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Auch nach der Lektüre von Extrem 1, dem Erfolgsbuch von Christoph Brandhurst, sind noch längst nicht alle Sexpraktiken jenseits der Missionarsstellung erkundet. Der Autor hat wieder 23 Frauen, Männer und Paare interviewt, die von ihren besonderen Neigungen erzählten. Für Extrem! 2 lüfteten sie ihre Geheimnisse und verrieten ihre Leidenschaften. Sie sprachen darüber, was ihnen einen besonderen sexuellen Kick bereitet und wie sie ihre Träume und Fantasien ausleben. Auch Extrem! 2 ist ein spannendes Lesebuch. Und wie sein Vorgänger ist es auch ein wichtiger Ratgeber. Das Buch eröffnet dem Leser neue Perspektiven und bietet Möglichkeiten, dem eigenen Leben und der eigenen Lust einen zusätzlichen Kick zu verpassen. Alles ist erlaubt. 'Eine solche Stoffsammlung lässt sich auch in einem Satz zusammenfassen: Authentische Dokumente vom Eros-Deutschland privat jenseits der gutbürgerlichen Fassade!' Marquis
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Seitenzahl: 328
Christoph Brandhurst
Die in diesem Buch beschriebenen oder gezeigten Praktiken sind keine Empfehlungen. Jeder sollte selbst über die Leidenschaften entscheiden, die er hat. Eine Haftung des Autors, des Verlags oder seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Vorwort
Nach dem Erscheinen von Extrem! 1 erhielt ich einen Brief von einem Doktor der Physik, der sich über eine Bemerkung in meiner Einführung erregte. Darin hatte ich geschrieben: »Biologie und Physik haben alles erklärt und erforscht, die Geographie jeden Fleck der Erde entmystifiziert, und das Fernsehen zeigt uns täglich, was beim Nachbarn unter der Bettdecke passiert: Wenn wir ehrlich sind: nichts wirklich Aufregendes.«
Letzteres sei vielleicht korrekt, räumt der Wissenschaftler ein, die erste Behauptung jedoch sei völlig falsch und zeuge von meiner Unwissenheit; denn nichts sei wirklich erklärt und erforscht. Genaugenommen stehe die Menschheit heute dank der Technik, die immer mehr sichtbar mache, vor größeren Rätseln als jemals zuvor. Es folgt eine längere Abhandlung über die Untiefen der Physik – und ich ließ mich bereitwillig aufklären. Der Doktor hat sicherlich Recht; viele wahrlich interessante Fragen aus dem Bereich der Biologie und der Physik sind noch heute offen. Zwar steigt die Technisierung des Alltags rapide an und suggeriert ein tiefes Verständnis und eine ebensolche Kontrolle der Natur, doch die Realität sieht anders aus. Nach wie vor gibt es viele ungelöste (fundamentale) Rätsel und entzieht sich die Natur einer vollständigen Beobachtung. Zugegeben, meine Einführung war leicht überzogen, vielleicht sogar etwas polemisch. Doch was schadet das?
Denn es ist doch die Aufklärung in letzterem Bereich, die mir am Herzen liegt: Die Tatsache, dass Menschen, die Erotik jenseits des »Herkömmlichen« leben, nach wie vor als »anders«, »abartig« oder »pervers« diskreditiert werden, ohne dass hinterfragt wird, warum und wie sie so ticken, verlangt danach, erklärt zu werden. Heutzutage sind die verschiedenartigsten sexuellen Neigungen zwar wohlbekannt, doch immer noch mit Vorurteilen behaftet. Es mangelt noch immer an Verständnis. Und wenn es nur gelingt, sich durch Polemik Gehör zu verschaffen, dann soll es so sein.
23 Gesprächspartner erzählten in Extrem! 1 ausführlich und mitunter sehr intim über ihre Neigungen, ihre Beweggründe, ihre Lebensgeschichten. Einige Berichte waren schlicht, einfach fürs Gemüt. Andere, exhibitionistisch und hart, verlangten Standfestigkeit vom Leser. Mehr als einmal habe ich mich gefragt: »Kann ich das überhaupt schreiben? Will das wirklich jemand lesen?« Man kann. Und man will, wie die Reaktion der Leser zeigt. Das Forum der deutschen SM-Szene, Lustschmerz, befand: »Gut ist auf jeden Fall die Normalität, dass Bücher dieser Art geschrieben werden, Einzug in deutschen Buchhandlungen halten und ein Verlag wie Schwarzkopf & Schwarzkopf eine Schneise für Veröffentlichungen über den Tellerrand schlägt.«
Sowohl der Verlag als auch ich waren überrascht, wie viele Leser sich für Extrem! 1 begeistern konnten. Natürlich, das Thema SM wird von den Medien inzwischen weit offener gehandhabt als noch vor 20 Jahren. Jede Erotiksendung hat schon mindestens einmal über Peitschen, Andreaskreuze und Dominas berichtet und auch in Boulevardsendungen gehören Lack und Leder längst zum alltäglichen Geschehen. Oft jedoch bleiben die Beiträge recht plakativ und oberflächlich und tragen somit wenig dazu bei, Verständnis und Toleranz zu erzeugen. Offenkundig besteht noch ein großer Bedarf an Büchern wie Extrem!
Und genau das ist der Grund, warum Sie jetzt Extrem! 2 in den Händen halten. Denn wer glaubt, dass mit dem ersten Band bereits alles gesagt sei, der irrt. Die Möglichkeiten sexueller Lust und Leidenschaft sind noch viel mannigfaltiger. Noch mehr Frauen, Männer und Paare berichten freimütig über ihre geheimen Neigungen, wie sie sie entdeckt haben, wie sie lernten, damit umzugehen und wie sie heute dazu stehen.
Christoph Brandhurst
Swingen. (Jargon) a) von Zeit zu Zeit statt mit dem eigenen Partner mit einem anderen geschlechtlich verkehren; b) Gruppensex betreiben.
Duden. Fremdwörterbuch
Alexandra: Wir haben uns vor 16 Jahren kennengelernt, bei einem Volkslauf. Verheiratet sind wir seit neun Jahren.
André: Es waren die gleichen Interessen ...
