Erlebnis Rennstrecke - Dirk Kissenbeck - E-Book

Erlebnis Rennstrecke E-Book

Dirk Kissenbeck

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Beschreibung

Dieses Buch beschreibt meinen Weg zur Rennstrecke und vermittelt einen Einblick, warum es sinnvoll ist, mit dem Motorrad auf einer Rennstrecke zu fahren. Zudem gibt es Tipps und Tricks zum Fahren auf der Rennstrecke. Viel Spaß beim Lesen und es wäre schön, wenn noch mehr Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer ihr Hobby Motorradfahren auf der Rennstrecke ausleben würden, denn nur dort kann man meiner Meinung nach die Fahrdynamik und das Leistungspotenzial der heutigen Supersportler wirklich erleben! Viele Grüße, Dirk Kissenbeck

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 01

- Vom Traum zur Wirklichkeit –

Kapitel 02

- Erste Erfahrungen auf der Rennstrecke -

Kapitel 03

- Pannoniaring 2004 -ready for race-

Kapitel 04

- Aus Erfahrungen Lernen -

Kapitel 05

- Der Rücktritt vom Rücktritt –

Kapitel 06

- Die „Wunderwaffe“ BMW S 1000 RR –

Kapitel 07

- Tipps für die Rennstrecke -

7.01. Ab wann ist man für die Rennstrecke bereit?

7.02. 5 Fehler, die man beim ersten Mal Rennstrecke vermeiden sollte!

7.03. Welches Rennstreckenequipment benötigt man auf der Rennstrecke?

7.04. Welche Rennstreckenbekleidung?

7.05. Welche Instruktion sollte man beim Rennstreckeneinstieg wählen?

7.06. Richtig Lenken!

7.07. Richtig Bremsen!

7.08. Richtig Beschleunigen!

7.09. Was bedeutet Gaskontrolle?

7.10. Blickführung

7.11. Ideallinie

7.12. Blickführung beim Abfahren von Orientierungspunkten

7.13. „Hanging off“ nur Show?

7.14. Richtig Überholen

7.15. Das Fahren bei Regen

7.16. Mit welchen Reifen zur Rennstrecke?

7.17. Welcher Luftdruck auf der Rennstrecke?

7.18. Wie generiert man gute Rundenzeiten?

7.19. Mentales Training für bessere Rundenzeiten!

7.20. Sturz auf der Rennstrecke

7.21. Wie verarbeitet man einen Motorradsturz?

7.22. 5 Fehler, die verhindern, dass sich Rookies auf der Rennstrecke verbessern!

