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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, Note: 1,6, , Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel dieser Erarbeitung ist anhand einer biblisch theologische Untersuchung das Fundament eines christlichen Exorzismus ersichtlich werden zu lassen und weitere Beziehungsfelder, die damit in Verbindung stehen zu beleuchten. Damit eine aussagekräftige Grundlage zum biblischen Umgang mit dämonischen Mächten und Besessenen erarbeitet werden kann, ist es notwendig eine ausreichende Anzahl von NT-Exorzismusberichten und weitere Aussagen dazu zu untersuchen und in Beziehung zueinander zu setzen. Dies ermöglicht uns dann auf die heutige Praxis hinzuweisen und diese ein Stück weit zu beurteilen. Die Betrachtung der Lukanischen Werke eignet sich dazu insbesondere, da diese den Exorzismus nicht nur auf die Zeit Jesu beschränken, sondern auch die Praxis dessen in der frühchristlichen Gemeinde zeigen.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Untersuchungen zum Begriff dai,mwn
2.1 Etymologie
2.2 Vorkommen und Bedeutung im NT
2.2.1 pneu/ma avka,qarton und pneu/ma ponhro,n
2.2.2 a;ggeloj tou/ diabo,lou
3 Dämonologie in der Antike
3.1 Die griechisch-römische Antike
3.2 Altes Testament
3.3 Das Judentum
4 Die Lukanischen Werke
4.1 Zur Anthropologie
4.2 Exorzismus im Lukasevangelium
4.2.1 Ausführliche Heilungsberichte einzelner Personen
4.2.1.3.2 Beschreibung des Besessenen
4.2.2 Zusammenfassung und theologischer Ertrag
4.2.3 Kurze Heilungsberichte
4.2.4 Zusammenfassung und theologischer Ertrag
4.2.5 Weitere Stellen in diesem Zusammenhang
4.2.6 Zusammenfassung und theologischer Ertrag
4.3 Exorzismus in der Apostelgeschichte
4.3.1 Die einzelnen Heilungsberichte
4.3.2 Weitere Stellen in diesem Zusammenhang
4.3.3 Zusammenfassung und theologischer Ertrag aus der Apostelgeschichte
4.4 Schlussbemerkung
5 Schlussteil: Neutestamentlicher Exorzismus und die heutige Praxis
5.1 Exorzismus im Namen Jesu
5.2 Außerchristlicher Exorzismus
5.3 Die Frage der Vollmacht
5.4 Dämonische Einflüsse
5.4.1 Ursprung
5.4.2 Erscheinungsformen und Intensitäten
5.5 Richtlinien für einen biblischen Exorzismus
5.6 Krankenheilung und Exorzismus
5.7 Schluss
6 Literaturverzeichnis
6.1 Bibel
6.2 Kommentare
6.3 Allgemeine Hilfsmittel
6.4 Artikel aus Lexika und Nachschlagewerke
6.5 Sonstige Literatur
6.6 Audio Medien
7 Anhang
7.1 Interview mit Pastor Jakob Neufeld
7.2 Interwiew mit Michael Maslowski
7.3 Kennzeichen einer Besessenheit
Das Thema Exorzismus stieß sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart immer wieder auf breites Interesse. Heute greift es zum Teil auch in die Öffentlichkeit und Politik hinein[1].
Ich persönlich bin erst vor einigen Jahren durch einige christliche Lehrvorträge während eines Wochenendseminars mit dem Thema Exorzismus in Berührung gekommen. Damals waren mir die vielen Anschauungen darüber noch fremd, so auch die, die in diesen Vorträgen vermittelt wurden[2]. Durch die Lehrvorträge entstand bei mir eine leichte Unsicherheit mit der Frage: Ist wirklich hinter jeder Sünde und Krankheit ein Dämon, den ich im Falle eines Falles nun bekämpfen muss? Über die Jahre hinweg musste ich feststellen, dass dieses Thema in meinem Umkreis, aber auch darüber hinaus nie an Aktualität verloren hat. Da ich von meiner Seite die Dringlichkeit spürte, darüber Klarheit zu bekommen, wollte ich mich diesem Thema im Rahmen der Abschlussarbeit widmen.
