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So ein Glück möchte jeder mal haben, dass er einen Lottoschein mit einem Millionengewinn findet. Ella und ihre Freunde aus der Schule haben das Glück. Doch plötzlich ist der Schein wieder verschwunden. Den muss jemand gestohlen haben, und das kann nur ein besonders abgefeimter Schurke gewesen sein! Dass die Schurken meistens Erwachsene sind, weiß man aus dem Fernsehen, und dass der allerabgefeimteste Schurke immer der Gärtner ist. Und was war der neue Aushilfslehrer früher? Gärtner. Im Fernsehen hätte der Detektiv den Fall damit gelöst. Bei Ella wird es jetzt erst richtig lustig. Mit dem neuen Kinderbuch des Erfolgsautors aus Finnland bleibt beim Lesen – oder Vorlesen – kein Auge trocken.
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Seitenzahl: 130
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Timo Parvela
Ella und der Millionendieb
Aus dem Finnischen vonAnu und Nina Stohner
Mit Bildern von Sabine Wilharm
Carl Hanser Verlag
Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel Ella ja jättipotti bei Tammi in Helsinki.
Das Hörbuch Ella und der Millionendieb, gelesen von Friedhelm Ptok, erscheint bei Igel Records.
ISBN 978-3-446-24583-9
© Text Timo Parvela 2009
© der deutschen Ausgabe Carl Hanser Verlag München 2014
Alle Rechte vorbehalten
Aus dem Finnischen von Anu und Nina Stohner
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Die große Lehrerentführung
Die Musikbastelstunde
Wir haben was gewonnen
101208
Ich möchte einen großen Garten anlegen
Wir geben es den Müttern
Seid ihr die Kinder?
Man merkt es einfach, wenn so ein Pflänzchen ordentlich gedüngt wird
Die Verdächtigen
Das Alibi
Was machst du mit dem Geld?
Wir teilten uns in Gruppen auf
Und Ihnen immer eine Handbreit Torf unter den Holzpantinen!
Auf Spurensuche
Das Motiv
Ihr spielt die Kinder!
Dreimal darfst du raten!
Schreie in der Nacht
Timo
Millionenfieber
Krümel und Klümpchen
Und dann erzählte ich ihm alles
Das Weihnachtswunder
Das beste Geschenk
Außerdem gewinne ich sowieso nie was
Ich heiße Ella. Ich gehe immer nur in die zweite Klasse, und das nervt, weil ich gern bald mein Abitur feiern und dazu mein neues blaues Kleid mit der Schleife hinten anziehen würde. Zum Glück habe ich wenigstens eine nette Klasse und einen netten Lehrer. Das heißt, den netten Lehrer habe ich nicht mehr. Der ist spurlos verschwunden. Es ist morgens passiert. Oder vielleicht schon in der Nacht, aber gemerkt haben wir es erst morgens, als wir in die Schule kamen. Da war der Lehrer nicht da.
»Jemand muss ihn entführt haben«, sagte Hanna entsetzt.
»Quatsch! Wer würde denn einen Lehrer entführen?«, sagte ich.
»Ein Dummkopf«, sagte Timo, unser Klassengenie.
Er hatte natürlich recht. Nur ein Dummkopf hatte einen Grund, einen Lehrer zu entführen: weil er jemanden brauchte, der ihn schlauer machte.
»Und wer soll das bei unserem Lehrer sein?«, fragte ich.
Wir überlegten einen Augenblick, dann schauten wir Pekka an. Pekka ist unser Klassendödel. Jetzt gerade kickte er den Tafelschwamm zwischen den Tischen im Klassenzimmer herum und tat so, als wäre er gleichzeitig Fußballreporter.
»Was glotzt ihr so?«, fragte er, als er unsere Blicke bemerkte. Das war eine schlaue Frage. Vielleicht war er doch nicht der Entführer. Pekka ist auch nicht wirklich dumm. Er ist nur ein bisschen dödelig und eine Sportskanone. Außerdem ist seine Mutter die Direktorin unserer Schule. Wozu hätte er sich also noch einen Lehrer ins Haus holen sollen? Dann hätte er ja gleich in die Schule umziehen können. Es sah aus, als müssten wir uns einen neuen Verdächtigen überlegen.
