Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Als Ella und ihre Freunde statt in die 3. nur in die 2 ½. Klasse versetzt werden, beschließen sie, ihren Lehrer zu verlassen und sich eine andere Schule zu suchen. Und zwar eine, in der alle rund um die Uhr Spaß haben. Dabei landen sie im Einkaufszentrum, wo gerade ein Juwelier ausgeraubt wird. Die Kinder enttarnen den Dieb sofort: Es ist der Zauberer, der im Shoppingcenter auftritt. Doch bevor die Polizei ihn schnappen kann, vertauscht der Räuber seine Tasche mit der eines Zuschauers. Und der ahnungslose Zuschauer ist: der Lehrer. Natürlich wird der falsche Zauberer überführt. Aber die Schule wechseln wollen Ella und die anderen danach nicht mehr; denn es hat sich wieder gezeigt, dass der Lehrer ohne sie verloren wäre.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 87
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Als Ella und ihre Freunde statt in die 3. nur in die 2 ½. Klasse versetzt werden, beschließen sie, ihren Lehrer zu verlassen und sich eine andere Schule zu suchen. Und zwar eine, in der alle rund um die Uhr Spaß haben. Dabei landen sie im Einkaufszentrum, wo gerade ein Juwelier ausgeraubt wird. Die Kinder enttarnen den Dieb sofort: Es ist der Zauberer, der im Shoppingcenter auftritt. Doch bevor die Polizei ihn schnappen kann, vertauscht der Räuber seine Tasche mit der eines Zuschauers. Und der ahnungslose Zuschauer ist: der Lehrer. Natürlich wird der falsche Zauberer überführt. Aber die Schule wechseln wollen Ella und die anderen danach nicht mehr; denn es hat sich wieder gezeigt, dass der Lehrer ohne sie verloren wäre.
Timo Parvela
Ella und der falsche Zauberer
Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat
Mit Bildern von Sabine Wilharm
Carl Hanser Verlag
Inhalt
So eine Klasse gibt’s doch gar nicht!
Die Kojotenschule
Okay!
Immer dem Abenteuer entgegen
Wir sind in der Überzahl!
Das einzige Problem …
Eine Idee hätte ich noch …
Lang ist der Weg
Wann sind wir endlich da?
Wir müssen uns aufteilen
Ich zaubere!
Öffnen Sie Ihren Koffer!
Da kann eine Menge passieren
Genau!
Hey, Lehrer!
Ist der Lehrer auch ein Zauberer?
Wertes Publikum!
Ihr hier?!
Die große Illusion
Die Super-Gang
Das müsst ihr sehen!
Manamma nostrum!
Jetzt ist mir alles klar
Ist Batman zu Hause?
Sag ich’s doch
Und dann drückte er den roten Schalter
Atemberaubend
Auuuuh!
So eine Klasse gibt’s doch gar nicht!
Ich heiße Ella. Ich bin –
»Herr Lehrer, in der wievielten Klasse sind wir jetzt eigentlich?«
»Einen Augenblick, genau das kläre ich gerade«, antwortete unser Lehrer, der mit dem Schornstein1 auf dem Flur stand.
Wir schlichen unauffällig um die beiden herum, denn die erste Stunde des neuen Schuljahrs stand an, und wir waren natürlich sehr gespannt, wie es für uns weitergehen würde: Kamen wir zum dritten Mal in die zweite Klasse oder endlich zum ersten Mal in die dritte?
»Ihr seid ab heute Klasse zweieinhalb«, verkündete der Schornstein.
»Hä?«, fragte der Lehrer.
»Ist doch ganz nett«, fand Tiina.
»Immerhin auf halber Strecke zur Dritten«, meinte Hanna.
»Der Hochmut der Dritten kommt vor dem Fall in die Zweite«, wusste Timo, unser Klassengenie.
»Wenn ich bloß in die zweieinhalbte Klasse darf, hau ich alle Drittklässler entzwei«, knurrte der Rambo.
»Das ist gemein«, schmollte Mika und fing an zu weinen. »Alle kriegen ganze Klassen und wir nur eine halbe!«
»Vielleicht dürfen wir dafür am Ende des Schuljahres schon Abitur machen«, überlegte Pekka, woraufhin sich der Schornstein einschaltete: »Muss ich noch mehr dazu sagen?«
»Aber natürlich!«, rief unser Lehrer aufgeregt. »Zweieinhalb, so eine Klasse gibt’s doch gar nicht!«
»Ab heute schon, und zwar bei uns«, versetzte der Schornstein, ging ins Direktorenzimmer und schaltete das rote Lämpchen ein. Was der Lehrer anscheinend nicht sah, denn er drückte mindestens fünf Minuten auf die Klingel.
