Entdecke den Buddha in dir! - Maren Schneider - E-Book

Entdecke den Buddha in dir! E-Book

Maren Schneider

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Beschreibung

Die anerkannte Meditations- und Achtsamkeitslehrerin (MBSR) Maren Schneider zeigt, wie man mit einfachen Übungen schwierigen Situationen aller Art entgegentreten kann.

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Seitenzahl: 228

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Maren Schneider

Entdecke den Buddha in dir!

Schwierige Situationen gelassen meistern

Knaur e-books

Über dieses Buch

Inhaltsübersicht

VorwortEinführungDer Esel und die MöhreTeil IGelassen wie ein BuddhaLaufen oder RaufenDefinitionSteinzeitmodusEnergiemanagementAdrenalinNebenwirkungenAusnahmezustandPositive und negative StressmusterDer Wechsel ist entscheidendStress ist eine BewertungssacheStressauslöser: GedankenAchtsamkeitAusstieg aus dem HamsterradAchtsamkeitAusweichmanöverFrieden schließenAchtsamkeit auf den KörperHier und jetztFür den Moment sorgenMeditationEinladung zu GegenwärtigkeitWarteschlangenmeditationWahlfreiheitPotenzial entdecken durch MeditationReif für die InselSchwimmen lernenVorbereitungHaltungZur Ruhe kommenDen Atem berührenMit Gedanken umgehenÜbungszeitMit Schwierigkeiten umgehenAusweiten der PraxisFrüchte der PraxisIntuitive EinsichtAnsichtssacheAnnäherung an die WirklichkeitSinn von BewertungenDer Filter vor der WirklichkeitObjektivitätDen Filter auflösenAuswirkungGib dem Affen keinen ZuckerAffengeistDie wilde JagdGrübelmarathonDramatisierungsprozesseDenken Sie noch oder grübeln Sie schon?Ausstieg aus dem Drama: die Praxis des GeistestrainingsAuswirkungenEinmal Hölle und zurückSamsaraDie Natur der GefühleErscheinungsbildKreislauf der VerstärkungMit Dämonen umgehen lernenNotfallplan SanftheitDen Kern berührenAblehnungFrieden schließenDen Kern berührenDemaskierungMetta und KarunaAusrichtung und ÜbungAnwendungMit Inspiration im Alltag übenAuswirkungenTeil IIMit Katastrophen lebenChaos-MorgenMaßnahmen:Maßnahmen:Maßnahmen:Maßnahmen:NeidMaßnahmen:Maßnahmen:Maßnahmen:Maßnahmen:Maßnahmen:Die Quelle der KraftFaktenGeistiges KlosterDas Leben aufräumenSchlüsselwort GelassenheitWiederbelebung der MußePraxis im AlltagMorgenmeditationStau-MeditationU-Bahn-MeditationAmpel-MeditationKriseninterventionGeh-Meditation im ParkVarianteBuddhas KaffeepauseNach Hause kommenAbendmeditationFrieden schließenDer Weg entsteht beim GehenAnhangDankAdressenLiteraturtipps
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Vorwort

Vor gut vierzehn Jahren arbeitete ich als Grafikerin in einer angesehenen kleinen Werbeagentur in der Düsseldorfer Altstadt, und mit meiner Karriere schien es stetig bergauf zu gehen. Mein Leben erschien mir spannend und bunt, doch unter der Oberfläche nagten an mir schon seit längerem Zweifel an der Sinnhaftigkeit vieler Dinge in meinem Leben und in meiner Umgebung. Ich beobachtete, wie meine Kollegen und Freunde sich Häuser und Autos kauften, wir uns die Nächte mit Arbeit und exzessiven Partys um die Ohren schlugen und wie schnell unsere tollen und wichtigen Ideen Schnee von gestern waren. Es wurden viele Überstunden gemacht, Unmengen von Kraftreserven aufgebraucht. Stress galt als chic. Mit dem Begriff Work-Life-Balance konnte damals noch keiner von uns etwas anfangen.

1997 veränderte sich auf einmal mein Leben entscheidend. Das Jahr begann mit einer Familientragödie, die mein Verständnis von den Fähigkeiten, Neigungen und Emotionen der Menschen vollkommen aus dem Gleichgewicht brachte. Diese Erfahrung gab mir einen tiefen Einblick in die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens.

