Es ist nicht alles Mett, was glänzt - Mirja Boes - E-Book

Es ist nicht alles Mett, was glänzt E-Book

Mirja Boes

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Mampf-Memoiren von Comedypreisträgerin und Bestsellerautorin Mirja Boes: Dieses Buch macht zwar nicht schlank, dafür aber extrem fröhlich! Mirja Boes liebt alles, was fettig ist und Kalorien hat, und sie isst dabei fast alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Essen ist für die Kochshow-Jurorin und Restaurantbetreiberin die schönste Hauptsache der Welt. Warum, fragen Sie? Weil es schmeckt, und weil man beim Mampfen so schön in Erinnerungen schwelgen kann: Spiegelei mit Zwiebeln und Nutellatoast und dabei »Ein Colt für alle Fälle« mit dem großen Bruder schauen. Oder die leckeren Gastgeschenke im letzten Andalusienurlaub, die ganz bestimmt überhaupt gar nicht daran schuld waren, dass allen in der Ferienanlage übel wurde. Hach war das schön! Mirja Boes erzählt mit ihrem unnachahmlichen Humor Essensgeschichten aus ihrem Leben. Ihre befreiende Botschaft: Esst, was euch schmeckt, denn an jedem Lieblingsessen hängt ein ganz besonderes Erlebnis. Prost, Mahlzeit!  

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 245

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mirja Boes

Es ist nicht alles Mett, was glänzt

Meine kulinarische Reise durchs Leben

 

 

Über dieses Buch

 

 

Mirja Boes liebt alles, was fettig ist und Kalorien hat, und sie isst dabei fast alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Essen ist für die Kochshow-Jurorin und Restaurantbetreiberin die schönste Hauptsache der Welt. Warum, fragen Sie? Weil es schmeckt, und weil man beim Mampfen so schön in Erinnerungen schwelgen kann: Spiegelei mit Zwiebeln und Nutellatoast und dabei »Ein Colt für alle Fälle« mit dem großen Bruder schauen. Oder die leckeren Gastgeschenke im letzten Andalusienurlaub, die ganz bestimmt überhaupt gar nicht daran schuld waren, dass allen in der Ferienanlage übel wurde. Hach war das schön!

 

Mirja Boes erzählt mit ihrem unnachahmlichen Humor Essensgeschichten aus ihrem Leben. Ihre befreiende Botschaft: Esst, was euch schmeckt, denn an jedem Lieblingsessen hängt ein ganz besonderes Erlebnis. Prost, Mahlzeit!

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Mirja Boes: Umwerfend. Witzig. Bissig. Lieb. Reizend. Mitreißend. Und mit allen Comedy-Wassern gewaschen. Spätestens seit ihren Erfolgen auf der Bühne sowie im Fernsehen (»Die Dreisten Drei«, »Beste Schwestern« und als Gast in vielen TV-Shows) ist Mirja Boes eine der beliebtesten deutschen Comediennes. Und sie hat eine Passion fürs Essen, die sie als Kochshow-Jurorin bei »Grill den Henssler« und als Restaurantbetreiberin auslebt. Mirja Boes lebt mit ihrer Familie in Köln und ist gern gesehene Gesprächspartnerin in deutschen Talkshows.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Mett, Sie kennenzulernen

Hallo. Mein Name ist Mirja Boes und ich habe dieses Buch geschrieben. Und Sie sind? Ich kann Sie zwar nicht hören, aber ich denke, wir haben eine ganz tolle Gemeinsamkeit! Wir essen gerne. Zack! Ein Match! Wir werden Freunde. Fertig.

Falls Sie nicht gerne essen. Das kriegen wir hin. Immerhin essen Sie ja irgendwas, sonst wären Sie so schwach, dass Sie nicht mal dieses schmale Büchlein halten könnten.

Vorgestellt haben wir uns also. Weiter geht’s. Ich hol mal aus. Achtung! Jetzt!

Nix wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Viele Köche verderben den Brei. Futtern wie bei Muttern. An apple a day keeps the doctor away. Essen ist der Sex des Alters. Liebe geht durch den Magen. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Der Mensch ist, was er isst. Einen Prosecco aufzumachen ist auch irgendwie kochen. Der Appetit kommt beim Essen. Käse schließt den Magen! Wenn du aufisst, gibt es schönes Wetter. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Nach dem Essen sollst du ruh’n oder tausend Schritte tun. Das macht den Kohl nicht fett. Alles in Butter!

