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Heute war wieder so ein lustiger Schultag: Der Lehrer hat selbst gesagt, Pekka dürfe die Seife nicht mit ins Schwimmbecken nehmen. Da hat Pekka sie eben an den Beckenrand gelegt. Natürlich ist der Lehrer darauf ausgerutscht ... Und weil nirgendwo sonst so komische Sachen wie in der Schule passieren, gehen Ella und ihre Freunde richtig gern zur Schule. Das Buch für die Schultüte, mit witzigen Illustrationen von Sabine Wilharm - zum Vorlesen und ersten Selberlesen!
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Seitenzahl: 78
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Hanser E-Book
Timo Parvela
Ella in der Schule
Aus dem Finnischen von Anu und Nina Stohner
Mit Bildern von Sabine Wilharm
Carl Hanser Verlag
Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel
Ella ja kaverit bei Tammi in Helsinki.
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de
ISBN 978-3-446-24397-2
© Text Timo Parvela 1995, 1996, 1998
© der deutschen Ausgabe Carl Hanser Verlag München 2007/2013
Alle Rechte vorbehalten
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Mein Name ist Ella. Ich gehe in die erste Klasse. Meine Klasse ist nett, und unser Lehrer ist auch nett. Oder eigentlich war er nett, denn unser Lehrer ist nicht mehr so wie früher.
Früher sagte unser Lehrer immer kluge Sachen. Er gab uns Hausaufgaben auf und ermahnte uns, leise zu sein, wenn wir im Unterricht Radau machten. Aber dann änderte sich alles. Auf einmal sagte unser Lehrer zur Tafel Stuhl. Er vergaß, uns Hausaufgaben aufzugeben, und merkte nicht mal, dass Timo und Mika die ganze Mathestunde durch Eishockey-Sammelkarten tauschten.
Es begann mit dem Brief. Mika sah ihn zufällig, als er in der Pause in die Klasse zurückging, weil er den Ball fürs Fußballspielen vergessen hatte. Unser Lehrer saß an seinem Tisch und las. Er las den Brief. Sein Gesicht war ganz rot, und seine Hände zitterten. Als er Mika bemerkte, steckte er den Brief schnell in seine Aktentasche und lächelte so seltsam. Er ermahnte Mika nicht mal, obwohl der mit dreckigen Schuhen reingekommen war. Seitdem ist unser Lehrer immer seltsamer geworden. Wir glauben, er wird erpresst.
Hanna ist darauf gekommen.
»Es ist ein Erpresserbrief«, sagte sie, als sie von dem Brief hörte.
»Wieso denn Erpresserbrief?«, fragte Pekka, der nie was versteht.
»Weil Leute, die erpresst werden, immer so nervös sind. Sie benehmen sich komisch und kriegen Briefe«, erklärte ihm Hanna.
»Dann wird mein Vater auch erpresst«, murmelte Mika. »Er benimmt sich jedes Mal komisch, wenn ein Brief von der Telefongesellschaft kommt.«
»In Erpresserbriefen steht immer, dass man um Mitternacht einen Koffer voll Geld in den Stadtpark bringen muss«, sagte Timo, der alles weiß.
»Warum sollte der Lehrer Geld in den Park bringen?«, wunderte sich Pekka.
»Weil jemand sein Kind entführt hat«, sagte Timo.
»Unser Lehrer hat überhaupt kein Kind«, behauptete Hanna.
»Dann hat eben jemand seine Frau entführt«, schlug Timo vor.
»Er ist auch nicht verheiratet«, sagte Hanna.
Jetzt fanden wir es alle erst recht seltsam, dass unser Lehrer um Mitternacht Geld in den Park bringen wollte. Wenn er doch gar kein Kind und keine Frau hatte!
»Der arme Lehrer. Wir müssen ihm helfen«, sagte Hanna.
»Und wie?«, fragte Pekka.
Aber keiner wusste eine Antwort, nicht mal Timo, der sonst alles weiß. Also beschlossen wir zu warten.
Unser Lehrer benahm sich auch noch seltsam, als wir am nächsten Tag mit der Klasse zum Schwimmen fuhren.
