Falling for the Single Dad - Liam - Whitley Cox - E-Book

Falling for the Single Dad - Liam E-Book

Whitley Cox

0,0

Beschreibung

Liam Dixon, alleinerziehender Vater aus Seattle, hat ein tolles Leben. Er ist ein erfolgreicher Scheidungsanwalt und hat eine angenehm lockere Affäre mit einer Kollegin. Als er sieht, wie seine Freunde aus dem Single-Väter-Club sich verlieben und glücklicher sind als je zuvor, beginnt er jedoch sein Leben in Frage zu stellen. Die Affäre mit Richelle reicht ihm nicht mehr, er will mehr: Eine gemeinsame Zukunft. Doch dann holt ihn seine Vergangenheit ein, denn plötzlich steht die Frau vor seiner Tür, die ihm vor über zwanzig Jahren das Herz gebrochen hat und jetzt verzweifelt seine Hilfe braucht.


Richelle LaRue, erfolgreiche Scheidungsanwältin und alleinerziehende Mutter, weiß genau, was sie will. Sie lässt sich nicht herumkommandieren - auch nicht von Liam und seiner lächerlichen Vorstellung von einer "Beziehung". Was bisher gut funktioniert, das sollte man nicht ändern. Aber dann taucht Liams Ex auf, und ihre Geschichte erschüttert Richelle so sehr, dass sie und Liam ihren Fall gemeinsam übernehmen. Was jedoch eine einfache Scheidung werden sollte, wird plötzlich für Richelle und alle die sie liebt, gefährlich …


Willkommen in Seattle, der Heimat der "Single Dads of Seattle"! Zehn attraktive alleinerziehende Väter, die jeden Samstagabend Poker spielen, sich gegenseitig helfen und zuhören, ihre Kinder über alles lieben und vor allem eines hoffen: eines Tages wieder die große Liebe zu finden. Dies ist Liams Geschichte.


Alle Titel der Reihe "Single Dads of Seattle" können unabhängig voneinander gelesen werden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 466

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Liam Dixon, alleinerziehender Vater aus Seattle, hat ein tolles Leben. Er ist ein erfolgreicher Scheidungsanwalt und hat eine angenehm lockere Affäre mit einer Kollegin. Als er sieht, wie seine Freunde aus dem Single-Väter-Club sich verlieben und glücklicher sind als je zuvor, beginnt er jedoch sein Leben in Frage zu stellen. Die Affäre mit Richelle reicht ihm nicht mehr, er will mehr: Eine gemeinsame Zukunft. Doch dann holt ihn seine Vergangenheit ein, denn plötzlich steht die Frau vor seiner Tür, die ihm vor über zwanzig Jahren das Herz gebrochen hat und jetzt verzweifelt seine Hilfe braucht. Richelle LaRue, erfolgreiche Scheidungsanwältin und alleinerziehende Mutter, weiß genau, was sie will. Sie lässt sich nicht herumkommandieren – auch nicht von Liam und seiner lächerlichen Vorstellung von einer »Beziehung«. Was bisher gut funktioniert, das sollte man nicht ändern. Aber dann taucht Liams Ex auf, und ihre Geschichte erschüttert Richelle so sehr, dass sie und Liam ihren Fall gemeinsam übernehmen. Was jedoch eine einfache Scheidung werden sollte, wird plötzlich für Richelle und alle die sie liebt, gefährlich …

Willkommen in Seattle, der Heimat der »Single Dads of Seattle«! Zehn attraktive alleinerziehende Väter, die jeden Samstagabend Poker spielen, sich gegenseitig helfen und zuhören, ihre Kinder über alles lieben und vor allem eines hoffen: eines Tages wieder die große Liebe zu finden. Dies ist Liams Geschichte.

Alle Titel der Reihe »Single Dads of Seattle« können unabhängig voneinander gelesen werden.

Über Whitley Cox

Whitley Cox ist an der kanadischen Westküste geboren und aufgewachsen. Sie studierte Psychologie und unterrichtete zeitweise in Indonesien, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrte. Heute ist sie mit ihrer Highschool-Liebe verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.

ABONNIEREN SIE DEN NEWSLETTERDER AUFBAU VERLAGE

Einmal im Monat informieren wir Sie über

die besten Neuerscheinungen aus unserem vielfältigen ProgrammLesungen und Veranstaltungen rund um unsere BücherNeuigkeiten über unsere AutorenVideos, Lese- und Hörprobenattraktive Gewinnspiele, Aktionen und vieles mehr

Folgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:

https://www.facebook.com/aufbau.verlag

Registrieren Sie sich jetzt unter:

https://www.aufbau-verlage.de/newsletter-uebersicht

Unter allen Neu-Anmeldungen verlosen wir

jeden Monat ein Novitäten-Buchpaket!

Whitley Cox

Falling for the Single Dad

Übersetzt von Michelle Landau aus dem amerikanischen Englisch

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Impressum

Kapitel 1

»Danke für den Sex.« Richelle rollte sich von Liam herunter, schwang die schlanken Beine über die Bettkante und schlenderte, ihren süßen Po schwenkend, hinüber ins Bad. Als sie kurz darauf zurückkam, kletterte sie nicht wieder ins Bett, um noch etwas zu kuscheln, denn darum ging es hier nicht.

»Ein weiterer befriedigender Mittwochabend – und Donnerstagmorgen«, sagte Liam angestrengt lachend. Er seufzte – mit sehr gemischten Gefühlen. Erleichterung und Enttäuschung zugleich. Enttäuschung darüber, dass sie nicht noch etwas länger blieb, und weil ihr Arrangement so geschäftsmäßig geworden war, Erleichterung hingegen, weil er so immerhin nicht aufstehen und Frühstück machen musste. Verdammt, sie erwartete ja nicht mal, dass er sie zur Tür brachte, um ihr noch einen Abschiedskuss zu geben. Sie war nicht seine Freundin. Sie waren nicht zusammen. Sie waren kein Paar. Es ging einzig und allein um Sex.

Guten Sex.

Aber eben auch nicht mehr.

»Bisher war noch keiner unbefriedigend.« Über ihre definierte Schulter hinweg warf Richelle ihm ein anzügliches Lächeln zu, als sie sich nach ihrem BH bückte, der auf dem Boden lag. »Hast du den Mittwoch eigentlich ausgesucht, um etwas zu haben, auf das du dich mitten in der Arbeitswoche freuen kannst?«

Er schob die Hände unter seinen Kopf und schloss die Augen, genoss noch immer das euphorische Hochgefühl, das auf ausgiebigen Sex und einen unglaublichen Orgasmus folgte. »Möglich. Aber hauptsächlich ist es, weil Jordie mittwochs bei meinen Eltern ist, das weißt du doch.« Er schlug die Augen auf.

Richelle nickte, während sie den BH hinter ihrem Rücken schloss. Verdammt, sie hatte wirklich tolle Brüste. Sie füllten seine Hände perfekt aus, mit harten, köstlichen himbeerpinken Nippeln und dunklen Vorhöfen, die sich zusammenzogen, wenn sie fror oder erregt war. Und wie ihre Brüste seinen Schwanz umschlossen, wenn sie ihn damit verwöhnte – großer Gott, darin war sie wirklich gut. Beim Gedanken daran, wie ein Hotdog zwischen ihren Brüsten eingeklemmt zu werden, zuckte sein Schwanz unter der Decke. Aber wenn er jetzt noch mal hart wurde, konnte er sich nicht einfach selbst darum kümmern. Nicht nach diesem großartigen Sexmarathon. Konnte er sie bitten, noch für eine Runde zu bleiben?

Die Uhr auf seinem Nachttisch zeigte halb acht an. In einer Stunde musste er im Büro sein. Er wusste, dass sein Schwanz schon wieder einsatzbereit war, die Frage war nur, ob Richelle es auch war. Wollte sie? Hatten sie Zeit dafür?

Abgesehen von ihrem BH war sie noch immer vollkommen nackt, und er entdeckte ihren Tanga am Fußende des Bettes. Mit einem leichten Ziehen im Rücken – nach den akrobatischen Leistungen der letzten Nacht nicht verwunderlich – setzte er sich auf, griff danach und stopfte das Höschen in seine Faust.

»Hast du meine Unterhose gesehen?« Richelle suchte mit ihren falkengleichen bernsteinfarbenen Augen den Schlafzimmerboden ab. »Pinker Tanga.« Sie entblößte ihre perfekten Zähne in einem breiten, anzüglichen Grinsen. »Einer deiner Lieblinge, wenn ich mich nicht täusche.«

»Du meinst den hier?«, fragte er, einen der dünnen Riemen zwischen den Zähnen.

