Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Privatdetektiv Rico Monn bekommt seinen ersten Auftrag. Er soll für die Bundesstaatsanwaltschaft gegen eine Fälscher Bande ermitteln. Diese stellt Blüten im ganz grossen Stil her. Der Zürcher Mafiaboss Teslov beabsichtigt den gesamten europäischen Markt mit Falschgeld zu überschütten.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 194
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Kapitel 1
Der erste Auftrag
Kapitel 2
Die Fälscher
Kapitel 3
Therapie
Kapitel 4
Freunde
Kapitel 5
Die Indoor Hanfanlage
Kapitel 6
Drucken der Blüten
Kapitel 7
Die vier Musketiere
Kapitel 8
Monns Geburtstag
Kapitel 9
Sophie und Rolf
Kapitel 10
Observation
Kapitel 11
Georges Tod
Kapitel 12
George wird vermisst
Kapitel 13
Monn in Gefahr
Kapitel 14
Drei Musketiere
Kapitel 15
Der Umzug
Kapitel 16
Verkauf der Plantage
Kapitel 17
Eine Razzia
Kapitel 18
Deal mit der Motorradgang
Kapitel 19
Der Weg des Geldes
Kapitel 20
Zimmer 612
Kapitel 21
Der Kurier
Kapitel 22
Zurück in die Schweiz
Kapitel 23
Teslov in Haft
Kapitel 24
Der Durchsuchungsbefehl
Kapitel 25
Amsterdam
Kapitel 26
Muschg will zurück
Kapitel 27
Belastende DNS
Kapitel 28
Escort Service
Rico Monn hatte bei der Churer Kripo gekündigt. Er wusste nicht genau warum. Er wusste aber, dass es an der Zeit war etwas in seinem Leben zu ändern, so entschloss er sich von nun an in seiner eigenen Detektei als Privatermittler tätig zu sein. Einen oder gar mehrere Aufträge hatte er nicht.
Er sass hinter seinem Arbeitstisch, ein altes Pult, welches er im Brockhaus fand und schaute sich private Fotos an. Lange war es her, als er seine beiden Kinder zum letzten Mal gesehen hatte. Sowohl sein Junge wie auch seine Tochter hatten sich von ihm losgesagt.
Als seine Frau gestorben war, vertiefte er sich in seine Arbeit. Liess alles um sich herum entgleiten, zerstritt sich mit jedem seiner Freunde und Bekannten und war ständig betrunken. Er war sehr tief gefallen und es gab nichts, was ihn wieder auf die Beine bringen konnte. Sogar sein ehemaliger Assistent bei der Kripo Chur konnte ihn nicht mehr decken, wenn er angetrunken erschienen war. Brunner sagte ihm tausendmal, dass er sich Hilfe holen solle. Aber Monn reagierte mit Ablehnung, schloss sich in sein Büro ein und nuschelte in irgendwelchen Akten. Einen richtigen Fall hatte er nicht. Sein Vorgesetzter vertraute ihm nicht mehr. Er ermahnte ihn mehrfach, doch endlich wieder auf die Beine zu kommen, sonst müsste er ihn entlassen. Auch das nutzte nichts. Monn hängte wie immer an der Flasche, auch in seinem Büro. Wäre er nicht so viele Jahre bei der Polizei, in diesem Team und wäre er nicht so ein erfolgreicher Ermittler gewesen, hätte man ihn schon längst entlassen. So hoffte jeder, ihm helfen zu können, und stand Monn immer bei, trotz seiner Eskapaden.
Er blätterte ein Bild nach dem anderen und verblieb bei jedem Foto eine kurze Weile. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein liebevolles Lächeln. Alles scheint noch nicht verkümmert zu sein.
Monn hielt das Familienfoto mit seiner Frau und den beiden Teenager Kindern vor sich. Er weinte und fragte sich selber, wieso es denn so weit gekommen war. Er stellte ein Glas auf den Tisch, dass er aus einer Schublade am Pult entnommen hatte, und griff zu einer Flasche billigen Whisky. Er schenkte sich nicht ein. Stutzte und stellte sie wieder hin. Er fasste an seinem tiefsten Punkt einen Entschluss. Er würde zu einem Therapeuten gehen und wolle versuchen, sich wieder zu fangen. Schliesslich wollte er mit seinen beiden Kindern einen Neuanfang suchen.
