Fettnäpfchenführer Australien - Markus Lesweng - E-Book

Fettnäpfchenführer Australien E-Book

Markus Lesweng

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Beschreibung

Sehnsuchtsland und Paradies für Abenteuersuchende – Down Under lockt auch Lena und Steffen mit seinen Reizen – und mit allerlei Blamagepotenzial, z.B. als sie realisieren ... ... dass Warnungen, gerade bei wilden Tieren, ernst genommen werden sollten ... dass der australische Slang nicht zimperlich ist ... dass man seinen Kompass für Entfernungen komplett neu justieren muss ... dass der Umgang mit Kollegen einfach und schwer zugleich sein kann

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FETT NÄPFCHEN FÜHRERAUSTRALIEN

MARKUS LESWENG

DER UNTERHALTSAME REISEKNIGGE

Impressum

© 2024 Bruckmann Verlag GmbH

Infanteriestraße 11a

80797 München

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-7343-3241-8

eISBN: 978-3-9588-9512-6

Dieses Werk wurde vermittelt durch Aenne Glienke | Agentur für Autoren und Verlage, www.AenneGlienkeAgentur.de.

Autor: Markus Lesweng

Verantwortlich: Matthias Walter

Produktmanagement: Svenja Müller

Lektorat: Ulrike Ritter

Korrektorat: Christiane Gsänger

Umschlaggestaltung: derUHLIG Büro für Gestaltung unter Verwendung von Motiven von hendripiss / adobestock.com (Surfer), bradleyblackburn / adobestock.com (Känguruh), freepic.com (Hintergrund)