Mit Socken und Oberteil in der Hand sah sie zu ihm auf. »Ja, genau den.«

Er ließ den Tanga von einem Finger baumeln. »Dann hol ihn dir doch.« Seine wackelnden Augenbrauen machten unmissverständlich klar, was er im Austausch dafür verlangte.

Sie lächelte weiter mit diesem schönen Mund, den er inzwischen in- und auswendig kannte. »Keine Zeit, du Hengst. Bei mir steht heute um neun schon eine eidesstattliche Aussage an. Da kann ich nicht zu spät kommen. Und danach muss ich zu Mallory in die Schule, die haben heute Berufsorientierung.« Sie brummte missmutig. »Wird bestimmt super, sich vor über fünfhundert Kindern hinzustellen und ihnen zu erzählen, wie erfüllend es ist, Scheidungsanwältin zu sein …«

Sie kam an seine Seite des Betts und beugte sich vor, gewährte ihm damit einen grandiosen Blick auf ihr Dekolleté. Er schob seine freie Hand in eines der Körbchen, bis er den Nippel fand, und zupfte daran. Das Stöhnen, das in ihrer Brust vibrierte, verriet ihm, dass sie sich die Zeit nehmen würde, auch wenn sie sie eigentlich nicht hatte.

Ihre Lippen schwebten über seinen. »Ich kann nicht.«

»Kannst? Oder willst?« Mit einer schnellen Bewegung zog er ihre Unterlippe zwischen seine Zähne.

Wieder stöhnte sie, schloss diesmal sogar die Augen. Er konnte ihren Widerstand förmlich bröckeln spüren. Konnte die Hitze ihres Körpers fühlen, eine neue Hitze, die er instinktiv erkannte. Diese Frau war ein wahres Tier im Bett. Und sie übernahm meistens die Kontrolle – womit Liam kein Problem hatte, denn wenn sie sich am Donnerstagmorgen trennten, war er jedes Mal vollkommen ausgelaugt, hatte Muskelkater und war einfach verdammt gut drauf.

Doch er wusste auch, wie er seine Löwin zum Schnurren bringen konnte. Er wusste, was er tun musste, damit sie sich auf den Rücken drehte, ihm ihren Bauch zeigte und zum verspielten Kätzchen wurde.

Auf den ersten Blick würde niemand diese knapp eins fünfzig große Frau mit den kurzen blonden Haaren, den falkengleichen Augen und den Oberarmen einer professionellen Kampfsportlerin für so wild und stark halten, wie sie war. Sie erinnerte ihn an Tinker Bell – die mit jemandem ein Hühnchen zu rupfen hatte. Daher auch der Spitzname Tink oder eben Tinker Bell, den er ihr schon vor Ewigkeiten verpasst hatte. Er war sogar so weit gegangen, ein Tinker-Bell-Kostüm für sie zu besorgen (ein aufreizendes natürlich), und hatte sich selbst in ein Piratenoutfit geschmissen, für ein kleines privates Rollenspiel.

Trotz seines mächtigen Schwerts und der schneidigen Augenklappe hatte es diese Frau irgendwie geschafft, ihn mit ihrem Feenstaub oder was auch immer zu verzaubern, und später hatte er sich auf Händen und Knien auf dem Boden seines Schlafzimmers wiedergefunden, ihre Zehen küssend, während sie ihm sein Schwert an die Kehle hielt.

Diese Nacht hatte verdammt viel Spaß gemacht.

Ihr schien der Spitzname nichts auszumachen – solange er sie nicht in der Öffentlichkeit so ansprach.

Er kniff wieder in ihren Nippel, fuhr mit der Zunge über ihre Unterlippe. »Ich verspreche, dass ich dich pünktlich zu deinem Termin bringe.«

Sie brummte an seinen Lippen. »Du und deine Versprechen, Dixon.«

»Ich habe noch nie eins gebrochen, das weißt du doch, Babe.«

»Weiß ich das? Ich kenne dich doch eigentlich kaum. Wir essen thailändisches Take-out, schauen Filme und haben Sex. Das ist alles. Eigentlich weiß ich gar nichts über dich.« Mit den Fingernägeln fuhr sie über seine nackte Brust, weiter hinunter über seinen Bauch und unter die Decke, vorbei an seinen ordentlich gestutzten Haaren, direkt zu seinem steifen Schwanz, der die Decke zu einem beeindruckenden Zelt aufgerichtet hatte. Als er spürte, wie ihre hübsch manikürten Fingernägel an seinem Schaft entlangglitten, sog er scharf die Luft ein, seine Lippen noch immer an ihren. Sie lachte leise. »Nicht nur du kannst dieses Spiel spielen.«

»Mit dir spiele ich, so lange und so heftig du willst, Babe. Du kennst mich besser, als dir bewusst ist.«

»Ich weiß nicht mal, ob du einen zweiten Vornamen hast.« Sie schloss die Finger um seinen Schwanz, fuhr mit dem Daumen über die Spitze und verteilte den Lusttropfen, der sich dort gebildet hatte.

Er öffnete schon den Mund, um ihr seinen zweiten Vornamen zu verraten, doch sie brachte ihn mit ihren Lippen zum Schweigen – und mit ihrer Zunge. »Ich will es gar nicht wissen«, murmelte sie, als sie zu ihm ins Bett stieg und sich rittlings auf ihn setzte. »Wenn ich es wissen wollte, hätte ich dich schon längst gefragt.« Sie hob sich auf die Knie und wartete darauf, dass er die Decke zwischen ihnen aus dem Weg schob, wozu er seine Hand aus ihrem BH nehmen musste. Sie zog ihn aus und warf ihn zurück auf den Boden.

Nachdem er seinen Schwanz von der Decke befreit hatte, griff er in seine Nachttischschublade, fischte ein Kondom heraus und wollte es sich überstreifen.

Doch Richelle nahm es ihm ab. »Lass mich.«

»Aber gern doch«, sagte er atemlos, genoss die selbstsichere Art, mit der sie ihre zierliche Faust an seinem Schwanz nach unten gleiten ließ und das Kondom dabei abrollte.

»Du weißt mehr über mich, als du zugeben willst, Tink«, sagte er leicht keuchend. »Man kann sich nicht drei Jahre lang jede Woche mit jemandem treffen, mit ihm essen, Filme schauen und Sex haben, ohne zumindest ein bisschen was über ihn zu erfahren.« Mit beiden Händen umfasste er ihre Hüften. »Gib es zu, du magst mich.«

Sie sah ihn unter ihren Wimpern hervor bedeutungsschwer an. »Mögen ist ein großes Wort.«

»Nicht so groß wie manch andere. Aber ich gebe mich mit Mögen zufrieden.«

Sie verdrehte ihre wunderschönen Augen. »Meinetwegen, ja, ich mag dich. Und ich weiß ein bisschen was über dich. Bitte schön, bist du jetzt zufrieden?«

Nein.

Er grinste. »Was magst du an mir? Was weißt du über mich?«

Wieder verdrehte sie die Augen, lächelte aber. »Ich weiß, dass du gern sehr scharf isst, aber wenn ich hier bin, bestellst du milde Sachen, weil du mir nicht die Klitoris verbrennen willst.«

Er lachte unter ihr. »Ich bin eben rücksichtsvoll.«

»Da kann ich nur zustimmen.«

»Was noch?«

»Ich weiß, dass Die Verurteilten dein Lieblingsfilm ist und dass du ihn mindestens zweimal im Jahr anschaust.«

Er drückte noch einmal ihre Hüften, bevor er mit einer Hand über ihren Hintern wanderte und einen Finger zwischen ihre Pobacken schob. »Entscheide dich, ob du leben oder sterben willst … nur darum geht es.«

»Ich weiß, dass dein Lieblingsnachtisch ein großer warmer Keks mit Schokostücken ist und dazu ein Glas eiskalte Milch.« Sie zwirbelte seine Burstwarzen zwischen ihren Fingern, bis er scharf Luft holte.

Der brennende Schmerz in seiner Brust, der sich in eine angenehme Wärme verwandelte, ließ Liam aufstöhnen. »Wie ein Biss aus dem Himmel.«

»Ich weiß, dass du es magst, wenn ich das tue …« Sie rutschte ein Stück vor, bis ihr süße Pussy direkt über seinem Schwanz positioniert war. Eine Pussy, von der er nie genug bekommen würde. Seit drei Jahren hatten Richelle und er fast jeden Mittwoch Sex, und seit drei Jahren freute er sich jede Woche darauf. Doch es war nicht nur die enge, feuchte Hitze, die ihn umschloss wie ein maßgeschneiderter Handschuh, von der er nicht genug bekommen konnte, es war auch die Frau selbst. Sie forderte ihn heraus, brachte ihn zum Lachen, zum Nachdenken und, großer Gott, zum Kommen!

***

Ihr heftiger Atem, den er über seine Wange streichen spürte, beruhigte sich allmählich, und ihre Nägel lösten sich von seinem Hintern, als er den Kopf hob.

