Einfluss - Johanna Knaus - E-Book

Einfluss E-Book

Johanna Knaus

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Beschreibung

Welchen Einfluss kann ich als Einzelne:r ausüben? Und worauf? Wie viel Einfluss darf ich auf andere nehmen? Und wer beeinflusst eigentlich mich? Diese und viele weitere Fragen beantworten die Autor:innen aus ihrer jeweiligen Berufserfahrung: Wir haben immer eine Wahl, wie wir unser Umfeld gestalten. Wir müssen uns unserer eigenen Wirksamkeit bewusst werden und Verantwortung für unser Handeln übernehmen. Dadurch, dass wir für unsere Überzeugungen einstehen und diese kritisch reflektieren, stiften wir Sinn in unserem Leben – individuell und kollektiv. Und üben so positiven Einfluss aus. Mit Texten von: Johanna Knaus, Werberin; Simon Mraz, Kulturdiplomat; Sabine Pelzmann, Unternehmensberaterin; Florian Schlemmer, Kinderarzt; Carola Schneider, Journalistin

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Seitenzahl: 134

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Einfluss

Johanna Knaus

Simon Mraz

Sabine Pelzmann

Florian Schlemmer

Carola Schneider

Inhalt

Unser Einfluss – eine multiperspektivische Einleitung

Werben mit Haltung Johanna Knaus

Einfluss – Kunst – Diplomatie Simon Mraz

Bewusstsein im Business Sabine Pelzmann

Jugend und Eltern stärken Florian Schlemmer

Horizonterweiterung durch Information und Wissen Carola Schneider

Es gibt kein Rezept für Einflussnahme – ein polyphones Plädoyer

Anmerkungen

Unser Einfluss – eine multiperspektivische Einleitung

Wir alle leben in einer krisengeschüttelten Welt und sehen uns täglich mit einer Informations- und Meinungsflut konfrontiert. Unser Zusammenleben fühlt sich immer komplexer an, die ökologischen, ökonomischen und sozialen Umwälzungen und die exponentiellen technischen Entwicklungen bringen unsere zerebralen Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeiten an ihre Grenzen.

Die Fülle der auf uns einprasselnden Sichtweisen und Meinungen, aber auch Ereignisse, die außerhalb unseres Einflussbereichs liegen, wie internationale Konflikte oder beispielsweise die Corona-Pandemie, lassen uns oft mit einem Ohnmachtsgefühl zurück: Was kann ich selbst in dieser komplexen Welt bewirken? Wem darf ich Glauben schenken? Welche Entscheidungen sind zu treffen? Was passiert, wenn ich mich falsch entscheide? Hat es denn im Angesicht all der Krisen überhaupt einen Sinn, sich für seine Vorstellungen zu engagieren?

Wir fünf Autor:innen haben uns vor dem Hintergrund dieser und unzähliger anderer brennenden Fragen zusammengefunden, um uns mit unserem individuellen Einfluss auseinanderzusetzen. Auf Basis unserer unterschiedlichen beruflichen Felder haben wir fünf sehr persönlich und auch entlang unseres individuellen Verständnisses unserer Berufstätigkeit und unserer Werthaltungen die Möglichkeiten – und auch die Grenzen – unserer Einflussnahme reflektiert.

Wir möchten unseren Leser:innen mit diesem Buch Mut machen, selbst Einfluss zu nehmen, sich einzubringen und den eigenen Gestaltungsbereich zu nützen. Das halten wir für eine Conditio sine qua non, um den aktuellen Problemen unserer Gesellschaft konstruktiv entgegentreten zu können und das eigene Leben selbst zu gestalten, anstatt von äußeren Ereignissen und Sichtweisen „getrieben“ zu sein.

Einfluss zu nehmen ist für uns eine individuelle Verantwortung, aber auch ein dialogisches und gemeinsames Unterfangen. Deshalb ist das Schlusswort dieses Buches aus einem gemeinsamen Gespräch von uns Autor:innen an einem sonnigen Nachmittag am Wörthersee hervorgegangen. Die Beschäftigung mit unseren Möglichkeiten hat uns mehr Klarheit über den Horizont unserer Einflussnahme gebracht.