Das Prägendste jedoch war, dass ich im Sommer 1997 einem Menschen begegnete, in den ich mich Hals über Kopf verliebte. Er war Buddhist. Unser erstes Treffen bestand darin, dass er mir das Meditieren beibrachte. Ich hatte mich schon seit meiner Kindheit für spirituelle Fragen interessiert und seit einiger Zeit versucht, dem Buddhismus und der Meditation auf die Spur zu kommen. Jedoch verstand ich die Worte nicht wirklich, die ich in den Büchern las, welche ich mir zu diesem Thema gekauft hatte. Durch ihn bekam ich endlich einen Zugang zu diesem Bereich, erhielt Antworten auf meine Fragen und begab mich auf den buddhistischen Weg. Kurze Zeit später stellte mich das Leben erneut auf die Probe, denn mein neuer Freund, in den ich mich mittlerweile sehr verliebt hatte, erklärte mir freudestrahlend, dass er in ein buddhistisches Kloster in Frankreich eintreten werde, um an einem traditionellen Drei-Jahres-Retreat teilzunehmen und sein Leben der intensiven Praxis als buddhistischer Mönch zu widmen. Für mich war es ein Schock. So bestand meine erste Lektion auf dem neuen buddhistischen Weg im Loslassen. Wir lösten seine Wohnung auf, verschenkten seine Habseligkeiten, und er machte sich zwei Wochen später auf den Weg ins Kloster. Drei gemeinsame Freunde und ich folgten ihm, um ihn in sein neues Leben zu begleiten. Im Kloster begegnete ich dem tibetischen Meditationsmeister Gendün Rinpoche und meinen heutigen Lehrern, kam in einen sehr nahen Kontakt mit einer authentischen Übertragungslinie des tibetischen Buddhismus, traf viele Menschen, die den gleichen Weg gingen, und begann, mich ernsthaft in Meditation zu üben.

Dieses Erlebnis hat mein Leben vollkommen verändert. Wieder zurück in meinem nicht gerade klösterlich anmutenden Alltag in Deutschland, glichen die darauffolgenden Jahre einer Waschmaschine im Schleudergang. Der Stress nahm zu, der Druck – äußerlich wie innerlich – erhöhte sich, meine Emotionen spielten verrückt, und ich fühlte mich wie in einem Schnellkochtopf. Ich tat mein Möglichstes, meditierte, ging zu buddhistischen Kursen und zog mich ab und zu ins Kloster zu einem Retreat (Meditationsklausur) zurück. Der Dharma (buddhistische Lehre) half mir, mit den Herausforderungen des Lebens besser umzugehen. Doch der Druck nahm immer weiter zu. Irgendwie schien das nicht mehr mein Leben zu sein, so wie ich es lebte. Ich packte meinen Rucksack und reiste auf Sinnsuche in den Himalaja, wanderte mit einer Gruppe am Fuße des Mount Everest und erlebte durch die Erfahrung der Höhenkrankheit, wie es ist, mit dem Leben abzuschließen und mit der Unmittelbarkeit und der Einsamkeit des nahen Todes vertraut zu werden.

Ein Jahr später rasten zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Center und erinnerten auch die Welt wieder einmal an ihre Endlichkeit. Dieses Erlebnis ließ mich innehalten und mein Leben, so wie ich es lebte, gründlich in Frage stellen. Das war der Wendepunkt. Obwohl ich meditierte und versuchte, dem Buddha-Weg im Alltag zu folgen, förderte ich durch meine Arbeit als Werbegrafikerin die Konsumgüterindustrie und investierte unglaublich viel Kraft und Zeit in die Entwicklung eines der vergänglichsten Phänomene unserer Zeit: Werbung. Wollte ich das wirklich, oder gab es einen nutzbringenderen Weg? Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, auch ins Kloster zu gehen und Nonne zu werden. Die Börse brach ein, viele Menschen verloren ihre Arbeit. Ich wurde mittels eines Aufhebungsvertrags in die Selbständigkeit katapultiert. Als ich im Sommer 2002 in Frankreich wieder das tibetische Kloster besuchte, hatte ich eine Begegnung mit dem 17. Gyalwa Karmapa, dem Oberhaupt der Karma-Kagyü-Linie des tibetischen Buddhismus. Er segnete während einer Zeremonie jeden Einzelnen der Anwesenden. Als er mir seinen Segen gab, war mir, als würde alles in mir in tausend Stücke zersplittern, zerbrechen und zerkrümeln, bis nichts mehr von mir übrig war. Das war mein Tod, und gleichzeitig war es meine Geburt. Ich erlebte einen klassischen Burnout und durchschritt neun Monate das dunkle, tiefe Tal einer Erschöpfungsdepression, bis ich eines Tages nach einem Weinkrampf mit einer dampfenden Tasse Tee erschöpft auf der Terrasse in der Sonne stand und wusste, die dunkle Zeit war vorüber. Es war wie nach einer Gewitternacht, und im morgendlichen Licht glitzerten die Tropfen auf den Grashalmen, und alles sah frisch und neu aus. Ich fühlte mich wie wiedergeboren, ein Phönix aus der Asche. Ich kehrte der Werbung den Rücken, orientierte mich neu und arbeite seither als Therapeutin sowie Achtsamkeits- und Meditations-Lehrerin (MBSR und MBCT).