Er rief Google auf und gab das Keyword Therapien bei Alkoholsucht ein und klickte auf die Seite „Stop-Alkohol“. Er studierte die Webseite aufmerksam und stellte dabei fest, dass er mit seinem Problem nicht alleine auf der Welt war, was ihn beruhigte.
Er schrieb sich eine Telefonnummer auf ein Blatt und schloss seinen Laptop wieder. Monn griff zum Telefon und wollte Nägel mit Köpfen machen. Er stellte die Nummer einer Therapeutin ein. Nach dreimaligem Klingeln nahm eine Frau mit Dr. Banner ab. Monn erklärte kurz seine Situation und die sie meinte, dass es sich hier um einen dringenden Fall handeln könnte, worum sie einen Termin für den übernächsten Tag vereinbarte.
Monn war zufrieden, legte den Hörer auf die Gabel und schenkte sich doch noch einen Whisky ein. Nur einen Kleinen und nur so als Belohnung für sich. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und fühlte sich stolz, dass er einen neuen Lebensabschnitt beginnen wollte.
Es klingelte sein Mobiltelephone. Auf dem Display sah er, dass es Brunner war.
„Hallo Brunner, was kannst du mir anbieten“, fragte Monn keck.
„Guten Morgen Rico, wie geht es dir?“
„Habe mich heute bei einer Therapeutin angemeldet. Ich versuche wieder auf die Beine zu kommen. Es geht mir gut.“
„Das sind ja erfreuliche Neuigkeiten, ich wünsche dir viel Erfolg und Stärke. Und wenn du Hilfe benötigst, du weisst ja, wo ich bin“, unterbreitete Brunner sein Angebot.
„Aber warum hast du mich angerufen?“, fragte Monn
„Ich kenne eine Bundesstaatsanwältin. Wir gingen zusammen ans Gymnasium in Zürich, und sie hat mich gefragt, ob ich ihr einen guten Privatermittler nennen könnte. Und da habe ich an dich gedacht“, meinte Brunner.
„Das ist nett von dir. Geht es um einen bestimmten Fall?“, fragte Monn weiter.
„Das kann ich dir nicht sagen. Du musst dich mit ihr treffen und sie wird dir das dann erklären. Mehr weiss ich leider nicht. Ich gebe dir die Nummer der Bundesanwaltschaft am Standort Zürich 058 460 83 00. Hast du sie aufgeschrieben. Dann verlangst du eine Frau Sophie Wulschleger und vereinbarst einen Termin. Ist das alles gut so?“
„Ja, das ist nett von dir. Ich werde sie gleich anrufen und sie dann treffen“, verabschiedete sich Monn und beendete das Telefonat mit einem Gruss an die ehemaligen Teamkollegen.
Nach ein paar Sekunden rief Brunner nochmals an. „Hei bitte entschuldige, vor lauter Bundesstaatsanältin habe ich dir vergessen zu sagen, dass ich am kommenden Samstag nach Zürich komme. Ich besuche dort einen Kollegen und dachte mir, wir könnten zusammen zu Abendessen. Was meinst du?“ Fragte Brunner und hoffte auf eine positive Antwort.
„Das machen wir. Ich finde das eine tolle Idee und das tut mir gut. Ruf mich an, sobald du am Samstag in Zürich bist.
Dann treffen wir uns bei mir in der Kanzlei“, bestätigte Monn die Verabredung. „Meine Adresse ist Höschgasse 29 im Zürich-Seefeld, erster Stock.“
„Das ist aber eine edle Anschrift, und nicht billig“, meinte Brunner etwas verwundert.
„Du weisst ja, dass ich nach dem Tod meiner Frau eine grössere Erbschaft durch sie erhalten habe. Das macht mich unabhängig und erlaubt mir einen gewissen Komfort“, rechtfertigte sich Monn.
„OK bis am Samstag“, verabschiedete sich Brunner und Monn drückte auf den roten Button.
