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Wird Ihr Bauch auch manchmal zum Problembär? Falls ja, sind Sie damit nicht allein - 25 Prozent der Menschen kämpfen häufiger mit Magen-Darm-Beschwerden. Doch auch wenn Sie nicht betroffen sind, finden Sie in diesem GU-Ratgeber zahlreiche wertvolle, spannende Informationen. Sie lernen die vielen wichtigen Funktionen dieses lange unterschätzten Körperbereichs kennen, die so entscheidend sind für Gesundheit und Wohlbefinden. Weiter erfahren Sie, wo Krankheitsursachen liegen und wie Sie sich gesund erhalten beziehungsweise bestehende Beschwerden lindern können. Ein Top-Autorenteam bietet Ihnen umfassende Informationen, auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand und ohne Tabus - auch zu vieldiskutierten Themen wie Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien, Darmflora ("Mikrobiom") oder dem sogenannten "Bauchhirn", also der engen Verbindung zwischen Darm und Gehirn. Neben Wissenswertem enthält das Buch auch Amüsantes und Kurioses rund um das Thema.
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Seitenzahl: 315
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Reizdarm, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, Mikrobiom, Bauchhirn – nur einige der Begriffe, die der breiten Öffentlichkeit immer häufiger präsentiert werden. Ob im Fernsehen, in den Printmedien oder im Internet.
Was ist geschehen? Ganz einfach: Unser Bauch wurde (endlich) entdeckt. Genauer gesagt die tollen Akteure, die da in der Mitte unseres Körpers zugange sind, und die interessanten Prozesse, die sich hier abspielen. So rücken auf einmal Probleme mit der Verdauung in den Fokus. Blähungen, Sodbrennen? Verstopfung, Durchfall? Klar, hat ja jeder einmal …
Was früher wirklich kein Thema war, landet inzwischen regelmäßig in den Schlagzeilen. So widmen sich Boulevardzeitungen mit Millionenauflage heute etwa der Frage, wie denn eine darmgesunde Ernährung aussieht. Auch angesehene Nachrichtenmagazine befassen sich zunehmend mit Sachverhalten, die das Innenleben unseres Verdauungstraktes betreffen. Was da zwackt und kneift, wird also allmählich salonfähig …
Die Medien – und damit wir Autoren – kümmern sich jedoch nicht nur um die Probleme, die im Magen-Darm-Trakt lauern können. Was uns alle darüber hinaus brennend interessiert, ist, was es denn mit diesem Mikrobiom, der Darmflora, auf sich hat. Klar, denn es ist total irre, was wir da in unserem Bauch beherbergen. Das gilt auch für das enterische Nervensystem, das man salopp auch Bauchhirn nennt.
Wovon an dieser Stelle noch gar nicht die Rede war, sind die Unverträglichkeiten von bestimmten Stoffen in unseren Nahrungsmitteln. Von solchen »Bösewichten« wie Laktose oder Gluten. Auch das ist heute ein enorm wichtiges Thema. Allerdings hat es gar keine so große Bedeutung. Denn diese Intoleranzen betreffen zum Glück nur eine Minderheit der Bevölkerung. Auch wenn die Lebensmittelindustrie und so manche Medien etwas anderes glauben machen wollen.
Warum haben wir uns entschlossen, ein Buch zu diesem Thema zu veröffentlichen? Weil wir verstanden haben, wie groß das Interesse an unserem Bauch – an unserem Darm und unserem Magen – ist. Und weil wir so manche falschen Informationen, die inzwischen zu unserem Verdauungssystem und zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten kursieren, berichtigen möchten: indem wir auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Forschungen »Klartext« reden. Natürlich zeigen wir Ihnen mit unserem Buch auch auf, wie viele Möglichkeiten Sie haben, Ihren Darm und Ihren Magen gesund zu halten. Und wie Sie, wenn die beiden einmal krank werden und Ihnen Beschwerden bereiten, richtig vorgehen.
Waren in den letzten Jahrzehnten Rückenbeschwerden das Volksleiden schlechthin, schicken sich inzwischen Probleme im Darmtrakt und im Magen dazu an: 25 Prozent der Bevölkerung in den Industrieländern sind bereits davon betroffen, Tendenz weiter steigend.
Dafür, dass der Bauch zum Problembären wird, gibt es viele Gründe, die oft schwer zu entlarven sind. Das wäre aber wichtig, denn unbehandelte Beschwerden mit der Verdauung sind gesundheitlicher Sprengstoff. Mit dessen Entschärfung hapert es allerdings noch. Weil, was uns plagt, oft verharmlost wird. Und vor allem weil alles mit dem Bauch eher peinlich ist; zumal wenn es hier zwackt und rumort. Das wird lieber unter den Teppich gekehrt. Was umso schlimmer ist, wenn dort möglicherweise schwerwiegende Erkrankungen mit verschwinden.
Es gibt also mehr als genug Anlass für dieses Buch über unseren Bauch: über seine vielen wichtigen Jobs, darüber, was ihm zu schaffen machen kann und was dagegen zu tun ist. Eine Thematik, die lange unterschätzt wurde. Inzwischen rückt sie jedoch immer mehr in den Fokus des Interesses – bei den medizinischen Laien und in den Medien ebenso wie bei den Ärzten und in der Forschung. Das ist gut so und höchste Zeit.
Dafür, dass es höchste Zeit ist, sich genauer mit unserem Verdauungssystem zu befassen, sprechen nicht nur die vielen neuen und beeindruckenden Befunde aus der Wissenschaft, sondern auch ein Blick auf die Statistiken: Diese sind, wie Sie gleich lesen werden, ebenfalls bemerkenswert.
Falls also auch Ihr Bauch Probleme bereitet, stehen Sie mit Ihren Beschwerden also keineswegs alleine da.