»Sie sehen aus wie das Nilpferd aus dem Schulfernsehen«, sagte Pekka zum Busfahrer.
»Das Nilpferd war nur nicht so dick«, korrigierte ihn Mika.
Der Busfahrer sagte nichts. Er warf nur unserem Lehrer einen bösen Blick zu, und der lachte nervös. Der Busfahrer fuhr unheimlich schnell, und wir hatten einen Riesenspaß.
Im Schwimmbad stellte uns der Lehrer in einer Reihe auf.
»Leg die Seife an den Beckenrand!«, sagte er zu Pekka, der das Schwimmbecken wohl für eine riesige Badewanne hielt.
»Schwimmen macht Spaß. Wer von euch kann denn schon schwimmen?«, fragte unser Lehrer.
Da wollten wir ihm natürlich zeigen, was wir können, und sprangen ins Wasser. Gleich nach uns sprang der Lehrer ins Wasser und rettete Timo, Pekka, Tiina und Heidi, die noch gar nicht schwimmen konnten. Wir wunderten uns, dass der Lehrer in seinen Kleidern ins Becken kam. Wir hatten natürlich alle unsere Badeanzüge und Badehosen an. Nur Mika nicht. Seine Badehose lag auf dem Grund des Beckens. Er hatte vergessen, sie zuzuschnüren.
Wir hatten alle einen Riesenspaß. Alle schrien ganz fürchterlich, und wir spritzten unseren Lehrer nass. Unser Lehrer schrie auch, aber keiner konnte hören, was, weil so ein schrecklicher Lärm war.
Der Lehrer hatte das Schwimmen schon gleich wieder satt und sagte, wir sollten aber blitzschnell machen, dass wir aus dem Wasser kommen. Danach versammelten wir uns um ihn herum. Nur Mika nicht. Der tauchte noch nach seiner Badehose. Als unser Lehrer es sah, sprang er wieder ins Wasser. Dabei hatte er immer noch seine Kleider an. Wir machten uns echt Sorgen um ihn.
»Klarer Fall«, sagte Hanna.
»Klare Anzeichen von Erpressung«, stimmte Timo ihr zu.
Mir tat der Lehrer leid. Aber vielleicht entspannte ihn ja das Schwimmen.
Nach einer Weile standen wir wieder alle am Beckenrand, und die Kleider unseres Lehrers hingen zum Trocknen über dem Geländer beim Kinderbecken. Komisch fand ich nur, dass er die Badehose schon die ganze Zeit angehabt hatte. Unter den Kleidern.
Als Nächstes zeigte uns der Lehrer seine Trillerpfeife und erklärte uns, dass wir erst ins Wasser dürften, wenn wir die Pfeife hörten.
»Und wie hört die sich an?«, fragte Pekka.
Da pfiff der Lehrer, damit Pekka hörte, wie die Pfeife klingt, und wir sprangen ins Wasser. Unser Lehrer rief uns natürlich zurück, aber erst nachdem er Timo, Pekka, Tiina und Heidi gerettet hatte. Die konnten nämlich immer noch nicht schwimmen.
Nach einer Weile waren wir wieder alle beisammen. Außer Mika. Der hatte wieder seine Badehose verloren.
»Das reicht jetzt«, sagte unser Lehrer. »Und wenn ich’s mir recht überlege, macht Schwimmen sowieso keinen Spaß«, seufzte er.
Wir fanden das komisch, denn wir hatten alle einen Riesenspaß gehabt. Nur schade, dass unser Lehrer auf dem Weg nach draußen auf der Seife ausrutschte, die Pekka an den Beckenrand gelegt hatte. Wir trauten unseren Ohren nicht, was er für Wörter sagte, als er aus dem Becken kletterte. Uns hatte er solche Wörter verboten. Er musste wirklich in den Klauen eines schrecklichen Erpressers sein.
Während unser Lehrer sich irgendwo trockene Kleider leihen wollte, warteten wir brav draußen vor dem Schwimmbad. Plötzlich bemerkte jemand, dass Pekka fehlte. Wir schauten uns um, dann schauten wir einander an, aber Pekka war nirgendwo zu sehen.
