Der tote Beamte - Hady Zürcher - E-Book

Der tote Beamte E-Book

Hady Zürcher

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Beschreibung

Ein sehr teures Bild wird gestohlen und dann übermalen. Der ehemalige Besitzer wird durch die Versicherung entschädigt, gibt aber einen Auftrag an einen dubiosen Mann, das Bild wieder zu beschaffen, so dass er das Geld und das Bild hätte. Einige Personen bezahlen für das Finden des Bildes mit dem Leben. Kommissar Rico Monn versucht den komplexen Fall zu lösen, strauchelt aber immer wieder über Leichen.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 Die Gebäudeschatzer

Kapitel 2 Michailov

Kapitel 3 Caduff und Beer

Kapitel 4 Hess und G.M.

Kapitel 5 Hotel Restaurant Soliva

Kapitel 6 Caduff wird am Leben gelassen

Kapitel 7 Das Bild ist weg

Kapitel 8 Der Tod von Olaf

Kapitel 9 Drei Leichen

Kapitel 10 Erpressung

Kapitel 11 Die Taskforce

Kapitel 12 Professor Erler

Kapitel 13 Zwei erfolglose Jahre

Kapitel 14 Sie werden verraten

Kapitel 15 Besuch der Kripo Chur

Kapitel 16 Flucht

Kapitel 17 Haftstrafen

Kapitel 1 Die Gebäudeschatzer

Arthur Caduff sass mit teilnahmslosem und starrem Blick auf der Holzbank im Wartesaal des Bahnhofes von Disentis-Muster. Er wartete auf seinen Mitarbeiter Martin Beer. Im Auftrag des Schatzungsamtes sollten sie in Sedrun Wohnungen besichtigen und deren Zustand für die Steuerbehörden schätzen.

Da A. Caduff selbst in Disentis und M. Beer in Ilanz wohnte, haben sich die beiden Schatzungsbeamten zu früher Stunde auf dem Bahnhof verabredet. Caduff schaute auf seine Armbanduhr; es war 06.35 Uhr!

„Jetzt ist es gleich soweit“, flüsterte Caduff vor sich hin, ließ seinen Blick durch die leere Bahnhofshalle schweifen und erhob sich langsam von der Bank. Mit noch etwas unbeweglichen Schritten ging er auf die den Geleisen zugewandte Ausgangstüre zu, drückte den übergroßen, fein geschwungenen Türdrücker nach unten und zog die schwere Türe gegen sich auf. Die eisige Kälte peitschte ihm ins Gesicht. Er steckte seine beiden Hände in die seitlichen Taschen seiner dicken Lammfelljacke, drückte seinen Hals in den aufgestülpten Kragen und schlenderte dem Bahnsteig entlang in Richtung des erwarteten Zuges. „Noch nichts zu sehen!“

Die Kälte trieb Caduff zurück in den Wartesaal. Die schwere Türe fiel langsam ist Schloss und trotzdem verursachte sie ein klirrendes Geräusch, so dass Caduff sich nochmals umdrehte, vielleicht in Erwartung eines weiteren Wartenden?

„Der Zug scheint heute Verspätung zu haben“, dachte Caduff, schaute nochmal, als Bestätigung auf seine Uhr und setzte sich auf den gleichen Platz auf der Bank. Wohl aus Langeweile schaute er nach der Decke. Eine weisse Decke mit gewölbeähnlichen Strukturen. Über dem Fahrkartenschalter die Aufschrift <Fahrkarten>, in zierlicher, kaum lesbarer, aber schwungvoller Schrift. Über einer weiteren Türe <Personalzimmer>, in der gleichen Schrift. Neugierig geworden, drehte sich Caduff nun auf die andere Seite, um die weiteren Überschriften zu lesen. Kaum mehr lesbar von seinem Sitzplatz aus, versuchte er die Schrift über einer zweiflügeligen Schwenktüre zu entziffern.

„Ja natürlich: <Wohnung>“, sagte er leise, kaum hörbar „genau, das muss die Wohnung des Bahnhofvorstandes sein.“

„Wie meinen Sie bitte?“

Caduff zuckte zusammen und drehte sich instinktiv in die Richtung der unerwarteten Frage.

