Eine Untersuchung der Gründe für die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD-Reichstagsfraktion am 4. August 1914 - Stefan Ruhnke - E-Book

Eine Untersuchung der Gründe für die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD-Reichstagsfraktion am 4. August 1914 E-Book

Stefan Ruhnke

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2007
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Neuere Geschichte, Note: 1,7, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Historisches Institut), Veranstaltung: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dieser Arbeit möchte ich versuchen, die verschiedenen situativen Bedingungen und Gründe herauszuarbeiten, die die Entscheidung der SPD erklären können. Zuerst erscheint es mir dabei sinnvoll, relevante parteigeschichtliche Tendenzen zu untersuchen, die zum Verständnis der Kreditbewilligung beitragen können, bevor ich auf Faktoren zu sprechen kommen werde, die erst in den Tagen vor der Bewilligung ihren Einfluss entfalteten. Da sich einige dieser Faktoren aber ebenfalls schon in den Jahren vor 1914 herausbildeten, werde ich bei ihrer Untersuchung auf die jeweilige Entwicklung dieser Faktoren eingehen müssen. Auch wenn im Rahmen dieser Arbeit die verschiedenen Gründe und Umstände, die die SPD-Fraktion in ihrer Entscheidung beeinflussten, getrennt in einzelnen Kapiteln behandelt werden, darf man nicht vergessen, dass – wie Susanne Miller es ausdrückt – die Gründe für die Bewilligung der Kriegskredite „in ihrem Ensemble gesehen werden müssen“1, da für jedes der 78 Fraktionsmitglieder, die am 3. August in der Fraktionssitzung bei 14 Gegenstimmen für eine Bewilligung votierten, verschiedene Gründe eine unterschiedlich starke Bedeutung hatten.

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.
2. Ein parteigeschichtlicher Faktor: Der gewachsene Einfluss des Reformismus
3. Das Scheitern der Antikriegspolitik der II. Sozialistischen Internationale
4. Der Einfluss der Reichsregierung und Mitgliedern des rechten Fraktionsflügels
5. Der Glaube an einen Verteidigungskrieg und der Antizarismus als Faktoren für
6. Die Kriegskreditbewilligung als Patriotismusbeweis und Chance zur
7. Die Bedeutung des gewerkschaftlichen Burgfriedens und der Repressions- und
8. Schlussbemerkung

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1. Einleitung

Am 4. August 1914 bewilligte die SPD-Reichstagsfraktion, wie auch alle anderen im Reichstag vertretenen Parteien, einstimmig und bedingungslos die von der Regierung des Kaiserreiches geforderten Kriegskredite und begann damit an diesem Tag ihre den ersten Weltkrieg andauernde Politik des Burgfriedens mit der Reichsregierung. Die Entscheidung der Reichstagsfraktion für die Kriegskredite bedeutet für die deutsche Sozialdemokratie in mancherlei Hinsicht eine historische Zäsur mit bedeutenden Auswirkungen nicht nur für die eigene Partei.

So wurde zum Beispiel die gerade für Kriegsfälle avisierte internationale Zusammenarbeit der SPD mit anderen sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien Europas am 4. August zugunsten einer Ausrichtung nach nationalen Interessen aufgegeben. Die Entscheidung für die Kreditbewilligung stellt auch einen bedeutenden Sieg des reformistischen Parteiflügels in der Partei dar und unterstreicht den innerparteilichen Wandel der SPD in den Vorkriegsjahren. Obwohl die ersten Kriegskredite auch noch von der parteiinternen Gegnern der Kreditannahme aus Fraktionsdisziplin bewilligt wurden, entzündete sich an der Frage der Kriegskredite und der Burgfriedenspolitik nicht zuletzt ein Positionsstreit innerhalb der Partei, der im Laufe des Krieges zur Parteispaltung führte und in der Gründung der KPD resultierte. Diese Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung blieb gerade für Stabilität die Weimarer Republik nicht ohne Folgen1. Doch die Auswirkungen der am 4. August 1914 durch die SPD begonnene Politik des Burgfriedens sollten schon in den folgenden Jahren spürbar werden, da die Reichsregierung ihren stärksten innenpolitischen Kritiker verlor und somit über vier lange Jahre einen grausamen Krieg führen konnte.

Gerade als einziger politischer Repräsentant der im deutschen Kaiserreich unterprivilegierten deutschen Arbeiterschaft und als langjährig verfolgte und verfemte Partei, ist die Entscheidung zu einer bedingungslosen Annahme der Kriegskredite eine auf den ersten Blick überraschende und unverständliche Abkehr von der bis dahin

1Gerhard A. Ritter: „Arbeiterbewegung, Parteien und Parlamentarismus“, Göttingen, 1976, S. 50.

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scheinbar parteitypischen Oppositionshaltung zur Politik des Kaiserreiches. Überraschend wirkte die Entscheidung der SPD-Fraktion ebenfalls, weil die Partei noch wenige Tage zuvor Demonstrationen im ganzen Reich organisierte, auf denen Menschenmassen gegen den nahenden Krieg protestierten.

Aufgrund dieses scheinbaren Bruchs mit der traditionellen Parteilinie und den unbestrittenen Auswirkungen auf den Verlauf der deutschen Geschichte ist die Kriegskreditbewilligung bereits in zahlreichen historischer Publikationen kontrovers diskutiert worden. So sehr die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD-Fraktion viele Deutsche am 4. August 1914 erstaunt hat, gibt es doch zahlreiche Erklärungen für diese Entscheidung. Gründe für die Bewilligung der Kredite sind sowohl in der Zeit unmittelbar vor und nach Kriegsausbruch, als auch in der längerfristigen Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie vor 1914 zu finden.