Warum ich all diese Redensarten kenne? Das weiß ich nicht, und es ist mir auch Wurst! Haha!

Aber denken Sie nicht auch, dass gerade ich ein Buch übers Essen schreiben sollte, wenn ich es doch selber so gerne tue? Und das tue ich. Mal esse ich mehr, mal weniger. Mal gesund, mal Quatsch. Und genau für diesen Quatsch will ich mich nicht schämen, und Sie sollten das auch nicht tun.

Hängen Sie auch mal nachts um drei am Kühlschrank? Na und? Wer Hunger hat, sollte essen dürfen. Und manchmal darf es natürlich auch etwas Ungesundes und Unvernünftiges sein.

Ganz wichtig! Damit wir das gleich geklärt haben: Ich will Sie nicht bekehren und jeder soll nach seiner Façon glücklich werden, aber ich will auch nicht bekehrt werden.

Ich will ab und an stolz rausbrüllen: »Ja, ich habe diese Nacht noch die kalte Pizza von gestern komplett aufgemampft, und sie war spitze!«

Folgen Sie mir gerne auf dieser kulinarischen Reise durch alle erdenklichen Speisen und Lebenslagen. Und das ist jetzt nicht nur so eine Floskel! Es geht auf den nächsten Seiten mit mir in den Urlaub nach Spanien, Frankreich, sogar nach Essen – also die Stadt. Wir sitzen gemeinsam in meiner Kindheit vorm Fernseher, und Sie sind ganz nah dabei, wenn ich in Rom mit voller Inbrunst … ach, das lesen Sie am besten selbst.

Ich werde alles offen und ehrlich ansprechen, und das kann manchmal etwas eklig werden. Versprochen! Meine Familie kommt auch vor. Die hier auf der Erde und die im Himmel. Spoiler! Die meisten haben das Buch schon gelesen und ich darf es trotzdem veröffentlichen!

Noch eine Sache liegt mir am Herzen: Haben Sie bitte Spaß! Kneifen Sie sich zwischendurch in den kleinen oder größeren Bauchspeck und denken Sie: »Na und?« Ich tu’s beim Schreiben auch.

Legen Sie auch gerne mal dieses Buch zur Seite und brutzeln sich spontan etwas in der Pfanne zusammen. Tun Sie, was auch immer Sie tun wollen. Jetzt ist es sowieso zu spät. Sie halten es ja bereits in Ihren Händen. Entweder weil Sie es sich freiwillig gekauft haben, oder es war das Geschenk eines ganz, ganz lieben Menschen. Und hey: So ein Buch ist doch besser als ein Gutschein. Hoffe ich … Laden Sie den Schenker doch gerne einmal fett zum Essen ein. Was auch immer Sie tun, bedenken Sie: »Es ist nicht alles Mett, was glänzt!«

Ich auf alle Fälle freue mich auf unsere gemeinsame Reise und auch auf Ihr Gesicht beim Lesen. Verdammt! Kann ich ja gar nicht sehen! Dann stelle ich es mir eben vor.

Und jetzt hören Sie mal mit dem Vorgeplänkel auf und fangen endlich an zu lesen!

Ihre Mirja Boes

Klein-Mirja am Fuße des Mount Sauerkraut

Ich bin als Lehrerkind aufgewachsen, was auch Vorteile hat. Ich durfte zum Beispiel immer und überall lernen, wo ich wollte. Mathe beim Zähneputzen. Bio im Supermarkt, und auf dem Weg nach Hause machen wir noch einen kleinen Ausflug in die Physik. Hurra. Als Lehrerkind bekommt man alles ganz genau erklärt, auch wenn man nicht will. Alles in der Hoffnung, dass es sich irgendwo im Hirn verfängt. Nicht für die Schule. Nein. Fürs Leben natürlich.

»Mama, welcher Tag ist morgen?« – »Freitag … Wusstest du eigentlich, dass der Freitag nach der nordischen Gottheit Freya benannt wurde. Freya ist die Göttin der Liebe und Ehe. Nimm bitte den Finger aus der Nase und hör zu. Hallo? Hallo! Übrigens: Weißt du eigentlich, was Hallo auf Japanisch heißt? Moshimoshi! Ist das nicht lustig?«

Nein. Ist es nicht. Meine Eltern waren nie so. Aber es gibt sie. Diese Eltern, die mit großen, erwartungsvollen Augen auf dem Schulhof auf ihr kleines Wunderkind warten und denken: »Ob er seiner Lehrerin wohl erzählt hat, warum der Freitag Freitag heißt? Vielleicht ist er ja sogar in den Unterricht gestürmt, hat sich vor die Klasse gestellt und gerufen: »Moshimoshi, liebe Mitschüler! Das ist japanisch!«

So stehen sie da, sie platzen vor Vorfreude, und der Stolz will ihnen schon aus den Augen laufen und dann öffnen sie das Tor zum Jubel mit der einen, alles entscheidenden Frage: »Und? Wie war die Schule?« Antwort: »Schön.« Und ich steh auf dem Spielplatz und beömmel mich, während meine Kinder Schnee essen. »Aber nicht den gelben, ne?!« Herrlich.