Satz: Röser MEDIA, Karlsruhe

Druck und Verarbeitung: Printed in Türkiye by Elma Basim

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INHALT

DIE PROTAGONISTEN

VORWORT

Der Leser stellt eine Frage und blättert um

1AM FLUGHAFEN

Lena steigt in ein Flugzeug und schmökert in ihrem Buch

2IM FLIEGER

Steffen bekommt die kalte Schulter und kann nicht schlafen

3AM ZIEL

Lena kreuzt ein Formular an und sieht einen Staubsauger

4IM HOTEL

Steffen stellt seinen Koffer ab und geht flanieren

5IM HOSTEL

Lena schläft mit fremden Männern und kommt nicht aus dem Bett

6IM ZUG

Steffen steigt in die Bahn und sucht die passenden Worte

7ZUR FALSCHEN ZEIT

Lena steht auf und entwickelt einen Plan

8IM (GUTEN) RESTAURANT

Steffen möchte ein Steak essen und denkt an München

9IM (SCHLECHTEN) RESTAURANT

Lena geht brunchen und stellt ein paar Fragen

10IM KONFERENZSAAL

Steffen erzählt von der Oberstufe und setzt sich wieder hin

11AUF ACHSE

Lena und Jenny fahren mit dem Bus und langweilen sich

12BEIM EINKAUF

Steffen verschwendet Schokolade und geht leckere Bananen kaufen

13IM ZOO

Lena kuschelt mit einem Koala und ein Känguru schlackert mit den Ohren

14ZU HAUSE

Steffen trägt einen Eimer und begegnet dem Tod

15AM TELEFON

Lena denkt an Nudisten und Jenny erledigt ein paar Anrufe

16IM PUB

Steffen geht einen trinken und bestellt Fritten

17MIT DEM BUS, DIE ZWEITE

Lena und Jenny fahren schon wieder mit dem Bus und bereuen es

18BEI DER KOLLEGIN

Steffen verlässt das Haus und fühlt sich deplatziert

19IN DIE WÜSTE

Lena und Jenny sind zu langsam und machen einen Abstecher ins Gebüsch

20AM GRILL

Steffen trinkt ein Bier und steht neben einem BBQ

21ZU GAST

Lena und Jenny fühlen sich willkommen und essen einen Happen

22AUF DER ARBEIT

Steffen arbeitet länger und schaut anderen über die Schulter

23IM BETT

Jenny macht die Augen zu und Lena wird ausgelacht

24ZWISCHEN TÜR UND ANGEL

Steffen hat drei Ideen und kann sie für sich behalten

25NACH DEM AUFSTEHEN

Lena nimmt eine Dusche und Jenny isst ein Müsli

26GEGEN EINEN KOLLEGEN

Steffen sitzt am Schreibtisch und wird gestört

27BEI DEN NACHBARN

Lena schlüpft in ihre Schuhe und Jenny nimmt eine Einladung an

28GEGEN EINE KOLLEGIN

Steffen sagt etwas Falsches und kommt damit richtig an

29GANZ WEIT DRAUSSEN

Jenny sucht ein Badezimmer und Lena setzt einen Topf Wasser auf

30ZU HAUSE, DIE ZWEITE

Steffen tut nichts und fällt unangenehm auf

31UNTER DER SONNE

Lena wird es heiß und Jenny errötet

32MIT ALLEN KOLLEGEN

Steffen nimmt an einem Meeting teil und versteht nicht

33AUF DER HÖHE

Jenny macht große Augen und Lena errötet

34BEIM CHEF

Steffen fühlt sich geschmeichelt und hört zum ersten Mal das Wort »Oi«

35UNTER EINFLUSS

Jenny verflucht den Verkehr, und Lena verkehrt mit den falschen Leuten

36HINTER DEN ERWARTUNGEN

Steffen redet mit einem Mann und plant einen Ausflug

37DAHEIM, DIE ERSTE

Lena steht im Garten und denkt zurück

38DAHEIM, DER ZWEITE

Steffen packt einen großen Koffer und denkt nach vorn

Sehnsuchtsland und Paradies für Abenteuersuchende: Australien lockt auch Lena und Steffen mit seinen Reizen – und mit allerlei Blamagepotenzial, z. B. als sie realisieren …

… dass Warnungen, gerade bei wilden Tieren, ernst genommen werden sollten

… dass der australische Slang nicht zimperlich ist

… dass man seinen Kompass für Entfernungen komplett neu justieren muss

… dass der Umgang mit Kollegen einfach und schwer zugleich sein kann

»Ein nützlicher Rundumschlag über heikle Themen.«

360° AUSTRALIEN

»Das Buch kommt als Standardlektüre mit auf die nächste Australienreise.«

AUSTRALIEN-FORUM.DE

»Das Buch vermittelt einen guten Eindruck, wie (anders) das Leben in Australien ist, mit all seinen positiven und negativen Aspekten. Besonders empfehlenswert daher für alle, die in Erwägung ziehen, längere Zeit im Land zu verbringen.«

AUSTRALIEN – NO WORRIES

10 DINGE,

MIT DENEN MAN SICH IN AUSTRALIEN AUF JEDEN FALL BLAMIERT

1.Warnungen nicht ernst nehmen. Wenn Ihnen ein Australier sagt, etwas sei gefährlich, glauben Sie ihm.

2.Mit dem Feuer spielen. Leichtsinniger Umgang mit Feuer ist ein No-Go. Buschfeuer haben schon viel Schaden angerichtet. Seien Sie vorsichtig!

3.Im Pub auf separate Rechnungen bestellen. Im Pub wird reihum bestellt und bezahlt. Geizige Leute sind nicht beliebt, besonders nicht im Lieblingsort der Australier.

4.Das Thema Ureinwohner ansprechen. Das Thema Aborigines ist heikel. Die Beziehung der Australier zu den Ureinwohnern ist keine leichte – und man wird Ihnen als Außenstehendem nicht dankbar sein, wenn Sie sich in den Konflikt einmischen.

5.Planlos aufschlagen und ziellos umherkreuzen. Australien ist nicht immer warm und sonnig. Mit ein wenig Vorbereitung gelingt der Trip gleich zehnmal besser!

6.Kritik äußern. Australier sind stolz auf ihr Land. Kritik, besonders von Fremden, ist nicht willkommen. Halten Sie sich zurück, auch wenn Sie selbst Ihre Nation hinterfragen.