Alexandra: ... in Bezug auf den Sport ...
André: ... die uns zueinander brachten. Außerdem die humorvolle Art des jeweils anderen; besonders faszinierte mich ihre selbstbewusste Ausstrahlung und Zielstrebigkeit.
Alexandra: An ihm gefiel mir besonders seine Unbekümmertheit. Das kommt nicht von ungefähr. Er ist ja sechs Jahre jünger als ich.
André: Natürlich spielte Sex bei uns auch eine sehr große Rolle.
Alexandra: Ja, es hatte einen sehr großen Stellenwert. Wir waren ja noch jung ...
André: Interessanterweise gab es bei uns dann nicht die typische Entwicklung, wie sie in anderen Beziehungen üblich ist, so etwas wie: anfangs schüchterne Verschmustheit, dann wilde Leidenschaft, am Ende tote Hose ...
Alexandra: Klar, dass die anfängliche Ekstase nachließ, aber bis heute wechseln sich Phasen, in denen wir schmusen, mit denen ab, in denen wir wild übereinander herfallen. So richtig tote Hose über einen längeren Zeitraum ist bei uns eigentlich noch nicht vorgekommen, höchstens mal ein paar Tage, oder wenn es aus nachvollziehbaren Gründen nicht ging.
André: Vor acht Jahren sind wir zum ersten Mal in einem Swingerclub gelandet.
Alexandra: Der eigentliche Grund, weswegen wir in den Swingerclub gingen, tja, das war Neugierde. Wir sind eher durch Zufall auf solche Clubs gestoßen, durch so ein Anzeigenblatt, in dem auch Werbeanzeigen für Swingerclubs abgedruckt waren.
André: Wir fanden die Vorstellung, sich so etwas doch mal anzusehen, sehr spannend.
Alexandra: So genau wissen wir nicht mehr, wer von uns beiden derjenige war, der den Vorschlag gemacht hat, doch mal selbst einen Swingerclub zu besuchen.
André: Aber es war wohl Alexandra, die das Thema immer mal wieder zur Sprache brachte.
Alexandra: Und André reagierte nicht ablehnend. Aber trotzdem sind uns erst einmal viele Gedanken durch den Kopf gegangen. Meist fragten wir uns, was uns denn wohl dort in so einem Swingerclub erwarten würde.
André: Wir haben viel darüber gesprochen und diskutiert.
Alexandra: Von der ersten Idee bis zur »Tat« hat es bestimmt fast zwei Jahre gedauert. Diskutiert haben wir tatsächlich viel. Wir machten uns Gedanken und sehr viele Phantasien. Aber die Neugierde siegte dann irgendwann. Ja, Neugierde, das war eigentlich das wichtigste Argument für einen Besuch im Swingerclub.
André: Und natürlich haben wir uns für unseren ersten Besuch Regeln aufgestellt.
Alexandra: Eigentlich nur eine einzige Regel. Die Regel war, sich alles nur anzusehen. Der Gedanke, etwas mit anderen Personen zu machen, stand am Anfang gar nicht zur Debatte. Und wir wollten das auch überhaupt nicht.
André: Wir informierten uns über einige Clubs. Damals noch nicht übers Internet, sondern ausschließlich über Zeitschriften. Der erste Club, den wir besuchten, war ein Swingerclub mit Herrenüberschuss. Dass es auch Pärchenclubs gibt, wussten wir damals noch nicht. In einen Paareclub nämlich kommen keine Solopersonen rein, zumindest keine einzelnen Herren. Bei Damen wird schon mal gelegentlich eine Ausnahme gemacht, aber das wird von Club zu Club unterschiedlich gehändelt.
Alexandra: Unsere Wahl fiel deshalb auf diesen Club, weil er von der Entfernung her ideal für uns erschien. Allzu weit fahren wollten wir damals noch nicht. Heute schauen wir, wenn wir in einen Club gehen, auch auf andere Sachen, die passen sollten. Da spielt die Entfernung keine allzu große Rolle mehr.
André: Nun, unser erster Abend in einem Swingerclub war insgesamt recht positiv.
Alexandra: Wenn es auch sehr gewöhnungsbedürftig war, sich nackt vor anderen zu zeigen, anderen beim Sex zuzusehen oder zu wissen, dass andere einem selbst dabei zusehen. Insgesamt aber waren die Leute alle sehr zurückhaltend und nicht aufdringlich.
André: Nicht so toll waren lediglich die vielen einzelnen Herren, die sich zwar zurückhielten, aber am Gucken konnte man sie ja nicht hindern ... Das hat mich anfangs doch etwas gestört.
Alexandra: Wir haben aber auch automatisch die schützende Nähe zueinander gesucht. Wir blieben den ganzen Abend beieinander, das war in gewisser Weise auch von Anfang an klar. Alleine wären wir uns ziemlich verlassen vorgekommen. Ohne den anderen hätten wir uns nicht wohl gefühlt.
André: Der Partner gab natürlich eine gewisse Sicherheit in so einer unbekannten Situation. Aber enttäuschend war der Abend eigentlich nicht.
Alexandra: Im Gegenteil, wir hatten auf jeden Fall guten Sex zusammen.
André: Unser erster Clubbesuch hatte allerdings, wie fast alle anderen heute auch noch, einige »Nachwehen«, als wir wieder daheim waren. Wir waren von den ganzen Eindrücken und dem Erlebten noch so erregt, dass sich das noch lange auf unseren Sex auswirkte. Vor allem gab es – und gibt es immer wieder – neuen Gesprächsstoff, über das Erlebte, positive wie auch negative Eindrücke.
Alexandra: Es war uns eigentlich schon klar, dass wir nicht zum letzten Mal in einem Club dieser Art waren. Wir fanden die vielen Situationen sehr spannend und erregend. Und wir hatten ja noch so vieles, was wir vielleicht auch mal ausprobieren wollten, irgendwann in einem dieser Clubs ...
André: Wie lange es schlussendlich dauerte, bis wir zum zweiten Mal in einen Club fuhren, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
Alexandra: Aber so ein paar Wochen werden es wohl gewesen sein. Die Erlebnisse vom ersten Mal mussten erst einmal sacken und verarbeitet werden.
