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Lernen Sie anhand praktischer Beispiele, wie Sie ausgewogene und ausdrucksstarke Bildkompositionen kreieren. Nach einer kurzen Erläuterung der notwendigen technischen Ausstattung werden zunächst grundlegende Aufnahmetechniken und Gestaltungsregeln vorgestellt.
Anschließend zeigt die Autorin, welche Möglichkeiten sich bieten, wenn man Vögel fotografieren möchte, seien es Greifvögel, Singvögel oder Wasservögel. Wo und wie findet man die Vögel überhaupt? Neben den Locations in der freien Natur geht die erfahrenen Fototrainerin Rosl Rössner auch auf das Fotografieren in Zoos, Vogelparks und Falknereien ein, da diese Orte oft die einzigen Möglichkeiten für interessierte Einsteiger sind.
Im Hauptteil werden dann zahlreiche Gestaltungstechniken und Aufnahmetipps anhand von Bildbeispielen vermittelt. So sollen das Auge und damit das Bewusstsein dafür geschult werden, was ein gelungenes Foto ausmacht.
Schließlich werden 25 erfolgreiche Vogelfotografien mit ihrer Entstehungsgeschichte vorgestellt, welche die Vorbereitung sowie Umsetzung einzelner Fotos anschaulich darstellen. Dabei werden die einzelnen Bilder auch hinsichtlich ihrer Stärken und eventuell vorhandener Schwächen analysiert.
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Seitenzahl: 178
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Rosl Rössner ist begeisterte Vogelfotografin sowie Falknerin und vermittelt ihre Kenntnisse seit vielen Jahren in speziellen Workshops für Fotografen. Ihre Bilder heben sich dadurch ab, dass sie nicht nur technisch perfekt sind, sondern stets das Ziel haben, den Vogel als Persönlichkeit und Individuum zu zeigen. Emotionen zu wecken, das ist das Ziel ihrer fotografischen Arbeit. Auf www.birdpictures.de zeigt sie ihre Fotografien. Ihre Workshops zur Vogelfotografie kann man auf www.fototrainer4you.de buchen.
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www.dpunkt.plus
Rosl Rössner
Ausdrucksvolle Vogelporträts durch gekonnte Bildgestaltung
Rosl Rössner
www.birdpictures.de
Lektorat: Rudolf Krahm
Lektoratsassistenz: Anja Weimer
Copy-Editing: Karin Wempe, Hamburg
Layout & Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Stefanie Weidner
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de,
unter Verwendung eines Fotos der Autorin
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
978-3-86490-871-2
978-3-96910-686-0
ePub
978-3-96910-687-7
mobi
978-3-96910-688-4
1. Auflage 2022
Copyright © 2022 dpunkt.verlag GmbH
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Der Umwelt zuliebe verzichten wir auf die Einschweißfolie.
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Es freut mich, dass Sie sich für die Vogelfotografie interessieren und nun mein Buch in Händen halten. Mit diesem Buch möchte ich Ihnen die Faszination der Vogelfotografie näherbringen und Sie dazu ermuntern, Ihre eigenen wie auch fremde Bilder genau zu analysieren. Es ist nicht die perfekte Technik, die ein Bild zu einer herausragenden Fotografie macht, sondern es ist viel mehr: Die Bildgestaltung, die Komposition, die Farben, Linien und Strukturen, um nur einige Punkte zu nennen, spielen eine große Rolle dabei, wie wir Bilder wahrnehmen und welche Gefühle sie in uns hervorrufen. Mein Ziel ist es immer, einen Vogel nicht nur technisch korrekt darzustellen, sondern sein Wesen zu zeigen. Denn auch Vögel sind Persönlichkeiten – gefiederte Persönlichkeiten!
Dieses Buch richtet sich bewusst auch an Fotografen, die Freude daran haben, Vögel in Zoos, Vogelparks oder Falknereien zu bewundern und zu fotografieren. Nicht jeder kann sich die Ausrüstung für gute Wildlife-Aufnahmen leisten und nicht jeder hat die Möglichkeit, den Vögeln in freier Wildbahn nahezukommen. Aber auch unter kontrollierten Bedingungen können mit dem Beherrschen einiger Regeln und Techniken beeindruckende Aufnahmen gelingen.
