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Wagen Sie den Einstieg in die Lichtmalerei und lernen Sie von einem erfahrenen Lightpainter, dass perfekte Lichtkunstbilder keine Hexerei sind! Lichtmalerei ist eine der kreativsten Formen der Fotografie mit nahezu unendlichen Möglichkeiten.
Aber wie entsteht so ein Lightpainting? Was brauche ich dafür? Mithilfe dieses Buches erfahren Sie, worauf es bei der Lichtmalerei ankommt und wie Sie bei einer Langzeitbelichtung zunächst einfache und später immer spektakulärere Figuren mit künstlichem Licht erzeugen. Hier sind Sie nicht nur hinter der Kamera, sondern auch davor aktiv und gestalten nicht nur Ihr Bild, sondern auch Ihr Motiv selbst!
Lernen Sie effektvolle Lichtwerkzeuge und Leuchtmittel kennen, wie Sie mit Ihnen einzigartige Lichtspuren und -objekte kreieren sowie die richtigen Kameraeinstellungen für eine Langzeitbelichtung auswählen. Olaf Schieche alias ZOLAQ zeigt Ihnen, wie Sie eigene Lichtwerkzeuge für Ihr neues Hobby erstellen, seien es Haushaltsgegenstände oder Hilfsmittel aus dem Baumarkt.
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Seitenzahl: 203
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Zu Olaf Schieches Repertoire gehören atemberaubende Landschaften, urbane Szenarien, Lost Places sowie die Lightpainting Photography. Der Fotograf und Künstler beginnt 2011 mit der Fotografie. Er bereist bei der stetigen Suche nach den perfekten Motiven viele Länder und Städte, entwickelt sich fortlaufend weiter und eignet sich hierbei die Fähigkeiten an, die seine Bilder ausmachen: Enthusiasmus, Perfektion, Lebendigkeit und neben dem handwerklichen Können auch den Blick für das Besondere! Seit 2017 verschreibt er sich gänzlich der Fotokunst. Sein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Lichtkunstfotografie. Er kreiert mittels Licht neue Szenerien und schafft somit einzigartige Werke. Einige seiner Bilder werden in namhaften Möbelhäusern präsentiert und sind dort käuflich zu erwerben. Als Spezialist auf seinem Gebiet ist er gefragter Referent auf Messen sowie Autor in Fachzeitschriften. Seine Workshops sind – nicht zuletzt wegen seiner aufgeschlossenen und lockeren Art – deutschlandweit ein Erfolg (www.zolaq.de).
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Olaf Schieche(aka ZOLAQ)
Foto-Tipps und Workshopsfür das Malen mit Licht und Zeit
2., erweiterte und aktualisierte Auflage
Olaf [email protected]
Lektorat: Rudolf KrahmLektoratsassistenz: Anja WeimerCopy-Editing: Friederike Daenecke, ZülpichLayout: Birgit BäuerleinSatz: Ulrich Borstelmann, www.borstelmann.deHerstellung: Stefanie Weidner, Frank HeidtUmschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de, unter Verwendung eines Fotos des Autors
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
978-3-86490-853-8
978-3-96910-589-4
ePub
978-3-96910-590-0
mobi
978-3-96910-591-7
2., erweiterte und aktualisierte Auflage 2022
© 2022 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg
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Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.
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In der Fotografie gibt es unzählige Genres, die wiederum in mehrere Rubriken unterteilt sind. In den letzten Jahren hat sich eine Form der künstlerischen Fotografie aufgetan, die ganz neue, ungeahnte Möglichkeiten bietet. Diese neue Form ist die Lichtmalerei, auch unter dem englischen Begriff Lightpainting bekannt. Hier ist der Fotograf nicht nur hinter der Kamera, sondern auch davor tätig und beteiligt sich aktiv an der Bildgestaltung.
Die Lightpainting-Fotografie gibt es zwar schon einige Jahre lang, doch sie wird immer beliebter und hat sich mittlerweile in viele andere Genres der Fotografie integriert. So erfreut sich zum Beispiel auch die Modelfotografie gepaart mit Lightpainting immer größerer Beliebtheit. In der Lichtmalerei gibt es kaum Grenzen, es ist schier alles möglich. Das Einzige, worauf es ankommt, ist Kreativität.
