Enygma. Der verschollene Schatz - Benjamin Schreuder - E-Book

Enygma. Der verschollene Schatz E-Book

Benjamin Schreuder

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Beschreibung

Pit hatte sich auf langweilige Sommerferien eingestellt - bei brütend warmer Hitze und ohne seine besten Freunde Bea und Eule. Doch an seinem 11. Geburtstag kommt alles ganz anders: seine Freunde überraschen ihn und nach dem Geburtstagsfrühstück wartet eine mysteriöse Einladung an einen unbekannten Ort auf die drei. In einem umgebauten Schloss erleben Pit und seine Freunde ein spannendes Abenteuer. Denn die Live-Action-Spielwelt "Enygma" steckt voller Geheimnisse. Wer ist der geniale Kopf hinter den Rätseln und verbirgt sich tatsächlich ein echter Schatz in den alten Gemäuern?

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Über dieses Buch

Langweilige Ferien?

Gut, dass Pits Onkel Spieleentwickler ist und ein Schloss voller Rätsel besitzt …

 

 

„Bist Du bereit für das Abenteuer Deines Lebens?“

So hatte es in dem geheimnisvollen Brief gestanden, der plötzlich auf der Treppe gelegen hatte. Pit hatte den Satz wieder und wieder gelesen, bis seine Gedanken Karussell gefahren waren und ihm schwarz vor Augen geworden war. Was konnte dieses geheimnisvolle ‚Abenteuer seines Lebens‘ bloß sein? Und wie um alles in der Welt sollte Pit wissen, ob er dafür ‚bereit‘ war?

Bis Pit die rätselhafte Botschaft erhalten hatte, waren seine Sommerferien so aufregend gewesen wie eingeschlafene Füße. Am liebsten hätte er eine Unterschriftenaktion gestartet mit dem Aufruf:

Schluss mit den Sommerferien – sofort!

Pit hatte die langen Ferien immer herbeigesehnt (wer tat das nicht?). Doch als es in diesem Jahr endlich so weit war, fühlte er sich irgendwie reingelegt. Es kam ihm so vor, als hätte jemand eine Glaskuppel über sein Leben gestülpt – wenn nicht sogar über das Leben der ganzen Kleinstadt. In den Straßen und Häusern staute sich die Hitze. Die Luft bewegte sich höchstens am Ventilator, und für Regengüsse sorgte nur der Gartensprinkler. Und das Schlimmste war: Nichts passierte, einfach gar nichts! Das Einzige, was sich von Tag zu Tag veränderte, war das Gras. Es wurde erst hellgrün, dann maisgelb, schließlich gelbbraun, und zuletzt entschloss es sich dazu, wie aus Protest, einfach einzugehen.

Pits Freunde waren so schlau gewesen, sich gleich zu Ferienbeginn aus dem Staub zu machen. Bea war zu einem Brettspiel-Entwickler-Camp ins windige Südengland gedüst. Und Eule ließ sich an griechischen Kiesstränden die Sonne auf den Bauch scheinen und schleckte ein Eis nach dem anderen.

Pits Aussicht beschränkte sich dagegen erst einmal auf die Kellerwände. Er hockte auf der Couch vor der Beamer-Leinwand. Hier zockte er, bis sein Controller rauchte und die Lüftung der Konsole wie ein kleiner Orkan brauste. Der einzige Trost war, dass immerhin in der Welt von Pits Lieblingsspiel etwas passierte. Pit steuerte einen verwaisten Bauernjungen, der sein Glück in der fernen Königsstadt suchte. Nachdem er allerlei Prüfungen bestanden hatte, ernannte ihn der König zum Ritter. Als ‚Sir Pit von Drakonien‘ ritt Pit entlang der wildesten Meeresküsten, durch die finstersten Höhlen und in die eisigsten Berge, er nahm es mit Trollen, Orks und Drachen auf und wurde irgendwann in Heldenliedern besungen. Im dunklen Keller verlor Pit jedes Zeitgefühl. Tage und Nächte verschwammen.