So frisch gevögelt sah sie einfach umwerfend aus. Mit leuchtenden Augen, rosigen Wangen und wirrem Haar.

»Ich wünschte, ich könnte den ganzen Tag in dir verbringen.« Er rieb seine Nase an ihrer. »Wollen wir blaumachen? Ich bin mir sicher, einer deiner Assistenten kann sich um deinen Termin kümmern.«

Das kleine, zufriedene Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste, ihr Blick wurde ernst. Sie schob ihn von sich, und er glitt aus ihr heraus und von ihr herunter, bevor er ins Bad ging, um das Kondom zu entsorgen. Sie folgte ihm und setzte sich auf die Toilette.

Nachdem er sich kurz gewaschen hatte, ließ er sie allein und ging zurück ins Schlafzimmer, um das Bett zu machen.

»Wieso musst du das, was wir haben, damit ruinieren, mehr daraus machen zu wollen?«, fragte sie, als sie aus dem Bad kam und sich anzog. Erst schlüpfte sie in den pinken Tanga, dann in die enge Jeans. »Was wir haben, funktioniert doch. Es funktioniert seit drei Jahren. Willst du jetzt plötzlich mehr, weil deine ganzen Single-Dad-Freunde die Liebe wiedergefunden haben?« Sie sprach das Wort Liebe so aus wie immer. Als würde sie in etwa so sehr daran glauben, wie Liam an den Osterhasen oder den Weihnachtsmann.

Liam verdrehte die Augen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, Unterwäsche anzuziehen, weil er sowieso gleich duschen würde. Nachdem er das Bett fertig gemacht hatte, ging er zurück ins Bad und putzte sich die Zähne. Lässig gegen den Türrahmen gelehnt, beobachtete er sie beim Anziehen. »Meine Güte, entspann dich mal«, sagte er durch einen Mund voller Zahnpastaschaum. »Ich frage dich ja nicht, ob du bei mir einziehen oder dir meinen Namen auf die linke Brust tätowieren lassen willst. Ich frage doch nur, ob es nicht schön wäre, mehr als zwölf Stunden jede Woche miteinander zu verbringen.«

»Mehr als zwölf Stunden die Woche macht aus dem hier mehr, als es ist«, erwiderte sie, während sie ihren BH wieder schloss.

»Und was ist das hier?«

Der Blick, den sie ihm zuwarf, war der einer ungeduldigen und ernsthaft wütenden Frau. »Du weißt, was das hier ist, Liam Dixon. Du weißt seit drei Jahren, was das hier ist. Es ist eine ›Freundschaft mit gewissen Vorzügen‹, die für uns beide funktioniert. Wir haben jede Woche unseren Sexmarathon, ohne Verpflichtungen, ohne Gefühle, ohne Erwartungen. Dafür mit vielen Orgasmen.«

»Und du hast nie darüber nachgedacht, mehr daraus zu machen?«, fragte er trotz der Zahnbürste in seinem Mund.

Der Ausdruck in ihren Augen und das entsprechende Schnauben dazu besagten deutlich, dass sie ihre Grenze erreicht hatte. »Ich habe keine Zeit für mehr. Und du auch nicht. Wir sind beide viel beschäftigte Anwälte mit Kindern. Du hast deinen Sohn, und ich betrete gerade die aufregende Welt der Mütter von launischen, hormongesteuerten Teenagern. Mallory eine gute Mutter zu sein ist ein Vollzeitjob. Und ich habe bereits einen Vollzeitjob.«

Bis vor Kurzem hatte auch er nie daran gedacht, aus ihrer Affäre mehr zu machen. Doch nachdem er in den letzten zwei Jahren miterlebt hatte, wie sich in seinem Freundeskreis einer nach dem anderen verliebt und das große Glück gefunden hatte, begann er sich langsam zu fragen, ob es vielleicht doch gar keine so schlechte Idee war, eine Frau zu haben, die mehr als nur eine Affäre war.

Vielleicht.

Vor allem seit es Atlas passiert war. Der Letzte, der sich verliebt hatte, und Liams bester Freund. Er war der griesgrämigste, wütendste Witwer gewesen, den Liam jemals kennengelernt hatte. Und jetzt lächelte der Mann andauernd – und daran waren nur Tessa und ihre Liebe schuld. Sie hatte Atlas aus der Finsternis geholt und zurück ins Licht gebracht.

Bei ihrer letzten Grillparty, als alle Single Dads die Arme um ihre Frauen gelegt und ihre Kinder fröhlich zusammen gespielt hatten, hatte er sich bei dem Gedanken ertappt, wie gut Richelle sich in seine wachsende Ersatzfamilie einfügen würde. Tessa und Eva kannte sie ja schon. Richelle sprach nie über irgendwelche Freunde außerhalb der Arbeit. Hatte sie überhaupt welche?

»Für jemanden mit so einem hübschen Gesicht denkst du ganz schön angestrengt nach«, sagte sie und schwang sich ihre Tasche über die Schulter. Sie war inzwischen voll bekleidet, mit einer engen dunklen Jeans, einem weiten hellblauen Top und Flip-Flops, die ihre sexy pedikürten Zehen mit den kleinen Ringen zu Geltung brachten.

Er spülte seinen Mund aus, bevor er sich ihr wieder zuwandte. »Wenn das hier alles ist, was du willst, dann meinetwegen. Ich will einfach nur mit dir zusammen sein.«

Angst und Wut flammten in ihren Augen auf. »Woher willst du überhaupt wissen, dass du der Einzige bist, mit dem ich schlafe? Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir nicht exklusiv sind. Deswegen benutzen wir ja auch immer noch Kondome, richtig?«

Das traf ihn genauso heftig, wie sie es sicherlich beabsichtigt hatte. Doch er wusste, dass sie sich nur aus Angst so verhielt. Er kannte sie besser, als es ihr klar war.

»Seit dem ersten Abend, als du hergekommen bist und mich an mein eigenes Bett gefesselt hast, habe ich keine andere Frau geküsst, gevögelt oder auch nur mit jemandem Händchen gehalten.« Er erlaubte sich ein kleines, hoffnungsvolles Lächeln. Ein Lächeln, das sie hoffentlich etwas entwaffnen würde.

Doch das tat es nicht.

»Tja, schön für dich«, sagte sie mit einem kalten Lächeln. »Ich muss los.«

Er hatte sie noch nie gefragt, ob sie mit andern Männern schlief, weil es ihm bis vor Kurzem egal gewesen war – mehr oder weniger. Und sie hatte recht, sie hatten sich darauf geeinigt, nicht exklusiv zu sein. Auch wenn es für ihn unvorstellbar gewesen war, mit einer anderen zu schlafen, nachdem er das erste Mal mit Richelle im Bett gewesen war. Er war treu, wenn er sich für jemanden entschied. Und er hatte sich für Richelle entschieden, auch wenn ihre Abmachung nicht gerade traditionell war.

»Kannst du dasselbe behaupten?«, fragte er, als er ihr aus dem Schlafzimmer folgte. Das Klatschen ihrer Flip-Flops auf dem Betonboden hallte durch sein großes Haus am Lake Washington.

»Dasselbe in Bezug worauf?«, fragte sie ungeduldig und wirbelte auf dem Absatz herum, um ihn anzustarren.

Die Morgensonne, die durch die großen Fenster seines Esszimmers hereinfiel, ließ sie fast engelsgleich erscheinen. Ihr Haar leuchtete in diesem Licht beinahe weiß, und ihre bernsteinfarbenen Augen glänzten wie Gold. Sie war wirklich die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Selbst so wütend wie in diesem Moment war sie einfach verdammt sexy.

»Kannst du von dir auch behaupten, dass du mit keinem anderen geschlafen hast, seit wir uns regelmäßig treffen?« Furcht vor ihrer Antwort wirbelte Übelkeit erregend durch seinen Magen. Er war immer noch nackt, und der kalte Betonboden jagte einen heftigen Schauder seinen Rücken hinauf und wieder hinunter.

Mit zusammengepressten Lippen musterte Richelle ihn von Kopf bis Fuß, dann bohrte sich ihr Blick in seinen. Sie hatte noch immer nichts gesagt.

Eine leicht gehobene Augenbraue, ein Schulterzucken und ein halb heruntergezogener Mundwinkel waren alles, was er von ihr bekam.

Ihm war klar, dass sie nichts mehr dazu sagen würde.

Musste sie auch nicht.

Er holte tief Luft und nickte. »Alles klar. Dann habe ich meine Antwort.«

Aber hatte er das wirklich? Die Frau war schon immer ein Mysterium gewesen. War das nur eine weitere Schicht ihrer harten Schale? Wollte sie, dass er dachte, sie schliefe mit anderen Männern, damit er sich nicht zu sehr an sie klammerte?