Inzwischen hat sich Lightpainting in viele Richtungen entwickelt, und einige der bekanntesten Lightpainter haben sich auf eigene Themen spezialisiert. Auch ist diese Fotografie mittlerweile in der Werbebranche angekommen – in vielen Werbeprojekten wird in Bild und Video mit Lightpainting-Effekten gearbeitet.
Dieses Buch ermöglicht Ihnen nicht nur den Einstieg in diese faszinierende Art der Fotografie, sondern zeigt Ihnen besonders in der zweiten Auflage auch fortgeschrittene Techniken für das Lightpainting. Sie lernen, wie Sie auf einfache Weise eigene Lightpainting-Tools bauen und mit welchen Tools und welchen Vorgehensweisen verschiedene Effekte realisiert werden können.
Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie Sie Schritt für Schritt vorgehen, um einzigartige Bilder zu kreieren. Lernen Sie, wie Sie Ihre Kamera richtig einstellen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen: Worauf müssen Sie bei einer Langzeitbelichtung achten und mit welchen Hilfsmitteln können Sie Linien und Formen erzeugen?
In der vorliegenden Zweitauflage von »Einstieg ins Lightpainting« erlernen Sie weitere Verfahren und Fertigkeiten, mit denen Sie noch eindrucksvollere Effekte und Bilder gestalten. So wurde das Buch um einige Kapitel mit fortgeschrittenen Techniken erweitert, die das Gesamtbild des Lightpaintings vervollständigen. Ich zeige Ihnen zum Beispiel, wie Sie eine magische Laterne kreieren oder während einer Langzeitbelichtung gezielt und sicher mit Feuer und Pyrotechnik umgehen. Auch finden Sie Anleitungen für das Lightpainting in den heimischen vier Wänden und erfahren, wie Sie die Kamera noch gezielter als Werkzeug einsetzen können. Ebenso behandele ich das Thema der Bodenlinien, welches sonst nur in meinen Workshops für Fortgeschrittenen gezeigt wird. Mit dieser zweiten Auflage erhalten Sie nicht nur den perfekten Einstieg in alle Themenbereiche des Lightpaintings, sondern Sie erwerben auch erweiterte Kenntnisse und Techniken.
Seit 2011 arbeite ich mit Licht in Langzeitbelichtungen und habe mir seitdem die Fotografie und die Lichtmalerei autodidaktisch angeeignet. Seit dem Jahr 2015 gebe ich Workshops zum Thema Lichtmalerei und bin dabei in ganz Deutschland und auch im Ausland unterwegs. In diesem Buch habe ich all mein Wissen und meine Erfahrungen für Sie gesammelt.
Bei mir fing alles mit einer einzelnen Fahrradlampe an. Mittlerweile besitze ich einen riesigen Fundus an Taschenlampen und weiterem Equipment. Der Suchtfaktor in der Lichtmalerei ist groß, und ich probiere sehr gerne immer wieder unterschiedliche Materialien und Tools aus. Alles ist wie eine große Entdeckungsreise, an deren Ziel niemand jemals ankommen wird. Denn es gibt viele verschiedene Wege, ein Motiv und einen bestimmten Effekt zu kreieren, und jeder Lightpainter entwickelt fast schon eine eigene Technik. Das macht diese Kunst so interessant und vielseitig.
Sie können Ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Ihren Bildern am Ende eine ganz eigene persönliche Note verleihen. Die Wege, die ich Ihnen aufzeige, sind also kein Muss und kein Gesetz. Sie sollen vielmehr eine Hilfe und ein Einstieg sein, um daraus schließlich eigene Methoden zu entwickeln und dem Lightpainting näher zu kommen.
1Was ist Lichtmalerei?
1.1Lightpainting früher und heute
1.2Langzeitbelichtung allgemein
Stabile Position
Langzeitbelichtung bei Nacht
Langzeitbelichtung bei Tageslicht
1.3Welche Kamera ist für Lightpainting geeignet?