»Jetzt hat der Erpresser auch noch Pekka entführt«, vermutete Timo.
»Wer würde denn für den bezahlen?«, sagte Hanna.
Da fing Mika an zu weinen. Er ist manchmal eine richtige Heulsuse.
»Hier!«, rief plötzlich eine erstickte Stimme.
Wir rückten vor Schreck näher zusammen. Die gruselige Stimme schien aus der Erde zu kommen.
»Das ist der Erpresser«, sagte ich zögernd.
Alle erschauerten vor Angst.
»Helft mir, ihr Dödel!«, hörten wir die Stimme wieder.
Diesmal schien sie aus der Wiese neben dem Schwimmbad zu kommen, aber dort war niemand zu sehen. Dann winkte plötzlich mitten in der Wiese eine Hand und verschwand so schnell wieder, wie sie aufgetaucht war. Wir gingen vorsichtig hin. Mitten in der Wiese war eine tiefe Grube, und auf deren Grund stand Pekka.
»Wie bist du denn da reingeraten?«, wunderte sich Mika.
»Ich bin reingefallen. Oder denkst du vielleicht, ich wohne hier?«, zischte Pekka.
»Woher soll ich das wissen?«, sagte Mika beleidigt. »Ich bin ja noch nie bei dir zu Hause gewesen.«
»Was ist das überhaupt für eine Grube?«, wunderte sich Hanna.
»Das ist eine Falle«, sagte Timo überzeugt.
»Und wer, bitte schön, wäre so dumm, dass er da reinfallen würde?«, fragte Hanna zweifelnd.
Wir schauten alle zu Pekka hinunter.
»Was meint ihr, für wen die Falle ursprünglich gedacht war?«, fragte ich.
»Für unseren Lehrer natürlich«, sagte Timo, und Hanna nickte zustimmend.
»Er hat um Mitternacht kein Geld in den Stadtpark gebracht, darum hat der Erpresser beschlossen, sich ihn selbst zu schnappen«, sagte Hanna bestürzt.
»Ich will nach Hause«, schrie Pekka aus der Grube.
»Du hast doch gesagt, du wohnst da unten«, bemerkte Mika schadenfroh.
»Das hab ich nicht gesagt«, schrie Pekka.
»Könnten wir die Grube nicht mit Wasser füllen? Dann könnte Pekka zum Rand hochschwimmen«, schlug ich vor.
»Ich kann nicht schwimmen«, schrie Pekka und fing an zu weinen.
»Stimmt«, sagten wir alle und nickten.
»Dafür kann ich einen Handstand machen«, schniefte Pekka und stellte sich mit den Füßen gegen die Grubenwand auf die Hände. Wir klatschten, und Pekka ging es gleich viel besser.
»Ich hab’s«, sagte Timo. »Mika und Hanna springen in die Grube und helfen Pekka heraus.«
Kurz darauf stand Pekka zufrieden neben der Grube.
»Danke«, sagte er zu Mika und Hanna, die jetzt unten standen. »Dafür geh ich euch am Kiosk Bonbons kaufen«, versprach er und sauste davon.
»Und was ist mit uns?« Mika betrachtete besorgt die hohen Grubenwände.
»Ich, Tiina und Ella kommen runter und helfen euch raus«, versprach Timo großzügig.
Da sprangen wir drei zusammen in die Grube. Aber bevor wir überhaupt einem von ihnen raushelfen konnten, bückte sich Mika plötzlich und hob einen Euro vom Grund der Grube auf.
»Seht her!«, rief er. »Das hier ist eine Schatzgrube.«
»Ein Schatz, ein Schatz!«, schrien da alle, die noch oben waren, und sprangen zu uns herunter. Da wurde es auf einmal ziemlich eng in der Grube. Keiner von uns konnte mehr seine Hände bewegen, und natürlich konnte sich auch keiner mehr bücken.
»He«, sagte Pekkas Kopf, der oben am Rand der Grube auftauchte. »Hat jemand zufällig einen Euro gesehen? Er muss mir beim Handstand aus der Tasche gefallen sein.«