Frau Rechtsanwältin Wulschleger und Monn trafen sich noch am gleichen Tag um 16.00 Uhr. Sie schlug vor, dass sie sich auf dem Lindenhof treffen sollen, das wäre diskret genug.
Sophie Wulschleger war 36 Jahr jung. Also in etwa im gleichen Alter wie Brunner. Dann könnte seine Aussage des gemeinsamen Schulbesuches stimmen, meinte Monn. Sophie hatte blonde Haare, welche zu einem Rossschwanz gebunden waren. An der Stirne hingen ein paar Strähnen ins Gesicht. Es war ein sehr schönes Gesicht mit ebenen Zügen und wenig geschmickt. Ihre blauen Augen stachen aus dem Gesicht wie Edelsteine. Monn war begeistert von der Erscheinung.
Er blickte auch auf Ihre makellose Figur, was er dann doch als unangebracht empfand. Sophie war sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst und setzte dieses Mittel zeitweise auch ein. Heute aber nicht. Monn war ihr zu alt. Auch sah er nicht nach ihrem Geschmack aus, aber sie sagte zu sich, dass es auf die Qualität seiner Arbeit und seines Könnens ankommt und nicht, ob er ihr gefallen würde.
So entschied sie, einen sachlichen Dialog zu eröffnen:
„Nun Herr Monn, sie wurden mir wärmstens von Herrn Brunner aus Chur empfohlen. Ich denke sie kennen ihn gut“, begann sie.
Monn konnte gar nicht antworten, da Sophie schnell weiter sprach.
„Wir von der Bundesanwaltschaft Standort Zürich sind an einem Fall dran zudem wir die Hilfe eines privaten Ermittlers benötigen. Wir ermitteln gegen eine internationale Geldfälscherbande, die, wie wir glauben, ihren Hauptsitz im Kanton Zürich, genauer gesagt in Urdorf, nahe Zürich hat. Leider haben wir bis heute kein Falschgeld als Beweis gefunden, noch sind uns die Personen bekannt. Wir konnten auch keinen Durchsuchungsbefehl erwirken, da wir wie gesagt noch keine Beweise haben. Wir wissen aber aus zuverlässiger Quelle, dass die Geldfälscher von Urdorf aus operieren und wir reden von riesigen Mengen an Falschgeld. Wir haben einen Kleinkriminellen verhaftet, der uns den Tipp gegeben hat, um seine Strafe zu reduzieren. Wir glauben ihm. Darum haben wir beschlossen den Fall aufzugreifen und die Bande dingfest zu machen. Der Polizei sind im Moment die Hände gebunden. Und hier kommen Sie ins Spiel“, schloss sie Ihre Ausführungen.
„Sind sie dabei“, fragte sie Monn, in der Meinung, dass er zusagen müsste. Schliesslich wusste sie von Brunner, dass er zurzeit keine Arbeit hatte.
„Was genau wäre meine Aufgabe?“ Fragte Monn weiter.
„Wir geben ihnen alle Akten, die wir zurzeit haben. Sie recherchieren in Urdorf, führen Observierungen durch, sammeln Beweise. Sie machen Fotos der Bandenmitglieder, Sie besorgen Falschgeldscheine und zusammen führen wir alles zu einem wasserdichten Fall zusammen“, erklärte die Staatsanwältin.
„Ok das kann ich machen. Wer ist meine Bezugsperson?“ fragte Monn
„Das bin ich, hier ist meine Karte mit der direkten Telefonnummer.“
„Und wann soll ich anfangen?“ fragte er weiter.
„Am besten gleich.“
„OK, und nun eine wichtiges Anliegen für mich. Wie hoch ist mein Honorar?“
Mit dieser Frage hatte Frau Wulschleger schon am Anfang des Gespräches gerechnet. Es überraschte sie angenehm, dass Monn nicht so gierig schien.
Er war mit dem Angebot zufrieden. Er hätte nicht gedacht, dass die Bundesanwaltschaft so grosszügig war. Sein Honorar sei 1000.— Tagespauschale, die Spesen separat.