Angesichts der großen Zahl der Betroffenen ist es auch nicht verwunderlich, dass Beschwerden mit der Verdauung eine immens hohe gesundheitsökonomische Belastung darstellen. Auf ihr Konto – im wahrsten Sinn des Wortes – gehen bundesweit jährlich viele Milliarden an Euro. Das hat das Statistische Bundesamt ausgerechnet: Die direkten Kosten, also die Ausgaben für Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte, Medikamente und Diagnostik, belaufen sich auf sage und schreibe 34,8 (!) Milliarden Euro.
In ähnlich hohen Sphären bewegen sich die indirekten Kosten – das sind jene, die durch den Ausfall der Betroffenen und ihre verminderte Leistungsfähigkeit im Job sowie durch Frühverrentung entstehen. Kein Wunder, schließlich sind Krankheiten der Verdauungsorgane den Statistikern zufolge verantwortlich für fast zehn Millionen Tage Arbeitsunfähigkeit im Jahr. Die Krankheitsfolgen betreffen also nicht nur die Patienten, sondern die ganze Gesellschaft.
Bekanntlich leben wir heute länger. Wegen dieser demografischen Entwicklung wird die Zahl der insgesamt zu behandelnden Patienten steigen: bis zum Jahr 2032 voraussichtlich um neun Prozent. Verdauungsbeschwerden werden sogar um 22 Prozent zunehmen. Wieder ein Argument für die große Relevanz all dessen, was rund um unseren Bauch wichtig ist. Diesen Blick in die Glaskugel hat übrigens die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) geworfen.
Allen Zahlen und Statistiken zum Trotz: Erkrankungen im Bereich der Verdauungsorgane werden dennoch nicht als Volkskrankheiten wahrgenommen. Bislang zumindest noch nicht. Angesichts der Zunahme dieser Beschwerden, ihrer gesundheitlichen Risiken und der hohen Kosten, die sie verursachen, wird sich das ändern.
In der Gesundheits- und Forschungspolitik rangieren Verdauungsbeschwerden derzeit noch recht weit unten – wie Experten, etwa von der DGVS, beklagen. Unter ihnen kursiert nicht umsonst der Begriff der vergessenen oder ignorierten Volkskrankheiten. Um sie soll es in diesem Buch gehen. Nicht zuletzt, damit sie aus ihrem Mauerblümchendasein herausgeholt werden.
Der Verdauungstrakt ist äußerst komplex. Dagegen ist zum Beispiel unser Herz vergleichsweise simpel: ein Muskel mit einer Funktion, nämlich pumpen. Im Bauch ist alles erheblich komplizierter. Da gibt es verschiedene Organe, die alle jeweils wieder ganz verschiedene Aufgaben und entsprechend unterschiedliche Störungen haben. So kommt es auch, dass kein anderes Fachgebiet ein so breites Spektrum von Erkrankungen behandelt wie die Gastroenterologie. Diese sehr weit gefächerte Palette lässt sich oftmals auch nicht auf ein einzelnes Organ oder auf eine einzelne Krankheit reduzieren – was das Ganze auch nicht gerade einfacher macht.
Diese Komplexität ist unter anderem der Grund, weshalb sich das Buch in Ihren Händen auf den Magen-Darm-Trakt beschränkt. Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse – alles ebenso Bauchorgane – wurden bewusst ausgeklammert. Das wäre noch einmal genug Stoff für ein weiteres Buch ...
Die Gastroenterologie gehört international wie auch hier in Deutschland zu den aktivsten medizinischen Wissenschaftsgebieten.
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGSV) wollte einmal testen, was Otto Normalverbraucher unter Gastroenterologie versteht: ob er damit etwas anfangen kann und weiß, worum es sich handelt. Eine kleine Umfrage dazu auf dem Berliner Alexanderplatz erbrachte desillusionierende Ergebnisse. Denn viele der Passanten verbanden den Begriff Gastroenterologie vornehmlich mit Gastronomie, also mit dem Gaststättengewerbe.
Andere wiederum waren der Ansicht, dies habe mit der Verarbeitung von Lebensmitteln zu tun. Auf die Idee »Ach ja, das ist was mit den Beschwerden im Bauch« kamen die wenigsten. Ganz offensichtlich bedarf es in Sachen Bauch noch einiges an Aufklärungsarbeit in der deutschen Bevölkerung.
Was Erkrankungen der Verdauung anrichten können, wird enorm unterschätzt: Nach wie vor werden sie gerne als banale Störungen der Befindlichkeit abgetan. Eine gefährliche Fehleinschätzung. So ist inzwischen erwiesen, dass Verdauungsbeschwerden den Weg für teils schwere Folgeerkrankungen ebnen können. Doch das ist nicht das einzige Problem: Die Betroffenen stehen zudem unter einem enormen Leidensdruck. Denn ihre Beschwerden setzen ihre Lebensqualität wie auch ihre Lebensfreude oftmals massiv herab. Mehr dazu lesen Sie später auf >.
Aber: »Na ja, viele Blähungen sind doch nicht so schlimm ...«, »Das Magendrücken ist ja wohl nicht der Rede wert ...« – Beschwerden mit der Verdauung werden in der Regel nicht so recht ernst genommen. Einer der Gründe dafür ist: Sie sind einfach nicht salonfähig. Wer kürzlich ein neues Hüftgelenk bekommen hat, ja, das lässt sich auf jeder Party erzählen. Ebenso werden Sie viele Zuhörer angesichts Ihrer bevorstehenden Zahnwurzelbehandlung finden. Auch Probleme mit dem Rücken sind ein gerne gehörtes Thema. Die Liste dieser Beispiele ließe sich noch endlos erweitern. Schlafstörungen, Erkältung, Herzrasen, Wadenkrämpfe – für jeden ist hier etwas dabei. Dass Sie demnächst einen Termin zur Darmspiegelung haben, behalten Sie jedoch besser für sich. Das gilt auch für das starke Sodbrennen und Aufstoßen, das Sie seit Wochen plagt. Von »so was« will keiner etwas hören. Mal ganz zu schweigen von schwerem Stuhlgang oder häufigen Durchfällen …
Fazit: Wer mit seiner Verdauung zu tun hat, steht im Abseits. Was ihm zu schaffen macht, mitunter schwer, wird bagatellisiert. Da heißt es gut aufzupassen, dass man nicht auch noch als Hypochonder abgestempelt wird. Damit wird die Last, die auf jenen ruht, die unter den »unaussprechlichen« vermeintlichen Wehwehchen leiden, noch schwerer: Mit ihren Problemen allein gelassen und belächelt, erhöht sich ihr psychischer Druck immer weiter.
