Engelszwillinge – Spuren der Vergangenheit Wie alles begann - Laura Wille - kostenlos E-Book

Engelszwillinge – Spuren der Vergangenheit Wie alles begann E-Book

Laura Wille

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Beschreibung

Ciel ist das Licht. Heaven die Finsternis. Doch wenn sie ihre Kräfte vereinen, wenn Licht und Finsternis eins werden, sind sie unbesiegbar. In diesen intensiven und emotionalen Kurzgeschichten erfahren wir aus der Sicht unterschiedlicher Protagonisten, wie die eigentliche Geschichte »Engelszwillinge« ihren Anfang nahm. Es gibt tiefe, schmerzhafte aber auch unglaubliche und romantische Einblicke in die Welt von Ciel und Heaven … Das kostenlose E-Book (ca. 83 Seiten) ist im Tomfloor Verlag erschienen und kann ohne Vorkenntnisse des ebenfalls im Tomfloor Verlag erschienen Romantasy-Romans »Engelszwillinge« gelesen werden.

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Table of Contents

Titel

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Laura Wille

Engelszwillinge –

Spuren der

Vergangenheit

 

Wie alles begann

Impressum

Ebook-Konvertierung und Titelbildgestaltung

© T. C., Tomfloor Verlag

Cover: Lizensiertes Bildmaterial

Adobe Stock

 

ISBN 9783964640536 (epub)

ISBN 9783964640543 (mobi)

 

Tomfloor Verlag

Thomas Funk

Alex-Gugler-Straße 5

83666 Waakirchen

https://tomfloor-verlag.com

 

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist

urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung,

Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der

Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte

bibliografische Daten sind im Internet über

https://dnb.dnb.de

abrufbar.

Kapitel 1

Oscuro

Je stärker die Liebe, desto tiefer der Schmerz

 

Liebe war ein Geschenk, hatte ich mal gehört. Und ja, es stimmte. Geliebt zu werden, zu wissen, dass es jemanden gab, dem man bedingungslos vertrauen konnte, dem man alles geben, alles aufopfern würde, sogar sein eigenes Leben, wenn es darauf ankam – das war es, was das Leben lebenswert machte.

Man brauchte einen Grund, um zu leben. Jemanden in seinem Leben, an seiner Seite, dem man vertrauen konnte und der einem das Gefühl gab, etwas zu sein.

Ich hatte das Privileg einem solchen Menschen zu begegnen. Und ich würde diesen Menschen um nichts auf der Welt verlieren wollen.

Ihr glockenhelles Lachen erfüllte mich und riss mich aus meinen Gedanken, als ich den Kopf drehte und sie anschaute.

Erika lächelte mich an, kicherte leise und zerzauste mir das schwarze Haar. »Oscuro würde so etwas nie passieren!«

Ich hob überrascht die Augenbrauen. »Was würde mir nie passieren?«

Erikas Vater sah mich an. Sein brauner Pullover passte zu seinen ebenfalls braunen Haaren und dem Schnauzbart. »Wir sprachen gerade darüber, wie ich nach bereits einer halben Stunde Autofahrt kehrtmachen musste, weil meine Frau den selbstgemachten Kartoffelsalat im Kühlschrank vergessen hat.« Die Erinnerung daran ließ ihn schnauben. »Einfach unglaublich! Und all das nur wegen eines Kartoffelsalates.«

»Aber den Kartoffelsalat habe ich mit viel Liebe selbst gemacht!«, empörte sich Erikas Mutter.

Sie trug eine helle Bluse und eine goldene Kette um ihren schmalen Hals. Ihre langen hellbraunen Haare hatte sie hinten zu einem dicken Zopf geflochten.

»Ich habe vier Stunden daran gearbeitet, um den perfekten Kartoffelsalat für unseren Campingausflug zu kreieren. Es war meine eigene Kreation! Ein Meisterstück!«

Ah, es ging um diesen Campingausflug. Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Für diesen Kartoffelsalat wäre ich auch zurückgekehrt, egal, wie weit wir schon unterwegs gewesen wären.«

»Aber Oscuro wäre so etwas gar nicht erst passiert. Er ist nicht so schusselig wie ihr. Nicht wahr, Schatz?« Erika lachte leise und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wangen zu drücken. Es war nur eine federleichte Berührung ihrer Lippen, trotzdem kribbelte meine Haut und mein Herzschlag beschleunigte sich.

