Lass mal alles aus! - Cordula Nussbaum - E-Book

Lass mal alles aus! E-Book

Cordula Nussbaum

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Beschreibung

Abschalten, loslassen, auftanken – kaum ein Zustand ist derzeit für viele Menschen schwieriger zu erreichen. Dabei ist es in unserem Alltag so wichtig geworden, ab und zu die Pause-Taste zu drücken – sowohl am Computer oder Smartphone als auch mental. Im alltäglichen Strudel der Verpflichtungen gelingt es aber nur den wenigsten, sich wirklich mal zurückzuziehen, um zur Ruhe zu kommen. Nicht zuletzt durch E-Mail, WhatsApp, Facebook & Co. sind wir heutzutage ständig "on" – rund um die Uhr erreichbar, informiert, vernetzt. Mit fatalen Folgen: Körper, Geist und Seele finden kaum noch echte Erholung und immer mehr Menschen werden krank. Erschöpfungszustände, Burnout und sogar Depressionen nehmen zu. Die gute Nachricht: Wir können lernen, wieder stärker auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten und uns um unser Wohlbefinden zu kümmern. Wir können lernen, mit Störungen und Erreichbarkeitswahn umzugehen, und dabei unsere inneren Saboteure zu zähmen. Mit wenigen Kniffen schaffen wir weniger Ablenkung, weniger Stress, stattdessen mehr Ruhe, Fokus, Erholungsphasen und Zufriedenheit. Mit dem Ziel, ein erfülltes, glückliches und gesundes Leben zu führen. Dabei geht es jedoch nicht darum, auf den nächsten Entspannungshype aufzuspringen. Es geht darum, beim Thema "Abschalten – um das längst eine gesellschaftliche Debatte entbrannt ist – den eigenen Weg zu finden zwischen den schönen neuen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts und den eigenen Bedürfnissen nach Rückzug, Muße und Konzentration. Denn wie kann es angehen, dass wir ein schlechtes Gewissen haben, pünktlich Feierabend zu machen oder das Handy einmal auszuschalten? Cordula Nussbaum gibt Antworten. Sie geht das Thema in diesem Buch ganzheitlich an, indem sie dessen gesellschaftliche Relevanz aufzeigt, die wichtigsten "ON"-Treiber im Alltag, aber auch in uns selbst entlarvt und zugleich konkrete Hilfestellungen für den Einzelnen gibt, sein persönliches Wohlfühl-"OFF"-Level zu erreichen. Mit Plädoyers an Führungskräfte und Unternehmen wirkt sie dabei auch auf Veränderungen "von oben" ein, die die Veränderungen jedes Einzelnen unterstützen können. Mit ihrem lockeren und motivierenden Stil gelingt es ihr, Menschen zu berühren und zu bewegen. Anhand vieler anschaulicher Beispiele und pragmatischer Tipps aus ihrer langjährigen Coaching- und Trainingserfahrung bietet sie ihren Leserinnen und Lesern Inspirationen, wie sich Auszeiten endlich mit gutem Gewissen gestalten lassen, und macht ihnen Mut, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. 

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Cordula Nussbaum

Lass Mal

Alles Aus!

Wie Du wirklich abschalten lernst

Externe Links wurden bis zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches geprüft. Auf etwaige Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt hat der Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http//dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-95623-904-5

Lektorat: Anja Hilgarth, Herzogenaurach

Umschlaggestaltung: total italic (Thierry Wijnberg), Amsterdam / Berlin | www.totalitalic.com

Autorenfoto: R. N. Fastner

Illustrationen: R. L. Fastner

Satz und Layout: Lohse Design, Heppenheim | www.lohse-design.de

© 2019 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,

nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

www.gabal-verlag.de

www.facebook.com/Gabalbuecher

www.twitter.com/gabalbuecher

Inhalt

Spot on

Ständig »on« – wirklich so schlimm?

Status quo statt Bauchgefühl

On-Treiber #1: Kannst Du mal?

On-Treiber #2: Sklaventreiber »digitale Gadgets«

On-Treiber #3: Work-Life-Blending

On-Treiber #4: Tüchtig oder süchtig?

On-Treiber #5: Pausenlos im Einsatz?