Und diese Beschäftigung hat uns außerdem dazu inspiriert, unseren Einfluss zu leben – in dem Bewusstsein, dass es um das richtige Maß des Einflusses geht und dass diesem zuweilen auch Grenzen gesetzt sind.

Vielleicht ergeht es Ihnen wie uns!

Werben mit Haltung Johanna Knaus

Die Themen Einfluss und Einflussnahme begleiten mich in unterschiedlicher Weise schon lange. Im Zuge meines Studiums waren es sozial- und wirtschaftspsychologische Theorien, mit denen ich mich auseinandersetzte. Dann kam der Sprung in die Praxis. Ich begann, als Kundenberaterin in einer Werbeagentur zu arbeiten und beschäftigte mich ab dem Zeitpunkt berufsimmanent ständig mit diesen Themen. Der folgende Beitrag soll aber weder ein Rezitieren psychologischer Fachliteratur darstellen noch die Faktoren der Einflussnahme in der Werbung beschreiben. Warum auch? Dazu gibt es haufenweise Literatur. Und dass es in der Werbung um Beeinflussung geht, ist nun beileibe nichts Neues. Denn Beeinflussung ist dort das ureigene Ziel, der Zweck dieses Berufszweigs. So sollen potenzielle Konsument:innen durch positive Assoziationen über Werbebilder dazu angeregt werden, eine bestimmte Marke, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu kaufen. In den sozialen Medien trägt der „Influencer“ die Beeinflussung sogar ganz unverfroren im Namen. Mein Beitrag soll aber auch keine wissenschaftliche Abhandlung des Einflusses aus psychologischer Sicht sein, sondern meine persönlichen Gedanken dazu widerspiegeln – also eine individuelle Reflexion meiner persönlichen Einflussnahme.

Ich beschreibe hier meine Formen der Einflussnahme im beruflichen Umfeld. Diese finden zwar im spezifischen Kontext einer Werbeagentur statt, lassen sich aber (so hoffe ich) auch auf andere Arbeitsfelder übertragen, wo Menschen in Teams zusammenarbeiten. Ich möchte mich auf die positiven, konstruktiven Aspekte von Einflussnahme konzentrieren, mir meine dahingehenden Möglichkeiten und Erfahrungen genauer ansehen und kritisch reflektieren. Folgende Fragen stehen im Zentrum: Was bedeutet Einfluss bzw. Einflussnahme für mich? Wo kann ich Einfluss nehmen? Wie nehme ich Einfluss? Wo wird auf mich Einfluss genommen und wie kann ich mich davon abgrenzen?

Einfluss nehmen! Will ich das überhaupt?

Einfluss und Einflussnahme finden in vielen Kontexten und auf vielen Ebenen statt – privat, beruflich, gesellschaftlich, medial. Wir Menschen sind, in Gesellschaft lebend, tagtäglich unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt. In Paarbeziehungen und Freundschaften, in der Familie und im beruflichen Umfeld. Abseits dieser direkten Interaktionen sind wir klarerweise auch durch die Inhalte unterschiedlichster Medien, die wir konsumieren, beeinflusst: von Zeitungen und Büchern, von Filmen und Serien, von diversem Online- und Social Media-Content. Und auch davon, wo wir leben und wie wir aufgewachsen sind.