„Habe ich Sie erschreckt?, das tut mir sehr leid, bitte entschuldigen Sie.“

Caduff blickte in ein faltiges, gelebtes Gesicht, welches trotz der Furchen nicht zu einem alten Menschen gehörte.

„Ich dachte, wir hätten uns geeinigt beim letzten Treffen“, sprach Caduff leise, ohne von den durch die dicken, runden Brillengläser verzogen schimmernden Augen des Mannes zu lassen.

„Das dachten wir auch, lieber Arthur, das dachten wir auch“, antwortete G.M. gelassen. „Nun, haben wir unsere Meinung geändert. Wie du sicher verstehst, können wir auf dich nicht verzichten.“

„Das kommt überhaupt nicht in Frage“, entgegnete Caduff schroff und sichtlich nervöser, „wir hatten eine Abmachung und die ist für mich verbindlich. Ein weiteres Mal kommt für mich nicht in Frage.“

„Hallo Arthur, bitte entschuldige die kleine Verspätung, aber das Wetter…“

„Schon gut, schon gut!“ erwiderte Caduff genervt. „Komm, lass uns gehen, wir haben viel zu tun.“

Martin Beer aber folgte dieser Aufforderung nicht gleich, stellte sich breitbeinig vor Caduff und blickte an diesem vorbei, zwecks Erkennung des Fremden. Da Beer das Gefühl hatte, der Fremde werde von Caduff abgedeckt oder versteckt, weckte dies seine Neugierde noch mehr. Caduff bemerkte dies, wollte aber unter keinen Umständen, dass sich Beer mit G.M. unterhalten sollte. Also deckte er diesen mit seinem Körper noch mehr ab und versuchte, mit verschiedenen Gesten, Beer zum Gehen zu zwingen, was dieser mit sturem Abwenden quittierte.

„Nun sag schon Arthur, wen versteckst du hinter dir? Willst du uns nicht vorstellen?“

„Nein das ist niemand. Komm, lass uns endlich gehen, wir sind eh schon zu spät. Bei diesem schlechten Wetter werden wir niemals fertig heute.“ Caduff legte seine Hand auf die Schulter von Beer und wollte diesen mit leichtem, aber bestimmten Druck zwingen, nun endlich zu gehen. Beer entwand sich dem Druck, indem er einen kleinen Schritt zur Seite machte und so dem Fremden, welcher teilnahmslos dem Geschehen zuschaute, direkt in die Augen schauen konnte.

„Bitte entschuldigen Sie meinen Arbeitskollegen, er scheint heute früh etwas verwirrt. Mein Name ist Beer, Martin Beer.“

Beer streckte hinter dem Rücken von Caduff dem Fremden seine Hand entgegen und forderte mit einem flüchtigen und neugierigen Lächeln G.M. zum Grusse.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, antwortete G.M. ohne sich vom Bank zu erheben oder sonst eine Bewegung zu machen. Nur die kleine, wurstig wirkende Hand streckte Beer ebenfalls entgegen. Beer fiel auf, dass es ein sehr kräftiger Händedruck war, obschon sich seine Hand wie ein Oktopus um die Hand des Fremden legte, da diese sehr klein war.

„Ihr Name ist?“, doppelt Beer nochmals nach, doch der Fremde zog seine Hand mit einem bestimmten Blick an sich und blickte fordernd zu Caduff.

„Ich werde mich heute Abend bei Ihnen zu Hause melden“, meinte G.M., erhob sich gewandt und zwängte sich zwischen den beiden Steuerbeamten durch, geradewegs auf den Ausgang der Bahnhofshalle zu. Die beiden Stehengelassenen blickten dem Fremden hinterher, als warteten sie gespannt auf sein nächstes Tun.

Plötzlich ruft Caduff mit bebender, sich überschlagender Stimme hinter G.M. her : „Nein, ich werde mich wie gewohnt zur selben Zeit melden!“

G.M. hob seine rechte Hand , und dann den Zeigefinger über seinen Kopf in die Höhe, dies zum Zeichen, dass er Caduff wohl verstanden habe. Danach bestieg er einen dunkelblauen Opel Corsa mit ausländischem Nummernschild. Beer hatte seine Nase noch an die Fenstergläser gedrückt und versucht, sich die Nummer zu merken. Da es aber kein einheimischen Schild war, und der Fremde rasant wegfuhr, gelang ihm dies nicht.