Ich warte auf das erste TV-Duell. In der linken Ecke ein übermotivierter Vater, ein Wikipedia-Bildungsbürger und Hobby-Akademiker, der auf alles eine Antwort hat. Und in der rechten Ecke: Malte, der siebenjährige Nachwuchsbesserwissenschaftler mit Leistungskurs Dinosaurierkunde, der immer nur eines fragt: »Warum? Warum? Warum? Warum?«

Aber wir schweifen ab. Also ich. Beim Schreiben. Aber Sie lesen es ja auch. Also sind wir beide schuld. So. Weiter im Text.

Als Lehrerkind hat man viele Vorteile. Und zwar nicht nur, dass ich bereits im Alter von acht schon so ziemlich jeden doofen Spitznamen gehört hatte, den sich Mitschüler ausdenken können. Mein Vorteil: Ich wurde von meinen Eltern nicht vegan oder vegetarisch ernährt, sondern diplomatisch-pädagogisch. Es gab nur eine goldene Regel: Alles muss probiert werden, bevor ich »Bäh!« sagen darf. Klingt einfach, bedeutet aber auch eine Menge Mut. Vor allem bei mir.

Erinnern Sie sich bitte kurz an Prominente im Dschungelcamp, die ein Genital essen sollen oder gar eine ganze Spinne in den Mund nehmen müssen. Oder, falls Sie so was natürlich niemals nicht gucken würden: Stellen Sie sich die Bilder einfach vor.

So habe ich mich bei Kohlrabi gefühlt. Und bei Rote Beete. Aber ich habe auch viele schöne Erfahrungen gemacht, und meine Eltern haben es mit der goldenen Probierregel nie übertrieben. Es gab sogar eine offizielle Ausnahme! Zunge. Die gab es traditionell immer an einem Abend in dem Hotel in Italien, wo wir unseren Skiurlaub verbrachten. Zunge … würg! Allein die Konsistenz, wenn du darauf beißt. Das ist so zäh und gummiartig und tut außerdem verdammt weh. Da hatten meine Eltern ein Einsehen.

Zweite Regel. Okay. Es gab auch eine zweite Regel. Alles, was ich mir selbst nehme, muss ich aufessen. Ansonsten wurde es einfach so lange aufgetischt, bis ich es komplett weggeputzt hatte.

Ich weiß noch, wie ich eine Woche lang den Mount Sauerkraut mit mir rumgeschleppt habe. Anfangs hatte der noch so lustig gerochen und so toll gedampft. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, schon bevor ich das Sauerkraut im Mund hatte. Deswegen nahm ich mir eine so große Portion, dass mein Bruder mir beim Tragen helfen musste. Nach zwei Gabeln war allerdings klar: Das Zeug esse ich auf keinen Fall. Nach zwanzig Minuten Stochern und einer ebenso langen Diskussion mit meinen Eltern war aber ebenfalls klar: Das Zeug esse ich auf jeden Fall. Sieben Tage hab ich gebraucht.

Und falls unter den Lesern jetzt ein Nahrungsmittelbiologe mit Fachgebiet Gärungskunde sein sollte, der rumspießert und lauthals aufschreit: »Was? Sieben Tage? Das ist unmöglich! Das verkommt doch.« Dem sei gesagt: »Stimmt, aber Pech, ich find’s lustig!« Außerdem ist das mein Buch, und da kann ich alles behaupten, was ich will! Hihi.

Also: SIEBEN Tage habe ich vor dem Mount Sauerkraut gesessen, während meine Familie sich fröhlich durch die Woche mampfte. Auf der anderen Seite: Hätte ich den Mount Sauerkraut bei einer einzigen Mahlzeit verspeist, wäre ich wohl sieben Tage als Luftballon durchs Haus geschwebt. Regel zwei war also super! Zumindest wenn es darum geht, schnell das Dosieren zu lernen.

