Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Im Herzen Deutschlands pulsiert die Kultur - aber Erfurt und Weimar haben mehr zu bieten als Dom und Dichter! Lassen Sie sich in der Blumenstadt Erfurt nicht von Till Eulenspiegel zum Narren halten, sondern vom quirligen Anger aus in ein Wiener Kaffeehaus oder gar nach Klein-Venedig locken. Wandeln Sie in Weimar auf den Spuren des Bauhauses, spazieren Sie am Goethe-Haus vorbei und besuchen Sie die Kloß-Marie. Mit einem bunten Mix aus Kultur und modernem Lifestyle laden Erfurt und Weimar zur Erkundungstour ein - kommen Sie mit!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 136
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Lieblingsplätze
zum Entdecken
Erfurt undWeimar
Birgit Poppe / Klaus Silla
Besuchen Sie uns im Internet:
www.gmeiner-verlag.de
Alle Bilder stammen vom Autor Klaus Silla.
© 2019 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2019
Lektorat: Anja Kästle
Satz: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Benjamin Arnold
unter Verwendung eines Fotos von: © bbsferrari/iStock.com, webludi/pixabay.com
Kartendesign: maps4news.com / ©HERE
Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten
Printed in Germany
ISBN 978-3-8392-6214-6
Impressum
Karten
1 Türmereiches Erfurt
Domberg
2 »Tritt ein in den Dom«
Erfurter Dom
3 Großer Marktplatz und viel Rummel
Domplatz
4 Delikatesse auf der Hand
Bratwurst am Domplatz
5 Ein Fabeltier für Leseratten
Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt
6 Über den Dächern von Erfurt
Zitadelle Petersberg
7 Das Opernhaus im neuen Glanz
Theater Erfurt
8 Bayrisch im thüringischen Traditionshaus
Gasthaus »Zur Hohen Lilie«
9 Wo man die Puppen tanzen lässt
Theater Waidspeicher
10 Magische Miniaturwelten
Mechanisches Puppenspiel in der Kinder- und Jugendbibliothek
11 Neues Leben in alter Mühle
Sackpfeifenmühle
12 Wo Meister Eckhart wirkte
Predigerkirche
13 Eine geschichtsträchtige Verbindung
Schlösserbrücke und Museum Neue Mühle
14 Renaissance trifft Moderne
Kunsthalle Erfurt im »Haus zum Roten Ochsen«
15 Kunst und Bürokratie unter einem Dach
Erfurter Rathaus
16 Für 15 Pfennig durch die Stadt
Erfurter Straßenbahn am Fischmarkt
17 Vom lesenden Esel
Eulenspiegel-Denkmal
18 Eine Burg ohne Heilige
Kulturzentrum Engelsburg
19 »Durch diese hohle Gasse muss er kommen«
Waagegasse mit Speicher
20 Feuer und Flamme für Thüringer Speisen
Gasthaus Feuerkugel
21 Ein Studentenwohnheim des Mittelalters
Studentenburse am Kreuzsand
22 »Sandmann, lieber Sandmann …«
Sandmännchen-Figur in der Kreuzgasse
23 Wie die Stadt zu ihrem Namen kam
Gera-Ufer am Gasthaus Augustiner
24 Genuss für alle Sinne
Krämerbrücke
25 Raufbolde, Kneipen und Cafés
Wenigemarkt
26 Scharfe Sachen in Gläsern
BORN-Senf-Laden
27 100 Jahre Bildung für alle!
