eine soziale Außenwelt, die in vielfältiger Weise nach Übermenschlichkeit strebt und deshalb Angst ablehnt, oder zu unterdrücken versucht. Dies erkennt der Mensch im Laufe seiner Entwicklung zunächst intuitiv und empathisch, später auch bewusst, z. B. durch das Verhalten der Individuen in seiner Umwelt. Gleichzeitig gelangt der Mensch in eine soziale Außenwelt, in der er entweder intuitiv und empathisch oder aber sogar am eigenen Leib, die Präsenz böser Taten wahrnimmt. Dies erzeugt nun zusätzlich eine große Angst in ihm, die mit der Summe der erkannten oder erlebten bösen Taten zunimmt. Das sich hinter diesen bösen Taten, mit denen die Außenwelt den Menschen bedrängt, nur unakzeptierte und verdrängte Angst durch ein Streben nach Übermenschlichkeit verbirgt, kann der Mensch zu keiner Zeit seiner Entwicklung wissen, da dies nicht allgemein bekannt ist.

Und immer dann, wenn der Mensch dabei in Entwicklungsphasen eintritt, bei denen er sich in zunehmendem Maße in die Gesellschaft bzw. das Lebensumfeld einzugliedern versucht, wird deutlich, wie stark der Druck seitens der jeweiligen Gesellschaft bzw. des jeweiligen Lebensumfeldes ist. Sind dabei die vom Menschen seitens der Gesellschaft unbewusst oder bewusst wahrgenommen Spannungen, Konflikte, Negativströmungen etc. zu groß und fehlen gleichzeitig adäquaten Ausdrucksformen und Umgangsmöglichkeiten bzgl. dieser Spannungswahrnehmung, gestaltet sich die jeweilige Integrationsphase um so konfliktreicher. So kommt es dann, im Kindergarten zur so genannten „Kratz- und Beißphase“ und Kindergärtnerinnen berichten, dass es dabei mitunter jeden Tag zu Verletzungen von Kindern durch Kinder kommt. Dieses Verhalten der Kinder stellt dabei den hilflosen Versuch dar, den unbewusst wahrgenommenen Druck negativer Tendenzen in der Außenwelt in irgendeiner Form zu verarbeiten. Im Grundschulalter zeigt sich dieser Versuch dann in mehr oder weniger starkem „raufen und prügeln“, oder durch so genanntes „Mobbing“ von Mitschülern, oder aber durch störendes Verhalten im Unterricht etc. Bei Jugendlichen wiederum ist die Phase der „Pubertät“ umso konfliktreicher und schmerzlicher, je größer der Druck und die Negativströmungen sind, die seitens der Gesellschaft wahrgenommen bzw. erkannt werden.

Im Laufe seiner Entwicklung und Bewusstwerdung befindet sich der Mensch damit also mehrfach an einem Scheideweg, dem sich jeder in seinem Leben - vielleicht sogar öfter, täglich, mehrmals täglich - gegenüber sieht. Wie wird er selbst, unter all diesen Einflüssen, mit der Angst in seinem Leben umgehen?

Gelingt es dem Menschen, seine Ängste weiterhin zu akzeptieren, kann er seinen natürlichen Umgang mit ihnen beibehalten, sie handhaben und in sich befrieden. Dann tritt er aus dem beschriebenen Teufelskreis, von verdrängter Angst und Gewalttaten, aus. Dazu muss er jedoch gegen den Druck der sozialen Außenwelt handeln, die Angst, ähnlich wie Schwäche und Versagen, ablehnt und unterdrückt sehen will. Die einzige Möglichkeit dies zu bewältigen, wäre die Selbstvergebung sich selbst und dem einfach Mensch sein gegenüber. Damit muss der Mensch jedoch erneut gegen den Druck der sozialen Außenwelt handeln, die in vielfältiger Weise nach Übermenschlichkeit strebt und dies auch allerorts, in den Medien etc., propagiert.

Aufgrund all dieser Zusammenhänge, ist es kein Wunder, dass die meisten Menschen es nicht schaffen, ihre Angst lebenslang zu akzeptieren. Denn angesichts der Vielzahl von Negativeinflüssen, spricht einfach zuviel dagegen und macht es kaum möglich, diesen Kampf für die eigene Menschlichkeit und das einfach Mensch sein, gewinnen zu können. So gehen viele Menschen im Laufe ihres Lebens dazu über, ihre Angst immer stärker zu verdrängen. Unter dem Druck der verdrängten Angst, kommt es dann zu einer Flucht in Übermenschlichkeits-, Macht- und Gewaltaktionen, auf die im Verlauf dieses Buches noch explizit eingegangen werden wird. Gleichzeitig ist, durch die Unterdrückung der natürlichen Emotion Angst, auch der Zugang zu anderen Emotionen, wie z. B. dem Mitgefühl, geschwächt. Damit sind solche Menschen dann in der Disposition Böses zu tun.