On-Treiber #6: Innerer Drang

On-Treiber #7: Gedankenkarussell

Mehr Impulse von Cordula Nussbaum

So kann es für Dich weitergehen

Quellenverzeichnis

Über Cordula Nussbaum

Spot on

Liebe Leserin, lieber Leser,

aus welchem Grund hast Du nach diesem Buch gegriffen? Sehnst Du Dich danach, endlich mal abschalten zu können? Tiefe Ruhe zu spüren? In den Themen versinken zu können? Innerlich zu entspannen? Versunken zu sein? Muße zu haben? Den Müßiggang zu genießen? Wieder Freude am dem zu haben, was Du tust? Echte innere Kraft zu spüren? Dich einfach mal treiben zu lassen – anstatt angetrieben zu sein?

Alles mal auslassen, abschalten, auftanken – kaum ein Zustand ist heute für viele Menschen schwieriger zu erreichen, als die Pause-Taste zu drücken. Und sich in echt, digital und auch mental aus dem Alltag auszuklinken.

Ich selbst war jahrelang auch ständig »on«. Rund um die Uhr erreichbar, jederzeit bereit, für andere zu springen, mental ständig im »Tun«-Modus. Was mir definitiv nicht guttat. Was mir definitiv aber auch gar nicht auffiel, vor lauter Beschäftigtsein. Zweimal musste es mich gesundheitlich massiv rauswerfen aus meinem »ständig on«, bis ich nach und nach lernte, mein ganz persönliches »On-off«-Level zu finden. Ein Level, das mich in rasanter Fahrt hält, aber auch Boxenstopps erlaubt, um gesund und tiefenentspannt leistungsfähig zu bleiben. Interessanterweise stiegen meine Produktivität und auch mein (finanzieller) Erfolg sogar, nachdem ich nicht mehr ständig »on« war. Du wirst im Laufe dieses Buches verstehen, warum das so ist, und Dich auf den gleichen Effekt bei Dir freuen können.

In meinen Seminaren, Vorträgen und Coachings lernten bislang mehrere Tausend Angestellte, Führungskräfte und Unternehmer die besten Methoden kennen, endlich mal mit einem guten Gewissen (!) abzuschalten. Du hältst diese Impulse jetzt mit diesem Buch in Händen. Impulse für ein »Raus« aus der ständigen Alarmbereitschaft und ein »Rein« in ein echtes Abschalten-Können.

Dabei schauen wir auf die Rahmenbedingungen, die unseren »Off«-Wunsch häufig erschweren, und Du bekommst Impulse, wie andere Menschen und Unternehmen »Lass Mal Alles Aus« mit Erfolg eingeführt haben. Dann nehmen wir unter die Lupe, warum Du im tiefsten Inneren vielleicht (noch) gar nicht wirklich abschalten willst, und sobald Du die äußeren und inneren Grundlagen für »Lass Mal Alles Aus« – LMAA – geschaffen hast, erfährst Du, wie Du jetzt auch den Kopf frei bekommst.

Viel Spaß beim Lesen, und viel Spaß beim echten genussvollen Abschalten!

Deine Cordula Nussbaum

PS: Unter www.gehtjadoch.com/abschalten findest Du ein Workbook sowie Bonusmaterial für Dein individuelles LMAA-Training. Das Passwort lautet: LMAA.

PPS: »Lass Mal Alles Aus!« ist das 2. Buch aus der neuen LMAA-Reihe von Cordula Nussbaum. Bislang erschienen: LMAA – 66 Miniplädoyers für mehr Mut, Leichtigkeit und Gelassenheit.

Status quo statt Bauchgefühl

Viele Menschen möchten »eigentlich« abschalten (oder andere Dinge in ihrem Leben verändern), aber schaffen es einfach nicht. Kein Wunder!

Denn wenn wir nicht das tun, was wir »eigentlich« tun wollen, dann hat das in der Regel handfeste Gründe. »Irgendetwas« in uns sabotiert das, was der Kopf als logisch und gut bewertet. »Irgendetwas« sorgt dafür, dass wir nicht so handeln, wie es besser für uns wäre. »Irgendetwas« funktioniert als Antreiber – in unserem Falle kämpfen wir also gegen unsere On-Treiber. Denn dieses »irgendetwas« wirft uns immer wieder auf unsere schlechten Gewohnheiten zurück. Selbst bei vermeintlich so banalen Dingen, wie mal das Handy auszulassen. Oder das Gedankenkarussell zu stoppen.

