8,49 €
Dieses Buch ist in einfacher Sprache geschrieben. Bei der Übersetzung in einfache Sprache folgen wir weitgehend der Norm DIN 8581-1. Das Buch eignet sich für Leserinnen und Leser, die eine eingeschränkte Lesefähigkeit haben (LRS), Deutsch als Zweitsprache lernen, mit komplexen Texten Schwierigkeiten haben oder einfach ein Buch in kompakter, lesefreundlicher Form genießen wollen. "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens, auch bekannt unter dem Originaltitel "A Christmas Carol", ist eine der bekanntesten und beliebtesten Geschichten, die jemals über das Weihnachtsfest geschrieben worden sind. Die Novelle, erstmals 1843 veröffentlicht, erzählt die Geschichte von Ebenezer Scrooge, einem geizigen und verbitterten alten Mann, der Weihnachten verachtet. Die Handlung beginnt am Weihnachtsabend, als Scrooge von seinem fröhlichen Neffen Fred besucht wird, der ihn zu seinem Weihnachtsfest einlädt. Scrooge lehnt ab und verbringt den Abend allein in seinem Haus. Später erscheint der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley, der in Ketten gefesselt ist – eine Strafe für seine eigene Gier und Selbstsucht im Leben. Marley warnt Scrooge, dass er dasselbe Schicksal erleiden könnte, wenn er sich nicht ändert, und kündigt die Besuche von drei weiteren Geistern an. In dieser Nacht wird Scrooge nacheinander von drei Geistern heimgesucht: dem Geist der vergangenen Weihnacht, der Geist der gegenwärtigen Weihnacht und der Geist der zukünftigen Weihnacht. Jeder Geist zeigt ihm Szenen, die ihn reflektieren und erkennen lassen, wie seine Handlungen andere Menschen beeinflussen. "Eine Weihnachtsgeschichte" bleibt eine zeitlose Botschaft über die Bedeutung von Großzügigkeit und die Macht der persönlichen Transformation. Es ist eine herzerwärmende Erzählung, die die Freude am Geben betont.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Inhaltsverzeichnis
Marleys Geist
Der erste Geist
Der zweite Geist
Der letzte Geist
Das Ende
Impressum
Marley ist tot. Das steht fest. Der Todes-Schein wird von allen wichtigen Personen unterschrieben: dem Pfarrer, dem Leichenbestatter und den nahen Verwandten. Scrooge unterschreibt ebenfalls. Marley ist so tot wie ein Mensch nur tot sein kann.
Hat Scrooge gewusst, dass Marley tot ist? Natürlich. Scrooge und Marley sind seit vielen Jahren Partner. Scrooge ist Marleys Verwalter, Erbe und Freund. Trotzdem lässt sich Scrooge am Beerdigungstag nicht davon abhalten, ein guter Geschäftsmann zu sein und einen guten Handel abzuschließen.
Der Tod von Marley ist wichtig für die Geschichte, die ich erzählen werde. Scrooge lässt Marleys Namen nie entfernen. Auch Jahre später steht über der Türe des Lagers noch „Scrooge und Marley“. Die Firma heißt so. Leute, die Scrooge nicht kennen, nennen ihn manchmal Scrooge und manchmal Marley, aber ihm ist das egal.
Scrooge ist ein Geizkragen. Er ist ein harter Mann. Die Kälte in seinem Herzen macht ihn steif und hart. Seine Gesichtszüge sind starr, seine Nase spitz, sein Gesicht runzelig, sein Gang steif. Kein Wetter kann ihm etwas anhaben. Der schlimmste Regen, Schnee oder Hagel sind nichts im Vergleich zu ihm.
Niemand kommt Scrooge auf der Straße entgegen und fragt ihn freundlich: „Wie geht es Ihnen, wann besuchen Sie mich mal?“ Kein Bettler bittet ihn um eine Kleinigkeit, kein Kind fragt ihn nach der Uhrzeit und niemand fragt ihn nach dem Weg.
Das stört Scrooge nicht. Er mag es, allein seinen Weg durch das Leben zu gehen und allen menschlichen Gefühlen fernzubleiben.
