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Wissen, was wirklich wichtig ist? Informiert in jedem Smalltalk? Der Champion beim nächsten Pubquiz? Keine Lust auf trockene Zahlen, Daten, Fakten?
„Der Besserwisser“ verrät Ihnen alles, was Sie wissen müssen, um nie wieder dumm dazustehen. In Zeiten von Wikipedia, Google und ChatGPT ist es nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sebastian Klussmann hat die Lösung! Mit unterhaltsamer Leichtigkeit verschafft er Ihnen den Durchblick – mit einem kompakten Kanon des Wissenswerten aus Kunst & Kultur, Literatur & Medien, Sport & Spiele, Welt & Natur und Wissenschaft.
Noch mehr Wissenswertes? In Teil 2 erfahren Sie alles, was Sie über Musik, Film & Fernsehen, Lifestyle & Technik, Geschichte und Politik & Wirtschaft wissen sollten!
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Seitenzahl: 280
Was gehört zu einem guten Allgemeinwissen? Welche Zahlen, Daten, Fakten sind wirklich wichtig? Was sollten Sie sich unbedingt merken?
In Zeiten von Wikipedia, Google und ChatGPT ist es nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Doch keine Sorge: Sebastian Klussmann hat die Lösung! Mit unterhaltsamer Leichtigkeit verschafft er Ihnen den Durchblick – mit einem kompakten Kanon des Wissenswerten aus Kunst & Kultur, Literatur & Medien, Sport & Spiele, Welt & Natur und Wissenschaft.
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Sebastian Klussmann, geboren 1989 in Berlin, tritt seit 2013 als Jäger in der erfolgreichen ARD-Quizshow Gefragt – Gejagt an und glänzt mit seinem umfangreichen Wissen. Er ist Gründer und Ehrenvorsitzender des Deutschen Quizvereins sowie Sieger der Quiz-Europameisterschaft und -Olympiade. Klussmann spricht fünf Fremdsprachen und ist als Moderator, Berater, Keynote-Speaker und Autor zu den Themen Lernen, Gedächtnis und Bildung tätig. Sein erster Bestseller Besserwissen mit dem Besserwisser erschien 2020.
Sebastian Klussmann
Allgemeinwissen vom Besserwisser
Teil 1
Wilhelm Heyne VerlagMünchen
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Bildnachweis:
Alle Grafiken: Buch-Werkstatt GmbH/Kim Winzen
Weitere Motive: Shutterstock.com:Glühbirne (Alon Za, linear_design), Religionssymbole (sreewing), Große Glühbirne (Mr. Claret Red), Der Aufbau der Erde (Macrovector), Plattentektonik (Kolonko), Mercator-Projektion (Andrei Minsk), Peters-Projektion (Jason_Li), Bedürfnispyramide (Elnur); Wikimedia Commons: Zahlenmengen (Yomomo (https://de.wikibooks.org/wiki/Datei:Zahlenmengen.svg))
Originalausgabe 09/2023
Copyright © 2023 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Desirée Šimeg
Bildredaktion: Tanja Zielezniak
Covergestaltung: wilhelm typo grafisch,
unter Verwendung eines Fotos von © Benjamin Zibner und der Motive von Shutterstock.com (Alon Za, linear_design)
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN 978-3-641-30343-3V002
www.heyne.de
Für meine Oma
Ein paar Worte vorab
1 Kunst & Kultur
Malerei
Bildhauerei
Architektur
Fotografie
Zeitgenössische Kunst
Mythologie
Religionen der Welt
Sprachen der Welt
2 Literatur & Medien
Dramen
Epik
Lyrik
Märchen und Fabeln
Comics und Manga
Zeitungen und Zeitschriften
Podcasts
3 Sport & Spiele
Fußball
Handball
Eishockey
Baseball
American Football
Basketball
Tennis
Kampfsport
Kraftsport und Fitness
Radsport
Motorsport
Golf
Olympische Sommerspiele
Wintersport
Videospiele
Schach
Kartenspiele
4 Welt & Natur
Aufbau der Erde
Zeitzonen der Erde
Kontinente der Erde
Wälder, Wüsten und Meere der Erde
Berge, Flüsse und Seen der Erde
Darstellung der Erdflächen
Artenvielfalt der Erde
Klimawandel und dessen Auswirkungen
Schutz der Arten, der Natur und der Umwelt
Staaten der Erde
Bevölkerung der Welt
5 Wissenschaften
Mathematik
Physik
Astronomie/Kosmologie
Raumfahrt
Chemie
Evolution
Medizin
Psychologie
Philosophie
Danksagung
Was gehört alles zum Allgemeinwissen? Diese Frage lässt sich nicht abschließend beantworten – und ich möchte es gar nicht erst versuchen. Allgemeinwissen ist immer abhängig von Zeit, Kultur und Ort. Boomer subsumieren unter dem Begriff andere Inhalte als Gen Z, noch dazu hat jeder Mensch individuelle Vorstellungen, Präferenzen und Lieblingsthemen. Der kulturelle Hintergrund prägt unsere Interessen und Gewohnheiten ebenso, und was bei uns in Deutschland als Allgemeinwissen zählt, unterscheidet sich durchaus von dem, was in anderen Ländern der Welt als relevant und essenziell erachtet wird – und z. T. welches Wissen dort überhaupt »zulässig« ist (Stichwort: Zensur). Mit anderen Worten: Uropa und Oma fanden andere Aspekte in puncto Allgemeinwissen wichtig als ihre Kinder oder Enkelkinder, noch dazu abhängig davon, wo die Personen jeweils gelebt haben und/oder aufgewachsen sind.
Einen eindeutigen Kanon der Bildung gibt es meines Erachtens nicht mehr, insbesondere weil die Informationswege – also die Plattformen, über die wir Wissen aufnehmen und uns unterhalten lassen – immer fragmentierter werden. Die Menschen leben in ihren eigenen Wissenswelten, und die Überschneidungen bzw. verbindenden Elemente nehmen sukzessive ab. Dadurch wird der generationenübergreifende Dialog erschwert, und selbst innerhalb einer Altersgruppe gibt es Echokammer-Effekte.