7.Auf diese eine Sache zu sprechen kommen. Noch empfindlicher als auf das Thema Aborigines reagiert mancher darauf, wenn er damit aufgezogen wird, dass die Nation als Sträflingskolonie gegründet wurde.

8.Die Sonne unterschätzen. Die Sonne in Australien ist stark. Verwenden Sie immer Sonnencreme und trinken Sie genug Wasser. Sonnenbrand ist kein Souvenir, das Sie mit nach Hause nehmen möchten.

9.Sich im Outback falsch verhalten. Kommen Sie nicht, wenn Sie Angst im Dunkeln haben, Tiere nicht mögen oder Dreck doof finden – es ist kein trendiger Spielplatz für Prinzessinnen, sondern das knallharte Leben.

10.Alles glauben, was man Ihnen erzählt. Australier lieben es, Besucher mit Horrorgeschichten zu necken. Viele sind wahr, aber einige sind pure Märchen, um Sie auf den Arm zu nehmen.

DIE PROTAGONISTEN

Ein guter Zeitpunkt, die beiden Charaktere kennenzulernen, die für uns in die Ferne reisen und dabei keine Gelegenheit auslassen, sich in die lokalen Nesseln zu setzen.

Zum einen: Lena. Lena hat gerade ihr Studium mit zufriedenstellenden Noten beendet, ist sich aber – trotz Praktika – noch immer nicht sicher, was sie beruflich genau machen möchte. Sie weiß aber, dass ihr nach einer anstrengenden Runde finaler Klausuren die Decke auf den Kopf fällt, wenn sie nicht bald in den Genuss eines ernsthaften Tapetenwechsels kommt. Da sie aus der Uni mehrere Leute kennt, die Australien bereist und davon geschwärmt haben, entscheidet sie sich recht spontan für die Reise ans andere Ende der Welt – wo sie plant, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.

Zum anderen: Steffen. Steffen steht bereits mit beiden Beinen fest im Berufsleben. Nachdem er in einer mittelgroßen Stadt aufgewachsen ist und in einer anderen mittelgroßen Stadt studiert hat, arbeitet er nun für ein mittelständisches Unternehmen und ist dabei sogar recht erfolgreich. Er hatte nie geplant, nach Australien zu reisen – geschweige denn, dort zu leben –, aber als sein Chef ihn als Freiwilligen bestimmt, um seine Firma in Sydney zu vertreten, erscheint ihm die Sache plötzlich reizvoll. Für ihn ist es die letzte Gelegenheit, vor Frau, Kind und Reihenhaus in einer weiteren, mittelgroßen Stadt noch einmal etwas wahrlich Aufregendes zu erleben.

VORWORT

Der Leser stellt eine Frage und blättert um

»Einen Fettnäpfchenführer über Australien? Braucht man so was überhaupt?«, fragt sich der Leser, als er den Fettnäpfchenführer Australien in die Hand nimmt.

»Aber natürlich!«, behauptet der Autor. Und beginnt zu erklären, weshalb.

Sicherlich stimmt die Beobachtung, Australien sei eine lockere Nation, die einem, zumindest zu einem gewissen Grad, Fehltritte nachsieht. Das Land ist schließlich nicht Heimat einer dieser Kulturen, in denen eine falsche Geste dafür sorgen kann, dass man samt allen Verwandten bis in die dritte Generation der Nachkommenschaft verdammt wird. Nein, viel wahrscheinlicher ist es, dass Ihnen der Australier vielleicht leise, vermutlich eher laut zu verstehen gibt, dass Sie sich gerade zum Ochsen machen. Oder sich und ihre Mitmenschen gefährden. Wer Erfahrungen dieser Art liebt, darf das Buch nun beiseitelegen; allen anderen sei das Schmökern empfohlen, denn die hier vorgestellten Fettnäpfchen sind äußerst praxisrelevant: Die meisten von ihnen sind so – oder so ähnlich – einem, äh, guten Freund von mir widerfahren, der Australien ausgiebig bereist hat.