Irgendwann saßen wir alle im Klassenzimmer auf unseren Plätzen. Der Lehrer sah uns warmherzig und mitfühlend an. Jedenfalls kam es mir so vor, ganz genau konnte ich das nicht sagen, denn seine Brillengläser waren beschlagen.
»Gut, meinetwegen«, sagte unser Lehrer schließlich. »Aber eins ist sicher! Wir sind die beste zweieinhalbte Klasse der Welt. Und obendrein die einzige.«
__________
1 Der Schornstein heißt eigentlich Herr Schlot, ist Vertretungslehrer in der Parallelklasse und seit Kurzem auch Schuldirektor. Wie es dazu kam, könnt ihr nachlesen in: »Ella und die zwölf Heldentaten«.
Die Kojotenschule
Ich heiße immer noch Ella. Und ich bin in der zweieinhalbten Klasse. Meine Mitschüler sind prima, und auch unser Lehrer ist prima. Genauer gesagt, er war prima, denn in letzter Zeit ist er ziemlich nervös. Aber meine Klasse ist weiterhin toll.
Heute grummelte der Lehrer düster vor sich hin: »Computer im Klassenzimmer. Das macht der Schornstein doch mit Absicht. Aber ich lasse mich durch so was nicht nervös machen. Ich bin so ruhig wie der Vulkan Krakatau im August 1883.« Er versuchte, einen Tablet-PC zu starten. Der Lehrer wollte uns nämlich Bilder von Kojoten2 zeigen. »Ich bin so cool wie ein Gletscher. Meine innere Ruhe ist so groß wie die Ruhe in Pearl Harbour am 7. Dezember 1941.«
Plötzlich erschien der Lehrer auf dem Display des Tablets. Also, sein Gesicht. Ganz schön groß und verdutzt sah er aus.
»Huch? Na ja, wird schon werden. Die Technik dient dem Menschen und nicht umgekehrt. Wie schlau, dass das Geld in solche Dinger fließt und nicht ins Gehalt der Lehrer oder in das Wohlergehen der Kinder. Aber durch Technik werden wir angeblich noch besser im PISA-Test. Ich atme tief ein und tief aus und beherrsche das Tablet so sicher wie die Wasa ihren Kurs bei der Jungfernfahrt.«
Der Lehrer redete an diesem Morgen wirklich wirres Zeug!
Jetzt zeigte das Tablet ein Foto von ihm und seiner Familie am Meer. Seine Frau, seine zwei Kinder und die zwei Hunde, die eigentlich Halbkojoten sind, saßen im Sand, vom Lehrer waren nur die Hand und die Nase zu sehen.
»Jetzt wird’s knifflig. Wenn das Ding nicht sofort gehorcht, verdonnere ich es zu zwei Stunden Nachsitzen. Aber ich werde nicht die Fassung verlieren. Ich umkreise die Schwierigkeiten so elegant wie die Apollo 13 im Jahr 1970 den Mond.«
Nun erschien auf dem Tablet ein Video mit einem niesenden Panda. Den fanden wir natürlich unheimlich süß.
»Ist alles Absicht«, murmelte der Lehrer. »Ich will die vielen Funktionen des Geräts testen.« Er tippte immer hektischer auf dem Tablet herum. So lange, bis der Bildschirm schwarz wurde.
»Typisch. Ohne das dumme Ding hätte ich längst ein ganzes Kojotenrudel aufgestöbert und ihm sogar Mathe beigebracht. Aber ich gebe nicht auf. Mein Geist ist so ruhig wie der Flug des Luftschiffs Hindenburg im Jahr 1937.«
Jetzt stand auf dem Bildschirm Verbindung hergestellt.
»Na bitte«, freute sich der Lehrer, »sag ich’s doch. Die Technik und ich, wir sind ein Traumpaar.«
Passwort, hieß es nun.
»Mit welchem Passwort komme ich zu den Kojoten?«, fragte der Lehrer ratlos.
»Vielleicht mit Schwanz?«, schlug ich vor.
»Nein, mit Auuuuh!«, heulte Tiina.
»Aasfresser«, meinte Hanna.
»Steppenwolf«, sagte Timo.
»Ich hau den Kojoten das Passwort um die Ohren!«, brummte der Rambo.
»Ich kenn nicht mal mein eigenes Passwort«, schniefte Mika.
»Passwort«, schlug Pekka vor. »Das ist jedenfalls überall das Passwort von meinem Vater.«
Der Lehrer starrte Pekka an. Dann gab er Passwort ein.
Und das war richtig. Jetzt stand auf dem Bildschirm: Programm startet in wenigen Sekunden.
»Welches Programm bloß?«, wunderte sich der Lehrer. »Seit wann haben Kojoten ein eigenes Programm?«
Auf dem Tablet erschien ein Wirbelsturm aus Farben und Formen. Dann tauchte der Kopf eines Kojoten auf, mit lustigem Grinsen und Riesenohren. Daneben stand: Kojotenschule.