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Wie gerne würde ich sie an die Hand nehmen, sie nach draußen in die herbstliche Nacht führen und sie unter den Sternen küssen, bis meine Liebe den kleinsten Winkel ihres Körpers erfüllt hatte.

Aber im Moment saßen die Liebe meines Lebens und ihre Eltern gemeinsam mit mir in einem schicken italienischen Restaurant. Aus den Boxen lief leise italienische Musik und zusammen mit den rot-weiß-karierten Tischdecken und den Bildern von Venedig und dem römischen Theater versprühte das Urlaubsflair.

Wie gerne wäre ich mal verreist. Vielleicht sogar nach Italien. Mit Erika und ihren Eltern. Zwar hatte ich schon so jeden Teil dieses Kontinents gesehen, aber nie war ich als Urlauber unterwegs gewesen – einfach mal entspannen, abschalten vom Stress, so wie es die Menschen taten, wenn sie Urlaub machten … Auch wenn ich schon viel gesehen hatte, so war ich nie als Besucher unterwegs gewesen, es war immer nur eine Mission gewesen, die mich vorangetrieben hatte.

Erikas Vater nahm seine Brille ab und putzte sich die Gläser mit einer Serviette. »Und, was habt ihr beiden Turteltauben an diesem Wochenende noch so vor? Mit Freunden ausgehen? Party machen?«, fragte er, ohne uns anzusehen.

Ich zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen. Beschämt ließ ich den Kopf sinken und starrte auf mein bisher unangerührtes in Scheiben geschnittenes Baguette vor mir auf dem Teller.

»Ich weiß nicht«, murmelte ich und blickte kurz in sein Gesicht.

Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, doch ich sah, wie er die Augen forschend zusammenkniff, als versuche er in mein Innerstes zu sehen. Dann zog er die Augenbrauen hoch und ein kurzes gehässiges Grinsen erschien auf seinen Lippen, ehe er sich seinem Essen zuwandte und ein winziges Stück von seiner scharfen Salami-Pizza abschnitt.

»Keine Pläne? Das ist aber nicht gut, genießt doch diese Zeit. Ihr seid ja noch jung«, meinte er dann.

Leise seufzend ließ ich den Kopf hängen. Freunde hatte ich keine. Das einzige Wesen an meiner Seite war Erika. Doch sie war ein Mensch, ich ein Engel, und genau das konnte mich in Schwierigkeiten bringen, sobald sie erfuhr, was ich wirklich war.

Mein einziger Kumpel Lucien war fort, hatte mich verraten und mich im Stich gelassen. Nein, ich hatte keine Freunde. Ich brauchte auch keine, solange ich Erika hatte.

Sie war für mich ein besonderer Mensch, mit ihrem immer strahlenden Gesicht, ihren funkelnden haselnussbraunen Augen. Ihre von Natur aus hellbraunen Haaren hatte sie sich letzte Woche färben lassen, jetzt waren sie schwarz wie die Nacht. Und es stand ihr unglaublich gut. Sie erinnerte mich an ein Mädchen, an das ich mich verzweifelt versuchte, nicht zu erinnern …

Erikas Mutter räusperte sich, spießte sich dann ein Blättchen Basilikum ihres Mozzarella-Tomaten-Salates auf und führte die Gabel an ihre Lippen. Kurz schielte sie zu ihrem Mann, bevor sie es aß.

Gedankenverloren nahm ich ebenfalls meine Gabel und spießte mir ein Stück Brot auf. Als ich auch nach dem Messer greifen wollte, verharrte meine Hand in der Luft. Verdammt, was tat ich da? Brot isst man doch mit der Hand und nicht mit Messer und Gabel. Ich spürte, wie meine Hände feucht wurden. Benimm dich wie ein Mensch. Du musst dich unauffällig verhalten. Nimm dir ein Stück Brot und dipp es in diese ekelhafte Tomatensoßen-Pampe. Und dann beißt du ab, kaust und schluckst es runter und wirst dich nicht vor deiner Freundin und ihren Eltern blamieren. Sei ein Mensch. Sei ein Mensch.