Auch wenn Australier in der Tat ein sehr entspanntes Völkchen sind, heißt das nicht, dass sie keine Gefühle haben – down under gibt es Dos & Don’ts wie überall anders auch! Und die beziehen sich nicht nur auf die Gelegenheiten, bei denen man sich öffentlich die Blöße geben kann – nein, oft geht es schlicht und ergreifend um die Sicherheit. Nur weil das eigene Handeln im Ausland nicht gleich diplomatische Verwerfungen oder eine rituelle Stiefelung nach sich zieht, heißt das noch lange nicht, dass man sich auch angemessen verhalten hat. Oder wissen Sie auf Anhieb, welche Fallstricke auf einer einsamen Farm im Outback lauern?

Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es erstaunlich, wieso dermaßen viele Leute davon ausgehen, in Australien werde schon irgendwie alles glattgehen. Selbst wenn es um unsere Nachbarn geht, akzeptiert jeder, dass gewisse Dinge einfach anders laufen – sei es bei Ländern, die uns kulturell näher liegen (zum Beispiel Großbritannien), die direkte Nachbarn von uns sind (zum Beispiel Frankreich) oder die gar dieselbe Sprache teilen (zum Beispiel Deutschland vs. Schweiz). Eine Nation, die sich am anderen Ende der Welt weitestgehend unabhängig entwickelt hat, hat logischerweise auch ihre ganz eigene – und einzigartige – Kollektion an Fettnäpfchen. Und von diesen teils kuriosen Eigenarten handelt dieses Buch. Begleiten Sie unsere todesmutigen Hauptdarsteller Lena und Steffen, die das Abenteuer Australien wagen und dabei keine Gelegenheit auslassen, Land, Leute und Fettnäpfchen zu erkunden.

1

AM FLUGHAFEN

Lena steigt in ein Flugzeug und schmökert in ihrem Buch

München, an einem frühherbstlichen Oktobertag

Hauptsache, raus.

Die vergangenen Monate waren wirklich nicht einfach. Die letzten Prüfungen liegen endlich hinter Lena, und obwohl sie den Alltag an der Universität kein bisschen vermisst, fällt es ihr schwer, sich zu entspannen. Locker zu lassen. Einerseits hat sie immer noch die Sorge, jemand könnte ihr den Abschluss nachträglich aberkennen, wenn herauskommt, dass sie für eine unsägliche Jura-Klausur tatsächlich einen Spickzettel benutzt hat. Andererseits weiß sie gar nicht, wohin mit ihrer ganzen Freizeit: Es ist, als falle ihr die Decke auf den Kopf, als hätte sie sich an den verhassten Stress gewöhnt.

Zwei, drei Wochen macht Lena das Spielchen mit, bis sie sich entscheidet, die Zeit bis zum Einstieg ins Berufsleben sinnvoll zu nutzen und ganz nebenbei einen ihrer Kindheitsträume zu erfüllen: mit einer Reise durch Australien. Den ewigen Sommer erleben!

Eine Woche später sitzt sie am Flughafen, in der Hand ein Ticket nach Sydney. Und Lena fühlt sich wie im Traum. Zwar freut sie sich wie ein kleines Kind, dass es endlich losgeht, aber so recht begreifen kann sie es noch nicht. Erst als sie im Flieger sitzt, kann Lena entspannen. Eine gute Stunde nach Abflug hat sie Deutschland hinter sich gelassen, nach einer weiteren Stunde ist es bereits stockfinster. Aber müde ist Lena noch nicht. Eine gute Gelegenheit also, ein wenig im Reiseführer zu blättern.

»Na? Auch eine Tour durch Australien geplant?«, fragt der Typ, der neben ihr sitzt und bis eben mit sich selbst beschäftigt schien.

»Mh«, bestätigt Lena. Sie ist sich nicht sicher, ob sie jetzt Lust auf Konversation hat – oder doch endlich mal ein wenig ihre Reise planen sollte.

»Ist es dein erstes Mal in Australien?«, folgt alsbald die nächste Frage.

