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Buch In diesem Buch sind zwei Kurzkrimis des Autors Viktor Tanner zusammengefasst. Beiden ist gemein, dass ein engstirniges bzw. intolerantes Denken Teil der Handlung ist. Als Taschenbuch hätte es 31 Seiten. Eurokriese Die Polizeibeamtin Karin Löwe wurde zu einem Tatort gerufen. Bei ihrer Ankunft bot sich ein bizarres Bild. In einem griechischem Imbiss lag eine Leiche, die einen Drehspieß mitten im Herz stecken hatte. Die Frage nach dem „Wieso?“ führte Karin in eine Richtung, die sie nicht erwartet hatte. Unehrlich Tom Jürgensen erschrak über sich selbst. Er konnte nicht fassen, dass er nun an einen Punkt angelangt war, an den er sich nie wiederfinden wollte. Trotzdem musste er weitermachen als sei nichts geschehen, schließlich musste er diese Mordermittlung, die sich auch gegen ihn richtete schadlos überstehen.
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Veröffentlichungsjahr: 2014
©2014 Viktor Tanner
1. Auflage
Autor: Viktor Tanner
Umschlaggestaltung: Viktor Tanner
Coverfoto: Pixabay
Bilder: Pixabay, Pixelio by Markus Wegner (Buchcover bei Buchempfehlungen)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
1
Was habe ich nur getan?, dachte Tom Jürgensen. Wie zum Teufel ist es dazu gekommen? Was mache ich denn nun?
Fragen über Fragen bildeten sich in seinem Kopf und die Gefühle fuhren mit ihm Achterbahn.
Aber jetzt war es eh‘ zu spät! Die einzige Entscheidung, die es nun zu treffen galt, war entweder alles zu gestehen oder eben es zu vertuschen.
Tom saß in seinem Hotelzimmer und zerbrach sich bereits seit einer halben Stunde den Kopf. Schlussendlich entschied er sich für die Variante alles zu vertuschen. Er setzte sich an seinen Rechner und rief Facebook.de auf.
Auf seiner Pinnwand schrieb er in die Zeile mit der Überschrift „Was machst du gerade?“:“Bin spazieren. Ich brauchte mal eine Pause vom Büro! Gleich geht’s aber wieder in meine Zelle!“.
Mit Zelle meinte er sein Büro. Tom arbeitete bereits seit 10 Jahren dort und hatte es zum Bereichsleiter der Forschung gebracht. Damit war er neben dem Inhaber der Firma der bedeutendste Mitarbeiter. Schließlich war es ein Forschungsunternehmen.
Plötzlich klingelte sein Handy. „Kirsten Via Büro“ stand im Display.
„Hallo Schatz!“, zwang er sich, sich möglichst normal zu melden und wartete auf die Antwort seiner Frau.
„Hallo Spatz! Wo bist du?“, kam es aus Toms Handy.
„Spazieren! Ich brauchte mal eine Pause. Und du?“
„Ich komme gerade vom Friseur, stehe aber noch vor der Haustür. Wann kommst du?“
„Das dauert noch. Ich muss in 10 Minuten wieder im Büro sein!“
„Kannst du nicht mal was kürzer treten? Ich bin ja froh, dass wir uns durch den Job ein unbeschwertes Leben leisten können, aber du bist nie zuhause. Ich will dich auch mal sehen!“
„Ich weiß. Aber im Moment ist es eben nicht möglich. Das haben wir doch schon öfter besprochen.“, sagte Tom in einem gefühlvollen und verständnisvollen Ton.
Nachdem die beiden aufgelegt hatten, stand Tom auf zog sein Jackett an und ging aus dem Hotel über die Straße zurück in die Firma.
Als er im Büro ankam, schellte bereits das Telefon auf seinem Schreibtisch.
Es war schon wieder seine Frau. Er meldete sich genauso wie eben, was ihm diesmal etwas leichter fiel. Die Achterbahnfahrt seiner Gefühle hatte sich etwas beruhigt. Aber er wusste, es war nicht von langer Dauer.
Seine Frau hingegen war äußerst aufgewühlt. Sie quäkte wirres Zeug in den Hörer und es dauerte eine Weile bis Tom ihr Einhalt gebieten konnte.
„Jetzt mal langsam. Was ist passiert? Ich verstehe gerade nichts mehr!“
„Kristian Pilger ist tot! Du musst herkommen!“, gab Kirsten knapp zurück.