Volkshochschule Erfurt
28 Oase der Spiritualität
Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt
29 Ruhepol mitten in der Stadt
Parkanlage Klein-Venedig
30 Wo schon Tante Gerda ihren Kaffee trank
Café Rommel
31 Von der Trachtenpuppe bis zum DDR-Alltag
Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt
32 Auf dem Weg zu den Sternen
Kreuzung Juri-Gagarin-Ring / Juri-Gagarin-Ring
33 Ein Stockfisch am Haus
Fassade des Erfurter Stadtmuseums
34 Worscht – geräuchert und gebraten
Fleischerei Zitzmann
35 Shoppen im »Römischen Kaiser«
Einkaufsgalerie »ANGER 1«
36 Sozialistische Wasserspiele im Zentrum
Neuer Angerbrunnen
37 Briefmarken im Preußenschloss
Ehemaliges Hauptpostamt
38 Ein Haus voller Schätze
Angermuseum Erfurt
39 Filmgenuss im ältesten Kino Erfurts
Kinoklub am Hirschlachufer
40 Die Eule auf dem Buch
Buchhandlung Peterknecht
41 Ein Ort der Ruhe und Entspannung
Hirschgarten
42 Wie ein Schluck Wasser in der Kurve
Haus »Zum bunten Schiff und halben Mond«
43 Vom Inselbahnhof zum Knotenpunkt
Erfurter Hauptbahnhof
44 »Willy Brandt ans Fenster«
Bahnhofsplatz mit altem Bahnhofsturm
45 Über 99 Stufen ins Grüne
Treppenaufgang »Daberstedter Schanze«
46 Naherholung und Hochwasserschutz
Flutgraben am Hauptbahnhof
47 Eine moderne Arena für Sport und Kultur
Steigerwaldstadion
48 Sport, Spiel und Spaß
Thüringenhalle
49 Patriotisches Denkmal mit Fernsicht
Bismarckturm
50 Genussvoll speisen mit Panoramablick
Erfurter Brauereigaststätte »Waldkasino«
51 Der »Garten Thüringens«
Garten- und Freizeitpark »egapark«
52 »Weil Kleingärtnern Spaß macht«
Gärten in der Peterbornsiedlung
53 Blumenstadt Erfurt
Gärtnerei Bartel
54 Wo schon Luther studierte
Universität Erfurt
55 Es grünt so grün
Nordpark
56 Spiritueller Ort in Erfurt-Nord
Lutherkirche
57 Blechkuchen und Bemmen
Bäckerei Roth
58 Alte Technik und neue Musik
Heiligen Mühle
59 Nostalgisch und charmant
Martinikirche
60 Punkthochhaus und Plattenbau
Moskauer Platz
61 Einfach mal abheben
Flughafen Erfurt-Weimar
62 Mehr als nur ein Zughalt
Bahnhof Weimar
63 Der große Geist vor der Kunst
Neues Museum Weimar
64 Modern, geometrisch, hell
Bauhaus-Museum Weimar
65 Ein güldener Knabe mit Lesestoff
Bürgerschulbrunnen
66 Der Dicke in Weimar
Kasseturm
67 Ein Freund, ein guter Freund …
Jugend- und Kulturzentrum »mon ami«
68 Das Elternhaus der Charlotte von Stein
Palais Schardt und Goethepavillon
69 Das berühmteste Dichterpaar
Goethe-Schiller-Denkmal
70 Kein Sonntag ohne Klöße!
Gasthaus »Scharfe Ecke« und Kloß-Marie
71 »Licht, Liebe, Leben«
Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) und Herderdenkmal
72 Biedermeier und Blumisten
Garten am Kirms-Krackow-Haus
73 Heiß wie die Hölle …
Weimarer Kaffee Rösterei
74 Wahrzeichen der Weimarer Altstadt
Rathaus Weimar
75 Ein Meeresgott auf dem Marktplatz
Neptunbrunnen
76 Schauspiel im Kleinformat
Theater im Gewölbe
77 Rast- und Gaststätte mit Tradition
Gasthaus »Zum Schwarzen Bären«
78 »Ernstlichen Dank für den Entenmann«
Gänsemännchenbrunnen
79 Über 300 Jahre Lesestoff
Hoffmann’s Buchhandlung
80 Der Koloss von Weimar
Skulptur »Versunkener Riese«
81 Schokomädchen am Frauenplan
Goethes Schokolädchen
82 Erfrischung auf dem Frauenplan
Goethebrunnen
83 Beim Dichter zu Gast
Goethe-Nationalmuseum mit Goethes Wohnhaus
84 Die Geburtsstätte des Bauhauses
Van-de-Velde-Bau der Bauhaus-Universität Weimar
85 Dichter im Dialog
Hafis-Goethe-Denkmal
86 Der exotische »Goethe-Baum«
Ginkgo-Baum am Weimarer Fürstenhaus
87 Nie in Weimar gewesen und doch präsent
Alexander-Puschkin-Denkmal
88 Ein Schloss voller Bücher
Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Grünen Schloss
Auf dem Domberg befinden sich die bedeutendsten steinernen Zeitzeugen der Stadt, sie sind nicht zu übersehen: Dom und St. Severikirche. »Erfordia turrita – das türmereiche Erfurt« war schon Martin Luthers Eindruck von der Stadt, auch wenn er damit die vielen anderen Kirchen einbezog. Als einzigartiges Ensemble thronen Dom und St. Severikirche majestätisch im Stadtzentrum. Sie prägen das Stadtbild und sind als Wahrzeichen auf vielen Reiseführern abgebildet. Kein Erfurt-Aufenthalt ohne Blick auf Dom und St. Severikirche, die da so brüderlich nebeneinanderstehen. Oder wenigstens auf ihre Kirchturmspitzen, die abends sogar beleuchtet sind. Noch besser ist es natürlich, selbst auf den Domberg zu kraxeln – es lohnt sich!
