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Es war einmal ...
Ein Spaziergang durchs alte Egelsbach
Bildergeschichte in zwei Bänden
Ausgewählt und kommentiert von Wolfgang Werkmann
Band 1
Das E-Book Es war einmal ... wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Egelsbach, Ortsgeschichte, 20. Jahrhundert, Ansichten und Fotos, Archiv des Geschichtsvereins
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Seitenzahl: 122
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Abb. 1 Plan des Zweistraßendorfes Egelsbach gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Reproduktion im Foyer des Museums des Geschichtsvereins im Egelsbacher Arresthaus
Opus magnum! Das gab es in der Literatur zur Heimatkunde und Ortsgeschichte in Egelsbach bisher noch nicht: ein zweibändiges Werk mit zusammen mehr als 200 Seiten und fast 400 Fotos; vorgelegt von Wolfgang Werkmann. Fürwahr ein opulentes Opus!
Die Menge der Bücher, Hefte und Publikationen und auch der Personen, die sich dieser Themen annahmen, ist in den letzten vierzig Jahren nicht gerade gering. So hat Karl Knöß, der Begründer des Geschichtsvereins Egelsbach 1988, als erster ein "klassisches Heimatbuch" vorgelegt mit dem Titel "Egelsbach - Geschichte und Geschichten". Der Ansatz von Karl Knöß ist weit gestreckt. Er reiht - wie in der Heimatkundeliteratur der 1960er, 1970er und 1980er Jahre üblich - Themen der Ortsgeschichte hintereinander auf. Wolfgang Werkmann handelt zwar auch solche Themen nacheinander ab, stellt sie aber dann in Form eines Spaziergangs durch den Ort zu einer Gesamtheit zusammen.
Andere Autoren, allen voran Karl-Heinz Großmann, Horst Stornfels, Alfred Thomin, Christine Wittrock oder Edgar Weber vertieften in ihren Veröffentlichungen stets Einzelthemen. Wolfgang Werkmann erzählt auch solche Einzelthemen, verknüpft sie aber jetzt in seinem "Bilderbuch mit zusammenhängendem Lesetext" zu einer zusammenhängenden Reihe.
„Es war einmal …- Ein Spaziergang durchs alte Egelsbach"; der Titel stapelt tief. Es ist viel mehr als nur ein Spaziergang. Dem Autor gelingt es anhand von Gebäuden und Orten geschichtliche Ereignisse zu erzählen und Zusammenhänge zu erklären. Dabei entsteht nie ein losgelöster Text, sondern alle seine Erläuterungen sind an Häuser, Objekte und Bilder angebunden.
Die Verhältnisse im ehemals kleinbäuerlichen Dorf hatten sich schon immer gewandelt, das Aussehen der Häuser genauso wie die Lebens- und Arbeitsbedingungen. Zwar gab es 1925 in Egelsbach noch 67 bäuerliche Familienbetriebe, doch schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Egelsbach beständig zu einem Arbeiterdorf. Immer mehr Männer fuhren zur Arbeit in die nahegelegenen Städte, nach Frankfurt, nach Offenbach und brachten „Geld mit nach Hause“. Damit konnte man Haus und Hof verbessern oder gar ganz neu bauen. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es wiederum einen wirtschaftlichen und sozialen Wandel. Nicht mehr Arbeiter, sondern Büroangestellte, Selbständige und „besser Gestellte“ brachten einen neuerlichen Aufschwung, der sich in ausgeprägtem Bauen niederschlug.
Dabei ging manch alteingesessene Gastwirtschaft, manch lieb gewonnener Tante-Emma-Laden verloren. Das war in den 1950er und 1960er Jahren für die alten Egelsbacher noch erträglich, mancher sah es als Fortschritt.
Als Mitte der 1970er Jahre im Umfeld der Kirche fast alle alten Häuser abgerissen wurden, sorgte moderater Protest wenigstens zum Erhalt des Arresthauses und aus dem 1994 abgerissenen Bahnhof konnte zumindest die Kassettendecke des Fürstenzimmers geborgen und im Sitzungssaal des Rathauses eingebaut werden.