Allan Green und Noldi Muschg, beides ausgezeichnete Fälscher, arbeiteten viele Jahre zusammen. Sie sind nicht vorbestraft und wurde noch nie verhaftet. Das schlossen sie auf ihr Genialität und ihre Vorsicht, die fast schon paranoid war, aber eben wirkungsvoll und effektiv.
Noldi Muschg war ein älterer Mann von 66 Jahren. Stattliche Erscheinung und er legte grossen Wert auf gepflegte Umgangsformen. Er erlernte das drucken von Banknoten bei einem Topbetrieb, der die Noten für die Schweiz druckt. Bei Orell Füssli security printing. Er lernte das Geschäft von Grund auf und entwickelte sich zu einem Genius auf seinem Gebiet. Seit seiner Pensionierung beschäftigte er sich mit der Herstellung von amerikanischen Banknoten.
Allan Green war 28 Jahre jünger also 38 Jahre alt. Er war Amerikaner aus New York, weiss, gebildet und lebte seit 12 Jahren in der Schweiz. Er hatte einen Doktor in Industriedesign. Handwerklich galt er ebenso geschickt. Sein Hobby war die Ziselierung von Metallplatten.
Die Vorbereitungsarbeiten für die Herstellung der US-100 Dollar Note war in vollem Gange. Muschg wusste genau, welche Maschinen dafür notwendig waren und er besorgte jene aus Deutschland und aus Japan. Es waren Occasionsmaschinen. Druckmaschinen, Schneider Binder usw. die auch für andere Druckarbeiten zu gebrauchen wären, worum niemand Verdacht schöpfte und Fragen stellte. Das grössere Problem war die Beschaffung des speziellen Papiers. Muschg wusste wo, aber konnte es nicht so einfach organisieren.
Das bräuchte ein wenig Zeit. Für die ganzen Maschinen mussten die beiden 150'000.— Euro hinblättern. Dieses Geld bekamen Sie von Teslov, einem Mafiaboss, der in Zürich einen Nachtklub besass und diesen auch führte. Die Mafia finanzierte das ganze Unternehmen. Sie hatten Erfahrungen gesammelt, als sie im Kosovo aktiv waren und dort ebenfalls Falschgeld hergestellt hatten.
Sie erwarteten eine grössere Rendite, wenn sie in der Schweiz tätig werden würden. Und sie wollten 100 Dollar Scheine drucken und nicht wie im Kosovo 50 Dollar Noten.
Muschg bezahlte die Maschinen inklusive dem Transport in bar. Zu diesem Zweck traf er einen Mittelsmann der Firma, welche die Ware liefern würde, und zwar egal ob von Deutschland oder von Japan.
Sie trafen sich im Hotel Hyatt im Kreis 2, an der Bar und erledigten das Geschäftliche, bevor sie beide je ein kleines Bierchen tranken.
Die Lieferung sollte binnen zwei Wochen nach Urdorf erfolgen.
Green und Muschg standen vor der Eingangstüre zu Ihrem Büro in Urdorf und warteten auf den Lastwagen, der die Maschinen bringen würde.
Er bog in die Strasse ein und hielt vor den beiden Herren an. Sie öffneten die Laderampen hinten und betrachteten die Ware. Sie waren zufrieden.
Nachdem alle Maschinen abgeladen und an ihren richtigen Standort im Innern abgestellt waren , meinte Green, dass sie die Teile doch testen sollten. Muschg begrüsste diesen Vorschlag und sie stellen die Druckmaschine, die wichtigste und grösste Maschine von allen, ein. Natürlich gab es nichts zum Drucken, jedoch konnte auf diese Weise die Funktion geprüft werden.
«Sehr zufriedenstellend», meinte Green abschliessend. Dann verliessen sie die Produktionsstätte und begaben sich zu ihren Fahrzeugen.
Green wohnte ausschliesslich in Hotels. Seit 1 Jahr ist er Gast im Hotel Storchen. Einem kleineren, aber edlen Haus in der Altstadt von Zürich. Er wählte dieses Hotel, weil es an der Limmat, dem Zürcher Hausfluss lag, was ihm ein gutes Gefühl gab und zudem ein Restaurant besass, welches ausgezeichnetes Essen servierte. Green liebte Zürcher Geschnetzeltes mit einer gut gebratenen Rösti. Er sass an einem der hinteren Zweiertische und bestellte eben genau dieses Menu und eine ganze Flasche Mille e una notte dazu. Ein wunderbarer sizilianischer Rotwein vom Weingut Donnafugata. Genüsslich und zufrieden nippte er am Weinglas und schob eine Gabel nach der anderen in seinen Mund. Ein herrliches Essen.