André: Heute gehen wir regelmäßig in einen Swingerclub, meist an Wochenenden. Dabei suchen wir immer verschiedene Clubs aus. Anlässe dazu gibt es natürlich auch, ständig neue, besondere Mottopartys oder Geburtstage, die man dort feiert.
Alexandra: Ja, ein Clubbesuch ist äußerst faszinierend. Was uns daran fasziniert? Jeder Besuch ist ein neues Erlebnis. Nichts ist so, wie man es vorher erlebt hat. Jeder Besuch ist anders.
André: Natürlich haben wir auch Kontakte zu anderen Paaren in den Clubs geschlossen.
Alexandra: Aber keine Paare, mit denen wir uns außerhalb der Clubs zu sexuellen Vergnügungen treffen.
André: Das ist eine goldene Swingerregel, die uns ein erfahrenes Paar mit auf den Weg gab: Im Club ist alles möglich, außerhalb tabu!
Alexandra: Zudem gefällt uns Swingen im privaten Rahmen auch nicht wirklich. Ein Schlafzimmer kann eben die Atmosphäre und Stimmung eines Clubs nicht ersetzen.
André: Und Freundschaften über die berühmte Bettkante hinaus funktionieren sowieso nicht. Da käme vielleicht der Faktor Eifersucht zu sehr ins Spiel, wenn man sich auf privater Ebene zu gut verstehen würde.
Alexandra: Obwohl sich unsere Regeln mit der Zeit schon verschoben haben.
André: Auf jeden Fall. Wobei es an so einem Clubabend viel auf die Situation und die persönliche Stimmung ankommt. Grundsätzlich heißt aber »Nein« auch »Nein«. Und das hat jeder von uns beiden zu akzeptieren. Sonst klappt es nicht mit dem Swingen und es würde unnötigen Streit und Stress geben.
Alexandra: Natürlich muss man beim Swingen Sex und Liebe ganz klar trennen, sonst könnte das fatale Folgen haben. Es ist ja auch nicht Sinn der Sache, sich anderweitig zu verlieben.
André: Von daher können wir nur sagen, dass unsere Gefühle füreinander noch immer dieselben sind wie vor der Swingerei.
Alexandra: Aber wo gibt es schon eine hundertprozentige Treuegarantie?
André: Es gibt ja Leute, die behaupten, ein Swingerclub wäre ein organisierter Seitensprung ...
Alexandra: O ja, um auf den »organisierten Seitensprung« zu kommen! Ein Seitensprung ist für uns etwas, was heimlich hinter dem Rücken des Partners passiert. Das heißt: Man betrügt ihn.
André: Da wir aber nie alleine etwas unternehmen, sondern immer nur als Paar unterwegs sind, betrügen wir nicht.
Alexandra: Mal ehrlich: Welcher Mann, welche Frau hat nicht schon mal davon geträumt, fremde Haut zu spüren oder mehr?
André: Genau. Und bevor ein Partner seine Phantasien heimlich woanders verwirklicht, kann man sie doch besser gemeinsam ausleben.
Alexandra: Und wie schon gesagt: Wenn jemand etwas nicht möchte, dann gilt das für beide.
André: Und wir reden daher auch nicht von Seitensprung, wenn wir im Swingerclub sind. Weil es für uns kein Seitensprung ist.
Alexandra: Das Schlimme an einem echten Seitensprung wäre auch nicht der eigentliche Sex, sondern der Vertrauensbruch. Es schmerzt bestimmt mehr, wenn man sich des Partners nicht mehr wirklich sicher sein kann.
André: Aber in einer Beziehung wie der unsrigen hat es eigentlich keiner von uns beiden nötig, aus rein sexuellen Motiven fremdzugehen. Dahinter würde dann wahrscheinlich mehr stecken. Und das wäre schlimmer.
Alexandra: Verzeihen würden wir uns das sicherlich ...
André: ... das ist auch schon mal passiert ...
Alexanra: ... aber dran zu knacken hätten wir schon. Sollte man es daher beichten? Sollte man das? Eigentlich nicht, solange es keine richtige Affäre ist. Was der andere nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Und wir sind doch alle nur Menschen.
André: Genau. Und deswegen gehen wir noch heute immer wieder gerne in einen Swingerclub.
Alexandra: Wo wir schon sehr viel Interessantes erlebt haben.
André: Von einem schönsten oder aufregendsten Erlebnis kann ich allerdings nur schwer reden, da wir mittlerweile so viel unterwegs waren. Jeder Abend verläuft anders.
Alexandra: Ich würde eher behaupten: Jeder Abend ist ein ganz neues, eigenes Erlebnis. Ein absolutes Highlight lässt sich deshalb schwer festmachen.
André: Toll ist, wenn es mit den Leuten, zu denen wir intimen Kontakt hatten, einfach gut passt und wir uns toll verstehen.
Alexandra: Abende mit einem Bi-Herren gehören zu den besonderen Ereignissen. Und André findet es natürlich immer sehr aufregend, wenn ich mit einer Frau etwas mache ...
André: Schlimm dagegen war, wenn wir beide uns während eines Swinger-Abends nicht mehr verstanden haben. Oder der eine gerne etwas machen, zum Beispiel mit bestimmten Leuten auf die Matte gehen wollte – und der andere nicht, weil es vielleicht von der Sympathie oder der Optik her nicht gepasst hat.
Alexandra: Sehr unschön sind natürlich auch Streitigkeiten zwischen anderen Paaren, die sich im Club in aller Öffentlichkeit in die Haare kriegen.
André: Ansonsten waren andere kleine Unannehmlichkeiten nicht wirklich schlimm. Wie gesagt, jeder Abend verläuft anders.
Alexandra: Und was wir im Club nicht erleben wollen?
André: Schwierige Frage ...
Alexandra: Ganz sicher Gewalt oder brutale Übergriffe.
André: Oder dass sich ein Partner über sämtliche gemeinsame Spielregeln hinwegsetzt und möglicherweise alleine losgeht.
Alexandra: Das ist auch etwas, was wir anderen Paaren raten. Sie sollten sich im Vorfeld nicht nur über den Club ihrer Wahl gut informieren; viele glauben, damit wäre alles schon geregelt.