Das Schokoparadies im Schrank

Dosieren war ein großes Thema bei uns und galt natürlich auch für Süßigkeiten. Die wurden in meiner Kindheit traditionell in einer großen Schrankwand in Eiche rustikal aufbewahrt. Die bestand klassischerweise aus jeder Menge Türen und Schubladen. In der Mitte war eine Glasvitrine verbaut. Angeber konnten die sogar beleuchten! Normalerweise interessieren sich Kinder nicht so sehr für Schrankelemente. Außer vielleicht in Sachen Wohnzimmer-Freeclimbing, wenn die Eltern mal weg sind. Wäre da nicht dieses eine, ganz besondere Fach gewesen. Ich bin mir sicher: Das gab es in jeder Schrankwand der 70er und 80er. Das Süßigkeitenfach.

Großeltern hatten mitunter eine ältere Version in Form einer Art Klappe. Dahinter war ein verspiegeltes Fach. Da standen die guten Gläser. »Achtung: Nicht umschmeißen! Die sind teuer. Und Oma kriegt jedes Jahr zu Weihnachten ein neues.«

Gleich neben den Kostbarkeiten standen die Stars einer jeden Kindheit: die Süßigkeiten. Großeltern hatten die Angewohnheit, Dinge zu sagen wie: »Wenn du was Süßes möchtest, nimm dir.« Ein einfacher Satz, der eine komplette Kindheit total verändern kann. Ich kenne Kinder, die sich vorgestellt haben, wie sie heimlich in diese Klappe klettern und dort ein ganzes Wochenende verbringen. Eingeschlossen im Süßigkeiten-Paradies. Es wäre vollkommen okay, solange man die guten Gläser nicht beschädigt. Gut, irgendwann wäre die Klappe zu klein, und der pralle Kinderbauch würde aus den Ritzen der Schrankwand quellen, aber bis dahin wäre es einfach das perfekte Leben.

Meine Eltern hatten auch einen Süßigkeitenschrank, der gut gefüllt mit Leckereien im Wohnzimmer stand. Er wurde ebenfalls nicht abgeschlossen, und man durfte sich bedienen. Allerdings mit der nicht ganz unwichtigen Information: »Was weg ist, ist weg!« Befüllt wurde der Schrank alle vierzehn Tage. Also: Tür auf, Mund auf und rein damit. Schokolade, Weingummi, Kaugummi, alles mit Gummi, Schaumküsse, Kekse, am Ende sogar die trockenen Kekse ohne Schokoüberzug. Alles hab ich in mich reingeschaufelt und noch mehr. Aber ich erspare Ihnen die Aufzählung. Allein vom Lesen würde sonst der Insulinspiegel explodieren. Es war ein Hochgefühl. Ich war high. Die Welt lag mir zu Füßen!

In meiner Erinnerung stehe ich mit ausgebreiteten Armen vor dem Süßigkeitenregal und rufe: »Ich bin die Königin der Welt! Ich bin die Herrscherin von Legoland, Phantasialand und Playmobil. Ich bin unbesiegbar! Vierzehn Tage! Pah! Was für eine läppische Drohung! Vierzehn Tage – das ist ein Sommerurlaub, und jedes Kind weiß, wie schnell solche Ferien vorbei sind. Wie schlimm kann es also sein, wenn man ein paar Tage auf Nachschub warten muss?« Ich kann sagen: Es ist die Hölle.

Vor allem, wenn der Zuckerschock vorbei ist und die Bauchkrämpfe einsetzen. Wenn man sabbernd der Erde zu Füßen liegt und denkt: »Warum habe ich das getan? Warum habe ich die gesamte Gummibärchenbevölkerung ausgerottet?« Und wenn die Bauchkrämpfe endlich aufhören und sich dieses andere Gefühl einstellt. Es ist ein Gefühl wie an Tag eins nach den Sommerferien, wenn man denkt: Krass, bis zu den nächsten Sommerferien sind es jetzt noch exakt siebenundzwanzig Millionen Tage!

Vierzehn Tage! Die Zeit zieht sich wie der leckere Kaugummi aus dem Süßigkeitenfach.

Dreizehn Tage! Die Geduld schmilzt wie Schokolade aus dem Süßigkeitenfach.

Zwölf Tage! Das Leben ist so hart wie das vertrocknete Weingummi, das ich nach langem Suchen in der hinteren Ecke vom Brett geknibbelt hatte … aus dem Süßigkeitenfach.