Falklandkarakara | Deutsche Greifenwarte Burg Guttenberg, Haßmersheim | 180 mm, Blende 7,1, 1/250 s, ISO 1250
Mir geht es in diesem Buch weniger um die Technik und Ausstattung für die Vogelfotografie, als vielmehr um die Gestaltung der Bilder. Dafür möchte ich Ihnen einige Tipps und Hinweise geben, damit aus Ihren Aufnahmen echte Eyecatcher werden!
Dabei stelle ich Ihnen etliche Regeln und Grundsätze vor. Diese Regeln müssen Sie natürlich nicht streng befolgen; trotzdem halte ich es für sinnvoll, sie im Kopf zu haben. Dann können Sie sich an sie halten oder sie ganz bewusst brechen.
Eines liegt mir noch am Herzen: Wir alle müssen uns bei der Ausübung unseres Hobbys immer der Tatsache bewusst sein, dass wir die Verantwortung dafür tragen, das Leben der Tiere nicht zu beeinträchtigen. Kein Bild ist es wert, dass dafür eine Brut aufgegeben wird oder Jungvögel der Aufmerksamkeit von Fressfeinden ausgesetzt werden! Störungen sollten so gut es geht vermieden werden und Rücksicht auf die Vögel sollte das oberste Gebot bei der Vogelfotografie sein!
Steinkauz | Grevenbroich | Ein Ziel dieses Buches ist es, Ihr Auge zu schulen: Wo sind die Stärken und Schwächen eines Bildes? Ist es ein gelungenes Bild? | 135 mm, Blende 2,0, 1/1250 s, ISO 1250, –1 Belichtungskorrektur
Gimpel | Pfalz | »Hier geht’s lang«, will der Gimpel anscheinend ausdrücken … | 500 mm, Blende 5,6, 1/8000 s, ISO 1000, +2/3 Belichtungskorrektur
1Was macht ein gutes Bild aus?
2Notwendige Ausrüstung
2.1Die Kamera
Die Aufnahmemodi
Das Dateiformat
Serienbildaufnahmen
Autofokuspunkte
Schärfenachführung
2.2Das Objektiv
Weitwinkelobjektive
Standardobjektive
Teleobjektive
2.3Konverter
2.4Das Stativ
2.5Der Stativkopf
2.6Weiteres Zubehör
Bohnensack
Speicherkarten
Angemessene Bekleidung
3Wo und wie man die Vögel findet
3.1Wildlife
3.2Im Zoo fotografieren
3.3Besuch im Vogelpark
3.4Ein Tag in der Falknerei
3.5An der Futterstelle
3.6Workshops und Reisen
4Tipps für gelungene Bilder
4.1Bildaufbau, Bildausschnitt und Blickführung
Auf Augenhöhe gehen
Den Hintergrund beachten
Den Vordergrund gestalten
Vorder- und Hintergrund verschmelzen lassen
Störende Elemente vermeiden
Motive für das Querformat
Motive für das Hochformat
Motive für das quadratische Format
Panoramaformat
Raus aus der Mitte!
Leerer Raum
Korrekter Anschnitt
Blickrichtung
Links und rechts
Licht auf dem Auge
Proportionen im Bild
Abwechslung schaffen
Ein schönes Bokeh
Dem Bild einen Rahmen geben
Linien im Bild beachten
Diagonale Linien
Horizontale Linien
Vertikale Linien
Kurven
Symmetrie und Asymmetrie
Spiegelungen
Zwei Vögel im Bild
Drei Vögel
Eine Gruppe von Vögeln
Ein ganzer Schwarm
4.2Schärfe und Unschärfe
Schärfe im Bild
Die Belichtungszeit
Die Blende
Gewollte Unschärfe
4.3Licht und Belichtung
Richtig belichtet
Heller als das durchschnittliche Bild
Dunkler als das durchschnittliche Bild
Problematische Motive
Frontales Licht
Bewölkter Himmel
Seitenlicht
Im Gegenlicht
Silhouetten aufnehmen
Morgenlicht
Der Weißabgleich
Zu wenig Licht
Regenbilder
Nebeltag
Fotografieren im Schnee
Blendensterne
4.4Die Farben im Bild
Umsetzung in Schwarzweiß
Farbe ins Bild bringen
Ton in Ton
Farbe im Hintergrund
4.5Gelungene Flugaufnahmen
Perfekte Schärfe
Der Himmel bei Flugaufnahmen
Vögel im Anflug
4.6Vögel in ihrem Lebensraum
Annäherung an das Motiv
Porträts
Detailaufnahmen
Vögel am Strand
Badende Vögel
Gefiederpflege
Gut getarnt
Der Vogel schläft
Gesang aufnehmen
An der Höhle
Bei der Balz
Paarung
Brut und Jungenaufzucht
Streitereien
Vögel an der Futterstelle
Mit Beute im Bild
Die Großen Vögel am Luderplatz
4.7Der Wandel der Jahreszeiten
Frühlingsstimmung
Sommer im Bild
Herbstimpressionen
Winterfeeling
4.8Emotionen wecken
5Fünfundzwanzig erfolgreiche Bilder
5.1Zarte Schönheit
5.2Blütenpracht
5.3Schneegestöber?