Green wusste, dass er nach dem Essen zum Hotelsafe musste, und hat seinen Besuch bereits vor dem Essen angekündigt. Die beiden fertiggestellten Druckplatten für die 100 Dollar Scheine befanden sich in einem Stoffbeutel und dieser in einer kleineren Ledertasche. Wenn er an diese Platten dachte, empfand er Stolz. War das doch seine absolut beste Arbeit, welche er bisher in seinem Leben erstellt hatte.
Er legte das Besteck auf den Teller. Nicht so dass man annehmen konnte, er hätte genug, nein, als der Keller an den Tisch trat und er die Besteckanordnung sah, fragte er den Gast, ob er ihm etwas Suplement bringen dürfe. Dies erfreute Green und er bejahte den Vorschlag.
Nachdem er sowohl den Nachschlag als auch den Wein, die ganze Flasche, ausgetrunken hatte, ging er an die Rezeption und löste seinen Wunsch ein, den Hoteltresor zu besuchen. Der Concierge begleitete den Gast in das Untergeschoss und führte ihn durch eine Sicherheitstüre zum Tresor. Es war ein grosser begehbarer Tresor. Die Hoteleigner legten Wert auf dieses Angebot für Ihre Gäste. Es wurde rege genutzt und die zugesagte Diskretion fand bei den Gästen Anklang.
Er nahm die Ledermappe an sich, öffnete sie und schaute in den Beutel. Er vergewisserte sich, dass alles da ist. Dann behändigte der die Tasche, und eilte an die Rezeption. Er bedankte sich mit einem Nicken und gab 20 Franken auf den Tresen, was ihm herzlich verdankt wurde. Dann nahm er den Aufzug und schloss sich in seinem Hotelzimmer ein. Er legte sich auf das Bett und betrachtete seine gelungene Arbeit von Neuem. Freude kam auf.
Monn sass in seinem Büro und studierte die ihm ausgehändigten Aktenkopien gründlich. Sie waren nicht sehr aussagekräftig, aber liessen ihn im Glauben an einer grossen Sache dran zu sein. Er notierte sich auf einem Block alle Schritte und Komponenten welche er erledigen und welche er ermitteln musste. Da waren zum Beispiel das Kaufen eines unauffälligen Wagens für die Observierungen, einen Feldstecher, oder einen Thermoskrug für den Kaffee.
Monn legte den Stift auf den Block, las die Liste nochmals durch und entschloss sich nach Hause zu fahren.
Er nahm nicht sein Auto. Dies hatte er sauber auf seinem Parkplatz deponiert. Er wollte etwas zu Fuss gehen und spazierte in Richtung Opernhaus. Der Spaziergang war nicht von langer Dauer. Er entschloss sich, das nächste Tram zu nehmen. Er müsste in die Nummer 2 oder 4 einsteigen. Diese Trams fahren zum Bellevueplatz und vor dort aus könnte er mit der Nummer 11 nach Zürich Nord fahren. Monn wohnte in einer grosszügigen 3 ½ Zimmerwohnung am Bahnhof Oerlikon. Es war ein Altbau, aber komfortabel gebaut und mit einer Aussicht auf den Bahnhof. Monn hatte Freude am Treiben. Es gab ihm das Gefühl, mit der Welt verbunden zu sein.
Er betrat seine Wohnung und das Erste das ihm in den Sinn kam, war ein Drink. Schnell stellte er ein Glas auf den Esszimmertisch und holte eine Flasche Whisky aus dem Schrank. Plötzlich hielt er inne. Er überlegte. Er hätte allen Grund zum Feiern. Aber was würde er morgen der Therapeutin sagen. Er müsste lügen. Das würde ihm grundsätzlich nichts ausmachen, war es in der letzten Zeit zur Routine geworden. Er hatte sich aber vorgenommen, etwas in seinem Leben zu ändern. Und der neue Fall wäre doch ein guter Anfang. Monn nahm die Flasche, öffnete sie, begab sich in die Küche und leerte den Inhalt in den Ausguss.