Einer der häufigsten Gründe, warum wir unser Verhalten nicht ändern, ist, dass wir schlicht und ergreifend gar nicht wissen, wie es um uns steht. Wir unterschätzen unseren Handykonsum, die Auswirkung von Störungen oder Multitasking, oder überschätzen unsere Leistungsfähigkeit im Verlauf eines Arbeitstages oder einer Arbeitswoche.

Solange wir aber kein klares Bild vom Sinn oder Unsinn unseres Treibens haben, haben wir null Anlass, etwas zu verändern. Schon gar nicht, wenn von außen ein Impuls kommt, was »man« doch bitte tun oder lassen sollte. Solange Du nicht deutlich siehst, welchen Effekt Dein Verhalten auf Deine Lebensqualität, Deine Zufriedenheit, Deine Leistungsfähigkeit oder auf das Miteinander mit anderen Menschen hat, wirst Du nicht nachhaltig etwas verändern.

Wenn Du also das Gefühl hast, Deine guten Vorsätze in puncto »abschalten« könnten von »irgendetwas« in Dir torpediert werden, dann ist es sinnvoll, Dir erst mal einen Überblick zu verschaffen, wie gut oder schlecht es tatsächlich um Dich steht, und auch Deine möglichen Saboteure zu entlarven.

Äußerer Rahmen – innerer Antrieb

Dass viele von uns ständig im Stand-by-Modus sind und der heute ach so möglichen »Sofortness« erliegen, hat in der Regel zwei Ursachen:

1. Die Rahmenbedingungen

Technisch ist es uns möglich, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr »on« zu sein – außer der Akku unserer digitalen Geräte ist leer oder wir haben keinen Netzempfang. Diese Rahmenbedingen fördern unter Umständen auch eine hohe Erwartungshaltung von Vorgesetzten, Kollegen, Kunden, Freunden oder Familienmitgliedern, die sich aber nicht nur auf unsere technische Erreichbarkeit und Reaktion auf Anfragen bezieht, sondern auch auf unsere persönliche Ansprechbarkeit.

2. Der innere Antrieb

Ob wir in den oben genannten Rahmenbedingungen allerdings tatsächlich ständig »on« sind, hängt ganz stark von unserer inneren Befindlichkeit ab. Denn nur, weil wir »on« sein können, heißt das ja nicht, dass wir es auch wirklich sind. Was also treibt uns innerlich in den ständigen Empfangsbereit-Modus?

Im Verlauf der kommenden Kapitel werden wir uns beide Komponenten anschauen. Denn selbst wenn die Rahmenbedingungen sich als 100-Prozent-Forderung für »ständig on« darstellen, so schaffen es viele meiner Seminarteilnehmer und Coachingklienten ganz wunderbar, sich nicht mehr vereinnahmen zu lassen. Sie setzen Grenzen und weisen selbstbewusst und selbstbestimmt die Forderungen von außen zurück. Sie schaffen sich Zeiten für Aktivitäten, in denen sie versinken und aufgehen, sie sind im Flow und genießen die müßigen Stunden.

Auch Du kannst das schaffen!

Reflexionen: Was hält mich »on«?

In den folgenden Kapiteln findest Du immer wieder Reflexionsfragen zu den häufigsten On-Treibern, die meine Klienten auf Trab hielten. Die Aussagen und die Beispiele sollen Dir helfen, Deine eigenen Gedanken oder Situationen deutlich zu sehen, die Dich immer wieder (unbewusst) vom Abschalten abhalten.