Beim Schreiben habe ich deshalb versucht, mich in verschiedene Alters- und Interessengruppen hineinzuversetzen, Lebenswelten wieder miteinander in Bezug zu bringen und bestenfalls zu verbinden. Zudem habe ich internationale Themen miteinbezogen, also über den Tellerrand Deutschlands und Europas hinausgeschaut, und relevante Bereiche außerhalb des »klassischen Bildungskanons« berücksichtigt, wo immer das möglich war. Denn Allgemeinwissen ist nicht nur das, was Koryphäen von der Kanzel predigen (Lest Goethe und Schiller!), sondern auch das, was wir als Gesellschaft mehrheitlich konsumieren (Fitzek und »Gemischtes Hack«). Allgemeinwissen kann also im empirischen Sinne als »Schnittmenge des Wissens der Bevölkerung« verstanden werden. Nichtsdestotrotz ist mein Blick westlich und eurozentrisch geprägt, und ich bin mir bewusst, dass diese spezielle Brille naturgemäß nicht alle Perspektiven abdecken kann.
Eines habe ich jedoch bewusst ausgeklammert: Alltagswissen. Ich setze voraus, dass Sie wissen, wie man sich die Zähne putzt, die Schnürsenkel bindet oder Spaghetti kocht. Auch Ihre Steuererklärung müssen Sie weiterhin ohne meine Hilfe machen. Sorry! Worauf ich ebenfalls verzichtet habe: auf ein Binnen-I, eine Schreibweise mit Asterisk, Doppelpunkt oder Unterstrich, eine Nennung der grammatikalisch weiblichen wie auch männlichen Form oder eine durchgängig neutrale Ausdrucksweise. Ich möchte jede Person als Mensch ansprechen – daher gelten alle personenbezogenen Bezeichnungen und Begriffe im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechteridentitäten. Diese Entscheidung dient der besseren Lesbarkeit und beinhaltet keinerlei Wertung.
Ich möchte Ihnen kompaktes Wissen vermitteln und eine kurzweilige Leseerfahrung bieten. Dieses Buch ist also weder als enzyklopädisches Nachschlagewerk noch als akribische Faktensammlung konzipiert. Der Fokus liegt nicht auf Vollständigkeit, daher gehören Verkürzungen und Auslassungen dazu – der sprichwörtliche Mut zur Lücke. Dieses zweiteilige Werk ist als kompakter Kanon des Wissenswerten zu verstehen, eine sinnvolle Selektion auf empirischer und normativer Basis, der Ihnen als Orientierungshilfe dienen soll, indem er zahlreiche Relevanzmarker, Beispiele und Impulse liefert.
Die zehn Kapitel, verteilt auf zwei Bände, folgen den zehn Wissenskategorien offizieller Wettbewerbe des Deutschen Quiz-Vereins, die ich vor mehr als einem Jahrzehnt als Gründungsvorsitzender konzipierte. Bei den Deutschen Meisterschaften sind diese mit jeweils 10 Prozent vertreten – dieser Vorgabe bin ich beim Schreiben nicht so starr gefolgt. Das heißt aber nicht, dass längere Kapitel automatisch eine höhere Bedeutung haben, sondern nur dass manche Sachverhalte eben komplexer sind als andere und somit mehr Platz brauchen. Höchstwahrscheinlich werden die Inhalte so einiger Kapitel viele weitere Fragen aufwerfen – und das ist gut so! Denn ich möchte Sie animieren, während und vor allem nach der Lektüre selbst auf Entdeckungstour zu gehen. Das soll nur der Anfang einer niemals endenden Wissensreise werden, mit vielen unterhaltsamen Etappen und unvergesslichen Erlebnissen im richtigen Leben – IRL, wie es die jüngeren Generationen abgekürzt nennen.
Wissenserwerb ist ein fortlaufender geistiger Marathon, er hat jedoch keine klar definierte Ziellinie, denn jeden Tag kommen neue Informationen hinzu. Lebenslanges Lernen ist keine hohle Phrase. Deswegen ist es mir auch so wichtig, dass es Spaß macht, Neues zu lernen und seinen Horizont zu erweitern. Je mehr ich weiß, desto mehr weiß ich, was ich alles nicht weiß! Und weiß dann, was und wo ich suchen kann.
Heutzutage wird Faktenwissen oft unterschätzt, weil viele glauben, im Bedarfsfall einfach schnell mal zu googeln würde reichen. Meiner Ansicht nach war es nie wichtiger als heute, im Zeitalter der Angebotsvielfalt und Informationssturmflut! Fakten sind die Brille, durch die wir die Welt wahrnehmen. Je mehr davon wir kennen, desto bunter und differenzierter ist sie. Ganz ohne Fakten lassen sich Sachverhalte hingegen nur schwer einordnen, das kommt dann wilden Spekulationen gleich. Fakten liefern uns die passenden Suchbegriffe für Google & Co., wodurch sich die Trefferquote deutlich verbessert. Anschließend gilt es, die Treffer kritisch zu hinterfragen, einzuordnen und mit bereits vorhandenem Wissen zu verknüpfen.
Sie können dieses Buch auch gerne als Wissenstest nutzen, wenn Sie mögen: Wen oder was kannten Sie schon? Was war Ihnen bisher noch kein Begriff? Wenn dann der Gedanke folgt: »Warum wusste ich das eigentlich noch nicht? Interessant, damit will ich mich unbedingt weiter beschäftigen …«, machen Sie mir das größte Kompliment! Denn ich möchte nicht, dass Sie nur Wissen anhäufen, das dann in Ihrem Hinterkopf verstaubt. Ich wünsche mir vielmehr, dass Sie mit den Informationen aus diesem Buch im Gepäck Ihre persönliche Wissens-Expedition starten. Mein Ziel ist es, dass Sie Spaß am Lernen haben und Ihr Wissen aktiv anwenden können.