Das Thema Exorzismus kann auf einzelne Teilbereiche und Fragestellungen reduziert werden. Ich habe mich ganz gezielt für eine breit gefächerte Form der Untersuchung entschieden. Das Ziel meiner Erarbeitung ist zum einen das Fundament oder den Rahmen eines christlichen Exorzismus ersichtlich werden zu lassen und zum anderen die damit in Verbindung stehenden Beziehungsfelder zu beleuchten und von diesem Standpunkt aus zu beurteilen. Ist diese Wegstrecke gegangen, so wird es möglich sein darüber hinaus auf die heutige Praxis hinzuweisen und diese ein Stück weit zu beurteilen.
Um diese Zielsetzung kristallisieren sich dann die verschiedenen Aufgabenbereiche. Die Hauptaufgabe besteht darin, eine ausreichende Anzahl von NT-Exorzismusberichte zu untersuchen, damit eine aussagekräftige Grundlage zum biblischen Umgang mit dämonischen Mächten und Besessenen erarbeitet werden kann. Als nächstes müssen dann weitere Aussagen, die mit diesem Thema in Verbindung stehen oder gebracht werden könnten, untersucht und in Beziehung zueinander gesetzt werden.
Für meine Untersuchung eignet sich insbesondere die Betrachtung der Lukanischen Werke, da diese den Exorzismus nicht nur auf die Zeit Jesu beschränken, sondern auch die Praxis dessen in der frühchristlichen Gemeinde zeigen[3].
Zur Eröffnung der Untersuchung seien hier zwei Definitionen vom christlichen Exorzismus genannt. Mitchel fasst den christlichen Exorzismus zunächst wie folgt zusammen:
„Im christl.- liturgischen Gebrauch ist Exorzismus ein Ritus, der den Namen Gottes im Gebet anruft mit dem Ziel, eine Person, ein Tier, einen Ort oder eine Sache aus der Gewalt des Bösen (personifiziert als Satan oder Teufel) zu befreien.“[4]
Eine etwas andere Definition bietet uns hier Rodewyk:
„Exorzismus, ursprünglichevpopki,zeinevxopki,zein
Seien wir gespannt, welcher Definition von Exorzismus wir am Ende unserer Erarbeitung näher stehen und wie wir diese eigens verstehen und zu formulieren wissen.
Die Etymologie von dai,mwn ist nicht sicher. Es könnte hierbei der Stamm dai, von dai,omai, was „teilen, verteilen“ bedeutet, zugrunde liegen. Welchen Sinn das Wort dabei hat, bleibt verschlossen: Zum einem könnte dai,mwn als Zuteiler von Gutem und Bösem verstanden worden sein. Nimmt man jedoch eine animistische Grundlage an, so ist damit wohl der Totengott als Zerteiler der Leichen bezeichnet worden. Der Begriff kann auch eine Urverbindung zum englischen Begriff time, das „übermenschliche Macht, Gott, Göttin, Geschick“, also den „Dämon“ bezeichnet, aufweisen[8].
Der Begriff ist spätestens seit Homer (8. Jh. v. Chr., griech. Ependichter)[9] belegt. Welchen Sinn er dabei ausfüllte, ist heute umstritten. Mit qeo,j konnte er die Persönlichkeit eines Gottes bezeichnen und mit dai,mwn dessen Macht und Wirkung, die im Leben und der Natur hervortreten kann oder, wenn dieser damit dem Menschen gegenübertrat.
Wenn man die uns älteste erkennbare Zeit dazu betrachtet, so wird ersichtlich, dass dai,mwn etwas Unfassbareres bezeichnet als qeo,j) Dementsprechend bemerkt Foerster: „Sein gesamter Sprachgebrauch lässt sich dahin zusammenfassen, dass dai,mwn eine übermenschliche Macht bezeichnet.“[10]
Im NT begegnet uns das Substantiv dai,mwn nur in Mt 8,31. Ansonsten wird 63x daimo,nion als substantiviertes Neutrum des Adjektivs daimo,nioj gebraucht. Davon finden wir die meisten Belege in den Evangelien (53x) und das überwiegend in Verbindung mit den Heilungen Jesu: Mt (11x), Mk (13x), Lk (23), Jh (6x). Die restlichen 10 Belege sind auf Apg (1x), 1 Kor (4x), 1 Tim (1x), Jk (1x) und Off (3x) verteilt. Der innertextliche Vergleich führt uns dazu, pneu/ma (bes. pneu/ma avka,qarton und pneu/ma ponhro,n) und a;ggeloj (tou/ diabo,lou) als Synonyme für dai,mwn anzusehen[11].