»Richtig«, sagte sie kühl. »Ich muss nächsten Dienstag für ein Meeting nach San Diego fliegen und bin am Mittwoch erst spät zurück, aber ich komme vorbei, sobald ich gelandet bin.«

Puh. Wenigstens hatte er sie nicht verscheucht. »Soll ich dich vom Flughafen abholen?« Oh, verdammt, jetzt klang er wirklich wie ein anhänglicher Idiot. Das ganze Glück und die Liebe und all dieser Schwachsinn seiner Freunde brachten ihn schon ganz durcheinander.

Wieder hob sie eine Augenbraue, doch dieses Mal begleitet von einem schiefen Lächeln. »Ich parke mein Auto am Flughafen, aber danke für das Angebot.«

Dann tat sie etwas, das sie noch nie zuvor getan hatte. Die Hand schon an der bereits geöffneten Tür, ihr rotes Cabrio hinter ihr in seiner Auffahrt, beugte sie sich noch einmal vor und legte ihm eine Hand auf die Brust. »Danke, Liam.« Sie drückte ihre Lippen auf seine, beinahe züchtig, doch es war trotzdem ein Kuss.

Am liebsten hätte er seine Hände in ihrem Haar vergraben, sie entweder zurück in sein Schlafzimmer gezogen, ihren Kopf nach unten gedrückt, bis sie vor ihm kniete, oder sie auf der Motorhaube ihres Wagens genommen. Doch er tat nichts davon. Er drückte nur kurz eine ihrer Brüste und erwiderte den Kuss genauso sanft und zurückhaltend.

»Jederzeit, Babe«, sagte er in dem Versuch, unbeschwert und entspannt zu klingen, auch wenn in seinem Gehirn plötzlich alles Kopf stand.

Da war ihre erhobene Augenbraue wieder. »Mach dir einfach nicht so viele Gedanken. Was wir haben, funktioniert wunderbar. Was wir haben, ist gut. Richtig gut. Versuch nicht, etwas zu reparieren, das gar nicht kaputt ist, okay?«

Sie zwinkerte ihm noch einmal zu, bevor sie ihren Po, den sie mit viel Arbeit im Fitnessstudio knackig hielt, zu ihrem Wagen schwang. Das Auto piepte kurz, dann öffnete sie die Tür.

»Bestell uns doch für nächste Woche mal neue Kostüme oder ein neues Spielzeug zum Ausprobieren«, rief sie ihm zu. »Wir haben uns schon lange nicht mehr verkleidet. Es ist Sommer, also vielleicht Campaufseher und Camperin?«

»Versuchst du mich etwa dazu zu bringen, deine Johnny-Castle-Fantasien wahr werden zu lassen?« Noch immer nackt, lehnte er sich gegen den Rahmen seiner Haustür. Seine Kiesauffahrt war lang, und Vorgarten und Haustür waren durch eine hohe Hecke vor Blicken geschützt. Hätte er sich keine Sorgen um Sonnenbrand auf seinen Kronjuwelen gemacht, wäre er schon öfter in Versuchung geraten, nackt den Rasen zu mähen.

»Mein Baby gehört zu mir, ist das klar?«, rief sie, während sie den Motor ihres Mustangs aufheulen ließ und das Faltdach über ihr aufklappte. Er liebte das Schnurren eines sexy V8. Und die Tatsache, dass auch noch eine verdammt heiße Frau hinter dem Steuer dieses Babys saß, ließ seinen Schwanz zucken und sein Blut kochen.

»Niemand würde es wagen, dir zu widersprechen, Süße.«

Ein merkwürdiger Ausdruck trat in ihre Augen, und zuerst dachte er, es wäre nur die Sonne, doch als ihr Lächeln verblasste und ihr Blick hart wurde, war ihm klar, dass mehr dahintersteckte. Was hatte er gesagt, das die verspielte Richelle so abrupt vertrieben hatte?

»Alles okay?« Er musste die Stimme heben, um das Motorengeräusch des Mustangs zu übertönen.

Sie nickte und lächelte ihn an. »Japp. Alles wunderbar.« Sie warf ihm noch eine Kusshand zu, winkte und fuhr dann rückwärts aus seiner Auffahrt und aus seinem Leben – zumindest für eine Woche. Doch je länger Liam darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er keine Woche warten wollte, bis er sie wiedersah. Er wollte ihr nicht immer nur hinterhersehen, wenn sie verschwand. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er so bereit für die ganze Zusammenzieh- und Heiratssache war wie seine Freunde, wusste er doch, dass er langsam genug von dem emotionslosen, ungezwungenen, wöchentlichen Sex hatte, den Richelle offenbar so unbedingt beibehalten wollte. Er war einundvierzig. Ein erfolgreicher Seattler Anwalt und ein liebevoller Vater. Er hatte alles unter Kontrolle, all den Mist, den das Leben eben zu bieten hatte. Vielleicht war er bereit, seinen Mist mit jemandem zu teilen und im Austausch auch ihren Mist zu teilen. Vielleicht zog er sogar in Betracht, ihre Misthaufen zu kombinieren, zu einem riesigen Misthaufen, den sie aber immer noch unter Kontrolle hätten.

Es hieß doch, zu zweit ginge alles leichter, oder?

Galt das auch für die Bewältigung von Misthaufen?

Er kratzte sich im Schritt und schloss dann die Tür.

Eins nach dem anderen. Erst mal musste er duschen, sich anziehen und dann Dirty Dancing-Kostüme bestellen. Doch als er widerstrebend den Duft der Frau abwusch, mit der er die Nacht verbracht hatte, kam er nicht umhin, sich zu fragen, mit wie vielen anderen Männern sie noch solche Rollenspiele veranstaltete, wie viele andere Männer sie jede Woche traf und was für versaute Dinge sie mit ihnen anstellte. Versauter als das, was sie mit Liam trieb?

Oder war er vielleicht doch der Einzige, mit dem sie schlief, und sie hatte die Frage nur nicht beantwortet, um ihn auf Distanz zu halten? Entweder das, oder sie nahm ihre Abmachung, nicht exklusiv zu sein, tatsächlich ernst. Langsam bekam er von all dem Hin und Her Kopfschmerzen.

»Versuch nicht, etwas zu reparieren, das nicht kaputt ist«, wiederholte er ihre Worte, die immer und immer wieder in seinem Kopf nachhallten, während er aus der Dusche stieg und sich abtrocknete.

Manche würde ihn als kaputt bezeichnen.

Konnte er repariert werden?

War Richelle die Frau, die das Loch in seinem Herzen heilen konnte, das seine Ex dort hinterlassen hatte? Vielleicht. Aber genauso gut konnte sie die Frau sein, die nicht nur ein weiteres ein Loch in sein Herz riss, sondern es komplett zerbrach.

Kapitel 2

Als Richelle in die Einfahrt ihres Townhouses in der Innenstadt von Seattle bog, machte sie sich gar nicht erst die Mühe, die Garage zu öffnen. Sie würde keine zwanzig Minuten brauchen. Das war das Wunderbare an kurzen Haaren, sie waren schnell frisiert, und ihr Make-up hielt sie sowieso immer schlicht. Als Mallory und sie nach Seattle gezogen waren, hatte sie extra eine Stylistin angeheuert, um ihr Aussehen aufzupeppen.

Es hatte sich wie eine Wiedergeburt angefühlt.

Ein neuer Anfang.

Nach dem Leben, das sie zurückgelassen hatte, der Ehe und den Gerüchten, vor denen sie aus Oklahoma geflüchtet war, brauchte sie eine vollkommen neue Identität. Vor allem, weil sie Probleme hatte, ihrem eigenen Spiegelbild in die Augen zu sehen, denn die Frau, die aus dem Spiegel zurückstarrte, war die Frau aus den Videos.

Und Penelope, ihre wundervolle Stylistin, hatte genau das geschafft. Sie hatte Richelles Garderobe überholt – eigentlich ihr ganzes Leben –, sie in einen Friseursalon geschleift und dem Guru mit der Schere gesagt, er solle ihr schulterlanges braunes Haar abschneiden und ihr einen hellblonden Pixie-Cut verpassen. Dann war sie mit Richelle zu einem professionellen Make-up-Artist gegangen, der ihr beigebracht hatte, wie man in weniger als vier Minuten ein makelloses Gesicht schminkte, komplett mit Contouring, Eyeliner und Wimperntusche.

Inzwischen schaffte Richelle es in unter drei Minuten.

Mallory hatte letzte Nacht bei ihrer Großtante Teesha übernachtet, wie jeden Mittwoch, also musste Richelle sich ausnahmsweise keine Gedanken darüber machen, ihre launische Teenagertochter rechtzeitig aus dem Haus zu bekommen. Trotzdem rannte sie nun regelrecht die Treppe hoch, riss sich schon im Laufen die Klamotten vom Leib. Heute musste sie wirklich pünktlich im Büro sein, um sich mental auf die Aussage vorzubereiten.