Trotzdem, manches alte Foto lässt den Betrachter wehmütig werden. Wie schnell hat sich das Ortsbild in den letzten fünfzig Jahren geändert. Und wie wenig fügt sich mancher Neubau, An- oder auch nur Umbau in die historische Baustruktur ein. Der historische Zusammenhalt der Dorfstruktur ist inzwischen an vielen Stellen aufgerissen und die „Anmutungswerte“ des alten Ortsbildes sehr oft verwischt oder nicht mehr erkennbar. Wolfgang Werkmann scheut sich nicht, auch diesen Aspekt der Egelsbacher Orts- und Baugeschichte zu zeigen.
Die Inhalte der einzelnen Kapitel zeigen sehr oft völlig neue unbekannte Ergebnisse, was bei den zahlreichen Publikationen über Egelsbach höchst erfreulich ist. Hier zeigt sich der Fleiß und die Akribie Wolfgang Werkmanns mit seinen zeitaufwendigen Nachforschungen zu diesem Buch - auf Grundlage eines Vortrages vom Juni 2017 (siehe sein Vorwort). So fallen die Berichte z.B. zum Bayerseich-Helenhof, zum Forsthaus Krause-Buche (Band "Oberdorf") oder zu den Themen Flugplatz und Fleissner (Band "Unterdorf") ins Auge; dort gibt es wirklich Neues zu lesen. Ebenso wird deutlich, dass das Buch eine Herzensangelegenheit von Wolfgang Werkmann ist, stammt er doch aus einer alten Egelsbacher Familie: Sein direkter Vorfahre Johann Henrich Werkmann war 1753 Erbauer des ersten Schulhauses (siehe Band "Oberdorf", Seite 18), sein Großvater Johannes Werkmann I. der Wirt des „Egelsbacher Hofes“ in der Ernst-Ludwig-Straße 67 von 1912 bis zur Übergabe des Gasthauses an seine Tochter Katharina und seinen Schwiegersohn Philipp Adam Werkmann (Band „Oberdorf, Seite 54) und zu guter Letzt, war sein Vater von 1947 bis 1963 Rechner und Vorstand der Pfennigsparkasse Egelsbach (Band „Unterdorf“, Seite 100)
Ein Geleitwort empfiehlt in der Regel der geneigten Leserschaft das vorliegende Buch und stellt es für Alteingesessene und Zugezogene zur Erweiterung des lokalen Wissens und als Mittel zur Identifikation mit dem Ort dar. Ich möchte darüber hinaus den "Spieß umdrehen": im Namen aller Leser danke ich Wolfgang Werkmann für seine äußerst sorgfältige und überaus geschickt aufbereitete Arbeit.
Professor Frank Oppermann
Langen, im Januar 2024
Vollständige Egelsbacher Geschichtsbücher im klassischen Sinn können und wollen die beiden Bände natürlich nicht sein. Eher, wie man heute sagt, Wimmelbilderbücher. Unterhaltsame Bücher, in dem es „wimmelt“ von Postkarten, Ansichten und Fotos von Egelsbach, dazu Berichte und Geschichten über Ereignisse rund um das Dorf und über die Egelsbacher und deren Alltag.
Fragmente, zeitlich nicht abgestimmt und geordnet, einfach nur so, wie sie im Archiv des Vereins über viele Jahre hinweg gesammelt wurden, mal älteren, mal jüngeren Datums. Und ohne Anspruch auf exakt historische Darstellung, denn viele Aspekte sind widersprüchlich und lassen sich nur sehr schwierig nachprüfen.
Der überwiegende Teil der Daten und Informationen stammt aus den umfangreichen, bisherigen Veröffentlichungen des Geschichtsvereins und nur da, wo es mir wichtig erschien, ergänzt aus anderen Quellen. Die jüdische Geschichte Egelsbachs habe ich bewusst bis auf wenige, dafür aber sehr bemerkenswerte Ausnahmen ausgeklammert. Mit der Publikation ihrer Studie „Guter Ort – der Jüdische Friedhof von 1892“ aus dem Jahr 2000 haben die beiden Autoren Alfred Thomin und Oded Zingher im Rahmen der Veröffentlichungen des Geschichtsvereins bereits sehr ausführlich und wirklich umfassend über die jüdischen Familien Egelsbachs berichtet.
Aus allem wurden meine ganz persönlichen Egelsbacher Bilderbücher.