1.4Das richtige Objektiv für das Lightpainting
1.5Die richtigen Kameraeinstellungen finden
Der Bulb-Modus
ISO-Zahl
Blende
1.6Rauschunterdrückung
1.7Die Kamera richtig einstellen
Bildstabilisierung
Zubehör
1.8Wie funktioniert die Lichtmalerei?
1.9Was ist erlaubt im Lightpainting?
Dunkelheit und dunkle Kleidung
1.10Welche Taschenlampen sind für die Lichtmalerei geeignet?
Stifttaschenlampen
Lampen bis 1000 Lumen
Taschenlampen über 1000 Lumen
Taschenlampen mit verschiedenfarbigem Licht
2Erste Schritte zum eigenen Lightpainting
2.1Die Kamera auf die Umgebung einstellen
Bildausschnitt und Schärfepunkt
2.2Erste Spuren mit der Taschenlampe malen
2.3Strichmännchen malen
2.4Blumen malen
2.5Mit der Taschenlampe schreiben
2.6Graffitis aus Licht malen
2.7Der richtige Bildaufbau für das Lightpainting
Exkurs: Die Abdecktechnik
3Lightpainting-Werkzeuge selber bauen
3.1Vorsätze für die Taschenlampe
3.2Wie baue ich verschiedene Vorsätze selbst?
Farbkappen
Lametta
Laserschwert
Lightblades
Lightblades mit Gravur und Bemalung bzw. Beklebung
Sonnenfänger
Lichtflöte
Wedel
Signalaufsätze
Tubes
3.3Tools aus dem Haushalt
Getränkebecher
Tüten
Alte Flaschen
Strohhalme
Malen mit Laub
3.4Vorsätze richtig verwenden
4Freestyle-Lightpainting-Bilder
4.1Kontrolliertes Chaos malen
Musik
4.2Gleichmäßige Freihandformen malen
5Weitere elektronische Tools und ihr Einsatz
5.1Die Kaltlichtkathode
5.2Das LED-Lichtband
5.3Der Pixelstick
5.4Leuchtstäbe
5.5EL Wire
5.6Die elektronische Drehhilfe
6Geometrische Formen
6.1Der Dome und das Dome-Rad
6.2Die Scheibe (Disc)
6.3Der Tunnel
6.4Die Kugel (Orb)
6.5Spiral Orb
6.6Swirly Orb
6.7Crystal
6.8Die Laterne
6.9Das Ufo
6.10Lichtstempel und Schablonen
Schablonen einfach bauen und anwenden
7Brennende Stahlwolle
7.1Welche Stahlwolle ist geeignet?
7.2Wie setzt man Stahlwolle im Bild ein?
8Mit echtem Feuer malen
8.1Welches Equipment benötigen Sie?
8.2Formen aus Feuer
9Arbeiten mit Funkenerzeugern
9.1Wunderkerzen
9.2Kleine Feuerwerksvulkane
10Bodenlinien
10.1Mit der Taschenlampe anleuchten
10.2Mit einem ferngesteuerten Auto malen
10.3Mit der Malerrolle malen
11Lightpainting mit Model
11.1Darstellung der Person als Silhouette
Einsatz von Blitzlicht
11.2Darstellung der Person durch Ausmalen mit der Taschenlampe
11.3Bewusste Geisterdarstellung
11.4Mehrfachdarstellung einer Person
11.5Mehrere Arme
11.6Eine Person schweben lassen
Einfache Methode
Schwierige Methode
11.7Model mit Tube
12Lightpainting in der Natur
12.1Die geeignete Kulisse finden
12.2Kombination von Lightpainting und Natur
12.3Die Natur richtig ausleuchten
13Lightpainting zu Hause
13.1Spirografie
13.2Lightpainting mit der Glaskugel
13.3Kaleidoskop
13.4Eine Silhouette als Lightpainting
14Lightpainting in der Stadt
14.1Den richtigen Ort finden
14.2Mit den Lichtern der Stadt arbeiten
15Lightpainting an Lost Places
15.1Einen geeigneten Lost Place finden
15.2Den Lost Place richtig ausleuchten
Lichterketten
Unterwasserlichter
15.3Kombination von Lost Place und Lightpainting
16Nebel und Discostrahler
16.1Nebel erzeugen
16.2Einsatz von Discostrahlern und kleinen Lasern