»Ja«, antwortet sie. Und, um nicht unnötig einsilbig daherzukommen, fügt sie hinzu: »Ich musste einfach mal raus. Und nach Australien wollte ich ohnehin schon immer mal.«

»Und was hast du für eine Route geplant?«

»Noch nichts Genaues … Vielleicht die Ostküste entlang«, sagt Lena und wedelt mit ihrem Reiseführer. »Ist ja auch nicht schlimm. Warm ist es schließlich immer und überall, und das ist die Hauptsache!«

Diese Ansicht scheint ihrem Mitreisenden fürs Erste zu genügen. Er erzählt, wie er für seine Firma ein paar Monate in Sydney arbeiten wird. Lena kann auf Unterlagen, die er vor sich liegen hat, erkennen, dass es um irgendwas Langweiliges mit Computern und Softwarelösungen geht. Typisch deutsch eben. Und sie ist umso dankbarer, als das Essen aufgetischt wird und sie wieder ihren Gedanken nachhängen kann.

Ein paar Stunden später, irgendwo über der Türkei, überkommt Lena dann die Müdigkeit. Sie fuchtelt ihre Kontaktlinsen heraus und macht es sich so bequem wie möglich.

BEWEISEN SIE WEITSICHTIGKEIT BEI KURZSICHTIGKEIT

Alle Kontaktlinsenträger sollten unbedingt erwägen, wenigstens eine Reservebrille mitzunehmen. Der Grund dafür: Je nachdem, wohin die Reise in Australien führt, ist es äußerst unangenehm, Kontaktlinsen zu tragen. Bei heißer Luft und starkem Wind fühlt man sich, als würde man den Kopf in den Backofen stecken, und zwar bei Umluft. Entsprechend schnell trocknen die Linsen aus, und das Tragen wird unkomfortabel, wenn nicht gar unmöglich.

Darüber hinaus sollten alle, die einen längeren Aufenthalt in Australien planen, einen ausreichenden Vorrat an Linsen mit sich tragen, denn Ersatz ist mitunter schwer zu beschaffen. Kontaktlinsen dürfen nicht »einfach so« verkauft werden, sondern bedürfen eines Rezeptes. Hat man das nicht, muss man erst einmal für viel Geld zum Optiker oder Augenarzt. Und selbst dann kosten die Linsen immer noch ein Vielfaches von dem, was man daheim dafür ausgeben muss. Notfalls kann man sich Ersatz aus der Heimat zuschicken lassen – doch das nimmt Zeit in Anspruch, da der australische Zoll derartige Päckchen ganz genau unter die Lupe nimmt!

Bloody hell! Was ist da schiefgelaufen?

Kann man schon ins erste Fettnäpfchen treten, bevor man das geliebte Heimatland überhaupt verlassen hat? Schwierig – aber wer es angeht wie Lena, der schafft eine hervorragende Basis dafür, dass der Australientrip in die Hose geht.

Das liegt vor allem an der unzureichenden Planung. Überraschend viele Reisende, die sich aufmachen, den fünften Kontinent zu besuchen, sind völlig unvorbereitet – und erwarten das Paradies auf Erden, in dem stets die Sonne scheint. So wie Lena. Doch die Reise ans ferne Ende der Welt nicht anders zu behandeln als die Pauschalreise nach Mallorca, rächt sich schnell. Daran schuld ist vor allem das australische Klima. Und doch sind die Flieger nach Australien voll mit Leuten, die glauben, down under sei immer alles gut, insbesondere das Wetter.

Prinzipiell ist Australien ein ganzjähriges Reiseziel. Das ist nicht weiter überraschend – der Kontinent ist schließlich so groß wie Europa, und irgendwo in Europa ist es zu jeder Jahreszeit schön. Aber es hat einen Grund, dass die wenigsten Menschen im Januar zum Baden an die Ostsee fahren würden. Down under ist es nicht anders – und die Wahl des richtigen Reiseziels zur richtigen Zeit entscheidet darüber, ob der Aufenthalt himmlisch wird oder doch eher höllisch.