5.4Ein Blatt gepflückt
5.5Schattenvogel
5.6In luftiger Höhe
5.7Grün, grün, grün
5.8Futterübergabe
5.9Zungenakrobatik
5.10Wie ein chinesisches Gemälde
5.11Interessante Beute
5.12Uferschnepfe im Mondlicht
5.13Knackerlerche im Porträt
5.14Winterbild
5.15Kaninchenkauz mit zarten Blüten
5.16Der exotische Fischer
5.17Großer Fang
5.18Der Blick im Regen
5.19Das »V«
5.20Augenkontakt
5.21Schwarzer Hintergrund
5.22Der Punk
5.23Spiegelbild
5.24Wer suchet, der findet
5.25Farbenpracht
Danke
Index
Wendehals | Pfalz | Mehr als ein reines Bestimmungsbild; die wunderbaren Farben und die interessante Pose des Vogels machen aus diesem Bild ein ansprechendes Foto. | 500 mm, Blende 5,6, 1/125 s, ISO 2000, –1/3 Belichtungskorrektur
Die Geschmäcker sind verschieden, das gilt für jede Art der Kunst, auch für die Fotografie. Dennoch lassen sich einige Kriterien finden, die aus einer Aufnahme ein gelungenes Bild machen, das von den meisten Betrachtern als ansprechend empfunden wird. Zunächst einmal muss es technisch in Ordnung sein. Unscharfe Augen, Verwacklungsunschärfe oder eine falsche Belichtung disqualifizieren ein Foto schon von vornherein für die Entscheidung, ob dieses Bild ein gutes Bild ist.
1–1
Goldammer | Pfalz | Ein typisches Foto für ein Bestimmungsbuch: die männliche Goldammer im Profil | 600 mm, Blende 5,0, 1/1000 s, ISO 800
Aber neben der technischen Seite, die Sie einfach beherrschen müssen, spielen noch ganz andere Kriterien eine Rolle. Ich würde sagen, die Technik ist einfach die Grundvoraussetzung, dass ein Bild wirken kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht auch beabsichtigt unscharfe Bilder, wie etwa Langzeitbelichtungen oder Bilder mit Bewegungsunschärfe geben kann, die herausragend gute Fotografien sind. Der entscheidende Punkt ist, ob diese Abweichungen von der Norm beabsichtigt sind und ob sie die Bildaussage unterstreichen oder aber stören.
Ob wir ein Bild für gut befinden, ist eine Entscheidung, welche ganz stark im Unterbewusstsein getroffen wird. Unser Auge nimmt Dinge wahr, die im Gehirn sofort verarbeitet und verknüpft werden, bevor wir uns überhaupt bewusst mit ihnen beschäftigen. Zum Beispiel werden Farben mit Gefühlen verknüpft: Rot steht für Gefahr, für Aufregung und Spannung. Blau zählt zu den kühlen, ruhigen Farben, gelb und orange signalisieren Wärme und Freude, grün steht für Natur, Wachstum und Natürlichkeit.