Doch nicht nur deshalb muss jegliche Verdauungsstörung ernst genommen und auch behandelt werden.
Laut grummelt der Bauch im Meeting, hörbare und übel riechende Darmwinde, erfolglose Klositzungen – was keiner braucht, ist jedem bekannt. Reden wir endlich darüber: Probleme mit Magen und Darm dürfen nicht länger ein Tabuthema sein.
Leider noch wenig bekannt, jedoch wissenschaftlich erwiesen: Eine funktionierende Verdauung ist eine entscheidende Voraussetzung für unsere Gesundheit insgesamt. Mit anderen Worten: Wie gut wir verdauen, ist die Basis für unser Wohlbefinden. Denn alles, was von außen aufgenommen wird, muss zuvor seine Eigenart vollständig verloren haben, muss quasi »neutralisiert« werden, bevor es seine Wirkung – Energie spenden und uns mit Nährstoffen versorgen – zeitigen kann. Dieser Umwandlungsprozess ist der Job unserer Verdauung. Gelingt es ihr nicht oder nur zum Teil, diese Aufgabe zu erfüllen, bilden sich Allergene oder Giftstoffe im Körper. Aus diesem Grund sind die Verdauungsvorgänge unter anderem auch so wichtig für das Immunsystem. Mehr dazu lesen Sie ab >.
GUT ZU WISSEN
Was uns unser Körper mitteilt, das nehmen wir heute oft nicht mehr so richtig wahr. Allem wissenschaftlich-technischen Fortschritt und aller gesundheitlichen Aufklärung zum Trotz oder vielleicht auch gerade deshalb: Viele Menschen haben kaum noch ein Bewusstsein dafür, was ihnen ihr Körper mit seinen Reaktionen vermitteln möchte. Damit finden Warnsignale oft auch erst spät – manchmal leider zu spät – Gehör. Naturverbunden lebende Menschen hingegen – die australischen Aborigines etwa – haben noch ein sehr gutes Körpergefühl beziehungsweise ein fein ausgeprägtes Gespür für ihr körperliches, aber auch ihr psychisches Befinden. Treten hier Störungen auf, lassen sie sich meist beheben, bevor es ernster wird.
Das alles erklärt, weshalb Probleme mit der Verdauung zu einer erheblichen Beeinträchtigung der allgemeinen Gesundheit und der Lebenserwartung führen können. Doch: Ebenso können Erkrankungen von Magen und Darm ihrerseits gefährlichen Prozessen im Körper Tür und Tor öffnen. Denn wie man inzwischen herausgefunden hat, haben Verdauungsstörungen das Potenzial, eine ganze Reihe an Folgekrankheiten nach sich zu ziehen. Sie ebnen beispielsweise den Weg zu erhöhten LDL-Cholesterin-Werten und anderen Fettstoffwechselstörungen sowie zur Volkskrankheit Diabetes. Weiterhin gehen Gelenkerkrankungen, etwa Arthrose, mit auf ihr Konto. Auch Krankheiten von Herz und Kreislauf, allen voran zu hohe Blutdruckwerte sowie Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße, die sogenannte Arterienverkalkung, können eine Folge von Verdauungsstörungen sein. Das Gleiche gilt für allergische Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel.
Wie sich anhand dieser umfangreichen Palette deutlich erkennen lässt, bergen Probleme im Bauch so einige Risiken.
Kennen Sie Ihren Bauch? Nicht so genau …? Dann geht es Ihnen wie vielen. Das Thema Bauch scheint schließlich nicht wirklich spannend und schon gar nicht attraktiv. Zudem stört er auch viel zu oft beim Zumachen von Hose oder Rock. Ist das schließlich geschafft, wölbt er sich auch noch frech vor. Bauch will man eigentlich nicht haben. Wozu sonst gibt es all die zahllosen »Bauch-weg-Diäten«?
Schade, dass unsere Körpermitte so geschmäht wird. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Selbstverständlich soll diese Region nicht von ausufernden Fettpolstern belagert sein. Das macht sich nicht nur optisch ziemlich schlecht, sondern ist zudem super ungesund. Bauchfett hat sich nämlich in wissenschaftlichen Forschungen als erheblich schädlicher entpuppt als Fett an Hüften oder Oberschenkeln. Mehr darüber erfahren Sie ab >. In diesem Buch geht es aber geht es um das, was hinter den Fettschichten sitzt: unsere Verdauungsorgane. Kommen Sie mit auf einen kleinen Rundgang durch den tollen Bauch.
Unsere Expedition macht nicht überall Station. Den Bauchorganen Leber, Milz, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse statten wir keinen Besuch ab – obwohl auch diese eine wichtige Bedeutung für die Verdauung haben. Unser Fokus richtet sich auf die drei Akteure Magen, Dünn- und Dickdarm.