Darum: Auch wer sich spontan nach Australien aufmacht, den ausgetretenen Touristenpfaden ausweichen möchte oder ohnehin genug Zeit mitbringt, um jede Ecke des Kontinents zu besuchen – ein wenig Voraussicht zahlt sich aus.

Was können Sie besser machen?

Der Schlüssel ist, sich mit den besten Reisezeiten vertraut zu machen!

Grundsätzlich gibt es in der südlichen Hälfte Australiens moderat ausgeprägte Jahreszeiten, wenn auch mit sechs Monaten Verzögerung. In der nördlichen Hälfte hingegen gibt es nur eine prägnante Regenzeit und entsprechend eine Trockenzeit. Sowohl zwischen den einzelnen Jahreszeiten als auch von Norden nach Süden sind die Übergänge fließend.

Vereinfacht lässt sich daher sagen: Die besten Reisezeiten für die nördlichen Regionen Australiens – von Cairns über Darwin bis hin nach Broome und weite Teile des Outbacks – sind die Wintermonate, also März bis September. Ab September kündigt sich durch den buildup, also heiße, schwüle und spannungsgeladene Tage, die kommende Regenzeit an. Diese Zeit gilt es zu meiden, während die eigentliche Regenzeit vor allem für diejenigen Reisenden interessant ist, die die Ruhe der Nebensaison schätzen und dem ein oder anderen kleinen apokalyptischen Schauer nicht abgeneigt sind. Allerdings: Zur Regenzeit sind viele Straßen kaum oder gar nicht passierbar, sodass es abseits der Highways nur wenige Möglichkeiten gibt, sich zu bewegen. Im Gegenzug ist es allerdings auch nicht zu empfehlen, nur an der Ostküste (gern umschrieben als »von Cairns nach Sydney«) zu kleben – schön ist die Route zwar, aber ihr mangelt es an der Abwechslung, die andere Regionen des Landes bieten können.

Die beste Reisezeit für die großen Städte – Brisbane, Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth – liegt im Sommer (der Südhalbkugel). Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, denn zwischen Dezember und Februar kann es unangenehm heiß werden. Ideal sind die Übergangszeiten, die mit relativ wenig Niederschlag, angenehmen Temperaturen und hübschen Überraschungen – wie etwa der Blüte der Wildblumen in Westaustralien – punkten können.

Im Hochsommer zu empfehlen ist Tasmanien, das immer ein paar Grad kühler ist als das Festland. »Temperatur« ist ein gutes Stichwort, um darauf hinzuweisen, dass es in Australien auch unangenehm kalt werden kann – eine Überraschung für alle, die die Reise in Flipflops und T-Shirt antreten. Das gilt nicht nur für Tasmanien, sondern für die gesamte Südhälfte Australiens. Der Winter im mediterranen Perth bedeutet einstellige Temperaturen und üppige Niederschläge – nicht gerade das, was man sich von seinem Australienurlaub ersehnt. Und selbst im Outback, wenige Autostunden von der Küste entfernt, sind nächtliche Fröste häufig. Wer also die ewige Wärme sucht, ist an den Küsten Nordaustraliens bestens aufgehoben.

An dieser groben Übersicht kann man bereits ersehen, ob sich die eigene Wunschroute realisieren lässt. Grundsätzlich gilt aber, dass es sich lohnt, ein wenig Flexibilität zu bewahren. Auch in Australien sind die Jahreszeiten gerne launisch – und so manche Überraschung kann einem trotz gründlicher Planung in die Quere kommen. Ein Beispiel: Zu Beginn des Sommers werden viele Orte im Norden Queenslands für einige Wochen von einer Unzahl an march flies, also fiesen Pferdebremsen, heimgesucht. So ein Schwarm hungriger Insekten kann einem schon mal die Laune verderben – aber ein paar Kilometer weiter sieht die Lage womöglich schon wieder ganz anders aus.

Dass Lena als Frau allein reist, ist übrigens völlig normal. Australien ist so sicher, wie ein Reiseziel es nur sein kann, darum kann man sich auch jederzeit ohne Begleitung umherbewegen!