17Konzeptbilder erstellen
17.1Die Ideenfindung
Bildausbeute
Idee und Location
17.2Der Ablauf
17.3Die Idee umsetzen
17.4Schritt für Schritt zum fertigen Bild
Workshop 1 – Choose
Workshop 2 – I’ve Heard That Song Before
Workshop 3 – mysteryFlower
Workshop 4 – Appearance
17.5Weniger ist mehr
18Kreativer Einsatz der Kamera beim Lightpainting
18.1Mit verschiedenen Blenden arbeiten
18.2Die Kameraposition während der Belichtung ändern
18.3Mit verschiedenen Brennweiten arbeiten
18.4Kamerarotation
19Nachbearbeitung der Lightpaintings
19.1RAW-Modus
19.2Scharfzeichnen und Entrauschen
19.3Weißabgleich und Farben
19.4Belichtung
19.5Tiefen und Lichter
19.6Kontrast, Sättigung, Dynamik und weitere Regler für die Bildentwicklung
19.7Fazit zur Bildbearbeitung
Anhang
Nachwort
Index
Erzählt man Personen, die sich nicht oder nur wenig mit Fotografie befassen, vom Lightpainting, so hört man oft die Meinung, dass dies ja eine ganz neue und moderne Form der Fotografie sei. Es wird oft davon ausgegangen, dass die Lichtmalerei erst dank der neuen Technik wie LEDs und dergleichen möglich geworden ist. Dies ist aber falsch gedacht, denn die Lichtmalerei gibt es schon so lange, wie es die Fotografie selbst gibt.
Die ersten bekannten Lightpainter waren zum Beispiel 1889 Étienne-Jules Marey und Georges Demenÿ aus Frankreich. Das Datum zeigt deutlich, wie lange es diese Kunstform der Fotografie schon gibt. Sicherlich unterscheiden sich die Arbeiten mittlerweile gravierend, denn mit immer neuer Technik ist viel mehr möglich geworden. Zu den bekannteren Künstlern in der Lichtmalerei zählt auf jeden Fall Pablo Picasso, der 1949 einige sehr inspirierende Werke schuf.
Durch das Aufkommen der Farbfotografie und später der Digitalfotografie ist es immer leichter geworden, eine interessante Lichtkunstfotografie zu erstellen. Aber der Werdegang zeigt deutlich, dass sie keine neuzeitliche Erfindung ist. Mittlerweile ist Lightpainting ein fester Bestandteil der Fotografie geworden und findet in vielen Bereichen Anwendung. So werden zum Beispiel in der Werbeindustrie gerne Lightpaintings eingesetzt, oder es werden Lightpainting-Bilder in großen Galerien, aber auch in Möbelhäusern ausgestellt und weiterverkauft.
Die Szene wächst stetig, und so probieren sich viele Fotografen auch einmal in der Lichtmalerei aus und testen, ob diese Welt etwas für sie ist.
Verschwinden wird dieses Genre sicherlich nie, aber es wird sich wie alles andere auch verändern und wandeln. In welche Richtung schlussendlich die Entwicklung führt, bleibt spannend. Denn mit der stetig wachsenden Technik entstehen immer neue Möglichkeiten, Effekte zu realisieren oder auch dort Lightpainting durchzuführen, wo es sonst nie möglich wäre. Diese Kunstform hat so viele unterschiedliche Facetten, dass sie sicherlich nie aussterben wird, sondern sich stattdessen immer weiterentwickelt. Mit der Zeit haben sich ganz unterschiedliche Experten auf verschiedenen Ebenen entwickelt, und sie alle zeigen, wie beeindruckend die Macht und Kraft des Lichtes in einer Langzeitbelichtung ist.