Als sie sich das Top über den Kopf zog, traf Liams Duft sie mitten ins Gesicht, und ihre Nippel richteten sich sofort zu harten, ziehenden Spitzen auf. Vor ihm würde sie das niemals zugeben, um sein Ego nicht noch weiter aufzublasen, aber der Mann roch so gut, wie er vögelte, und der Sex mit ihm war der beste, den sie jemals gehabt hatte.

Als das Wasser in ihrer Dusche warm geworden war, stellte sie sich unter den Strahl und begann sich einzuseifen. Ihre Schamlippen fühlten sich wund an, ohne Zweifel dank Liams intensiven Aufmerksamkeiten letzte Nacht, insbesondere mit seinem stoppeligen Kinn … nicht, dass sie sich beschweren wollte.

Die warme Junisonne, die ihr so früh am Morgen schon auf die Schultern gebrannt hatte, und die Tatsache, dass eine enge Hose auf diesen wunden Lippen sie bis Mittag vermutlich zum Heulen bringen würde, machten heute zu einem perfekten Kleid-Tag. Ein fließendes Wickelkleid mit hohen Schuhen. Das blau, schwarz und weiß gemusterte Kleid, das Liam so gut gefiel, dazu die pinken Stilettos. Auch die Schuhe mochte Liam sehr. Vor allem, wenn sie davon abgesehen nur den farblich passenden Tanga trug.

Je länger sie an Liams Bartstoppeln auf ihrer pulsierenden Klitoris dachte, und daran, dass er sie nie die Schuhe ausziehen ließ, wenn sie mit Absätzen zu ihm kam, desto größer wurden ihre Schuldgefühle. Sie hasste es, dass sie ihn so angelogen hatte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, als sie seine Frage nach anderen Männern nicht beantwortet hatte, hatte ihr regelrecht den Magen umgedreht.

Er dachte jetzt, sie hätte jede Menge Liebhaber.

Und sie wollte, dass er das dachte.

Auch wenn es nicht stimmte.

Seit sie und Liam vor drei Jahren das erste Mal miteinander im Bett gelandet waren, hatte sie mit keinem anderen mehr geschlafen.

Sie hatte kein Bedürfnis danach.

Keine Lust.

Keine Zeit.

Liam befriedigte sie in jeder Hinsicht. Vor allem aber war es mit ihm unkompliziert und zwanglos, genauso wie sie es brauchte.

In ihrer Beziehung gab es genug Vertrauen, um die schmutzigen Dinge tun zu können, die sie mochte, aber genug Distanz, damit sie sich keine Sorgen darum machen musste, dass er etwas über ihre Vergangenheit, ihren Ex oder ihr Leben in Oklahoma herausfinden könnte.

Sie hatte sich nicht ohne Grund einen neuen Namen und einen neuen Look zugelegt. Eher würde die Hölle zufrieren, als dass sie irgendjemanden nah genug an sich heranließ, dass er herauszufinden konnte, wer sie wirklich war.

Niemals wieder würde sie einem Mann nah genug kommen, dass er sie verletzen, benutzen und ausbeuten konnte, wie Chet es getan hatte. Das war auch der Grund, weshalb sie nur Wasser aus ihrer eigenen Flasche trank, wenn sie bei Liam war. Niemals wieder würde sie so unvorsichtig sein. Allein zu Hause trank sie gern mal ein Glas Wein, oder auch bei einem Geschäftsessen, aber selbst dann hatte sie immer ein prüfendes Auge auf den Kellner, der ihre Flasche öffnete, bevor sie ihm erlaubte, ihr einzuschenken.

Sie war nicht gern so streng, aber nach dem, was Chet ihr angetan hatte, musste sie einfach unter der Prämisse leben, dass man gar nicht vorsichtig genug sein konnte. Dass man gar nicht misstrauisch genug gegenüber netten, ruhigen Menschen sein konnte.

Denn meistens verbargen sich hinter genau denen die Arschlöcher mit den dunkelsten Geheimnissen. Das waren die Typen mit Fetischen, mit denen nicht mal sie sich anfreunden konnte.

In den letzten acht Jahren hatte sie sich viel zu oft gefragt, ob sie überhaupt noch die Kraft hatte weiterzumachen. Doch Mallory war ihre Kraft. Mallory ließ ihr Herz weiterschlagen. Ihre Tochter brachte sie dazu, den nächsten Atemzug zu nehmen, sie war der Grund, weshalb sie jeden Morgen aufstand, in die Arbeit ging und einen Fuß vor den anderen setzte, ganz egal, wie schmerzhaft und schwer es auch war. Mallory war ihr Rettungsring.

Chet war ihr Ehemann gewesen. Sie hatte ihn geliebt, sie hatte ihm vertraut, und er hatte dieses Vertrauen auf die abscheulichste, demütigendste Art missbraucht, die man sich nur vorstellen konnte. Auch wenn Liam nach außen hin ein wirklich netter Kerl zu sein schien, sie gut behandelte und alles mitmachte, was sie wollte, würde sie ihren Schutzwall nicht einreißen – nicht einmal für ihn. Sie würde ihn nicht einmal denken lassen, dass er auch nur durch einen einzigen Stein der Mauer gebrochen war, die sie so sorgfältig, so gewissenhaft um sich selbst errichtet hatte.

Denn jetzt war die Mauer zehnmal so dick wie früher, mit Stacheldraht und einem Burggraben voller hungriger Krokodile. Niemand – nicht einmal der charmante, sexy und liebe Liam Dixon – würde mehr über sie erfahren, als sie wollte, denn wenn sie das zuließ, würde all das, was sie sich in mühevoller Arbeit wieder zurückerobert und neu erschaffen hatte, sofort in sich zusammenbrechen, und sie war sich nicht sicher, ob sie stark genug war, ihr Leben und das ihrer Tochter ein zweites Mal neu aufzubauen.

***

Samstagabend war Pokerabend, so wie jede Woche. Liams Sohn Jordan – oder Jordie –, war diese Woche bei seiner Mutter und würde erst Sonntagabend wieder zu ihm kommen. Wie jeden Samstag, an dem er Jordie nicht bei sich hatte, stand Liam früh auf, traf sich mit Zak im Fitnessstudio, wo sein Kumpel mit ihm trainierte, bis er fast umfiel, und fuhr dann zum Supermarkt, um Knabberzeug und Getränke für die Pokerrunde zu besorgen. Den restlichen Tag verbrachte er damit, an einem seiner Autos rumzuschrauben.

Im Gegensatz zum Gerichtssaal oder irgendeinem Konferenzraum, wo er zwar brillierte, aber nie wirklich dieses warme Glücksgefühl verspürte, war seine Garage sein ganz privater Quell des wahren Glücks. Er war nirgendwo so glücklich oder so rundum zufrieden wie in seiner Garage, wenn er sich über die offene Motorhaube seines 1977 Aston Martin V8 Vantage beugte oder über die seines zweites Babys, der zweiten großen Liebe seines Lebens, seines rundumüberholten 1966 Ford Mustang Fastback. Sein Dad und er hatten diese Schönheit zusammen restauriert, und sie war wirklich ein Anblick für die Götter. Schwarz mit weißen Rennstreifen auf der Haube. Sein Dad war für ein helles Blau gewesen, und auch Liam hatte diese Idee gefallen, aber als er gesehen hatte, wie sein Baby in elegantem Schwarz mit diesen weißen Streifen aussehen würde, war die Entscheidung klar gewesen. Und er hatte sie nicht eine Sekunde lang bereut.

So stand er also im Overall und mit einer Ratsche in der Hand in der Garage, lautet dröhnenden Classic Rock im Hintergrund. Liam war an seinem Lieblingsort.

Der Wecker seines Handys auf der Arbeitsbank begann zu piepsen, was leider bedeutete, dass die Spielzeit vorbei war. Ihm blieb noch eine Stunde, um sich zu waschen und für den Pokerabend fertig zu machen.

Also schloss er die Motorhaube seines Aston Martins und räumte das Werkzeug zurück an seinen ordnungsgemäßen und beschrifteten Platz, bevor er sich aus seinem Overall schälte. Er hängte ihn an den Haken neben der Tür, so wie immer, und drückte dann fünf Pumpstöße Flüssigseife in seine Handfläche, um die nächsten zehn Minuten damit zu verbringen, Öl und Dreck von seinen Händen und Nägeln zu schrubben. Wenn er fertig war, würde kein Anzeichen seiner automobilen Affäre zurückbleiben. Kein Anzeichen dafür, dass er irgendetwas anderes war als der erfolgreiche Anwalt mit sechsstelligem Jahresgehalt, der in einer großen Villa am Lake Washington lebte und seinen Sohn auf eine Privatschule schickte.