»Huch, wo sind wir denn da gelandet?«, wunderte sich der Lehrer jetzt noch viel mehr.
Das Bild bewegte sich sogar. Der Kojote schrumpfte ein bisschen, und neben ihm saß nun eine ganze Schulklasse. Normale Kinder wie wir, aber der Lehrer war ein Kojote, der seine Schnauze in die Luft hob und heulte. Sofort heulten auch die Kinder und warfen ihre Schulbücher in die Luft. Von der Decke des Klassenzimmers regnete es statt Schulbüchern Süßigkeiten, und die Tische der Kinder verwandelten sich in Computer. Eine raue Stimme rief: »Deine Schule ist langweilig? Komm in die Kojotenschule! Wir garantieren Spaß in jeder Sekunde. Und haben für jeden einen freien Tisch. Komm gleich morgen vorbei. Oder am besten sofort!«
»Spaß in jeder Sekunde, so ein Blödsinn.« Der Lehrer rümpfte die Nase und schaltete das Tablet aus. »Fleiß und Geduld, nur damit kommt man ans Ziel.«
Wir waren derselben Meinung. In dieser Stunde hatten wir unglaublich viel gelernt: Wir kannten nun jede Menge Seltsamkeiten und Katastrophen.
__________
2 Was es mit den Kojoten auf sich hat, verrät »Ella auf Klassenfahrt«.
Okay!
Es war Zeit für eine Besprechung. Leider konnten wir die nicht so abhalten, dass wir dabei das Haus des Lehrers im Blick hatten.
Unser Lehrer hatte den alten Kleinbus, unseren geheimen Treffpunkt, hinter seinen Schuppen geschleppt. Mit dem Kleinbus sind wir mal ein tolles Rennen gegen einen Formel-1-Flitzer gefahren, aber das ist eine andere Geschichte3.
Wir konnten also nicht mehr zum Lehrer rüberschauen, aber so schlimm war das auch wieder nicht, denn ab sofort stand immer einer von uns neben dem Schuppen und berichtete den anderen, was beim Lehrer passierte. Wir mussten doch wissen, ob es dem Lehrer und seiner Familie gut ging!
Heute war Hanna mit dem Berichten dran.
»Das Baby schreit furchtbar. Die Frau des Lehrers hat es gerade dem Lehrer gegeben. Die Hunde Koj und Ote kläffen und drücken ab und zu ihre nassen Schnauzen ans Fenster. Das größere Kind bekritzelt gerade die Wohnzimmerwand. Und die Frau des Lehrers hat Kopfhörer aufgesetzt.«
Aha, alles ganz normal. Wir machten mit unserer Besprechung weiter.
»Die Kojotenschule hört sich ziemlich lustig an«, sagte ich.
»Jedenfalls lustiger als unsere Schule«, murmelte Mika.
»Ich finde unsere Schule gar nicht so übel, allerdings kriegen wir zu wenig Hausaufgaben«, fand Tiina, die später mal Lehrerin oder Prinzessin werden will.
»Heutzutage wird überall zu wenig Kernphysik unterrichtet«, kritisierte Timo.
»Kinder müssen selbst über sich entscheiden!«, knurrte der Rambo.
Wir sahen ihn verblüfft an. Es war das erste Mal, dass er niemandem die Rübe einschlagen wollte.
»Oder ich schlage allen die Rübe ein«, schob er nach.
Auf den Rambo war Verlass.
»Ich finde, wir brauchen mehr Essenspausen. Und länger müssen sie sein«, jammerte Pekka.
Wir waren also alle unzufrieden mit unserer Schule.
Auch Hanna hatte gerade nichts Gutes zu berichten: »Der Lehrer hat dem Kind die Stifte weggenommen, und das Kind heult lauter als die Hunde. So laut, dass auch der Lehrer seine Kopfhörer aufsetzen musste. Passt auf, gleich setzt er den Hunden Kopfhörer auf.«
Mir fiel noch ein anderer Grund ein, der gegen unsere Schule sprach: »Außerdem, wer will schon in so einer komischen halbten Klasse sein.«
Das wollte wirklich keiner, und so fassten wir folgenden Plan:
1. Unsere Schule macht keinen Spaß mehr.
2. Das scheint niemanden zu interessieren.
3. Wir hauen ab und gehen auf die Kojotenschule, wo es immer lustig ist.
»Habt ihr irgendwas Besonderes beschlossen?«, fragte Hanna, als sie das dritte Mal zum Bus kam.
»Nein«, sagten wir im Chor.
»Nur dass wir abhauen und auf die Kojotenschule gehen«, fiel mir ein.
»Okay!«, sagte Hanna.
__________
3 Die Geschichte könnt ihr in »Ella und das große Rennen« nachlesen.
Immer dem Abenteuer entgegen