7.23. Schrauben am Motorrad Was sollte man selbst können?

7.24. Vereinbarkeit Familie und Rennstreckenfahren!

7.25. Flaggensignale

7.26. Final Points

Kapitel 08

- Fit für die Rennstrecke –

Kapitel 09

- Rennstreckenempfehlungen –

Kapitel 10

- Tipps für die Straße -

10.1. Motorradfahren gefährlich? Tipps zum Überleben!

10.2. Wo ist die Sicherheitslinie?

Vorwort

Liebe Motorradfahrerinnen, liebe Motorradfahrer die Faszination des Motorradrennsportes hat mich schon in jungen Jahren gepackt. 1977 mit ca. 4 Jahren begleitete ich meinen Vater des Öfteren zu diversen Rennveranstaltungen. Mir war zwar der Sinn einer solchen Veranstaltung mit knapp 4 Jahren noch nicht ganz klar, aber ich erhielt dort die ersten Eindrücke von schnellen Zweirädern und den unvergesslichen Geruch der damaligen Zweitaktmaschinen. Zudem waren an einem Rennsportwochenende immer eine Currywurst mit Pommes und eine Flasche Cola garantiert. Somit war es immer ein perfektes und sorgenloses Wochenende, wo man den Alltag hinter sich lassen konnte. 1980 mit circa 7 Jahren durfte ich dann das erste Mal mit meinem Vater auf einem Motorrad mitfahren. Es war ein sensationelles und beeindruckendes Erlebnis. Die gefahrenen Geschwindigkeiten fühlten sich völlig anders an als in einem Auto. Es war ein fantastisches und zugleich unvergessliches Ereignis, welches mir bis heute in guter Erinnerung geblieben ist und zugleich der Beginn einer bis heute andauernden Faszination für den Motorradrennsport war. Mit zunehmendem Alter und nach unzähligen Rennsportveranstaltungen entstand bei mir der Gedanke einmal selbst auf der Rennstrecke fahren zu wollen. Allerdings scheiterte dieses Vorhaben zunächst am fehlenden Geld, denn auch damals in den 90er Jahren war Rennsport ebenso wie heute eine kostspielige Angelegenheit. Da ich selbst noch kein Geld verdiente und ich kein Einzelkind war, war eine rennsportorientierte Freizeitgestaltung zunächst nicht möglich. In den 90er Jahren widmete ich mich dann zunächst anderen Sportarten und ich stieg anschließend in die Berufswelt ein. Den Motorradführerschein machte ich dann zu einem späteren Zeitpunkt mit ca. 19 Jahren. Schon während der Fahrausbildung spürte ich wieder die als Kind erlebte Faszination für Zweiräder. Dieses Buch beschreibt meinen Weg zur Rennstrecke und vermittelt einen Einblick, warum es sinnvoll ist, mit einem Motorrad auf einer Rennstrecke zu fahren. Zudem gibt es Tipps und Tricks zum Fahren auf und neben der Rennstrecke, denn es wird viel erzählt und manchmal weiß man vor lauter Tipps von Motorradkollegen und aus Zeitschriften gar nicht mehr was richtig und falsch ist oder wie man sich bei gewissen Situationen verhalten soll. So unterschiedlich die Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer auch sind, ihre Ziele und Fragen betreffen aber häufig die gleichen Themen. Ich fahre seit 1996 Motorrad im öffentlichen Straßenverkehr und seit 2003 fahre ich auch auf Rennstrecken in ganz Europa. Von 2010 bis 2015 war ich zudem im Nebenamt als Instruktor bei dem Rennsportveranstalter ProSpeed tätig und habe dort bereits mein Wissen an Rennstreckeneinsteiger weitergegeben. Von 2016 bis 2017 fuhr ich dann mit Anfang 40 nochmal Rennen und nahm am Street Triple Cup teil. Es war eine sehr schöne Zeit mit Gleichgesinnten. Von 2018 bis 2022 nahm ich außerdem noch an diversen Langstreckenrennen teil, wo wir auch den einen oder anderen Pokal einfahren konnten. Während dieser Jahre habe ich selbst unterschiedliche Entwicklungsprozesse auf und neben der Rennstrecke erlebt und daraus sind die Tipps entstanden, die eine Motorradfahrerin, ein Motorradfahrer wissen sollte, wenn sie/er sich auf und neben der Rennstrecke mit einem Motorrad sicher bewegen möchte. Für eine etwas bessere Lesbarkeit werde ich bei den nachfolgenden Themenkomplexen immer nur von dem Motorradfahrer sprechen, obwohl ich damit natürlich auch die Motorradfahrerinnen meine. Ich hoffe, dass die Motorradfahrerinnen dafür Verständnis haben. Vielen Dank. Viel Spaß beim Lesen und ich wünsche euch allen allzeit eine gute Fahrt!

Viele Grüße Dirk

Kapitel 1 - Vom Traum zur Wirklichkeit -

Wie bereits im Vorwort erwähnt, bin ich seit meiner Kindheit vom Motorradrennsport fasziniert und infiziert. Ende der 80er Jahre war ich ein großer Fan von Anton (Toni) Mang. Nicht nur weil er Deutscher, sondern weil er ein hervorragender und gewissenhafter Motorradrennfahrer war, der zudem in den Medien sehr authentisch rüberkam. Ich mochte ihn einfach, fieberte bei den Rennen immer mit und war begeistert, wenn er Rennen gewann. Nicht zu vergessen sind auch die beiden anderen deutschen Rennfahrer Helmut Bradl und Reinhold Roth. Es waren ebenfalls herausragende Sportler, wobei Reinhold Roth 1990 beim Großen Preis von Jugoslawien in Rijeka leider Opfer eines tragischen Unfalles wurde und aufgrund eines schweren Schädel-Hirn-Trauma zum Pflegefall wurde. Knapp 31 Jahre später verstarb er mit 68 Jahren. Später rückte als Deutscher Rennfahrer noch Ralf Waldmann nach, dem ich ebenfalls immer die Daumen drückte. Leider konnte er Max Biaggi schlussendlich nie bezwingen und wurde daher leider in der 250er WM-Klasse nie Weltmeister. Sehr bedauerlich, denn er war ebenfalls ein herausragender Sportler und Botschafter für den Motorradrennsport. Bedauerlicherweise verstarb Ralf Waldmann 2018 viel zu früh im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt. In der damaligen 500er WM-Klasse waren Wayne Rainey, Kevin Schwantz, Randy Mamola und Michael Doohan meine Favoriten, die sich immer rasante Rennen lieferten. An Mick Doohan beeindruckte mich sein Perfektionismus und der eiserne Wille, immer das, was er sich vorgenommen hatte, auch zu erreichen. Er war ein herausragender Motorradrennfahrer.