Aber du bist ein Engel. Du wirst niemals so sein wie sie, selbst wenn du dich auf ihr Niveau herablässt.

Ich hob den Blick von meinem Teller und schaute zu Erikas Mutter, die sich ein Stück Brot aus dem Brotkorb auf dem Tisch nahm, es abbrach und in ihre Salatsoße tunkte. Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wollte sie sagen: Gibt es ein Problem, Oscuro?

»Ach, wir werden das Wochenende eher ruhig angehen lassen. Wir wollten uns ins Bett kuscheln und gemütlich einen Film schauen, nicht wahr Schatz?«, entschärfte Erika glücklicherweise diese Situation. Sie nahm meine Hand und drückte sie. Dabei strahlte sie übers ganze Gesicht und ihre braunen Augen funkelten wie die Sterne draußen.

Ich sah sie an, lächelte und nickte.

»Sehr ungewöhnlich für das Alter«, meinte Erikas Vater, fixierte mich mit seinen dunklen Augen, und nahm einen Schluck von seinem Bier. »Ungewöhnlich, dass du so fixiert auf unsere Tochter bist. Verstehe nicht, dass du dich in all dieser Zeit nie mit einem Kumpel getroffen hast, sondern von morgens bis abends nur an deiner Freundin hängst. Hast du vielleicht keine Freunde, Oscuro? Weißt du, Erika ist noch jung und sollte auch mal ihre Freizeit mit ihren Freundinnen genießen. Kann es sein, dass du etwas besitzergreifend bist, mein Junge?«

Noch immer fixierten mich seine Augen und sein Blick war wie ein Stich mitten in mein Herz. Es tat weh. Die Sekunden verstrichen, doch es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Er starrte mich solange an, bis ich seinem Blick nicht mehr standhalten konnte, mich ihm ergab und stattdessen wieder auf das Essen auf meinen Teller schaute. Ich schwieg, doch in meinen Gedanken sprach ich die Worte: Nicht besitzergreifend, sondern einsam aus.

»Papa, das reicht jetzt!«, schaltete sich Erika ein. »Oscuro ist doch nicht besitzergreifend! Vielleicht macht das bei dir den Anschein, aber ich …«

Erikas Vater sah sich plötzlich im Raum um, schaute überall hin, nur nicht zu seiner Tochter, als er die Hand hob und einen Kellner herbeiwinkte. »Bitte noch ein Bier«, sagte er schnell, um dieser Diskussion auszuweichen.

Erikas Mutter lächelte mich und Erika an, doch ihr Lächeln berührte nicht ihre Augen. Sie beugte sich zu uns vor. »Mein Mann versteht nicht, dass wir auch mal so waren, als wir so jung waren wie ihr. Jung und verliebt, nur Augen und Ohren für die Person, die man liebt. Da vergisst man schon mal seine Freunde oder andere, eher unwichtige Dinge, nicht wahr?« Sie machte eine kurze Pause.

»Ihr seid ein wundervolles Paar. Ich hoffe, ihr genießt eure gemeinsame Zeit, aber wie wäre es, wenn wir nächste Woche mal zusammen einen Ausflug in die Berge machen? Dort gibt es ein paar schöne Ferienhütten. Ihr beiden bekommt auch eine kuschelige Hütte nur für euch allein.« Sie zwinkerte uns zu. »Und dann gehen wir Wandern und machen vielleicht abends ein Lagerfeuer, erzählen uns Geschichten, während wir Würstchen und Brot rösten … Klingt doch toll, oder?« Sie kniff ihrem Mann zärtlich in die Wange. »Und ich werde meinen fantastischen Kartoffelsalat machen.«

Erikas Vater hüstelte in seine Faust hinein und murmelte dann: »Sicher, und ich werde mich im Internet dann mal nach einem passenden Angebot umschauen.« Dankbar nickte er dem Kellner zu, als der ihm sein Bier auf den Tisch stellte.

»Oh, das klingt wunderbar!« Erika umklammerte mit ihren weichen, zierlichen Händen meinen Arm und lehnte ihren Kopf verträumt an meine Schulter.

Ich drehte den Kopf, schloss kurz die Augen und küsste ihr schwarzes Haar. Ihr zarter, blumiger Geruch ließ mein liebeskrankes Herz höherschlagen.