 

Der Dharma hat mich in diesen ganzen Jahren gelehrt, besser mit den Höhen und Tiefen umzugehen, stabil im Brennpunkt zu bleiben, Vergänglichkeit zu akzeptieren, Schwierigkeiten und Herausforderungen als Lehrmeisterinnen zu sehen, die Dinge zu nehmen, wie sie sind, beharrlich und geduldig in der Praxis zu bleiben, der Weisheit und den Empfehlungen meiner Lehrer zu vertrauen und mich im freien Fall zu entspannen. Und zu guter Letzt, den Humor nicht zu verlieren.

Allerdings werde ich immer noch jeden Tag daran erinnert, wie weit das Feld der Erkenntnis ist und was ich alles noch auf diesem Weg zu lernen und zu entwickeln habe. Im gleichen Maße bin ich immer wieder entzückt und tief berührt von den Erfahrungen, die durch die Praxis des Buddha-Dharma möglich werden, erlebe erhebende Momente des Glücks, der Klarheit und Gelassenheit. Erfahre Zuversicht in Situationen, in denen ich früher normalerweise mit Angst, Panik oder starker Wut reagiert hätte. Ja, ich kann sagen, das Üben der Anweisungen des Buddha hat mein Leben verändert, es reicher, achtsamer, sinnvoller, entspannter, bunter und glücklicher gemacht und auf einer sehr relativen Ebene auch sicherer. Und das ist für jeden möglich und erreichbar! Wie das gelingen kann, möchte ich Ihnen in diesem Buch vorstellen.

Einführung

Fern von festgefügten Dogmen bieten die Lehre und die Erkenntnisse des Buddha gerade Menschen, die nicht einfach nur blind etwas glauben, sondern aktiv erfahren und überprüfen wollen, eine Möglichkeit, sich mit dem eigenen Leben und Erleben auseinanderzusetzen und alternative Wege zu Frieden, Erfüllung und im Umgang mit Stress und den Problemen und Krisen des Alltags zu finden. Entdecke den Buddha in dir! ist geschrieben für Menschen wie Sie und mich. Es schöpft aus dem reichen Schatz der Lehren Buddhas und zeigt, wie man auf Basis der seit 2500 Jahren bestens erprobten Empfehlungen Buddhas lernen kann, mit den stressigen und belastenden Situationen des Lebens gelassener und konstruktiver umzugehen.

Buddhistisches Krisenmanagement

Aus buddhistischer Sicht ist eine Krise eine Situation, in der wir massiv mit den bisher verdrängten Gegebenheiten der Unbeständigkeit und Unvollkommenheit unserer Welt konfrontiert werden. Das erleben wir möglicherweise als einen fundamentalen Kontroll- und Sicherheitsverlust, was große Angst und sogar Panik in uns auslösen kann. Buddhistisches Krisenmanagement bedeutet, mit den Gegebenheiten und Veränderungen unseres Lebens wirklich umgehen zu lernen und an ihnen zu wachsen und uns zu entwickeln. Das gelingt, indem wir uns mit den tatsächlichen Wurzeln unserer Krisen befassen, statt nur auf der Symptomebene zu bleiben. Wir erforschen, wie wir auf Situationen und Gegebenheiten reagieren, welche Gedankenmuster Leid und Probleme verstärken und welche geistige Haltung schwierige Situationen entschärft. Wir lernen, mit Gefühlen in angemessener Form umzugehen, Verantwortung für unser Leben und Handeln zu übernehmen und uns uns selbst und anderen gegenüber in Situationen zu öffnen, in denen wir uns normalerweise verschließen würden. Durch buddhistisches Krisenmanagement lernen wir, gelassener zu werden und regelrecht den Buddha in uns zu entdecken. Darum geht es in diesem Buch.