Zufrieden nahm er den Rest der Lasagne aus dem Kühlschrank, legte sie in die Mikrowelle und wartet 2 Minuten. Er setzte sich an den Tisch und stocherte in seinem Essen herum. Es schmeckte ihm nicht.
Monn klingelte unten an der Hauseingangstüre bei Praxis Dr. M. Banner. Psychiaterin. Ein Summen öffnete die Türe. Er ging die Treppen hinauf in den 2. Stock. Es hatte keinen Lift und Monn empfand das als mühsam. Ideal war der Ort der Praxis. Gleich bei einer Tramhaltestelle der Nummer 7 und 15. So konnte er direkt von zu Hause aus dahin gelangen.
Das Wartezimmer war leer. Er dachte, dass das wohl richtig ist, dass man nicht mit anderen Gestörten zusammen sass und sich schämen musste. Er empfand diesen Gedanken als störend und hat ihn sofort wieder gelöscht.
Die Türe öffnete sich und Frau Dr. Banner bat ihn herein. Als er sich im Raum umsah, und das Mobiliar betrachtete, sah er kein Sofa. Er fragte Frau Dr. Banner, nach dem Sofa und sie erklärt, dass es zwei Arten von Psychiatern gebe. Da sind einerseits die Freudianer, welche mit einem Sofa arbeiteten und dann die Jungianer, die ihre Patienten im Sitzen behandeln. Und sie praktiziere nach den Lehren von C.G.Jung, also ohne Sofa. Monn nickte gerade so, als ob er genau verstanden hätte, was die Frau Doktor meinte. Er kannte C.G.Jung nicht und empfand das als störend. Die Frage nach einem Buch von C.G.Jung welche er an Dr. Banner stellte, fand bei ihr keinen Anklang. Sie meinte, dass es für einen Laien zu kompliziert sei, die Lehren zu verstehen. Monn nahm dies zur Kenntnis und dachte, dass er ein Buch im Internet bestellen müsse.
Dann begann die eigentliche Sitzung. Er fühlte sich gut und erzählte viel. Frau Dr. Banner hörte aufmerksam zu und stellte gezielte Fragen.
Schliesslich meinte sie, dass Monn keine schwierige Störung hätte, dass es ein Problem sei, weil er den Tod seiner Frau nicht richtig überwunden hätte, also keine echte Trauerarbeit geleistet hatte und daraus die Alkoholsucht hervorginge. Sie meinte, dass sie beide das wieder hinkriegen werden. Monn müsse lediglich mit ihr zusammenarbeiten. Und sie gab ihm eine Adresse einer Patientengruppe, die von einem Kollegen von Ihr geleitet würde. Dort seien alles Alkoholiker, welche die Sucht bereits loswurden oder diese loswerden wollten.
Monn schaute auf den Zettel und suchte in Gedanken den Ort und welches Tram er nehmen müsste.
Er bedankte sich bei Dr. Banner und verliess mit einem neuen Termin in der nächsten Woche die Praxis. Monn betrat die Haltestelle und wartete auf das anfahrende Tram Nr. 15.
Er fühlte sich sicher bei Frau Dr. Banner. Sie war ihm sympathisch, ja sie gefiel ihm sogar ein wenig. Er war sich aber nicht sicher Erfolg mit der Selbsthilfegruppe zu haben. Vor allem sträubte er sich in Bezug auf diese. Er meinte, dass dies verlorene Zeit sei und er gar kein Interesse hätte, die Geschichten von anderen anzuhören.
Er fuhr mit der Nr. 15 bis zum Opernhaus und entschloss sich die weiteren zwei Stationen, zu Fuss zu gehen. In seiner Kanzlei angekommen behändigte er die Besorgungsliste, schaute sie nochmals durch und verliess das Büro wieder.
Er kannte einen Occasionsautohändler aus früheren Polizeitagen, rief ihn von unterwegs an und sagte ihm, dass er bei ihm vorbei käme. Er benötige einen Kleinwagen.
