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- Herausgeber: Gräfe u. Unzer
- Kategorie: Ratgeber
- Sprache: Deutsch
- Veröffentlichungsjahr: 2013
Viele Eltern fühlen sich gestresst. Zu kurz erscheint die Zeit, um allen Anforderungen von Alltag und Familie gerecht zu werden. Höchste Zeit, etwas zu verändern. Cordula Nussbaum zeigt in ihrem Buch die besten Strategien für einen entspannteren Familienalltag. In einem Selbsttest erfährt der Leser, wie es um sein Stressniveau bestellt ist - und ob er eher zum ordnungsliebenden Planer oder zum kreativ-chaotischen Lebenskünstler neigt. Je nach Ausgangssituation findet er im Buch sofort umsetzbare Ideen für mehr Zeit. Er lernt, sich mit Pausen und Puffern gegen Unerwartetes zu wappnen, Zeitdiebe zu entlarven und Ordnung zu schaffen. Auch den weniger offensichtlichen Ursachen für chronischen Zeitmangel geht es an den Kragen. Die entlastende Wirkung eines einfachen "Nein" steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Kunst des Delegierens und die Pflege sozialer Netzwerke. Und weil auch der beste Vorsatz in Vergessenheit geraten kann, hilft ein abschließendes Kapitel, am Ball zu bleiben.
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Seitenzahl: 134
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Das Abenteuer Familie gelassen erleben
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Leben in einer Familie ist ein Abenteuer und überraschende Wendungengehören zum täglich Brot. Studien belegen, dass viele Eltern sich von ihrem familiären Alltag regelrecht gestresst fühlen. Statt heimeliger Atmosphäre zum Entspannen herrscht in den eigenen vier Wänden knallharter Druck pur: 95 Prozent der Hausfrauen und Hausmänner fühlen sich durch Stress belastet– mehr als Manager in den Unternehmen, stellte eine Stress-Studie der Techniker-Krankenkasse fest.
Stellen Sie rechtzeitig die Weichen, damit es bei Ihnen gar nicht erst so weit kommt oder ziehen Sie jetzt die Reißleine, um es zu ändern.
Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um herauszufinden, was Ihnen momentan wichtig istund welche Veränderungen Sie sich momentan in Ihrem familiären Alltag wünschen.
Warum betone ich das Wort momentan? Weil Kinder sich so schnell entwickeln, dass es keine dauerhaften Lösungen gibt, sondern immer welche, die der aktuellen Situation gerecht werden. Die Lösung kann dann ein paar Tage, ein paar Wochen oder ein paar Monate gelebt werden.
Als Eltern leiten Sie das Unternehmen Familieund steuern, wie anstrengend oder wie angenehm und schön der Alltag sein kann. Sie können dafür sorgen, dass es in jeder Woche zumindest einige stressfreie Tage gibt. Das gibt Ihnen selbst die nötige Ruhe, auch turbulente Ausnahmen gelassener anzugehen. Sie haben es, zumindest ein gutes Stück weit, in der Hand, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um zu verhindern, dass Unvorhergesehenes sich zu einer mittelschweren Katastrophe auswächst und das Familienleben komplett zum Erliegen bringt. Schaffen Sie als Familien-Coach die Grundlagen für Gelassenheit.
Mit den Übungen aus diesem Buch und gesundem Menschenverstand werden Sie eine schöne Mitte finden zwischen den »Alles-ist-ganz-easy«-Hochglanz-Verlautbarungen auf der einen und den frustrierten »Wir-haben-kein-eigenes-Leben-mehr«-Klagen auf der anderen Seite. Bleiben Sie flexibel und offen für Veränderungen,das hilft ungemein, den Druck im privaten Alltag zu reduzieren.
Seit dem Erscheinen meines ersten Ratgebers »Familien-Alltag sicher im Griff« haben sich Tausende von Eltern in Deutschland, Österreich und der Schweiz, dank Übersetzungen sogar in Frankreich und Tschechien, von meinen Tipps inspirieren lassen und den Alltag ihrer Familie entzerrt. Hier und heute halten Sie die komplett überarbeitete und aktualisierte Fassung des Topsellers in Händen, in dem die besten Tipps wieder vertreten sind, erweitert um neue Übungenund Erkenntnisse und viele, viele Praxisbeispiele,die mir per Mail geschickt oder in meinen Seminaren und Coachings geschildert wurden.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, viel Inspiration, viele Erfolgserlebnisse und vor allem die Erkenntnis, dass auch dasUnberechen-bare zu bändigenist; denn es taucht berechenbar regelmäßig auf.