Es war Ferientag Nummer 10, als er an der Seite eines kauzigen Zauberers, eines eitlen Elfen und einer jähzornigen Zwergin ein Bauerndorf von einem Spinnenmonster befreit hatte. Er hätte sich nun eigentlich freuen müssen, doch stattdessen hatte er plötzlich die Nase gestrichen voll. Er hätte noch Tausende Spinnenmonster besiegen können, doch im tiefsten Inneren fühlte er sich überhaupt nicht wie ein Held. Er vermisste seinen gewohnten Tagesablauf, sogar die Schule vermisste er, vor allem aber seine Freunde. Was hätte er dafür gegeben, an der Seite von Bea und Eule etwas zu erleben?! Draußen. In der echten Welt.

Und dann dachte er an seinen elften Geburtstag, der näher und näher rückte. Der Gedanke, dass er wohl allein mit seinen Eltern feiern müsste, machte ihn traurig. Die beiden arbeiteten in den Sommerferien von zu Hause aus, hatten jedoch kaum Zeit. Pit sah es schon vor sich, wie sie nach dem Geburtstagsfrühstück an ihre Arbeitsrechner zurückschlurfen mussten.

So saß er vor der Beamer-Leinwand, als wäre er von einem Versteinerungszauber getroffen worden. Die Lust auf Abenteuer in der Welt von Drakonien war mit einem Mal wie weggeblasen. Vor Pits Augen flimmerte das Pausenmenü seines Lieblingsspiels. Er dachte daran, die Konsole endlich und endgültig auszuschalten und aus dem Keller zu stapfen … Doch was sollte er mit der Ferienzeit anfangen? Ihm wollte nichts einfallen. Irgendwann lag er schnarchend auf dem Sofa. In seinen Träumen wurde er als ‚Sir Pit von Drakonien‘ in einen Kerker geworfen, weil er das Königreich im Stich gelassen hatte. Das Gerüttel der Waschmaschine im Nebenraum weckte ihn schließlich. Es dauerte, bis Pit sich von der Couch aufgerappelt hatte. Verschlafen blickte er sich in seiner realen Umgebung um. Dabei wurde ihm so langsam klar, dass er sich einen neuen Zeitvertreib suchen müsste. Er stapfte in den Hobbykeller zum verstaubten Kickertisch, warf den kleinen Ball hinein, drehte an den Griffstangen herum, doch nach einer Minute langweilte er sich schon tierisch. Mehr Spaß versprach die Tischtennisplatte. Pit klappte eine Plattenhälfte hoch und spielte dann gegen sich selbst. Eine Viertelstunde lang hatte er sich die Plastikbälle serviert, da rief seine Mutter die Kellertreppe hinunter: „Hey, Pit! Hier ist jemand für dich!“

Pit reagierte erst einmal gar nicht. Er rechnete nicht mit Besuch. Da schallte eine bekannte Stimme zu ihm hinunter: „Kommst du vielleicht endlich mal raus aus deinem Kellerloch?“

Es war Eules Stimme! Pit flog die Treppe förmlich nach oben. Sein Freund Eule war zurück – unfassbar, aber wahr! Und dazu noch eine ganze Woche früher als gedacht! Pit hätte seinen Kumpel dafür auf der Stelle küssen können. Eule erklärte, dass seine Mutter sich beim Tauchen an einer Felskante verletzt und irgendwann beschlossen hatte, dass sie auch zu Hause auf Krücken rumhumpeln konnte.

Jetzt, wo Eule zurückgekehrt war, nahmen die Sommerferien eine Wendung um 180 Grad: Als Erstes gingen sie zu Eule in den Garten. Und dort passierte tatsächlich etwas! Um das Urlaubsfeeling zu erhalten, ließ Eules Mutter eine Menge Sand um den Pool herum aufschütten (ja, sie hatten einen echten Pool!). „Willkommen am Gartenstrand!“, rief sie den Freunden feierlich zu. Strandliegen, Sonnenschirme und eine Tiefkühltruhe voller Eis standen auch bald bereit. Pit und Eule stand erst mal eine gute Zeit bevor, auch wenn sie sich einig waren: Zum perfekten Glück fehlte ihnen noch ihre Freundin Bea.