Es war ursprünglich nicht meine Absicht, diese Bücher zu gestalten. Wie so oft kam der Zufall zur Hilfe. Neue, alte Fotografien des Geschichtsvereins mussten erfasst und geordnet werden und bei diesen Arbeiten wurde sehr bald klar, dass viele dieser Bilder unbedingt veröffentlicht werden sollten.
Die geeignete Verpackung war schnell gefunden, ein gemütlicher Spaziergang durchs Dorf unter dem Motto „gestern und heute“, zum Vergleich mit neuen Aufnahmen und so zusammengestellt, wie Spaziergänger auf einer sonntäglichen Erkundungstour Egelsbach im Wandel der Zeiten hätten sehen und erleben können.
Am 3. Juni 2017 wurde die Idee Wirklichkeit. Der Geschichtsverein eröffnete im Museum des Arresthauses die Ausstellung „Es war einmal …“, mit den Bildern aus dem Bestand des Archivs. Die Ausstellung hatte ich nicht mit großformatigen Reproduktionen und ausführlichem und wissenschaftlichem Begleittext vorbereitet. Vielmehr so, wie man Bilder zuhause im Wohnzimmer dekorieren und seinem sonntäglichen Kaffeekränzchen zeigen würde. In Originalgröße und der besseren Wirkung wegen in einem Rahmen mit Passepartout. Dazu mit kurzen Erklärungen und ein paar wichtigen oder auch unwichtigen Informationen.
Bei meinem Bildervortrag am 8. Juni 2017 im Rahmen der monatlich stattfindenden Freitagsrunde des Geschichtsvereins in der „Gud Stubb“ in der Lutherstraße konnte ich noch einmal alle Bilder vorstellen und von den gesammelten Geschichten und Begebenheiten erzählen. Das Interesse hat mich ermutigt, erste Pläne für dieses Buch zu schmieden. Es sollte auch Katalog und Dokumentation dieser Präsentation werden.
Egelsbach war nie der Nabel der Welt und die Auswahl an Motiven und Bildern nicht unerschöpflich. Dennoch kamen im Archiv des Geschichtsvereins interessante Aufnahmen und Geschichten zum Vorschein. Viele, die der eine oder andere aus früheren Veröffentlichungen bereits kennt, aber auch eine ganze Reihe von Bildern, die bisher noch nicht gezeigt wurden.
Man könnte neidisch in Richtung Wolfsgarten blicken, wenn man sich mit frühen Fotos des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Die aufkommende Fotografie hatte die großherzogliche Familie schon bald für sich und ihre eigenen PR-Zwecke entdeckt und viel Zeit und Muße in das neue Medium investiert. Die Bestände an professionellen Fotografien der Familie aus dieser Zeit sind riesig. Vielleicht fiel auch deshalb die Entscheidung nicht sonderlich schwer, den Spaziergang mit einem Bericht über die Jagdleidenschaft der Landgrafen von Hessen-Darmstadt und über das Jagdschloss Wolfsgarten zu beginnen.
Ich freue mich sehr, dass Sie mich bei diesem Rundgang begleiten und wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Ausflug in die Egelsbacher Geschichte
Wolfgang Werkmann
Egelsbach, im Januar 2024
Ein Buch ohne Worte des Dankes wäre heutzutage nicht komplett. Bestimmt hätte es noch ein paar Archivbesuche und einige Gespräche mehr gegeben und manches hätte sich viel leichter und schneller realisieren lassen. Aber trotz aller Einschränkungen durch Corona-Regeln gab es für mich zum Glück eine ganze Reihe von Personen, Firmen und Archiven, bei denen ich mich für ihre Informationen und Hilfe bedanken kann und ohne deren Unterstützung diese Veröffentlichung sicher nicht möglich gewesen wäre.
Zuallererst danke ich natürlich dem Egelsbacher Geschichtsverein und den Mitgliedern des Vereins. Dem Vorsitzenden Hans-Jürgen Rüster für die Möglichkeit der Nutzung des kompletten Archivmaterials und Rosi Kern und Edgar Kraft, die immer für mich da waren, wenn ich Hilfe gebraucht habe.