Herzlichst
Ihre Cordula Nussbaum
Vom Familien-Chaos zum Familien-Coach
Den Alltag gelassen meistern
»Mom in Chief«, so nennt US-Präsidenten-Gattin Michelle Obama sich selbst. Eine schöne Bezeichnung, die zeigt, dass Mama- und Papa-Sein ein hohes Amt mit Regierungsverantwortung ist. Ein Amt, mit dem wir die Aufgabe übernehmen, unser Familienunternehmen zu leiten. Ein Unternehmen, in dem es immer wieder drunter und drüber geht: Mitarbeiter, die völlig andere Sprachen sprechen; ein Gewimmel an Gästen; kaum feste Zeiten in der Kantine; Chefs, die einen Chauffeur brauchen; Lieferanten, die nicht kommen; und mittendrin stehen Sie und halten die Fäden in der Hand. Sie wollen mit viel Organisationsgeschick dafür sorgen, dass der Laden rund läuft und alle glücklich sind.
Und wie glücklich sind Sie dabei?Der zeitliche und organisatorische Druck zwischen Kita- und Konferenzschluss, zwischen Hort und Home-Office, zwischen Logopädin und Laternenfest, zwischen Kinderarzt und Kommunikationstraining hat viele Familien starr im Griff. Pausen machen und selbst Energie tanken ist dabei für viele Familien-Manager noch unwirklicher als die Inhalte der am Abend vorgelesenen Märchen.
Entdecken Sie mit dem folgenden Selbsttest, welcher Grad an Trubel und Terminen Ihnen guttut.
Die Auswertung
Der erste Teil des Selbsttests ermittelt, wie gestresst und überlastet Sie momentan sind.
Am Limit
Sie haben überwiegend :
Ihr Stresspegel ist derzeit extrem hoch, die Belastungen durch Familie und/oder Beruf und/oder andere Aufgaben liegen eindeutig über Ihrer Leistungsgrenze. Schlaflose Nächte, Verspannungen und Schmerzen, oft in Schultern oder Rücken, sind ein eindeutiger Indikator, dass Sie sehr unter Druck stehen und schnell für Abhilfe sorgen sollten. Sie übernehmen möglicherweise mehr Verpflichtungen als Ihnen momentan guttut und bekommen derzeit nicht den nötigen Ausgleich, um Ihre Batterien wieder zu laden. Nur dann können Sie den Familienalltag entspannt meistern und den vielfältigen Aufgaben gelassen entgegensehen.
Tipp für den Familien-Coach:
Lernen Sie mit den Strategien von > die Toleranzschwelle für Ihre persönliche Belastung kennen und drehen Sie an den entsprechenden Stellschrauben. Möglicherweise gibt es Indikatoren wie Vergesslichkeit oder Zerstreutheit. Entdecken Sie, was Ihnen momentan wirklich wichtig ist und wie Sie die eigenen Bedürfnisse besser erkennen und durchsetzen können (>). Profitieren Sie dann von den Praxis-Tipps ab >, um den familiären Alltag zu entspannen.
Ausbalanciert
Sie haben überwiegend :
Glückwunsch, Sie scheinen Ihren privaten Alltag und alle an Sie gestellten Anforderungen prima im Griff zu haben und rundum zufrieden zu sein. Sie können sich – trotz der vielfältigen Herausforderungen in einer Familie – eine perfekte Balance zwischen Arbeit und Erholung bewahren.
Tipp für den Familien-Coach:
Behalten Sie sich die Wertschätzung für die eigene Person bei und holen Sie sich zusätzliche Ideen im Praxisteil ab >.
Oder haben Sie vielleicht ein wenig gemogelt bei Ihren Antworten?
Weil man als Mama oder Papa doch nicht jammern darf, dass alles ein wenig viel ist, und man doch so dankbar sein muss ob des familiären Glücks? Dann lernen Sie im Kapitel »Zeit einteilen« den Inneren Widersacher »Blendaxius« (>) kennen, durchbrechen Sie die Fesseln fremder Ansprüche und Manipulationen und finden Sie den Grad an Trubel und Ruhe, der Ihnen wirklich guttut.
Entspannt
Sie haben überwiegend :
Ihr Stresspegel steigt und fällt in Bezug auf Ihre momentane familiäre Situation. Dies ist eine gesunde Mischung, denn Sie vermeiden dauerhaft extreme Druck-Situationen und finden auch Erholung.
Sie wissen, dass ein Familienleben nicht immer planbar ist und nehmen Unerledigtes gelassen hin.
Super. Sie sorgen für die richtige Höhe der Messlatte und passen Ihre Ansprüche der Situation an.