Bauer übersetzt dai,mwn und daimo,nion mit „Dämon“ oder „böse Geist“[12], wobei daimo,nion außer den „selbstständigen Zwischenwesen und Geistern“ auch die „Götter“ (vgl. Apg 17,18) bezeichnen kann[13].
Um das Innewohnen von Dämonen oder ein „Besessensein“ auszudrücken, gebraucht das NT dazu verschiedene Wendungen. Die wichtigsten seien hier genannt. So begegnet uns im NT insgesamt an 13 Stellen, und dies ausschließlich in den vier Evangelien[14], das Partizip daimoni,zomai, welches Bauer und Böcher mit „von einem Dämon besessen sein“ wiedergeben[15]. Vergleicht man Jh 10,20 und 10,21 miteinander, so wird deutlich, dass Begrifflichkeiten wie daimoni,zesqai und daimo,nion e;cein praktisch dasselbe meinen und daher identisch sind. In Mt 15,22 treffen wir weiterhin auf kakw,j daimoni,zetai, was Bauer mit: „wird von einem Dämon übel geplagt“ übersetzt. Ansonsten wird an anderen Stellen nur das Partizip Präsens daimonizo,menoj[16] oder der Aorist daimonisqeij[17] gebraucht, den Böcher mit der Bedeutung „der Besessene“ bzw. „besessen“ wiedergibt[18].
Hierbei wird ansatzweise deutlich, so wie es auch die folgende Untersuchung stellenweise aufzeigen wird, dass diese Begriffe in ihrer Bedeutung praktisch identisch sind und den (gleichen) Sachverhalt einer offensichtlichen Besessenheit beschreiben.
Das Substantiv pneu/ma ist von pne,w (= wehen, blasen, etc.) abgeleitet und bezeichnet zunächst einfach nur die elementare Natur und Lebenskraft: „Wind, Hauch, Atem“. In diesem Sinne kommt es im NT, von dem insgesamt 379x Vorkommen, nur 3x vor. Im Weiteren kann es aber auch den Geist als Teil des Menschen meinen oder auch die geistige Haltung und Gesinnung etc.
Die neutestamentliche Bezeichnung pneu/ma avka,qarton oder pneu/ma ponhro,n kommt im NT ca. 38x vor und ist auf die jüdische Verwendung des Begriffs pneu/ma zurückzuführen. Dort wurde ruah bzw. pneu/ma oft als Terminus für überirdische Wesen, sowohl die Guten als auch die Bösen, benutzt[19]. In diesem Sinne sieht auch Bauer an dieser Stelle pneu/ma „das als Persönlichkeit selbstständige Geistwesen, im Gegensatz zu den Wesen, die sinnlich fassbar sind“[20].
Das Beiwort avka,qartoj kommt im NT insgesamt 32x vor und ist laut Bauer mit „unrein, schmutzig“ wiederzugeben. Ursprünglich wurde der Begriff im Kultischen gebraucht und beschrieb, was mit der Gottheit nicht in Berührung gebracht werden durfte, weil es als unrein galt[21]. Mit der Bezeichnung pneu/ma avka,qarton wird dementsprechend wortwörtlich ausgedrückt, dass es sich um ein Individuum handelt, dass in seiner Wesensart mit Gott unvereinbar und ihm entgegengerichtet ist.
ponhro,n ist, so Kretzer, vom Substantiv po,noj (= Anstrengung, Not, Drangsal, Krankheit) und von den Verben pone,w (= arbeiten, sich anstrengen; Schmerz bereiten, Schmerz empfinden) und pe,nomai (= sich anstrengen, abmühen) abzuleiten[22]. Im NT ist es 78x bezeugt und in unserem Fall am besten mit „schlecht, böse, lasterhaft, verkommen“ zu übersetzen[23].
Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass pneu/ma avka,qarton oder pneu/ma ponhro,n gemäß dem neutestamentlichen Sprachgebrauch gleichbedeutend ist mit dai,mwn.
a;ggeloj ist im NT ca. 175x zu finden und trägt laut Bauer die Bedeutung „Bote“[25]. In menschlichen Verhältnissen ist a;ggeloj der Gesandte, der anstelle dessen redet und handelt, der ihn sendet. Davon ist im NT nur vereinzelt die Rede.
Die meisten neutestamentlichen Belege werden für den (himmlischen) Boten Gottes gebraucht und das hauptsächlich in den Evangelien (51x) und der Offenbarung (67x). Laut Broer ist der neutestamentliche Sprachgebrauch des a;ggeloj auf das AT und die zwischentestamentliche Literatur zurückzuführen[26]. a;ggeloj tou/ diabo,lou ordnet Bauer der Kategorie „böse Geister“ zu[27]. Auf Aussagen über böse (gefallene) Engel, dämonische Mächte und Gewalten treffen wir hauptsächlich erst in den paulinischen Schriften[28]. Daher erfährt der Begriff a;ggeloj tou/ diabo,lou in unserer Untersuchung nur eine untergeordnete Stellung.
Die griechisch-römische Antike war von der Existenz und erfahrbaren Wirksamkeit von Dämonen und Geistern überzeugt[31]: „Götter, Geister und Dämonen galten als reale Wirkmächte, die den Weltverlauf im Allgemeinen, sowie das Leben von Gesellschaften und Individuen im Besonderen nicht nur beeinflussten, sondern wesentlich bestimmten“[32].
Dabei liegt ihnen die Anschauungswelt des Animismus zugrunde. Dämonen wurden als selbstständige Geistwesen zwischen Göttern und Menschen gesehen, die Kinder von Göttern (somit eine Art von Göttern), Geister von Verstorbenen[33] oder Gespenster sein konnten. Sie besitzen die Fähigkeit zur Annahme allerlei Gestalten[34]. Ihr bevorzugter Aufenthaltsort ist am Rande oder außerhalb der menschlichen Zivilisation, wie z.B. Einöden, Ruinen, Wüstungen und Friedhöfe.
Oft wurden zwischen Dämonen und Göttern wenig Unterschiede gesehen und die Begriffe synonym gebraucht. Bei der Beobachtung im Umgang der Antike mit diesen Überwesen stellt Prüm fest: „Man hält sie meist für weder gut noch ausgeprägt schlecht, sondern eher für launisch; infolgedessen, müssen sie sehr klug behandelt werden“[35].
Zeitweise nahmen die Dämonen in ihrer Funktion auch eine Art Kommunikationsorgan zwischen den Göttern und Menschen ein: „Dämonen teilen den Menschen ein göttlich vorbestimmten Los zu, welches in den gewohnten Lebenslauf einbricht und vornehmlich als katastrophal erlebt wird“[36].
Um die Zeitwende sah man sie dann von den Göttern abgekoppelt und als selbstständige und Unheil bringende böse Geister. Man konnte sie anrufen oder dazu zwingen, einem die verschiedensten Bitten zu erfüllen: Dem Feind Krankheit und Tod zu bringen, den Acker eines anderen unfruchtbar zu machen, geliebte Menschen zur Gegenliebe zu zwingen, etc. Man musste nur die richtigen Riten und Formeln gebrauchen. Aus diesem Grund wurden Unglück, Not, Krankheit, Besessenheit, aber auch Naturkatastrophen als Einwirkungen der Dämonen verstanden[37]. Überall sah man Gefahren. Ungewissheit und Angst beherrschten folglich das Alltagsleben. Zauberei und Magie waren die Abwehrmittel, mit denen man versuchte der Besessenheit und dem bösen Einfluss der Dämonen zu entgehen.