Mein Dank gilt dem inzwischen verstorbenen Hans Keim, der mir als alteingesessener Egelsbacher, als Mitarbeiter des Geschichtsvereins und als Co-Autor des Egelsbacher Familienbuches mit seinem unglaublich großen Detailwissen über Egelsbach und Egelsbacher Familien zusammen mit seiner Frau Irene immer als Ratgeber und als Lieferant von Informationen und alten Fotografien bei der Verwirklichung dieses Buches geholfen hat.
Dann bedanke ich mich bei Reinhold Kaiser und Stefan Vollhardt. Reinhold Kaiser, früherer Vorsitzender des Geschichtsvereins, für die Idee und die Anregung zu diesem Buch. Was ursprünglich von ihm als Ansatz zur Beschäftigungstherapie für mich als neues Vereinsmitglied gedacht war, entwickelte sich zur unerwartet zeitintensiven und anspruchsvollen Freizeitgestaltung. In ihrer Eigenschaft als Verwalter des Gemeindearchivs standen mir Reinhold Kaiser und Stefan Vollhardt anschließend immer mit Auskünften und Ratschlägen zur Verfügung.
Danke Heribert Gött vom Langener Stadtarchiv für die zahlreichen Anregungen, Empfehlungen und nicht zuletzt, für die Durchsicht und Korrektur der beiden Bücher. Dank auch an Anne Balzer, Redakteurin und frühere „Hessenschaureporterin“ des Hessischen Rundfunks, fürs Redigieren.
Sehr verbunden und dankbar bin ich Professor Frank Oppermann für seine spontanen Bereitschaft, nicht nur einen Beitrag zum Geleit beizusteuern, sondern auch wegen seiner vielen wertvollen Hinweise und der großartigen Beratung.
Schließlich bedanke ich mich ganz ausdrücklich bei allen Egelsbachern, die sich die Zeit genommen haben, um mich bei meinen Recherchen mit Daten und Unterlagen zu versorgen und mich bei der Realisierung der beiden Bände mit Rat und Tat und auf jede denkbare Weise unterstützt haben.
Ohne stilisiertes Herz, dafür mit Wurzeln, dem angedeuteten Stamm einer Eiche, drei Eichenzweigen und drei Eicheln als Hinweis auf die Zugehörigkeit zum mittelalterlichen Wildbannforst Dreieich:
Ein kolorierter Gipsabdruck des Wappens, das einst die Decke der ehemaligen großherzoglichen Loge in Egelsbachs evangelischer Kirche zierte
Zum Geleit / Professor Frank Oppermann
Vorwort / Wolfgang Werkmann
Danke / Wolfgang Werkmann
Egelsbach 1576
Egelsbacher Sehenswürdigkeiten
Jagdrevier „Egelsbacher Wald“
Jagdpavillon und Jagdschloss Wolfsgarten
Wolfsgartenallee
Park von Schloss Wolfsgarten
Prinzess-Häuschen
Egelsbach Hausdamen auf Schloss Wolfsgarten
Postkartenwochen der Großherzogin
Jagdschloss Wolfsgarten – Post Egelsbach
Der neue Opel Vierzylinder des Großherzogs
Egelsbacher Dreiecksrennen „Auf der Trift“
Motorsport-Club Egelsbach 1951
Erfolgsgeschichte Siedlung „Auf der Trift“
Flugplatz Egelsbach – Anfänge
Flugzeugabstellplatz Egelsbach
Flugplatz Egelsbach, ein kleiner Konkurrent von Rhein-Main
Egelsbachs „Steppelbauern“
Egelsbach, Heimatflugplatz der Segelflieger
Air Market
Frankfurt – Egelsbach Airport
„Wormser Weg“ oder „Via Mala“
…
Der neue Friedhof von 1588
Immer zweispännig
Trauerhalle und Kriegerdenkmal
Ehrenfriedhof
Der Jüdische Friedhof von 1892
Gärtnerei Wolfsgarten
Erste Special-Fabrik für Frankfurter Würstchen
Brötchen statt Frankfurter Würstchen
Alfred Hannabach & Co.