In jeder Interaktion, die wir mit Menschen eingehen, sei es in einer kollegialen, freundschaftlichen oder partnerschaftlichen, werden wir nicht nur beeinflusst, sondern nehmen selbst auch Einfluss. Auf Stimmungen, Einstellungen, Meinungen und Handlungen anderer. Das tun wir durch die Dinge, die wir sagen oder auch nicht sagen. Manchmal kann auch schon unsere bloße Anwesenheit ausreichen, um eine Situation zu beeinflussen. Im Grunde ist jede:r von uns von jeder:jedem beeinflusst und diese Interdependenz (gegenseitige Abhängigkeit) ist zentraler Bestandteil menschlicher Natur.1 Wir kommen dem Einfluss und dem Einflussnehmen also nicht aus. Insofern ist es keine Frage des Wollens. Die Frage, ob ich Einfluss ausüben will, stellt sich also gar nicht, weil ich das unbewusst – im Sinne von unbeabsichtigt – ohnehin ständig tue.

Wie sieht es aber mit unserer aktiven, bewussten Einflussnahme aus? Für die können wir uns sehr wohl entscheiden und sie auch entsprechend ausgestalten. Das klingt nun zunächst nicht sehr angenehm, weil damit vielleicht Manipulation und ähnlich Negatives assoziiert wird. Und ja, diese Ausprägungen gibt es natürlich. Ich will mich dem Thema aber über einen konstruktiven Zugang nähern und mich den positiven Aspekten der Einflussnahme widmen. Und ob Einfluss positiv ist oder nicht, hat viel mit der Intention zu tun, mit der wir Einfluss nehmen. Anders ausgedrückt: Es geht um die Haltung, aus der heraus wir Einfluss nehmen. Das Wie ist also die entscheidende Frage: Geht es nur um meinen persönlichen Vorteil oder hat der:die andere auch etwas davon? Geht es um Vorteile für das Kollektiv, die Gemeinschaft – oder geht es nur um mich?

Arbeitsfeld Werbeagentur

Um nachvollziehbar zu machen, wie ich in meinem beruflichen Umfeld (positiven) Einfluss nehmen kann, möchte ich diesen Arbeitskontext kurz beschreiben. Wie funktioniert das System „Werbeagentur“? Was sind die Aufgaben der Kundenberatung? Wie ist die Arbeit organisiert und was ist meine Rolle dabei? Auf welchen Ebenen kann ich Einfluss nehmen? Und wo sind Grenzen gesetzt?

Die Rolle und der Stellenwert von Werbeagenturen haben sich im Laufe der Zeit verändert. Vor 20-30 Jahren waren Agenturen unangefochtene Werbeexperten, haben sich auch entsprechend als solche stilisiert und den Kund:innen von oben herab die Regeln und Mechanismen der Werbewelt erklärt. Aus dieser Machtposition heraus hatten sie auch einen entsprechenden Einfluss, der sicher größer war als heute. Und waren damit einhergehend auch freier und unabhängiger bei der Ausarbeitung von Kampagnen. Diese Rolle hat sich unter anderem durch die zunehmende Professionalisierung der Marketingabteilungen auf Kund:innenseite gewandelt. Die Kampagnenbriefings sind sehr viel konkreter geworden. Der Aktionskorridor, in dem man kreativ sein kann, wurde schmaler, die fertige Kampagne muss dafür heute umso schneller fertig sein.

Durch diese Schnelligkeit, den sich verändernden Arbeitsmarkt und die sich wandelnde Arbeitswelt musste und muss sich auch die Art der Zusammenarbeit zwischen Kund:innen und Agenturen ändern. Als problemorientiert-interaktive Dienstleistungsunternehmen2 zeichnen sich Werbeagenturen heute durch eine enge Zusammenarbeit mit den Kund:innen aus. So liefern diese nicht nur das Briefing für die Kampagne, sondern steuern in weiterer Folge durch ihre Vorstellungen, Wünsche und Feedbacks auch den Prozess der Kampagnenausarbeitung, sind also am Ergebnis durch ihre ständige Einflussnahme beteiligt. Der Interaktion zwischen Kund:innen und Agentur kommt daher eine entsprechend hohe Bedeutung für einen erfolgreichen Abschluss der Dienstleistung (= erfolgreiche Ausstrahlung der Kampagne) zu. Im Gegensatz dazu werden andere Dienstleistungen ohne interaktive Kund:innenbeteiligung finalisiert und konsumiert: z. B. Friseur-, Restaurantbesuch, Autowerkstatt etc. – abgesehen von möglichen kritischen Kommentaren zwischendurch.