Also, starten Sie nun mit den ersten fünf Kategorien in die wunderbare Welt des Allgemeinwissens, lassen Sie sich von Ihrer Neugier und Ihrem Entdeckergeist leiten und bestaunen Sie die Vielfalt der Wissensgebiete, die Ihnen bei der Lektüre begegnen!
Kunst und Kultur sind wie ein Kaleidoskop der Kreativität, denn die menschliche Schaffenskraft findet in den unterschiedlichsten Formen Ausdruck, je nachdem durch welche Brille wir die Welt um uns herum betrachten, und kreiert Verbindungen aller Art. In Malerei, Bildhauerei und Architektur – den drei etablierten Gattungen der Kunst – schaffen die Kreativen Gemälde, Skulpturen und Bauwerke von zeitloser Schönheit, Fotografen konservieren Momente für die Ewigkeit, und zeitgenössische Künstler brechen bewusst mit Konventionen, um zum Nachdenken anzuregen. Allesamt halten sie in unterschiedlichsten Stilen und Variationen in kreativen Werken ihre Sicht auf die Realität und ihre Imaginationen fest. Mythen und Religionen sind ebenfalls ein Spiegel unserer kollektiven Vorstellungskraft. Sie sind Zeugnisse dessen, wie unsere Ahnen sich die Welt erklärten und in ihrem Dasein einen tieferen Sinn gesucht und gefunden haben. Vieles davon dient Menschen heute als spirituelle und ethische Grundlage. Und die Sprache ist nicht zuletzt unser Werkzeug, um unsere Gedanken, Gefühle und Geschichten miteinander zu teilen, wobei sie – wie vieles andere – dem Wandel unterworfen ist.
Unser Verständnis von Malerei und Kunstgeschichte ist maßgeblich von den Höchstleistungen der italienischen Renaissance-Künstler geprägt. Diese »Wiedergeburt« bezieht sich auf die Wiederbelebung antiker Kunstideale. Mithilfe der Zentralperspektive bekamen die Gemälde einen 3-D-Effekt (Stichwort: Fluchtpunkt), und reichhaltige Farben hauchten den vor allem religiösen und mythologischen Darstellungen Leben ein.
Im 15. und 16. Jahrhundert waren es insbesondere vier Künstler, die sich in Rom, dem Sitz der Päpste, und Florenz, der mächtigen Republik unter langjähriger Führung der Medici, mit ihren Werken unsterblich machten. Michelangelo, das künstlerische Universalgenie, sah sich zwar selbst primär als Bildhauer, überwältigt bis heute jedoch die Besucher mit seinem gewaltigen Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle. Wenige Meter entfernt schmückte Raffael die Gemächer im Apostolischen Palast, darunter das weltbekannte Philosophengruppenbild »Die Schule von Athen«, das neben zahlreichen Madonnenbildnissen als Hauptwerk des jung verstorbenen Künstlers gilt. Auch wenn der Inbegriff des Genies, Leonardo da Vinci, vergleichsweise wenig Kunstwerke hinterließ, zählen zwei doch zu den bekanntesten der Welt: Tagtäglich bedrängen Tausende Menschen im Pariser Louvre das kleine, auf Pappelholz gemalte Frauenporträt der Mona Lisa, geschützt hinter dickem Glas, und eine aus konservatorischen und physischen Gründen wesentlich kleinere Schar drängt sich an die Nordwand des ehemaligen Speisesaals des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand, um einen Blick auf das Secco »Das letzte Abendmahl« zu werfen. In die Toskana muss man reisen, um die Hauptwerke von Sandro Botticelli vor Augen zu haben. Die sinnliche »Geburt der Venus« und der verblüffend detailreiche »Frühling« sind in den Florentiner Uffizien zu Hause. In Venedig freute sich Tizian, ein weiterer Hauptmeister der Hochrenaissance, mit seiner technisch raffinierten Ölmalerei über eine kaum stillbare Nachfrage aller Herrschaftshäuser. Er deckte gekonnt so gut wie jedes Motivgenre ab, und seine Werke sind bis heute maßgebend, wie etwa der mythologische Akt »Venus von Urbino«.
Verwechslungsgefahr!
Da Vincis Kunstwerk »Das letzte Abendmahl« wird häufig fälschlicherweise als Fresko bezeichnet, doch es ist ein Secco. Beim Fresko werden die Farben auf einen frischen, noch feuchten Kalkputz aufgetragen und direkt eingearbeitet, wodurch sie eine dauerhafte Verbindung eingehen und so als langlebige Gemälde an Wänden und Decken haften. Im Gegensatz dazu werden beim Secco die Farben auf getrockneten Putz aufgetragen, wodurch es weniger haltbar und widerstandsfähig ist.
Nördlich der Alpen waren es der Nürnberger Albrecht Dürer, heute vor allem für sein Feldhasen-Aquarell, seinen Rhinoceros-Holzschnitt und seine Selbstbildnisse bekannt, und der Luther-Vertraute Lucas Cranach mit seiner produktiven Werkstatt, die in der Renaissance herausragten.
Aufgrund eines kunstbegeisterten Bürgertums entwickelte sich in Flandern und den Niederlanden eines der bedeutendsten Kunstzentren Europas. Aufgrund der Auftraggeber außerhalb von Adel und Klerus lösten häufig alltägliche Szenen die Motive aus Bibel und antiker Mythologie ab. Pieter Breughel malte derbe Bauernfeste, Rembrandt porträtierte nicht nur sich selbst, sondern auch angesehene Bürger und Auftraggeber in der berühmten »Nachtwache« und »Die Anatomie des Dr. Tulp«, und Jan Vermeer gewährte trotz seines quantitativ überschaubaren Werkkatalogs einen faszinierenden Einblick in das Leben der Bürger von Delft. Die enorme Kunstnachfrage der holländischen Gesellschaft ermöglichte zudem eine Spezialisierung vieler Künstler und darauf aufbauende Perfektion, sei es bei Stillleben, Landschafts- oder Seefahrtsbildern.