Bei der Vogelfotografie gibt es natürlich auch unterschiedliche Ansätze, was den Verwendungszweck des Fotos betrifft. Ich kann ein Bild anstreben, das für ein Bestimmungsbuch geeignet wäre. Dieses Bild sollte den Vogel von der Seite in einer für die Art typischen Haltung zeigen. Die Konturen und die Farben des Gefieders sollten klar zu erkennen sein und die Schärfe sollte auf dem ganzen Vogel liegen. Im Gegensatz dazu kann ich aber auch das Ziel haben, den Vogel als Individuum mit seiner eigenen Persönlichkeit darzustellen. Vielleicht geht er gerade einer Beschäftigung nach, die eine eigene kleine Geschichte erzählt. In diesem Fall kann ich den Vogel in einer ganz anderen Position aufnehmen und die Aufnahmetechnik – also Schärfe, Schärfentiefe und Belichtung – muss zur Bildaussage passen. Ein gutes Bild muss also zunächst einmal den Anforderungen entsprechen, die an es gestellt werden.
1–2
Stare | Böbing | Dieses Foto erzählt eine Geschichte: zwei Stare, die in einen Streit geraten sind. | 300 mm, Blende 4,0, 1/500 s, ISO 1250
Für mich ist das wichtigste Kriterium für ein gelungenes Bild, dass es Emotionen auslöst. Diese können sowohl positiv als auch negativ sein. In der Vogelfotografie arbeiten wir allerdings überwiegend mit positiven Emotionen. Ein kleiner Jungvogel, der auf dem Rücken der Mutter durch das Wasser getragen wird, kann so eine positive Reaktion hervorrufen oder zwei balzende Vögel. Ein Papageitaucher mit dem ganzen Schnabel voller Fisch kann für Erstaunen sorgen, ein majestätischer Adler für Bewunderung. Ein Foto von einem tollpatschigen Entenküken lässt den Betrachter vielleicht lächeln, während eine Aufnahme von einem Spatz, der von einem Sperber geschlagen wurde, vermutlich Mitleid erzeugt, aber auch Bewunderung für den eleganten Sperber, der schließlich auch nur überleben möchte.
Egal, welche Emotion – wenn Ihr Bild eine solche Reaktion hervorruft, dann können Sie glücklich sein, denn das Ziel ist erreicht!
Turmfalke | Pfalz | Zur Ausrüstung für die Vogelfotografie gehört auf jeden Fall ein stabiles Stativ und ein geeigneter Stativkopf. Ab und zu wird die Ausrüstung allerdings auch zweckentfremdet … | 500 mm, Blende 6,3, 1/250 s, ISO 1000, –2/3 Belichtungskorrektur
Leider ist die Vogelfotografie ein Bereich der Fotografie, der eine relativ kostspielige Ausrüstung erfordert, wenn Sie wirklich gute Resultate erzielen möchten. In der Regel kommt man um die Anschaffung einer hochwertigen Kamera und eines Teleobjektivs mit relativ großer Brennweite nicht herum. In diesem Buch möchte ich nur auf die notwendigsten Komponenten der passenden Ausrüstung eingehen. Wenn Sie sich intensiv mit dem Thema Ausrüstung und Technik beschäftigen möchten, steht Ihnen eine große Auswahl an Literatur zur Verfügung.
2–1
Schwarzmilan | Böhmerwald | Im Modus »Zeitautomatik« wähle ich die Blende aus, hier eine offene Blende von 2,8, um den Hintergrund sanft weichzuzeichnen. | 300 mm, Blende 2,8, 1/800 s, ISO 1000, +1/3 Belichtungskorrektur
An die Kamera werden verschiedene Anforderungen gestellt. Bis vor Kurzem war eine Spiegelreflexkamera die einzige Möglichkeit, mittlerweile werden auch die spiegellosen Systemkameras immer besser und Sie stehen daher vor der Entscheidung: mit oder ohne Spiegel? Ich persönlich fotografiere mit verschiedenen Spiegelreflexkameras, bei meinen Workshops finden sich aber mehr und mehr Fotografen ein, die auf das spiegellose System setzen, unter anderem, weil diese Kameras etwas kleiner und leichter sind als die großen Varianten mit Spiegel.
Ganz gleich, wie Sie sich entscheiden: Die Kamera muss einiges können. Die wichtigsten Kriterien werden nachfolgend erläutert.
Günstige Einsteigermodelle weisen oft eine Vielzahl an Automatiken und Motivprogrammen auf, die in der Vogelfotografie eher keine Verwendung finden sollten. Sicherlich ließe sich auch hier mit dem Modus »Porträt« arbeiten, wenn man ein Vogelporträt aufnehmen will. Zudem könnten Sie den »Sportmodus« bei Flugaufnahmen nutzen. Bei diesen Automatiken haben Sie allerdings zu wenig Einfluss auf das letztendliche Ergebnis und deshalb kann ich Ihnen nur empfehlen, mit den halbautomatischen Modi »Blenden-« oder »Zeitautomatik« oder mit dem »manuellen Modus« zu fotografieren. Ihre Kamera sollte also diese drei Modi auf jeden Fall anbieten!