Aber nun zurück zu mir.

Ich habe als Heranwachsender unzählige Rennsportveranstaltungen der heutigen MotoGP, der Superbike WM und der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) als Zuschauer besucht.

Bei diesen Veranstaltungen entstand dann bei mir irgendwann die Frage: „Wieso fahre ich dort nicht mit?“ Diese Frage konnte ich mir schnell beantworten. Ich fuhr dort nicht mit, weil ich nicht aus dem „normalen“ Leben ausbrechen wollte und weil ich damals nicht bereit war dafür scheinbar viel Geld auszugeben. Daher tat ich das, was alle von mir erwarteten. Ich stieg brav ins Berufsleben ein und versuchte mich dort zu verwirklichen. Trotzdem ließ mich der Gedanke nie los und ich träumte vom Motorradfahren auf der Rennstrecke.

Es vergingen einige Jahre und ich widmete mich zunächst mit voller Hingabe meinem Beruf und der Tatsache, dass man ja erst einmal ein vernünftiges Auto brauchte, um in der Gesellschaft klarzukommen. 1996 war es dann aber endlich so weit. Ich kaufte mir von meinem Ersparten eine neue Honda CBR 600 F (PC 31, Baujahr 1996). Die Honda hatte 98 PS und war zur damaligen Zeit in der 600er Klasse das Nonplusultra.

Honda CBR 600 F, PC 31, Baujahr 1996

Ich freute mich beim Kauf der Honda wie ein kleiner Junge und ich kaufte mir zudem noch den Helm von meinem damaligen Favoriten Michael („Mick“) Doohan.

Die Honda CBR 600 F war ein perfektes Bike. Ich fuhr mit ihr mehrere Tausende Kilometer auf der Straße, aber leider nicht auf der Rennstrecke, denn für die Rennstrecke war sie mir damals zu teuer und zu schade, was nach heutiger Sicht völliger Unsinn war. Aber so war es halt, man wollte das hart erarbeitete Motorrad nicht auf der Rennstrecke "verlieren". Stattdessen fuhr ich mit diesem hervorragenden Gefährt über holprige Straßen und Landschaften und in den Urlaub. Was auch seinen Reiz hatte, aber auch nicht ganz ungefährlich war, denn im Straßenverkehr lauern mehr Gefahren als man denkt. Dies bekam ich 1999 zu spüren, als ich auf einer meiner Hausstrecken in einer langgezogenen Linkskurve mit dem Hinterrad unglücklich auf einen auf der Straße liegenden Stein fuhr und das Motorrad aufrichten musste. Nach dem Aufrichten der Maschine ging mir dann die Fahrbahn aus und ich musste mich schnell entscheiden, ob ich in den rechten Graben oder zunächst noch weiter geradeaus auf eine Wiese fahre, wo ich den weiteren Verlauf nicht sehen konnte. Ich entschloss mich für den rechten Straßengraben, was eine gute Entscheidung war. Denn wie sich später herausstellte, befand sich hinter der sichtbaren Wiese ein steiler Abhang. Den Sturz hinunter hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt. So fuhr ich nach meiner Ansicht kontrolliert in den rechten Straßengraben, was zunächst auch funktionierte. Allerdings fiel mir dort die Maschine auf die linke Seite und quetschte mein linkes Bein ein. Nun hing ich in dem Graben fest.