Kreuz bei den jeweiligen Aussagen bitte jeweils das an, was Dich spontan am meisten anspricht oder Deinem Verhalten – Hand aufs Herz – derzeit am meisten entspricht. Ja, vielleicht sind einige Aussagen sehr »durchsichtig« und Du weißt genau, was Du ankreuzen müsstest, damit Du einem bestimmten (geschönten?) Bild entsprichst. Aber darum geht es hier nicht. Keiner außer Dir selbst wird Deine Auswahl sehen, deshalb nutz die einzelnen Aussagen, um selbst-kritisch und selbst-wertschätzend auf Dich zu blicken. Denn je klarer Du Dich hier mit Deinen Ecken und Kanten erkennst, desto besser wirst Du die Dinge ändern können, die Dir dann wirklich am Herzen liegen.

Du glaubst, dass auch andere Menschen nach Dir dieses Buch in die Hand nehmen werden? Dann lade Dir die Übungen unter www.gehtjadoch.com/abschalten gratis als PDF herunter, und füll sie ehrlich aus.

Du machst diese Reflexion für Dich und zu Deinem Wohle. Meine Fragen helfen Dir dabei, wie in einem Einzelcoaching, Dich selbst besser kennenzulernen und anschließend Deine ganz individuellen LMAA-Strategien anzuwenden.

Also los!

On-Treiber #1: Kannst Du mal?

Kennst Du die grassierende Seuche in unserem Alltag? Es sind ständige Unterbrechungen. Meist eingeleitet mit den Worten: »Kannst Du mal ...?« Oder: »Hast Du gerade mal zwei Minuten?«

Kaum ein Berufstätiger, der störungsfrei arbeiten kann. Kaum eine private Stunde, in der wir nicht herausgerissen werden aus dem, was wir »eigentlich« gerade tun. Störungen haben sich auch dank der vielen neuen Kommunikationskanäle zum Zeitfresser und Stressfaktor Nummer eins entwickelt. Wurden wir im Jahr 2004 alle elf Minuten gestört,10 so reißen uns heute alle drei Minuten das Telefon, eine E-Mail, eine Push-Nachricht, in der Türe stehende Kollegen oder klingelnde Lieferboten aus dem Tun.11 Das Fatale daran: Rund vier bis acht Minuten brauchen wir danach, um den roten Faden wiederzufinden.12 Bevor wir also wieder konzentriert arbeiten können, stecken wir längst in der nächsten Unterbrechung. Selbst wenn wir eine aufgepoppte Mail lediglich überfliegen (nicht bearbeiten!), brauchen wir im Schnitt 64 Sekunden, um gedanklich beim »eigentlichen« Thema wieder anzudocken.13 Unterm Strich bleiben rein rechnerisch zwei Minuten für produktives Tun.

Effekt: Wir haben verlernt, fokussiert und konzentriert zu bleiben. Ständig technisch und physisch auf Abruf zu sein, nicht abschalten zu dürfen, hat dafür gesorgt, dass wir technisch, physisch und mental gar nicht mehr abschalten können. Unsere Aufmerksamkeitsspanne sank in den letzten Jahren messbar,14 und ständig reißen wir uns auch selbst aus dem Tun.

Wie ist das bei Dir? Bitte nimm Dir einen Moment Zeit, um über die folgenden Aussagen nachzudenken.

Der Check: Erreichbarkeit

Trifft eher zu

Trifft eher

nicht zu

1

Bei der Arbeit werde ich ständig aus dem Tun gerissen: Kollegen, Anrufer, Chefs wollen was von mir.

2

Ich glaube, ich habe eine sehr hohe Selbst- kontrolle und mich und meine Impulse sehr gut im Griff.

3

Aufpoppende Nachrichten, Plings und Vibrationen sind eine schöne Abwechslung in meinem Alltag – warum sollte ich darauf verzichten?

4

Bei uns herrscht die (unausgesprochene) Vorgabe, dass wir eingehende Anrufe oder Mails sofort beantworten müssen.

5

Ehrlich gesagt, macht mir meine derzeitige Tätigkeit nicht wirklich Spaß, sie erfüllt mich nicht wirklich.

6

Mein Chef erwartet, dass ich während der Arbeitszeit jederzeit für ihn ansprechbar bin und sofort auf neue Anweisungen reagiere.

7

Meine Vorgesetzten oder meine Kunden erwarten (unausgesprochen), dass ich auch außerhalb meiner Arbeitszeiten erreichbar und einsatzwillig sein muss.