Die klassischen sakralen und mythologischen Themen bediente ein Ausnahmekünstler des Barocks auf sagenhafte Weise, der heute vor allem für seine Darstellung üppiger Figuren bekannt ist: Peter Paul Rubens. Der auch als Diplomat der spanisch-habsburgischen Krone tätige gebürtige Siegener bestach durch seinen sinnlich wirkenden Einsatz fließenden Lichts und lebendiger Farbigkeit – nicht immer zum Wohlgefallen konservativer Klerikaler. Der gekonnte Einsatz von Licht, vielmehr die bewusste Einsparung dessen, machte den Italiener Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, berühmt. Seine kontrastscharfe Hell-Dunkel-Malerei, das sogenannte Chiaroscuro, fand nicht nur viele Bewunderer, sondern auch Nachahmer. In ganz Europa gab es Caravaggisten. In Spanien war es der Sevillaner Diego Velazquez, der weit über den Barock hinaus insbesondere für seine Porträts, allen voran »Las Meninas«, nicht nur am Königshof gefeiert wurde. Im frühen 19. Jahrhundert erregte dann sein Landsmann Francisco de Goya mit dem Aktporträt »Die nackte Maja« die Gemüter (etwa ein Jahr später zog er ihr dann doch etwas Leichtes über).
Noch weiter ging der französische RealistGustave Courbet mit seinem süffisant betitelten »Ursprung der Welt«, das den gespreizten, behaarten Unterleib einer jungen Frau zeigt. Bis heute wird dieses Werk im Pariser Musée d’Orsay in einer erschwert zugänglichen Nische ausgestellt.
Der nackte Wahnsinn
Goya brach mit den gängigen Konventionen und ebnete den Weg für eine offenere und freizügigere Darstellung des nackten Körpers in der Kunst. Sein Gemälde wurde als obszön empfunden, und er musste sich sogar vor der spanischen Inquisition verantworten! Es existieren zwei Versionen von »Maja«. Eine zeigt die sinnlich posierende Frau nackt, wie Gott sie schuf, während die andere sie mit einem leichten transparenten Schleier über den Hüften darstellt: »Die bekleidete Maja«.
Ende des 18. Jahrhunderts war der französische KlassizistJacques-Louis David mit seinen imposanten Historienporträts »Napoleon am Großen St. Bernhard«, »Der Tod des Marat« und »Der Tod des Sokrates« der Star der Kunstwelt. Ihm folgten im Renommee sein Landsmann Eugène Delacroix, dessen bedeutendstes Gemälde »Die Freiheit führt das Volk« die barbusige und barfüßige Marianne – die Personifikation Frankreichs – zeigt, wie sie über Barrikaden und Leichenberge hinweg im Pulverdampf die französische Trikolore in die Luft reckt, und der ebenfalls der Romantik zuzuordnende Nordostdeutsche Caspar David Friedrich mit seinen wirkungsmächtigen Naturdarstellungen »Der Wanderer über dem Nebelmeer« und »Abtei im Eichwald«.
Sein englischer Zeitgenosse William Turner, nach dem einer der wichtigsten Kunstpreise benannt ist, ebnete mit seinem romantischen Stil dem Impressionismus den Weg – der heutzutage populärsten Stilrichtung der Malerei, zumindest gemessen an Besucherzahlen, Sammlerinteresse und Postkartenmotiven. Der Name der französischen Kunstströmung geht auf das im Jahr 1872 entstandene Gemälde »Impression, soleil levant« des heutzutage für seine im Garten in Giverny entstandenen Seerosenbilder bekannten Claude Monet zurück – nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls zum Impressionismus zählenden Édouard Manet, auf dessen Werken meist Personen zu finden sind. Die Gemälde entstanden oft im Freien (en plein air) – ermöglicht durch Farben aus Tuben – und sollten nicht mehr die Wirklichkeit so wiedergeben, wie sie ist, sondern subjektive Stimmungen und Eindrücke der Künstler auf die Leinwand bringen.
Die Künstler des Impressionismus, die sich zum Teil gegen den herrschenden konservativen Akademismus der Historienmaler wendeten, taten sich zunächst schwer bei Wettbewerben, Ausstellungen und Auktionen. Sie nahmen daher ihr Schicksal selbst in die Hand und veranstalteten in Paris zahlreiche Gruppenausstellungen, auf denen die Werke u. a. von Claude Monet, Édouard Manet, Pierre-Auguste Renoir, Camille Pissarro, Gustave Caillebotte und Berthe Morisot zu sehen waren. Trotz gewisser stilistischer Unterschiede wird der für seine Darstellungen von Balletttänzerinnen bekannte Edgar Degas oft hinzugezählt, so verkehrte er doch in diesen Kreisen, war mit vielen befreundet und stellte gemeinsam aus. Doch der vielseitige Kreative blieb ein Atelierkünstler und in seinem Wirken eigen. Definitiv post-impressionistisch malten der Franzose Paul Cezanne, der Wahl-Polynesier Paul Gauguin und sein Freund und kurzzeitiger WG-Partner Vincent van Gogh.
Posthumer Hype
Der Niederländer Vincent van Gogh konnte zu Lebzeiten nur ein einziges Gemälde verkaufen: »The Red Vineyard«. Er bekam dafür 400 Francs. Heute gilt er als einer der bekanntesten Künstler überhaupt, und seine Werke erzielen astronomische Preise. Er wurde zur Kultfigur – zweifelsohne aufgrund der rührseligen Geschichte des unverstandenen, armen Künstlers, der seiner Zeit voraus war. Auch die Sache mit dem abgeschnittenen Ohr sowie sein Suizid im Alter von nur 37 Jahren dürften dazu beigetragen haben. Weltbekannt sind viele seiner Gemälde, z. B. die im New Yorker Museum of Modern Art, kurz MoMA, hängende »Sternennacht«, sein »Schlafzimmer in Arles«, die Serie von Sonnenblumengemälden sowie seine expressiven Selbstporträts.