Lange Zeit hielt man dieses Organ am Ende der Speiseröhre für einen ziemlich faulen Sack. Der – so die Annahme – diene einfach dazu, alles, was aus dieser Röhre vom Mund ankommt, zwischendurch aufzufangen und dann weiterzureichen. Weit gefehlt, wie heute erwiesen ist. Der Magen ist ein äußerst engagierter Vorarbeiter für die Kollegen Dünn- und Dickdarm. Denn er bereitet das, was wir essen und trinken, gründlich vor. Erst so kann der Darmtrakt dann etwas mit unserer Nahrung anfangen. Zudem steuert der Magen viele Vorgänge bei der Nahrungsverwertung. Entsprechend nimmt er eine zentrale Stellung in diesen Prozessen ein: Er steht gewissermaßen auf der Kommandobrücke der Verdauung.
Sehen wir mal nach, wo genau das ist. Aha: im linken Teil des Oberbauchs unterhalb des Zwerchfells, als Verbindung zwischen Speiseröhre und Dünndarm. Damit sitzt der Magen in enger Nachbarschaft zu Leber, Dickdarm, Bauchspeicheldrüse und Milz. Und weitaus höher als vermutet: Von etwas unterhalb der linken Brustwarze zieht er sich hinüber unter den letzten Rippenbogen auf der rechten Körperseite. Herz und Lungen sitzen also direkt über dem Magen. Übrigens ist das auch der Grund, weshalb tiefes Einatmen nach einem üppigen Essen schwerfällt. Auch Schmerzen im Brustbereich können daher kommen. Dann ist es zum Glück nicht das Herz, sondern schlichtweg zu viel gefuttert.
Da der Magen so weit oben liegt, deutet der medizinische Laie auch Beschwerden in diesem Körperbereich oft fehl: Was da drückt oder wehtut, muss nicht der Magen, sondern kann auch der Dünn- oder Dickdarm sein.
Erwähnenswert ist auch die »Schieflage« dieses wichtigen Verdauungsorgans. Dass es so komisch von links oben nach rechts unten im Bauchraum liegt, hat seinen Ursprung im Mutterleib. Während wir uns hier entwickeln, wächst eine Magenwand schneller als die andere. Mit dem Ergebnis: Der Magen ist krumm gebogen, was ihm in seinem Inneren tiefe Falten beschert hat. Keineswegs ein Kunstfehler der Evolution: Schieflage und Falten haben durchaus einen wichtigen Sinn, wie sich gleich noch zeigen wird.
An der kurzen Seite des Magens bilden seine Falten eine Rinne. Durch sie können alle Flüssigkeiten rasch vom Magen in den Dünndarm fließen. Die lange Seite hat dagegen stark gewundene Längsfalten und zusätzlich noch Querfalten. In diesem Relief von Vertiefungen in der Schleimhaut kann der Magen die festen Nahrungsbrocken gut festhalten. Die beiden unterschiedlich geformten Magenwände bilden mithin ein äußerst cleveres Trennsystem: Was flüssig ist, darf gleich weiter. Was fest ist, bleibt noch eine Weile da und wird erst einmal kräftig durchgeknetet.
UNSER VERDAUUNGSSYSTEM
Das Durchkneten erledigt der Magen mit seiner Bewegungsfreude. Wie, der bewegt sich? Ja klar, und wie. Dank der kräftigen Muskeln in den Magenwänden werden die einzelnen Bestandteile der Nahrung gut miteinander vermischt. Hierbei werden sie regelrecht durchgeschaukelt – hin und her im Inneren unseres Magens. Diese Schaukelpartie mit ihren wellenartigen Bewegungen heißt medizinisch Magenperistaltik. Ihr Sinn und Zweck ist es, den Mageninhalt zu zerkleinern und ihn mit Magensaft zu versetzen. Dieser enthält Stoffe, die unsere Nahrung in kleinste Teile zerlegen. Erst damit ist sie für uns wertvoll, weil so ihre Nährstoffe verfügbar werden.
Für diese sogenannte chemische Verdauung zeichnen kleine Drüsen in der Magenschleimhaut verantwortlich. Sie sitzen in den vielen Falten und Grübchen, die das Innere des Magens überziehen. Was diese Magendrüsen von sich geben, ist enorm wichtig dafür, dass es mit unserer Verdauung klappt.
In der faltigen Schleimhaut residieren die Magendrüsen, die aus unterschiedlichen Zellen bestehen: Haupt- und Nebenzellen sowie Belegzellen. Sie alle gemeinsam produzieren den Magensaft. Dabei handelt es sich um einen gut abgestimmten Cocktail – gemixt aus Schleim, Salzsäure und einem Enzym namens Pepsin. Zwei bis drei Liter davon stellen die Magendrüsen tagtäglich von der sauren Flüssigkeit her. Stets abhängig davon, wie viel und welche Art von Speisen und Getränken wir jeweils zu uns nehmen.
Der Schleim stammt aus den Nebenzellen im oberen Teil der Magendrüsen. Er legt sich in einer superdünnen Schicht – von gerade mal 180 Mikrometer, der dem Millionstel eines Meters entspricht – direkt auf die Magenwand auf. Hier sorgt er für eine Art Schmiereffekt: Dank ihm können die vom Schaukeln des Magens zerkleinerten Speiseteile leichter weitergleiten. Zudem dient die Schleimschicht als Schutzschild für den Magen: Sie bewahrt ihn davor, sich durch den Kontakt mit dem sauren Magensaft selbst zu verdauen. Dabei unterstützt sie Bikarbonat, das die Säure des Magensafts abschwächt.
Die Hauptzellen sondern Pepsinogen ab, aus dem die Magensäure dann das Enzym Pepsin bastelt. Dieses ist unerlässlich für uns zur Verarbeitung der Nahrung. Denn es ist unglaublich aktiv und spielt eine tragende Rolle auf der Bühne des Verdauungsgeschehens. Die wichtigste Aufgabe von Pepsin besteht darin, die Eiweiße im Nahrungsbrei zu spalten. Dazu müssen diese vergleichsweise großen Moleküle ordentlich zerschnippelt werden – am Ende sollen die Eiweiße nämlich in flüssiger Form, also gelöst, vorliegen (mehr dazu auf >).