„Das ärgert mich aber. Ich konnte die Kennzeichen des Wagens nicht erkennen. Es war wohl noch zu dunkel.“

Caduff nun sichtlich genervt über den morgendlichen und unvorhergesehenen Zwischenfall, forderte Beer mit einer bestimmten und energischen Handbewegung auf, ihm zu folgen.

„Mein Wagen steht gleich hinter dem Haus, lass uns nun endlich fahren!“

Beer blickte nochmals durch das nun mit Tau beschlagene Fenster, stellte fest, dass er auch diesmal nichts erkannte und folgte Caduff im Abstand von wenigen Schritten zum Ausgang. Beer fiel auf, dass Caduff in Gedanken versunken war, kein Wort zu ihm sprach, was absolut nicht der Norm entsprach, und während des Überquerens der Strasse den Blick weder nach links, noch nach rechts wandte. Auch dies war ungewöhnlich . Predigte Caduff doch stets, dass Väter eine grosse Verantwortung hätten und deshalb viel vorsichtiger sein mussten. Er trank nie zu viel, trocknete sein nasses Haar immer bevor er nach dem Sport nach draussen ging, knüpfte seine Jacke stets bis unter den Hals zu und achtete sich überhaupt auf tausend Sachen, welche nie auffallen würden, täte er sie nicht erwähnen. Schweigend bestiegen sie das Auto von Caduff. Beer legte seine kleine, typisch flache Falttasche auf seine Knie, während Caduff den Motor mit vollem Gaspedal in Gang setzte.

„Wo fangen wir heute an Martin“, unterbrach Caduff das beklemmende Schweigen, während er seinen Wagen mit grosser Sicherheit und Wegkenntnis ins Tal lenkte.

„Dieni, ich glaube Dieni“, antwortete Beer kurz.

„Gut, die meisten sind Ferienhäuser, gut.“

„Wie meinst du das?“

„Ach nur so, ich habe nur laut gedacht.“

M.Beer wunderte sich über diese Bemerkung, mass ihr aber weiter keine Bedeutung bei und schaute weiter auf die vorbeiziehenden Häuser, Bäume und Schneefelder. Langsam erwachte der Tag. Die dunklen Silhouetten der Häuser, machten weissen prächtigen Fassaden Platz.

Schwarze unheimliche Löcher, wurden zu kleinen, mit Eisblumen verzierten Fenstern, in denen sich die Landschaft zu spiegeln begann. Beer erfreute sich diesem Anblick mit zunehmendem Lächeln.

„Was grinst du so vor dich hin, Martin?„

„Sag Arthur, was soll das? Bist wohl heute mit dem falschen Fuss aufgestanden! Ich bitte dich zu bedenken, dass wir heute den ganzen Tag miteinander unterwegs sind, und ich keine Lust habe, dein aggressives Getue zu ertragen. Kannst du damit leben?“

„Schon gut Martin. Bitte entschuldige. Es ist sonst nicht meine Art , aber dieser blöde Kerl hat mir meinen ganzen Tag versaut.“

„Wer war denn das überhaupt, der hat sich mir gar nicht vorgestellt, ein wirklich kurioser Typ.“

„Das kannst du laut sagen Martin.“

„Aber was hast du mit einem solchen Kerl überhaupt zu tun Arthur?“, wollte Beer wissen.

„Nichts, mit dem habe ich nichts zu tun“, antwortete Caduff wieder genervter.

