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Diese Einführung bietet einen einfühlsamen, anschaulichen und persönlichen Abriss der Grundlagen und Formensprache der lyrischen Literatur. Sie wendet sich an interessierte Laien und Liebhaber von Gedichten und setzt außer einem lebendigen Interesse an der Poesie keine Vorkenntnisse voraus. Zahlreiche Hörbeispiele können auch für den literarischen Kenner eine Quelle neuer Sicht- und Hörweisen bereithalten. So werden Gedichte in jeweils unterschiedlichen Vortragsvarianten von verschiedenen Schauspielern und Sprechern gesprochen vorgestellt, sodass variierende Schwerpunkte und Bedeutungslinien der Interpretation zu Tage treten. Durch vertieftes theoretisches Verständnis wird zusammen mit praktischer Anschauung im Gedichtvortrag eine lebendige Aneignung von Lyrik erstrebt, die den Leser/Zuhörer zu eigener weitergehender Beschäftigung mit dem Thema befähigen und ermutigen soll.
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Seitenzahl: 66
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Über dieses Buch
Diese Einführung bietet einen einfühlsamen, anschaulichen und persönlichen Abriss der Grundlagen und Formensprache der lyrischen Literatur. Sie wendet sich an interessierte Laien und Liebhaber von Gedichten und setzt außer einem lebendigen Interesse an der Poesie keine Vorkenntnisse voraus. Zahlreiche Hörbeispiele können auch für den literarischen Kenner eine Quelle neuer Sicht- und Hörweisen bereithalten: So werden Gedichte in jeweils unterschiedlichen Vortragsvarianten von verschiedenen Schauspielern/Sprechern gesprochen vorgestellt, sodass variierende Schwerpunkte und Bedeutungslinien der Interpretation zu Tage treten. Durch vertieftes theoretisches Verständnis wird zusammen mit praktischer Anschauung im Gedichtvortrag eine lebendige Aneignung von Lyrik erstrebt, die den Leser/Zuhörer zu eigener weitergehender Beschäftigung mit dem Thema befähigen und ermutigen soll.
Über den Autor
Der Schauspieler, Regisseur und Sprecher Fritz Stavenhagen ist seit 50 Jahren auf der Bühne, vor der Kamera und am Mikrofon zu Hause. 2001 begann er mit dem Aufbau seines Lyrikportals „Gesprochene Deutsche Gedichte“. Dies ist seine erste Buchveröffentlichung.
www.fritz-stavenhagen.de
www.deutschelyrik.de
Professor Joachim Scheel gewidmet
Vorwort
Einleitung
Grundelemente der Lyrik
1.1 Vers
1.2 Reim
Lyrische Bildsprache
Interpretation
3.1 Analyse
3.2 Aufführung
Gattungen
Die literarischen Epochen
5.1 Mittelhochdeutsch 1050 – 1350
5.2 Barock 1600 – 1720
5.3 Aufklärung 1720 – 1785
5.4 Sturm und Drang 1765 – 1785
5.5 Klassik 1785 – 1830
5.6 Romantik 1800 – 1835
5.7 Biedermeier 1815 – 1848
5.8 Vormärz 1825 – 1848
5.9 Realismus 1840 – 1897
5.10 Frühe Moderne 1890 – 1925
5.11 Zwischen den Kriegen 1918 – 1945
5.12 Jüngste Moderne ab 1945
Wozu Lyrik?
Nachwort
Danksagung
Dieses MultiMedia-Projekt kommt als Doppelpack: als Buch und als E-Book.
Beim Einsatz des E-Books lassen sich die hinterlegten Dokumente und Dateien bequem per Klick aufrufen und lesen bzw. anhören. Wer jedoch lieber ein Buch in der Hand hält, kann die im Text gedruckten Links auf jedem mobilen Endgerät manuell aufrufen. Der Buchtext bildet zwar für sich allein ein geschlossenes Ganzes, wird jedoch von einer Vielzahl verweisender Links wesentlich ergänzt. Theoretisches Wissen verbindet sich so mit lebendigem Hörerlebnis, und trägt dadurch, wie ich hoffe, zu einem vertieften Lyrikverständnis bei.
Kleine Einstiegshilfe in eine stiefmütterlich behandelte literarische Gattung
Keiner liest mehr Lyrik, oder doch? Lesen Sie Gedichte? Still oder vielleicht laut, für sich oder auch für Zuhörer?
Eine Frage, die heutzutage selten gestellt wird. Der Frager könnte fürchten, als Sonderling angesehen zu werden oder den Befragten in Verlegenheit zu bringen. Jedenfalls weisen Umfragen darauf hin, dass die Gedichteleser in Deutschland weniger werden. Ich finde das schade. Sie vielleicht auch? Ganz ohne Bezug zum Thema können Sie schwerlich sein, sonst hätten Sie dieses MultiMedia-Buch ja nicht erworben, das einen Beitrag leisten will, dieser Literaturgattung neue Leser zuzuführen. Wenn möglich neue Freunde.
Gedichte stehen im (Ver-) Ruf „schwierig“ zu sein. Stimmt das? Hören wir uns doch einmal diese Verse an:
Hänschen klein
https://www.youtube.com/watch?v=IzUFJ9VnkE8
Fuchs, du hast die Gans gestohlen
https://www.youtube.com/watch?v=ZuqDVchWgdQ
Nun? Schwierig?