Die Hohe Domkirche St. Marien – so der volle Name – ist die älteste Kirche Erfurts. Schon im 8. Jahrhundert gab es Bestrebungen, in der blühenden Handelsstadt einen Bischofssitz zu errichten. Die heutige Form des Gotteshauses entwickelte sich aus einer spätromanischen Basilika, die mehrfach umgebaut und erweitert wurde. Der gotische Dom ist aus hellem Sandstein und 81,26 Meter hoch. Berühmt wurde auch die Gloriosa, die mit der Höhe von 2,62 Meter und dem Durchmesser von etwa zweieinhalb Meter die größte, frei schwingende mittelalterliche Glocke der Welt ist.
Mit einem solch stattlichen Nachbarn hat es die nicht weniger eindrucksvolle St. Severikirche schwer. Die gotische Stiftskirche wurde nach ihrem Patron Severus von Ravenna benannt, dessen Gebeine hier in einem Sarkophag ruhen. Aber die schlanke Hallenkirche mit ihren drei kecken Kirchturmspitzen steht leider immer ein wenig im Schatten ihres kompakten Bruders. Dabei zählt sie zu den bedeutendsten gotischen Bauten in Deutschland. Doch bleibt dem Besucher sicherlich Zeit für beide!
Tipp: An hohen Feiertagen sollte man sich den unvergleichlichen Klang der Gloriosa anhören, die 1497 vom Niederländer Gerhard van Wou angefertigt wurde.
Domberg /// Severihof 2 /// 99084 Erfurt ///
www.st-laurentius-erfurt.de ///
Frei nach einem Lied der Dresdner Band Electra möchte man jeden ermuntern, unbedingt auch mal in diesen Dom »einzutreten«. Schon der Zugang über die repräsentativen Domstufen zu den mittelalterlichen Haupteingängen ist spektakulär. Die beiden gotischen Portale sind mit einem beeindruckenden Figurenzyklus ausgestattet. Auffällig ist zudem deren dreieckiger Grundriss, »Triangel« genannt.
Dieses Gotteshaus hat etwas Erhabenes und nimmt einen auch im Innern durch seine feierliche Atmosphäre gefangen, besonders durch das sphärische Licht der bunten Glasmalereien. Die hohen Maßwerkfenster im Chor zeigen einen spätgotischen Glasgemäldezyklus – einen der größten in Deutschland – mit biblischen Szenen. Die meisten der mittelalterlichen Fenster von 1370 bis 1420 sind gut erhalten. Man mag sich hier kaum sattsehen. Aus den vielen Plastiken von Heiligen und Bischöfen sticht besonders der bronzene Wolfram mit Kerzen in den erhobenen Händen heraus. Dieser Leuchtenträger aus dem 12. Jahrhundert ist eine der ältesten freistehenden Plastiken des Landes. Der Altar hingegen entstand 1697 im Barock, die noch recht »neue« Orgel 1963. Eine Besonderheit stellt das gotische Taufbecken mit seinem Baldachin bis ins Domgewölbe dar, der damit die Verbindung von Erde und Himmel betont.