Zum Aufbau dieses Buches und wie Sie es lesen sollten

Dieses Buch versteht sich nicht als reines Ratgeberbuch. Vielmehr will es Ihre Selbstreflexion anregen und Sie inspirieren. Es will deutlich machen, dass und wie wir für die Gestaltung unseres Lebens selbst verantwortlich sind. Diese Selbstverantwortlichkeit für alles, was wir tun und erleben, ist ein ganz zentraler Punkt im buddhistischen Krisenmanagement. Wir werden uns also anschauen, woraus Probleme eigentlich bestehen, welche Prozesse dabei wirksam werden, welche Rolle unser Geist spielt und was wir tun können, um mit äußeren Umständen so umzugehen, dass Probleme und Krisen zu unserer Chance werden, unser Leben aktiv zu gestalten.

 

Es ist ratsam, die Kapitel in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen, da die Inhalte aufeinander aufbauen. So wird sich Ihnen das buddhistische Krisenmanagement Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel erschließen.

 

Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil machen wir uns mit den Grundlagen des Buddhismus und des buddhistischen Krisenmanagements vertraut und erfahren Wissenswertes über die Wirkungen von Stress in unserem Organismus und über die daraus folgenden Reaktionsweisen. Wir befassen uns mit den geistigen Wurzeln und den Entstehungsprozessen von Stress und Krisen und wie sie aufgelöst werden. Da Meditation ganz praktisch die Stressresistenz stärkt, folgt eine Einführung in diese wichtige buddhistische Übung.

Im zweiten Teil geht es mehr um die praktische Anwendung. Anhand einer Reihe von Beispielen aus alltäglichen Belastungssituationen werden erprobte Anregungen und buddhistische Handlungsempfehlungen, die zur Auflösung der Situationen beitragen, vorgestellt. Eine Reihe von alltagsbezogenen meditativen Übungen zeigt, wie das tägliche Leben achtsamer und entspannter gestaltet und mehr Ruhe in den Alltag gebracht werden kann. Das Buch wird abgerundet durch eine Vergebungsmeditation, die Ihnen die Gelegenheit gibt, mit alten Situationen abzuschließen, Verletzungen zu heilen und sich dem Leben wieder freier zu stellen.

Es ist empfehlenswert, sich in einem kleinen Notizbuch Gedanken zu den einzelnen Übungen, Fragen und Anregungen aufzuschreiben. So wird sich das Gelesene in Ihnen festigen und leichter in den Alltag integrieren lassen.

Wenn Sie sich nach der Lektüre dieses Buches tiefer mit dem buddhistischen Weg auseinandersetzen möchten, empfehle ich Ihnen, persönlichen Kontakt zu einem qualifizierten Lehrer, einer kompetenten Lehrerin zu suchen. Entsprechende Adressen finden Sie im Anhang dieses Buches.

 

Möge dieses Buch Sie inspirieren, Ihnen ein Licht im Dunkeln sein und Sie darin bestärken, den Buddha in sich zu entdecken!

 

Ihre Maren Schneider

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Der Esel und die Möhre

Da Sie sich aus dem riesigen Angebot an Büchern gerade für dieses Buch entschieden haben, vermute ich, dass Sie sich in einer vielleicht nicht ganz einfachen Lebenssituation befinden und sich darüber hinaus auch für die Lehren des Buddhismus öffnen möchten. Oder Sie haben ein gewisses Maß an Neugier und Interesse dafür, sich mit einem alternativen Problemlösungsansatz zu befassen, statt mit herkömmlichen Herangehensweisen, die wir häufig von wohlmeinenden Familienmitgliedern, unserem Partner oder von Freunden empfohlen bekommen.

 

Bevor Sie sich weiter mit diesem Buch befassen und es »frühstücken«, wie eine Freundin von mir gerne zum Verschlingen von Büchern sagt, möchte ich Sie bitten, sich ein wenig Zeit zu nehmen und in sich hineinzuhorchen. Was ist Ihre Motivation, dieses Buch zu lesen und sich mit dem Ansatz des buddhistischen Krisenmanagements zu befassen? Wenn wir uns über unsere Motive und Bedürfnisse klar werden, das Ziel definieren und die Landkarte studieren, können wir den für uns passenden und geeigneten Weg wählen.