Doch mit einem Mal verspannte sich jeder Muskel meines Körpers, als ich etwas spürte. Etwas Eiskaltes kroch mir den Nacken empor.

Ich drehte den Kopf so weit nach hinten, um einen verstohlenen Blick über meine Schulter zu werfen.

Zwei Kellner standen hinter dem Tresen an der Getränkebar. Sie musterten mich mit ihren eiskalten Blicken, doch als sie sahen, dass ich es bemerkte, senkten sie die Köpfe. Während sie Gläser polierten, tuschelten sie leise miteinander.

Diese Kellner … Ihre Auren waren anders.

Nein, das waren keine Menschen, das waren eindeutig … Aber warum waren sie hier? Hatte die Königin etwas damit zu tun?

Die Stimme von Erikas Vater ließ mich erschrocken zu ihm herumwirbeln.

»Wie bitte?« Ich hatte ihm nicht zugehört.

»Ich sagte, erzähl uns doch ein wenig aus deiner Kindheit. Ich finde, du erzählst uns viel zu wenig von dir.« Er lächelte mich an. »Wo bist du aufgewachsen? Hast du Geschwister? Irgendwelche Verwandten? Ich weiß, deine Eltern starben beide bei einem Autounfall. Mir scheint es ein Wunder zu sein, dass du als einziger überlebt hast. Da doch dein Vater betrunken war, als er die Kontrolle verlor und gegen die Leitplanke raste und dann mit euch die steilen Felsklippen in die Tiefe stürzte.«

»Ich …«

Doch Erikas Mutter fiel mir ins Wort. »Seine Eltern haben doch Selbstmord begangen und sich auf dem Dachboden erhängt! Das hat Oscuro doch erzählt, als wir ihn kennenlernten.«

Ihr Blick durchbohrte mich misstrauisch, und auch Erikas Vater sah mich schweigend an, während seine Stirn sich in Falten legte. Beide verlangten sie eine Erklärung.

Ich biss mir auf die Lippe. Was hatte ich bloß getan? War ich schon so durcheinander vor lauter Angst, mich selbst zu verraten, dass ich doch tatsächlich verschiedene Lügen erzählt hatte? Ich muss besser aufpassen, falls es nicht schon zu spät war …

»Mama! Papa! Bitte!« Erika sah sie abwechselnd an. »Seine Eltern leben nicht mehr! Darum geht es und um nichts anderes. Und es muss schwer sein, seine Mutter und Vater so früh zu verlieren …«

»Bitte entschuldigt mich.« Hastig stand ich mit gesenktem Kopf auf, während sich meine Lunge anfühlte, als würden sie gleich zerbersten.

Meine Hände begannen stark zu zittern, während ich mit schnellen Schrittes an der Bar vorbei zu den Toiletten ging. Als ich um die Ecke bog und außer Sichtweite von Erika und ihren Eltern war, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand, schloss die Augen und fuhr mir mit der bebenden Hand über die Stirn. Verdammt, wieso wollten meine Hände nicht aufhören zu zittern? Ein leises Keuchen entfuhr meiner Kehle …

Vorsichtig sah ich um die Ecke. Erika und ihre Eltern unterhielten sich leise, aber laut genug, sodass ich sie verstehen konnte.

»Was stimmt mit diesem Jungen nur nicht?«, zischte Erikas Vater. »Mir gegenüber hat er tatsächlich behauptete, seine Eltern seien beide bei einem Autounfall gestorben. Und vorher erzählte er das mit dem Dachboden. Warum?«

Erikas Mutter nickte zustimmend. »Und hatte er nicht neulich behauptet, er sei bei entfernten Verwandten aufgewachsen. Verwandte, die angeblich hier in der Nähe wohnen sollen? Wieso besucht er sie nicht? Er ist ständig nur bei dir.« Sie griff über den Tisch nach den Händen von Erika. »Er bedrängt dich doch nicht etwa doch, oder Liebling? Ich meine nur, wenn er wie eine Klette an dir hängt?«

Erika schüttelte ihre Hände ab und erhob sich. »Ich liebe ihn aber. Ich weiß nicht, warum ihr ihm nicht vertraut, aber ich tue es.«