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Einmal richtig fliegen, das wünscht sich Flora schon so lange! Aber natürlich hat sie keine Flügel, so wie ihre Zaubereule Goldwing. Da hilft auch alles Wünschen zu Weihnachten nichts. Als Flora mit ihrem Papa einen Tannenbaum im Wald aussucht, kommt plötzlich Goldwing angeflattert und führt sie zu einem verletzten Reh. Doch dabei machen die beiden eine unglaubliche Entdeckung: Kann Floras Weihnachtswunsch vielleicht doch in Erfüllung gehen?
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Seitenzahl: 71
Ina Brandt
Eulenzauber
Flora und das Weihnachtswunder
Mit Illustrationen von Julia Walther und Irene Mohr
In der Reihe Eulenzauber von Ina Brandt sind im Arena Verlag erschienen: Eulenzauber. Ein goldenes Geheimnis (Band 1) Eulenzauber. Rettung für Silberpfote (Band 2) Eulenzauber. Eine wunderbare Freundschaft (Band 3) Eulenzauber. Magie im Glitzerwald (Band 4) Eulenzauber. Rätsel um die Goldfeder (Band 5) Eulenzauber. Flora und das Weihnachtswunder
Ina Brandtarbeitete nach dem Germanistikstudium einige Jahre als Lektorin, bevor sie sich als Autorin selbstständig machte. Seitdem hat sie zahlreiche Kinderbücher veröffentlicht. Mit »Eulenzauber« erfüllt sie sich einen lang gehegten Traum, den ihr ein kleiner Waldkauz in vielen Nächten aus dem Garten zugerufen hat. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in der Nähe von Stuttgart.
Julia Waltherwurde in Stuttgart geboren und verbrachte für ihr Studium in Literatur und Buchwissenschaft sechs Jahre an der Westküste Irlands. Zurück in Deutschland arbeitet sie als freie Illustratorin und Übersetzerin. Sie liebt die Arbeit mit Wörtern, Wasserfarben, Stift und Pinsel und hofft eines Tages wieder direkt am Meer ihrer Kunst nachgehen zu können.
Irene Mohrwurde in Hamburg geboren und hat dort an der Fachhochschule für Gestaltung Grafikdesign studiert. Seitdem arbeitet sie als Illustratorin und Grafikerin für verschiedene Kinderbuchverlage. Wenn sie keine Bücher illustriert, ist sie am liebsten in der freien Natur – zwar ohne Eule, aber dafür gerne mit Pinsel und Staffelei.
Für alle, die Mut haben zu träumen.
1. Auflage 2016 © 2016 Arena Verlag GmbH, Würzburg Alle Rechte vorbehalten Innenillustrationen: Julia Walther Umschlagillustration: Irene Mohr Covergestaltung: Max Meinzold ISBN 978-3-401-80625-9
www.arena-verlag.dewww.eulenzauber-lesen.de
Inhaltsverzeichnis
1 Endlich Schnee!
2 Kein Wunsch fürs Christkind
3 So macht Schule Spaß
4 Eine Überraschung auf dem Reiterhof
5 Flora, der Sturkopf
6 Eine Entdeckung im Wald
7 Ein Reh im Garten
8 Die Blauseehöhle
9 Das Geheimnis der Flügel
10 Nun kann Weihnachten kommen
Diese Zeilen hinterlasse ich dem Menschen, der daran glaubt, dass es Zaubereulen wirklich gibt! Dem, der bereit ist, ihr Geheimnis zu wahren und ihre Kräfte weise zu nutzen. Dem, der seine Eule gefunden hat, die bloß er verwandeln kann. Nur wenn die beiden wirklich füreinander bestimmt sind, wird das Wunder wahr.