Die Dinge werden einfacher, wenn Sie eine Vision entwickeln darüber, wo Sie hinmöchten, was Sie erreichen wollen. Die Vision wird zu Ihrem Ziel, und aus diesem Ziel ergibt sich der Weg dorthin. Einem Esel bindet man eine schöne, saftige Möhre vor die Nase, und er setzt sich in Bewegung, um diese leckere, knackige, saftige, orangerote Rübe zu erreichen. Das ist sein Ziel. Er will die Möhre und geht dafür über Berge und Täler. Was ist Ihre Möhre? Was lässt Sie tiefe Täler durchschreiten und hohe Berge erklimmen? Die am Ende des Kapitels zusammengestellten Fragen können Ihnen eine Orientierung dafür geben.

Ist das Ziel für Sie attraktiv und können Sie es sich in allen Facetten vorstellen und es auch sinnlich wahrnehmen, dann entsteht in Ihnen ganz natürlich der Wunsch, es zu erreichen. So setzen Sie sich gerne und mit mehr Freude in Bewegung. Eventuell auftauchende Hindernisse und Anstrengungen auf dem Weg lassen sich dann auch wesentlich leichter bewältigen. Abenteuergeist, Neugier und Ausdauer helfen Ihnen auf dem Weg. Gehen Sie in Ihrem Tempo, im Einklang mit Ihrer Kraft, und gönnen Sie sich immer wieder eine Rast, um den Augenblick zu genießen und ab und zu auch mal zurückzuschauen. Der Weg ist meist recht gut zu erkennen, und Sie können sehen, was Sie alles schon erlebt haben. Das lässt Sie deutlich wahrnehmen, wo Sie jetzt stehen, was sich alles in Ihrer Lebenslandschaft verändert hat. Bemerken Sie es, wenn Sie auf altbekannte, ausgetretene Pfade geraten, die Ihnen keine Freude und neuen Erfahrungen mehr bereiten. Meistens kann man diese Wege recht gut erkennen. Es sind Wege, die von vielen Menschen begangen werden. Sie haben Namen wie »Das macht man halt so« – »Ich muss doch« – »Ich kann nicht anders« – »Was sollen denn die anderen denken«. Manchmal heißen sie auch »Gewohnheit«, »Schuldzuweisung« oder »Jammertal« und »Nörgelpfad«. Wenn Sie das bemerken, lösen Sie sich von diesen Pfaden, und wählen Sie einen neuen Weg.

Der Weg des Buddha ist der Weg der Erkenntnis, der Weisheit und der Transformation. Es ist ein Weg der neuen Erfahrungen und des Loslassens von unheilsamen Denk- und Verhaltensmustern. So werden wirklich Heilung und Entwicklung möglich. Bahnen Sie sich also neue Wege, die Ihnen die Landschaft, in der Sie sich befinden, wirklich erschließen. So werden Sie neue Erfahrungen und Entdeckungen machen, die Ihnen sonst verborgen geblieben wären. Diese Wege werden Sie Weisheit, Mitgefühl, Kraft und Unabhängigkeit lehren, so dass Sie Schritt für Schritt Ihre Krisen hinter sich lassen können.

Übung

Schauen Sie sich die folgenden Fragen an, und versuchen Sie, für sich Antworten zu finden. Machen Sie sich dazu Notizen.

 

Wie sieht gerade mein Leben aus? – Wie fühle ich mich im Moment?

Was sind gerade meine größten Probleme, was ärgert mich, was stresst mich oder treibt mich um?

Welche körperlichen oder seelischen Symptome bemerke ich an mir, z. B. Nervosität, Schlafstörungen, Unwohlsein, Schwindel, Bauchweh oder Verspannungen, Schmerzen im Rücken usw.?

Wie soll es anders sein, was wünsche ich mir? Wie möchte ich mich stattdessen fühlen, was möchte ich sehen, hören, riechen, schmecken, erleben …?

Was ist meine Motivation, mich mit buddhistischem Krisenmanagement zu befassen? Warum gerade Buddhismus, was erhoffe ich mir zu finden?

Wie sieht meine Vision aus – meine Möhre?

Was würde es für mein Leben ganz konkret bedeuten, wenn das, was mich so sehr quält, nervt, umtreibt, mir den Schlaf raubt, mich stresst, traurig oder wütend macht, wenn das alles nicht mehr da wäre? Wie würde ich mich fühlen? Was würde ich tun, sehen, hören? Wie würde ich arbeiten/leben? Woran würden Außenstehende erkennen können, dass sich bei mir etwas verändert hat? Was würden sie an mir wahrnehmen können?