Eindrucksvoll ist auch das originale Chorgestühl aus Eichenholz von 1329 mit seinen kunstvollen Schnitzereien. Sie zeigen Elemente aus dem Alten und dem Neuen Testament, ebenso genrehafte Szenen, Wesen und sogar Fratzen. Mit über 80 Sitzen in zwei Doppelreihen hintereinander angeordnet ist dies eines der umfassendsten und am besten erhaltenen mittelalterlichen Gestühle in Deutschland. Leider ist es unmöglich, alle interessanten Werke im Dom aufzuzählen. Viel Freude bei der Entdeckungsreise!
Tipp: Es gibt regelmäßig Führungen durch den Dom: Neben Gruppenführungen können Sie in den Sommermonaten auch die Türme und Glocken besichtigen, um Voranmeldung wird gebeten.
Erfurter Dom /// Domstufen 1 /// 99084 Erfurt ///
03 61 / 6 46 12 65 (Dominformation) /// www.dom-erfurt.de ///
»Treffen wir uns am Domplatz!« Wie oft fiel wohl schon im Laufe der Zeit dieser Satz? Seit langem ist hier ein Lieblingsplatz der Stadt, bereits im 8. Jahrhundert soll es auf diesem außergewöhnlich großen Areal mitten in der City einen Marktplatz gegeben haben. Hier herrscht rundherum Trubel und Verkehr, regelmäßig halten am Rand die Straßenbahnen. Etliche Menschen haben seit Jahrhunderten das alte Pflaster der imposanten Fläche von etwa 3,5 Hektar zu Fuß überquert, um den Wochenmarkt zu besuchen oder sich auf dem Rummel zu vergnügen. Und natürlich haben von dort aus auch schon unzählige Touristen die beeindruckende Freitreppe den Berg hinauf zum mittelalterlichen Dom und zur nicht minder stolzen St. Severikirche erklommen.
Dieser Treppe mit ihren 70 Stufen verdankt der Platz den Namen Gradenmarkt, das lateinische Wort »gradus« bedeutet »Stufe«. Oben angekommen, wird man im Schatten der dominanten Kirchen mit einem herrlichen Blick auf diesen großen Platz belohnt. Da sieht man den Minerva-Brunnen und den Obelisken aufragen, die aus dem 18. Jahrhundert stammen. Dahinter ducken sich trutzig wunderschön restaurierte Häuser aneinander. Sie präsentieren stolz ihre farbigen Fassaden und lassen das Mittelalter wieder lebendig werden. Ja, man kann sich gut die Generationen von Menschen vorstellen, wie sie sich mit Vorliebe hier aufhielten beziehungsweise einander begegneten. Dass der Domplatz so weitläufig ist, geht auf Zerstörungen durch militärische Truppen 1813 zurück. Danach baute man die vielen getroffenen Häuser vor der St. Severikirche nicht wieder auf. Damals war dieses Ereignis dramatisch, heute kann man sich dafür an den großzügigen Ausmaßen des Platzes erfreuen. Und von hier aus lässt sich zudem prima die Erfurter Altstadt erkunden!
Tipp: Die Stufen der Domtreppe dienen auch als Kulisse für Open-Air-Veranstaltungen: So finden auf der international bekannten Festspielbühne im August die renommierten Erfurter DomStufen-Festspiele statt.
Domplatz /// 99084 Erfurt ///
Nähere Informationen erteilt die Erfurt Tourist Information ///
Benediktsplatz 1 /// 99084 Erfurt /// 03 61 / 6 64 00 ///
www.erfurt-tourismus.de ///
Wo es die leckerste und beste Bratwurst gibt, darüber lässt sich trefflich streiten. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Für viele Besucher ist der Stand am Domplatz die erste Wahl. Natürlich hat auch die EU eine Verordnung für die originale Thüringer Rostbratwurst parat. So muss diese mindestens 15 Zentimeter lang sein, mittelfein und im engen Naturdarm, roh oder gebrüht und mit würziger Geschmacksnote. Glücklicherweise überließ man die genaue Zusammensetzung den örtlichen Metzgereien. Insbesondere bei der Wahl der typischen Gewürze ergeben sich so die Geschmacksvarianten: Mal dominieren Salz und Pfeffer, mal Kümmel, Majoran oder Knoblauch. In den meisten Fällen dient bestes Schweinefleisch als Grundlage, aber auch Kalb- oder Rindfleisch sind zulässig. Als Beilage für die über Holzkohle geröstete Wurst sind Brötchen und Senf unerlässlich.