Im Modus »Blendenautomatik« (S oder Tv) wählen Sie die Belichtungszeit und den ISO-Wert aus und die Kamera errechnet die dazu passende Blendenöffnung. Im Gegensatz dazu funktioniert die Zeitautomatik (A oder Av), mit der ich fast ausschließlich arbeite, so, dass Sie die Blende und den ISO-Wert einstellen und die Kamera die passende Belichtungszeit wählt, damit das Bild korrekt belichtet wird.
Im manuellen Modus (M) stellen Sie alle drei Werte selbst ein: die Blendenöffnung, die Belichtungszeit und den ISO-Wert. Viele Fotografen schwören auf diese Methode, weil sie dadurch alle Werte selbst bestimmen können und nichts der Kameraautomatik überlassen bleibt. Mir persönlich ist die Zeitautomatik lieber, aber das ist eine Frage der Gewohnheit. Der Vorteil der Zeitautomatik ist für mich, dass ich nicht so sehr auf wechselnde Lichtsituationen reagieren muss, denn die Kamera berücksichtigt diesen Wechsel der Belichtungssituation selbstständig.
Als Fotografin muss ich mich entscheiden, in welchem Format die Kamera meine Bilder aufnehmen soll. Zur Wahl stehen hier RAW- oder JPEG-Dateien. RAW-Dateien sind Rohdaten, die weitgehend ohne Bearbeitung auf die Speicherkarte geschrieben werden. Bei RAW-Dateien spricht man auch häufig vom »digitalen Negativ«, da die Daten vor der Verwendung im Druck oder in der Online-Präsentation noch »entwickelt« und in ein gängiges Format umgewandelt werden müssen.
Die Kamera kann aber auch JPEG-Dateien speichern. Diese sind dann im Gegensatz zu RAW-Dateien bereits von der Kamera bearbeitet (auf welche Art, kann in der Regel eingestellt werden) und sind fertig für die Verwendung.
Ich fotografiere grundsätzlich im RAW-Format, da ich die Bilder dann nach der Aufnahme ohne Qualitätsverlust bearbeiten kann. Ich kann zum Beispiel den Weißabgleich oder die Belichtung noch etwas anpassen. Nur die Bilder, die ich für ein Projekt verwende, wandle ich in JPEG-Dateien um und lasse die weiteren Dateien als RAW-Dateien auf der Festplatte.
Der Nachteil von RAW-Dateien ist, dass Sie ein Bildbearbeitungsprogramm benötigen, das diese Dateien lesen und darstellen kann. Wenn Sie die Vogelfotografie ernsthaft betreiben möchten, kommen Sie vermutlich nicht um ein solches Programm herum.
2–2
Waldohreule | Böhmerwald | Wenn Sie Ihre Fotos im RAW-Format aufnehmen, können Sie bei der Bildbearbeitung problemlos noch feine Anpassungen, zum Beispiel beim Weißabgleich, durchführen. | 300 mm, Blende 2,8, 1/250 s, ISO 1000
2–3
Schleiereule | Deutsche Greifenwarte Burg Guttenberg, Haßmersheim | Aus einer Serie von Aufnahmen kann das Bild mit der besten Flugphase ausgewählt werden. | 300 mm, Blende 3,2, 1/6400 s, ISO 1250, –2/3 Belichtungskorrektur
Eine wichtige Funktion, die Ihre Kamera zur Verfügung stellen muss, ist die Möglichkeit, Serienbilder aufzunehmen – und das mit möglichst hoher Geschwindigkeit. Während meine erste Digitalkamera maximal drei Bilder pro Sekunde aufnehmen konnte, bevorzuge ich jetzt Kameras, die eine Serienbildgeschwindigkeit von 11 Bildern pro Sekunde und mehr ermöglichen. So kann ich bei Action- und Flugaufnahmen aus einer Serie von Bildern diejenigen auswählen, bei denen zum Beispiel die Flügelposition am besten ist.