Tipp für den Familien-Coach:
Erhalten Sie sich Ihre entspannte Einstellung und optimieren Sie bei Bedarf mit konkreten Tipps aus dem Praxisteil ab >.
Geben Sie ein gutes Beispiel auch Ihren Kindern gegenüber.
Der zweite Teil des Selbsttests ermittelt, welche Talente Sie haben und was das für die Organisation Ihres privaten Alltags bedeutet.
Dr. Annalyse Logisch
Sie haben überwiegend:
Sie zählen von Ihren Talenten her eher zu den logischen Ordnern, Tendenz Logiker. Sie lieben es, mit Zahlen, Daten und Fakten zu jonglieren, kennen mit Sicherheit auch den exakten Stand Ihrer privaten Konten, reden gerne klar und knapp auf den Punkt, legen Wert auf die Details und hassen uneffiziente Zeit- oder Geldverschwendung. Ihre privaten Ausgaben kalkulieren Sie genau und neigen dazu, Einzelschritte Ihrer Aufgaben exakt zu benennen und zu timen.
Unpünktlichkeit und Unvorhergesehenes ist Ihnen ein Gräuel.
Welches Ergebnis hatten Sie in Teil Eins des Selbsttests?
Waren Sie sehr gestresst? Dann kann ein möglicher Grund sein, dass Ihre bevorzugte Art, das Leben, Aufgaben und Zeiten zu planen, in einer Familie einfach nicht anwendbar ist. Und so kämpfen Sie vergeblich gegen Windmühlen an mit dem Ziel, dass auch die Details stimmen – eine unerfüllbare Herkulesaufgabe. Denn eine Familie ist nicht exakt programmierbar, unlogische und gefühlsgeladene Situationen sind die Regel.
Tipp für den Familien-Coach:
Erkennen Sie die Situationen, in denen detailliertes, logisches Vorgehen tatsächlich gefragt ist und Sie und Ihre Familie weiterbringt.
Besprechen Sie mit Ihren Lieben die Rollenverteilung in der Familie und übernehmen Sie überwiegend die Aufgaben, in denen Sie mit Ihren Talenten punkten können. Lernen Sie ansonsten, dass es Ihren privaten Alltag deutlich entzerren kann, wenn Sie sich weniger um Details kümmern.
Nehmen Sie die Dinge lockerer, leben Sie, anstatt alles penibel kontrollieren zu wollen.
Ottmar Ordentlich
Sie haben überwiegend:
Sie zählen ebenfalls eher zu den logischen Ordnern, Tendenz zum Ordner. Sie leben gerne in einer aufgeräumten, soliden Umgebung, wissen die Dinge gerne an ihrem angestammten Platz. Sie mögen klar strukturierte Tagesabläufe, planen gerne und möchten sich an Ihre Pläne auch halten können. Sie arbeiten gerne mit Checklisten und vertrauen auf Bewährtes. Routinen geben Ihnen Halt. Unvorhergesehenes hingegen wirft Sie leicht aus der Bahn.
Welches Ergebnis hatten Sie in Teil Eins des Selbsttests?
Waren Sie sehr gestresst? Ein Grund dazu kann sein, dass eine Familie häufig per se ein chaotischer Haufen ist und unvorhergesehene Zwischenfälle eher die Regel als die Ausnahme sind.
Und das stresst Sie enorm, schließlich haben Sie bereits viel Zeit und Energie in Ihre To-Do-Listen und ausgefeilten Tagespläne investiert, die nun aber immer wieder torpediert werden. So kämpfen Sie mit hohem Energieeinsatz darum, dass vereinbarte Termine wirklich – und pünktlich – eingehalten werden. Sie organisieren den perfekten Tagesablauf – und doch kommt sehr häufig alles völlig anders als geplant.
Tipp für den Familien-Coach:
Eine Familie ist kein perfekt zu planendes Projekt, zu viele Unwägbarkeiten (Kinder krank, KIGA geschlossen, Trödeln) werden Ihren Alltag immer wieder durcheinanderwirbeln. Je kleiner die Kinder sind, desto mehr ist das so. Bauen Sie Stress ab, indem Sie die Messlatte an Tagesstruktur und Ordnung in den eigenen vier Wänden auf das momentan »gesunde« Maß senken (>). Lernen Sie weniger zu planen und mehr Freiräume zu schaffen (ab >).