Im Lightpainting können Sie sich ausleben und ganz unterschiedlich wirkende Motive kreieren. Manchmal werden sogar ganze Kostüme für bestimmte Bildideen angefertigt. Blende 8, ISO 250, 168 s
Wird bei einer Fotografie über einen längeren Zeitraum Licht eingefangen und somit ein Motiv belichtet, so spricht man von einer Langzeitbelichtung. Ab wann eine Langzeitbelichtung als solche gilt, ist etwas strittig. Bei der Lichtmalerei beginnt eine Langzeitbelichtung ab etwa einer Sekunde, aber das ist Auslegungssache. Für manche Fotografen ist auch schon eine halbe Sekunde eine Langzeitbelichtung, für andere beginnt diese erst ab 5 Sekunden. Genau definieren lässt es sich wohl nie.
Während der Belichtung fängt die Kamera das Licht über einen vorher definierten oder auch undefinierten Zeitraum ein. Dieser Zeitraum kann schnell mehrere Minuten lang sein, was im Lightpainting nicht unüblich ist. Üblich sind hierbei Belichtungen von 5 oder sogar mehr als 10 Minuten.
Damit eine Kamera eine Langzeitbelichtung ausführen kann, muss sie auf einem festen Punkt ruhen und darf sich während der Belichtung nicht bewegen. Idealerweise nutzen Sie ein stabiles Stativ, auf dem Sie die Kamera fest anbringen. Dadurch ist die Kamera starr und kann nicht wackeln, was eine scharfe Aufnahme garantiert. Sie können zum Vergleich einmal zwei Belichtungen ausprobieren: Stellen Sie die Kamera auf zwei Sekunden Belichtungszeit, und machen Sie jeweils ein Foto aus der Hand und eines vom Stativ aus. Sie werden den Unterschied schnell feststellen.
Während einer Langzeitbelichtung fängt die Kamera alles an Licht ein, was in der Zeit der Aufnahme vor der Linse ist. Sind es feststehende Lichtquellen, so werden diese je nach Dauer der Belichtung heller und ausgeprägter. Auch die Umgebung wird heller, da sie von unterschiedlichen Faktoren – seien es feste Lichtquellen oder zum Beispiel der Mond – angestrahlt wird.
Damit Sie eine entsprechende Wirkung erzeugen und ein gut sichtbares Endergebnis erhalten, wird die Langzeitbelichtung meist nachts oder in dunklen Räumen vorgenommen. Denn tagsüber würde das Bild viel zu schnell überbelichten und Ihr Motiv wäre fast unsichtbar.
Wenn sich eine Lichtquelle nun während der Dauer der Aufnahme im Bildfeld bewegt, ergibt dies eine Lichtspur in der fertigen Aufnahme. Sie kennen diesen Effekt zum Beispiel von fahrenden Autos bei Nacht. Wenn Sie diese länger belichten, erzeugen die Autoscheinwerfer Spuren im Bild. Je mehr Autos und Spuren hinzukommen, umso heller wird dieser Bildbereich.
Wenn Sie eine Stadtkulisse mit viel Autoverkehr auswählen, erhalten Sie bei einer längeren Belichtung schon eine Art Lightpainting: Die Autos ziehen mit ihren Scheinwerfern Lichtspuren durch das Bild und malen so in das Motiv hinein. Blende 10, ISO 100, 50 s
Gerade nachts ist eine Langzeitbelichtung unabdingbar, um die Stadtlichter schön einzufangen und die nächtliche Stadtkulisse so festzuhalten, wie sie dem menschlichen Auge erscheint. Erst durch die längere Belichtungszeit kommen die Details und vielen Lichter zur Geltung. Eine Kamera braucht eine gewisse Zeit, um das Bild so aufzuzeichnen, wie wir es von der Helligkeit her sehen. Das Wasser wirkt durch die lange Belichtungszeit ganz glatt und ziehende Wolken erscheinen als Schleier. Blende 10, ISO 100, 30 s
Um tagsüber Langzeitbelichtungen erstellen zu können, gibt es sogenannte ND-Filter, auch Neutraldichtefilter genannt. Diese Filter sind quasi starke Sonnenbrillen für die Kamera. Sie werden vor das Objektiv geschraubt oder gesteckt und dunkeln die Umgebung stark ab. Dadurch wird mehr Zeit benötigt, um das Bild so zu belichten, als wäre kein Filter vor dem Objektiv angebracht.