Um das Ausmaß dieser Interaktion in meinem Berufsfeld zu verstehen, finde ich es auch wichtig, die innere Struktur einer Werbeagentur zu kennen.

Eine Werbeagentur besteht aus zwei relevanten Säulen: Kreation und Kundenberatung. Der Kreation stehen die Creative Directors (CDs) vor. Sie treffen die finalen Entscheidungen über den kreativen Output und führen ihre Teams, die in den Bereichen Grafikdesign, Art Direction, sowie Text und Konzeption arbeiten. Die Kundenberatung auf der anderen Seite ist die direkte Schnittstelle zwischen Kund:innen und Agentur, bei ihr laufen alle Fäden zusammen. Als Berater:in agiert man auf drei Ebenen: 1. intern mit der Kreation (und anderen am Prozess beteiligten Personen), 2. extern mit Kund:innen (Auftraggeber:innen) und 3. mit verschiedenen Partner:innen und Lieferant:innen: Media- und Digitalen Agenturen, Digitalen Partner:innen, Fotograf:innen, Filmproduktionen, Tonstudios, Illustrator:innen, Programmierer:innen, Bildretuscheur:innen etc.

Ich habe also den ganzen Tag mit Menschen zu tun. Interagiere und kommuniziere auf unterschiedlichsten Ebenen und Kanälen: in Live- und Online-Meetings, per Telefon und Mail sowie in diversen, informellen Gesprächen mit Kolleg:innen zwischendurch. Dabei agiere auch ich selbst in unterschiedlichen Rollen: als Dienstleisterin gegenüber den Kund:innen, als Führungskraft im Beratungsteam, als Projektmanagerin gegenüber der Kreation, als Auftraggeberin gegenüber Tonstudios und Filmproduktionen, als Kollegin im Agenturgefüge, als Mitarbeiterin gegenüber der Geschäftsführung etc. Ich arbeite mit vielen unterschiedlichen Personen zusammen, die unterschiedlichste Bedürfnisse haben. Und bin, in diesem intensiven Austausch mit Menschen, auch vielen Emotionen ausgesetzt. So schön und bunt und schillernd das Agenturleben oft sein kann, so fordernd und anstrengend ist es gleichzeitig auch. Neben dem ständigen, vielfältigen Kommunizieren ist der Großteil meines Arbeitstages durch die Aufträge und Wünsche der Kund:innen strukturiert, also fremdbestimmt. Denn die formalen Rahmenbedingungen, vor allem die Timings, sind klar vorgegeben, müssen eingehalten werden und treiben den Tag voran. Was kann ich in dem System „Werbeagentur“ selbst bestimmen? Wo kann ich selbstbestimmt agieren?

Ich nehme täglich Einfluss

Einfluss zu nehmen ist ein notwendiger Teil meiner täglichen Arbeit, da die erforderlichen Resultate (eine erfolgreiche Kampagne zu produzieren und zufriedene Kund:innen zu haben) sonst nicht zu erreichen wären. So müssen wir (mein Team und ich) Kund:innen davon überzeugen, einen bestimmten Weg einzuschlagen, nicht zu viel Zeit in Entscheidungsprozessen zu verlieren und die Kampagnen zu kaufen, damit wir sie umsetzen können. In der Umsetzung der Kampagnen müssen wir steten Einfluss darauf nehmen, dass Deadlines eingehalten werden, dass eine Kampagne rechtzeitig freigegeben wird, dass Layouts rasch und zeitgerecht überarbeitet werden. Außerdem müssen wir als letzte Kontrollinstanz auf die Kreation einwirken, dass das Kundenfeedback korrekt eingearbeitet wurde, dass sich keine Fehler eingeschlichen haben etc.