Nicht, dass er seine Liebe für Autos und das Herumschrauben daran geheim hielt. Es war schließlich kein schmutziges kleines Geheimnis, wie ein Fußfetisch oder so was, aber wenn ihm jemand die Hand schüttelte, konnte er Liam nicht aufgrund schmutziger Fingernägel verurteilen. Niemand würde Liam für jemanden halten, der er nicht war.

Nachdem er sich die Hände abgetrocknet hatte, betrachtete er seine Finger noch einmal genau und entfernte mit dem spitzen Ende einer Nagelfeile die letzten Schmutzreste.

Gerade als er nach oben gehen wollte, um sich Jeans und T-Shirt anzuziehen, ließ ihn das Geräusch der Haustür innehalten.

»Ich bin’s nur«, rief sein Bruder Scott. »Ich dachte, ich komme heute ein bisschen früher und helfe dir beim Aufbauen.«

Liam setzte seinen Weg nach oben fort. »Okay, danke. Bin gleich da.«

»Lass dir Zeit. Ich mache mich einfach schon mal über deinen Scotch her.«

Liam verdrehte die Augen und lachte leise, als er in sein Schlafzimmer trat.

Auch wenn er schon im Fitnessstudio geduscht hatte und den Geruch von Autos und Motoröl selbst sehr angenehm fand, wusste er, dass das nicht jedermanns Geschmack war, deswegen sprang er noch einmal unter die Dusche. Während Scott mit dem Aufbau begann – und dabei seinen guten Scotch trank –, würde er sich um eventuelle Frühankömmlinge kümmern.

Normalerweise hinterließ Richelle nicht den Hauch einer Spur in seinem Haus. Keine Zahnbürste, kein Stück Seife – nichts. Sie kam in ihren Sportsachen, duschte, zog sich Klamotten aus ihrer Tasche an – oder blieb einfach gleich nackt – und ging dann am Morgen samt all ihrer Sachen wieder.

Doch als er am Donnerstag, nachdem sie gegangen war, geduscht hatte, war ihm sofort ihr Duschgel auf der Ablage aufgefallen. Mandel und Vanille.

Als das eigentlich viel zu heiße Wasser jetzt auf seinen müden Rücken prasselte, öffnete er den Deckel und atmete tief ein.

Es roch genau wie Richelle.

Hatte sie es absichtlich hiergelassen?

Interpretierte er zu viel in dieses schlichte Duschgel hinein?

Ja, vermutlich schon.

Richelle hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts an ihrem Arrangement ändern wollte. Außerdem hatte sie zumindest angedeutet, dass er nicht der einzige Mann war, mit dem sie sich vergnügte.

Bedeutete das, dass auch er sich anderweitig umschauen sollte?

Richelle befriedigte zwar all seine Bedürfnisse, doch offensichtlich tat er nicht dasselbe für sie, was keine gute Voraussetzung für eine gemeinsame Zukunft war. Sie würden wohl nie etwas anderes füreinander sein als Freunde mit gewissen Vorzügen, bis sein Schwanz nicht mehr funktionierte und er gezwungen war, eine Penispumpe zu benutzen oder eine kleine blaue Pille zu schlucken. Und wenn sie jetzt schon andere Männer brauchte, um ihre Lust zu befriedigen, würden sie vielleicht gar nicht so lange durchhalten, bis er die Hilfe eines guten Pharmazeuten brauchte, um seinen Soldaten einsatzbereit zu machen.

Mit einem Tropfen ihres Duschgels auf seinem Luffa-Schwamm schrubbte er den letzten Rest Autogeruch von seiner Haut und hüllte sich stattdessen in ihren Duft.

Er musste darüber nachdenken, mit den Jungs darüber sprechen und vielleicht herausfinden, ob eine ihrer Frauen eine Freundin hatte, die mit »einem von Seattles begehrtesten Junggesellen« ausgehen wollte. Nicht seine Worte, aber er nahm sie gern an.

Als er die Single Dads von Seattle ins Leben gerufen hatte, war er verbittert, zynisch und voller Hass auf die Liebe gewesen, überzeugt davon, dass die Ehe ein veraltetes und unglaubwürdiges Konzept war, genauso wie Monogamie und die Wunschvorstellung eines Happy Ends. Für seinen Club hatte er sich Männer mit ähnlicher Einstellung gesucht. Männer, die betrogen worden waren, die behandelt worden waren, als wären sie ein unwürdiger Partner, ein schlechtes Elternteil. Er wollte einen sicheren Hafen und Rückzugsort für Väter bieten, die ihre Kinder liebten, die aber – ebenso wie er – wussten, dass jede andere Art Liebe für sie nicht mehr möglich war.

Da seine Ehe mit Cidrah geendet hatte, als Jordie noch nicht mal ein Jahr alt gewesen war, war er eigentlich von Beginn an alleinerziehender Vater gewesen. Er hatte vor Gericht mit allem, was er hatte, um das geteilte Sorgerecht gekämpft und es bekommen. Niemals hätte er sich mit weniger als der Hälfte der Zeit seines Sohnes zufriedengegeben. Cidrahs Geringschätzung ihm gegenüber als Vater und als Partner war das, was ihn am meisten verletzt hatte, was seine Abneigung gegenüber allem, was über eine Affäre und ungezwungenen Sex hinausging, befeuerte. Er musste sich wirklich nicht noch einmal mit den ganzen Problemen einer konventionellen Beziehung herumschlagen, vor allem aber brauchte er den Schmerz nicht, der unweigerlich damit einherging.

Zumindest hatte er bis vor Kurzem so empfunden. Bis er seinen Freunden dabei zugesehen hatte, wie sie Frauen verfallen waren, die in jeder Hinsicht perfekt zu ihnen passten. Ihr Glück hatte seine Entschlossenheit ins Wanken gebracht, die Liebe als große Lüge und Monogamie als kompletten Schwachsinn anzusehen. Vielleicht war es doch möglich, die Richtige zu finden. Vielleicht war Liebe, die über die Liebe für die eigenen Kinder hinausging, doch keine so absurde Idee.

Auch darüber musste er nachdenken. War er bereit, sich dieser Möglichkeit zu öffnen? War er bereit, sein Herz aufs Spiel zu setzen und zu riskieren, wieder verletzt zu werden?

Nachdem er sich den Seifenschaum abgewaschen hatte, stellte er das Wasser ab und trat aus der Dusche. Männerstimmen drangen zu ihm herauf.

Wo wäre er ohne seine Single Dads? Nicht dass außer Liam wirklich noch jemand Single war. Alle hatten in den letzten zwei Jahren die Liebe neu entdeckt. Und er freute sich für sie. Auch wenn er nach wie vor skeptisch war.

Und neidisch.

Nur ein bisschen.

Aber die Männer unten, ihre Frauen und Kinder waren seine Familie. Ja, er hatte liebevolle Eltern, einen Bruder und eine Schwester, und er liebte seinen Sohn Jordie mehr als alles andere auf der Welt, aber diese Männer waren eben auch seine Familie.

Nach seiner Trennung von Cidrah hatte er am eigenen Leib erfahren, wie wenig Unterstützung es für alleinerziehende Väter gab. Wie leichtfertig das Wort »Versager« benutzt wurde. Natürlich, da draußen gab es ein paar wirkliche Versagerväter, die kein Interesse an ihren Kindern hatten, den Unterhalt nicht zahlen wollten und nur dann auftauchten, wenn es ihnen gerade in den Kram passte. Doch er kannte eine ganze Reihe Männer, die nicht so waren. Er vertrat eine ganze Reihe Männer vor Gericht, die nicht so waren.

Als die Jahre verstrichen und er sich als der Anwalt etablierte, den Männer anriefen, wenn sie das Sorgerecht für ihre Kinder haben wollten, war ihm langsam klar geworden, dass er mehr tun musste, als Männern nur dabei zu helfen, ihre Kinder öfter zu sehen als an jedem zweiten Wochenende. Er musste eine Selbsthilfegruppe gründen. Einen Ort, an dem Männer Männer sein durften und trotzdem Fragen stellen, Sorgen teilen und über ihre Kinder, ihre Jobs, ihre Ex-Frauen – über was auch immer – jammern konnten.

Sie zogen jedoch nie über ihre Ex-Frauen her, denn auch wenn er lieber einen Sack voll Spinnen gegessen hätte, als fünf Minuten mit Cidrah in einem Raum zu verbringen, konnte er sie nicht wirklich hassen. Sie hatte ihm seinen Sohn geschenkt. Sie hatte eine Hälfte zu Jordan beigetragen, wenn er sie also hassen würde, würde er auch eine Hälfte seines eigenen Kindes hassen. Trotz all ihrer Fehler war Cidrah eine gute Mutter, und über die Jahre war ihre Beziehung als Jordies Eltern immer einfacher geworden.