Nun könnte man meinen, mit so einem Filter wäre auch Lightpainting am Tage möglich. Doch da der Filter jedes Licht stark abschwächt, vermindert er auch die Leuchtkraft der Lightpainting-Tools. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es jedoch möglich, mit einem ND-Filter auch am Tage ein Lightpainting zu erstellen. Hierfür ist aber neben einer sehr starken Lichtquelle auch eine entsprechend passende Umgebung nötig.
Für eine Langzeitbelichtung wird auf jeden Fall Zeit benötigt, in der eine bestimmte Menge an Licht eingefangen wird. Wie viel Zeit das ist, bestimmen Sie selbst.
Für das Lightpainting eignet sich jede Kamera, die über eine Langzeitbelichtungsfunktion verfügt. Besonders empfehlenswert sind natürlich digitale Spiegelreflex- und spiegellose Kameras, da diese die beste Abbildungsleistung haben und Sie bei ihnen mit unterschiedlichen Objektiven arbeiten können.
Wichtig ist, dass Ihre Kamera die Langzeitbelichtung unterstützt und im besten Fall auch den sogenannten Bulb-Modus (B) hat (siehe Abschnitt 1.5). In diesem Modus kann die Kamera extrem lange belichten.
Aber auch viele Smartphones können bereits 30 Sekunden und länger belichten und eignen sich für erste kleine Lichtmalereien. Allerdings verfügen diese nur über eine feste Offenblende und eignen sich somit nicht für alle Lightpainting-Bereiche. Zwar benötigen keine High-End-Profikamera mit besonders vielen Einstellmöglichkeiten, doch gibt es mittlerweile Kameras, die Modi wie Live Time und Live Composite besitzen. In diesen Modi können Sie die Entstehung des Bildes und Zwischenschritte der Entstehung live auf dem Display verfolgen. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, mehr in die Entstehung des Bildes einzugreifen, da Sie direkt sehen, was passiert. Auch bietet der Modus Live Composite die Möglichkeit, an Orten und in Lichtsituationen zu arbeiten, in denen es mit einer herkömmlichen Langzeitbelichtung nicht möglich wäre.
Oft werde ich gefragt, welches denn das richtige Objektiv für das Lightpainting ist. Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, da es verschiedene Faktoren gibt, die die Auswahl des Objektivs beeinflussen. In erster Linie kommt es immer darauf an, wo und wie Sie fotografieren möchten. Fotografieren Sie auf kleinem Raum und lieben Sie Details? Oder soll es eine großflächige Aufnahme eines Innenraums oder einer Landschaft werden? Letzteres verlangt zumeist Weitwinkelobjektive. Denn nur mit ihnen ist es möglich, viel Umgebung und Fläche auf das Bild zu bekommen. Bei der Modelfotografie ist es hingegen empfehlenswert, eher längere Brennweiten zu nutzen, da sonst Ihr Model sehr in die Breite verzerrt wird.
Die Objektive brauchen keine hohe Lichtstärke, das heißt, sie müssen nicht mit einer Offenblende von 2,0 oder 2,8 versehen sein, da der Großteil der Aufnahmen im Blendenbereich von 7,1 und 11 liegt. Einen großen Vorteil bringen aber voll manuelle Objektive mit sich, bei denen sich die Blende manuell verstellen lässt. Dies ermöglicht es dem Nutzer, sogar während der Aufnahme die Blende zu verstellen, wodurch sich ganz neue Anwendungsbereiche auftun. Hierzu folgt in Kapitel 18 mehr.
Grundsätzlich ist ein Brennweitenbereich von 16 bis 40 mm im Vollformat beim Lightpainting vollkommen ausreichend und absolut empfehlenswert.
Die Kameraeinstellungen bei der Lichtmalerei sind im Grunde genommen relativ einfach. Wie oben gesagt, ist eine Kamera ideal, die über eine Langzeitbelichtungsfunktion (Bulb-Modus) verfügt.