Als einflussreichster und vielseitigster Künstler des 20. Jahrhunderts gilt der Spanier Pablo Picasso. Ikonisch ist sein Entwurf der zum Symbol gewordenen Friedenstaube. Sein monumentales Gemälde »Guernica«, das die Zerstörung der gleichnamigen baskischen Stadt durch deutsche Luftangriffe während des Spanischen Bürgerkriegs darstellt, ist eines der bildmächtigsten Antikriegskunstwerke überhaupt. Als eines seiner besten Gemälde gilt das im Jahr 1907 fertiggestellte »Les Demoiselles d’Avignon«, das den von ihm begründeten, auf geometrischen Formen beruhenden Kubismus einleitete.
In der allgemeinen Publikumsgunst kaum nachrangig mag sein Landsmann Salvador Dalí sein, was jedoch auch an dessen öffentlichkeitswirksamem exzentrischem Auftreten und seinem teils absurden surrealistischen Stil liegen könnte. Weitere ikonische Künstler der Moderne sind der Belgier René Magritte mit seinen humorvoll-nachdenklichen surrealistischen Kompositionen, der Norweger Edvard Munch, dessen expressionistischer »Der Schrei« auch lautlos erschrecken kann, und der Österreicher Gustav Klimt, der mit seinen goldenen Frauenporträts nachwies, dass das wertvolle Edelmetall auch in der Kunst ein gutes Investment darstellt.
Opfer von Langfingern
Die »Mona Lisa« von Leonardo da Vinci wurde im Jahr 1911 von Vincenzo Peruggia aus dem Louvre Museum in Paris gestohlen. Er versteckte es zwei Jahre bei sich zu Hause. Dann wollte er es verkaufen – was für ihn mit einer Verhaftung endete.
Im Jahr 1990 wurden auf einen Schlag 13 Gemälde, u. a. »Das Konzert« von Jan Vermeer und drei Werke Rembrandt van Rijns von zwei als Polizisten verkleideten Männern aus dem Isabella Stewart Gardner Museum in Boston gestohlen. Keines davon ist bis heute wieder aufgetaucht. Von dem erfolgreichen Raub zeugen nach wie vor die leeren Rahmen, die heute an den ursprünglichen Stellen im Museum hängen.
Im August 2004 drangen bewaffnete Diebe in das Munch-Museum in Oslo ein und stahlen »Der Schrei« und »Die Madonna« des Künstlers. Es folgte eine landesweite Suche. Rund zwei Jahre später konnten die gestohlenen Gemälde von der norwegischen Polizei sichergestellt werden.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts »befreite« sich die Malerei zunehmend von konkreten Darstellungen und wurde abstrakt – was bei den Besuchern häufig zu ungläubigem Staunen à la »Das kann meine fünfjährige Tochter auch malen« führte. Doch dem Ganzen ging ein intellektueller, kunsttheoretischer Befreiungsprozess voraus. Wegbereiter dieser Emanzipation waren u. a. die russischen Künstler Wassily Kandinsky und Kasimir Malewitsch, der im Jahr 1915 in Moskau »Das Schwarze Quadrat« ausstellte. Das Gemälde, das hielt, was der Titel versprach, sahen Kritiker wie Befürworter als Nullpunkt der Kunst. Der Niederländer Piet Mondrian, Mitbegründer der De-Stijl-Bewegung, schätzte gerade Linien und Kästchen, die er mit wenigen Farben füllte. Bei dem US-Amerikaner Jackson Pollock, einem der Begründer des Abstrakten Expressionismus, sucht man gerade Linien hingegen vergeblich. »Jack the Dripper« ließ die Farbe mal wild, mal behutsam auf die Leinwand tröpfeln – Chaos als Kompositionsprinzip.
Weitere Künstler, die Sie kennen sollten
Giotto di Bondone: italienischer Maler und Architekt des späten 13. und frühen 14. Jahrhunderts, der als Begründer der Renaissance-Malerei gilt.
Jan van Eyck: flämischer Maler des 15. Jahrhunderts, der eine innovative Ölmalerei-Technik nutzte, zählt zu den Pionieren der frühen niederländischen Malerei. Sein Gemälde »Arnolfini-Hochzeit« ist durch die Ähnlichkeit der beiden Figuren mit Wladimir Putin heutzutage vielen als Meme bekannt.
Hieronymus Bosch: niederländischer Maler des 15. und 16. Jahrhunderts, bekannt für seine detaillierten, oft surrealen und grotesken Darstellungen religiöser und moralischer Themen, wie in seinem berühmten Triptychon »Der Garten der Lüste« im Prado in Madrid.
El Greco: griechisch-spanischer Maler des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, der für seine charakteristischen lang gestreckten Figuren und leuchtenden Farben in religiösen und porträthaften Werken im manieristischen Stil bekannt ist.
Katsushika Hokusai: japanischer Maler und Holzschnittmeister des 18. und 19. Jahrhunderts, bekannt für seine ikonische Farbholzschnitt-Serie »Die 36 Ansichten des Berges Fuji«, einschließlich des berühmten Ukiyo-e »Die große Welle vor Kanagawa«.
Henri Matisse: französischer Maler des 20. Jahrhunderts, führender Vertreter des Fauvismus (französisch: fauves– wilde Bestien).
Paul Klee: deutsch-schweizerischer Maler des 20. Jahrhunderts, dessen abstrakte und oft kindlich-naiv anmutende Werke die Elemente des Expressionismus, Kubismus und Surrealismus miteinander verbinden.
Die Brücke: deutsche Expressionisten-Gruppe, die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde und deren Mitglieder (darunter Ernst Ludwig Kirchner und für kurze Zeit Emil Nolde) für ihre lebhaften Farben, expressiven Pinselstriche und oft provokativen Themen bekannt sind.
