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Sie folgt immer den Regeln. Doch mit ihm bricht sie jede einzelne...
Mackenzie Cabot soll auf Wunsch ihrer Eltern ihren College-Abschluss machen. Widerwillig schreibt sie sich für das Garnet College in Avalon Bay ein, obwohl sie sich viel lieber weiter um ihr erfolgreiches Online-Start-up kümmern würde. Aber als sie Cooper Hartley trifft, stellt das ihre Welt auf den Kopf, denn er ist ganz anders als alle Männer, die sie bisher kennengelernt hat. Der Bad Boy mit den Tattoos ist der Einzige, der sie wirklich sieht: ihre Hoffnungen und Wünsche, ihre Träume und Ängste. Und schon bald kann sie seiner Anziehungskraft nicht länger widerstehen. Doch was Mackenzie nicht weiß: Es war kein Zufall, dass sie Cooper begegnet ist ...
"Cooper und Mackenzie sind wie Feuer und Eis. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen." L.J. SHEN, SPIEGEL-Bestseller-Autorin
Auftakt der AVALON-BAY-Reihe von Bestseller-Autorin Elle Kennedy
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Seitenzahl: 532
Titel
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Danksagung
Die Autorin
Die Romane von Elle Kennedy bei LYX
Impressum
Elle Kennedy
Ever Since I Loved You
Roman
Ins Deutsche übertragen von Silvia Gleißner
Mackenzie Cabot muss sich an strikte Regeln halten und möchte es allen recht machen: ihren fordernden Politiker-Eltern, ihren Freundinnen und Freunden aus denselben gesellschaftlichen Kreisen, ihrem langjährigen Freund, der mehr Gewohnheit als die große Liebe ist. Für ihren College-Abschluss zieht sie daher auf Wunsch ihrer Familie nach Avalon Bay und schreibt sich für das Garnet College ein, obwohl sie sich lieber weiter um ihr erfolgreiches Start-up-Unternehmen kümmern würde. Doch Regeln sind Regeln … Als sie jedoch Cooper Hartley trifft, ändert sich ihr Leben komplett und sie bricht jede einzelne davon. Der als Bad Boy verschriene Cooper blickt hinter ihre Good-Girl-Fassade und sieht die wahre Mackenzie – ihre Hoffnungen, ihre Wünsche und ihre Träume. Von niemandem fühlt sie sich so verstanden wie von ihm, ihre Freundschaft ist schnell das Realste in ihrem Leben. Doch schon bald kann sie sich seiner Anziehungskraft nicht mehr entziehen. Was sie jedoch nicht weiß: Es war kein Zufall, dass sie Cooper begegnet ist …
Jägerbombs bis zum Abwinken. Gestern war ich quasi mit dem Cocktailshaker verheiratet und habe im Akkord Piña Coladas und Strawberry Daiquiris rausgehauen. Heute Abend sind es Wodka Red Bulls und Fireballs. Und den Rosé nicht zu vergessen. Diese Vollpfosten und ihr Rosé. Alle dicht gedrängt an der Bar, pastellfarbene Leinenhemden und Dreihundert-Dollar-Haarschnitte von einem Ende bis zum anderen, und schreien mir ihre Bestellungen entgegen. Es ist zu heiß für den Mist.
In Avalon Bay erkennt man die Jahreszeiten an einer steten Abfolge von Exodus und Invasion. Es ist wie der Rhythmus der Gezeiten: Der Sommer endet, und die Touristen ziehen in Scharen ab. Sonnenverbrannte Eltern beladen ihre Minivans, sammeln ihre eisverschmierten Kinder ein und fahren ins Inland, zurück in die Vorstädte und die Arbeitszellen in den Großraumbüros. Für sie kommen die künstlich gebräunten Collegeblagen – die Klon-Armeen, die zurückkehren zum Garnet College. Die von Geburt an einen Treuhandfonds besitzen und deren prachtvolle Häuser den Blick auf den Ozean für den Rest von uns versperren, während wir mit dem Kleingeld, das ihnen aus der Tasche fällt, gerade so über die Runden kommen.
»Hey, Bro, sechs Tequila!«, bellt mir einer der Klone zu und klatscht seine Kreditkarte auf den klebrig-nassen Tresen, als sollte mich das beeindrucken. Im Ernst, der Typ ist auch nur ein typischer Garnet-Trottel, geradewegs einem Sperry-Katalog entsprungen.
»Erinnere mich noch mal daran, wieso wir das hier machen«, sage ich zu Steph, während ich ihr ein paar Jackie Colas an der Servicestation fertig mache.
Sie greift an ihren BH und hebt ihre Brüste etwas an, damit sie höher und voller in dem schwarzen Tanktop mit dem Aufdruck Joe’s Beachfront Bar sitzen. »Die Trinkgelder, Coop.«
Richtig. Nichts gibt sich leichter aus als das Geld von jemand anderem. Rich Kids, die um die Wette Scheine hinblättern, alles dank Daddys Kreditkarte.
Wochenenden an der Strandpromenade sind eine einzige große Party. Heute ist der letzte Freitag, bevor das Herbstsemester am Garnet beginnt, und das heißt drei Tage Halligalli bis in den Montagmorgen hinein, während die Bars aus allen Nähten platzen. Wir sind förmlich Gelddruckmaschinen. Nicht dass ich vorhätte, das hier ewig zu machen. Ich arbeite nebenbei an den Wochenenden hier, um mir ein bisschen Extrakohle zu verdienen, damit ich aufhören kann, für andere zu arbeiten, und anfangen kann, mein eigener Boss zu sein. Sobald ich genug gespart habe, schwinge ich meinen Hintern auf Nimmerwiedersehen aus dieser Bar raus.
»Pass auf dich auf«, warne ich Steph, als sie die Gläser auf ihr Tablett stellt. »Gib mir Bescheid, falls ich mit dem Baseballschläger kommen soll.«
Wäre nicht das erste Mal, dass ich jemanden aufmische, der kein Nein als Antwort akzeptieren will.
An Abenden wie diesem ist die Energie eine andere. Die salzige Luft ist dermaßen feucht, dass man sie sich fast wie Sonnencreme auf die Haut schmieren könnte. Körper an Körper, null Hemmungen und tequilagesättigtes Testosteron voll mit üblen Absichten.
Zum Glück ist Steph ein toughes Mädchen. »Ich komme schon klar.« Mit einem Zwinkern nimmt sie die Drinks, setzt ein Lächeln auf und dreht sich schwungvoll um, sodass ihr langer schwarzer Pferdeschwanz schwingt.
Ich habe keine Ahnung, wie sie das aushält, diese Typen, die ständig ihre Flossen an ihr haben. Versteht mich nicht falsch, ich bekomme schon auch einen guten Teil an weiblicher Aufmerksamkeit ab. Manche werden ziemlich mutig, zu freundlich. Aber den Mädels kannst du ein Grinsen und einen Drink spendieren, und dann kichern sie mit ihren Freundinnen und lassen dich in Frieden. Bei den Kerlen läuft das nicht. Das sind ganze Mannschaften von Mistkerlen und Fuckboys aus Studentenverbindungen. Steph wird ständig angemacht, betatscht und bekommt über die irre laute Musik hinweg alle möglichen Obszönitäten ins Ohr gebrüllt. Man muss ihr hoch anrechnen, dass sie nur selten mal einem eine verpasst.
Es ist eine ständige Plackerei. Und das alles für die saisonalen Parasiten, diese invasive Spezies, die uns Einheimische aufzehrt, aussaugt und ihren Müll liegen lässt.
Und doch würde diese Stadt ohne sie kaum existieren.
»Yo! Lass mal die Drinks rüberwachsen!«, plärrt der Klon wieder.
Ich nicke, als wollte ich sagen: Kommen sofort, während ich wirklich meine: So sieht es aus, wenn ich dich absichtlich ignoriere. In dem Moment vernehme ich ein Pfeifen am anderen Ende der Bar.
Einheimische werden bevorzugt bedient. Ohne Ausnahme. Dann folgen Stammgäste, die gutes Trinkgeld geben, höfliche Gäste, heiße Frauen, kleine alte Damen und dann erst diese arroganten Blödmänner. Am Ende der Bar stelle ich Heidi einen Bourbon hin und schenke mir auch einen ein. Wir kippen sie runter, und ich fülle ihr Glas nach.
»Was machst du hier?«, frage ich, denn heute Abend kommt kein Einheimischer mit Selbstachtung zur Strandpromenade. Zu viele Klone ruinieren die Atmosphäre.
»Ich bringe Steph ihre Schlüssel wieder. Musste bei ihr vorbeischauen.« Heidi war in der ersten Klasse das hübscheste Mädchen, und seitdem hat sich nicht viel geändert. Selbst in schäbigen, abgeschnittenen Shorts und einem schlichten blauen, bauchfreien Top ist sie unbestreitbar die heißeste Frau in dieser Bar. »Wann macht ihr heute Schluss?«
»Tja, wahrscheinlich komme ich nicht vor drei Uhr hier raus.«
»Willst du danach vorbeikommen?« Heidi stellt sich auf die Zehenspitzen und beugt sich über den Tresen.