Die Salzsäure wird von den Belegzellen gebildet. Deren Name kommt übrigens daher, dass sie die Hauptzellen teilweise überlappen, sie also »belegen«. Sie gehören zu den aktivsten Zellen in unserem Körper. Denn sie organisieren stets ausreichend Nachschub an Salzsäure.
Hierzu müssen sie gegen ein gewaltiges Bollwerk ankämpfen: den pH-Wert. Dieser gibt an, wie sauer oder basisch eine Flüssigkeit ist. Er reicht von 0, sehr sauer, bis 14, sehr basisch.
Definiert wird der pH-Wert über die Menge an positiv geladenen Wasserstoffionen in einer Flüssigkeit. Gesteuert wird er durch das Bikarbonatsystem. Wie ein Puffer reguliert dieses das Säure-Basen-Gleichgewicht durch Kohlendioxid und Bikarbonat.
Im Magensaft liegt der pH-Wert bei eins, innerhalb der Belegzellen jedoch bei sieben. Dieses große Gefälle muss überwunden werden, was diesen Winzlingen enorm viel Energie abverlangt. Den Impuls zu ihrer anstrengenden Arbeit erhalten sie von körpereigenen Hormonen wie zum Beispiel von Gastrin und von unserem Nervensystem.
MAGEN
Der Nahrungsbrei aus der Speiseröhre wird im Magen zerkleinert und chemisch zerlegt, bevor er durch den Pförtner in den Dünndarm wandert.
SCHUTZ FÜR VITAMIN B12
Neben Salzsäure setzen die Belegzellen auch den sogenannten Intrinsic Factor frei. Dieses kleine Eiweißmolekül sorgt dafür, dass wir das wichtige B-Vitamin B12 aus der Nahrung aufnehmen können. Es ist nämlich sehr anfällig gegenüber Säuren. Deshalb bindet sich der Intrinsic Factor im Magen an das B-Vitamin. So entsteht ein Komplex, der es vor dem sauren Magensaft und einer vorzeitigen Verdauung schützt.
Durch die Vorarbeit mit seinem Saft hat der Magen die Nahrung in eine halbverdaute, dickliche Flüssigkeit verwandelt – den Speisebrei. Er wandert schubweise über den Magenpförtner zum Dünndarm weiter. Der ringförmige Schließmuskel am Ende des Magens macht seinem Namen alle Ehre. Denn er passt tatsächlich wie ein Pförtner genau darauf auf, wie viel durch ihn hindurchgelangen darf. Dazu bekommt er Informationen von seinem Nachbarn, vom Dünndarm höchstpersönlich.
Die Schleimhaut des Dünndarms erfasst, wie viel an Säure, Fetten und Eiweißen vorhanden ist. Das wird mittels Hormonen auf dem Blutweg an den Magenpförtner gemeldet. So »erfährt« dieser, welche Menge an Speisebrei der Dünndarm gerade aufnehmen kann. Dementsprechend dosiert er, was schubweise zur weiteren Verarbeitung kommt.
Die Entleerung des Magens in den Dünndarm geht also keineswegs planlos, sondern ausgeklügelt gesteuert vor sich. Einen Stau auf der Verdauungsbahn gilt es schließlich tunlichst zu vermeiden.
Drei bis fünfeinhalb Meter lang schlängelt er sich im Anschluss an den Magen durch unseren Bauch: Im Dünndarm befinden wir uns am Hauptschauplatz der Verdauung. Von hier aus gelangt auch der Löwenanteil der Nährstoffe aus dem Speisebrei zur Versorgung unseres Körpers in den Blutkreislauf. Um seine essenziellen Aufgaben zu bewältigen, hat der Dünndarm aufeinanderfolgend drei verschiedene Abteilungen:
Als wichtigster Standort der chemischen Spaltung und Aufnahme der Nährstoffe muss der Dünndarm ausreichend Platz bereithalten. Dazu hat er sich etwas Schlaues einfallen lassen: Er faltet sich. Zunächst einmal in auch für unser Auge sichtbare Falten. Mit diesem Origami verlängert sich der Dünndarm auf beachtliche 18 Meter. Das aber, so findet er, genügt noch nicht. Deshalb arbeitet er zusätzlich mit Zotten (fingerförmigen Erhebungen), um seine Oberfläche zu vergrößern. Sie sitzen zigfach überall auf der Haut des Darms. Jetzt kommt der Clou: Die Zotten ihrerseits haben auch Zotten, noch kleinere. So wird der Dünndarm zum wahren Raumwunder. Mit hundert bis zweihundert Quadratmetern (!) hat er nun genug Platz für seinen Job.
Von der Form zur Funktion: den Speisebrei fertig zerlegen und aufspalten und die daraus gewonnenen Nährstoffe rüber in das Blut schaffen. Dafür hat der Dünndarm viele Mitarbeiter angestellt. Gemeint sind die Zellen, die in seiner Schleimhaut unterschiedliche Aufgaben erfüllen.
Angesichts ihres hohen Arbeitspensums haben die Zellen in der Schleimhaut des Dünndarms nur eine Lebensdauer von maximal einem Tag. Das erfordert eine hohe Teilungsrate des Gewebes – noch mehr Arbeit für den Dünndarm.
Apropos: Wir hatten es noch gar nicht von der hohen Menge an Flüssigkeit, die er bewältigen muss. Neun Liter sind es durchschnittlich, die pro Tag in ihn hineingespült werden – nicht eben wenig. Der größte Teil davon rekrutiert sich aus Speichel, Magensaft, Galle und Sekreten aus der Bauchspeicheldrüse. Nur zwei Liter stammen aus den Getränken, die wir zu uns nehmen. Von alledem bleiben jeden Tag nur noch etwa eineinhalb Liter übrig. Den großen Rest schleust der Dünndarm fleißig über seine Wand in unseren Körper.