„Was!?“
„Er liegt hier auf dem Boden und rührt sich nicht!“
„Ruf den Notarzt. Ich komme!“, beendete Tom das Gespräch.
Tom bog mit seinem Dienstwagen in seine lange Einfahrt ein. Das schöne Herrenhaus am Berliner Falkensee hatte er damals gekauft und restaurieren lassen. Aber diese Schönheit sah er schon lange nicht mehr.
Er stellte den Wagen vor der Tür ab und ging hinein.
Drinnen erwartete ihn seine Frau, die über den Toten gebeugt war. Kurz darauf hielt hinter ihm der Notarztwagen und eine in orange gekleidete Frau stürmte an ihm vorbei in den Flur. Kirsten stand daraufhin auf und kam auf Tom zu.
Sie war wie immer modern und sexy gekleidet. Ihr Kleid und die dazu passenden Schuhe betonten ihren Körper. Man konnte sehen, dass sie die Tage mit Wellness und Sport verbrachte.
Aber auch das sah Tom nicht mehr. Die Schönheit seiner Frau war nicht mehr der Mittelpunkt seines Interesses.
Aber Kirsten hatte durchaus Augen für ihren Mann. Sie ging auf ihren Mann zu und musterte diesen gutaussehenden Kerl. Seine teuren Maßanzüge standen ihm einfach super.
„Er hat einen Stromschlag abbekommen, als er auf der Leiter stand!“, erklärte sie, als sie Tom erreichte.
„Woher weißt du das?“
„Ich habe es mir zusammengereimt. Er hat verbrannte Hände und lag regungslos neben der Leiter. Die zerbrochenen Glühlampen sagen mir, dass er wohl von der Leiter gefallen sein muss, als er die Glühlampen wechseln wollte!“
Tom schaute erstaunt hoch und musste dem Ganzen zustimmen. Es schien so zu sein. Die Notärztin telefonierte. Als sie aufgelegt hatte, kam sie hinüber.
„Bitte warten Sie draußen. Die Polizei wird gleich hier sein. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Stromunfall, aber bei unnatürlichem Tod sind wir dazu verpflichtet, die Polizei hinzu zu ziehen.“
Tom und Kirsten gingen hinaus und beobachteten, wie mehrere Autos auf ihr Grundstück fuhren.
Einer der 4 Beamten stellte sich als Erster Polizeihauptkommissar Bruno Rieke vor. Es würde zirka eine Stunde dauern bis die beiden wieder in ihr Haus könnten.
Bruno Rieke war ein älterer, untersetzter Herr mit einer Glatze, der eher altmodisch gekleidet war. Er hatte eine alte braune Stoffhose und ein beiges Sakko an, welches auch schon bessere Tage gesehen hatte.
Nach einer Stunde kam Bruno wieder aus dem Haus.
„Wir müssen hier leider in einer Mordsache ermitteln. Würden Sie uns bitte ihre Fingerabdrücke und ihre DNA geben, damit wir die Spuren in Ihrem Haus richtig einordnen können.“
Herr Rieke ging wieder hinein und ließ die beiden Verdutzen draußen stehen. Hinter ihm erschien ein weiterer Herr, der Fingerabdrücke und DNA abnahm.
Nachdem die Spurensicherung fertig war, erschien Bruno erneut.
„Kennen Sie den Mann?“
„Ja. Das ist unser Gärtner. Kristian Pilger. Er wollte scheinbar die Lampen wechseln. Ich hatte ihn darum gebeten. Putzen sollte er dort nicht; das ist Aufgabe von Julia, unserer Putzfee“, antwortete Tom.
„Sie wechseln die Lampen nicht selber?“
Bruno war so erstaunt, dass er erst redete und dann nachdachte.
„Was wollen Sie? Wir können uns Angestellte leisten und machen es auch.“, antwortete Kirsten schnippisch.
„Ich will nur den Fall aufklären! Wo waren Sie vor etwa drei Stunden?“, blieb Bruno Rieke völlig unbeeindruckt.
Tom blieb ruhig. Er sah nur seine Frau an.
„Wir waren gemeinsam spazieren. Als wir zurückkamen, haben wir ihn so vorgefunden!“, erklärte Kirsten selbstbewusst.
Tom traute seinen Ohren nicht und schaute sie entsprechend an, was der Beamte allerdings nicht bemerkte.
