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Arbeiter, Schamane, Künstler oder Herrscher In Yaradan, der Stadt der Sonnenkinder, wird jedes Kind in eine dieser vier Kasten hineingeboren und bekommt damit einen festen Platz in der Gesellschaft zugewiesen. Bei den diesjährigen Feierlichkeiten der Schamanenweihe kommt es jedoch zu einem grausamen Zwischenfall, bei dem eine Sonnentochter ums Leben kommt. Doch handelt es sich wirklich um eine Strafe des Sonnengottes, oder steckt etwas anderes hinter dem Tod der talentierten Schamanin? Die Arbeiterin Kamyri glaubt nicht, dass das plötzliche Ableben ihrer älteren Schwester von den Göttern bestimmt sein soll, wie es der oberste Herrscher verlauten lässt. Ihre Zweifel und Fragen bringen die Arbeiterin schnell in tödliche Gefahr. Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Kamyri immer tiefer in eine dunkle Verschwörung hinein. In den verworrenen Mythen ihres Volkes findet sie Antworten, aber begegnet auch einem lange vergessenen Feind, der nicht nur ihr Leben, sondern das aller Sonnenkinder in Yaradan bedroht. ACHTUNG: Es handelt sich um eine Leseprobe, die den Prolog sowie die ersten drei Kapitel der Geschichte enthält.
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Dies ist eine über die Plattform Bookrix generierte kostenlose Leseprobe zum Fantasy-Roman "Equinox - Das Lichtmal Tanayars", welcher über Books On Demand vertrieben wird.
Sie beinhaltet den Prolog sowie die ersten drei Kapitel der Geschichte.
Wenn Sie Interesse haben, das Buch zu kaufen, finden Sie im Folgenden die ISBN zu eBook und Taschenbuch.
Equinox - Das Lichtmal Tanayars (eBook 4,99€): 9783752852264
Equinox - Das Lichtmal Tanayars (Taschenbuch 14,95€): 9783752859324
JERIKATE
Mit aller Kraft zerrte Jerikate an der losen Steinplatte. Sie hatte sich an den scharfen Kanten des Marmors bereits die Finger aufgeschürft, doch ihr blieb keine Zeit, sich um Verletzungen zu sorgen. Der Unmut des obersten Herrschers würde schon bald in Zorn umschlagen, und dann würde ihr zweifellos Schlimmeres bevorstehen als ein paar Kratzer auf der Haut.
Wie konnte ich glauben, dass er mir zuhören würde? Er ist viel zu stur, um einen anderen Blickwinkel auf Yaradan zuzulassen!
Ryumal hatte die Wahrheit, die sie ihm präsentiert hatte, nicht glauben wollen, obwohl er sie direkt vor sich gesehen hatte. Er hatte durch die verstaubten Schriften geblättert, die Worte gelesen, doch anstatt sie mit Interesse zu studieren und über ihren Inhalt nachzusinnen, hatte er sie vor Jerikates Augen ins Feuer geworfen und damit ebenfalls ihre Hoffnung auf seine Vernunft und Einsicht zu Asche verbrannt.
Auch als sie ihm das leuchtende Mal auf ihrer Schulter gezeigt hatte, von dem auf den Pergamenten die Rede gewesen war, hatte er nur Hohn und Spott für sie übriggehabt.
Noch immer hallten seine Worte dröhnend laut wie ein Unwetter in ihrem Kopf nach:
»Das ist nichts als unsinniges Gekritzel. Ich möchte fast meinen, du hast es selbst aufgezeichnet, weil du mir meinen Stand nicht gönnst!«
Sein Ausspruch war eine Warnung gewesen und Jerikate wusste, welche Gefahr das für sie bedeuten konnte.
Bei ihrer Audienz hatte sie etwas in den Augen des obersten Herrschers aufleuchten sehen, etwas, das ihr eine unglaubliche Angst eingejagt hatte.
Er hatte es nicht ausgesprochen, aber Jerikate wusste, dass sie mit der Wahrheit eine Grenze überschritten hatte, die Ryumal nicht ertragen konnte. Jetzt gab es nur noch eines, was sie tun konnte: verschwinden.