DARMZOTTEN
Durch die fingerförmigen Zotten vergrößert sich die Oberfläche des Dünndarms um ein Vielfaches.
Sie haben richtig gelesen: Der Dünndarm ist versessen auf Sauberkeit. Kaum ist der Speisebrei in ihm weitergerutscht, fängt er dahinter an, sich zu putzen. Das macht er mit einer kräftigen Welle, dem motorischen Komplex. Der ist so eine Art Staubsauger und geht dem Speisebrei akribisch hinterher. Bereits nach einer Stunde ordentlicher Verdauungsleistung von seinem Chef macht er sich an die Arbeit: Er wischt und fegt, damit Neues im Dünndarm Platz hat. Wir können den Staubsauger mitunter sogar hören. Nämlich in Form eines Knurrens. Das meldet nicht, wie die meisten meinen, »Ich habe Hunger«, sondern bedeutet schlicht »Endlich kann ich putzen«.
Das Reinemachen braucht seine Zeit. Weshalb auch nicht ständig neuer »Schmutz« angeliefert werden sollte. Experten in Sachen Ernährung empfehlen, dass mindestens vier Stunden zwischen den Mahlzeiten und damit zwischen neuer Arbeit für den Dünndarm liegen sollten. Möglichst ganz ohne alles bitte – denn selbst ein kleiner Happen kurbelt die Schleimhautzellen erneut an.
Mit Peristaltik bezeichnet die Medizin die Aktivität der glatten Muskeln von Hohlorganen. Außer im Verdauungstrakt gibt es diese auch im Harn- und Eileiter sowie in der Gebärmutter. Einerlei wo, das Muster der Bewegungen ist stets gleich: wellenförmiges Zusammenziehen und Entspannen von Längs- und Ringmuskeln. Insgesamt ähnelt das Ganze verblüffend genau der Bewegung eines Regenwurms.
Aufgabe der Peristaltik ist es, den Inhalt des jeweiligen Hohlorgans vorwärtszubringen. Im Fall der Verdauung soll der Nahrungsbrei via Speiseröhre in den Magen, weiter in Dünn- und Dickdarm und schließlich zum After. Darüber hinaus dient die Peristaltik der Durchmischung des Speisebreis (siehe >). Wie fast immer überlässt unser Körper das alles nicht dem Zufall. Vielmehr werden die Bewegungen fein gesteuert, und das auch noch völlig selbstständig. Soll heißen, weitläufige Nervennetze in der Wand des Verdauungstrakts koordinieren, wann und wie flott es vorwärtsgeht. Über all diesen Vorgängen wacht als Chef das vegetative Nervensystem. Dieses lässt sich vom Gehirn nicht reinreden – so können wir beispielsweise nicht willentlich beschließen, dass wir jetzt mal eben verdauen. Vom Nervensystem im Bauch, dem enterischen Nervensystem, lesen Sie im weiteren Verlauf noch mehr (siehe > bis >). Und auch das Hormon Gastrin darf bei der Peristaltik mitmischen.
Müssen wir uns gut konzentrieren oder körperlich aktiv sein, schalten die Darmbewegungen ein paar Gänge zurück. Auch Adrenalinschübe drosseln die Peristaltik. Klar, auf der Flucht wäre ein Gang zur Toilette auch höchst unpassend. Da der dem Menschen gefährlich werdende Säbelzahntiger ausgestorben ist, sorgen heute überwiegend Stress und Hektik für eine langsame Peristaltik. Was dieser besser gefällt und sie ankurbelt, sind Ruhe und Entspannung. Dann schiebt sie zufrieden unsere Nahrung weiter.
GUT ZU WISSEN
Stoffwechsel, diesen Begriff kennen Sie sicherlich. Klar, er taucht ja auch immer häufiger auf – vor allem dort, wo es darum geht, etwas Gutes für die Gesundheit anzupreisen und den »Stoffwechsel zu aktivieren«. Ist ja auch gut und erstrebenswert. Denn ist unser Stoffwechsel voll fit, sind wir wohlauf. Doch was ist eigentlich der Grund dafür?
Da heißt es erst einmal zu fragen: Was genau bedeutet Stoffwechsel, außer dass er offenkundig etwas »Gesundes« ist? Nehmen wir uns mal ganz banal die beiden Ausgangswörter vor, nämlich Stoff und Wechsel. Geht es also darum, dass ein Stoff in einen anderen überführt wird? In der Tat, und nicht nur ein Stoff, sondern sehr viele. In diesem komplexen Räderwerk wechseln permanent zahllose Stoffe ihr Aussehen sowie ihre Struktur und damit ihre Wirkung. Daher kommt auch der Begriff Stoffwechsel.
Wer für dieses »Bäumchenwechsel-Dich« sorgt, ist die Verdauung. Unser gesamtes Leben lang verändert sie Stoffe so, dass wir sie auch nutzen können. Denn erst dadurch kann die Nahrung uns ernähren und gesund halten. Verdauen heißt Stoffe wechseln.
Was ihm der Dünndarm an unverdaulichen Nahrungsresten übrig lässt, nimmt der Dickdarm auf. Er ist etwas kürzer als sein Kollege, nämlich einen bis eineinhalb Meter lang. Er gliedert sich jedoch wie der Dünndarm in drei Abteilungen:
Worin sich Dünn- und Dickdarm gewaltig unterscheiden, ist in ihrer Oberfläche. Während der eine mit hundert bis zweihundert Quadratmetern glänzt, hat der andere nur einen halben bis maximal einen Quadratmeter zu bieten. Schließlich besitzt der Dickdarm auch bei Weitem nicht so viele Falten und Ausstülpungen wie sein ihm vorarbeitender Kollege. Darüber hinaus ist er auch anders als Magen und Dünndarm wenig interessiert an Bewegung. Er geht es lieber ganz gemütlich an und werkelt in Ruhe vor sich hin: Selbst wenn ihm schon neuer Nachschub aus dem Dünndarm angeliefert wird, lässt er sich Zeit.