1 Endlich Schnee!
Flora stand am Fenster und drückte sich die Nase an der Scheibe platt. Lautlos fielen dicke Schneeflocken vom Himmel, die ein sanfter Wind durch die Luft tanzen ließ. Flora hauchte gegen das Glas und malte mit dem Finger kleine Sternchen hinein. Darin spiegelte sich der Schein der vier Kerzen, die hinter ihr auf dem Wohnzimmertisch brannten. Heute war der vierte Advent und endlich, endlich war es so weit. Seit gestern schneite es! Daran sollte sich auch die nächsten Tage nichts ändern. Das bedeutete, dass es weiße Weihnachten gab, denn bis dahin musste sie nur noch fünf Mal schlafen! Sie konnte fast nicht glauben, dass es nun bald so weit war, nachdem sie sich schon seit Wochen darauf freute!
»Flora, komm, wir bauen einen Schneemann«, erklang es da hinter ihr. Dort stand ihr kleiner Bruder Felix und schaute sie erwartungsvoll an. Er hatte einen Schneeanzug an, eine dicke Pudelmütze auf dem Kopf und sogar seine Skibrille aufgesetzt. Flora musste lachen.
»Wie siehst du denn aus? Wir gehen doch nicht zum Skilaufen.«
»Wieso?«, fragte Felix verwundert. »Die Brille ist echt praktisch. Da kriege ich keinen Schnee in die Augen. Also, was ist jetzt? Machst du mit?«
»Okay, ich komme gleich. Geh schon mal, bevor du mit deiner Ausrüstung hier drin noch davonfließt.«
»Ist gut«, antwortete Felix und hüpfte fröhlich zur Wohnungstür. Flora zog sich ihre Winterjacke, Mütze, Schal und ein paar Handschuhe an. Dann ging sie in den Garten, wo Felix bereits eine ziemlich dicke Schneekugel über die Wiese rollte. Auch Flora legte los und schon nach kurzer Zeit hatten sie eine kleinere und zwei richtig große Kugeln fertig. Sie reichten Felix bis zur Brust. Flora musste sich ganz schön anstrengen, um sie aufeinanderzustellen. In dem winzigen Garten, der zu ihrer Wohnung in der Stadt gehört hatte, wären sie nicht einmal halb so groß geworden. Flora konnte sich manchmal gar nicht mehr richtig erinnern, wie es dort aussah. Dabei waren sie erst vor ein paar Monaten umgezogen, damit ihr Vater die Praxis des alten Doktor Schellhammer übernehmen konnte. Nun war er endlich Tierarzt auf dem Land, und das war immer sein Traum gewesen.
»Welche findest du besser? Die oder die?« Felix hielt Flora zwei Karotten hin. »Wir nehmen die kleinere«, entschied Flora. »Und die andere teilen wir uns.«
»Gute Idee«, meinte ihr Bruder und grinste. »Ich finde, die haben wir uns verdient. Das ist ja ein richtiger Schneemann-Riese.« Er hielt Flora noch Walnüsse für die Augen hin und ein kleines Stöckchen für den Mund. Als das Gesicht fertig war, betrachtete Flora prüfend ihr Werk. So sah der Schneemann wirklich super aus, fand sie. Da traf sie plötzlich etwas Nasses, Kaltes mitten im Genick. Ein eisiges Rinnsal lief zwischen ihren Schulterblättern den Rücken hinab. Igitt! Flora schüttelte sich und drehte sich zu Felix um. Der grinste von einem Ohr zum anderen.
»Na warte!«, murmelte Flora und ging zum Gegenangriff über. Felix rannte weg, aber Floras Schneeball traf ihn trotzdem. Nun schoss Felix zurück und im Nullkommanichts war eine wilde Schlacht im Gange. Schließlich landeten beide lachend auf dem Boden. Flora versuchte, Felix’ Gesicht mit Schnee einzureiben, doch er wehrte sich. Irgendwann hatten beide keine Kraft mehr und gaben auf. Keuchend betrachtete Flora ihren Bruder. Obwohl er ihr manchmal ziemlich auf die Nerven ging, musste sie zugeben: Ohne ihn wäre es ganz schön langweilig!