»Was ist mit der Frau des Lehrers?«, fragte Hanna.
»Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte ich. »Warum sollte sie ihren eigenen Mann entführen?«
»Meine Mutter hat meinen Vater auch entführt«, behauptete Pekka.
»Ehrlich?«, wunderte ich mich.
»Ja. Mein Vater sagt, sie hat ihn zum Traualtar entführt, und sie sagt, sie hätte es bestimmt nicht gemacht, wenn sie gewusst hätte, dass niemand Lösegeld für ihn bezahlen will.«
»Ich meinte nicht, dass die Lehrerin ihren Mann entführt hat, sondern dass wir ihr Bescheid sagen sollten, was passiert ist«, erklärte Hanna geduldig.
Das stimmte natürlich. Wir mussten der Frau des Lehrers sagen, dass sie nach der Schule nicht auf ihren Mann zu warten brauchte, weil erst das Lösegeld bezahlt werden musste und sich so was eine Weile hinziehen konnte. Außerdem war in zwei Wochen Weihnachten, und Geschenke brauchte sie ihm auch keine zu kaufen, wenn man nicht wusste, ob er an Heiligabend überhaupt zu Hause war.
Wir rannten gleich ins Klassenzimmer der 2B auf demselben Flur. Die Frau des Lehrers ist nämlich die Lehrerin der 2B. Wir sind die 2A. Als wir bei denen im Klassenzimmer ankamen, herrschte dort das reinste Chaos, und wir sahen auch gleich, woran es lag: Die Lehrerin war nicht da.
Die Jungs spielten mit Besen und Zeigestöcken Eishockey, und die Mädchen malten Bilder an die Tafel. Genauer gesagt, malten sie Fratzen, und ich erkannte Pekka, Timo, unseren Klassenrambo und Mika, der meistens als Batman verkleidet ist. Pekka hatten sie Ohren wie Satellitenschüsseln gemalt, Timo eine Brille, die größer war als sein Kopf, dem Rambo Fäuste wie Fußbälle und Mika zu seiner Batman-Maske und seinem Batman-Umhang einen langen geringelten Schwanz.
Wir versuchten, die von der 2B zu fragen, wo ihre Lehrerin war, aber sie schienen uns nicht zu hören. So sind die von der 2B: ungezogen wie nur was. Wenn bei unsder Lehrer nicht da ist, bleiben wir brav auf unseren Plätzen und machen still die Extraaufgaben, die er uns gegeben hat. Wie die von der 2B sich benahmen, war echt unter aller Kanone.
Weil Schreien und Rufen nichts half, versuchten wir es mit missbilligenden Blicken. Am missbilligendsten blickten Timo, der Rambo und Mika, die ihre Bilder an der Tafel natürlich auch erkannt hatten. Weniger missbilligend blickte Pekka, der sich nur wunderte, warum die Mickymaus an der Tafel so kleine Ohren hatte.
Als die von der 2B auch unsere missbilligenden Blicke nicht bemerkten, rannten wir zurück in unsere Klasse und hielten eine Krisensitzung ab. Das machen wir immer, wenn es ein Problem gibt.
»Das ist eine ernste Sache«, sagte Timo.
»Stimmt«, sagte der Rambo. »Wenn die Bilder nicht verschwinden, pack ich mir einen nach dem andern von denen und nehm ihn als Tafellappen.«
»Timo meint, die Sache ist ernst, weil außer dem Lehrer auch seine Frau verschwunden ist. – Der Entführer hat also beide entführt«, erklärte Hanna geduldig.
»Das meine ich nicht«, widersprach ihr Timo.
»Da seht ihr’s«, sagte Pekka. »Nie versteht ihr ihn.«
»In Wirklichkeit meint er nämlich, dass wir uns für den Ringelschwanz rächen müssen, den sie Batman gemalt haben«, sagte Mika.
»Stimmt genau. Und für meine viel zu große Brille auch!«, sagte Timo und rückte seine richtige gerade.