Der Blaue Reiter: expressionistische Künstlergruppe des frühen 20. Jahrhunderts aus München, zu der u. a. Wassily Kandinsky und Franz Marc gehörten. Sie zeichnete sich durch abstrakte Kompositionen, leuchtende Farben und spirituelle Themen aus.
Die Bildhauerei ist die handwerkliche, dreidimensionale Schwesterdisziplin der Malerei. In der Renaissance gab es ernsthafte Debatten darüber, welche der beiden Kunstgattungen der anderen überlegen sei – eine Frage, die sich, das sah man dann auch ein, objektiv nicht beantworten lässt.
Ein gewisser Konsens besteht zumindest bei der Nennung des bedeutendsten Bildhauers der Frührenaissance: Donatello, der zuletzt in einer global tourenden Ausstellung sogar als »Erfinder der Renaissance« tituliert wurde, knüpfte an das Wissen seiner antiken Vorgänger an und schuf mit dem Reiterstandbild des Söldnerführers Erasmo da Narni, genannt Gattamelata, in Padua das erste im Monumentalformat gegossene Reiterstandbild seit der Antike. Auch die erste Statue der Neuzeit, die einen männlichen Akt lebensgroß darstellte, schuf der Florentiner Künstler mit der Bronzefigur des jünglingshaften David, der im Bargello zu bewundern ist. Nicht weit entfernt, in der Galleria dell’Accademia in Florenz, steht eine andere bildhauerische Interpretation der biblischen Gestalt mit der Steinschleuder: Der Universalkünstler Michelangelo schuf zu Beginn des 16. Jahrhunderts die über 5 Meter hohe und 6 Tonnen schwere Monumentalstatue des muskulösen David aus nur einem einzigen Marmorblock. In der Großstadt in der Toskana erfreute sich der Mythos des Goliath-Bezwingers besonderer Beliebtheit – sah man sich doch als Stadtrepublik stets der Bedrohung durch größere Mächte ausgesetzt. Die meisten seiner bildhauerischen Meisterwerke wie auch seine Fresken in der Sixtinischen Kapelle stellen religiöse Motive dar, etwa die im Petersdom stehende Pietà, ein beliebtes Motiv, das die Mutter Jesu mit ihrem toten Sohn im Schoß zeigt, und der aufgrund einer biblischen Fehlübersetzung gehörnte Moses in der römischen Kirche San Pietro in Vincoli.
Als Jahrhundertgenie – in diesem Fall des 17. – galt Gian Lorenzo Bernini mit seinen sowohl religiösen (»Verzückung der heiligen Teresa«) als auch mythologischen (»Raub der Proserpina« und »Apollo und Daphne«) Marmorwerken, die sich heute vor allem in römischen Kirchen und der Galleria Borghese finden lassen und aufgrund ihrer Posen, die Bewegungen andeuten, fast lebendig wirken. Auch der anderthalb Jahrhunderte später geborene Antonio Canova, der wohl bedeutendste Vertreter des italienischen Klassizismus, setzte auf Marmor als Werkmaterial. Das Zentrum seines Schaffens verlagerte sich fast vollständig von Figuren der Bibel auf die der griechischen Mythologie wie »Amor und Psyche«, »Perseus mit dem Haupt der Medusa« und »Theseus und der Kentaur«, die wie bei Bernini trotz ihrer steinernen Form erstaunlich beweglich und lebhaft wirken. Zudem setzte er zeitgenössischen Persönlichkeiten wie Napoleon Bonaparte oder seiner Schwester Paolina sprichwörtlich ein Denkmal, indem er sie respektive als Mars und Venus schuf. Dass die hohe Kunst der Bildhauerei nicht ausschließlich Italienern vorbehalten war, stellte wenig später der Däne Bertel Thorvaldsen unter Beweis, wenngleich auch er im Kunstzentrum Rom wirkte und sich ebenso wie Canova vornehmlich antiken Motiven widmete.
Der größte Bildhauer der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Wegbereiter der modernen Plastik konnte sich in seiner mittlerweile zum Kunstzentrum aufgestiegenen Pariser Heimat verwirklichen: Auguste Rodin brach mit akademischen Traditionen und erhob das bewusst Fragmentarisch-Unglatte in den Kunstrang. Seine monumentale Skulptur »Der Denker« – ein muskulöser, auf einem Sockel sitzender und sich auf der Hand abstützender in Gedanken versunkener Mann, der den italienischen Dichter Dante Alighieri darstellen soll –, findet sich heute nicht nur in Paris, sondern in zahlreichen Abgüssen u. a. in Tokio, Philadelphia und Kopenhagen. Die weltbekannte Liebes-Skulptur »Der Kuss« geht auf eine Szene aus Alighieris Die göttliche Komödie zurück. Auf eine reale Episode aus dem Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England beruft sich Rodins sechsfigurige Bronzeplastik »Die Bürger von Calais«, die in ihrer Aussichtslosigkeit bereit waren, dem englischen König, der ihre Stadt belagerte, den Schlüssel ihrer Stadt zu übergeben und sich als Geiseln anzubieten.
Weiterhin primär figürlich arbeiteten die Französin Niki de Saint Phalle, die in vielen Städten mit ihren überdimensionalen, bunten Nana-Figuren sichtbare Spuren hinterlassen hat, die deutsche Künstlerin Käthe Kollwitz, deren heute in der Neuen Wache in Berlin stehende Pietà-Plastik »Mutter mit totem Sohn« als Kriegsmahnmal dient. Die Künstlerin verlor ihren Sohn Peter im Ersten Weltkrieg. Der Schweizer Alberto Giacometti machte dürre, fragil wirkende Steinfiguren zu seinem Markenzeichen.
Der Brite Henry Moore, in Deutschland bekannt für seine Skulptur »Large Two Forms«, die vor dem Bonner Kanzleramt stand, markiert den Übergang zu abstrakteren Formen, aufbauend u. a. auf den Arbeiten des Rumänen Constantin Brâncuși, dessen bronzene Version des »Vogel im Raum« gar nicht als Vogel zu erkennen ist. Ein Umstand, der sogar dazu führte, dass die US-amerikanische Zollkontrolle auf die Einfuhr eine Steuer erhob, da das Werk als Stück Metall steuerpflichtig sei. Nach einem langwierigen Prozess gab das zuständige Gericht Brâncuși recht und deklarierte es als Kunst.