Igor Ideenreich
Sie haben überwiegend:
Sie zählen von Ihren Talenten her eher zu den kreativen Chaoten, Tendenz zum Ideensprudler. Sie lieben es, spontan und flexibel in den Tag zu leben. Sie sind häufig auf den letzten Drücker unterwegs, weil Ihnen in der entscheidenden Sekunde noch ganz wichtige Dinge eingefallen sind. Deshalb kommen Sie auch häufig zu spät und ecken damit an. Sie lieben eher den Überblick als das Detail. Ihre Lebenseinstellung ist locker und optimistisch.
Welches Ergebnis hatten Sie in Teil Eins des Selbsttests?
Waren Sie sehr gestresst? Es kann sein, dass das Leben mit Kindern von Ihnen mehr strukturiertes Verhalten verlangt, als Sie normalerweise leben würden. Das geht mit den (regelmäßigen) Bettgehzeiten an und endet bei der Menge an Zeug, das mit jedem Erdenbürger exponenziell ansteigt.
Kamen Sie kinderlos noch mit Ihren »streunenden« Sachen gut klar, so kann Ihr Hausstand mittlerweile zu einem unübersichtlichen Chaos angeschwollen sein – und das kostet Energie und Nerven. Denn auch kreative Chaoten lieben zwar eine optische Ruhe – aber anders als die logischen Ordner müssen sie eine Menge Energie investieren, um diese Ordnung zu schaffen und zu halten.
Tipp für den Familien-Coach:
Finden Sie eine neue Balance zwischen wirklich nötigen Strukturen und Ihren persönlichen Bedürfnissen nach Freiheit und Spontaneität. Lösen Sie sich vom gesellschaftlichen Druck, dass »man« eine Familie top organisieren muss und ein vorzeigbares Haus haben sollte. Im Prinzip liegt es Ihnen im Blut, den familiären Alltag gelassen zu erleben. Machen Sie Ihr Ding – ohne schlechtes Gewissen.
Hanny Herzlich
Sie haben überwiegend :
Sie zählen von Ihren Talenten her eher zu den kreativen Chaoten, Tendenz zum Unterstützer. Sie sind sehr herzlich und einfühlsam.
Sie fühlen schnell, wenn es anderen Menschen nicht gut geht, und unterstützen dann, wo Sie nur können. Harmonie und eine gute Beziehung zu anderen ist Ihnen wichtig. Sie sind eher emotional und handeln nach Ihrem Bauchgefühl.
Welches Ergebnis hatten Sie in Teil Eins des Selbsttests?
Waren Sie sehr gestresst? Vielleicht geben Sie derzeit mehr an Einsatz und Energie für andere, als Ihnen guttut. Da für Sie das Wohlbefinden der anderen noch vor Ihren eigenen Bedürfnissen steht (kennen Sie die überhaupt?), gehen Sie vermutlich viel zu häufig über die eigenen Grenzen – und das laugt aus. Da Sie fast nie eine Bitte abschlagen, stemmen Sie neben Ihren beruflichen und familiären Pflichten zusätzlich noch ehrenamtliche Dienste.
Tipp für den Familien-Coach:
Gerade mit Ihrer Empathie und Hilfsbereitschaft dürfen Sie lernen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und auszusprechen (>). Lernen Sie Grenzen zu setzen und Nein zu sagen (ab >). Binden Sie mit den Praxistipps ab > auch die Familienmitglieder in die häuslichen Pflichten mit ein und tanken Sie in »My-Times« mit schönen Vorhaben wieder auf (>).
Eine ausführliche Version des Selbsttests »Chaot oder Systematiker« finden Sie gratis unter www.Kreative-Chaoten.com.
Dort sind auch weitere Checks und ein pdf-Workbook hinterlegt.
Mischtypen
Sie haben keine eindeutige Mehrheit bei einer Typenbeschreibung?
In der Regel sind wir alle mehr oder weniger Mischtypen. Suchen Sie deshalb bei den Beschreibungen die Tipps und Strategien heraus, die Ihrer Meinung nach am besten zu Ihnen passen. Legen Sie Ihr eigenes Vorgehen fest. Holen Sie sich gegebenenfalls Unterstützung.
Stress oder zu viel Leben, zu wenig Zeit
Rückenschmerzen, Schlafprobleme, Erschöpfungszustände, Burn-Out:
In den letzten Jahren registrierten die Krankenkassen einen rapiden Zuwachs an Patienten mit diesen Beschwerden. Betroffen sind davon Unternehmer, Manager, Angestellte, Arbeiter, manchmal Kinder und auch viele, viele Eltern.
Stressoren kommen in vielen Formen
Selbst wenn Sie in der Elternzeit nicht arbeiten und »eigentlich« genügend Zeit für Erholung hätten, – die Faktoren, die uns besonders in den eigenen vier Wänden den Schlaf rauben, die Nerven strapazieren und an die Substanz gehen können, sind vielfältig. Machen Sie sich deshalb die Ursachen für angespannte Situationen und schlaflose Nächte klar, um Veränderungen angehen zu können.