Dass der Dickdarm so viel behäbiger als seine Partner arbeitet, hat gute Gründe. Er hat nämlich ganz andere Aufgaben als die beiden. Sein Ding ist es nämlich, den flüssigen Überbleibseln aus dem Dünndarm Wasser und Salze zu entziehen. Dadurch werden die unverdaulichen Nahrungsreste in eine festere Form überführt. Je nach deren Ursprung und von Mensch zu Mensch verschieden ist diese Form mal mehr, mal weniger stabil.
Täglich sind es rund eineinhalb Liter Wasser, die der Dickdarm wieder zurück in unseren Körper schleust. Dabei hilft ihm eine große Truppe an Saumzellen, die in seiner Schleimhaut sitzen. Diese Zellen haben einen Bürstensaum – daher auch ihr Name –, mit dem sie das Wasser aus den Nahrungsresten resorbieren. Die Saumzellen haben Nachbarn, die Becherzellen heißen. Deren Job ist es, Schleim zu bilden und in das Innere des Dickdarms abzugeben. Hier umgibt der Schleim die eingedickten Nahrungsreste und sorgt so dafür, dass diese besser weitergleiten. Und er bewahrt die empfindliche Darmwand vor Verletzungen.
Dem Dickdarm stehen noch weitere Mitarbeiter zur Seite, nämlich Heerscharen verschiedener Bakterien. Die zahllosen Mikroorganismen sorgen fleißig mit für die Zersetzung der Nahrungsreste und unterstützen so ihren Wirt, der sie nährt. Dazu lässt es die Darmflora, wie diese Bakterien heißen, ordentlich brodeln: Gärung und Fäulnis ist ihr Metier. Klingt zunächst nicht so toll, ist es aber. Die Darmflora entpuppt sich nicht zuletzt durch viele Untersuchungen in jüngster Zeit als höchst faszinierend. Deshalb sehen wir uns später auch gesondert an, was es genau mit ihr auf sich hat (ab >).
Haben der Dickdarm und seine Helfer ihre Arbeit erledigt, heißt es für das Endprodukt schließlich aussteigen: Mittels wellenförmiger Bewegungen wird der Stuhl immer weiter Richtung Ausgang, also zum After, transportiert. An einem bestimmten Punkt, Ampulla recti genannt, findet dann eine Mengenkontrolle statt. Ist hier ausreichend Stuhl angekommen, löst die Ampulla den Stuhldrang aus. Was wir dann ausscheiden, besteht zu 75 Prozent aus Wasser. Den Rest machen feste Bestandteile aus, in denen sich unter anderem Fette, Zellulose und Gewebepartikel tummeln. Die braune Farbe des Stuhls geht übrigens auf Pigmente zurück, die Darmbakterien aus Gallenfarbstoffen bilden.
Nun haben wir uns eingehend mit den Organen Magen, Dünn- und Dickdarm beschäftigt. Bevor wir nun den Weg unserer Nahrung verfolgen und dazu eine interessante Reise durch unseren Bauch antreten, möchten wir noch einmal auf den Darm zurückkommen. Genauer gesagt darauf, wie wichtig es ist, für ihn Vorsorge zu treffen. Lesen Sie also bitte die folgenden Seiten aufmerksam durch.
»Zeit ist Geld« , sagt das Sprichwort, doch Zeit ist auch und viel mehr noch Gesundheit. Denn je eher eine Krankheit erkannt wird, desto höher sind die Aussichten auf einen Behandlungserfolg. Bei vielen Erkrankungen sind die Therapiemöglichkeiten in einem frühen Stadium umfangreicher und wirksamer. Keine Zeit zu verlieren kann bei Krankheiten wie Darmkrebs sogar lebensrettend sein.
ALLE CHANCEN NUTZEN
Untersuchungen zur Früherkennung bringen Ihnen einen enormen zeitlichen und damit gesundheitlichen Vorsprung. So kann eine Vorsorgeuntersuchung wie die Darmspiegelung eine Krebserkrankung des Darms verhindern.
Dieses enorme Potenzial wird jedoch leider immer noch zu wenig ausgeschöpft, was mit daran liegt, dass Vorsorgeuntersuchungen erst ab einem bestimmten Alter stattfinden, auch wenn man keine Beschwerden hat. Doch wie wir alle wissen, können diese von heute auf morgen auftreten. Nutzen Sie deshalb die Chance, die Ihnen geboten wird, und gehen Sie regelmäßig zum Gesundheits-TÜV. Das ist gerade auch in Bezug auf Ihre Darmgesundheit enorm wichtig und wertvoll.
DER PAPIERSTREIFENTEST
Der Okkult-Bluttest, wie der Stuhl- oder Papierstreifentest medizinisch heißt, macht selbst kleinste Mengen Blut im Stuhl sichtbar. Dazu müssen Sie über drei Tage hinweg zu Hause eine kleine Stuhlprobe auf einen speziellen Teststreifen aus Papier aufbringen und diesen dann in Ihrer Arztpraxis abgeben. Im Labor werden die Streifen dann untersucht – finden sich dabei Blutbeimengungen, ist unbedingt eine weitere Abklärung mittels einer Darmspiegelung erforderlich.
Der Papierstreifentest ist einfach in der Durchführung, aber nicht sehr sicher. Denn Blutspuren im Stuhl können ganz verschiedene Ursachen haben – das ist der große Nachteil dieser Untersuchung. Ebenso wie die Tatsache, dass »Kein Blut im Stuhl« nicht definitiv sicher auch bedeutet »Kein Krebs«. Deshalb sollten Sie selbst bei einem unauffälligen Testergebnis auf Ihren Stuhlgang achten, nämlich auf Auffälligkeiten wie zum Beispiel neu aufgetretenen Durchfall oder Verstopfung.