In den kühlen Morgen- und Abendstunden veranstalteten sie Tauchwettbewerbe, Wettschwimmen, sprangen mit allerlei Verrenkungen vom Beckenrand, filmten ihre Kunststücke und sahen sich das Ganze in Zeitlupe an. In den Stunden dazwischen lagen sie flach wie eine Flunder auf ihren Liegen herum, schlürften Eisschokolade oder Limonade mit Eiswürfeln.

Nach vier Tagen ‚Garten-Urlaub‘ begann die Begeisterung der beiden dahinzuschmelzen. Während die Sonne weiterhin unerbittlich vom Himmel brannte, waren die Freunde förmlich verschmolzen mit ihren Sonnenliegen. Sie machten nur noch die allernötigsten Bewegungen.

„Bea würde jetzt irgendwas Tolles einfallen“, seufzte Eule und gähnte dabei. „Mit ihr wird es einem echt nie langweilig.“

Pit nickte. „Sie ist wie ein Kraftwerk – ein Ideen-Kraftwerk. Man muss sich einfach nur an sie anschließen …“

„Bea ist die reinste Wundertüte!“, schwärmte Eule. „Sie braucht nur ’ne Schere, Papier, Grashalme, Steinchen, Terrassenfliesen – schon hat sie ein neues Brettspiel erfunden. Einfach genial!“

Pits Augen strahlten. „Und wir dürfen ihre Spiele dann sogar als Erste testen.“

„Schreib ihr, sie soll so schnell wie möglich zurückkommen“, flehte Eule Pit an. „Am besten schon morgen – zu deinem Geburtstag.“

Pit lächelte freudig bei der Vorstellung, biss sich dann aber auf die Lippe. „Nee, das ist doch peinlich. Schreib du ihr besser!“

„Aber du kannst besser schreiben!“, konterte Eule wiederum.

So ging es noch eine Weile hin und her. Das Ende vom Lied war: Keiner der beiden hatte irgendwas geschrieben.

Als die Freunde am selben Abend ziemlich dösig zu Pits Haus stapften, um sich eine Fertigpizza in den Ofen zu schieben, passierte etwas Eigenartiges. Am Rand der obersten Treppenstufe lag etwas. Erst vermuteten die Freunde, dass es eine eingerollte Zeitung sei oder ein Werbeprospekt. Doch aus der Nähe entpuppte sich die Sache als viel geheimnisvoller. Vor ihnen lag eine Rolle aus faserigem bräunlichem Pergamentpapier. Sie war mit einem dunkelroten Wachssiegel verschlossen und von einer Schnur umwickelt. An der Schnur hing ein Zettel.

Eule riss die Augen weit auf. „Heiliger Mistkäfer! Das ist bestimmt der neueste Werbetrick!“ Pit legte seinen Kopf schief und gab einen zweifelnden Laut von sich. Eule hantierte derweil an der Rolle herum. „Kriegt man das Ding eigentlich auch auf, ohne es kaputt zu machen?“

Pits Mutter hatte die beiden amüsiert von der Haustür aus beobachtet. „Ein Zahnstocher!“, rief sie nach draußen.

Eule starrte sie an wie eine Außerirdische. „Nein, das ist kein Zahnstocher, sondern eine Pergamentrolle!“, erklärte er ihr. Pits Mutter lachte auf.

„Ich glaube, Mama will sagen: Wir brauchen einen Zahnstocher …“, erläuterte Pit.

Seine Mutter gab einen zustimmenden Laut von sich. „Mit einem Zahnstocher könnt ihr das Wachszeug abkratzen. Ist allerdings ’ne ziemliche Sauerei. Macht das am besten woanders. Wie wär’s mit eurem Baumhaus? Da wart ihr sowieso schon ewig nicht mehr.“

„Stimmt, das olle Ding!“, tippte sich Eule an den Kopf.

Ein Winkel des Gartens war von Himbeersträuchern zugewuchert. Hier erhob sich ein mit Flechten bewachsener Kirschbaum. Eine nicht mehr ganz reißfeste Strickleiter führte hinauf ins Baumhaus. Pit zog sich als Erster durch die Öffnung zwischen den bemoosten Holzbrettern. Er wollte gerade die Rolle und die Zahnstocher ablegen, da erschrak er. Sie waren nicht allein. Jemand wartete auf sie.