Aus dem Graben heraus, versuchte ich durch Winken auf mich aufmerksam zu machen. Bis heute kann ich nicht verstehen, dass zahlreiche Autofahrer an dem Graben vorbeifuhren und mir keiner half, obwohl sie mich in dem Graben gesehen haben mussten. Eine riesige "Schweinerei" und menschlich nicht nachvollziehbar. Zum Glück konnte ich nach einiger Zeit mein linkes Bein selbst befreien und schob im Anschluss mein Bike aus dem Graben. Wie durch ein Wunder war ich nicht verletzt und mein Motorrad hatte nur ein paar kleine Kratzer abbekommen. Ein Fremdschaden lag ebenfalls nicht vor. Das mein Fuß nicht verletzt wurde verdanke ich, glaube ich, meinen Daytona Stiefeln, die den Druck des Bikes standhielten. Ich will zwar keine Werbung für die Firma Daytona machen, aber der Innenschuh des Motorradstiefels hatte mich vor einer Verletzung bewahrt. Daher sollte man bei jeder Ausfahrt mit dem Motorrad vernünftige Motorradschutzbekleidung tragen, denn bei einem plötzlichen Unfall kann die richtige Schutzkleidung einem vor Schlimmeren bewahren, wenn kein direkter Einschlag auf einen festen Gegenstand erfolgt.

Nach langjährigen Straßentouren kaufte ich mir im Jahr 2001 eine Honda CBR 900 RR, wobei es sich bei diesem Modell um die SC 50 mit 953 ccm handelte. Die Maschine hatte 150 PS und mir wurde schnell klar, dass dieses Motorrad auf der Straße eigentlich nichts zu suchen hatte. Die Straßentouren machten zwar Spaß, allerdings fuhr man immer nur mit Halb Gas, da man ja seinen Führerschein nicht verlieren wollte. Daher verwirklichte ich mir im Jahr 2003 mit mittlerweile 30 Jahren endlich meinen Traum vom Motorradfahren auf der Rennstrecke. Ich buchte bei dem Rennsportveranstalter ProSpeed mein erstes Rennstreckentraining. In Begleitung eines Freundes und unter Anleitung eines erfahrenen Instruktors erlebte ich dann auf der Grand Prix Strecke in Assen (Niederlande) mein erstes Rennstreckentraining.

Kapitel 2 - Erste Erfahrungen auf der Rennstrecke -

Assen 2003_ erstes Rennstreckentraining mit ProSpeed

Es war ein überwältigendes und zugleich beängstigendes Gefühl. Ich war endlich auf einer Rennstrecke und ich fühlte mich wie ein Grand Prix Fahrer und ich wollte dort so richtig "Gas" geben. Nur das mit dem richtig „Gas“ geben hielt sich ein wenig in Grenzen, denn trotz einer jahrelangen Erfahrung im öffentlichen Straßenverkehr, hatte man nun auf der Rennstrecke wieder keine Ahnung, wie man dort die ganzen Kurven richtig fährt. Man war wieder ein "Rookie" und wurde anfänglich von vielen, schnelleren Fahrern überholt, obwohl man immer geglaubt hatte, man sei selbst schon recht schnell und erfahren. Naja egal, jeder Anfang ist schwer. Das Wichtigste war jedoch der Spaßfaktor und die Tatsache, dass man im Straßenverkehr sein Motorrad noch nie im vermeintlichen Grenzbereich angebremst hatte, geschweige denn sich getraut hatte enorme Schräglagen zu fahren, um eine Kurve mit dem optimalen Speed zu erwischen.

Man hatte vielleicht auf seinen Hausstrecken schon mal das sog. „Hanging off“ ausprobiert, aber das Knie wurde dann meistens mehr mit körperlicher Akrobatik bei relativ geringen Geschwindigkeiten auf den Boden gedrückt und nicht aus der Fahrdynamik heraus. Nun konnte ich das sog. „Hanging off“ vernünftig aus der Fahrdynamik üben. In den ersten Runden funktionierte es noch nicht so recht, da ich die Strecke noch nicht kannte und ich mich zunächst orientieren musste. Aber nach ein paar Turns und nach sehr guten Tipps von unserem gebuchten Instruktor, brachte ich in der Doppelrechtskurve mein Knie aus der Fahrdynamik heraus auf den Asphalt. Der noch jungfräuliche rechte Knieschleifer kratze über den Asphalt. Herrlich, ich freute mich riesig und kriegte das Grinsen unter dem Helm nicht mehr weg. Ein unbeschreibliches, gutes Gefühl mit dem Knie über den Asphalt zu schleifen.