»Nein, ich habe morgen eine Doppelschicht. Da brauche ich ein wenig Schlaf.«
Sie macht einen Schmollmund. Erst scherzhaft, dann aber eher missbilligend, als ihr klar wird, dass ich heute Abend nicht an Sex interessiert bin. Kann ja sein, dass wir uns diesen Sommer eine Reihe Nächte mit Sex gegönnt haben, aber wenn das zur Gewohnheit mit einer meiner besten Freundinnen wird, fängt es an, wie eine Beziehung auszusehen, und da will ich nicht hin. Ich hoffe weiter darauf, dass ihr das noch klar wird und sie zu fragen aufhört.
»Hey. Hey!« Der ungeduldige flachsblonde Typ am anderen Ende der Bar versucht mich auf sich aufmerksam zu machen. »Ich schwöre bei Gott, Mann, du kriegst hundert Mäuse für einen verdammten Drink.«
»Du solltest wohl wieder an die Arbeit gehen«, meint Heidi mit sarkastischem Lächeln und wirft mir einen Luftkuss zu.
Ich lasse mir Zeit, als ich zu ihm hinübergehe. Er kommt direkt vom Klon-Fließband: Standardausgabe adretter Ken-Barbie mit Seitenscheitel und dem besten Lächeln, das für eine Zahnversicherung zu haben ist. Neben ihm stehen ein paar industriell gefertigte Kumpane, deren Vorstellung von Handarbeit wahrscheinlich darin besteht, dass sie sich den Hintern selbst abwischen müssen.
»Lass sehen«, fordere ich ihn heraus.
Der Klon wirft einen Benjamin Franklin auf den Tresen. So stolz auf sich. Ich schenke ihm einen Whiskey ein, weil ich nicht mehr weiß, was er haben wollte, und schiebe ihm das Glas hin. Er nimmt es, und ich greife mir den Schein und stecke ihn in meine Tasche.
»Ich habe sechs Drinks bestellt«, meint er blasiert.
»Leg noch fünf Hunderter hin, und ich schenke ein.«
Ich rechne damit, dass er rumheult und einen Wutanfall bekommt. Stattdessen lacht er und droht mir scherzhaft mit dem Finger. Für ihn gehört das zu dem charmanten Lokalkolorit, das sie hier zu finden erwarten. Rich Kids lieben es, aufs Kreuz gelegt zu werden.
Zu meinem absoluten Erstaunen zieht der Armleuchter fünf weitere Hunderter aus einem Geldbündel und blättert sie auf den Tresen. »Das Beste, was du hast«, meint er.
Das Beste, was diese Bar im Angebot hat, ist Johnnie Walker Blue und eine Tequilamarke, die ich nicht aussprechen kann. Bei keinem von beiden kostet die Flasche mehr als fünfhundert Dollar im Einzelhandel. Also tue ich beeindruckt und steige auf einen Hocker, um die angestaubte Tequilaflasche aus dem obersten Regal zu holen, denn okay, ich weiß noch genau, was er wollte, und schenke ihm die überteuerten Drinks ein.
Damit ist Richie Rich zufrieden und schlendert zu einem Tisch.
Mein Barkeeperkollege Lenny wirft mir einen Blick von der Seite zu. Ich weiß, ich sollte so ein Benehmen nicht auch noch fördern. Es bestätigt sie nur in dem Glauben, dass wir käuflich wären und dass ihnen diese Stadt gehört. Aber pfeif drauf, ich habe nicht vor, Drinks auszuschenken, bis ich tot bin. Ich habe größere Pläne.
»Wann kommst du heute hier raus?«, gurrt da eine weibliche Stimme links von mir.
Ich drehe mich langsam um und warte auf die Pointe. Traditionell folgt auf diese Frage eine von zwei Optionen:
»Weil ich will, dass du mich kommen lässt.«
Oder: »Weil ich heiß darauf bin, dich kommen zu lassen.«
Je nachdem, was kommt, weiß man, ob man es mit einer Frau zu tun hat, die egoistisch im Bett ist, oder einer, die gern Blowjobs erledigt.
Keins von beiden ist ein besonders origineller Anmachspruch, aber dass die Klone, die jedes Jahr die Bay überschwemmen, originell wären, hat auch niemand behauptet.
»Also?«, drängt die Blondine, und mir wird klar, dass da kein kitschiger Spruch auf mich zukommt.
»Die Bar schließt um zwei«, antworte ich lässig.
»Häng danach noch mit uns ab«, drängt sie. Sie und ihre Freundin haben beide glänzendes Haar, perfekte Körper und schimmernde Haut von einem Tag in der Sonne. Sie sind niedlich, aber ich bin nicht in Stimmung für das, was sie zu bieten haben.
»Tut mir leid. Geht nicht«, sage ich. »Aber ihr solltet Ausschau halten nach jemandem, der genauso aussieht wie ich. Mein Zwillingsbruder ist hier irgendwo.« Ich wedle mit der Hand in Richtung der Leute, die dicht gedrängt wie Sardinen in der Dose den Raum füllen. »Ich bin sicher, er würde euch liebend gern unterhalten.«
Ich sage das hauptsächlich, weil ich weiß, dass es Evan ärgern wird. Obwohl, vielleicht wird er mir auch dafür danken. Er mag die Klone ja verachten, aber gegen die reichen Prinzessinnen scheint er nichts zu haben, wenn sie nackt sind. Ich schwöre, der Junge versucht sich durch die ganze Stadt zu vögeln. Er behauptet, ihm sei »langweilig«. Ich lasse ihn in dem Glauben, dass ich ihm das abnehme.
»Oh mein Gott, es gibt zwei von euch?« Die Mädels bekommen fast auf der Stelle einen verträumten Blick.
Ich schnappe mir ein Glas und kippe Eiswürfel hinein. »Yup. Er heißt Evan«, füge ich noch hilfsbereit hinzu. »Wenn ihr ihn findet, sagt ihm, Cooper hat euch geschickt.«
Als sie endlich abhauen, fruchtige Cocktails in der Hand, atme ich erleichtert auf. Barkeeper ist ein Scheißjob.
Ich schiebe einen Whiskey on the rocks zu dem schmalen Typen hin, der ihn bestellt hat, und nehme das Geld, das er mir gibt. Ich fahre mir durchs Haar und atme durch, bevor ich den nächsten Kunden abfertige. Den größten Teil der Nacht können sich die betrunkenen Massen zusammenreißen. Daryl, der Türsteher, setzt jeden auf die Straße, den er im Verdacht hat, dass er gleich im Strahl kotzt, während Lenny und ich allen Idioten auf die Pfoten hauen, die auf die Idee kommen, hinter die Bar greifen zu wollen.
Ich habe ein Auge auf Steph und die anderen Kellnerinnen, während sie in dem Gedränge arbeiten. Steph hat einen ganzen Tisch mit Garnet-Typen, die bei ihrem Anblick zu sabbern anfangen. Sie lächelt, aber ich kenne diesen Blick. Als sie weiterwill, greift einer von denen sie um die Taille.
Ich mache schmale Augen. Derselbe Typ, dem ich sechs Hunderter abgeknöpft habe.
Ich bin verdammt nahe dran, über den Tresen zu hechten, als ihr Blick meinen kreuzt. Als wüsste sie, was gleich kommt, schüttelt sie den Kopf. Dann befreit sie sich routiniert von dem übergriffigen Trottel und kommt zurück zur Servicestation.
»Soll ich sie rauswerfen?«, frage ich sie.
»Nein. Ich hab’s im Griff.«
»Ich weiß. Aber du musst nicht. Ich habe der Dumpfbacke sechs Hunderter abgeknöpft. Ich teile mit dir. Komm, ich sorge dafür, dass sie abhauen.«
»Ist alles gut. Gib mir nur drei Coronas und zwei Jäg…«
»Sag es nicht.« Mein ganzer Körper verkrampft sich bei dem Wort. Selbst wenn ich dieses üble schwarze Zeug nie wieder riechen müsste, ist das noch zu früh. »Ich muss mir Nasenstöpsel besorgen.«
»Du tust ja, als hättest du ein Kriegstrauma.« Sie lacht und sieht zu, wie ich unter Qualen die Drinks mache.
»Ich sollte eine Gefahrenzulage kriegen.« Ich schiebe ihr die Gläser hin. »Aber mal im Ernst, falls die Typen ihre Hände nicht bei sich behalten können, komme ich rüber.«
»Ich bin okay. Aber Mann, ich wünschte, die würden einfach gehen. Ich weiß nicht, wer heute Abend schlimmer ist – Mr Grabschhände oder dieser Letztsemester auf der Terrasse, der rumheult, weil sein Daddy sein Versprechen zurückgezogen hat, ihm zum Abschluss eine Yacht zu kaufen.«
Ich muss kichern.
Steph marschiert davon, mit einem Seufzen und einem Tablett voller Drinks.
Den größten Teil der nächsten Stunde blicke ich nicht mehr auf. Die Bar ist so voll, dass die Gesichter zu fleischfarbenen Flecken verschwimmen, und ich schenke nur noch aus und ziehe Kreditkarten durch, bis ich wie in Trance bin und alles, was ich tue, unbewusst abläuft.
Als ich das nächste Mal nach Steph schaue, sehe ich, wie Richie Rich sie dazu überreden will, dass sie mit ihm tanzt. Ich kann nicht hören, was sie sagt, aber das ist nicht schwer zu erraten: Ich muss arbeiten, bitte lass mich weiterarbeiten, ich kann nicht mit dir tanzen, ich arbeite.
Sie versucht höflich zu bleiben, aber ihre funkelnden Augen verraten mir, dass sie die Nase voll hat.