Am Nachmittag machte sich Flora mit ihrer Freundin Miri auf zur Rodelbahn. Endlich konnte Miri ihr die tolle Strecke hinten auf den Wiesen zeigen, von der sie ihr seit Wochen vorgeschwärmt hatte. Die Mädchen hatten sich schon so oft ausgemalt, wie sie da über die Schanze schießen würden, und nun war der Moment gekommen!
Mit leuchtenden Augen betrachtete Flora die lange Schlittenbahn. Sie führte in einer breiten Schneise zwischen ein paar Obstbäumen hindurch und war ganz schön steil, wie Flora feststellte. Miri und sie keuchten, bis sie oben ankamen. Miri fuhr als Erste, Flora gleich hinter ihr. Sie spürte, wie ihr Herz zu wummern begann, als sie auf die Schanze zusteuerte, die sich dort vor ihr wie ein großer Buckel aus der Piste erhob. Flora lachte laut, als ihr der Schwung in den Bauch fuhr. Sie flog durch die Luft und für eine Millisekunde fühlte sie sich ganz leicht. Doch da landete sie schon wieder mit einem harten Schlag auf dem Boden. Der Bob kippte und Flora landete mit dem Gesicht voran im Schnee. Mühsam rappelte sie sich wieder auf.
»Alles in Ordnung?«, hörte sie Miri von unten rufen.
Flora nickte nur und hob den Daumen. Sie konnte nicht sprechen, erst einmal musste sie den Schnee aus dem Mund bekommen.
»Geht doch nichts über eine kleine Erfrischung, oder?«, hörte sie es da rufen. Sie erstarrte. Diese Stimme kannte sie! Sie sah Nathalie mit ihren beiden Freundinnen Emilie und Lea am Rand der Piste stehen. Die drei grinsten höhnisch. Natürlich waren sie ohne Bob gekommen, für die war Schlitten fahren bestimmt viel zu uncool. Sie hielten sich lieber an ihren Thermobechern fest und trugen ihre schicken Glitzerbommelmützen spazieren.
»Würde euch auch nicht schaden!«, hörte sie da Miri rufen, die zu ihr hochgestapft kam. Ein warmes Gefühl durchströmte Flora. Wie gut, dass ihre Freundin wieder einmal eine zackige Antwort parat hatte.
»Oh Mann, da hat es dich ja gleich beim ersten Mal ganz schön auf die Nase gelegt«, meinte Miri, als sie Flora erreicht hatte.
»Nicht so schlimm«, meinte Flora und klopfte sich den Schnee ab. »Aber dass natürlich ausgerechnet Nathalie direkt danebenstehen muss …«
»Ach, das kann uns doch piepegal sein«, erwiderte Miri nur.
Flora seufzte. Sie wünschte, das wäre so. Nie fiel ihr etwas ein, wenn Nathalie eine ihrer schnippischen Bemerkungen machte. Und seit Frau Green, ihre Musiklehrerin, verkündet hatte, dass Flora bei der Weihnachtsfeier ein kleines Solo singen würde, war es noch schlimmer geworden. Natürlich war Nathalie stinksauer, weil sie nicht das Solo singen durfte. Flora musste zugeben, auch sie hatte sich ein bisschen über Frau Greens Entscheidung gewundert. Eigentlich fand sie selbst, dass sie keine besonders schöne Stimme hatte. Aber Frau Green war anderer Meinung. Sie hatte gesagt, Floras Stimme hätte sehr viel »Volumen«. Was auch immer sie damit meinte.
»Lust auf eine zweite Runde?«, unterbrach Miri Floras Gedanken.
Flora nickte. »Ja klar!«
»Wer als Erste oben ist!« Miri rannte los und Flora beeilte sich, ihr hinterherzukommen.