Ich leite ein Team mit mehreren Personen und muss daher auch als Führungskraft aktiv werden. Führung ist ein Interaktionsprozess, in dem eine absichtlich soziale Einflussnahme von Personen auf andere Personen erfolgt, mit dem Ziel, gemeinsame Aufgaben im Arbeitskontext zu erfüllen.3 Ich muss also Einfluss auf Aufgabenverteilungen und den Aufbau von Strukturen nehmen, sowie bestimmte Prozesse definieren. Auch muss ich Einfluss darauf ausüben, dass einzelne Projekte nicht nach einem stereotypen Muster abgearbeitet, sondern projektspezifisch behandelt werden. Oder, dass wir proaktiv nach Lösungsvorschlägen suchen bzw. dass wir aus Agentursicht andere Perspektiven auf bestimmte Themen einbringen.

Ich wirke kurz gesagt im Zuge der jobimmanenten Aufgaben und klassischen Führungsaufgaben auf mein Umfeld ein, um die kleinen und großen Arbeitsziele im Joballtag zu erreichen. Ein Einfluss also, den ich nicht nur wahrnehmen kann, sondern wahrnehmen muss. Aber es geht nicht nur darum, dass man diese Arbeitsziele erreicht, sondern auch darum, wie man sie erreicht. Denn wie man das Arbeitspensum bewältigt und wie man dabei auf sein Umfeld einwirkt, finde ich ungleich relevanter. Agiere ich direktiv oder kooperativ? Werde ich laut oder versuche ich auch in Konfliktsituationen, sachlich zu bleiben? Suche ich den Streit oder das Gespräch? Es geht also um die Qualität der beruflichen Zusammenarbeit, die ich mittels persönlicher Einflussnahme steuere. Denn diese kann ich selbst bestimmen!

Entscheidend ist die Haltung

Die Art, das Wie der persönlichen Einflussnahme ist ganz stark durch die Haltung bestimmt, die wir anderen gegenüber haben bzw. einnehmen. Wie nehme ich mein Gegenüber (meine Kolleg:innen) wahr? Wie trete ich anderen (meinen Kund:innen) gegenüber? Die Haltung, mit der ich in Interaktionen gehe, bestimmt, wie ich mich in weiterer Folge verhalte und kommuniziere. Sie zeigt sich darin, wie ich ein Gespräch führe, ein Problem bespreche, einen Konflikt austrage und Entscheidungen treffe. Die Haltung hängt eng mit der Persönlichkeit zusammen, ist beeinflusst von den Erfahrungen, die man gemacht und den Lebensanschauungen, die man entwickelt hat und die sich in der Akzeptanz und Wertschätzung einem selbst und anderen gegenüber äußern. Sehr relevant ist auch, wie wir die Beziehung zu unserem Gegenüber definieren. Definieren wir sie als ebenbürtig, als symmetrisch, dann kommunizieren wir auf Augenhöhe. Oder definieren wir sie als ungleichwertig, als komplementär, dann kommunizieren wir von oben nach unten (oder unten nach oben).4

Der Haltung liegen bestimmte Menschenbilder zugrunde. Meine persönliche Haltung definiere ich wie folgt: Ich habe einen positiven, genuin freundlichen Blick auf die Welt, eine offene Grundhaltung den Menschen gegenüber und bin interessiert am:an der Anderen. Ich möchte dem:der Anderen nicht misstrauisch, sondern möglichst unvoreingenommen begegnen. Diese Haltung bestimmt maßgeblich mein Verhalten und dadurch nehme ich Einfluss auf die Qualität des Arbeitsklimas und die Qualität des Zusammenarbeitens.

Die Qualität der Zusammenarbeit

Die Intention, das Ziel meiner persönlichen Einflussnahme im Arbeitsumfeld ist es, die Qualität des Zusammenarbeitens hochzuhalten. Und das tue ich, indem ich mich meiner Haltung entsprechend verhalte. Und zwar sowohl den Kolleg:innen in der Kreation, als auch den Personen auf Kundenseite gegenüber.