»Len«, ruf ich und nicke mit dem Kopf zu der Szene, die sich da abspielt. »Ich muss kurz was erledigen.«
Er antwortet mit einem Nicken. Wir kümmern uns um unsere Leute.
Ich marschiere hin und weiß, dass ich einen bedrohlichen Anblick biete. Ich bin einen Meter neunzig groß, habe mich seit Tagen nicht rasiert und könnte mal wieder einen Haarschnitt vertragen. Hoffentlich sehe ich bedrohlich genug aus, um diese Jungs davon abzuhalten, etwas Dummes zu tun.
»Alles okay hier?«, frage ich, als ich die Gruppe erreiche. Mein Tonfall sagt schon, dass es das nicht ist und dass er besser aufhören sollte, weil ich seinen Arsch sonst vor die Tür setze.
»Verpiss dich, du Proll!«, ruft einer von denen.
Die Beleidigung prallt an mir ab. Ich bin daran gewöhnt.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Ich gehe nicht, solange meine Kollegin nicht sagt, dass ich gehen soll.« Ich schaue demonstrativ auf die Hand von Richie Rich, die Stephs Arm umfasst. »Sie macht diesen Job hier nicht, um von reichen Jungs angegrabscht zu werden.«
Der Typ hat genug Verstand, um die Hand wegzunehmen. Steph nutzt die Gelegenheit und drückt sich an meine Seite.
»Siehst du? Alles gut.« Er schaut mich höhnisch an. »Keine Jungfrau in Nöten, die Rettung braucht.«
»Seht zu, dass es so bleibt.« Ich verleihe meiner Warnung mit einem spöttischen Blick meinerseits Nachdruck. »Und behaltet die Hände bei euch.«
Steph und ich wollen schon gehen, als ein Glas zerbricht.
Ganz egal, wie laut es in einem Raum ist, wie berstend voll er mit Körpern ist, die Geräusche dämpfen – ein Glas zerbricht auf dem Boden, und eine Sekunde später hört man das Summen einer Hummel zwei Kilometer entfernt.
Alle Köpfe drehen sich dorthin. Einer von Richie Richs Kumpels hat das Glas fallen lassen und blinzelt unschuldig, als ich seinem Blick begegne.
»Ups«, meint er.
Lachen und Applaus beenden die kurze Stille. Dann beginnen die Leute wieder zu reden, und die kollektive Aufmerksamkeit in der Bar wendet sich erneut den alkoholisierten Vergnügungen zu.
»Zum Teufel noch mal«, brummt Steph vor sich hin. »Geh zurück zur Bar, Coop. Ich komme klar.«
Mit einem verärgerten Stirnrunzeln marschiert sie davon, während sich die Truppe von Armleuchtern gnädigerweise von uns abwendet und wieder unter sich lautstark plaudert und lacht.
»Alles gut?«, fragt Lenny, als ich zurückkomme.
»Weiß nicht genau.«
Ich werfe einen Blick zurück zu den Typen und runzle die Stirn, als mir auffällt, dass ihr Anführer nicht mehr bei ihnen steht. Wo zur Hölle ist er hin?
»Nein«, sage ich langsam. »Ich glaube, es ist nicht alles gut. Gib mir noch mal eine Sekunde.«
Noch einmal lasse ich Lenny allein an der Kampfstation zurück, um Steph zu suchen. Ich marschiere nach hinten in der Annahme, dass sie einen Besen holen will, um das Glas aufzufegen.
Und da höre ich es: »Lass mich in Ruhe!«
Ich stürme um die Ecke, und mein Kiefer spannt sich an, als ich Richie Rich in seinem pastelligen Poloshirt sehe. Er hat Steph am Ende des kurzen, schmalen Korridors an die Wand gedrängt. Als sie an ihm vorbeiwill, tritt er ihr in den Weg und packt sie am Handgelenk. Seine andere Hand gleitet nach unten, um ihr an den Hintern zu fassen.
Oh nein, vergiss es.
Ich stürme los, packe ihn am Kragen, und eine Sekunde später schicke ich ihn rücklings auf den klebrigen Boden. »Raus«, knurre ich.
»Cooper.« Steph packt mich, auch wenn Dankbarkeit in ihren Augen schimmert. Ich weiß, dass sie die Rettung zu schätzen weiß.
Ich schüttle sie ab, denn genug ist genug. »Steh auf und hau ab«, sage ich zu dem verblüfften Dreckskerl.
Er gibt lautstark Schimpfwörter von sich, während er sich hochrappelt.
Da die Toiletten nur etwa drei Meter weiter um die Ecke sind, dauert es nicht lange, bis sein wütendes Geschrei Publikum anzieht. Eine Gruppe kreischender Mädchen aus einer Studentinnenverbindung kommt angelaufen, gefolgt von anderen neugierigen Schaulustigen.
Plötzlich sind noch mehr Stimmen im Korridor zu hören.
»Pres! Bro, alles in Ordnung?«
Zwei seiner Freunde drängeln sich durch die Menge. Sie plustern sich neben ihm auf und flankieren ihren Champion, denn falls sie hier vor all diesen Leuten rausgeworfen werden, wird es ein langes Jahr, in dem sie allein zu Hause trinken müssen.
»Was zur Hölle hast du für ein Problem, Mann?«, spuckt der Grabscher aus und durchbohrt mich mit Blicken.
»Ich hab kein Problem«, antworte ich und verschränke die Arme. »Ich bringe nur den Müll raus.«
»Riechst du das, Preston?«, sagt ein Kumpel zu Richie Rich und grinst provozierend. »Irgendwas stinkt hier.«
»War das da draußen eine Mülltonne oder dein Wohnwagen?«, spottet der andere.
»Oh bitte, komm zwei Schritte näher und sag das noch mal«, fordere ich sie heraus, denn was solls, ich bin gelangweilt, und die Gesichter dieser Typen betteln förmlich darum, zermatscht zu werden.
Ich schätze meine Chancen ab. Es ist drei gegen einen, und sie sind nicht gerade Hänflinge – jeder von denen ist um die ein Meter achtzig, knapp meine Größe. Sie könnten ein halbes Wasserpoloteam sein, gesponsert von den Brooks Brothers. Aber ich muss tatsächlich arbeiten, um zu leben, und diese Muskeln sind nicht nur zur Zierde da. Von daher finde ich, dass meine Chancen ganz gut stehen.
»Coop, nicht.« Steph drängt mich zur Seite, um sich zwischen uns zu stellen. »Vergiss es. Ich komm jetzt allein klar. Geh zurück an die Bar.«
»Ja, Coop«, stichelt Preston und meint dann zu seinen Kumpels: »Kein Townie-Loser hier ist den Ärger wert.«
»Townie«, so nennen sie uns Einheimische. Ich sehe Steph an und zucke mit den Schultern. Der reiche Mistkerl hätte gehen sollen, als ich ihm noch die Chance gegeben habe.
Noch während er lacht, so selbstgefällig in seiner Überlegenheit, strecke ich die Hand aus, packe ihn an seinem Ralph-Lauren-Shirt und donnere ihm die Faust direkt ins Gesicht.
Er taumelt und fällt in seine Freunde, die ihn zu mir schubsen. Voller Blut holt er aus wie eine Kreatur in einem Horrorfilm und schlägt nach mir. Wir krachen mitten in die kreischenden Verbindungsmädels, bis wir an eine Wand prallen. Der alte Telefonapparat, der schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr funktioniert, bohrt sich in meinen Rücken, was Preston die Chance bietet, einen Treffer an meinem Kinn zu landen. Daraufhin drehe ich uns beide herum und drücke ihn an die Wand. Ich will ihm gerade das verdammte Gesicht verunstalten, als Joe, der Besitzer der Bar, zusammen mit Daryl und Lenny kommt und sie mich wegzerren.
»Du dämlicher Townie-Arsch«, gurgelt mir der Typ entgegen. »Hast du eine Ahnung, wie tot du bist?«
»Das reicht!«, schreit Joe. Der alte Vietnamveteran mit grauem Hippiebart und Pferdeschwanz deutet mit einem fetten Finger auf Preston. »Raus hier. In meiner Bar wird sich nicht geprügelt.«
»Ich will, dass dieser Psycho gefeuert wird«, verlangt Preston.
»Leck mich.«
»Coop, Klappe«, befiehlt Joe. Er bedeutet Lenny und Daryl, mich loszulassen. »Ich zieh dir das vom Lohn ab.«
»Es war nicht Coops Schuld«, erklärt Steph unserem Boss. »Der Typ hat mich voll begrapscht. Und danach ist er mir gefolgt und hat mich im Korridor in die Enge getrieben. Cooper hat versucht, ihn rauszuwerfen.«
»Weißt du, wer mein Vater ist?«, schäumt Preston und drückt sich die blutende Nase zu. »Seiner Bank gehört die Hälfte aller Gebäude hier auf dieser dreckigen Promenade. Ein Wort von mir, und dein Leben wird echt kompliziert.«
Joe presst die Lippen aufeinander.
»Ihr Mitarbeiter hat mich angegriffen«, fährt Preston wütend fort. »Ich weiß ja nicht, wie Sie dieses Rattenloch hier führen, aber wenn das irgendwo anders passiert wäre, würde dieser Typ hier sofort rausfliegen.« Das Grinsen in seinem Gesicht lässt echt meine Fäuste jucken. Ich will ihn mit bloßen Händen erwürgen. »Also, entweder Sie klären das, oder ich rufe meinen Vater an, und er klärt das. Ich weiß, es ist spät, aber keine Sorge, er wird wach sein. Er ist eine Nachteule.« Sein Grinsen wird breiter. »So hat er seine Milliarden gemacht.«
Einen langen Moment herrscht Schweigen. Dann gibt Joe ein Seufzen von sich und dreht sich zu mir.