„Robot“ Pflanzmaschinen – Paul Treckmann
Maschinenfabrik Fleissner & Sohn
Englische Villa
Main-Neckar-Eisenbahn und der Bahnhof
Großherzog und „Station Wolfsgarten“
Prominente Gäste
Immer nur Bahnhof
Güterhalle
Empfangsgebäude entfällt
Bahnübergang – Durchfahrt verboten
S-Bahn-Haltestelle Egelsbach
Bahnhofswirtschaft
Binding-Willi und Ardenner Kaltblutpferde
Die Unternehmen der Familie Kappes
„Motrak – Spezial- und Schwertransporte“
Landhotel „Johanneshof“
Untere Bahnstraße und Pfarrer Wehsarg
Von der Taunusstraße zum Bahnhof
Von der Taunusstraße in Richtung Ortsmitte
Wohnungsnot und Baugesellschaft
Die Katholiken kommen
Pfarrkirche St. Josef
Werkstatt und Tankstelle von Karl Hopf
Spare bei der Pfennigsparkasse
Obere Bahnstraße und das „Scharfe Eck“
GIs, Panzer und kaputte Randsteine
Vom „Scharfen Eck“ zu den „Brühlwiesen“
FC 03 Egelsbach
Erfolgsgeschichte Wohngebiet „Im Brühl“
Seit 1923: Kerzen ade
Gasthaus „Zur Krone“ und das neue Kino
Seit 1150 – Egelsbachs evangelische Kirche
Caspar Willbrandt und die Kirchturmuhr
St. Peter und der Jugendstil
Kirche – alt oder neu?
Literaturangaben
Bildnachweis
Abb. 2 Ausschnitt einer Karte der Grafschaft Isenburg-Ronneburg von 1576
Egelsbach gehörte im 16. Jahrhundert zum Besitz des Grafen Wolfgang von Isenburg-Ronneburg. Wie wir wissen, war es die Zeit, als Graf Wolfgang, der im Jahr 1565, kurz nach Übernahme der Regentschaft von seinem Vater, in der Koberstadt ein großes Schloss errichten und Langen zu seiner Residenzstadt machen wollte. Und von dem wir leider nicht wissen, warum er sich’s kurz nach Baubeginn anders überlegt und sein neues Schloss „Wolfenburg“ in Kelsterbach gebaut hat.
Die Karte von 1576, wegen der Reglung von Grenzstreitigkeiten zwischen Graf Wolfgang und dem Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt von dem Mainzer Geometer Gottfried Mascopius gezeichnet, ist nicht nur sehr dekorativ, man kann auch interessante Details rund um das Dorf Egelsbach während der Zeitenwende vom späten Mittelalter zur beginnenden Neuzeit entdecken. Zum Beispiel einen Weinberg neben der Egelsbacher Mühle in Richtung Langen unterhalb der Egelswoog-Teiche. Oder die „Risenmül“, später Bayerseich-Mühle, an einem Seitenarm des Landbaches, auch Heegbach, Rodesbach, Rutschbach oder Mühlbach genannt. Der Bach in Bayerseich, der schon immer eine Grenze war, im 16. Jahrhundert die südliche Grenze der Grafschaft Isenburg-Ronneburg und heute die südliche Gemarkungsgrenze Egelsbachs und südliche Kreisgrenze des Landkreises Offenbach.
Den damaligen Grenzverlauf zwischen Isenburg-Ronneburg und Hessen-Darmstadt kann man auf der Karte gut erkennen. Den mit Dornenhecken bepflanzten Wall am Landwehrgraben, die Brücke über den Landbach und die Wacht- und Zollhäuser auf beiden Seiten der Grenze. Ungewöhnlich und unübersehbar, die eingezeichneten Galgen. Sie wurden zur Abschreckung von Straßenräubern und Wegelagerern auf beiden Seiten der Grenze und des Baches errichtet. Soweit bekannt, dienten sie aber nie der Vollstreckung von Gerichtsurteilen.
Das Amt Kelsterbach mit den Dörfern Langen, Mörfelden, Egelsbach, Kelsterbach, Nauheim, Ginsheim und der Gundhof im heutigen Mörfelden-Walldorf, gingen am 31. Mai 1601 in den Besitz des Landgrafen von Hessen-Darmstadt über. Egelsbach war danach sehr lange Zeit nicht mehr Grenzstadt, Landwehrgraben und Grenze verloren ihre ursprüngliche Bedeutung.
Abb. 3 Postkarte - gelaufen am 20. August 1900
„In duftiger Laube, beim Saft der Traube, da sitze ich und gedenke Dein, Beweis ist dieses Kärtelein“