Es ist Weihnachten. Scrooge sitzt in seinem Büro. Draußen ist es eisig kalt und neblig. Er hört die Leute im Hof, wie sie auf und ab gehen, ihre Hände aneinanderschlagen und mit den Füßen stampfen, um sich zu wärmen. Es ist erst drei Uhr, aber es ist schon ganz dunkel. Der ganze Tag ist trüb gewesen und die Kerzen in den Fenstern der benachbarten Büros flackern wie rote Flecken in der dichten, braunen Luft. Der Nebel dringt durch jede Spalte und jedes Schlüsselloch. Die gegenüberliegenden Häuser im kleinen Hof sehen wie Geister aus.
Die Türe von Scrooges Büro steht offen, damit er seinen Mitarbeiter beobachten kann, der in einem feuchten, kleinen Raum Briefe kopiert. Scrooge hat nur ein kleines Feuer, während das Feuer seines Mitarbeiters so klein ist, dass es wie eine einzige Glut aussieht. Der Mitarbeiter kann kein neues Holz holen, da das Holz in Scrooges Raum liegt. Der Mitarbeiter wickelt sich seinen weißen Schal um und versucht, sich am Licht zu wärmen, was jedoch nicht funktioniert.
„Fröhliche Weihnachten, Onkel, Gott erhalte Sie!“ ruft eine heitere Stimme. Es ist Scrooges Neffe, der so schnell hereingekommen ist, dass dieser Gruß das erste ist, was man von ihm hört.
„Pah,“ sagt Scrooge, „dummes Zeug!“
Das Gesicht seines Neffen ist rot und hübsch, seine Augen glänzen und sein Atem raucht.
„Weihnachten dummes Zeug, Onkel?“ fragt der Neffe. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.“
„Es ist mein Ernst,“ sagt Scrooge. „Fröhliche Weihnachten? Was für einen Grund hast du, fröhlich zu sein? Du bist arm genug.“
„Nun,“ antwortet der Neffe heiter, „was für ein Recht haben Sie, mürrisch zu sein? Sie sind reich genug.“
Scrooge, der im Moment keine bessere Antwort hat, sagt noch einmal „Pah!“ und brummt „Dummes Zeug!“
„Seien Sie nicht böse, Onkel,“ sagt der Neffe.
„Was soll ich anderes sein,“ antwortet der Onkel, „wenn ich in einer Welt voller Narren lebe? Fröhliche Weihnachten! Der Henker hole die fröhlichen Weihnachten! Was ist Weihnachten für dich anderes als eine Zeit, in der du Rechnungen bezahlen sollst, ohne Geld zu haben? Wenn es nach mir geht,“ fügt Scrooge heftig hinzu, „soll jeder Narr, der mit «Fröhliche Weihnachten» herumläuft, mit seinem eigenen Pudding gekocht und mit einem Palmen-Zweig im Herzen begraben werden.“
„Onkel!“ bittet der Neffe.
„Neffe,“ antwortet der Onkel erbost, „feiere du Weihnachten nach deiner Art und lass mich Weihnachten nach meiner Art feiern.“
„Feiern!“ wiederholt Scrooges Neffe. „Aber Sie feiern es ja nicht.“
„Lass mich damit in Ruhe,“ brummt Scrooge.
Doch der Neffe sagt: „Ich bin sicher, dass Weihnachten eine gute Zeit ist. Eine liebe Zeit, eine Zeit der Vergebung und Barmherzigkeit. Es ist die einzige Zeit im ganzen Jahr, in der Menschen ihre verschlossenen Herzen auftun und andere Menschen ansehen, als wären sie wirklich Reisegefährten auf dem Weg zum Grab. Daher glaube ich, auch wenn es mir noch nie Geld gebracht hat, dass es mir Gutes getan hat und tun wird. Und ich sage: Gott segne das Weihnachtsfest!‘“
Der Diener im kleinen Raum applaudiert unwillkürlich, merkt aber schnell, dass sein Verhalten unpassend ist.
„Wenn du mir noch einmal so etwas sagst,“ sagt Scrooge, „feierst du deine Weihnachten mit dem Verlust deiner Stelle.“ Er fügt hinzu: „Du bist ein großartiger Redner. Es wundert mich, dass du noch nicht ins Parlament gekommen bist!“
„Sei nicht böse, Onkel. Komm morgen mit uns essen.“
Scrooge sagt sehr deutlich, dass er nicht kommen wird.