Herzblut-Aufgabe erzeugt Herzrasen
Der Londoner Herzspezialist Mike Scott wies in einer Studie nach, dass Kinderbetreuung und Haushalt stressiger sind als ein Fulltime-Job. 24 Stunden lang zeichnete der Mediziner die Herzfrequenz von Müttern und kinderlosen Berufstätigen auf und ermittelte die Stressbelastung.
Sein Ergebnis: Während kinderlose berufstätige Frauen einen Puls von 80 hatten, lag die Herzfrequenz der Mütter bei über 100.
Der konstant hohe Puls, so erklärte der Wissenschaftler 2003 in der Zeitschrift »Für Sie«, werde dadurch hervorgerufen, dass Mütter rund um die Uhr im Einsatz sind, nach »Feierabend« weitere Pflichten im Haushalt erfüllten und selbst nachts nicht richtig entspannen können. Ihr Körper – besonders so lange die Kinder klein sind – sei immer in Alarmbereitschaft. Und Schlafmangel hinterlässt seine Spuren.
Höheres Tempo, schnelle Veränderungen
Hinzu kommt, dass insgesamt der Stresspegel in unserer Gesellschaft ständig steigt. Permanente Veränderungen kosten Zeit und Energie:
Um das berufliche Fortkommen und den Arbeitsplatz zu sichern, müssen wir uns immerzu weiterbilden und dorthin ziehen, wo es Arbeit gibt.
Mobilität bedeutet auch, dass unser Freundeskreis häufiger wechselt und unser Privatleben nicht mehr in denselben ruhigen Bahnen verläuft wie das unserer Vorfahren.
Während noch die eigenen Eltern geradlinig von Lebensstation zu Lebensstation pilgerten (Kindheit, Schule, Ausbildung, Heirat, das eigene Häuschen, Kinder, Ruhestand) muss die Generation der Job-Nomaden flexibel und offen für Neues sein.
Das Lebenstempo hat angezogen. Computer, E-Mail und Smart-Phones geben den Lebenstakt vor und halten uns auf Trab. Sie stülpen uns eine permanente Erreichbarkeit auf und ziehen uns in den Sog der Nonstop-Gesellschaft, die ihre Zeit optimal nutzen will. Facebook, Twitter & Co. gaukeln uns enge Freundschaften vor, die gepflegt werden wollen – und schnell erweist sich das »kurze Posting« als Lebensenergie verschlingende Zeitfalle.
Mehr Stress im persönlichen Alltag
Es fällt schwer, die Hochgeschwindigkeitsgesellschaft vor der eigenen Haustüre zu stoppen. Viele Menschen wollen in der Freizeit so viel wie möglich »mitnehmen« – zum einen als Ausgleich für die Plackerei und den Druck im Beruf, – zum anderen, weil die Fülle an Freizeitangeboten so verlockend ist und wir – und unsere Kinder – alles zumindest ausprobieren wollen.
Die Folge: Der Wunsch aktiv, gefragt und gefordert zu sein, artet in Freizeitstress aus und führt dazu, dass wir immer mehr von Verpflichtungen und Terminen gelebt werden. Am Abend sinken wir dann erschöpft auf die Couch und fragen uns: »Wo ist denn nur die Zeit geblieben?«
Besonders Eltern haben oft das Gefühl, dass ihnen zu Hause alles über den Kopf wächst. Die Stunden rinnen ihnen durch die Finger – größtenteils fremdbestimmt von den Wünschen und Aktivitäten der anderen Familienmitglieder.
Je mehr sie in der täglichen Routine gefangen sind, desto machtloser stehen sie den eintönigen Pflichten gegenüber und desto weniger Lust und Motivation verspüren sie, die nötigen Aufgaben zu erledigen.
Wenn es Ihnen häufig oder immer wieder ebenso ergeht, sind Sie in guter Gesellschaft. Trösten Sie sich damit: Auch andere Eltern erleben Tag für Tag, dass ein Alltag mit Kindern wie eine Silvester-Bonbonniere ist, die uns gelegentlich um die Ohren fliegt.
Das soll jetzt allerdings kein Killer-Argument sein, dass Sie heroisch alle Plagen und Sorgen hinnehmen und wie der griechische Gott Atlas die ganze Last der Welt auf Ihren Schultern stemmen müssen. Nein, manchmal kann es entlastend wirken, wenn wir merken, dass wir mit den täglichen Tücken nicht alleine sind.