Aber nicht, bevor ich ein sicheres Versteck für das hier gefunden habe.
So wie sie Ryumal kannte, würde er nicht zulassen, dass sie ihre Erkenntnisse an jemand anderen weitertragen konnte, doch genau das musste geschehen. Das Wissen, welches so lange in Vachadris verloren gewesen war, durfte nicht noch einmal in Vergessenheit geraten.
Angestrengt zog sie an der Steinplatte und endlich gelang es ihr, den Klotz unter angestrengtem Keuchen aus seinem Platz herauszuheben und neben sich zu wuchten. Jerikate sank erschöpft auf die Knie und begann mit einem silbernen Löffel den Mörtel aus dem Loch zu kratzen. Den so entstehenden schmalen Hohlraum füllte sie mit einem Seidentuch, in das sie die Reste der kostbaren Aufzeichnungen eingeschlagen hatte.
Überdauert die Zeit, bis ich zurückkehre und allen von der Wahrheit berichten werde.
Sie schickte ein Gebet zum Sonnengott, bat ihn, ihren Schatz sicher zu verwahren. Dann ließ sie die Steinplatte wieder in den Boden gleiten, fegte den herausgeschabten Mörtel in die aufgebrochenen Fugen und verschleierte damit ihr Versteck für die Augen eines Unwissenden.
Sie warf noch einen letzten Blick in ihr Gemach, auf den Platz am Fenster, wo sie immer so gerne gesessen hatte, stürzte dann aber eilig durch die Tür auf den Flur heraus, welcher die Räumlichkeiten der Herrscher im Lichtpalast miteinander verband.
Mit schnellen Schritten durchquerte sie schneeweiße Gänge und aufwändig verzierte Galerien, ließ Treppen, Säulengänge und Torbögen hinter sich.
Mir bleibt nicht viel Zeit …
Der Gedanke an Ryumal trieb Jerikate zur Eile an. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, keine Aufmerksamkeit zu erregen, ertappte sie sich immer wieder dabei, wie sie rennen wollte.
»So eilig unterwegs an diesem schönen Abend?« Jerikate ignorierte die Frage eines Herrschers, der ihr auf dem Weg ins Erdgeschoss auf den Stufen entgegenkam. Sie konnte sich keine Verzögerung leisten, die Zeit drängte, lief gegen sie.
Fürs erste hat er mich gehen lassen, aber sobald Ryumal seine Entscheidung überdenkt und seiner Garde befielt, mich zu ihm zu bringen, bin ich dem Tod geweiht …
Jerikate hatte nicht einmal gewagt, zu packen, hatte sich nach der gescheiterten Audienz sofort daran gemacht, das, was sie an Schriftstücken hatte retten können, in Sicherheit zu bringen. Alles, was sie für ihre Flucht benötigte, würde sie in den unteren Vierteln der Sonnenstadt besorgen können.
Als das zweiflügelige Eingangsportal des Palastes in ihr Sichtfeld kam, zog sich alles in ihrem Körper vor Anspannung zusammen. Zwei Gardisten überwachten am südlichen Ende der Eingangshalle, wer in den Lichtpalast eintrat und wer ihn verließ.
Tanayar, bitte lass mich nicht zu spät gekommen sein.
Jerikate sammelte ihre Konzentration, verbarg ihre Nervosität und ihre blutigen Fingerspitzen in den Falten ihrer weißen Toga. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie fürchtete, es könnte die Gardisten aufschrecken. Neugierig richteten diese ihre Augen auf sie und Jerikate klammerte sich an ihrer Hoffnung fest.
Bitte …
Mit einem stummen Gruß schritt sie erhobenen Hauptes an den Wachen vorbei, versuchte, sich nichts von dem Sturm anmerken zu lassen, der in ihrem Innern tobte.
Niemand hielt sie auf, als sie durch das geöffnete Portal schritt. Die kühle Brise des Frühlingsabends schlug ihr ins Gesicht und empfing sie in der Freiheit.