Ich konnte an nichts anderes denken. Und so lernte ich auch hier schnell und schmerzvoll die richtige Dosierung. Schmerzvoll ganz zu Beginn, also wenn man sich gleich am ersten Tag alles reingeschoben hatte und dann röchelnd und würgend mit Magenverstimmung vor dem Schrank daniederlag. Und schmerzvoll die letzten elf Tage, in denen man in die gähnende Leere der Höhle in Eiche rustikal starrte.

Gott sei Dank habe ich diese Dosierungsgeschichte bis heute komplett verdrängt. Und wenn meine Kinder heute gar nicht so viele Süßigkeiten essen, dann liegt das daran, dass Mutti sie oft noch spätabends in sich reingeschaufelt hat.

Ich habe die SRNI-Zeit gestoppt. Also die Süßigkeitenreserven-Nachfüll-Intervalle. Die sind bei mir nicht vierzehn Tage lang, sondern vierzehn Minuten. Grüße an dieser Stelle an die Tankstelle um die Ecke! Echt toll, dass die vierundzwanzig Stunden geöffnet haben. Manchmal hole ich mir noch eine Packung Schoko-Koalas und gönn mir die auf die gute alte Zeit, in der meine Nahrungsaufnahme noch von den zwei goldenen Regeln geprägt war.

Wir dürfen dieses Kapitel natürlich nicht verlassen, ohne darüber zu fachsimpeln, welches denn meine Lieblingssüßigkeiten aus dem geheimnisvollen Schrank waren. Da das Gummibärchenangebot damals doch recht viel schlichter war als heute: Haribo Goldbären, fertig!

Mittlerweile gibt es ja Gummitiere in wirklich allen Farben und Größen. Ich hatte noch vor einer Woche ein Gummibärchen aus dem Kiosk, das nicht nur so aussah wie ein Spiegelei, sondern auch noch die Originalgröße hatte. Echt! Wirklich! Ungelogen! Na ja, ein bisschen kleiner war es schon, aber toll! Oder, kennt jemand diese kompletten Augäpfel zum Essen? Toll sind die! Der A-Apfel, also der »Aug«, besteht aus weißer Schaummasse und die Iris aus einem farbigen Gummibärchen. In der Mitte, quasi als Augenflüssigkeit oder Hirn, gibt es noch eine zähe, sehr süße Schleimigkeit, die aber auch erfrischend sauer schmeckt. Mit so etwas kann man mir zu jeder Tageszeit eine Freude bereiten. Also: Falls Sie mich mal irgendwo treffen sollten, überraschen Sie mich gerne!

So, aber jetzt zurück zum süßen Schrank von damals, als es noch keine essbaren Augen gab. Da war es die gute, alte Kinderschokolade. Ja, ja, damals sah der Riegel noch nicht wie eine Mini-Ansammlung von »Halfpipes« aus, sondern er war dreiteilig mit nur kleinen Lücken dazwischen, und auf jedem Abschnitt waren eine kleine Krone und oben und unten drei kleine Schrägstriche in die Schokolade eingelassen. Man konnte die braune Schokolade noch viel besser von der weißen Milchcreme ablutschen als heute, was ich heimlich immer gemacht habe. Heimlich deswegen, weil es eigentlich abartig ist, sich etwas in den Mund zu stecken, darauf rumzulutschen und den erbärmlichen, angeseierten Rest wieder rauszuziehen. Mein Gott, was lesen Sie da denn für schlüpfriges Zeug! Sie sollten sich wirklich etwas schämen! Ich spreche hier von einem Schokoriegel. Dasselbe gilt für angelutschte und noch halbvolle Eislöffel. Dies wird aber, wie ich gerade merke, ein eigenes Kapitel füllen und führt hier zu weit.

Also, ich mochte Kinderschokolade und außerdem noch Hotta. Jetzt fragen Sie sich zu Recht, was Hotta ist. Das ist doch klar: Duplo! Wie? Hä? Als ich klein war, gab es im Duplo so tolle Tierbildchen, die man sammeln konnte. Und da dort leider meist Pferde drin waren (hatte ich schon erwähnt, dass ich kein Pferdemädchen war?), tauften meine Oma Erna, die natürlich auch den besagten süßen Schrank besaß, und ich das Duplo in Hotta um. Ist doch klar! Und so fragte sie mich jedes Mal, wenn ich zu ihr kam: »Na, mein Kind, wie wäre es mit ’nem Hotta?«

Geschmacksknospenbungeejumping oder kurz: Oink! Oink!