Nach diesem Erlebnis war für mich klar, die Rennstrecke war der richtige Ort für mich, um die Fahrdynamik eines Motorrades zu erleben. Mein Ziel war es nun, in jeder Kurve mit dem Knie auf den Boden zu kommen, um dieses unbeschreibliche Gefühl vom Bodenkontakt immer wieder und so oft wie möglich zu erleben. Bei meinem ersten Rennstreckenbesuch blieb es jedoch in jeder Runde bei der Doppelrechtskurve. Aber egal, ich hatte es zumindest in dieser Kurve geschafft und ich war richtig happy, als ich nach Hause fuhr.

Die gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeiten waren für einen ersten Rennstreckenbesuch zwar akzeptabel, aber im Verhältnis zu vielen anderen Teilnehmern eher moderat. Glücklicherweise war ich aber auch nicht Letzter, was mich dann später schon beruhigte, denn auf der Rennstrecke ist es irgendwie auch immer ein Wettstreit gegen die Rundenzeit und Letzter will nun wirklich keiner werden. Ich reihte mich mit meiner moderaten Rundenzeit im unteren Drittel ein.

Bei meinem ersten Rennstreckenevent hatte ich meine Honda CBR 900 RR (Jahrgang 2001) nicht besonders für die Rennstrecke vorbereitet.

Ich achtete allerdings darauf, dass sie technisch in Ordnung war. Daher hatte ich mein Motorrad vor dem Rennstreckentraining noch einmal komplett technisch checken lassen, denn ich wollte auf der Rennstrecke auf gar keinen Fall am Motorrad schrauben. Ich fuhr mit normalen Straßenreifen und klebte, wie es vorgeschrieben war alle Teile, die bei einem Sturz Splittern konnten, akribisch mit Panzertape ab. Zu diesen Teilen gehörten der Scheinwerfer, das Rücklicht und die Blinker vorne und hinten. Die Scheinwerfer und das Rücklicht hatte ich vorher natürlich von der Stromversorgung abgeklemmt. Zudem demontierte ich die Außenspiegel. Hierzu sei erwähnt, dass es auch ausgereicht hätte sie abzukleben. Hintergrund des Abklebens bzw. Demontieren der Rückspiegel ist es, dass man während der Fahrt nicht mehr in die Rückspiegel schaut, um den rückwärtigen Verkehr zu beobachten. Diese rückwärtige Beobachtung würde nur Ablenken und einen möglicherweise in einen Fahrfehler treiben, wenn man sich vielleicht durch einen hinterherfahrenden Fahrer bedrängt fühlt. Somit kann man sich ohne Rückspiegel und ohne zu wissen, was hinter einem passiert viel besser auf die Ideallinie der Rennstrecke und auf die vorausfahrenden Motorradfahrer konzentrieren.

Zur Rennstrecke nach Assen waren ein Freund von mir und ich mit einem geliehenen Mercedes Benz Sprinter und einem geliehenen Motorradanhänger angereist.

Den Sprinter nutzen wir als Schlafmöglichkeit und mit dem Motorradanhänger transportierten wir unsere Motorräder. Bei der Planung des Events hatten wir zwar erst überlegt mit unseren Motorrädern direkt zur Rennstrecke zu fahren, aber uns dann doch für die Variante mit dem Motorradanhänger entschieden, da auf der Rennstrecke immer eine leicht erhöhte Sturzgefahr besteht. Somit hatten wir auch für den Fall eines möglichen Sturzes vorgesorgt. Allerdings hatte ich nicht die Absicht zu stürzen, denn ich wollte mit dem Motorrad noch einige Tausend Kilometer im öffentlichen Straßenverkehr fahren. Zum damaligen Zeitpunkt ein nachvollziehbarer Grund. Heute weiß ich aber, dass die anderen Straßenfahrten reine Zeit- und Materialverschwendung waren, denn ich erlebte nach meinem Rennstreckenbesuch nie wieder annähernd dieses Gefühl von der Fahrdynamik. Innerhalb der zwei Rennstreckentage hatte ich sehr viel gelernt, wodurch sich meine Fahrzeugbeherrschung deutlich verbesserte. Viele denken ja, wenn man eine schnelle Maschine hat, dann ist man auch auf einer Rennstrecke schnell. Das ist allerdings nur bedingt so, denn obwohl der Straßenfahrer sein Motorrad in der Regel schon gut beherrscht, stellt er auf der Rennstrecke dann relativ schnell fest, dass er mit seinem Motorrad noch nie an den physikalischen Grenzen gefahren