Woran werde ich im Laufe der Zeit erkennen können, dass ich auf dem richtigen Weg bin?

Woran werde ich erkennen können, dass ich mein Ziel erreicht habe?

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Teil I

Mit den Grundlagen vertraut werden

Gelassen wie ein Buddha

Buddhistisches Stress- und Krisenmanagement

Der Weg, den ich lehre, besteht darin, sich selbst zu lenken, den Geist zu schulen und das Verhalten zu ändern. Das ist der Weg zum Höchsten und zum Ende des Leidvollen.

Buddha Shakyamuni

Stress und Krisen gehören zu unserem täglichen Leben – auch wenn wir denken, es müsste anders sein. Wir brauchen sie, um uns zu entwickeln. Oft haben mir Menschen berichtet, dass eine Krise, trotz der Anstrengungen, Schmerzen und Verluste, die damit einhergegangen sind, eine positive und wichtige Wendung in ihr Leben gebracht hat und sie seitdem bewusster, intensiver und meist glücklicher leben.

Vor einem Jahr ungefähr schrieb mir eine Frau, die einige Jahre ein kleines Café in der Nähe des World Trade Center in New York betrieben hatte, dass sie zu jener Zeit ein extrem stressvolles Leben geführt habe. Sie arbeitete auch nachts und am Wochenende, hatte keine Minute für sich, und ihre Beziehung war die Hölle. Dazu kam, dass sie sich in New York schon lange nicht mehr wohl fühlte. Sie war vor Erschöpfung und Heimweh krank, fühlte sich innerlich wie tot, doch sie schaffte es nicht, einen Schlussstrich zu ziehen. Plötzlich wendete sich alles. Sie geriet in das Chaos des 11. Septembers 2001. Während sie fassungslos in die Trümmerwolken blickte, die sich an ihrem Café-Fenster vorbeiwälzten, erkannte sie, wie vergänglich das Leben ist. Es konnte von einem Moment auf den anderen vorbei sein! Daraufhin ließ sie ihr altes Leben, in dem sie sich mehr tot als lebendig fühlte, hinter sich, beendete die Beziehung, verkaufte ihr Café und kehrte zurück nach Deutschland. Obwohl das Erlebnis des 11. Septembers zutiefst schockierend war und sie einige Zeit zur Verarbeitung brauchte, gab es ihr den Mut und die Kraft, endlich längst überfällige Entscheidungen zu treffen und ihr Leben neu auszurichten. Heute erlebt sie sich um ein Vielfaches glücklicher, fühlt sich mit dem Leben in Kontakt, achtet auf ihr inneres Gleichgewicht und hilft Menschen, ihren eigenen Weg zu finden.

 

Es ist tatsächlich so: Krise bedeutet, an einem Wendepunkt angekommen zu sein, und bezeichnet die Zuspitzung einer Situation, kurz bevor sie sich verändert. In eine Krise geraten zu sein bedeutet also immer, dass unweigerliche Veränderungen anstehen, es also nicht wie bisher weitergehen kann. Das kann in einer Paarbeziehung genauso geschehen wie in der aktuellen Wirtschaft.

Eine Krise ist immer eine Konfrontation mit der unausweichlichen Tatsache der Vergänglichkeit. Es ist ein »Ent-Täuschungsprozess«, der uns mit der veränderlichen Natur der Welt in unmittelbaren Kontakt bringt.

In der Regel werden wir nicht gerne enttäuscht. Viel lieber versuchen wir, unsere ganz eigene Vorstellung von der Welt aufrechtzuerhalten. Dies ist allerdings nur sehr begrenzt möglich, und früher oder später müssen wir mit ansehen, dass unsere mühsam aufgebaute Illusion, unsere gemütliche Scheinwelt, sich in Wohlgefallen auflöst und wir trotz größter Anstrengung oder dem Versuch, die Augen davor zu verschließen, nichts dauerhaft erhalten können. Diese Zuspitzung der Situation und die anstehende Veränderung üben einen starken Druck auf uns aus. Das Leben scheint uns eine Pistole auf die Brust zu setzen, und wir kommen nicht umhin, uns mit manch unliebsamen, vielleicht gar verdrängten Tatsachen auseinanderzusetzen und längst fällige Entscheidungen zu treffen. Das Gefühl, in Stress zu geraten, ist eine symptomatische Begleiterscheinung dieses Prozesses, ausgelöst durch den Druck, der durch die Abwehr gegen die anstehende Veränderung entsteht. Wir empfinden die Situation als belastend (stressend), symptomatisch begleitet von einer Reihe unangenehmer Reaktionen wie Herzklopfen, Verspannungen, Verzweiflung, Wut oder Angst. Stress ist eine Anpassungsreaktion des Körpers an eine von uns als belastend empfundene Situation und macht sich in uns körperlich wie psychisch bemerkbar. Die Auslöser sind vielfältig und können beispielsweise eine Überlastung durch Reiz- oder Anforderungsüberflutung, zu viel Arbeit, unvorhergesehene Ereignisse, aber auch körperliche Erkrankungen und Schmerzen sein, die uns aus unserem psychischen und körperlichen Gleichgewicht bringen.