„Aha!“

Beer war mit dieser Antwort nicht zufrieden, beschloss aber nicht weiter nachzufragen und wandte seinen Blick wieder der verschneiten Straße zu. Diese wurde zusehends weisser, was ein eindeutiger Hinweis war, dass sie sich dem Dorf Sedrun näherten. Es ist ein erstaunliche Phänomen : Ist das Wetter in Diesentis so oder so, auf dem Sedruner Plateau ist es mit Sicherheit anders. So waren auch die Strasse noch aper, in Sedrun sind diese mit Schnee bedeckt. Nach einer langgezogenen Linkskurve eröffnet sich das Dorf Sedrun zuerst mit unpassenden klotzigen Bauten. Als ob sich die Bauleute der Fehler bewusst wären, gesellt sich danach ein schöneres Haus an das andere. Alle Häuser sind im gleichen Stil gebaut. Kleine Erker, teilweise mit Skrafitti, geneigten Dächern und viel Holz an den Fassaden. Keine mondänen Blöcke, welche das Dorfbild zerstören, keine Ladenstrasse mit teuren Angeboten, keine High Society. Das ganze Dorf wirkt unter dem weissen Zauber wie verschlafen und die Menschen bewegen sich sicher aber gemütlich.

Die beiden durchfahren Sedrun und das angebaute Dorf Camischolas, dann Zarcuns, entlang der kleinen Kapelle, über offenes Feld, und erreichen Rueras.

„Wir haben noch etwas Zeit“, begann Arthur, „wollen wir einen Kaffee trinken?“

Doch bevor Beer eine Antwort geben kann, fährt Caduff wieder mit zunehmender Geschwindigkeit am Gasthof vorbei.

„Ist zu!“

Da das Restaurant geschlossen war, wollte er sich im Moment nicht mit Caduff unterhalten. Seine ungestüme Art ärgert Beer, ist er doch ein Mensch dem Unzufriedenheit unter die Haut geht, und dies zu verarbeiten passiert nicht in wenigen Minuten. Auch wollte er, trotzdem ihn seine Neugier schier umbrachte, nicht weiter das in der Luft liegende Thema aufgreifen.

Caduff lenkte seinen Wagen geschickt in die abzweigende Zufahrt, welche direkt zu den kleinem Weiler im Dieni führt. Am Ende bilden fünf Häuser, alle in etwa gleich gross einen Halbkreis. Die Balkone ragen thronend gegen Süden, den Sonne entgegen. Beer stellt sich vor, wie all die Bewohner sich auf ihren Terrassen sonnten und mit ihren Freunden und Familien gemütliche Stunden verbrachten.

„Schön ist es hier“, begann Beer, während er die Türe des Wagens aufschlägt.

„Wir fangen im oberen Haus an“, erwiderte Caduff, deutete mit der Hand auf die betreffende Liegenschaft und steuerte mit strengen Schritten den Weg zum Eingang. Beer blieb stehen, drehte sich um die eigene Achse und versuchte einzelne der tausend Eindrücke einzufangen .

„Komm wir werden erwartet“, rief Caduff, der bereits vor der Eingangstüre stand und den Klingelknopf drückte.

Unerwartet schnell öffnete sich die Türe und eine elegant gekleidete Frau blickte Caduff in die Augen. Beer gesellte sich dazu und begrüsste die Frau ebenfalls.

„Mein Name ist Caduff, das ist mein Kollege Beer, wir sind angemeldet“, bemerkte Caduff und folgte der stummen Geste der Frau, welche mit einem Schritt nach hinten den Eingang frei machte und so den beiden Herren den Eintritt signalisierte.

„Huber, es freut mich sie kennenzulernen.“ Dabei streckte Frau Huber Caduff die Hand entgegen, der jene im Vorbeigehen ergriff. Beer trat als zweiter ein und hatte keine Gelegenheit mehr die begrüssende Hand zu ergreifen, da Frau Huber und Caduff sich bereits im Wohnzimmer befanden. Caduff schaute den Wänden entlang, betrachtete die einfache Einbauküche im Essbereich und bückte sich kurz in die Kaminöffnung.

„Wurde irgendetwas verändert seit der letzten Schatzung?“,

fragte Caduff, worauf Beer sich in der Mappe zu schaffen machte.

„Wann war dann die letzte Schatzung“, erwiderte Frau Huber. „Ich kann ja nicht sagen, ob etwas verändert wurde, wenn ich nicht weiss, wann die letzte Schatzung war“, doppelt sie nach.