Er durfte das Auto sofort mitnehmen und erhielt eine Garagistennummer, als Übergang, bis der Kollege mit dem Strassenverkehrsamt und der Versicherung alles geregelt hätte. Das fand Monn super und bedankte sich herzlich. Auch über die Tatsache, dass er einen sehr guten Preis erhalten hatte, freute er sich. Das Auto, ein kleiner Peugeot 106 aus dem Jahre 2003, mit 160'000 Kilometer für 3'000.—Franken. Ein Schnäppchen und gar nicht auffällig. Die Farbe war Dunkelgrün, was Monn ebenfalls gut fand. So fällt er in der Nacht nicht auf.
Die restlichen Dinge, die er auf die Liste geschrieben hatte, waren rasch eingekauft. Unterdessen war es Abend und er fuhr mit seinem neu erworbenen Auto nach Hause. Monn hatte dort eine Garage. Da er sein anderes Fahrzeug auf dem Parkplatz beim Geschäft hatte, konnte er sein neues Auto in die Garage stellen. Er hatte sich vorgenommen, morgen mit dem Fall zu starten.
Sophie Wulschleger war die jüngste Bundesstaatsanwältin der ganzen Behörde. Sie war schon in der Schulzeit sehr ehrgeizig und wollte immer die Beste und die Erste sein. Darum war sie als Streberin verschrien und hatte wenige bis keine Freunde während ihrer ganzen Schulzeit. Dies wurde besser, als sie sich an der Universität immatrikulierte, um Anwältin zu werden. Dort musste sie lernen, dass es doch einige, zumindest drei Mitstudenten gegeben hatte, die ihr ebenbürtig waren oder teilweise sogar besser. Am Anfang war dies eine schmerzliche Einsicht. Ihre enormen Anstrengungen den Stoff noch besser zu beherrschen, führten nicht zu einem merklichen Ergebnis. Eines Tages gab sie auf und entschloss sich, mit den Mitstreitern zu verbünden und nicht mit ihnen zu konkurrieren. Aus diesem Gespann von vier zukünftigen Anwälten entstand eine echte Freundschaft ja sogar fast eine sektiererische, verschworene Klicke. Diese Beziehung sollte ein Leben lang halten. Sie nannten sich die vier Musketiere und fühlten sich auch so. Sie unternahmen viel miteinander. Sie wohnten auch zusammen. Nicht von Anfang an, aber im Laufe des Studiums. Dies war praktisch, weil sie sich gegenseitig helfen konnten, den Lernstoff zu üben. Sophie war die einzige Frau in dieser Gruppe und das war manchmal ein wenig schwierig. Gab es doch Frauenthemen, die zu besprechen mit Männern nicht hilfreich waren. Aber das hatte sie lernen müssen. So war es am Ende des Studiums so, dass es null Unterschied mehr gab zwischen Mann und Frau, und keiner hatte mehr ein Geheimnis. Jeder wusste vom anderen alles. Eben die vier Musketiere.
Es war 18.00 Uhr und die blaue Stunde in vollem Gange. Die vier trafen sich in der Widder Bar am Rennweg. Eine Etablissement welches eine extrem grosse Auswahl an Whiskys, auch sehr alte, hatte. Whisky war die Leidenschaft der vier Musketiere. Sie lieben es, verschiedene Arten zu trinken, aus allen Gegenden von Schottland und von Irland. Rauchige und süssliche. Was sie gar nicht mochten, waren amerikanische Whiskys, Bourbon. Die hätten einen furchtbaren Geschmack nach Mais.
Sie sassen an einem kleinen Tisch, gleich neben dem grossen Flügel. Gespielt wurde er im Moment nicht, was die Konversation untereinander erheblich erleichterte.
Ben und Rolf eröffnete vor einem Jahr eine eigene Kanzlei und spezialisierten sich auf Baurechtsfragen und allgemeines Vertragsrecht. George war arbeitslos. Nicht weil er keine Stelle bekommen würde. Es lag daran, dass er von zu Hause her genug Geld hatte, somit keine existenziellen Sorgen und er sich ein Jahr Auszeit verschrieben hatte.