„Warum?“ fragt der Neffe. „Warum denn?“
„Warum hast du geheiratet?“ fragt Scrooge.
„Weil ich mich verliebt habe.“
„Weil er sich verliebt hat!“ brummt Scrooge. „Guten Abend!“
„Aber Onkel, Sie haben mich noch nie besucht. Warum wollen Sie mich jetzt nicht besuchen?“
„Guten Abend!“ sagt Scrooge.
„Ich verlange nichts von Ihnen. Warum können wir nicht gute Freunde sein?“
„Guten Abend!“ sagt Scrooge.
„Es tut mir leid, dass Sie so hartnäckig sind. Ich will Weihnachten ehren und meine Weihnachtsstimmung behalten. Fröhliche Weihnachten, Onkel!“
„Guten Abend!“ sagt Scrooge.
„Und ein glückliches Neujahr!“
„Guten Abend!“ sagt Scrooge.
Der Neffe verlässt das Zimmer ohne ein böses Wort. An der Haustüre begrüßt er einen Mitarbeiter freundlich, der den Gruß ebenso freundlich zurückgibt.
„Das ist auch so ein Kerl!“ brummt Scrooge. „Mein Mitarbeiter, der fünfzehn Shilling die Woche verdient, spricht von fröhlichen Weihnachten. Ich werde verrückt.“
Der Mitarbeiter hat zwei andere Herren eingelassen. Es sind wohlgekleidete Herren, die jetzt in Scrooges Büro stehen. Sie haben Bücher und Papiere unter dem Arm und verbeugen sich.
„Scrooge und Marley, glaube ich,“ sagt einer der Herren. „Habe ich die Ehre, mit Herr Scrooge oder Herr Marley zu sprechen?“
„Herr Marley ist seit sieben Jahren tot,“ antwortet Scrooge. „Er ist heute vor sieben Jahren gestorben.“
„Wir hoffen, dass der überlebende Partner genauso großzügig ist,“ sagt der Herr.
Er hat recht, denn Marley und Scrooge sind verwandte Seelen gewesen. Als das Wort „großzügig“ fällt, runzelt Scrooge die Stirn.
„An diesem festlichen Tag, Herr Scrooge,“ sagt der Herr, „ist es besonders wichtig, sich um die Armen zu kümmern. Viele haben nicht einmal das Nötigste zum Leben.“
„Gibt es keine Gefängnisse?“ fragt Scrooge.
„Es gibt mehr als genug Gefängnisse,“ sagt der Herr.
„Und die Armenhäuser? Bestehen die noch?“ fragt Scrooge.
„Ja,“ antwortet der Herr, „aber ich wünsche mir, dass sie weniger gebraucht werden.“
„Tretmühle und Armengesetz sind also noch in Kraft?“ fragt Scrooge.
„Ja, beide,“ sagt der Herr.
„Das ist gut,“ sagt Scrooge. „Ich habe gefürchtet, dass sie in ihrer Arbeit behindert werden.“
„Wir wissen,“ antwortet der Herr, „dass diese Einrichtungen den Armen nicht wirklich helfen. Deshalb organisieren wir eine Sammlung, um ihnen Essen und Brennmaterial zu besorgen. Wir wählen diese Zeit, weil der Mangel am bittersten ist. Wie viel darf ich für Sie aufschreiben?“
„Nichts,“ antwortet Scrooge.
„Wollen Sie anonym bleiben?“
„Ich will, dass man mich in Ruhe lässt,“ sagt Scrooge. „Ich freue mich selbst nicht an Weihnachten und habe nicht das Geld, um anderen eine Freude zu machen. Ich trage meinen Teil zur Finanzierung der Einrichtungen bei, die ich genannt habe. Sie kosten genug und wer es schlecht hat, kann dorthin gehen!“
„Viele können das nicht,“ sagt der Herr. „Viele würden eher sterben.“
„Wenn sie eher sterben,“ sagt Scrooge, „so ist das gut. Sie verkleinern damit die überflüssige Bevölkerung.