Vielleicht lag es daran, dass Cidrah wieder einen Mann in ihrem Leben hatte und glücklich war – für den Moment zumindest. Diese Frau war selten für lange Zeit zufrieden.

Letztes Jahr hatte sie wieder geheiratet – einen Optiker namens BJ. Um genau zu sein, Dr. BJ Dick. Japp, ungelogen, das war sein Name: Dr. Dick. Dr. BJ Dick.

Nicht mal Liam hätte sich so einen Namen ausdenken können.

Verständlicherweise amüsierte sich Liam jedes Mal köstlich darüber, wenn er daran dachte, dass seine untreue Ex-Frau jetzt mit einem Mann verheiratet war, dessen Name genau so klang wie das, was sie mit ihrem Fitnesstrainer gemacht hatte, während sie noch mit Liam verheiratet gewesen war. Der Mann war fast vierzig und benutzte trotzdem Buchstaben als seinen Vornamen. Barry Julian war doch nicht mal ein ganz schlechter Name, was sollte der Mist also? Vor allem in Kombination mit seinem Nachnamen. Wieso tat man sich so was an?

Der Nachname Dixon hatte auch Liam und Scott früher ein paar Hänseleien eingebracht, aber das war sicherlich nichts im Vergleich zu dem, was der arme BJ durchgemacht haben musste.

Doch Cidrah konnte einfach nicht treu bleiben. Das hätte er wissen sollen – sie war mit jemand anderem liiert gewesen, als Liam sie kennengelernt hatte, was er zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht wusste. Es würde nicht lange dauern, bis sie jemandem einen BJ gab, der nicht BJ war.

Leise lachend schlüpfte Liam in eine dunkle Jeans und ein weißes Poloshirt.

BJ Dick.

Wer tat seinem Kind so was an?

Wer behielt so einen Namen, wenn er erwachsen war?

Die Geräuschkulisse unten schwoll immer weiter an, was vermuten ließ, dass sie inzwischen vollzählig waren, alle neun Männer – Liams beste Freunde, seine Familie.

Nachdem er in Socken und Hausschuhe geschlüpft war, sich kurz die Haare gekämmt und sich im Spiegel davon überzeugt hatte, dass er nicht total abgefuckt aussah – tat er nie, dafür sah er einfach von Natur aus zu gut aus, dachte er grinsend –, ging er nach unten.

»Hey, ihr Schwänze!«

Stöhnen, Winken und Lachen schlugen ihm als Antwort entgegen.

Scott war in sein Handy vertieft, ein Glas Scotch in der anderen Hand, und lehnte in Liams Küchentür. »Ich soll dich fragen, ob Richelle vielleicht Interesse daran hat, nächsten Samstag mit den Mädels was trinken zu gehen.« Er klang wie ein Roboter, als würde er die Worte von einem Skript ablesen.

Auch Atlas hatte den Blick auf sein Handy gesenkt. »Ich soll dich dasselbe fragen.« Auch er klang wie programmiert, als würde er sich selbst zerstören, wenn er den Text nicht wortgetreu wiedergab.

»Was zur Hölle ist hier los?«, fragte Aaron, der anscheinend als Letzter angekommen war, denn er hatte noch ein Sixpack Bier in der Hand und schob sich gerade durch die anderen Männer nach vorn. Wie immer trug der rothaarige Ex-Navy-SEAL ein enges schwarzes T-Shirt, das all seine Muskeln und Tattoos hervorhob.

»Anscheinend versuchen Eva und Tessa, Richelle dazu zu bringen, mit den Mädels was trinken zu gehen«, sagte Liam trocken. »Ihr solltet alle mal mit euren Frauen reden. Sie zurückpfeifen. Die müssen sich wirklich aus meinem Liebesleben raushalten.«

Die Männer schnaubten und grinsten schief.

»Sie zurückpfeifen?«, prustete Mark. »Hast du unsere Frauen schon mal kennengelernt?«

Touché.

»Wie auch immer. Verführt sie und pfeift sie dann zurück. Egal, wie ihr es anstellt, sie müssen Richelle in Ruhe lassen. Sie hat kein Interesse an …«

Mir?

Einer Zukunft?

Einer monogamen Beziehung?

»Wisst ihr was? Scheiß drauf. Klar, sollen sie Richelle doch anrufen. Sie waren beide ihre Klientinnen, also haben sie ja ihre Nummer. Wenn sie nicht will, kann sie ihnen das selbst sagen. Ich habe keine Lust mehr, immer alle für sie abzuwimmeln.« Liam stapfte hinüber zu seiner Hausbar, goss sich zwei Fingerbreit seines besten Scotchs ein und nahm einen tiefen Schluck.

»Woah.« Atlas trat neben ihn. »Alles okay bei dir?«

»Frauen!« Er kippte den Rest seines Whiskys runter und schenkte nach.

»Gibt’s etwa Ärger im ungezwungenen Sex-Paradies?«, fragte Mason und stützte sich neben Atlas auf die Bar. Er war ein weiterer Riese mit muskulösen Armen, die von der Schulter bis zum Handgelenk tätowiert waren. Mason besaß eine Bar in der Stadt und war mit einer Chocolatier liiert.

»Hat Lowenna dir Pralinen mitgegeben?«, fragte Liam, ohne auf Masons Frage einzugehen.

Masons blaue Augen funkelten, und sein Lächeln wurde so breit, dass all seine Zähne zu sehen waren. »Meine Frau lässt mich nie mit leeren Händen hierherkommen. Aber die Schokolade hat ihren Preis. Wir brauchen Informationen …«

»Hat sie ernsthaft gesagt, ich bekomme erst Schokolade, wenn ich euch was über Richelle verrate?«

Verdammt. Konnten sie ihn denn nicht alle einfach mal in Ruhe lassen? Ihm seine Privatsphäre gönnen?

Mason schüttelte den Kopf, bevor er seine Bierflasche an die Lippen setzte und einen langen Zug nahm. »Nein«, sagte er dann, »ich will die Infos. Ich will wissen, was zur Hölle mit dir los ist.«

»Ich glaube, das wollen wir alle«, meinte Mitch, der eben neben Mason getreten war.

Kurz darauf standen seine Freunde alle auf der anderen Seite der Bartheke und starrten Liam an, warteten drauf, dass er zu reden begann.

Liam exte seinen Scotch und goss sich ein drittes Glas ein.

»Du warst immer für uns da, hast uns allen durch eine der schwersten Zeiten im Leben geholfen«, sagte Scott. »Mir natürlich am meisten, weil ich dein Bruder bin. Aber wir sind dir alle was schuldig. Du hast uns allen zugehört, wenn wir rumgejammert und dir unsere Beziehungsprobleme aufgehalst haben. Jetzt bist du dran.«

Kapitel 3

Spätfrühling in San Diego war einfach wunderschön. Die Sonne hing abends noch lange am Himmel, wie ein aufmüpfiges Kleinkind, das nicht ins Bett gehen wollte, und die warme Brise, die über Richelles nackte Arme strich, als sie mit ihrem Glas Sangría auf der Terrasse des Windward Hotels saß, war wie die Umarmung eines Liebhabers.

»Noch ein Glas, Miss?«, fragte der Kellner. Er trug sein Haar in einem dieser grauenhaften Man Buns.

Sie nickte. »Gern.«

»Kommt sofort.«

Nach dem Treffen mit ihrer Klientin – einer erfolgreichen Unternehmerin, die ihren geldgierigen Nichtsnutz von Ehemann verlassen wollte – genoss Richelle nun das Rauschen der Brandung und das Farbenspiel des Abendhimmels. Ihre Zulassung als Anwältin galt in Kalifornien zwar nicht, aber die Klientin war die Freundin einer Freundin und hatte um Richelles Rat gebeten, weil sie gehört hatte, dass sie bekannt dafür war, Frauen bei der Scheidung immer einen fairen Anteil zu erstreiten. Außerdem, wenn die Klientin schon anbot, für alles zu zahlen – Flug, Hotel und Mahlzeiten –, wieso sollte sie die Gelegenheit dann nicht nutzen, um mal für ein, zwei Nächte wegzukommen?

Vielleicht sollte sie sich in Kalifornien lizensieren lassen. Sie hatte es schon zweimal geschafft, wieso also nicht noch ein drittes Mal?