Bedenken Sie aber, dass mit der Dauer der Belichtung die Helligkeit und vor allem das Rauschen in der Kamera zunehmen. Je länger die Belichtungszeit ist, umso mehr Licht trifft auf den Sensor der Kamera und umso heller wird das Bild. Die Menge des Lichtes und die Intensität können Sie durch verschiedene Faktoren beeinflussen.
Um die Langzeitbelichtung bei modernen Kameras voll auszunutzen, müssen Sie in den sogenannten Bulb-Modus wechseln. Dieser Modus ermöglicht es, eine Aufnahme mit extrem langer Belichtungszeit zu erstellen. Sie könnten quasi so lange belichten, bis der Akku Ihrer Kamera leer ist, wenn nicht eine Reihe von Herstellern die Zeit begrenzt hätte – Nikon beispielsweise auf 30 Minuten oder Fujifilm auf 60 Minuten.
Bei einigen Kameras gibt es auf dem Funktionswählrad oder dem Verschlusszeitenwählrad direkt ein B, bei anderen aktivieren Sie zunächst die manuelle Belichtungssteuerung (Modus M auf dem Funktionswählrad) und drehen dann am Einstellrad für die Zeit bis weit nach 30 Sekunden. Dann erscheint auf dem Display Ihrer Kamera anstelle der Belichtungszeit das Wort BULB. Um den Modus optimal nutzen zu können, wird ein Fernauslöser benötigt, da Sie sonst die ganze Zeit den Auslöseknopf Ihrer Kamera gedrückt halten müssten. Hierbei spielt es keine große Rolle, ob es ein Funk- oder ein Kabelfernauslöser ist. Wichtig ist, dass der Fernauslöser den Bulb-Modus unterstützt. Funkauslöser sind oft in der Handhabung leichter, da Sie die Kamera damit aus größerer Entfernung steuern können.
Ein wichtiger Faktor ist die ISO-Zahl, mit der Sie die Empfindlichkeit steuern, mit welcher der Kamerasensor auf das Licht reagiert. In der Regel wählt man bei Langzeitbelichtungen eine ISO-Zahl von 100. In seltenen Fällen stellt man sie auch mal etwas höher ein, zum Beispiel in der Natur, wenn mehr Umgebungslicht in einer bestimmten Zeit sichtbar werden soll.
Auch ist das Bild deutlich rauschärmer, wenn die ISO-Zahl niedrig gehalten wird. Denn je höher diese Zahl ist, umso deutlicher rauscht das Bild auch. Das sogenannte ISO-Rauschen ist bei einigen Kameras schon ab etwa ISO 1000 sichtbar.
Eine weitere und mit die wichtigste Einstellung bei der Lichtmalerei ist die Größe der Blende. Die Blende regelt den Lichteinfall und vor allem die Schärfentiefe bei den Aufnahmen. Je weiter geöffnet sie ist (niedriger Wert), umso kleiner ist die Schärfentiefe und umso mehr Licht fällt in die Kamera ein. Wird die Blende geschlossen, ist der Effekt genau umgekehrt: Die Schärfentiefe wird größer und der Lichteinfall geringer.
Nun ist es so, dass bei der Lichtmalerei meist große Schärfebereiche gewünscht sind, also Bilder mit viel Schärfentiefe. Daher können Sie hier auf lichtstarke Objektive verzichten. Es gibt für die Wahl der richtigen Blende eine gute Faustregel, die auch meistens zutrifft. In der Regel sind Objektive im Blendenbereich von 7,1 bis 11 am schärfsten. Das ist auch der Bereich, der für das Lichtmalen infrage kommt. Sollten Sie mit der Lichtmalerei beginnen wollen, empfiehlt es sich, als Erstes eine Blende von 7,1 oder 8 zu wählen. Je nach Kamera und Objektiv unterscheiden sich die Lichtstärke und die Helligkeit bei der Blendenauswahl.