„Warten sie, das haben wir gleich“, sprach Beer etwas leise und wühlte weiter in seiner Mappe. Beer wusste nicht genau nach was er suchen sollte. Sie hatten in diesen Gebäuden seit der Erstellung nie eine Schatzung vorgenommen. Obschon laut Gesetzt alle 10 Jahre eine derartige Steuer Einschätzung vorzunehmen ist, hatte sich das betreffende Amt, mit der Begründung der dauernden Überlastung, bis zum heutigen Zeitpunkt, nicht entschliessen können, diese auszufertigen. Erst aufgrund der zwingenden Weisung der kantonalen Behörden, hatte sich das Schatzungsamt geregt, um die fehlenden Angaben einzuholen.

Ohne die Antwort von Beer abzuwarten, fragte Caduff weiter : „Ist es erlaubt?“ Er betrat durch einen mit Bündner Ornamenten verzierten Bogen die anderen Zimmer. Blickte zuerst in das kleinere, nickte, betrat dann das mittlere und schliesslich das grosse. Ohne genaue Kenntnisse des Wohnungsgrundrisses zu haben, scheint die Besichtigung nach einem klaren Plan abzulaufen. Caduff nickte, Beer wühlte immer noch in seiner Mappe.

„Wir nehmen an, dass seit der Erstellung des Hauses, keine Schätzung vorgenommen wurde“, meinte Caduff, obschon Frau Huber dies ja nicht wissen konnte und Caduff über den Sachverhalt genau Bescheid wusste.

„Seit wann haben Sie diese Wohnung?“, fragte Caduff weiter.

„Warten Sie,......... im Jahre 1982 wurde das Haus gebaut, dann haben zuerst Baumanns in dieser Wohnung gewohnt.......... dann, ja das war im 84, haben wir diese Wohnung gekauft. Ja genau, ich kann mich gut erinnern, es war im 84“, bestätigte sie und zupfte etwas nervös an ihrem roten Kleid.

Beer fiel auf, dass Frau Huber, sich erst jetzt als die Eigentümerin identifiziert hatte, aber schliesslich hatten sie vergessen nach dem Namen des Besitzers der Wohnung zu fragen. Er betrachtete die attraktive Frau von der Seite. Nicht abschätzend. Er war beeindruckt von der eleganten und gut frisierten Erscheinung dieser Person. Nur mit dem roten Deux-piece konnte er sich nicht anfreunden. Rot gefiel ihm nicht. Er fand das rot nicht in diese sanfte und ruhige Schneelandschaft passe. Zudem beobachtete er, dass Caduff sich, nicht wie sonst, mit der Frau persönlich unterhielt, oder mit einem kleinen Flirt das Gespräch im Fluss hielt, sondern, sich, während des Redens, genau in den Räumlichkeiten umsah.

„Es ist eine schön eingerichtete Wohnung. So gar nicht wie eine Ferienwohnung“, stellte Caduff fest.

„Wie meinen Sie das“, fragte Frau Huber und nahm ihren Mantel von der Garderobe.

„Wissen Sie, Ferienwohnungen sind im Allgemeinen sehr einfach eingerichtet. Aber hier stehen viele schöne Sachen“. Er zeigte auf die Stereoanlage und das kostbar erscheinende Bild über dem Eckbank.

„Wir vermieten diese Wohnung nicht an Feriengäste. Nur wir benutzen sie, darum haben wir sie vielleicht etwas gemütlicher eingerichtet, auch mit Gegenständen, die viel zu heikel wären für Feriengäste. Und mein Mann sagt immer, dass er die Zahnbürste am gleichen Ort haben will wie im Unterland, nur so fühle er sich wohl und zu Hause.“ Frau Huber hatte sich den ebenfalls roten Mantel umgehängt und schnappte die einzelnen Knöpfe geschickt, mit einer Hand, in die Knopflöcher.

Die Ausführungen von Frau Huber, nahm Caduff nochmals zum Anlass die veschiedenen Räume genauer zu betrachten , während Beer auf einem Blatt Papier, einzelne Notizen machte. Das amtlich erscheinende Formular, hatte er aus der Mappe gezogen, nachdem er hinsichtlich des früheren Schatzungsjahres nicht fündig wurde. In den langen Pausen, wo es nichts aufzuschreiben gab, betrachtete Beer die Frau und Caduff. Dieser schien Zeit zu haben und schaute sich alles genau an, wobei die Frau, im Mantel da stand und den Anschein machte, als wäre sie am Gehen.