8

Es ist bei uns nicht gewünscht, dass wir mal die Tür zumachen oder uns anders für kon- zentriertes Arbeiten zurückziehen (Kopfhörer, leerer Konferenzraum, …).

9

Auch wenn mich Unterbrechungen nerven, so schaffe ich doch unterm Strich total viel, bringe alles pünktlich fertig, fühle mich allerdings erschöpft nach so einem Tag.

10

Wenn ich an meine Zukunft denke, dann weiß ich nicht wirklich, was ich so machen soll. Mich verändern? Bleiben? Was anderes tun? Aber was?

11

Ich habe schon mal negatives Feedback bekommen, als ich nicht sofort auf eine Anfrage reagiert habe. Deshalb antworte ich jetzt immer so schnell wie möglich.

12

Ich finde es eigentlich ganz gut, dass ich immer wieder aus der Arbeit oder aus anderen Aktivitäten gerissen werde. Denn ich schaffe mit mehr Druck einfach mehr.

Wer ständig erreichbar ist, erreicht nichts

Welche Aussagen hast Du im Selbstcheck mit »Trifft eher zu« beantwortet? Geht es Dir wie dem Großteil meiner Coaching-klienten und Seminarteilnehmer, dass die Arbeit im Großraumbüro einem Kinderspielplatz ähnelt, wo munter von einem Ende zum anderen gerufen wird? Wo Kollegen und Vorgesetzte alle naselang mit neuen Fragen oder Infos am Schreibtisch auftauchen? Und wo viele Berufstätige sogar meinen, sie seien doch total produktiv, weil sie 100 Bälle gleichzeitig in der Luft halten?

Sind Deine Vorgesetzten der Meinung, Störungen seien super, weil sie einen »wertschöpfenden Austausch« zwischen den Kollegen darstellen? Und sofortiges Reagieren helfe, den Workflow geschmeidig zu halten?

Ja, es stimmt. Auf Arbeitsplätzen, wo eine »Just in time«-Bearbeitung stattfindet, hält es auf, wenn ein Mitarbeiter seinen Platz in der Kette verlässt und nicht erreichbar ist. Aber wir sprechen beim Thema »Unterbrechungen« meist nicht über Arbeiten am Fließband oder über Tätigkeiten wie Kassierer, Hotline-Mitarbeiter oder Ersthelfer, die sofort anspringen müssen, wenn jemand etwas braucht. Nein, wir sprechen von einem ganz normalen Alltag – vor allem in den Büros.

Warum Büro? Weil der Blick auf andere Arbeitsplätze sofort zeigt, wie absurd es wäre, sich stören zu lassen. Oder kannst Du Dir einen Schreiner vorstellen, der alle drei Minuten in der Werkstatt die Säge abstellt, weil ein Anruf kommt? Oder kannst Du Dir einen Chirurgen vorstellen, der alle paar Minuten im OP sein Besteck zur Seite legt, um mit Angehörigen zu sprechen, dann seinem Schatz eine WhatsApp zu schicken und dem Chefarzt eine Mail zu beantworten? Anders schaut das aus, sobald der Schreiner in sein Büro geht oder der Arzt in sein Zimmer. Anderes Umfeld, andere Erwartungen, anderes Verhalten.

Unterbrechungen – nicht immer schlimm

Müssen wir jetzt Unterbrechungen komplett verteufeln? Nein. Denn Unterbrechungen sind nicht immer schlimm, ja haben sogar auch viele Vorteile.

Vorteil 1: Nicht jede Störung stört massiv

Studien haben gezeigt, dass Unterbrechungen mit Fragen, die zum Kontext der Aufgabe passen, die wir gerade bearbeiten, weniger störend sind und kürzere Wiedereinarbeitungszeiten erzeugen als fachfremde Anfragen. Auch wenn wir nur kleine, simple To-dos einschieben, beispielsweise nur kurz etwas unterzeichnen, dann erleben wir die Unterbrechung als nicht so schlimm.15

Vorteil 2: Störungen geben Impulse

Manchmal bringt uns eine Nachfrage eines Kollegen sogar einen zündenden Impuls, um die Aufgabe schneller und besser erledigen zu können.