Arbeiten Sie mit hellen Lichtquellen wie Pyrotechnik, sollten Sie Ihre Kameraeinstellungen entsprechend anpassen: Bei Pyro ist eine Blende von 8 bis 11 ratsam. Die Einstellung hängt aber immer von der Umgebung und der Intensität der eingesetzten Lichtquellen ab. Ein vorheriger Test ist daher unerlässlich. Blende 10, ISO 100, 41 s
Auch sollten Sie Folgendes bedenken: Beim Lightpainting wird mit der Blende der Lichteinfall der Lichtwerkzeuge gesteuert. Arbeiten Sie mit lichtschwachen Werkzeugen, können Sie die Blende etwas weiter öffnen (die Zahl kleiner einstellen). Arbeiten Sie aber zum Beispiel mit Feuer oder gar Pyrotechnik, sollten Sie die Blende in jedem Fall schließen (große Zahl), damit Ihr Bild nicht überbelichtet wird und Sie eine gute Abbildungsleistung der Spuren haben.
Die Blende können Sie je nach Situation auch noch weiter schließen; in Gegenden mit viel Nebenlicht ist dies ratsam. Wenn in der Umgebung Ihrer Location zum Beispiel Straßenlaternen stehen, sollten Sie die Blende weiter schließen, um länger belichten zu können. Ich empfehle aber, nie weiter als Blende 16 zu schließen, da dann meist die sogenannte Beugungsunschärfe einsetzt.
Das Thema Rauschen hatte ich bereits angesprochen. Dieser Bildfehler entsteht in der Kamera durch Erwärmung des Sensors. Der Sensor wird warm, wenn die Umgebungstemperatur recht hoch ist oder wenn die Belichtung sehr lange dauert. Als »sehr lang« können Belichtungszeiten von 10 Minuten und mehr bezeichnet werden. Unter einer warmen Außenumgebung sind Temperaturen ab etwa 25 Grad zu verstehen. Je wärmer der Sensor wird, umso stärker rauscht das Bild. Wenn also die Außentemperatur schon sehr hoch ist, zeigt sich das Rauschen deutlich schneller. Nun besitzen moderne Kameras die sogenannte Rauschunterdrückung.
Die Rauschunterdrückung soll das Bildrauschen herausrechnen und eine saubere Aufnahme erzeugen. Das funktioniert aber meistens nur mäßig, und zudem kann in der Nachbearbeitung das Bild bestens entrauscht werden. Denn ist die Rauschunterdrückung in der Kamera eingeschaltet, macht die Kamera nach dem Ende der Belichtung noch mal eine Belichtung mit geschlossenem Verschluss. Diese Aufnahme ist genauso lang wie die Grundbelichtung. Wenn Sie zum Beispiel eine Aufnahme mit 5 Minuten Belichtungszeit erstellt haben, müssen Sie nun nochmals 5 Minuten warten, bis Sie Ihr fertiges Bild betrachten können. Das kostet wertvolle Zeit und ist meistens nicht nötig.
Das Rauschen ist von der Außentemperatur abhängig. Erstellen Sie Bilder im tiefsten Winter bei Minusgraden, so haben Sie deutlich weniger Probleme mit dem Bildrauschen als in einer lauen Sommernacht bei 25 Grad. Blende 5,6, ISO 250, 144 s
Es empfiehlt sich, diese Funktion der Kamera nur einzuschalten, wenn die Aufnahme länger als etwa 10 Minuten wird und/oder wenn es in der Umgebung der Kamera sehr warm ist, wie es zum Beispiel in lauen Sommernächten der Fall ist.
Ansonsten sind moderne Kameras so weit entwickelt, dass die Funktion nichts mehr bewirkt. Zudem kann ja eine bessere Rauschminderung am PC vorgenommen werden. Bei jeder Kamera heißt die Funktion im Übrigen anders. Sie ist im Menü zu finden. Es gibt aber auch Kameras wie die der Marke Leica, bei denen eine Rauschunterdrückung nicht auszustellen ist.
Halten wir also fest, für erste Versuche in der Lichtkunst benötigen Sie folgende Kameraeinstellungen: ISO 100, Blende 7,1 oder 8 und den Bulb-Modus. Sollte der Bulb-Modus bei Ihrer Kamera nicht vorhanden sein, so können Sie auch mit 30 oder 60 Sekunden Belichtungszeit schon großartige Ergebnisse erzielen. Sie müssen hierbei lediglich Ihre Arbeit der Zeit genau anpassen.