Die Erweiterung des Skulpturbegriffs um abstraktere Formen vollzog auch der US-Amerikaner Alexander Calder mit seinen heute eher aus Kinderzimmern bekannten Mobiles. Der Überzeugung, dass letztlich alles erfolgreich als Kunst deklariert werden kann (Zollbehörde hin oder her), verhalf insbesondere der vielseitige Konzeptkünstler und Surrealist Marcel Duchamp mit seinen Ready-mades, zur Kunst gemachten Alltagsgegenständen, zum Durchbruch – ikonisch ist sein umgedrehtes Pissoir »Fountain«. Der deutsche Kunsterneuerer Joseph Beuys mag mit seiner Konzeption der »sozialen Plastik« das Verständnis von Kunstwerken dann aber womöglich bis zur unmöglichen Abgrenzung überdehnt haben. Der gemeine Kunstverstand könnte sich verständlicherweise aber schon mit den Metallplatten eines Richard Serra und den Neonröhren eines Dan Flavin schwertun.
Die höchsten Statuen der Welt, die Sie kennen sollten
In den letzten 40 Jahren sind die zehn höchsten Statuen entstanden – alle höher als die New Yorker Freiheitsstatue, die mit Sockel 46 Meter misst. Sieben stellen Buddhafiguren dar, wie die über 100 Meter hohen Zhongyuan-Buddha in China, Ushiku Daibutsu in Japan und Laykyun Setkyar in Myanmar. Die höchste europäische Kolossalstatue ist die Stahlskulptur Mutter Heimat in Kiew (62 Meter). Weltrekordhalterin ist seit 2018 jedoch die Statue der Einheit im indischen Gujarat, die den Unabhängigkeitskämpfer und Politiker Vallabhbhai Patel darstellt und mit einer Gesamthöhe von 240 Metern alles andere in den Schatten stellt.
Wie die Malerei kann die europäische Architekturgeschichte grob – trotz aller regionalen Besonderheiten – in den bekannten zeitstilistischen Strömungen verstanden werden, wenn auch nicht immer ganz deckungsgleich.
Für die vom 10. bis zum 13. Jahrhundert vorherrschende Romanik waren Rundbögen ein typisches Element, die sich in vielen Kirchenschiffen finden lassen, sofern spätere Stile nicht zum Umbau bewogen. Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts folgte in Frankreich die Gotik mit ihren charakteristischen Spitzbögen, Kreuzrippengewölben, polychromen Fenstern und dem filigranen Maßwerk der Steinmetze. Beeindruckende Beispiele sind die Kathedralen Chartres, Notre-Dame de Paris und Reims sowie die Dome in Köln, Sevilla und Mailand. In der Gotik begonnen wurde auch die Kathedrale in Florenz, gilt jedoch heute mit der monumentalen Kuppel Filippo Brunelleschis als Meisterwerk der Frührenaissance.
Die Architektur der Renaissance zeichnete sich durch eine Wiederentdeckung der Formensprache der Antike und klare, einfache geometrische Formen aus. Kapitelle, Dreiecksgiebel und Säulen – allen voran die antiken Klassiker dorisch, ionisch und korinthisch – waren maßgebend, und mit dem Schriftwerk bildete sich auch die fundierte Architekturtheorie aus. Neben klerikalen Bauten setzten nun die Architekten vermehrt auf Profanbauten wie Palazzi (z. B. Pitti), Schlösser (z. B. Chambord und Heidelberg) und Villen – vor allem Andrea Palladio in Venetien. In der Renaissance begonnen wurde auch der imposante Petersdom in Rom, der mit seinen sieben Baumeistern, angefangen mit Donato Bramante über Raffael und Michelangelo bis Gian Lorenzo Bernini, allerdings in den Barock überleitete, klar ersichtlich u. a. an der Fassade.
Den Barock kennzeichnen ein üppiges, prachtvolles Ornament und eine deutliche Plastizität. Es ist passend, dass dieser Stil die Hochzeit der absolutistischen Herrschaftsform in Bauform goss. Das gigantische Zeugnis des buchstäblichen Größenwahns ist das Versailler Schloss, aber auch im deutschsprachigen Raum fand die weltliche Macht in den Wiener Schlössern Schönbrunn und Belvedere, im Dresdner Zwinger und in der Würzburger Residenz physischen Ausdruck. Auch der Klerus ließ sich nicht lumpen, und so ragen neben dem Petersdom auch die Wiener Karlskirche und der Fuldaer Dom heraus. Insbesondere bei Barockkirchen zeigt sich Gottes Reichtum auf Erden in der prunkvollen Innenausstattung der Gebetshallen.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts orientierte man sich im Klassizismus noch einmal an den antiken, insbesondere griechischen Bauformen. In Deutschland waren es der Preuße Karl Friedrich Schinkel (Altes Museum und Friedrichswerdersche Kirche in Berlin) und der Bayer Leo von Klenze (Glyptothek in München und Walhalla bei Donaustauf), die die Antike in die deutschen Städte brachten. Auch der Arc de Triomphe in Paris, das British Museum in London und das Brandenburger Tor in Berlin – immerhin wird die Stadt bisweilen auch »Spreeathen« genannt – sind Zeugnisse der Rückbesinnung auf Akropolis & Co. Das weltweit bekannteste Beispiel dürfte allerdings das von dem irischen Architekten James Hoban entworfene Gebäude in der 1600 Pennsylvania Avenue in Washington, D. C. sein: das Weiße Haus, der Amtssitz des Präsidenten der USA.