Mein Verhalten im Arbeitsalltag, mein Bemühen um eine konstruktive Zusammenarbeit hat automatisch auch einen positiven Effekt auf das Arbeitsklima und wirkt als Gegengewicht zum täglichen Arbeitspensum. Gerade im zeitweise sehr hektischen Berufsfeld Werbung ist es wichtig darauf zu achten, wie wir miteinander umgehen. Also den Druck rauszunehmen, der durch die engen Deadlines entsteht, und nicht noch zusätzlichen sozialen Stress reinzubringen. Weil es für ein gutes und gesundes Arbeitsklima eben auch relevant ist, wie sich das gemeinsame Arbeiten anfühlt. Man verbringt ja sehr viel Zeit miteinander (und auch im Home-Office arbeitet man zusammen). Mein Ziel ist es, eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der es zwischenmenschlich passt, man gern zusammenarbeitet und aufeinander achtet. Wenn man entspannt miteinander kommunizieren kann, schafft man ein Gegengewicht zum fordernden, aufreibenden, intensiven Arbeitsalltag. Statt sich also gegenseitig anzufahren und laut zu werden, ist es besser, zu versuchen, den eigenen arbeitsbedingten Stress nicht auf andere zu übertragen, freundlich und gelassen zu bleiben und etwas Ruhe in die Hektik hineinzubringen.

Die Beziehungsebene

Ein wichtiger Teil unseres Umgangs miteinander ist die Art, wie wir miteinander reden. Was natürlich voraussetzt, dass wir miteinander reden. Also nachfragen, aktiv zuhören, auf den:die Andere:n reagieren, im Austausch bleiben.

Ich empfinde es auch als sehr wichtig, Verständnis für mein Gegenüber zu entwickeln. So versuche ich, nicht nur die Rolle meines Gegenübers (Kolleg:in, Kund:in usw.), sondern auch den Menschen dahinter zu sehen und wahrzunehmen. Ich versuche, mich in den:die Andere:n hineinzuversetzen, Interesse zu zeigen und zu verstehen, wie es ihm:ihr geht. Zu verstehen, dass der:die Andere (in der Kreation oder in der Kundenposition) mehr als nur Anforderungen von mir auf dem Tisch hat, sondern auch andere Aufträge erfüllen muss.

Miteinander zu reden bedeutet für mich auch, einen konstruktiven Diskurs herstellen zu können. Konflikte also nicht zu meiden, sondern bewusst mit der Konfliktsituation umzugehen. Denn gerade als Kundenberaterin bin ich immer wieder gefordert, den Kolleg:innen in der Kreation zu vermitteln, dass zum Beispiel das Kundenfeedback auf das soeben intensiv erarbeitete Layout nicht positiv ist oder der:die Kund:in die ganze Kampagne nicht gut findet – im Werbejargon würde man sagen: „die Vorschläge abgeschossen hat“. Wir müssen also im schlimmsten Fall noch einmal von vorne starten. Dass die Kolleg:innen in der Kreation auf diese Nachricht frustriert reagieren, kann man sich sicher vorstellen. Da wir aber unmittelbar neue Vorschläge liefern müssen, ist es wichtig, die Emotionen abzufedern. Meine Vermittlerrolle ist daher in diesen Situationen entscheidend. Und es ist eine Rolle, die man aktiv gestalten kann und sollte, und das erfordert durchaus auch diplomatisches Geschick. Also unter anderem die Kritik so zu formulieren, dass sie annehmbar ist, konstruktives Feedback zu geben und unbedingt auch mögliche Lösungsvorschläge mitzubringen. Dieses Verhalten ist für mich entscheidend und essenziell, da dadurch erstens die Wertschätzung für die Arbeit der Kreation gezeigt wird, und zweitens dadurch auch der relevante Beitrag der Kundenberatung am Teamwork zum Ausdruck kommt.

Besser gemeinsam:Teamwork statt Ego-Show