Wir Mädchen wunderten uns ein bisschen. Wir hätten wirklich gedacht, dass die zwei Entführungen ernster waren.
»Man muss die Feuer löschen, wie sie kommen«, sagte Timo, der immer einen schlauen Spruch auf Lager hat.
Das mit dem Feuer fand Pekka auch. Wir konnten ihn gerade noch vom Feuerlöscher wegziehen, sonst wäre er damit in die 2B gestürmt. Manchmal ist Pekka mit den Händen und Füßen schneller als mit dem Kopf.
Dann war wieder Timo an der Reihe. Er schaute über den Brillenrand hinweg in die Runde und sagte: »Die 2B hat keine Lehrerin – da braucht es doch wohl so schnell wie möglich eine Vertretung ...«
»Aha!«, sagte ich.
»Aha!«, sagte Hanna.
»Aha!«, sagte Tiina.
»Ha!«, sagte der Rambo.
»Ha!«, sagte Mika.
»Hä?«, sagte Pekka.
Dann marschierten wir in den Raum für Bastelsachen, wo auch jede Menge Watte aufbewahrt wird.
Wir waren echt ein beeindruckender Anblick: gleich sieben bärtige Vertretungslehrer. Ich glaube, wir sahen fast ein bisschen zum Fürchten aus. Bestimmt würden wir so auch die wilde 2B zur Vernunft bringen. Das dachten wir, und so war es dann tatsächlich.
Die von der 2B wurden mucksmäuschenstill, als wir erst ins Klassenzimmer ein- und dann gleich wieder ausmarschierten, weil Timo sich beim Schließen der Tür den Bart eingeklemmt hatte. Draußen auf dem Flur klebten wir den Bart mit Klebestreifen wieder an, dann marschierten wir zum zweiten Mal ein. Die Jungs der 2B standen immer noch mit roten Backen und verstrubbelten Haaren da, und die Mädchen versteckten immer noch die Kreide hinterm Rücken.
»Waldwichtel!«, flüsterte eins von ihnen.
»Schneewittchens sieben Zwerge!«, flüsterte ein anderes.
»Nein, sieben Greise!«
»Sieben Greislein!«
»Die sieben Geißlein, weitersagen!«
»Und wieso wächst einem der Geißlein der Bart über die Augen?«, fragte einer der Jungen und zeigte auf Mika.
Da sahen wir es auch: Mikas Bart saß wirklich sehr weit oben. Außerdem hatte Mika Löcher reingeschnitten.
»Das ist kein Bart, das ist eine Maske«, erklärte er. »Ich bin der maskierte Batman.«
»Ich dachte, Batman ist schon maskiert«, sagte der Junge.
»Du kapierst es nicht« sagte Mika sauer. »Wenn ich nicht maskiert wäre, wüsste doch jeder gleich, dass ich Batman bin.«
Da mischte sich Timo ein.
»Eure Lehrerin ist entführt worden«, sagte er.
»Und wir sind die Vertretungslehrer«, sagte Hanna.
»Marsch, auf eure Plätze!«, sagte Tiina.
»Aber ein bisschen dalli!«, sagte ich.
»Schämt euch!«, sagte Mika.
»Sitz!«, befahl der Rambo.
»Wart ihr auch alle brav?«, fragte Pekka mit tiefer Stimme.
Danach saßen sie alle brav an ihren Tischen. Nur ein Junge meldete sich, aber das wunderte uns nicht. Die 2B ist eben eine lebhafte Klasse.
»Was haben wir in der Vertretungsstunde?«, wollte der Junge wissen.
Das wussten wir leider nicht. Wir hatten gar nicht die Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Schließlich hatten wir uns die Bärte basteln müssen.
»Bastelstunde«, schlug Hanna vor.
»Ich hasse Basteln«, beschwerte sich Pekka.
»Wie wär’s mit Musik?«, fragte ich.
»Musik ist noch schlimmer als Basteln«, beschwerte sich der Rambo.
»Wir haben eine Musikbastelstunde«, sagte Timo, der wirklich ein Genie ist.