»Das kann nicht dein Ernst sein«, sage ich perplex.
Joe und ich kennen uns schon lange. Schon während der Highschool standen mein Bruder und ich hier hinter der Theke. Wir haben ihm zweimal nach einem Hurrikan beim Wiederaufbau geholfen. Himmel, ich habe seine Tochter zum Abschlussball begleitet.
Er sieht resigniert aus, als er sich über den Bart fährt.
»Joe. Im Ernst, Mann, du willst dir von einem von denen sagen lassen, wie du deine Bar zu führen hast?«
»Tut mir leid«, sagt Joe schließlich. Er schüttelt den Kopf. »Ich muss an mein Geschäft denken. An meine Familie. Diesmal bist du zu weit gegangen, Coop. Nimm dir aus der Kasse, was ich dir für heute Abend schulde. Morgen früh gebe ich dir einen Scheck.«
Zufrieden mit sich, grinst Richie Rich mich höhnisch an. »Siehst du, Townie? So läuft das in der wirklichen Welt.« Er wirft Steph ein Geldbündel zu und spuckt Blut und Schleim auf den Boden. »Hier, mach das sauber, Schätzchen.«
»Das ist noch nicht vorbei«, warne ich Preston, als er sich mit seinen Kumpels vom Acker macht.
»Es war schon vorbei, bevor es angefangen hat«, ruft er über die Schulter. »Du bist nur der Einzige, der das nicht gemerkt hat.«
Ich starre Joe an und sehe die Niedergeschlagenheit in seinem Blick. Er hat weder die Kraft noch den Wunsch, diese Schlachten weiter auszufechten. Genau so kriegen sie uns. Zoll für Zoll. Sie machen uns fertig, bis wir zu müde sind, um es länger auszuhalten. Und dann reißen sie uns unser Land, unsere Geschäfte und unsere Würde aus den sterbenden Händen.
»Du weißt schon«, sage ich zu Joe. »Jedes Mal, wenn einer von uns einem von denen nachgibt, machen wir es ihnen ein bisschen leichter, uns das nächste Mal fertigzumachen.«
Nur dass … nein. Scheiß auf »das nächste Mal«. Von mir kriegen die niemals ein nächstes Mal.
Seit ich heute Morgen das Haus meiner Eltern in Charleston verlassen habe, verspüre ich einen Drang in mir, der immer stärker wird, je mehr wir uns dem College nähern. Den Drang, einfach umzukehren und mit dem weiterzumachen, was ich vor einem Jahr begonnen habe. Ich will einfach nicht, dass diese Auszeit, die ich mir vom College genommen habe, vorbei sein soll. Da kreist etwas in meinem Kopf, das immer beharrlicher wird und mir sagt, dass ich umkehren soll. Losstürmen. Wegrennen. Mich dem sprichwörtlichen Zirkus anschließen und wütend sein, so wütend.
Der Fahrer meines Wagens biegt ab auf die Eichenallee, die zum Campus des Garnet College führt. Als wir vor einem Backsteingebäude, das Tally Hall heißt, halten, steigt Panik in mir hoch.
Es passiert wirklich.
Entlang der weitläufigen Rasenfläche parken zahlreiche Autos. Überall sind Studenten und ihre Eltern, die Kartons in das vierstöckige Haus tragen. Die Fenster und das Dach sind mit weißen Zierleisten versehen, wie auch die anderen vier alten Gebäude auf dem historischen Campus.
»Ich komme gleich wieder, um die Kartons zu holen«, sage ich zum Fahrer. Ich hänge mir meine Reisetasche über die Schulter und stelle den Rollkoffer auf den Boden. »Ich will nur schnell nachsehen, ob ich hier richtig bin.«
»Kein Problem. Lassen Sie sich Zeit.« Er bleibt gelassen, wahrscheinlich weil meine Eltern ihm eine Mordssumme bezahlt haben, damit er heute Chauffeur spielt.
Als ich vor der Eingangstür stehe, vor der an einem Balken eine Eisenlaterne hängt, fühle ich mich wie eine eingefangene Entflohene, die nach einem Jahr auf der Flucht zurückkehrt. Es war zu gut, als dass ich so hätte weitermachen können. Wie soll ich mich jetzt wieder mit Hausarbeiten und unangekündigten Tests rumschlagen? Mir mein Leben von Dozenten und Lehrplänen diktieren lassen, nachdem ich die letzten zwölf Monate mein eigener Boss war?
Eine Mutter hält mich auf der Treppe auf und fragt, ob ich die Betreuerin für das Wohnheim bin. Wundervoll. Ich fühle mich uralt. Sofort bin ich versucht, auf dem Absatz umzudrehen, und die Wunde in mir bricht auf, aber ich zwinge mich, es zu ignorieren.
Ich schleppe mich hoch in die vierte Etage, wo die Zimmer ein bisschen größer und ein bisschen netter sind. Kommt allerdings nur für Kinder von Eltern infrage, die bereit sind, das Bruttoinlandsprodukt eines kleinen Inselstaates hinzublättern. Laut der Mail auf meinem Handy habe ich Zimmer 402.
Wobei, Zimmer stimmt eigentlich nicht, es ist eher ein Apartment. Von einem kleinen Wohnzimmer mit Kitchenette gehen links und rechts die beiden Schlafzimmer ab. Im Zimmer links steht ein leeres Bett, außerdem ein Schreibtisch und eine Kommode aus demselben Holz. Rechts, hinter der weit offenen Tür, tanzt eine Blondine in abgeschnittenen Shorts oben ohne durch den Raum und hängt Kleider auf Bügel.
»Hallo?«, rufe ich, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich lasse meine Tasche auf den Boden fallen. »Hi?«
Sie hört mich immer noch nicht. Vorsichtig gehe ich hinein und tippe ihr auf die Schulter. Sie springt förmlich aus ihren Sandalen und presst sich die Hand auf den Mund, um ein Kreischen zu unterdrücken.
»Oh, Mädel, hast du mich erschreckt!«, meint sie mit ausgeprägtem Südstaatenakzent. Schwer atmend nimmt sie die kabellosen Ohrstöpsel heraus und steckt sie in ihre Hosentasche. »Hätte mir fast in die Hose gemacht.«
Ihre Möpse sind genau vor mir in all ihrer nackten Pracht, und sie macht keinerlei Anstalten, sie zu bedecken. Ich versuche ihr in die Augen zu blicken, aber das gelingt mir nicht, also schaue ich hinüber zu den Fenstern.
»Tut mir leid, dass ich so hereinplatze. Ich hatte nicht erwartet …« … meine Zimmergenossin in der ersten Szene eines Amateurpornos vorzufinden.
Sie zuckt lächelnd mit den Schultern. »Kein Problem.«
»Ich kann, äh, in ein paar Minuten wiederkommen, falls …«
»Nein, alles gut«, beteuert sie.
Jetzt sehe ich sie doch an, wie sie dasteht, die Hände an den Hüften und ihre Brüste mir zugewandt. »Gab es auf dem Formular des Wohnheims ein Kästchen für Nudisten, das ich versehentlich angekreuzt habe?«
Sie lacht und greift dann endlich nach einem Tanktop. »Ich reinige gern die Energie eines Ortes. Ein Haus ist kein Zuhause, bevor man sich nackt darin aufgehalten hat, richtig?«
»Die Jalousien sind auf«, bemerke ich.
»Keine Bräunungsstreifen«, entgegnet sie mit einem Zwinkern. »Ich bin Bonnie May Beauchamp. Schätze, wir sind Zimmergenossinnen.«
»Mackenzie Cabot.«
Sie quetscht mich in eine feste Umarmung. Für gewöhnlich würde ich das als schwerwiegenden Übergriff werten. Aus irgendeinem Grund bringe ich es jedoch nicht fertig, mich von dem Mädchen abgeschreckt zu fühlen. Vielleicht ist sie ja eine Hexe, die mich mit ihren Hexentitten hypnotisiert. Aber trotzdem empfange ich positive Schwingungen von ihr.
Sie hat ein sanftes, rundes Gesicht und große braune Augen. Ein strahlendes Lächeln, das gleichermaßen harmlos gegenüber Frauen und zugewandt gegenüber Männern ist. Jedermanns kleine Schwester. Nur mit Möpsen.
»Wo sind denn deine Sachen?«, fragt sie, als sie mich loslässt.
»Mein Freund kommt später mit den meisten Kartons vorbei. Unten im Auto habe ich nur noch ein paar Sachen. Der Fahrer wartet auf mich.«
»Ich helfe dir beim Hochtragen.«
Es ist nicht viel, aber ich weiß das Angebot und die Gesellschaft zu schätzen. Wir holen die Kartons, stellen sie im Zimmer ab und wandern dann ein wenig auf den Gängen herum und schauen uns die Nachbarschaft an.
»Du kommst aus South Carolina?«, fragt Bonnie.