 

Anstehende Veränderungen können starke Widerstände hervorrufen. Wer freut sich schon darüber, wenn der Arbeitsvertrag nicht mehr verlängert wird oder sich der Partner unerwartet von uns trennt. Die darauffolgenden Versuche, die Veränderung aufzuhalten, scheitern unweigerlich, denn: Alles in diesem Universum ändert sich ständig. Ob wir wollen oder nicht, Wandel gehört zum Leben. Doch selbst wenn wir der Tatsache Vergänglichkeit nickend zustimmen, klammern wir doch insgeheim das eine oder andere von dieser Tatsache aus. Plötzlich passiert etwas Unerwartetes: Eine beständig geglaubte Facette unseres Lebens verändert sich, und wir hätten es nie für möglich gehalten, dass sie sich verändert. Nun wird es interessant. Wie gehen wir mit der Veränderung um? Reagieren wir mit Ablehnung, fühlen wir uns unter Druck gesetzt und gestresst, werden wir wütend, ängstlich oder depressiv? Oder heißen wir die Veränderung willkommen, sind begeistert und fühlen uns plötzlich wieder lebendig und wach? Ein Krisenmoment kann uns in großes Leid stürzen, wenn wir uns der Veränderlichkeit widersetzen, aber er kann auch unsere Chance sein, das Leben wieder bewusst wahrzunehmen und zu gestalten, wenn wir die anstehenden Veränderungen willkommen heißen und konstruktiv zu nutzen wissen.

 

Der Buddhismus bietet uns einen effektiven Weg, mit unseren alltäglichen Krisen, den anstehenden Veränderungen und Stressmomenten des Tages gelassener umzugehen und Dauerstress zu vermeiden. Eine zentrale Frage auf diesem Weg ist: Was verstärkt Leid, und was löst es auf?

Grundlagen

Die Hauptwerkzeuge des buddhistischen Stress- und Krisenmanagements sind die Entwicklung von Achtsamkeit, die Übung der Meditation, die Kultivierung von liebender Güte und Mitgefühl und die Berücksichtigung der Gesetze von Ursache und Wirkung. Mit diesen Werkzeugen, auf die ich im Verlauf des Buches noch näher eingehen werde, möchte ich Sie im Folgenden etwas vertraut machen:

 

Achtsamkeit ist eine innere Haltung der Offenheit, Neutralität, Neugier und wachen Präsenz im jeweiligen Moment. Durch die Kultivierung der Achtsamkeit wird es uns möglich, mit unserem Leben und den Situationen in unverfälschten Kontakt zu kommen und Stress und Hektik zu reduzieren. Achtsamkeit ermöglicht es, dass wir uns in größtmöglicher Objektivität üben und immer wieder die Position eines wertneutralen Beobachters, einer wertneutralen Beobachterin einnehmen können. Nur wenn wir objektiv wahrnehmen, was sich gerade in unserem Leben, Denken und Fühlen ereignet, können wir stimmige Lösungen finden.

 

Meditation stärkt unsere Stressresistenz und Entspannungsfähigkeit und führt zu innerer Gelassenheit und geistiger Klarheit. Durch die Übung der Meditation erlangen wir über die Ausrichtung auf unseren Atem die Fähigkeit, auf unheilsame und destruktive Gedankenmuster Einfluss zu nehmen und unsere gedanklichen Aufschaukelungs- und Dramatisierungsprozesse zu unterbinden.

 

Liebende Güte und Mitgefühl zu kultivieren bedeutet, in unserem Alltag eine fürsorgliche, sanfte, aber auch weise Haltung zu entwickeln. Durch diese innere Haltung wird es uns möglich, für uns angemessen zu sorgen, den inneren Antreiber zu besänftigen und so Stress zu reduzieren sowie mit unserem Umfeld in einen heilsamen und nährenden Austausch zu treten.