Als Bruno sich wieder zu Tom drehte, hatte sich dieser zum Glück wieder gefangen.
„Wieso ist es eigentlich eine Mordsache?“, informierte sich Tom bei Bruno.
„Es wurde ein kleiner flacher Kupferleiter von innerhalb der Fassung nach außen geführt, sodass man einen Stromschlag bekommen kann, wenn man anfasst, um beispielsweise eine Glühlampe zu wechseln.“
Als die Beamten ihre Sachen einpackten und das Gebäude verließen, wurde das Haus versiegelt. Kirsten und Tom sollten für die Zeit in ein Hotel.
„Warum hast du gerade gelogen?“, platzte es sofort aus Tom heraus, als die beiden im Auto außer Hörweite waren.
„Du hast doch keins, weil du spazieren warst. Da habe ich dir eines beschafft. Aber wehe, du gehst fremd oder das Alibi platzt aus irgendwelchen anderen Gründen, dann gehst DU in den Knast. Ich habe noch den Friseur!“, giftete Kirsten.
„Hoffen wir, dass er es nicht genau genug prüft.“, war alles, was Tom erwiderte, als er losfuhr.
2
Währenddessen überprüfte Bruno Rieke erst einmal den Toten. Nachdem er mit Freunden und Verwandten gesprochen hatte, fuhr er zum Arbeitgeber von Kristian Pilger.
Der Arbeitgeber war ein erstaunlich großer Garten- und Landschaftsbaubetrieb. Die Fläche dieses Unternehmens machte fast ein Viertel des Dorfes aus, in dem es angesiedelt war.
„Ich weiß gar nicht, was er da zu suchen hatte. Einen Auftrag, dort etwas zu erledigen, hatte er von mir nicht.“, meinte der Vorgesetzte.
„Von seinen Freunden habe ich erfahren, dass er etwas mit einer verheirateten Frau hatte. Könnte das Frau Jürgensen sein?“, wollte Bruno wissen.
„Naja. Hier laufen Gerüchte, dass es so ist. Aber es weiß niemand genau!“
Damit rückt also mal wieder der Ehemann ins Rampenlicht. Wollen wir den doch mal unter die Lupe nehmen und sprechen mit seinem Chef, dachte Bruno, als er das Unternehmen verließ und in Richtung Arbeitgeber von Tom Jürgensen aufbrach.
Bei seiner Ankunft wurde er von einem imposanten Gebäude im modernen Baustil empfangen. Er trat in eine riesige Eingangshalle, wie man sie sonst nur aus den Hollywoodfilmen kennt. Diese Firma war scheinbar recht erfolgreich.
Bruno Rieke wartete eine Stunde, bis er endlich den Chef von Tom Jürgensen zu sehen bekam.
„Tom ist ein Workaholic. Ohne diese Eigenschaft könnte man nicht Leiter einer Forschungseinrichtung werden.“, meinte der Chef, „aber sein Verhalten hat sich in letzter Zeit etwas verändert. Darüber wollte ich bald mit ihm sprechen!“
„Bitte nicht. Lassen Sie mich erst den Fall bearbeiten. Wer weiß, wo mich das noch hinführt. Wissen Sie, wo er vor zirka sechs Stunden war?“
„Tom ist kein Mörder!“
Bruno schwieg und wartete auf die Antwort.
„Ich habe gesehen, wie er das Gebäude verlassen hat und gegenüber in das Hotel ging.“, bekam Bruno in einer ziemlich genervt klingenden Tonart zu hören.
„Sie sagten, Tom Jürgensen hätte sein Verhalten geändert. Was genau meinen Sie damit?“, führte Bruno das Gespräch in eine andere Richtung.
„Er geht früher als sonst und ist unkonzentriert. So geht das nicht weiter! Diese Ausrede des Spazierengehens heute gehört auch dazu. Sowas hat er noch nie gemacht. Heute war das erste Mal.“, gab der Vorgesetzte von Tom etwas leise zu.
Nachdem das Gespräch beendet wurde, ging Bruno Richtung Hotel, um die Angaben zu prüfen.
Als das Mobiltelefon läutete, nahm er ab. Es war ein Kollege der Spurensicherung. Sie hatten etwas entdeckt.
„OK. Dann werde ich die Beiden damit konfrontieren. Mal sehen, was passiert“, mit diesen Worten legte Bruno auf.