»Ja, Charleston. Und du?«
»Ich komme aus Georgia. Daddy wollte, dass ich auf die Georgia State gehe, aber meine Mom war damals am Garnet, also haben sie auf das Ergebnis eines Footballspiels gewettet, und hier bin ich.«
Unten im dritten Stock läuft ein Typ mit einer Kühltasche herum und bietet jeder von uns einen Becher an, im Tausch gegen unsere Telefonnummern. Auf seine Arme sind lauter Zahlen mit schwarzem Permanentmarker gekritzelt, aber den meisten Nummern fehlen ein oder zwei Ziffern. Natürlich alle gefakt.
Wir lehnen sein Angebot ab und grinsen uns zu, als wir ihn stehen lassen.
»Warst du vorher an einem anderen College?«, fragt Bonnie, während wir uns weiter durch den Basar der Mikrogemeinschaften arbeiten. »Ich meine, versteh mich nicht falsch oder so, aber du siehst nicht wie eine Studienanfängerin aus.«
Ich wusste, dass das passieren würde. Ich komme mir vor wie die Campusbetreuerin. Zwei Jahre älter als meine Mitstudierenden, weil ich ein Jahr ausgesetzt habe und weil ich ein Jahr später in den Kindergarten kam, als meine Eltern beschlossen, einen Segeltrip im Mittelmeer auszudehnen, statt mich rechtzeitig zur Vorschule nach Hause zu bringen.
»Ich habe mir ein Jahr Auszeit genommen und einen Deal mit meinen Eltern gemacht, dass ich auf jedes College gehe, das sie aussuchen, wenn sie mich zuerst an meiner Firma arbeiten lassen.« Obwohl, ginge es nach mir, hätte ich dieses Kapitel des Erwachsenwerdens komplett übersprungen.
»Du hast schon deine eigene Firma?«, will Bonnie wissen und macht große Augen. »Ich habe den ganzen Sommer mit Wiederholungen von Vanderpump Rules und Partys am See verbracht.«
»Ich habe eine Website und eine App aufgebaut«, erzähle ich. »Ich meine, es ist nichts Großes. Ist nicht so, als hätte ich Tesla gegründet.«
»Was für eine App denn?«
»Eine Seite, auf der Frauen lustige oder peinliche Geschichten über ihren Freund posten. Es hat als Scherz für ein paar meiner Freundinnen von der Highschool angefangen, aber dann ist das Ganze irgendwie durch die Decke gegangen. Letztes Jahr habe ich noch eine Website gestartet für Jungs, die etwas über ihre Freundin posten wollen.«
Was begann als »Nur ich und ein Blog«, hatte sich im vergangenen Jahr als voller Erfolg erwiesen, sodass ich ein Moderations- und ein Marketingteam anheuern musste. Ich zahle Löhne und Steuern und habe einen siebenstelligen Betrag auf meinem Geschäftskonto. Und jetzt soll ich mir zu alldem noch Gedanken um Aufsätze und Semesterprüfungen machen? Aber Deal ist Deal, und ich halte, was ich versprochen habe, auch wenn mir diese ganze Collegesache sinnlos vorkommt.
»Oh mein Gott, die Seite kenne ich.« Bonnie packt mich aufgeregt am Arm. Das Mädchen hat ja Finger aus Stahl. »BoyfriendFails! Holy Shit. Meine Mädchen und ich haben im letzten Jahr wahrscheinlich mehr Zeit damit verbracht als mit Hausaufgaben. Wie ging die eine Story noch mal? Über den Freund, der nach einem Date eine Lebensmittelvergiftung hatte, und der Vater des Mädchens hat die beiden nach Hause gefahren, und der Typ bekam heftigen Durchfall auf dem Rücksitz!«
Sie krümmt sich vor Lachen. Ich grinse, denn ich erinnere mich noch gut an diesen Post. Er erhielt mehr als dreihunderttausend Klicks, Tausende Kommentare und hat meine Werbeeinnahmen in dem Monat verdoppelt.
»Wow«, meint sie, nachdem sie sich wieder gefangen hat. »Du verdienst wirklich Geld mit solchen Sachen?«
»Ja, indem ich Werbung schalte. Das läuft ziemlich gut.« Ich zucke bescheiden mit den Schultern.
»Das ist so cool.« Bonnie macht einen Schmollmund. »Ich beneide dich. Ich habe keine Ahnung, was ich hier mache, Mac. Kann ich dich Mac nennen, oder ist dir Mackenzie lieber? Mackenzie klingt so förmlich.«
»Mac ist prima«, beteuere ich und versuche nicht zu lachen.
»Nach der Highschool soll man nun mal aufs College gehen. Nur dass ich echt keine Ahnung habe, was ich als Hauptfach nehmen oder was ich machen soll, wenn ich mal erwachsen bin.«
»Die Leute sagen immer, das College ist der Ort, an dem man sich selbst findet.«
»Ich dachte, das wäre Panama City.«
Ich kichere. Ich mag dieses Mädchen wirklich.
Etwa eine Stunde später taucht mein Freund mit den übrigen Kartons auf. Es ist Wochen her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Ich hatte irre viel Arbeit mit meinem Unternehmen, bevor ich alles an meine neuen Vollzeitkräfte übergeben konnte, daher hatte ich keine Zeit, um Preston zu besuchen. Abgesehen von dem Sommer, in dem er mit seiner Familie Urlaub in Italien am Comer See gemacht hat, waren wir noch nie so lange getrennt voneinander gewesen.
Ich hatte mal vorgeschlagen, dass wir uns ein gemeinsames Apartment abseits vom Campus suchen könnten, aber Preston hatte dafür rundheraus nur Verachtung übrig. Wozu in einer schlichten Unterkunft unter seinem Standard leben, wenn er zu Hause einen Pool, einen Koch und ein Hausmädchen hat? Darauf hatte ich keine gute Antwort, die nicht gemein geklungen hätte.
Wenn Unabhängigkeit von den Eltern nicht schon an sich ein guter Grund ist, um zusammenzuziehen, dann weiß ich es auch nicht.
Seit der Highschool hatte ich nur ein Ziel: unabhängig zu sein. Mit meiner Familie zu leben war, wie in Treibsand zu stecken – und darin wäre ich komplett versunken, wenn ich mich nicht am eigenen Zopf herausgezogen hätte. Ich bin nicht dazu gemacht, eingesperrt zu sein. Vielleicht ist das der Grund, warum ich nicht von tiefem Verlangen oder einem plötzlichen Ansturm von Erregung überwältigt werde, als der Freund, den ich seit über einem Monat nicht gesehen habe, mit der ersten Ladung Kartons in mein Zimmer kommt.
Nicht dass ich ihn nicht vermisst hätte oder nicht froh wäre, dass er hier ist. Es ist nur … Ich kann mich an Schwärmereien in der Mittelstufe erinnern, bei denen sich die Zeit zwischen der letzten Begegnung in der Mittagspause und Schulschluss wie eine Ewigkeit anfühlte, die mir das kleine, pubertierende Herz zerriss. Schätze, ich bin wohl erwachsen geworden. Preston und ich haben eine stabile Beziehung. Wir sind praktisch wie ein altes Ehepaar.
Stabil hat eine Menge für sich.
»Hey, Babe.« Leicht verschwitzt vom Treppensteigen, nimmt Pres mich in die Arme und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. »Ich habe dich vermisst. Du siehst toll aus.«
»Du auch.« Anziehung ist ganz sicher nicht das Problem. Preston ist so bilderbuchmäßig gut aussehend, wie es nur geht. Er ist groß und schlank, aber athletisch gebaut. Umwerfend blaue Augen, die in der Sonne regelrecht leuchten. Ein klassisch kantiges Gesicht, das alle Blicke auf sich zieht. Er war beim Friseur, seit ich ihn zuletzt gesehen habe: Sein blondes Haar ist oben lang und an den Seiten kurz geschnitten.
In dem Moment dreht er den Kopf ein wenig, und ich bemerke Blutergüsse an seiner Nase und um das rechte Auge.
»Was ist dir denn passiert?«, frage ich entsetzt.
»Ach, nichts Schlimmes.« Er berührt sein Auge und zuckt mit den Schultern. »Die Jungs und ich haben neulich Basketball gespielt, und ich habe einen Ball ins Gesicht bekommen. Kein großes Ding.«
»Bist du sicher? Das sieht aus, als hätte es verdammt wehgetan.« Es sieht übel aus, ganz ehrlich.
»Mir geht’s gut. Oh, bevor ich es vergesse. Ich hab noch was für dich.«
Er greift in die hintere Tasche seiner Kakihose und holt eine Plastikkarte hervor. Darauf steht BIG JAVA.
Ich nehme die Geschenkkarte entgegen. »Oh, danke, Babe. Ist die für den Kaffeeladen auf dem Campus?«
Er nickt. »Dachte mir, es wäre ein passendes ›Willkommen auf dem College‹ -Geschenk für einen Kaffeefan wie dich. Ich habe ein paar Riesen draufgeladen, damit du nicht verdurstest.«
In der Küchennische schnappt eine lauschende Bonnie nach Luft. »Ein paar Riesen?«, quiekt sie.
Okay, zweitausend Dollar für Kaffee ist ein wenig extrem, aber eine der Eigenschaften, die ich an Preston liebe, ist seine Aufmerksamkeit. Er fährt allein drei Stunden zu meinen Eltern nach Hause, um meine Sachen zu holen, und dann den ganzen Weg zum Campus, und das alles mit einem Lächeln. Er beschwert sich nicht und betrachtet mich nie als Last. Er tut es, weil er nett ist.
Nett hat eine Menge für sich.