André: Viel wichtiger sind gemeinsame Spielregeln ...
Alexandra: Und das Vertrauen zum Partner!
André: ... und die Bereitschaft, sich auch daran zu halten. Vertrauen ist sehr wichtig, vor allem wenn man im privaten Leben ein Paar ist und Gefühle im Spiel sind. Bei allen anderen, den so genannten »Fickgemeinschaften«, die sich nur zum Poppen im Club verabreden, spielt das sicher eine wesentlich geringere Rolle.
Alexandra: Natürlich müssen beide Partner einen Besuch im Swingerclub wollen. Ein überredeter Partner ist keine gute Idee und führt ganz bestimmt nur zu Frust, Ärger und Streit.
André: Solche Paare haben wir in den Clubs auch schon erlebt. Unschöne Szenen.
Wir beide sind fast 30 Jahre verheiratet, das ist eine verdammt lange Zeit, das trifft man heutzutage nur noch selten. Solche Paare sterben wirklich aus. Ernsthaft, Paare, die heute jung heiraten, halten keine zehn Jahre mehr durch. Wahrscheinlich liegt das an unserer Gesellschaft, dem schnellen Konsum, der Wegwerfmentalität. Weswegen sollte man heute noch lange um etwas kämpfen, wenn man es an jeder Ecke neu bekommt? Mag sein, dass dieser Vergleich ein wenig hinkt, wir finden aber, er trifft das Problem heutzutage. Damit eine Beziehung auf Dauer hält, bedarf es viel Arbeit, die man investieren muss. Das fällt natürlich nicht immer leicht, gerade in Zeiten, in denen im Beruf viel abverlangt wird. Aber wer hat behauptet, dass das Leben einfach sei?
Nein, wir werden jetzt nicht philosophisch. Was wir damit ausdrücken wollen, ist: Alles hat seinen Preis. Auch der Partner fürs Leben. Selbstverständlich hat auch unsere Beziehung Höhen und Tiefen erlebt. Und mit Sicherheit standen wir auch irgendwann einmal an einem Punkt, wo bei uns im Bett nicht mehr viel passiert ist. Wir sitzen nicht hier, um zu erklären, wir hätten die Patentlösung für die ideale, lustvolle Beziehung auf Lebenszeit. Wer das erwartet, sollte besser nicht mehr zuhören. Wir können lediglich von eigener Erfahrung sprechen; Erfahrung, die dazu geführt hat, dass wir 30 Jahre verheiratet sind – und bleiben werden.
Grundsätzlich nicht überraschend: Wenn man zwanzig Jahre ein Paar ist, verliert der Partner an Reiz. Darüber machen auch wir beide uns überhaupt keine Illusionen. Darüber haben wir irgendwann gesprochen, ganz offen, ganz ehrlich. Sicherlich ist das auch ein großer Vorteil, den wir beide genießen – wir können über alles reden. Wir sind offen und ehrlich zueinander. Das schafft Vertrauen. Und wenn der eine sagt: »Lass uns doch mal was Neues im Bett ausprobieren«, dann ist der andere nicht gleich eingeschnappt, nimmt das nicht persönlich oder zweifelt gar an seiner Attraktivität. Wo kämen wir da hin? Wer über zwanzig Jahre jedes Jahr den Urlaub an der französischen Atlantikküste verbracht hat, hat dort wahrscheinlich auch jedes Fleckchen Erde erkundet und entdeckt nicht unbedingt mehr viel Neues. So ähnlich ist es doch auch in einer Beziehung – wenn man zwanzig Jahre lang Sex mit dem Partner hatte, dann weiß man, worauf er wie reagiert und was er am liebsten mag. Der Reiz des Unbekannten ist verflogen, Gewohnheit kehrt ein. Es kann auch durchaus Vorteile haben, den anderen in- und auswendig zu kennen.
Zumindest war das bei uns der Fall. Es hat uns ungeheuren Spaß bereitet, den anderen zum Höhepunkt zu bringen, weil wir genau wussten, wie. So konnten wir uns, wenn wir wollten, geschickt und schnell gegenseitig zum Rasen bringen, oder uns raffiniert und in aller Gemächlichkeit auf die Folter spannen. Wie gesagt, es hat seinen Reiz, die Körperregionen des anderen bis ins Detail erschlossen zu haben.
Gleichzeitig sollte man sich aber immer neuen Dingen aufgeschlossen zeigen. Sonst geht der Reiz vielleicht irgendwann tatsächlich verloren. Unsere Tochter würde dazu sagen: Der Kick wäre weg! Ja, das bringt es auf den Punkt: der Kick.
Wie wir aber eingangs sagten – man darf den Partner nicht ausschließen. Man muss ihn an der Suche nach dem neuen Kick beteiligen. Bei uns beiden ist das kein Problem, denn wir reden darüber.
Wir wollen nicht behaupten, dass wir ein sexuell besonders aufgeschlossenes Paar sind. Doch wir haben viele Stellungen ausprobiert, immer mal wieder mit neuem Sexspielzeug experimentiert und uns ein wenig in das Feld des SM vorgewagt. Richtige SM-Anhänger würden wahrscheinlich über uns und unsere Utensilien lachen: Handschellen, Fesseln, Seile, Peitschen, solche Dinge eben, nichts Spektakuläres. Gelegentlich haben wir Wachs zur Hilfe genommen und uns gegenseitig auf den Körper geträufelt. Ein paar Mal haben wir es mit Urin versucht, den wir uns gegenseitig auf den Intimbereich pinkelten, aber das hat uns weniger Spaß gemacht. Alles in allem geben wir, rein sexuell gesehen, wohl ein durchschnittliches Ehepaar ab.