Bevor er dies tat, ging er in das Hotel gegenüber und erfuhr, dass Herr Jürgensen ein Zimmer gebucht hatte, welches allerdings nur zirka 1,5 Stunden genutzt wurde. Anschließend fuhr Bruno in das Hotel, welches die Jürgensens als Übergangswohnort angegeben hatten.
3
Natürlich war es eine 4-Sterne-Unterkunft, in der sie die Suite gebucht hatten.
Tom und Kirsten empfingen den Kommissar im Wohnzimmer der Suite.
„Ich bin ein wenig enttäuscht. Sie haben mich angelogen!“, fiel Bruno mit der Tür ins Haus.
„Wie bitte?!“, tat Kirsten überrascht.
„Ihr Mann war nicht mit Ihnen spazieren. Er war im Hotel gegenüber seinem Arbeitsplatz!“
„Wie bitte?“, funkelte Kirsten ihren Mann an. „Ich war beim Friseur. Was er gemacht hat weiß ich nicht. Scheinbar hat er ja Geheimnisse! Der Facebookeintrag und unser Telefonat waren dann ja vermutlich gelogen!“, richtete sie sich etwas zickig an Bruno.
Tom schaute nach unten und wurde rot. Das passierte ihm immer, wenn er peinlich berührt war.
„Ich habe ein Alibi!“, gab er kleinlaut von sich.
„Und das wäre?“, wollte Bruno wissen, aber Tom antwortete nicht.
Von der Hotelrezeption des Hotels, in dem er die 1,5 Stunden verbracht hatte, wusste er bereits, dass er nicht alleine war. Nur wer es war, hatte er nicht in Erfahrung bringen können.
„Herr Jürgensen! Bitte! Es ist doch schon raus. Wie heißt die Dame? Sie entlasten sich dadurch doch nur! Sonst muss ich davon ausgehen, dass Sie mit der Sache etwas zu tun haben!“, bohrte Bruno nach.
„Phil Reuter“, brachte Tom kaum hörbar hervor.
Die Stille, die darauf folgte, war schon fast ohrenbetäubend, und es entstand eine Spannung, die kurz vor dem Zerreisen war.
„Das müssen wir noch überprüfen. Geben Sie uns bitte die Kontaktdaten!“, sprach Bruno in das Knistern hinein.
Daraufhin kramte Tom eine Visitenkarte hervor und gab sie Bruno.
„Und Sie waren bei welchem Friseur?“, richtete sich Bruno nun an Kirsten Jürgensen.
Kirsten schaute aber immer noch fassungslos zu ihrem Mann. Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete.
„Beim Coiffeur in der Maisenstraße“
„Ah. Da ging meine Frau auch hin. Der ist doch letzte Woche gestorben, deshalb war heute geschlossen. Versuchen Sie es doch bitte noch einmal!“, meinte Bruno nur knapp.
Kirsten Jürgensen stand mit offenem Mund da und schaute von Tom zu Bruno und zurück.
„Frau Jürgensen. Das mit dem Alibi scheint ja ein Problem zu sein. Dann erklären Sie mir doch bitte, wieso Ihre Fingerabdrücke auf die Innenseite der Fassung und ebenfalls auf der Innenseite der Kupferlitze zu finden sind. Außerdem haben wir nur Ihren Daumenabdruck auf dem Schalter gefunden.“
„K – K – Keine Ahnung!“, stammelte Kirsten.
„Du hast ihn umgebracht?“, platzte es aus Tom heraus.
„So sehe ich das bisher auch. Sie sollten mir jetzt eine plausible Erklärung liefern, warum Sie kein Alibi haben und Ihre Fingerabdrücke zu finden sind. Licht brauchten Sie heute Morgen nun wirklich nicht!“, unterstützte Bruno die Aussage von Tom und wies ihn mit einer Handbewegung zur Zurückhaltung.
Kirsten war immer noch verwirrt. Man sah ihr an, dass sie mit sich kämpfte und versuchte „eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen“.
„Frau Jürgensen? Waren Sie es?“, hakte Bruno nach.
„Ja. Ich war es!“, brachte Kirsten plötzlich unter Tränen heraus.
Noch bevor Bruno nachfragen konnte, hielt es Tom nicht mehr zurück.
„WARUM!?“, schrie er, „Spinnst du?“