DIE DARMSPIEGELUNG
Die Koloskopie oder Darmspiegelung ist nicht nur erheblich verlässlicher, was die Sicherheit der Ergebnisse angeht. Sie ermöglicht zugleich die Entnahme von Gewebeproben. Und, noch wichtiger: Polypen, die Krebsvorstufen, kann der Arzt dabei ebenso sofort entfernen. Das ist eine große Steilvorlage im Kampf gegen den Darmkrebs.
Schön und gut, sagen sich viele – lassen indessen dennoch keine Darmspiegelung bei sich machen. Zu groß ist die Sorge davor, dass die Untersuchung möglicherweise unangenehm oder schmerzhaft sein könnte. Auch die Scheu vor der Vorbereitung kann ein Grund sein.
UNANGENEHM? GAR NICHT
Schlauch in den Po und dann weiter in den Darm … O nein, dann lieber nicht. Zugegeben, diese Vorstellung ist nicht besonders prickelnd. Was Sie aber wissen müssen, ist: Sie bemerken das alles gar nicht. Denn Sie dämmern beziehungsweise schlafen während der Untersuchung ganz entspannt. Wenn Sie dann – meist sehr liebevoll vom Praxispersonal – geweckt werden, ist alles bereits vorbei.
Ihr Arzt wird Sie vor der Darmspiegelung fragen, ob Sie ein solches vorübergehendes Schläfchen halten möchten. Für das umgehende Einschlafen sorgt Propofol – ein sehr sicheres und gut verträgliches Narkosemittel. Es wird per Injektion mit einer Spritze verabreicht, und auch das tut nicht weh. Also: Einfach warm zugedeckt hinlegen und sich freuen, dass der Darm gründlich gecheckt wird. Dann gibt es auch schon den Kaffee zum Wachwerden.
Etwas eigener Einsatz ist allerdings auch gefragt, nämlich bei der Vorbereitung der Spiegelung. Hierzu muss der Darm nämlich ordentlich gereinigt werden. Das erfolgt mittels einer Spüllösung, die Sie am Tag vor der Untersuchung trinken. Sie sorgt für mehrere Darmentleerungen und macht besenrein, was später unter die Lupe genommen werden soll.
FREIE SICHT IM DARM
Den Darm richtig gut vor seiner Spiegelung zu reinigen ist enorm wichtig. Denn ist er nicht optimal vorbereitet – nämlich gut gespült –, lassen sich die Strukturen der Darmwand nicht verlässlich beurteilen. Darmpolypen wie Adenome, die zu bösartigen Krebsgeschwüren werden können, bleiben dann möglicherweise unentdeckt. Halten Sie sich also in Ihrem eigenen Interesse genau an die Hinweise Ihres Arztes zur Durchführung der Darmspülung und verzichten Sie vorübergehend auf feste Nahrung.
SO GEHT’S LEICHTER
Keine Frage, die Spüllösung zum Abführen ist alles andere als ein Genuss. Denn sie enthält viele Salze, ansonsten könnte sie ihren Job nicht erledigen. Um sie leichter runterzubekommen, helfen ein paar Tricks:
Noch ein Tipp, wenn Sie die Spüllösung partout nicht runterkriegen: Mischen Sie sie mit Fruchtsaft zu einer Schorle, das überdeckt den unangenehmen Geschmack. Die abführende Wirkung der Lösung wird dadurch nicht beeinträchtigt.
ABLAUF DER UNTERSUCHUNG
Vor der Darmspiegelung legen Sie in einem Umkleideraum die Kleidung an Ihrem Unterkörper ab. Dafür ziehen Sie dann eine spezielle Untersuchungshose an, die – praktischerweise – hinten offen ist. Sobald Sie im Untersuchungsraum angekommen sind, bittet man Sie, sich in Seitenlage auf eine tischhohe Untersuchungsliege zu legen. Das ist ganz bequem und weich, keine Sorge. Damit Ihnen nicht an den Beinen kalt wird, werden Sie auch zugedeckt. Dann bekommen Sie die Injektion für Ihr Nickerchen. Kaum zehn Sekunden später sind Sie im Reich der Träume …
Der Arzt führt nun das Endoskop über den After langsam in den Dickdarm ein. Das Endoskop ist ein knapp eineinhalb Meter langer, flexibler Schlauch mit einem aufwendigen Innenleben: Es besteht aus Glasfaserkabeln für Licht und Optik, einem dünnen Kanal zum Spülen und Absaugen sowie aus einem dünnen Arbeitskanal, über den kleine Schlingen und Biopsiezangen durch das Endoskop zum Ort des Geschehens in den Darm geschoben werden können. Schritt für Schritt fährt der Arzt jeden einzelnen Abschnitt des Dickdarms ab. Dabei macht er viele Filmaufnahmen. Sie werden nachher beim Angucken erstaunt sein, wie nett es in Ihrem Darm aussieht: Rosa und samtig zeigt sich seine Schleimhaut innen. Finden sich Polypen, können diese mit der kleinen Schlinge am Endoskop sofort entfernt werden. Ebenso lassen sich auch Gewebeproben von verdächtigen Stellen entnehmen. Diese werden später unter dem Mikroskop untersucht.
Die Darmspiegelung selbst dauert etwa zwanzig Minuten. Das hängt auch davon ab, ob und wie viele Polypen dabei entfernt werden. Planen Sie dann noch etwa 45 Minuten Aufenthalt in der Praxis ein. Am Ende dieser Zeit werden Sie entspannt bei einer Tasse Kaffee wieder munter und vom Arzt über das Ergebnis der Untersuchung aufgeklärt. Dabei erhalten Sie dann auch Einblicke in Ihren Darm anhand der gemachten Filmaufnahmen.
DANACH SEHR WICHTIG!