Es ist auch noch gar nicht so lange her, dass Renate fragte, ob wir es nicht mal in einem Swingerclub versuchen sollten. Dass ausgerechnet sie den Vorschlag gemacht hat, hat mich doch ein wenig verwundert. Denn normalerweise sind es ja die Männer, die es in die Pärchenclubs zieht. Es überraschte mich, denn ich hatte mit diesem Vorschlag nicht gerechnet; das Thema war vorher nie aufgekommen. Ich fragte: »Wie kommst du darauf? Hast du da schon öfter dran gedacht?«
Renate erklärte: »Ja, ich habe daran schon häufiger gedacht.«
»Und du hast nie darüber gesprochen?«
Renate sagte: »Ich habe mich nicht getraut.«
Das war der Moment, der mich vollends bestürzte. Denn eigentlich hatten wir angenommen, über alles reden zu können, vor allem auch über sexuelle Aspekte unserer Beziehung. Denn uns war immer klar: Wenn wir ein Paar bleiben wollen, wie wir es uns vor dem Traualtar geschworen haben – und die Formel »in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet« haben wir verdammt ernst genommen –, dann müssen wir offen über Sex reden, bevor einer von uns aus der Not, Verzweiflung, aus unterdrückter Lust oder verdrängter Leidenschaft einen dummen Fehler begeht.
Dass Renate ausgerechnet in dieser Sache nicht mit mir reden konnte, gab uns doch zu denken, so dass wir den Gedanken an einen Swingerclub für die erste Zeit vergaßen und uns erst einmal mit uns selbst beschäftigten. Im Nachhinein sind wir ganz froh darüber, denn es hat uns einander noch näher gebracht und wahrscheinlich erst für einen Pärchenclub reif und stark werden lassen. Denn natürlich hing da noch die Frage im Raum, was genau wir von einem Besuch in einem Club erwarten wollten und durften. In erster Linie war es der – wir wiederholen uns – Kick. Denn zugegeben, die letzten Monate war der Sex bei uns mehr oder minder eingeschlafen und nur noch selten erwacht. Das war kein Grund zur Sorge, aber auch kein Grund, in Zukunft ganz darauf zu verzichten. Also musste eine Lösung her, etwas, was uns ein bisschen anregte, natürlich auch erregte.
Pornofilme haben wir in den 30 Jahren unserer Beziehung mehr als einmal geguckt. Je nachdem, welche man sich anschaut, sind die Streifen ganz nett und stimulierend – wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen und sich nicht an der schlichten Story stört. Anderen Paaren beim Sex zuzuschauen, hat was ungemein Faszinierendes. Vielleicht auch etwas Schmutziges, Verdorbenes. Etwas, worüber man manchmal nicht gerne spricht.
Wir sind bieder aufgewachsen, irgendwo auf dem Land, wo ein Dorf wie das andere ist. Sonntags gehörte man in die Kirche und wenn Pfarrfest war, an irgendeinen Stand, wo man Kaffee und Kuchen an Senioren und den örtlichen Musikverein ausschenkte. Dagegen begehrte man nicht auf, wieso auch, schließlich traf man nette Menschen, die so waren wie man selbst. Man trank einen oder zwei über den Durst, hatte im Verlauf des Tages eine Menge Spaß und ging am nächsten Montag wieder zur Arbeit. Pornofilme, Swingerclubs, SM, das alles war so weit entfernt wie der Mond. Undenkbar, ihn zu erreichen. Also redete man auch gar nicht drüber. Mag sein, dass dahinter noch viel mehr Gründe steckten – Prüderie, Spießigkeit, Konservatismus. Aber das ist uns gar nicht so bewusst.
Jedenfalls kamen wir vorher nie auf die Idee, in einen Club zu gehen und leibhaftig aus der Nähe zu verfolgen, wie andere Paare es miteinander treiben. Wenn man uns fragt, warum, wir haben keine Antwort darauf. Vielleicht weil wir so aufwuchsen, wie wir aufgewachsen sind.
Nun aber stand das Thema Swingerclub im Raum, und auf einmal bekam der Gedanke, anderen Paaren beim Sex zuzuschauen, einen ganz neuen Blickwinkel. Wir machten uns klar, wo wir unsere Grenzen stecken würden und wir waren uns sicher, dass es daran nichts zu rütteln gäbe.
War nur noch die Frage, wie wir den richtigen Club für uns finden würden. Wir waren völlig unbedarft und getrauten uns auch nicht, im Bekanntenkreis nachzufragen. So weit steckte die Erziehung dann doch noch in uns drin, dass uns das peinlich gewesen wäre. Wir leben immerhin auf dem Dorf, und da spricht sich so was schnell herum. Man darf nicht vergessen, wir sind fest verwurzelt hier. Wir üben Berufe aus, bei denen wir nahezu täglich mit Kunden konfrontiert sind, Nachbarn, Bekannte, deren Freunde, deren Familien und so weiter und so fort. Selbst unsere Tochter hat eine Ausbildung in einem der örtlichen Betriebe begonnen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Also blieb im Grunde nur das Internet. Es dauerte noch mal zwei Monate, in denen wir allerhand Clubs anschauten, uns in einigen Chats informierten und schließlich eine Wahl trafen. Er sollte gediegen sein, nicht schmuddelig, nicht unbedingt nur von jungem Publikum frequentiert, das uns ältere Herrschaften mitleidig begutachten würde. Damit wollen wir nicht sagen, dass wir beide zwei dicke, alte, runzelige Gestalten sind. Wir finden, für unser Alter haben wir uns gut gehalten, okay, hier und da eine Falte, eine graue Strähne, und der kleine Bauchansatz von Erich auch nicht zu vergessen. Aber wir wollten uns wohl fühlen, im Hintergrund halten, Eindrücke sammeln, nicht auf einem Präsentierteller sitzen. Das war noch nie unsere Art, nicht wenn man wie wir auf dem Dorf aufgewachsen ist. Hier bleibt man lieber unscheinbar. Fast unsichtbar.
Unser Club lag knapp dreihundert Kilometer entfernt, das schien uns die richtige, sichere Entfernung zu sein. An einem lauen Freitag fuhren wir dorthin und erlebten eine Überraschung. Wir hatten im Vorfeld viel darüber gesprochen, natürlich, das blieb nicht aus. Und wie geschildert, hatten wir uns sehr viele Internetseiten angesehen. Aber das alles hilft nicht wirklich, sich einen Eindruck zu verschaffen. Im Grunde wussten wir nur, was wir zu erwarten hofften. Aber wir wussten nicht, was uns wirklich erwartete. Der Club, in den wir gingen, übertraf all unsere Erwartungen.