Da bei der Porträtfotografie die Schärfe immer auf dem Auge liegen muss, ist es für mich wichtig, dass ich den Punkt, auf den die Kamera scharfstellt, selbst auswählen kann. Je mehr dieser Autofokuspunkte mir zur Auswahl stehen, umso besser kann ich mein Bild gestalten und umso präziser kann ich die Schärfepunkte festlegen. Günstige Einsteigerkameras haben unter Umständen nur neun dieser Autofokuspunkte, was die Bildgestaltung sehr einschränkt und komplizierter werden lässt. Hochwertige Kameras hingegen verfügen über mehr als 60 wählbare Autofokusfelder. Bei spiegellosen Systemkameras sind meist zahlreiche Autofokuspunkte über das gesamte Bildfeld verteilt.
Eine Funktion, die jede Kamera anbieten sollte, ist die automatische Schärfenachführung. Das bedeutet, dass die Kamera in der Lage ist, ein einmal vom Autofokus erfasstes Motiv scharf zu behalten – und zwar auch dann, wenn es sich bewegt. Dieser Modus ist zwingend notwendig, wenn Sie Flugaufnahmen gestalten möchten oder wenn der Vogel sich an Land bewegt. Ich lasse diesen Modus immer eingestellt, auch bei einfachen Porträtaufnahmen, da ein Vogel sich fast immer ein klein bisschen bewegt. Wenn er zum Beispiel den Kopf etwas dreht, während ich ihn fotografiere, wird die Schärfe automatisch nachgeführt und bleibt auf dem Auge. An Ihrer Kamera müssen Sie dafür den kontinuierlichen Autofokus einstellen (AF-C). Bewegt sich Ihr Motiv auch innerhalb des Bildfelds, ist eventuell die Aktivierung einer Messfeldsteuerung sinnvoll. Oft wird die Bezeichnung »Motivverfolgung« verwendet. Am besten schlagen Sie diese Begriffe im Handbuch zu Ihrer Kamera nach.
2–4
Zaunkönig | Pfalz | Ich persönlich lasse die automatische Schärfenachführung stets eingestellt, da sich ein Vogel eigentlich fast ständig etwas bewegt und die Schärfe somit immer auf dem Auge liegt. | 700 mm (500 mm + 1,4-fach-Konverter), Blende 6,3, 1/250 s, ISO 1000, –1/3 Belichtungskorrektur
2–5
Mäusebussard | Wales | Für diese Aufnahme eines zahmen Mäusebussards lag ich auf dem Boden und habe mit dem Weitwinkelobjektiv nach oben fotografiert. | 28 mm, Blende 5,0, 1/1000 s, ISO 200, +1 Belichtungskorrektur
Während die meisten Kameras für den Einsatz in der Vogelfotografie geeignet sind, sieht es bei den Objektiven schon anders aus. Hier möchte ich anhand der Objektive, die ich benutze, etwas über deren Einsatzmöglichkeiten erläutern. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Zoomobjektiven und Festbrennweiten. Dabei sind die Festbrennweiten den Zoomobjektiven qualitativ in vielen Fällen überlegen. Sie sind meist sehr lichtstark und haben eine herausragende Autofokusgeschwindigkeit und Abbildungsleistung. Zoomobjektive hingegen bieten Ihnen mehr Flexibilität bei der Wahl des Bildausschnitts und lassen Sie schneller auf die Situation reagieren, da Sie in der Eile oft keine Zeit haben, das Objektiv an Ihrer Kamera zu wechseln.
Die im Folgenden angegebenen Brennweiten beziehen sich auf Kameras mit Sensoren im sogenannten Vollformat (ca. 24 × 36 mm), das den alten Kleinbildnegativen oder -dias aus der analogen Fotografie entspricht.
Von einem Weitwinkelobjektiv spricht man bei Brennweiten unter 50 mm. Für ein solches Objektiv findet sich in der Vogelfotografie nur selten Verwendung. Ich benutze es, wenn ich eine Brutkolonie fotografieren kann, wie bei den Basstölpeln auf dem schottischen Bass Rock. Spannend ist es auch für Flugaufnahmen, wenn viele Vögel gleichzeitig im Bild sind. Sie können es auch einsetzen, wenn Sie viel vom Lebensraum des Vogels aufnehmen möchten und relativ dicht an ihn herankommen. Ist der Vogel in großer Distanz, würde er mit dem Weitwinkelobjektiv wohl zu klein abgebildet werden.