Nachdem sie aus Oklahoma geflohen war, hatte sie die Prüfung in Washington nochmals abgelegt und genauso wie beim ersten Mal in Oklahoma mit Bravour bestanden. In mehreren Staaten zugelassen zu sein konnte ihr mehr Möglichkeiten für Jobs und Reisen verschaffen. Könnte sie noch gefragter machen, noch begehrter. Wenn sie wieder zu Hause war, würde sie sich mal genauer damit auseinandersetzen. Mit den Partnern ihrer Kanzlei sprechen, sie fragen, was sie davon hielten. Schließlich war sie noch nie jemand gewesen, der tatenlos herumsaß. Sie war jetzt schon Senior Partner in der Kanzlei und fest entschlossen, noch vor ihrem vierzigsten Geburtstag Namenspartnerin zu werden. Diese leckere Möhre baumelte jetzt schon seit einer ganzen Weile vor ihrer Nase herum, und sie tat alles, was in ihrer Macht stand, um sie sich zu schnappen.

Sie nippte an ihrer Sangría und schloss die Augen, genoss die fruchtige Mischung auf ihrer Zunge. Normalerweise bestellte sie keine Mixgetränke, wenn sie nicht dabei zusehen konnte, wie der Barkeeper sie zubereitete, doch sie war inzwischen schon so oft im Windward Hotel gewesen, dass sie mit Bev, der Barkeeperin, per Du war. Bev war früher beim Militär gewesen und führte ihre Bar so, wie sie die neuen Rekruten geführt hatte – mit eiserner Hand. Außerdem wusste Bev über Richelles Eigenheiten bei ihren Getränkebestellungen Bescheid und war deswegen immer besonders vorsichtig. Und weil sich vom Servicepersonal niemand mit Bev anlegen wollte, konnte Richelle sich sicher sein, dass ihr Drink von der Bar bis zu ihren Lippen in guten Händen war.

»Ist der Platz neben Ihnen noch frei?«, erklang plötzlich eine tiefe Stimme mit leicht slawischem Akzent neben ihr.

Richelle machte sich nicht die Mühe, den Blick zu dem Unbekannten zu heben. »Kommt drauf an.«

»Worauf?« Er ging um ihren Stuhl herum und zog den neben ihr unter dem Tisch hervor.

»Auf so einiges.« Sie nippte noch einmal an ihrem Drink, bevor sie zu ihm aufsah, darauf bedacht, eher durch ihn hindurchzusehen als tatsächlich in sein Gesicht.

»Und was wäre das?«

Mit einem Schulterzucken fischte sie die Orangenscheibe aus ihrem Glas und knabberte daran. »Zum Beispiel, ob Sie ein akzeptabler Gesprächspartner sind.«

Sein tiefes, raues Lachen ließ ihre Nippel sofort hart werden. Es entging ihr nicht, dass sein Blick zu ihrem Dekolleté wanderte. Sie trug eine ärmellose Seidenbluse, darunter einen unwattierten BH, ihre aufgerichteten Brustwarzen waren also deutlich zu sehen.

Die Pupillen des Mannes weiteten sich, als er seinen Blick an ihrem Körper hinab und wieder hoch zu ihrem Gesicht wandern ließ. »Ich bin bekannt dafür, dass ich meine Gesprächspartnerinnen mit meinem Scharfsinn, meinem Wissen und meinem Charme gut unterhalten kann.«

»Scharfsinn, Wissen und Charme, ja?«

Er setzte sich neben sie, obwohl sie ihn nicht dazu eingeladen hatte. »Die Dreifaltigkeit.«

»Ihr Vodka, Mr Zubarev«, sagte der Kellner, als er mit zwei Gläsern auf seinem Tablett zurückkam. Das dickbodige Glas mit Eiswürfeln stellte er vor dem groß gewachsenen, dunkelhaarigen, blauäugigen Mann ab, das langstielige Weinglas tauschte er gegen Richelles leeres Glas.

»Setzen Sie die Getränke der Lady bitte auf meine Rechnung«, sagte der Unbekannte.

»Selbstverständlich, Sir.« Mit seinem wippenden Man Bun eilte der Kellner wieder davon.«

»Vielen Dank, Mr Zubarev.« Richelle hob eine Augenbraue und nippte an ihrem neuen Drink. Der Typ hatte definitiv den Reiz eines sexy Bad Boys. Aber er troff auch geradezu vor Selbstbewusstsein – oder eher Großspurigkeit –, als wäre er Gottes Geschenk an die Frauen dieser Welt und wusste es. Ziemlich abturnend. Sie mochte selbstbewusste Männer, zog sogar arrogante Exemplare in Betracht, aber das Ego, mit dem dieser Typ hier aufgeschlagen war, ging ihr gehörig gegen den Strich.

Er nickte und streckte ihr seine Hand entgegen. »Da. Nikita Zubarev. Aber Sie können mich Nik nennen.«

Sie schüttelte ihm die Hand. Sein Händedruck war schwach, seine Hände viel zu weich für ihren Geschmack. Nicht, dass ein Mann für sie Hände wie Schmirgelpapier haben musste, aber wenn seine Haut weicher war als ihre, war das definitiv zu viel des Guten. Denn das bedeutete, dass er selbst die kleinsten Aufgaben jemand anderem überließ, und nachdem sie bei einem alleinerziehenden Vater aufgewachsen war, der das Baseballteam ihrer Highschool trainiert und alle Reparaturen zu Hause selbst erledigt hatte – sogar Klempner- und Elektrikerarbeiten –, schätzte sie Männer, die wussten, wie man anpackte und selbst erledigte, was nötig war. An ein paar Schwielen an den Händen war nichts auszusetzen, absolut nichts.

»Was bringt Sie nach San Diego, Miss …« Er hatte ihre Hand noch nicht wieder losgelassen und fuhr jetzt mit dem Daumen über ihre Fingerknöchel. Dann hob er ihren Handrücken an seine Lippen.

»Sasha Stein«, erwiderte sie, grub sogar den Oklahoma-Akzent wieder aus, den sie so mühevoll aus ihrer Sprache verbannt hatte. »Ich bin für eine Konferenz in der Stadt. Ich arbeite für ein Verlagshaus.« Die Geschichte ihres Alter Ego kam ihr inzwischen leicht über die Lippen, auch wenn sie es nicht oft benutzte. Es war immer gut, einen falschen Namen und eine alternative Identität in der Hinterhand zu haben. Sie hatte schon einmal ihren Namen ändern müssen, sie wollte es nicht noch ein zweites Mal tun.

»Stein«, schnurrte er und ließ endlich ihre Hand los, jedoch nicht, ohne vorher einen feuchten Lippenabdruck darauf zu hinterlassen. »Höre ich da einen leichten Südstaatenakzent? Aber Stein klingt eher deutsch oder vielleicht skandinavisch. Kommt Ihre Familie daher?«

War er ein Vertreter für eine dieser Ahnenforschungswebsites, oder was? Würde er später ihr Sangríaglas stehlen, um ihre DNA zu überprüfen?

Tatsächlich hatte sie von Seiten ihrer Mutter etwas skandinavisches Blut in den Adern. Irisches von der Familie ihres Vaters, aber das ging diesen Typen nichts an.

Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich wurde adoptiert.«

Er gab ein tiefes Knurren von sich und rutschte mit seinem Stuhl etwas näher an sie heran. »Haben Sie jemals versucht, Ihre leiblichen Eltern zu finden?«

Sie schüttelte den Kopf, bevor sie noch einen Schluck von ihrem Drink nahm. »Nein. Ich liebe die Eltern, die ich habe, mehr brauche ich nicht.«

Mehr habe ich nicht.

Die Art, wie er sie ansah, ließ ihren Nacken prickeln, und einem Instinkt folgend stellte sie ihr noch mehr als halb volles Glas weg. Sie verschwendete nicht gern einen guten Drink – und das Windward machte wirklich hervorragende Sangría –, aber irgendetwas an diesem Kerl sagte ihr, dass sie lieber bei klarem Verstand bleiben sollte.

»Stimmt etwas nicht mit Ihrem Getränk?« Sein Akzent trat zunehmend stärker hervor.

Sie schüttelte den Kopf und setzte zu einem falschen Gähnen an, das sich natürlich sofort in ein echtes verwandelte. »Nein, ich bin nur müde. Morgen muss ich schon in aller Herrgottsfrühe im Flieger zurück nach Denver sitzen.«

»Denver.« Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er schon eine Hand ausgestreckt und ihr … nichts hinter das Ohr gestrichen. Denn er konnte nichts hinter ihre Ohren schieben, ihre Haare waren zu kurz dafür. Dieser Typ war so ein Aufreißer. »Ich war noch nie in Denver. Ist es so schön dort, wie man immer hört?«

Sie widerstand dem Drang, die Augen zu verdrehen. Den Spruch brachte er vermutlich jedes Mal.

Oh, Sie sind aus Detroit? Ist es da so schön, wie man immer hört?

»Ist es«, sagte sie trocken. Sie schüttelte seine Hand ab und schob ihren Stuhl zurück. Mit ihrer Tasche in der Hand stand sie auf. Er erhob sich ebenfalls. Verdammt, er war echt groß.