Von Atmosphäre zu sprechen, damit täte man ihm beinahe Unrecht. Atmosphäre klingt so schwammig und unbestimmt. Flair trifft es besser. Flair hat was Positives, Angenehmes, etwas Warmes, Seidenes, Gehaltvolles. Allein die Umkleiden, Räumlichkeiten, in denen man sich im Verlauf einer Clubnacht doch am allerwenigsten aufhält, waren mit derart viel Geschmack eingerichtet, dass man Lust verspürte, bei einem guten Glas Wein den Rest des Abends hier zu verbringen.
Und erst einmal die Clubräume! Wie im Urlaub. Nur irgendwie viel besser und schöner. Was natürlich am Ambiente lag, aber auch an den Gästen, die mit ihrer Anwesenheit dazu beitrugen. Im Urlaub trifft man auf Touristen, die in knallbunten Shorts und in weißbesockten Sandalen durch die Pampa stampfen. In diesem Club aber herrschte erotisches Flair – da ist es wieder, dieses wunderbare Wort. Die Frauen trugen Spitzenunterwäsche, Dessous, Strings, Bikinis, dazu nicht selten Highheels, und auch die Männer hatten sich Mühe gegeben, attraktiv zu wirken. So kam es, dass selbst Paare, die ein paar Pfunde mehr auf die Waage brachten, alles andere als unansehnlich waren, sondern sich nahtlos in das Geschehen einreihten.
Es gab einen Gastronomiebereich mit üppigem Buffet, eine Bar, eine Diskothek und viele Zimmer, in denen man seinen Trieben – alleine oder mit mehreren – nachgehen konnte. An der Bar lernten wir recht schnell ein anderes älteres Pärchen kennen, das sich offenkundig nicht zum ersten Mal hier aufhielt und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Frischlinge einzuweisen. Sie überstürzten nichts, führten uns herum, drängten zu nichts und zeigten uns alle Spielwiesen.
Am späteren Abend fielen bei den meisten die Hemmungen und auf den Zimmern herrschte reger Betrieb. Wir schauten hier, schauten dort und fühlten uns eigentümlich jung und frisch, so dass wir uns weit nach Mitternacht selbst in einem der kleineren Zimmer wiederfanden und uns miteinander vergnügten. Einmal versuchte sich ein anderes Pärchen bei uns einzuschalten, aber wir lehnten dankend ab.
An einem anderen Paar waren wir gar nicht interessiert. Wir hatten unseren Spaß alleine. Das war gut so. So weit hatten wir uns auch im Vorfeld abgesprochen. Und das ist bis heute geblieben. Das Bedürfnis, eine andere Frau oder einen anderen Mann hinzuzuziehen, haben wir nicht. Dazu lieben wir uns viel zu sehr und es würde uns wahnsinnig machen zu sehen, wie der Partner eine andere Frau oder einen anderen Mann im Arm hält. Deshalb lassen wir es bleiben.
Wir sind nicht oft im Swingerclub. Vielleicht fahren wir alle zwei Monate einmal dorthin, das reicht uns völlig aus, es soll nicht zur Gewohnheit werden. So erhalten wir uns den Reiz, den Kick. Aber wenn wir fahren, genießen wir die Zeit, das Essen, die Getränke, die Erotik, das Flair. Wir verwöhnen uns beide, fallen übereinander her, lassen uns animieren und fühlen uns danach wie erholt. Von diesem Erlebnis zehren wir die nächsten acht Wochen. Beinahe ist es wie Urlaub.
Romina: Ist schon witzig, wenn man bedenkt, wo Arndt und ich uns kennengelernt haben.
Arndt: Ja, eigentlich darf man das niemandem erzählen. Das war nämlich in einem Pärchenclub, vor zwei Jahren.
Romina: Damals war ich noch mit meinem Ex-Freund zusammen, dem Klaus. Mit ihm war ich drei Jahre liiert und unsere Beziehung war gar nicht mal schlecht. Wir hatten einen sehr offenen Umgang miteinander. Von Anfang an war uns klar, dass wir keine Beziehung führen werden wie andere Paare, nicht nur aufeinander glucken, sondern einiges erleben wollten – vor allem sexuell. Ich gebe zu, ich bin sehr freizügig aufgewachsen. Meine Eltern haben nie viel Aufhebens um Sex gemacht. »Wenn du was machst, mach es safe«, haben sie mir immer nur gesagt – und daran halte ich mich, bis heute. Macht ja schließlich auch Sinn. Wenn ich aber sage: »Freizügig«, dann heißt das nicht, dass Klaus und ich durch die Gegend vögelten und laufend fremdgingen. Nein, nein, wir waren schon ein Paar und traten als solches auf. Das war so weit zwischen uns geklärt. Aber wir hatten ein Agreement, sozusagen: Wir erweiterten gemeinsam unseren Horizont, indem wir eine zweite Frau mit ins Bett nahmen, manchmal einen zweiten Mann, oft auch ein anderes Paar.