Mehr Ornamente schmückten die Bauten dann wieder im Jugendstil und Art déco, das mit dem Chrysler Building und dem Empire State Building den in Chicago begonnenen Trend der Hochhausarchitektur aufnahm. Die ambitioniertesten Architekten verwirklichten sich nicht mehr bei Kirchen, sondern bauten mit den Unternehmenssitzen Kathedralen des Kapitalismus. Entfernt wurden die Ornamente dann wieder bei der von Walter Gropius gegründeten, funktionalistischen Bauhaus-Schule, weiter popularisiert und personifiziert von Ludwig Mies van der Rohe, einem seiner Direktoren. Der schweizerisch-französische Architekt Le Corbusier gilt als bedeutendster Vertreter seiner Zunft im 20. Jahrhundert. 17 seiner Bauten zählen zum Weltkulturerbe, darunter die Villa Savoyen im Nordosten von Paris, die »Wohnmaschine« Unité d’Habitation in Marseille und Häuser in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Auch als Architekturtheoretiker und Stadtplaner hatte er großen Einfluss. Seither erweiterten sich vor allem die technologischen Möglichkeiten, vom Einsatz leistungsfähiger Computer bis hin zur flächendeckenden Nutzung und Etablierung vieler Werkstoffe wie Glas (z. B. für Fassaden) und Stahl.
Als weltweit renommierteste Auszeichnung für Architektur – quasi der Nobelpreis der Zunft – gilt der vom Gründer der Hyatt-Hotelkette gestiftete und nach ihm benannte Pritzker-Preis, der seit 1979 jährlich vergeben wird. Am häufigsten wurde die Auszeichnung Architekten japanischer Nationalität verliehen, darunter Kenzo Tange, der u. a. die Hallen der Olympischen Spiele 1964 in Tokio entwarf, sowie der Holzspezialist Shigeru Ban. Weitere wichtige Preisträger sind der brasilianische Baumeister Oscar Niemeyer, der maßgeblich die Plan-Hauptstadt Brasilia entwarf, der geadelte Brite Sir Norman Foster, bekannt u. a. für das an eine Gurke erinnernde Londoner Hochhaus The Gherkin und die moderne Kuppel am Reichstag, sowie die irakisch-britische Architektin Zaha Hadid, deren Werkspanne die Skisprungschanze in Innsbruck, den Flughafen Beijings und das moderne Kunstmuseum Maxxi in Rom umfasst. Für ihre Museums(an)-bauten werden auch der chinesisch-stämmige US-Amerikaner Ieoh Ming Pei (mittlerweile) gefeiert – weltbekannt vor allem durch die Glaspyramide des Louvre – wie auch Frank Gehry, dessen spektakulärer Bau des Guggenheim-Museums in der baskischen Metropole Bilbao einen gleichnamigen Effekt auslöste, der Städte aufgrund ikonischer Neubauten schlagartig weltweit bekannt macht und die Besucherzahlen kräftig ankurbelt. Einen Bilbao-Effekt braucht New York gewiss nicht, um Touristen anzulocken, ein eindrucksvolles Guggenheim-Museum hat es jedoch auch. Der kreisförmige Bau mit seinen inneren, gewundenen Terrassen ist der Schöpfungskraft des wohl bedeutendsten US-amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright entsprungen, der auch im kleineren Ausmaß beim Bau von Wohnhäusern neue Maßstäbe setzte, so z. B. mit dem harmonisch in die Natur integrierten Fallingwater in Pennsylvania. Weitere globale Meisterbauten sind das nach dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten benannte moderne Kunstmuseum Centre Pompidou mit ikonischer Röhrenfassade des Architektenduos Renzo Piano und Richard Rogers und das Opernhaus in Sydney, das der mittlerweile vielfach prämierte dänische Architekt Jørn Utzon allerdings nie besucht hat, da er nach deutlichen Differenzen aufgrund massiver Zeit- und Budgetplanüberschreitungen aus dem Projekt vorzeitig entlassen worden war.
Die Fotografie hat sich von ihren Anfängen mit Joseph Nicéphore Niépces »Blick aus dem Arbeitszimmer von Le Gras« aus dem Jahr 1827 vom reinen Dokumentationsziel gelöst und sich längst als eigenständige Gattung der Bildenden Künste etabliert. Zu den bedeutenden Pionieren zählten u. a. der US-Amerikaner Ansel Adams, der mit seinen eindrucksvollen Landschaftsfotografien der Natur seines Heimatlands Bild-Denkmale setzte, die DokumentarfotografinDorothea Lange, die die große wirtschaftliche Depression der 1930er-Jahre und die damit verbundenen Facetten der Armut und Verzweiflung festhielt, und der PorträtfotografYousuf Karsh, dessen Aufnahme des mürrischen Winston Churchill (»The Roaring Lion«) bis heute das Image dieses britischen Staatsmanns maßgeblich prägt.
Weitere »Disziplinen« der Fotografie sind die insbesondere von Helmut Newton, Peter Lindbergh und Richard Avedon bestimmte Modefotografie, die unser Bild von Schönheit und Anmut formte, die Alltagsfotografien eines Robert Doisneau, André Kertész oder Brassaï, die Szenen des normalen Lebens vor die Linse holten, und die Kriegs-, Krisen- und Konfliktfotografie eines Robert Capa, der mit seinen Bildern vom Spanischen Bürgerkrieg und Zweiten Weltkrieg die Welt visuell aufklärte und bildete. Die mit 40 Jahren im Indochina-Krieg ums Leben gekommene Fotografenlegende gründete zudem u. a. mit seinem Kollegen Henri Cartier-Bresson die einflussreiche Agentur Magnum Photos.
Es sind Fotografen, die immer wieder aufs Neue unter Beweis stellen, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagen kann. Insbesondere fotojournalistische Arbeiten haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt wie die Kriegsberichterstattung zum Vietnamkrieg von Eddie Adams (»Hinrichtung von Nguyn Văn Lém«) und Nick Ut (»The Terror of War«), die beide als »World Press Photo of the Year« ausgezeichnet wurden. Oder die Arbeiten des Brasilianers Sebastião Salgado