Ja, werden Sie vielleicht einwenden, Kinderreime, das sind doch keine richtigen Gedichte, die zählen nicht. Und außerdem sind das Kinderlieder und schon deshalb keine Gedichte. Wirklich? Wieso nicht? Oder anders gefragt, was ist denn ein Gedicht? Welche Voraussetzungen, welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit wir von einem Gedicht sprechen.
Wie uns das Beispiel gereimter Verse für Kinder zeigt, sind viele von ihnen zu Liedern geworden und einige zu schönen Volksliedern, die jeder kennt. „Nun zu guter Letzt“ ist von den folgenden dreien wohl weniger bekannt. Darum hab ich auch den Text hinzugefügt, denn außer der Klavierfassung konnte ich eine gesungene Version leider nicht finden. Die gesungene Aufführung ist mir seit Jugendtagen unvergesslich. Jahr für Jahr wurde in der Aula des Mindener Altsprachlichen Gymnasiums zur Abiturfeier den Abiturienten dieses Abschiedslied vom Schülerchor gesungen und nach 9 Jahren stand ich 1964 als frisch gebackener Abiturient selbst auf dem Podium und nahm mein „Reifezeugnis“ entgegen. Aus diesem guten Grund ist mir dies eher schlichte Stück ans Herz gewachsen.
Das Wandern ist des Müllers Lust
https://www.youtube.com/watch?v=16eVJu11qmQ
Nun zu guter Letzt
https://www.youtube.com/watch?v=T-xwArMs0hY
Nun zu guter Letzt
geben wir dir jetzt
auf die Wandrung das Geleite.
Wandre mutig fort,
und an jedem Ort
sei dir Glück und Heil zur Seite!
Wandern müssen wir auf Erden,
unter Freuden und Beschwerden
geht hinab, hinauf
unser Lebenslauf –
das ist unser Los auf Erden.
Bruder, nun Ade,
Scheiden tut zwar weh,
Scheiden ist ein bittres Leiden.
Wer es gut gemeint,
bleibt mit uns vereint.
so, als gäb es gar kein Scheiden.
Dieser Trost mag dich begleiten,
manche Freude dir bereiten.
Wenn du bist im Glück,
denk an uns zurück,
denk an die vergangnen Zeiten.
Bruder, nimm die Hand
jetzt zum Unterpfand,
dass wir treu gesinnt verbleiben;
redlich sonder Wank
fern von Neid und Zank
stets in unserm Tun und Treiben.
Endlich wird's einmal geschehen,
dass auch wir uns wiedersehen
und uns wieder freun
und den Bund erneun. –
Lebe wohl, auf Wiedersehen!
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
https://www.youtube.com/watch?v=kmqKIuo1iYk
Moment, werden Sie jetzt vielleicht denken oder sagen, sind das denn Kinderlieder? Respektive Volkslieder? Ja, Sie haben recht, die Texte sind nicht anonym „im Volk“ entstanden, sondern von Autoren, von Dichtern verfasst: „Das Wandern“ stammt von Wilhelm Müller (1794 - 1827), und sein Text wurde zum Volkslied, „Nun zu guter Letzt“ stammt von Hofmann von Fallersleben (1798 - 1874), vertont wurde es von Mendelssohn, und die Loreley hat Heinrich Heine (1797 - 1856) geschrieben. Übrigens hat Müllers Gedicht auch Franz Schubert vertont und dieses Lied bildet den Auftakt seines Liederzyklus' „Die schöne Müllerin“, das zum Repertoire vieler namhafter Sänger gehört.
Das Wandern
https://www.youtube.com/watch?v=_9LYedazT24
Aber es ging doch um Gedichte, um Poesie, nicht um Musik. Das ist richtig, aber Poesie, die literarische Gattung der Lyrik steht der Musik näher als die beiden anderen Gattungen der Literatur, die Epik, also die erzählende Kunst (Novelle, Kurzgeschichte, Roman) und die Dramatik (Dramen und Theaterstücke). Und dieser kleine Umweg führt uns bereits zu einem wesentlichen Merkmal alles Lyrischen, nämlich zur Beobachtung, dass Gedichte etwas mit Musik gemeinsam haben. In der griechischen Antike wurde das Saiteninstrument Lyra als Begleitung zum Vortrag von Gedichten oder Liedern benutzt. Das Instrument war Apollon zugeordnet, dem Gott der Heilkunst, der Weissagung und der Künste, insbesondere der Musik und Dichtkunst. Und von der Lyra leitet sich der Begriff Lyrik her. Interessanterweise bestand im Weltbild der alten Griechen zwischen Kunst und Heilung ein verbindender Zusammenhang. Ich werde im letzten Kapitel darauf ausführlich eingehen.
Zu den grundlegenden Kategorien aller Musik gehören Rhythmus, Melodie und Harmonie, und wer auch nur ein einziges Gedicht kennt, weiß intuitiv, dass ohne Versmaß, ohne klanglich geordnete Sprache, ohne formale Regelhaftigkeit kein Gedicht entsteht, sondern Prosa. Die ist natürlich auch eine regelhafte, der jeweiligen Grammatik unterworfene Sprache mit einer Kommunikationsabsicht, aber eben kein Gedicht. So wie der Text, den ich hier geschrieben habe und den Sie gerade lesen, sachliche Prosa zum Thema Poesie ist mit der kommunikativen Absicht, Ihnen Poesie näher zu bringen, doch keine Poesie. Wie ich auch über Musik schreiben oder Musik spielen oder Musik hören kann. Und natürlich Musik komponieren kann, wenn ich Komponist bin.