Arndt: Bei mir war das ganz ähnlich, obwohl ich sagen muss, dass meine Freundin Anke, mit der ich damals zusammen war, anfangs nichts von solchen Eskapaden hielt. Das soll nicht bedeuten, dass sie dagegen war, aber sie konnte sich auch nicht wirklich dafür begeistern. Mit anderen Worten: Sex mit anderen spielte innerhalb einer Beziehung keine Rolle für sie. Wahrscheinlich lag das an ihrer Erziehung. Ihre Eltern waren ziemlich konservativ und hatten ihr diese Einstellung mit auf den Weg gegeben. Obwohl sie unheimlich gerne Sex machte – sie war ein richtiger Wirbelwind, wenn wir einmal in Fahrt waren. Aber an Sex mit einer Frau, einem Mann oder mit einem Paar hatte sie bis zu jenem Tag noch nicht gedacht. Ich selbst fing recht früh damit an, wie überhaupt der ganze Sex bei mir sehr früh begann. Mit 13 habe ich zum ersten Mal mit einem Mädchen geschlafen. Sie war 15. So richtig kann ich mich zwar nicht mehr daran erinnern, das ist viel zu lange her. Aber ich weiß irgendwie noch, dass es recht schnell vorbei war – ich war viel zu aufgeregt. Naja, geil war es trotzdem. Und irgendwie hat es mich gepackt – damals, als das Mädchen mich im Sommer am Badesee vernaschte. Ich hebe dies besonders hervor, weil ich glaube, dass gerade dieser Kick draußen am Badesee, der Nervenkitzel, dabei beobachtet zu werden, viel dazu beigetragen hat, dass ich Gefallen an Sex in der Öffentlichkeit fand. Jedenfalls passierte es in der Pubertät mehr als einmal, dass wir Jungs, wenn wir uns zu feuchtfröhlichen Abenden in den Partykellern unserer Eltern trafen, uns voreinander einen runterholten – oder gelegentlich die Freundinnen miteinander teilten. Ich bin mir nicht mehr so sicher, aber ich glaube, mit 16 war es das erste Mal, dass ein guter Freund und ich gemeinsam mit einem Mädel ins Bett gingen. In der Folgezeit passierte uns das öfters, nach coolen Partynächten, im Urlaub, das war nichts Ungewöhnliches, sondern machte nur einfach mehr Spaß. Mit 18, das weiß ich noch genau, hatte ich zum ersten Mal Sex mit zwei Frauen. Es geschah einfach im Anschluss an eine After Hour, wir hatten einiges gekifft, waren schon ziemlich zugedröhnt, aber nach wie vor noch ganz schön rattig. Irgendwann zog ich mich mit den beiden Mädels, mit denen ich die ganze Zeit herumgeschäkert hatte, in ein Nebenzimmer zurück, wo wir begannen, uns zu begrabschen. Es war nett anzusehen, wie die beiden Mädels es vor meiner Nase miteinander trieben, aber noch viel geiler war es, als sie beide mich in die Mitte nahmen. Die Krönung war, als sie mich abwechselnd ritten – o Mann, der absolute Hammer. Die eine auf meinen Lenden, die andere schaute dabei zu ... Wirklich, das war die Krönung – für mich in meinen jungen Jahren.
Romina: Ich würde behaupten, du hast eine exhibitionistische Ader. Und bei mir ist das nicht anders. Obschon mir das ursprünglich nicht bewusst war. Das bildete sich erst mit der Zeit heraus, je öfter Klaus und ich Frauen, Männer oder Pärchen in unser Sexspiel einbezogen. Mir ging es gar nicht darum, frische, neue Haut zu spüren. Klar, beim Vorspiel gehörte das irgendwie dazu, aber am meisten Spaß bereitete es mir, wenn die anderen mir beim Sex mit Klaus zuschauten. Das klingt fast so, als hätten Klaus und ich uns jede Woche mit anderen Leuten getroffen. Das ist natürlich Blödsinn. Es passierte vielleicht einmal im Monat, meist alle zwei Monate. Wir schalteten Anzeigen, siebten die Leute aus, die sich meldeten – meist waren es Männer, gelegentlich Paare, äußerst selten Frauen –, lernten sie kennen und hielten dann Kontakt.
Arndt: Bei mir war das nicht anders. Solche Erlebnisse zu dritt waren gewiss nicht an der Tagesordnung. Doch wenn sie passierten, war ich der Letzte, der sich dagegen sperrte. Ich verkehrte mit Leuten, die gegenüber solchen Dingen ohnehin offener waren – weswegen es mir im Durchschnitt häufiger widerfuhr als dem Otto Normalverbraucher. Manchmal hielt ich auch danach Ausschau. Und als ich mal eine Zeit solo war und sich partout nichts finden lassen wollte, bin ich sogar mal in den Puff gegangen und habe dafür bezahlt. War ein teurer Abend, denn zwei Frauen gleichzeitig, das kostet. Noch einmal würde ich es auch nicht machen. Es ist schon ein Unterschied, ob du zwei Frauen hast, die wirklich geil drauf sind, Sex zu haben – oder ob du zwei Huren hast, die du dafür bezahlst. Das muss ich mir nicht noch mal geben. Dann lernte ich Anke kennen. Das übliche Prozedere begann. Verliebtsein, Händchen halten, wir wurden ein Paar, der Sex war cool, wir zogen zusammen, recht schnell sogar. Ich bin halt bisweilen sehr spontan. Was spricht dagegen? Irgendwann machte ich ihr den Vorschlag, es doch mal mit einer zweiten Frau zu versuchen. Oder einem zweiten Mann. Ein guter Kumpel von mir hatte mir zu verstehen gegeben, dass er Anke äußerst attraktiv fände und ob ich was dagegen hätte, wenn er mal zu uns stoßen würde. Wie ich schon sagte, ursprünglich konnte Anke der Idee, eine dritte Person einzubeziehen, gar nichts abgewinnen. Ich drängte sie aber auch nicht dazu. Ich erzählte ihr einfach ein bisschen davon, fantasierte mir beim Sex was zusammen, heizte sie mit Worten an – und irgendwann muss es wohl klick bei ihr gemacht haben. Wir sprachen mehrmals darüber und sie entschied, dass sie fürs erste Mal keinen Mann, sondern lieber eine Freundin dazuholen wolle. Kerstin, eine gute Freundin von mir, war ganz locker in solchen Sachen und wir sprachen sie drauf an. Spontan sagte sie, wir sollten bei ihr vorbeischauen, zu einem Glas Sekt oder zwei, wir könnten uns doch mal überraschen lassen, was sich ergeben würde. Wir taten es und tatsächlich hatten wir Sex miteinander. Nicht wirklich Sex zu dritt, eigentlich trieben es nur Anke und Kerstin miteinander, während ich den beiden zuschaute und sie gelegentlich streichelte. Zum Schluss befriedigte Anke mich, was mich natürlich ganz besonders scharf machte, weil Kerstin dabei zusah. Nicht weil es Kerstin war, sondern weil sie zuschaute. Der Abend verlief ganz entspannt, ohne Stress oder Druck.