Demnach ist es also die soziale Außenwelt, die den als freimütiges Wesen geborenen Menschen erst in die Disposition Böses zu tun treibt. Auf diesen Sachverhalt wies bereits 1818 die britische Schriftstellerin Mary Wollstonecraft Shelley (1797-1851) in ihrem Roman Frankenstein oder der moderne Prometheus hin. Das vermeintliche Monster ist nach seiner Erschaffung bzw. Geburt im besten Sinne naiv und arglos. Dabei wurde es allein schon durch seine Erschaffung vom menschlichen Schöpfer Viktor Frankenstein für dessen Streben nach Übermenschlichkeit missbraucht. Denn die Menschen begegnen dem Monster, trotz dessen freundlichen Annäherungsversuchen, mit Ablehnung und Feindseligkeit. So berichtet das Monster von sich selbst: „Mir ist´s auf immer versagt, Anteilnahme zu finden. Da ich sie erstmals gesucht, war´s noch in edler tugendhafter Liebe, war´s in dem heißen Wunsche, die Menschen teilhaben zu lassen an all den Gefühlen der Glückseligkeit und Zuneigung, von denen mein ganzes Wesen überströmte!“ Dadurch wird das Monster seelisch verletzt, kann diese Gefühle in seiner Hilflosigkeit jedoch nicht handhaben, wodurch es letztendlich erst zu bösen Taten getrieben wird.

Es sind also die negativen Erfahrungen in der sozialen Außenwelt gepaart mit mangelnder Selbstvergebung, die dazu führen, dass man seiner Umwelt gegenüber eine zunehmende Kampfhaltung einnimmt. So konnten Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gemeinschaftsgüter in Bonn belegen, dass negative soziale Erfahrungen unser Verhalten den Mitmenschen gegenüber verschlechtern, z. B. hin zum Egoismus. Sie ließen Probanden aus London und Bonn bei Gemeinwohlspielen zwischen Eigennutz und sozialem Verhalten wählen. Dabei fielen die Entscheidungen der Londoner signifikant egoistischer aus als die der Bonner. Die Wissenschaftler vermuten hierbei, dass die Teilnehmer aus der Großstadt London ein pessimistischeres Menschenbild haben als die Teilnehmer aus dem beschaulichen Ort Bonn. Als nun vor dem nächsten Spieldurchgang den Bonner Teilnehmern mitgeteilt wurde, wie egoistisch sich die Londoner Gruppe verhalten hatte, stieg im folgenden Spieldurchgang auch bei den Bonnern sofort das egoistische Verhalten an. Damit ist es die durch Erfahrungswerte gewachsene Erwartungshaltung an die Umwelt, die unser Verhalten beeinflusst. (Michael Kneissler Ich.Ich.Ich. PM 02/2012)

Hier schließt sich also der Teufelskreis. Die negativen sozialen Erfahrungen, die man sammelt, führen zu einem negativen Umgang mit der Welt, die dann gerade erst aufgrund dieses negativierten Verhaltens noch weiter verschlechtert wird. Wenn man also nicht die Selbstvergebung aufbringt, um die Angst die die negativen Taten der Außenwelt in einem erzeugen, in sich selbst zu befrieden, wird man demnach auch selbst dazu beitragen die Welt zu erhalten, die man eigentlich nie wollte.

Der einzige Ausweg aus dieser Angst – Böse Taten Spirale, bleibt die Selbstvergebung. Denn nur indem man sich selbst vergibt, dass man einfach nur ein Mensch ist, nicht mehr und nicht weniger, kann man seine Angst, seine Schwäche und sein Versagen akzeptieren. Dann entfällt der innere Druck des Übermenschlichkeitsstrebens und macht Platz für Mitgefühl sich selbst und anderen Menschen gegenüber, und zwar durch Vergebung für das einfach Mensch sein.

Menschen, die nicht genug Selbstvergebung aufbringen, um ihr einfach Mensch sein zu akzeptieren, sind für andere ein Joch. Denn um ihre Ängste und Schwächen zu verdrängen, werden sie sich selbst permanent überhöhen, und/oder andere klein machen müssen, und/oder durch Machtaktionen Böses tun.