Im Alten Testament spielen die Dämonen eine untergeordnete Rolle, da fast alles auf Gott zurückgeführt wird: Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit[39]. Ein Exorzismus im eigentlichen Sinne wird nirgends geschildert[40], jedoch ist hier die Existenz und Wirksamkeit Satans und seiner Dämonen eine fortwährende Realität. Satan und böse Geister begegnen uns im Alten Testament als Gott untergeordnet und derer sich Gott im Umgang mit Menschen bedienen kann[41]. Es wird aber auch die allgemeine Wirksamkeit der Dämonen erwähnt. So begegnen uns oft bildsprachlich sowohl Dämonengruppen[42] als auch Einzeldämonen[43].
Der Israelit hatte sich vor allem vor Totenbeschwörung[44], Opfer an böse Geister[45] und jeglicher anderer Magie zu enthalten, da darauf nach dem mosaischen Gesetz die Todesstrafe verhängt wurde. Die einzige Macht, an die er sich wenden durfte, war Jahwe und zwischen ihm und dem Menschen vermitteln nicht Dämonen, sondern seine Engel. Dass die Israeliten sich dem oft widersetzten und in okkulte Praktiken verfielen, zeigen uns mannigfache Stellen im Alten Testament[46].
Die Septuaginta führt für die bösen Geister und deren Bezeichnungen einfach den Begriff dai,mwn (1x in Jes 65,11) bzw. daimo,nion (19x)[47] ein. Demnach sind nach der Septuaginta die von Heiden angebeteten Götzen in Wirklichkeit Dämonen (Ps 96,5): „Alle Götter der Völker sind daimo,nia“[48].
Im Judentum wird der Dämonenglauben besonders nach dem babylonischen Exil und der nachalttestamentlichen Zeit entfaltet. Die Lehren wurden aus dem Alten Testament, den Pseudoepigraphen und dem ausländischen Kontext bezogen, mit dem die Juden in Berührung kamen[50].
Über den Ursprung der Dämonen gab es mehrere Theorien[51]. Sie sind Geister mit körperlichen Organen[52] und erfüllen wegen ihrer unendlichen Zahl die Welt. Ihr Anführer ist Aschmedai, dem weitere Unterführer mit ihren kleineren Sippen untergeordnet sind[53]. Sie erscheinen meist unsichtbar, können aber auch in menschlicher oder anderer Gestalt sichtbar hervortreten[54]. Der Aufenthaltsort ist die Erde und die Luft. In den Tagen des Enosch, als die Menschen mit dem Götzendienst begannen, erhielten sie das erste Mal Macht über den Menschen (Gen 4,26). Schmutzige Gegenden, Wüsten, Ruinen, Friedhöfe, Wasser, Bäume, etc. bevorzugen sie und sind insbesondere nachts aktiv[55]. Trotz der Zugehörigkeit Satans sind sie Gott untergeordnet und können in seinen Diensten stehen, indem sie über Sünder Strafen vollstrecken. Sie können Tod, Krankheiten, Plagen und Schädigungen jeglicher Art hervorrufen, wobei ihr Hauptziel darin besteht, den Menschen von Gott abzubringen und zur Sünde zu verleiten. Aus diesem Grund werden Kranke (nicht alle) und Besessene durch Austreiben der Krankheitsdämonen geheilt und Reinigung als eine Art Exorzismus verstanden.
Zur Zeit der Vollendung der Stiftshütte und in den Tagen Salomos wurde den Dämonen vorübergehend die Macht genommen. Doch endgültig gebrochen wird sie erst mit dem Kommen des Messias. Bis dahin schützt man sich jedoch durch Gebotserfüllung, Torastudium und Gebet, aber auch durch verschiedene Verhaltensregeln, magische Mittel, Zaubersprüche und Amulette, die besonders bei Frauen, Kinder und Tiere wirken sollen[56]. Macht über Dämonen wird insbesondere Salomo und den Psalmen Davids zugeschrieben[57].
Exerzitien werden im antiken Judentum breit bezeugt und zeigen, dass Juden oft als gefragte Exorzisten auftraten.
Neben dieser großen Gruppe von Menschen treffen wir auch auf eine Minderheit im Judentum, die den Glauben an alles Jenseitige verwarf. Deren Einfluss ist jedoch vom Gesamtbild her gesehen relativ klein.