Romina: Das ist auch das Wichtigste. Wenn nämlich die Idee dazu ursprünglich nur von einer Seite kommt, darf man den anderen auf keinen Fall unter Druck setzen. Das geht nur in die Hose. Glücklicherweise brauchte ich mir darum bei Klaus überhaupt keine Gedanken zu machen. Wir beide waren uns einig und irgendwann kamen wir auf die Idee, doch einfach mal in einen Pärchenclub zu gehen. Die Idee kam, wie solche Ideen halt manchmal entstehen, aus dem Nichts. Naja, vielleicht spukte der Gedanke schon eine Weile in uns herum, aber es gab keine Notwendigkeit, es anzusprechen. Und als es draußen war, gab es nichts, was dagegen sprach.
Arndt: Anke fand Gefallen an den Sexspielen, wollte sich aber immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass wir andere Leute zu uns nach Hause ins Bett holten. Da steckte dann doch die Erziehung in ihr drin. Vielleicht war es zu guter Letzt auch nur die Angst davor, dass – wenn wir mit anderen Leuten Sex daheim hatten – doch etwas auf unsere Beziehung abfärben würde. Deshalb schlug ich ihr vor, es doch in einem Pärchenclub zu versuchen. Ich ließ ihr die Zeit, darüber nachzudenken.
Romina: Klaus und ich gingen in Pärchenclubs. Irgendwann fanden wir unseren Favoriten, den wir regelmäßig aufsuchten. Auch hier möchte ich betonen, wir vögelten nicht kreuz und quer durch die Betten. Wir lernten nette Paare kennen, mit denen wir uns fortan im netten Ambiente verabredeten. Daraus ergaben sich ständig neue, schöne Konstellationen. Meist trieben wir es zu dritt, während einer zuschaute: zwei Männer, eine Frau; zwei Frauen, ein Mann. Selten tauschten wir die Partner. Darum ging es nicht, nicht ums reine Vögeln mit einem anderen. Dafür hätten wir nicht in einen Club gehen müssen.
Arndt: Irgendwann landeten auch Anke und ich in einem Pärchenclub. Die ersten paar Mal blieben wir unter uns und genossen das Gefühl, den anderen Leuten beim Sex zuzusehen oder wie andere uns beim Sex zuschauten. Dabei blieb es auf Dauer natürlich nicht. Irgendwann gesellte sich ein anderes Pärchen zu uns. Es war uns sympathisch und wir ließen es auf einen Versuch ankommen. Selbstverständlich hatten wir uns klare Grenzen gesetzt: Nichts passierte ohne die Zustimmung des anderen. Partnertausch war ebenso tabu.
Romina: Bis wir uns eines Tages begegneten.
Arndt: Ja, als wir vier uns über den Weg liefen, da änderte sich einiges.
Romina: Mit dem Ergebnis, dass wir die Partner tauschten – und zwar endgültig.
Arndt: Anke und Klaus wurden ein Paar. Romina und ich wurden ein Paar. Schon witzig, oder?
Romina: Ich könnte gar nicht sagen, von wem zuerst der Impuls ausging.
Arndt: Es passierte einfach. Von allen Paaren, die wir im Club trafen, wart ihr beide uns am sympathischsten. Ihr wart auch die Ersten, mit denen wir uns außerhalb des Clubs trafen.
Romina: Das war für Klaus und mich natürlich nichts Neues. Aber trotzdem war es diesmal anders. Aufregender, prickelnder. Da spielte etwas ganz anderes eine Rolle.
Arndt: Schwer zu sagen, wie das alles ablief. Im Grunde ist es ja auch egal. Die Situation ist heute so, wie sie ist, und das ist gut so.
Romina: Und ich finde, alles passt noch viel besser. Denn Klaus war offen und tolerant, aber er hatte seine Grenzen. Arndt geht noch ein Stück weiter.
Arndt: Genau das schätze ich auch an Romina. Mit ihr brauche ich nicht viel zu reden, wir verstehen uns auf Anhieb.
Romina: Weil wir uns sehr ähnlich sind. Es passt einfach.
Arndt: Finde ich auch.
Romina: Wir vier haben auch heute noch Kontakt zueinander, auch wenn wir nicht mehr gemeinsam in die Kiste steigen. Wir sind Freunde geblieben. Aber mehr? Nein, ich glaube, das haut nicht hin.
Arndt: Das wäre, glaube ich, nicht gut. Das klingt natürlich eigenartig, gerade wenn man so offenherzig ist wie wir und dann auch noch die Vorgeschichte kennt. Aber in dieser besonderen Konstellation sagt mir mein Gefühl, auf Sex sollte man verzichten.
Romina: Außerdem geht es uns gar nicht mehr so darum, Sex mit anderen zu haben.
Arndt: Eigentlich geht es vielmehr darum, unseren Exhibitionismus auszuleben.
Romina: Ja, wir beide mögen es, wenn andere uns beim Sex zuschauen.
Arndt: Weswegen wir uns inzwischen was ganz Neues überlegt haben.
Romina: Das erste Mal war im Pärchenclub, wo wir hörten, dass dort ein Film mit Amateuren gedreht werden sollte.
Arndt: Das klang interessant.
Romina: Wir sagten uns: Warum nicht?
Arndt: Und meldeten uns zur Teilnahme an.
Romina: Alles ging ganz schnell. Wir waren vielleicht zehn oder zwölf Paare, die sich an einem Wochenende im Club trafen. Es gab eine kurze Einweisung, worauf wir beim Dreh zu achten hätten, von wegen Kamera, Lichteinstellung, Nahaufnahmen, solche Sachen eben.
Arndt: Jetzt könnte man meinen, der Dreh wäre sehr technisch gewesen und hätte gar keine richtige Lust aufkommen lassen.
Romina: Dem war aber nicht so. Es gab einige Pärchen, für die war das nicht das erste Mal, dass sie vor der Kamera agierten. Sie gingen sehr routiniert zur Sache, aber eben nicht wie Profis. So sahen sie auch gar nicht aus. Nicht dass sie hässlich waren. Aber eben keine Hochglanztypen, wie man sie aus normalen Pornostreifen vielleicht kennt. Jedenfalls waren sie ziemlich geil aufeinander und lieferten ein Heidenspektakel ab.