 

Ursache und Wirkung zu berücksichtigen meint, Verantwortung für das eigene Wahrnehmen und Handeln und für die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu übernehmen. Denn jeder Handlung folgt eine Resonanz, so wie ein Stein, der ins Wasser fällt, Wellen schlägt und über die Wellen auch anderes in Bewegung versetzt.

 

Buddhistisches Stress- und Krisenmanagement in unserem Leben anzuwenden bedeutet, sich mit Hilfe dieser Werkzeuge ganz praktisch mit den eigenen gedanklichen Prozessen, die hinter unserem Stress- und Krisenerleben stecken, konstruktiv auseinanderzusetzen, sich darin zu üben, Aufschaukelungs- und Dramatisierungsprozesse zu unterbrechen und sich mit der Wirklichkeit vertraut zu machen. Illusionen und falsche Vorstellungen werden nach und nach aufgedeckt und verworfen. Problemerzeugende Verhaltensweisen, die sich destruktiv auf uns und unser Umfeld auswirken, werden aufgegeben, und unsere Aktivität wird auf heilsames, förderliches Handeln und Denken gelenkt.

Auswirkungen

Zukünftige Krisen und sich aufbauende Stressmomente werden durch die Schulung in Achtsamkeit leichter erkannt und als Übungsobjekt zur Entwicklung von Achtsamkeit, Klarheit und einer heilsamen und fürsorglichen Lebensausrichtung genutzt. Das ganze Leben bekommt mehr Tiefe, und Belastungssituationen verlieren nach und nach ihre Schärfe und Bedrohlichkeit. Das wirkt sich wiederum sehr positiv auf unsere Gesundheit aus, so dass wir langfristig wesentlich entspannter, gelassener und damit auch gesünder durch unser Leben gehen.

Neurologische Hintergründe

Unser Denken beeinflusst unser Empfinden. Erleben wir eine Situation als schwierig oder gar bedrohlich, führt dies zur Ausschüttung von Stresshormonen, die wiederum zu emotionalen Reaktionen wie Wut und Angst sowie zu den typischen körperlichen Stresssymptomen führen. Grübeln und Dramatisierungsprozesse verstärken durch die fiktive Ausschmückung der Realität (aus der Mücke wird ein Elefant) die Ausschüttung der Stresshormone, da unser Organismus nicht zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheidet. Der Körper reagiert also auf den imaginären Elefanten anstatt auf die reale Mücke. Die Dramatisierung entfremdet uns der Wirklichkeit. Schaffen wir es allerdings, diese gedanklichen Aufschaukelungsprozesse zu erkennen und zu unterbrechen, bringt uns das der Wirklichkeit (Mücke) wieder näher und führt zu einer der realen Situation angemesseneren Hormonausschüttung. Die Stresshormonbelastung sinkt, und damit reduziert sich auch das gestresste Gefühl. Wird die Grübel- und Dramatisierungsgewohnheit beständig unterbrochen, bildet sich diese Gewohnheit zurück, so dass ein angemessener Realitätsbezug hergestellt wird und eine unnötige Hormonbelastung durch Aufschaukelungsprozesse vermieden wird.

 

Denkgewohnheiten prägen unser Handeln und unser Erleben der Wirklichkeit. Was ist aber eine Gewohnheit? Gewohnheiten sind Verknüpfungen in unserem Gehirn, die sich durch häufige Wiederholungen bestimmter Denk- oder Handlungsmuster bilden. Sie entstehen mit der Zeit aufgrund von Lernprozessen, beispielsweise durch Nachahmung (»Das macht man halt so.«) oder durch Erfahrung (»Das hat schon mal zu Schwierigkeiten geführt.«). Hinterfragen wir diese Muster nicht, bleiben wir in immer gleichen Denk- und Handlungsmustern gefangen. Dies führt zu immer gleichen Erfahrungen und Erlebnissen, die unser Erleben prägen.

Ihr Leben soll anders werden? Dann verändern Sie Ihre Gewohnheiten. Entscheiden Sie sich bewusst, neue Wege zu beschreiten! Dann entstehen mit wachsender Übung neue Verknüpfungen im Gehirn (ein neues Wegenetz), und nicht mehr genutzte Verknüpfungen bilden sich mit der Zeit zurück. Neue Erfahrungen stellen sich ein und damit auch neue Wahrnehmungs-, Denk- und Lösungsprozesse.