Dann schlug er vor, dass wir einen fliegenden Fischauflauf basteln sollten. Der fliegende Fischauflauf kommt in einem Lied vor, das der Lehrer uns in der letzten Musikstunde beigebracht hatte. Wir hatten es nicht richtig verstanden, aber wie es der Lehrer gesungen und dazu auf dem Akkordeon gespielt hatte, war sehr lustig gewesen.
Wir holten Pappkarton, Seidenpapier, Stoffreste, Blockflöten, Rasseln und Kleber aus dem Raum für Bastelsachen, dann konnte es losgehen. Wir passten auf, dass alle genug Kleber abbekamen, denn es war ja klar, dass es bei einem Fischauflauf viel zu kleben geben würde.
Ein bisschen schade war nur, dass wir den Kindern nicht erklären konnten, wie ein fliegender Fischauflauf eigentlich aussah, weil wir es ja selbst nicht wussten. Der Lehrer hatte es uns nämlich nicht erklärt. Aber die von der 2B schien das zum Glück nicht zu stören. Sie klebten schon alle wie wild.
Ein Junge klebte sich die Nase an seiner Blockflöte fest. Ein anderer beklebte seinen Tisch mit buntem Stoff. Ein dritter klebte seinem Vordermann Seidenpapierbällchen auf den Rücken. Das sah toll aus, wie ein Igel mit runden Stacheln. Wieder ein anderer schaffte es, sich eine Rassel an die Stirn zu kleben, und sah wie ein rasselndes Einhorn aus. Man musste zugeben, dass die von der 2B zwar kein Benehmen am Leib hatten, aber Spitzenbastler waren.
Timo und Mika gingen dann das Akkordeon des Lehrers aus unserem Klassenzimmer holen und spielten das Lied vom fliegenden Fischauflauf vor. Oder jedenfalls behaupteten sie, dass es das Lied war. Es war alles sehr lustig, und ich konnte gar nicht mehr verstehen, warum der Lehrer sich manchmal über seinen Beruf beschwerte. Lehrer zu sein machte eindeutig mehr Spaß, als Schüler zu sein. Darum war es auch so schade, dass auf einmal die Direktorin ins Klassenzimmer kam.
»Ist das jetzt Schneewittchen?«, flüsterte das Mädchen, das uns für die sieben Zwerge gehalten hatte.
»Die Direktorin«, flüsterte das Mädchen daneben.
»Schneewittchen ist bei uns Direktorin?«, wunderte sich das erste Mädchen. »Wie will sie denn hier einen Prinzen finden?«
Da hatte sie natürlich recht. Kein Prinz würde sich doch trauen, eine Direktorin zu küssen. Nachher musste er dafür noch nachsitzen.
»Kann mir jemand sagen, was das hier soll?«, fragte die Direktorin, als sie sich mit weit aufgerissenen Augen im Klassenzimmer umgeschaut hatte.
Wir waren ihrem Blick gefolgt und wussten, was sie meinte. Überall sah man fliegende Fischaufläufe, aber selbst wenn man wusste, dass es welche sein sollten, konnte man sie schwer erkennen. Was man leicht erkennen konnte, war, dass sich die 2B komplett an ihren Tischen und Stühlen festgeklebt hatte. Ehrlich gesagt, waren wir ein bisschen stolz, dass wir so eine wilde Klasse dazu gekriegt hatten, still zu sitzen.
Komisch war nur, dass die Direktorin immer noch nicht verstand, was los war. Wir mussten es ihr erst erklären.
»Wir sind Vertretungslehrer«, erklärte ihr Timo.
»Der Lehrer ist heute nämlich nicht gekommen«, erklärte ihr Hanna.
»Und seine Frau auch nicht«, erklärte ich ihr.
»Das heißt ...«, sagte die Direktorin mit noch weiter aufgerissenen Augen als zuvor.
Wir nickten stumm.
»Aber das ist ja wunderbar!«, rief die Direktorin aus.
Wir waren verblüfft.
»Das muss sofort die ganze Schule erfahren«, sagte die Direktorin. »Ich mache eine Lautsprecherdurchsage ...«
Dann hörten wir auch schon ihre Absätze über den Flur klappern. Wir selbst standen immer noch vor der Klasse und wunderten uns. Wieso freute sich die Direktorin, dass zwei Lehrer ihrer Schule entführt worden waren? Das war doch merkwürdig. Oder hatte sie seit Neuestem ein paar Lehrer zu viel?
