Erinnerungen aus Italien - Anonym - E-Book

Erinnerungen aus Italien E-Book

Anonym

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Beschreibung

In "Erinnerungen aus Italien" entfaltet der anonyme Autor auf meisterhafte Weise ein vielschichtiges Porträt des italienischen Lebens, das in detailreichen, lebendigen Beschreibungen und einer lyrischen Prosa gefasst ist. Die Erzählung, die sich zwischen Memoir und Roman bewegt, erlaubt dem Leser, in eine nostalgische Welt einzutauchen, in der die Erinnerungen an Landschaften, Menschen und Kultur ineinandergreifen. Mit einem feinen Gespür für die Nuancen des Alltagslebens vermittelt das Werk nicht nur eine tiefgehende Wertschätzung der italienischen Identität, sondern reflektiert auch universelle Themen von Heimat und Verlust. Der anonyme Autor zeichnet sich durch einen bemerkenswerten Scharfsinn und eine intime Kenntnis der italienischen Kultur aus, die durch persönliche Erfahrungen und umfassende Beobachtungen geprägt ist. Diese Unbekanntheit kann als bewusste Wahl verstanden werden, die dem Leser erlaubt, sich unverfälscht mit den Erinnerungen zu identifizieren. Die so entstandene Distanz zwischen Autor und Leser schafft einen Raum für Reflexion und Anregung, wobei die Geschichten sowohl historisch als auch zeitlos erscheinen. "Erinnerungen aus Italien" lädt Leser dazu ein, in eine faszinierende Zeitreise einzutauchen und die Poesie des Alltags zu entdecken. Liebhaber der italienischen Kultur und Lyrik werden gleichermaßen bereichert und inspiriert, da die Erzählung Fragen zur eigenen Identität und den Erinnerungen, die wir bewahren, aufwirft. Ein unerlässliches Werk für jeden, der sich für die Schönheit des Geschichtenerzählens und die Magie des Reisens begeistert.

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Anonym

Erinnerungen aus Italien

Eine Reise in Briefen: Einblick in Kultur, Kunst und Gesellschaft Italiens im 19. Jahrhundert
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2024
EAN 8596547841210

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Erinnerungen aus Italien.

Inhaltsverzeichnis
Von einem englischen Gentleman.

So bin ich endlich in dem hohen Rom, hergewandert aus dem äußersten Thule, um seine Herrlichkeit und seinen Glanz zu schauen. Unter meinen Fenstern hör’ ich eine schlechte Guitarre, auf der eine geübte Hand einige volle Akkorde greift, begleitet von einer helltönenden Stimme, welche eine Lieblingsarie von Puccini mit Geist und Gefühl vorträgt. Ich öffne das Fenster, und erkenne an den ärmlichen Lumpen, die den Sänger bedecken, einen jener wandernden Homeriden, deren Italien so viele besitzt. Mögen die Gelehrten es erklären, so gut sie können; aber gewiß ist, daß dieser Bettler mehr Adel in seiner Haltung hatte, als unsere elegantesten Cavaliers in den Salons von Almack, und in seinem Gesang mehr Geschmack und Grazie, als unsere schmachtenden Ladies.[1] Ich konnte nicht angenehmer beim Erwachen begrüßt werden. Schnell kleide ich mich an. Beim Eintritt in mein Kabinet finde ich, durch den Eifer meines Domestiken, eine große Tafel bedeckt mit Kameen, Mosaiken, Bas-reliefs, geschnittenen Steinen: schlechte Kopien, falsche Medaillen, unterschobene Antiken. Ex-votos aus dem gelobten Lande, verschiedenartig genug, aber gleich häßlich und widrig, Aschenkrüge von Ostia, Kuriositäten und Seltenheiten jeder Art und für jeden Geschmack liegen vor mir aufgehäuft und bieten der Unklugheit meiner Wünsche, wie meiner Unwissenheit in der Archäologie verführerische Lockungen dar. – Die milde, wollüstige Luft, die ich unter Italiens schönem Himmel athme, und die Freude, mich in Rom zu finden, machen mich weich und treuherzig: die glücklichste Disposition, um der Dupe italienischer Schlauheit zu werden.

Ein Cicerone ist eine wesentliche Person im Gefolge eines begüterten Reisenden in Italien; in meinem Salon treffe ich den meinigen, umgeben von einem zahlreichen Cirkel, eine Lava-Dose in der Hand, mit komischer Emphase und im vollen Gefühl seiner Wichtigkeit über den belvederischen Apoll, den Torso, über Visconti, Winckelmann, über statuarische Kunst, Mosaik etc. etc. perorirend. Aufmerksam horchen die Zuhörer auf die feierlichen Orakelsprüche, die „Signori“, die, um ihre antiken oder modernen Waaren an Mann zu bringen, sorgfältig jeden reichen Fremden aufspüren, hatten nicht ermangelt, sich in aller Frühe bei mir einzufinden, und mein Cicerone, der mein erster Minister geworden war, hatte sie mit der unter solchen Umständen zweckmäßigen vornehmen Höflichkeit empfangen. So wie ich eintrete, ändert sich die Scene; im Augenblick wird mein Cicerone zur zweiten Person. Ein verbindliches Lächeln verbreitet sich über alle Gesichter: einschmeichelnde Beredsamkeit, lebhafte Gestikulationen, theatralische Stellungen, wortreiche, naive, pathetische Bitten umlagern mich von allen Seiten; in dem ganzen Gedränge ist jedoch nirgends eine Spur von Plumpheit oder Ungeschliffenheit zu bemerken; selbst in der Zudringlichkeit liegt eine gewisse Art von gutem Ton und Schmiegsamkeit, fast in jedem Worte spricht sich die angeborne und charakteristische Urbanität dieser Hauptstadt der Welt aus. In Florenz ist die Sprache energischer, voller, un accento vibrato, sie ruft die Beredsamkeit, die öffentlichen Verhandlungen der alten Republik Dantes und Macchiavell’s ins Gedächtniß zurück. In Neapel neigt sie sich in den ermüdenden singenden Ton der Lazzaronis zur trivialen Leichtigkeit und Unregelmäßigkeit eines Vulgar-Dialekts. In Rom hingegen ist der Adel und die Eleganz des Ausdrucks ein Erbtheil aller Volksklassen.