Ich schaue zu meiner Mitbewohnerin. »Bonnie, das ist mein Freund Preston. Pres, das ist Bonnie.«
»Freut mich, dich kennenzulernen«, sagt er mit einem aufrichtigen Lächeln. »Ich hole noch die restlichen Kartons von Mac – wie wäre es, wenn ich euch beide danach zum Lunch einlade?«
»Bin dabei«, antwortet Bonnie. »Ich bin am Verhungern.«
»Das wäre toll«, sage ich. »Danke dir.«
Als er weg ist, grinst Bonnie und streckt einen Daumen hoch. »Guter Job. Wie lange seid ihr schon zusammen?«
»Vier Jahre.« Ich folge ihr in das gemeinsame Badezimmer, wo wir uns zurechtmachen für den Lunch. »Wir waren auf derselben Schule. Ich war im zweiten Jahr, er im letzten.«
Ich kenne Preston schon seit der Kindheit, aber damals waren wir wegen des Altersunterschieds noch keine Freunde. Ich habe ihn immer im Country Club gesehen, wenn meine Eltern mich mitgeschleppt haben, bei Zusammenkünften in den Ferien, Benefizveranstaltungen und so was. Als ich in Spencer Hill in die Schule kam, war er so nett, mich auf den Fluren zur Kenntnis zu nehmen und bei Partys Hallo zu sagen – und hat mir damit geholfen, etwas von dem Ansehen zu gewinnen, das man braucht, um in den haiverseuchten Gewässern einer Schule zu überleben und zu gedeihen.
»Du bist sicher erleichtert, dass du jetzt mit ihm zusammen auf dem College bist. Ich an deiner Stelle würde den Verstand verlieren, wenn er woanders wäre, weil ich mich ständig fragen würde, was er allein so alles treibt.«
»So ist es bei uns nicht«, sage ich und bürste meine Haare. »Preston ist nicht der Typ, der fremdgeht. Er steht total auf Familie und den Plan, weißt du?«
»Plan?«
Bisher klang das noch nie seltsam, bis Bonnie mich mit hochgezogener Augenbraue im Spiegel ansieht.
»Na ja, unsere Eltern sind seit Jahren befreundet, also kam man sozusagen überein, dass wir unseren Abschluss machen und dann heiraten. Du weißt schon, der Plan.«
Sie sieht mich an und verzieht das Gesicht. »Und du bist … einverstanden mit diesem Plan?«
»Warum sollte ich es nicht sein?«
So sind auch meine Eltern zusammengekommen. Und ihre Eltern. Ich weiß, das klingt nach arrangierter Ehe, und um ehrlich zu sein, habe ich auch den Verdacht, dass Preston dazu überredet wurde, mich auszuführen. Er war im letzten Jahr und ich das ungeschickte Mädchen im zweiten, das noch nicht einmal mit einem Glätteisen umgehen konnte. Aber ob das so war oder nicht, spielt im Grunde keine Rolle, denn weder er noch ich fühlte sich zu einem Date gezwungen. Wir genossen die Gesellschaft des jeweils anderen und tun es immer noch.
»Ich an deiner Stelle wäre ziemlich deprimiert, wenn mein ganzes Leben schon verplant wäre, bevor ich überhaupt meinen ersten Tag am College habe. Das ist ja, als würde mir einer das Ende des Films verraten, während ich noch für Popcorn anstehe.« Bonnie zuckt mit den Schultern und trägt etwas Lipgloss auf. »Aber hey, solange du damit glücklich bist, ist ja alles okay, oder?«
Seit wir dumme Kids waren, die sich gegenseitig die Dünen rauf- und runtergejagt und vor Millionen-Dollar-Villen das Meer durchpflügt haben und vor den Cops abgehauen sind, haben wir – die missratene Jugend von Avalon Bay – eine Tradition. Am letzten Sonntag des Sommers wird gefeiert, und das mit einem riesigen Lagerfeuer.
Einzige Regel: nur Einheimische.
Heute Abend richten mein Zwillingsbruder und ich die große Feier bei uns zu Hause aus. Das zweistöckige Strandhaus im typischen Cottagestil der Gegend gehört seit drei Generationen unserer Familie – und das sieht man. Es ist etwas runtergekommen und müsste dringendst renoviert werden, aber es macht seine raue Schale mit einem Haufen Charme wieder wett. Irgendwie so wie seine Bewohner, schätze ich. Wobei Evan eindeutig der Charmantere von uns beiden ist. Ich kann manchmal ein launischer Mistkerl sein.
Auf der hinteren Terrasse kuschelt sich Heidi an mich und stellt einen Flachmann auf das Holzgeländer.
»Wir haben Schnaps unten. Literweise«, sage ich ihr.
»Das ist nicht der Zweck eines Flachmanns.«
Sie lehnt sich mit dem Rücken ans Geländer und stützt die Ellbogen auf. Heidi ist irgendwie speziell. Nichts um sie herum scheint sie wirklich wahrzunehmen, so als wäre das wirklich Interessante für sie ganz woanders. Als wir noch Kids waren, war das eins der ersten Dinge, die mich zu ihr hinzogen. Heidis Blick ging immer in die Ferne. Ich wollte sehen, was sie sah.
»Was ist dann der Zweck?«, frage ich.
»Das Gefühl, ein bisschen ungezogen zu sein. Ein Flachmann ist wie ein Geheimnis.«
Sie schaut zu mir herüber und lächelt schelmisch. Sie hat sich aufgebrezelt heute Abend, zumindest so weit, wie man das hier draußen in der Bay macht. Das Haar in Locken. Dunkelroter Lippenstift. Sie trägt mein altes Rancid-T-Shirt, aus dem sie ein Tanktop gemacht hat, unter dem ein schwarzer Spitzen-BH hervorlugt. Sie hat sich eine Menge Mühe mit ihrem Aussehen gegeben, doch ich kann damit nichts anfangen.
»Nicht besonders in Stimmung, hm?«, meint sie, als ich den Köder nicht schlucke.
Ich zucke mit den Schultern. Stimmt, ich bin nicht in Partystimmung.
»Wir könnten woandershin.« Heidi richtet sich auf. »Wegfahren. Wie damals, als wir immer die Schlüssel deiner Mom geklaut haben. Weißt du noch, wie wir irgendwo in Tennessee gelandet sind und hinten auf der Ladefläche des Trucks geschlafen haben?«
»Und um vier Uhr früh von einem wütenden Ranger aus dem Nationalpark gejagt wurden.«
Sie lacht und knufft mich gegen den Arm. »Ich vermisse unsere Abenteuer.«
Ich trinke einen Schluck aus ihrem Flachmann. »Verliert irgendwie seinen Reiz, wenn man seine eigenen Autoschlüssel hat und Trinken legal ist.«
»Ich verspreche dir, wir können immer noch jede Menge Schwierigkeiten machen.«
Dieses flirtende Funkeln in ihren Augen macht mich traurig. Denn früher hatten wir Spaß zusammen, und heute fühlt es sich angestrengt an. Unangenehm.
»Coop!« Mein Bruder ruft von unten im Garten nach mir. »Das ist eine Party, Kumpel. Komm runter.«
Zwillingstelepathie funktioniert immer noch. Ich lasse Heidi auf der Terrasse zurück, gehe nach unten und schnappe mir ein Bier auf dem Weg zum Strand, wo ich Evan mit einigen unserer Freunde am Lagerfeuer treffe. Ich trinke, während sie die nächste Stunde damit verbringen, dieselben Geschichten zu erzählen, die wir uns seit zehn Jahren erzählen. Dann organisiert unser Kumpel Wyatt ein Fußballspiel im Mondschein, und die meisten gehen dorthin, sodass nur ein paar von uns am Feuer zurückbleiben. Evan fläzt sich auf einem Deck Chair neben mir und lacht über etwas, das Alana gerade gesagt hat, aber ich kann mich heute Abend anscheinend nicht amüsieren. Da ist ein Käfer unter meiner Haut, der mir Löcher ins Fleisch frisst und darin Eier aus Zorn und Verbitterung legt.
»Kumpel.« Evan stupst mich am Fuß an. »Was ist los mit dir?«
»Alles gut.«
»Oh ja«, meint er sarkastisch. »Das sehe ich.« Er nimmt mir die leere Bierflasche ab, holt eine neue aus der Kühlbox und wirft sie mir zu. »Du bist schon seit zwei Tagen mies gelaunt. Ich verstehe ja, dass du sauer bist, aber inzwischen macht das keinen Spaß mehr. Betrink dich, rauch ein bisschen Gras. Heidi ist hier irgendwo. Vielleicht legt sie dich noch mal flach, wenn du nett fragst.«
Ich unterdrücke ein Stöhnen. In dieser Clique gibt es keine Geheimnisse. Als Heidi und ich zum ersten Mal Sex miteinander hatten, wussten schon alle davon, noch bevor wir uns am nächsten Morgen den Sand aus den Augen gerieben hatten. Was nur noch mehr beweist, dass es eine schlechte Idee war. Sex mit Freunden führt nur zu Problemen.
»Du kannst mich mal, Arschloch.« Heidi wirft von der anderen Seite des Lagerfeuers eine Handvoll Sand nach ihm und zeigt ihm einen Vogel.
»Ups. Sorry«, meint er. Wobei ich mir sicher bin, er wusste genau, dass sie da sitzt.