Ein sogenanntes Standardobjektiv deckt eine Brennweite von ca. 50 mm ab. Der Brennweitenbereich von 50 mm entspricht etwa unserem Sichtwinkel und wird neben Weitwinkelobjektiven für die Streetfotografie häufig verwendet. Wenn man sich eine Kamera mit einem dazugehörigen Objektiv im Bundle kauft, dann umfasst dieses Objektiv meistens einen Brennweitenbereich um die 50 mm. Für die Vogelfotografie sind solche Objektive eher wenig geeignet. Diese Kit-Objektive sind meist nicht sehr lichtstark und mit einem recht langsamen Autofokus ausgestattet. Sicherlich gibt es auch hochwertige 50-mm-Objektive, aber ich selbst finde nie einen Einsatzbereich für sie.
Die meisten Vogelfotografien entstehen mit Teleobjektiven. Von einem Teleobjektiv spricht man, wenn es eine Brennweite über 50 mm hat. Mit einem Teleobjektiv lassen sich weit entfernte Motive nah heranholen. Es gibt sehr gute Zoomobjektive, die einen Bereich von 70 bis 200 mm abdecken. Diese verwende ich häufig in der Hunde- oder Pferdefotografie. Ab und zu kann man ein solches Objektiv auch in einer Ansitzhütte verwenden, wenn die Vögel relativ groß und nah sind, ansonsten ist der Brennweitenbereich aber meist noch zu kurz. Wenn man – wie bei einigen Workshops – mit zahmen Vögeln arbeitet, können Objektive mit einem solchen Brennweitenbereich eingesetzt werden – mein persönliches Lieblingsobjektiv für die Arbeit mit meinen Eulen ist ein 135-mm-Objektiv, f 2,0. Die Angabe f 2,0 oder 1:2,0 bezeichnet hier die Anfangsblende oder Offenblende und damit die Lichtstärke des Objektivs. Je niedriger die Zahl, umso lichtstärker das Objektiv und umso besser können der Hinter- und Vordergrund weichgezeichnet werden.
Fotografieren Sie hauptsächlich in Zoos, Vogelparks und an der Futterstelle bei sich zu Hause, dann kann sich für Sie die Anschaffung eines Zoomobjektivs, zum Beispiel im Bereich 100 – 400 mm auszahlen. Diese Objektive gibt es meist in einer relativ preisgünstigen Variante, die zwar nicht besonders lichtstark ist, aber für normale Lichtsituationen ausreicht. Alternativ gibt es von den meisten Herstellern eine lichtstarke, aber sehr teure Variante dieses Objektivs, das sehr vielseitig eingesetzt werden kann. Der Vorteil dieser Brennweite ist, dass sie sehr variabel und hervorragend geeignet ist, um zum Beispiel auf einer Safari Tiere unterschiedlicher Größe im Bild festzuhalten.
2–6
Uhu | Deutsche Greifenwarte Burg Guttenberg, Haßmersheim | Mit einer Festbrennweite, wie hier mit dem 300-mm-Teleobjektiv, erhalten Sie in der Regel ein sehr viel weicheres Bokeh und eine klarere Freistellung des Motivs. | 300 mm, Blende 3,2, 1/5000 s, ISO 1000, –1/3 Belichtungskorrektur
Für die Wildlife-Fotografie kann man eigentlich nie genug Brennweite haben und so benutzen die meisten Vogelfotografen Objektive mit Brennweiten bis 500 oder 600 mm. Besonders beliebt sind diese beiden Festbrennweiten, wenn sie zudem sehr lichtstark sind und eine herausragende Abbildungsleistung besitzen. Fotografiert man mit offener Blende, erzielt man bei diesen Objektiven in der Regel eine sehr gute Freistellung des Motivs und ein ausgesprochen schönes Bokeh. Vom »Freistellen des Motivs« wird gesprochen, wenn das scharfe Motiv vor einem möglichst unscharfen Hintergrund abgebildet wird. Je unschärfer dieser ist, umso klarer hebt sich das Motiv ab. Mit Bokeh bezeichnet man die ästhetische Qualität der Unschärfe (siehe Abschnitt »Ein schönes Bokeh« ab Seite 56