»Große Pause!«, verkündete Timo, aber die ganze 2B blieb sitzen. Es blieb ihr ja auch nichts anderes übrig.
»Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schülerinnen und Schüler!«, hörten wir die Stimme der Direktorin aus dem Lautsprecher über der Tafel. »Die Kollegin und der Kollege unserer zweiten Klassen haben heute ihr zweites Kind bekommen. Wir schicken der Familie unsere besten Wünsche ins Krankenhaus!«
Für den Rest des Schultags hatten wir Unterricht bei der Direktorin. Die 2B auch, aber um die musste sie sich nicht mehr viel kümmern. Die waren brav.
»Ihr solltet euch ein Beispiel an eurer Parallelklasse nehmen«, sagte die Direktorin, als sie zwischendurch kurz nach ihnen sehen gewesen war. »Die sitzen so brav auf ihren Plätzen, als wären sie festgeklebt.«
Natürlich war uns jetzt klar, dass der Lehrer nicht entführt worden war. Höchstens hatte er seine Frau ins Krankenhaus entführt, damit sie ihr Kind zur Welt bringen konnte. Es sei alles gut gegangen, hieß es. Dem Kind gehe es gut, der Frau des Lehrers gehe es gut, und der Lehrer selbst sei bestimmt auch bald wieder auf dem Damm.
»Ein Kind zu bekommen ist kein Pappenstiel«, erklärte uns die Direktorin. »Aber es ist jede Mühe wert«, sagte sie mit einem liebevollen Blick auf Pekka, der sich beim Versuch, sein Mäppchen herauszuholen, in den Schnüren seines Rucksacks verheddert hatte.
»Ihr wisst sicher schon, wie Kinder geboren werden?«, fragte sie, als Pekka sich endlich befreit hatte.
Wir nickten. Natürlich hatten wir im Fernsehen gesehen, wie eine Mutter ins Krankenhaus ging, eine Weile unter einem weißen Laken stöhnte und ihr die Krankenschwester zur Belohnung ein süßes lachendes Baby brachte, das frisch aus der Babyfabrik kam. Babyfabriken soll es früher auf der ganzen Welt gegeben haben, aber heutzutage stehen wahrscheinlich die meisten in China, weil dort überhaupt die meisten Fabriken stehen. Darum sind die chinesischen Babys auch alle so klein und sehen irgendwie gleich aus.
Weil wir schon alles über Babys wussten, erzählte uns die Direktorin nur, dass der Lehrer noch ein paar Tage fehlen würde. So lange hätten wir eine Vertretung. Leider habe die Schule kein Geld für einen richtigen Lehrer, darum sei unsere Vertretung ein Rentner, und früher sei er Gärtner gewesen.
»Für die 2B haben wir einen ehemaligen Kleintierpfleger«, sagte die Direktorin.
Da waren wir schon ein bisschen neidisch. Kleintierpfleger hörte sich eindeutig spannender an als Gärtner.
Bis zum Schulschluss bastelten wir dann eine Riesenglückwunschkarte für die Lehrerfamilie. Hanna malte ein süßes Baby darauf, und wir anderen bastelten winzige Röschen aus Seidenpapier dazu. Winzig bastelten wir sie deshalb, weil die 2B fast das ganze Seidenpapier der Schule für ihre fliegenden Fischaufläufe aufgebraucht hatte. Die Direktorin schüttelte den Kopf, dabei wusste sie da noch gar nicht, dass auch kaum noch Watte und Kleber da waren.
»Ich werde wieder mal ans Schulamt schreiben müssen«, seufzte sie. »Wir brauchen einfach mehr Geld für Bastelsachen.«
Der fehlende Kleber störte dann am wenigsten. Wir klebten die Röschen einfach mit Klebestreifen um das Baby herum. Das heißt, Pekka klebte das eine, das er fertig gekriegt hatte, dem Baby auf die Stirn.