»Weißt du, es ist wirklich bemerkenswert«, meint Heidi in diesem gleichmütigen Tonfall, der immer eine grelle Warnung ist, dass sie drauf und dran ist, einem die Eier abzuschneiden. »Ihr seid identische Zwillinge, aber deinen Schwanz würde ich nie anrühren, Evan.«
»Volltreffer!«, ruft Alana und lacht mit Heidi und Steph. Die drei sind die absolute Folter für jeden Jungen in der Bay. Und das schon, seit wir in der dritten Klasse waren. Eine unheilige Dreifaltigkeit aus purer Erotik und Schrecken.
Evan antwortet mit einer anstößigen Geste, denn schlagfertige Antworten sind nicht gerade seine Stärke. Dann wendet er sich wieder mir zu. »Ich finde immer noch, dass wir warten sollten, bis dieser Klon aus seinem Haus kommt, und dann schnappen wir ihn uns. So was spricht sich rum, Coop. Die Leute hören, dass du diesen Mist auf sich beruhen lässt, und auf einmal denken sie, jeder kann sich mit uns anlegen.«
»Cooper hat Glück, dass der Idiot keine Anzeige erstattet hat«, wirft Steph ein. »Aber wenn du aus der Sache einen Krieg machst, könnte er seine Meinung noch ändern.«
Sie hat recht. Es gibt nur einen Grund dafür, wieso ich nicht die letzten zwei Tage in einer Gefängniszelle verbracht habe, nämlich dass dieser Preston sich damit zufriedengegeben hat, mich zu demütigen. Aber ich bin immer noch total sauer, weil ich gefeuert wurde. Evan hat recht – Hartleys können so etwas nicht auf sich sitzen lassen. Wir haben einen Ruf in dieser Stadt. Sobald die Leute Schwäche riechen, kommen sie auf dumme Ideen. Selbst wenn du nichts hast, versucht immer irgendwer, es dir zu nehmen.
»Wer war der Typ überhaupt?«, fragt Heidi.
»Preston Kincaid«, sagt Steph. »Seiner Familie gehört dieses riesige Anwesen die Küste runter, wo sie letzten Monat diese zweihundert Jahre alten Eichen gefällt haben, um Platz für einen dritten Tennisplatz zu schaffen.«
»Uff, den Typen kenne ich«, meint Alana. Ihr leuchtend rotes Haar schimmert im Feuerschein. »Maddy war vor ein paar Wochen mit dem Parasailing-Boot ihres Vaters unterwegs und hat ihn zusammen mit einem Mädchen mitgenommen. Er hat Maddy angebaggert, während seine Freundin dabei war. Der Typ hat sie tatsächlich um ein Date gebeten. Und als sie ihm eine Ausrede aufgetischt hat, weil sie es sich nicht mit dem Trinkgeld verscherzen wollte, wollte er sie zu einem Dreier gleich auf dem Boot überreden. Maddy meinte, sie wäre kurz davor gewesen, ihn über Bord zu werfen.«
Steph verzieht das Gesicht. »Der Typ ist ein Widerling.«
»Du sagst es.« Evan öffnet eine neue Bierflasche und trinkt einen Schluck. »Er hat es verdient. Wir würden quasi gemeinnützige Arbeit machen, wenn wir ihm einen Denkzettel verpassen.«
Ich beäuge meinen Bruder.
»Rache, Mann. Er hat dir eins auf die Nase gegeben. Wir geben ihm zwei zurück.«
Ich muss zugeben, ich brenne auf Rache. Seit zwei Tagen liegt mir dieser Brocken aus heißem Zorn im Magen und brennt. Der Job als Barkeeper war nicht meine einzige Einkommensquelle, aber ich brauche dieses Geld. Alles, worauf ich hinarbeite, ist in sehr viel weitere Ferne gerückt, seit dieser Mistkerl dafür gesorgt hat, dass ich gefeuert wurde.
Ich denke darüber nach. »Ich kann ihm nicht das Gesicht zerschlagen, sonst lande ich im Knast. Seinen Job kann ich ihm auch nicht wegnehmen, denn der Typ hat garantiert keinen. Der wurde mit einem Silberlöffel im Arsch geboren. Also, was geht da sonst noch?«
»Ach, dieses arme, dumme Mädchen«, meint Alana plötzlich und kommt ums Feuer herum, um uns ihr Handy zu zeigen. »Ich habe gerade in Social Media nach ihm gestöbert. Er hat eine Freundin.«
Ich blicke mit schmalen Augen auf das Display. Interessant. Irgendwann heute hat Kincaid eine Story gepostet, dass seine Freundin in ihr Wohnheim beim Garnet eingezogen ist. Der Post ist voller Herzchenemojis und strotzt nur so vor zuckersüßem Mist. Ein verräterisches Zeichen dafür, dass hier ein Fremdgänger was kompensieren muss.
»Verdammt«, meint Evan und nimmt das Handy. Er scrollt durch Fotos von den beiden auf Kincaids widerlicher Yacht. »Das Mädchen ist ja echt heiß.«
Er hat recht. Das Foto, das Evan aufruft, zeigt ein hochgewachsenes Mädchen mit grünen Augen und gebräunter Haut. Sie trägt ein weißes, bauchfreies T-Shirt, das über eine Schulter fällt, sodass man den Träger eines blauen Badeanzugs sehen kann, und aus irgendeinem Grund ist dieser dünne Stoffstreifen erotischer als jedes pornografische Bild, das ich je gesehen habe. Es ist aufreizend. Eine Einladung.
Im finstersten Teil meines Gehirns nimmt eine schreckliche Idee Gestalt an.
»Hol sie dir«, sagte Evan, denn auch wenn wir in allem Möglichen völlig verschieden sind, sind wir doch genau gleich.
Alanas Augen leuchten boshaft auf. »Tu es.«
»Was, ihm die Freundin ausspannen?«, fragt Heidi ungläubig. »Sie ist doch kein Spielzeug. Das ist …«
»… eine tolle Idee«, fällt ihr Evan ins Wort. »Schieß das Mädchen des Klons ab, reib es ihm unter die Nase und schick ihren reichen Hintern dann in die Wüste.«
»Das ist widerlich, Evan.« Heidi steht auf und nimmt ihm Alanas Handy weg. »Sie ist ein Mensch, weißt du.«
»Nein, sie ist ein Klon.«
»Du willst, dass sie Kincaid den Laufpass gibt, richtig? Also, wieso können wir ihn nicht einfach dabei erwischen, wie er sie betrügt, und ihr den Beweis schicken, damit sie ihn zur Hölle jagt? Selbes Ergebnis«, erklärt Heidi.
»Nicht dasselbe«, widerspricht mein Bruder.
»Wieso nicht?«
»Weil es das nicht ist.« Evan deutet mit dem Flaschenhals auf Heidi. »Damit hat Kincaid nicht genug verloren. Er muss wissen, wer ihn geschlagen hat. Wir müssen dafür sorgen, dass es richtig wehtut.«
»Cooper muss sie ja nicht dazu bringen, dass sie sich in ihn verliebt«, erklärt Alana. »Er muss sie nur so weit verführen, dass sie ihrem Freund den Laufpass gibt. Ein paar Dates, höchstens.«
»Sie verführen? Also mit ihr schlafen, meinst du«, sagt Heidi und offenbart damit den wahren Grund, warum ihr der Plan nicht gefällt. »Noch einmal, das ist widerlich.«
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich ihr recht gegeben. Aber nicht heute. Heute Abend bin ich wütend, verbittert und will Blut sehen. Außerdem würde ich der Tussi einen Gefallen tun, wenn ich sie vor Kincaid rette. Ich würde ihr ein Leben in Elend ersparen, mit einem fremdgehenden Bastard, der sie nur so lange nett behandelt, bis er 2,5 Kinder von ihr hat, bevor er seine ganze Aufmerksamkeit seinen Geliebten zuwendet.
Typen wie Preston bin ich schon mein ganzes Leben lang immer wieder begegnet. Eine meiner frühesten Erinnerungen besteht darin, dass mein fünfjähriges Ich mit meinem Vater unten am Pier war und nicht verstand, warum all diese schick angezogenen Leute mit meinem Dad redeten, als wäre er Hundekacke unter ihren Bootsschuhen. Himmel, könnte durchaus sein, dass Kincaids Freundin noch schlimmer ist als er.
Steph fällt ein mögliches Hindernis ein. »Aber wenn er sie schon betrügt, wie wichtig ist ihm das Mädchen dann überhaupt? Vielleicht macht es ihm ja gar nichts aus, abserviert zu werden.«
Ich werfe Evan einen Blick zu. »Da hat sie nicht unrecht.«
»Ich weiß nicht …« Alana schaut nachdenklich über Heidis Schulter auf das Handy. »Wenn ich mir das so anschaue, denke ich, die beiden sind schon ein paar Jahre zusammen. Ich wette, dass die hier seine letzte Trophäe ist.«
Je länger mir die Idee durch den Kopf geht, umso mehr bin ich dafür. Hauptsächlich wegen des Ausdrucks in Kincaids Gesicht, wenn ihm klar wird, dass ich gewonnen habe. Aber abgesehen davon würde ich auch dann versuchen, sie zu daten, wenn ich nicht wüsste, dass sie Kincaids Freundin ist.
Steph wechselt einen Blick mit Alana. »Also, du darfst nicht lügen. Du darfst nicht so tun, als wärst du total in sie verliebt, oder mit ihr schlafen, es sei denn, es geht von ihr aus. Küssen ist erlaubt. Und du darfst ihr nicht sagen, dass sie sich von ihm trennen soll. Darauf muss sie selbst kommen. Wo wäre sonst der Sinn? Da könnten wir genauso gut Heidis Plan nehmen.«
»Abgemacht.« Es ist schon fast unfair, wie leicht das werden wird.