Dabei hat die Thüringer Rostbratwurst eine jahrhundertealte Tradition. Erstmals taucht sie urkundlich in einer Rechnung des Arnstädter Jungfrauenklosters von 1404 auf, und auch Martin Luther und Johann Wolfgang von Goethe wussten sie zu schätzen. Die Thüringer Bratwurst ist damit älter als ihr Nürnberger Pendant.
Seit 2006 findet alljährlich im März das Bratwurstspektakel Rostkultur auf dem Erfurter Domplatz statt. Hersteller von Original Thüringer Bratwürsten aus allen Teilen Thüringens bieten ihre Ware zum Probieren an. Dazu starten vom Deutschen Bratwurstmuseum in Holzhausen aus mehrere Fackelläufer, um nach olympischem Vorbild das Bratwurstfeuer in die Landeshauptstadt zu bringen. Sodann entzündet eine zeitgenössische Inkarnation des »Probstes Johann von Siebleben« den größten Kaminzuggrill der Welt. Anschließend eröffnen die Thüringer Wurstkönigin und der Thüringer Bratwurstkönig das Fest mit dem offiziellen Bratwurstanbiss.
Tipp: Mit der Bratwurst auf der Hand genießt man hier als kostenlose Beigabe den einmaligen Blick auf den Dom, die Severikirche und den Petersberg.
Bratwurst Am Domplatz /// Domplatz 6/9 /// 99084 Erfurt ///
Zauber, Freiheit und Magie – all diese wunderbaren Werte verkörpert das Einhorn. Auf das sagenhafte Geschöpf verweist der schwungvolle Schriftzug an dem einladenden Haus am Rande des Domplatzes. Seit 1966 beherbergt es die Stadt- und Regionalbibliothek, fürwahr ein Ort des Wissens und der Fantasie. Das Einhorn ist ein geheimnisvolles Fabeltier, das meist als edles Pferd mit einem spiralförmig gewundenen Horn dargestellt wird. Weltweit bekannt, spielte das Mischwesen vor allem in der keltischen und germanischen Kultur eine wichtige Rolle. In der christlichen Religion wird das Symbol für Spiritualität und himmlische Urkraft der Jungfrau Maria zugeordnet. Heute ist es bei Groß und Klein wieder »in«, lädt es doch dazu ein, sich in eine ferne Welt zu träumen. Somit bietet ein Haus zum Goldnen Einhorn das passende Ambiente für den Lesefreund.
Das schmucke Jugendstilgebäude von 1905 hatte aber einen bedeutend älteren Vorgängerbau. Einen Hinweis darauf gibt der alte Hauszeichenstein, der mit der Inschrift »Zu dem gulden Einhorn anno dni 1536« und einer Darstellung besagten Fabelwesens mit der Jungfrau Maria in die Fassade des Neubaus integriert wurde. Er gilt als der älteste erhaltene Hauszeichenstein mit einem Einhorn in Deutschland. Hinter den alten Mauern befindet sich in modernem Ambiente die größte öffentliche Bibliothek Thüringens mit einer eigenen Kinder- und Jugendbücherei. Auf drei Etagen gibt es viel Lesestoff, außerdem eine große Auswahl neuer Medien. Zu dieser Hauptstelle gehören noch einige Zweigstellen und eine Fahrbücherei. Kunstfreunden sei die private Sammlung Lothar Krieg ans Herz gelegt, eine Schenkung von etwa 2.000 Kunstbänden, die hier in einem separaten Raum untergebracht ist. Passend für die Blumenstadt gibt es zudem einen Sonderbestand an Gartenbauliteratur.
Tipp: Im Eingangsbereich befindet sich die kleine, aber feine CaféTHEK, in der man sich mit diversen Getränken und Suppen oder anderen Snacks stärken kann.
Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt (Hauptbibliothek) ///
Domplatz 1 /// 99084 Erfurt /// 03 61 / 6 55 15 71 ///
www.erfurt.de ///
Es macht ein wenig Mühe, die gut 230 Meter Höhenunterschied zu bewältigen. Aber ein Besuch der Zitadelle auf dem Petersberg lohnt sich allemal! Und das gleich in mehrerlei Hinsicht. Zum einen für alle Geschichtsinteressierten, die eine der größten und besterhaltenen Stadtfestungen aus nächster Nähe besichtigen wollen. Sie wurde 1665 unter dem kurmainzischen Kurfürsten und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn errichtet, um Erfurt vor protestantischen Angriffen zu schützen. Später übernahm das preußische Militär die Anlage und baute sie weiter aus. Die sternenförmig angelegte Zitadelle war die modernste der damaligen Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR das imposante Bollwerk. Heute beschäftigt sich dort die Außenstelle der Birthler-Behörde mit der DDR-Vergangenheit. Das kleine militärhistorische Museum am Eingang zeigt die damaligen Lebensverhältnisse innerhalb der Festung.
Ein besonderes Erlebnis ist eine abendliche Fackelführung durch die geheimnisvollen Horchgänge. Hautnah lässt sich nachvollziehen, wie zur mittelalterlichen Zeit in diesem unterirdischen System von Gängen die Wachsoldaten nächtliche Mineure rechtzeitig an deren Grabungsgeräuschen lokalisieren konnten.
Neben den martialischen Aspekten ehemaliger Kasernengebäude bietet der Petersberg auch Interessantes zu Kunst- und Kulturgeschichte wie etwa die Ruine der romanischen Peterskirche mit den Überresten des einstigen Benediktinerklosters St. Peter und Paul. Vieles ist allerdings noch restaurierungsbedürftig. Unschlagbar ist die weite Aussicht von der Bastion Leonhard über die Dächer von Erfurt und auf den Domplatz. Das weitläufige Gelände der Anlage lockt mit viel Grün und lässt Raum zum Durchatmen und Erholen vom hektischen Trubel in der Stadt.
Tipp: Das Café-Restaurant Glashütte wartet mit einer modernen Glas- und Stahlkonstruktion auf. Auch von der Terrasse aus genießt man den abendlichen Panoramablick über die Altstadt.
Zitadelle Petersberg /// Petersberg 3 /// 99084 Erfurt ///
03 61 / 6 64 00 /// www.erfurt-tourismus.de ///
Glashütte Petersberg /// Petersberg 11 /// 99084 Erfurt ///
03 61 / 6 01 50 94 /// www.glashuette-restaurant.de ///
Schick und preisgekrönt mit dem Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau 2004 ist das neue Erfurter Theater in der Brühlervorstadt, es glänzt auf einem stillgelegten Fabrikgelände. Auffällig ist die moderne Architektur des Gebäudes, dieses Haus weiß sich effektvoll zu inszenieren. Der große Kubus mit seinen betont strengen, geometrischen Linien steht baulich in großem Kontrast zum nicht weit entfernten Dom und zur mittelalterlichen Altstadt. Es gibt viel Glas, neben dessen Transparenz raffinierte Licht- und Spiegelwirkungen. Zu Grau, Schwarz und Weiß gesellen sich rote Farbakzente, die im Innenraum, besonders im großen Saal, wieder aufgenommen werden. Das Foyer prunkt mit schlanken weißen Säulen und einer dynamisch geschwungenen Freitreppe. Großzügig erscheint auch das Areal des Theaters, eine Freifläche mit Baumreihen und Wasserfontänen.
Erfurts Theaterleben beschränkte sich zuerst auf Wandertruppen, denn anders als die benachbarte Residenzstadt Weimar hatte die Stadt lange kein festes Ensemble. 1867 errichtete man ein Opernhaus, heute die Alte Oper, 1894 das erste Stadttheater. Die Aufführungen waren beim Publikum beliebt und die Häuser wechselten. 1949 wurde das Schauspielhaus zum Neuen Theater und das Stadttheater zum Opernhaus. Zu DDR-Zeiten gab es hier viele Uraufführungen.
Als das Opernhaus aufgrund baulicher Mängel 1997 geschlossen werden musste, war schnell der Neubau geplant. Bereits am 20. April 1999 begannen die Arbeiten nach einem Entwurf der Hamburger Architekten Professor Friedrich und Partner. Zur Eröffnung am 14. September 2003 wurde Peter Aderholds Oper Luther