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Eine indianische Geschichte für Kinder Als ein älterer Spielgefährte den beiden Siouxjungen Chaska und Enapay Feigheit unterstellt, beginnt für die beiden ein spannendes Abenteuer. Sollen sie doch dem Falkenpärchen ein Ei rauben ...
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Nach einem langen, kalten Winter war auf den Großen Ebenen der Frühling eingekehrt.
Die Sonne erwärmte die Prärie und das Gras. Die Wildblumen färbten das sonst so trockene Land grün und bunt.
Zwei Indianerjungen, die auf die Namen Chaska(1) und Enapay(2) hörten, lagen faulenzend in der Wiese am Fluss und beobachteten die Schäfchenwolken, die vom Gebirge aus in die Ebene zogen.
Chaska kaute auf einem Grashalm. Sein Blick folgte einem Falkenpärchen, das über dem Grasland kreiste und nach Mäusen Ausschau hielt.
„Fliegen müsste man können“, murmelte der Junge träumerisch.
„Eine Falkenfeder müsste man haben“, wünschte sich Enapay.
„Träumer seid ihr alle beide!“
Die beiden Jungen fuhren überrascht auf. Über sich entdeckten sie das spöttische Gesicht des älteren Ohanzee(3), der sich angeschlichen hatte und nun herablassend auf die beiden Jüngeren blickte.
„Ihr würdet doch nicht einmal eine Flaumfeder zurückbringen, wenn man euch auf die Falkenjagd schicken würde“, spottete er.
„Man macht keine Jagd auf Raubvögel“, widersprach ihm Chaska. „Sie sind heilig!“
Ohanzee lachte mitleidig. „Gehört ihr auch zu jenen, die alles glauben, was der alte Teetonka(4) erzählt?“
Ohanzee spuckte verächtlich aus. "Geht mir doch weg! Heilige Falken … Ja, wenn ihr vom Adler gesprochen hättet … Aber ihr seid ja nur zu feige …“
Feige! Empört sprang Enapay auf. Einen Siouxjungen feige zu schimpfen, war wohl die schlimmste Beleidigung, die einem Kind seines Stammes zugefügt werden konnte. Sioux waren nicht feige! Sioux waren mutig. Sie scheuten keine Herausforderung und wenn es nötig war, kämpften sie wie Helden.
„Ich bin nicht feige!“, verteidigte sich Enapay grimmig. „Ich könnte jederzeit einen Falken erlegen, wenn ich wollte.“
Ohanzee lachte. „Warum tust du es dann nicht? Nur um zu beweisen, dass du mehr kannst, als nur starke Reden zu führen?“
Nun sprang auch Chaska auf. „Etwas so Kleines wie einen Falken zu töten, ist nicht ehrenhaft“, versuchte er Enapay zu verteidigen. „Außerdem ist Frühjahr und sie brüten.“
Chaska dachte an die winzigen Falkenjungen, die hilflos in ihrem Nest warten würden, wenn sie die Falkenmutter erlegten.