»Etwas zu verschweigen zählt als Lüge.« Heidi steht beleidigt auf. »Wie kommt ihr überhaupt darauf, dass so eine für Coop von ihrer Wolke runterkommen würde?« Sie wartet nicht auf eine Antwort, sondern marschiert zum Haus.
»Achte gar nicht auf sie«, meint Alana. »Ich liebe diesen Plan.«
Evan wirft mir derweil einen Blick zu und nickt dann in die Richtung, in die Heidi abgezogen ist. »Du musst was unternehmen.«
Ja, vielleicht. Nach ein paar Nächten mit Sex sind Heidi und ich wieder zum Platonisch-Modus zurückgekehrt, und den ganzen Sommer lang war es für uns beide cool. Aber dann hat sich irgendwas geändert, und seitdem gerät sie ständig aus der Fassung. Und offenbar ist das meine Schuld.
»Sie ist ein großes Mädchen«, sage ich zu Evan.
Vielleicht hat Heidi das Gefühl, ihr Revier behaupten zu müssen, aber sie wird darüber hinwegkommen. Wir sind Freunde seit der ersten Klasse. Sie kann nicht ewig wütend auf mich sein.
»Wie auch immer. Also, was den Klon angeht, dein letztes Wort?« Evan sieht mich erwartungsvoll an.
Ich hebe die Bierflasche an die Lippen und trinke einen schnellen Schluck. Dann zucke ich mit den Schultern und sage: »Bin dabei.«
Am Samstagabend, nachdem wir die erste Woche unseres ersten Jahres hinter uns haben, schleppt Bonnie mich in die Stadt. Um die Lage zu checken, wie sie es nennt.
Bisher kommen wir großartig miteinander aus. Tatsächlich besser, als ich erwartet hatte. Ich bin Einzelkind und habe nie woanders als im Haus meiner Eltern gewohnt, daher stand ich dem Konzept, sich eine Unterkunft mit einer völlig Fremden zu teilen, etwas skeptisch gegenüber. Aber das Zusammenleben mit Bonnie ist unkompliziert. Sie räumt hinter sich auf und bringt mich mit ihrem typischen Südstaatenhumor zum Lachen. Sie ist wie die kleine Schwester, von der ich nie wusste, dass ich sie wollte.
In der ganzen letzten Stunde, seit wir den Campus verlassen haben, hat sie meine Theorie, dass sie eine Art Zauberin sein muss, nur bestärkt. Dieses Mädchen besitzt Mächte, von denen eine bloße Sterbliche nur träumen kann. Kaum kamen wir an den Tresen in diesem chaotischen Rattenloch, in dem Höschen an den Dachbalken und Nummernschilder an der Wand hängen, sind drei Jungs praktisch wie Bulldozer durch die Menge gewalzt, um uns Drinks zu spendieren. Alles nur, damit Bonnie ihnen ein Lächeln schenkt. Seitdem habe ich mit angesehen, wie sie einen Typen nach dem anderen verzaubert, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Sie klimpert einfach nur mit den Wimpern, schenkt den Kerlen ein kleines Kichern, spielt mit ihrer Haarsträhne, und die sind bereit, ihre eigenen Mütter für eine Organspende auszuschlachten.
»Bist du neu in der Stadt?« Einer unserer Verehrer, ein sportlich aussehender Typ mit zu engem T-Shirt und zu viel Deo, schreit mir über die laute Musik ins Ohr. Noch während er mich volltextet, huscht sein Blick zu Bonnie, die sich gerade mit einem anderen angeregt unterhält. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeiner von denen sie hören kann, aber das spielt anscheinend keine Rolle.
»Ja«, antworte ich, ohne den Blick vom Handydisplay zu heben, während ich Pres eine Nachricht schreibe. Er ist heute Abend bei einem Freund zum Pokerspielen.
Während ich dem Typen, dessen Aufgabe darin besteht, die »Freundin« zu unterhalten, so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich schenke, fressen seine beiden Kumpels Bonnie den ganzen Weg zur Tanzfläche regelrecht aus der Hand. Gelegentlich nicke ich und blicke kurz von meinem Handy auf, während er tapfer eine Unterhaltung mit mir zu führen versucht, von der wir beide wissen, dass sie keine Chance gegen die dröhnende Musik der Band hat.
Etwa eine halbe Stunde nachdem der Typ sich getrollt hat, nimmt jemand meinen Arm. »Mir ist langweilig. Lassen wir diese Typen stehen«, sagt mir Bonnie ins Ohr.
»Ja.« Ich nicke nachdrücklich. »Bitte.«
Sie gibt den beiden Typen, die ihr immer noch wie Entenküken an den Fersen kleben, zu verstehen, dass wir noch etwas vorhaben, und wir nehmen unsere Drinks und bahnen uns einen Weg zur Treppe. Im Obergeschoss, wo man von einer Galerie aus auf die Bühne und die Band blicken kann, finden wir einen Tisch und holen erst mal tief Luft. Hier oben ist es ruhiger. Ruhig genug, dass wir uns unterhalten können, ohne schreien oder auf Zeichensprache zurückgreifen zu müssen.
»Waren die nicht nach deinem Geschmack?«, frage ich, auf ihre jüngsten Opfer bezogen.
»Solche Idioten wie die kann ich zu Hause wie Sand am Meer haben. Da kannst du keinen Stein werfen, ohne einen College-Footballspieler zu treffen.«
Ich grinse sie über den Rand meines Glases an. Der fruchtige Cocktail ist nicht gerade mein Ding, aber Bonnie hatte ihre Verehrer gebeten, genau die für uns zu besorgen. »Also, was ist dann so dein Typ?«
»Tattoos. Groß, finster und geschädigt. Je unnahbarer, desto besser.« Sie strahlt. »Wenn er dann noch ein Vorstrafenregister und ein Motorrad hat, könnte man ins Geschäft kommen.«
Ich muss so sehr lachen, dass ich mich fast verschlucke. Faszinierend, sie wirkt gar nicht wie diese Art Mädchen. »Vielleicht sollten wir uns eine Bar mit mehr Harleys davor suchen. Ich bin nicht sicher, ob wir hier das finden, was du suchst.«
Soweit ich sehen kann, ist die Auswahl dürftig. Hauptsächlich Garnet-Studenten, entweder Typ Country Club oder Typ Studentenverbindung, außerdem ein paar einheimische Strandboys in ärmellosen Shirts. Keiner von denen kommt auch nur in die Nähe von Bonnies Leder-und-Nieten-Traummann.
»Oh, ich habe schon nachgeforscht«, meint sie stolz. »Es geht das Gerücht, dass Avalon Bay genau das hat, was ich brauche. Die Hartley-Zwillinge.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Zwillinge, hm?«
»Einheimische«, sagt sie und nickt. »Aber ich bin nicht gierig. Einer sollte reichen. Nur werden meine Chancen besser sein, wenn es zwei von ihnen gibt.«
»Und diese Hartley-Zwillinge erfüllen alle deine Kriterien für Bad Boys?«
»Oh ja. Ich habe von ein paar Mädchen auf dem Campus von ihren Eroberungen gehört.« Sie leckt sich über die Lippen. »Und heute Nacht will ich eine dieser Eroberungen sein.«
Mir steigt ein Lachen in die Kehle. Bonnie ist echt hart drauf. »Du kennst die Jungs nicht mal. Was, wenn sie widerlich sind?«
»Sind sie nicht. Sonst würden ihre Namen nicht über die Lippen jedes Mädchens kommen.« Sie seufzt glücklich. »Außerdem, dieses Mädchen auf unserem Flur – Nina? Dina? Egal, wie sie heißt. Sie hat mir ein Foto von ihnen gezeigt, und keine Sorge, Miss Mac, sie sind gut.«
»In Ordnung. Kapiert. Ich halte die Augen auf nach einem Paar Bad Boys«, sage ich lachend.
»Danke. Und, was ist mit dir?«
»Mit mir?«
»Ja, mit dir.«
»Ich bin nicht auf dem Markt für Bad Boys, nein.« Mein Display leuchtet auf. Die nächste Nachricht von Preston, der mir mitteilt, dass gleich sein nächstes Spiel anfängt.
Auch das schätze ich an Pres, Routine und Vorhersehbarkeit. Ich bin jemand, der gern plant. Organisiert. Ein Freund, der ständig unterwegs wäre, ohne dass ich weiß, wo er ist, würde nicht in mein Leben passen. Andererseits habe ich auch nicht den Eindruck, dass Bonnie es auf eine Langzeitinvestition abgesehen hat. Vielleicht eher auf so etwas wie eine Mikrotransaktion.
»Ich meine ja nur.« Bonnie zwinkert. »Du kannst mir vertrauen. Ich würde nie eine Mitbewohnerin verpfeifen, falls sie sich nebenher ein wenig vergnügen will.«
»Das weiß ich zu schätzen, aber ich bin zufrieden. Pres und ich sind uns treu.« Ich hätte das Ganze mit der Fernbeziehung nicht gemacht, wenn ich mir nicht ziemlich sicher gewesen wäre, dass wir treu sein können. Und nun, wo wir beide am Garnet sind, wäre Fremdgehen noch abwegiger.