Kurzum: Grobe Planung im Voraus (welche Regionen und Sehenswürdigkeiten) ist ein Muss, Feinplanung vor Ort ist eine vernünftige Option.

2

IM FLIEGER

Steffen bekommt die kalte Schulter und kann nicht schlafen

München, an demselben frühherbstlichen Oktobertag

Steffen weiß immer noch nicht so recht, worauf er sich da eigentlich eingelassen hat.

»Schulz, Sie sind der richtige Mann für diesen Job!« Das waren die Worte seines Chefs, vorgetragen mit einem etwas zu festen Schlag auf die Schulter. Kurz darauf hatte er ihm etwas von »einem Job in Sydney« erzählt, wo er »für ein paar Monate« die Firma vertreten solle. »Nichts Wildes«, aber man brauche jemanden, der sein Handwerk verstehe.

Zuerst fühlte sich Steffen ein wenig überrumpelt. Australien – das ist verdammt weit weg. Und überhaupt, solche exotischen Destinationen sind üblicherweise nicht sein Ding. Weiter als bis auf die Kanaren ist Steffen nie gekommen, auch wenn er von einer Reise nach New York immer geträumt hat. Aber Australien – das ist ein ganz anderes Kaliber!

Doch nach einer Weile hatte sich Steffen mit dem Gedanken angefreundet. Für eine Zeit lang Deutschland den Rücken zu kehren und mal etwas anderes zu erleben, würde sicher nicht schaden. Außerdem ist die Bezahlung gut. Und in Australien ist schließlich auch noch nicht jeder gewesen! Es könnte sehr interessant werden, befand er, und der Karriere einen kleinen Schub geben.

Viel Zeit zum Organisieren blieb nicht. Die wichtigen Dinge – Flugticket, Visum, Unterkunft – wurden von der Firma erledigt. Steffen blieb nur, seine Siebensachen zu packen und sich seelisch auf Australien vorzubereiten. Doch auch hier hatte sein Chef einen Ratschlag auf Lager: »Ach, Schulz, nun machen Sie sich mal keinen Kopf. Sie werden schon mit den Aussies klarkommen.« Unter vier Augen sagte er ihm sogar, er solle die Zeit genießen. Nur nicht die Arbeit vergessen!

Am Flughafen stellt Steffen ein wenig enttäuscht fest, dass die Firma es versäumt hat, ihm einen Fensterplatz zu reservieren. Zumindest aber, so tröstet er sich, darf er für die erste Hälfte des Trips neben einem jungen Mädchen sitzen, das er durchaus ansehnlich findet.

Doch über ein steriles »Hallo« kommt er zunächst nicht hinaus. Entgegen der Empfehlungen seines Chefs gibt es zwei, drei Dinge, die er noch vorbereiten möchte, und da es im Flieger ohnehin nichts Spannendes gibt, widmet sich Steffen einem Problem mit dem Aufbau einer Software, das ihm in den letzten Wochen keine Ruhe gelassen hatte.

VOM ABFLIEGEN, UMSTEIGEN UND ANKOMMEN

Dank seiner Geografie genießt die Luftfahrt in Australien noch einen etwas anderen Status als in Mitteleuropa. Ohne das Flugzeug käme man nicht von oder nach Australien, ja nicht einmal im eigenen Land umher – allein von Sydney nach Perth ist es etwa so weit wie von Deutschland nach Teneriffa. Genauso normal wie stundenlange Autofahrten ist daher das Reisen mit dem Flugzeug.

Die allermeisten Reisenden werden folglich per Flugzeug anreisen und an einem der vier größten Flughäfen einreisen: Sydney, Melbourne, Brisbane oder Perth. Sydney ist stadtnah gelegen und damit ideal für Leute, die tatsächlich nach Sydney wollen. Für Umsteiger ist der Flughafen wenig sexy, da Inlands- und Auslandsterminal räumlich getrennt sind und das Umsteigen damit schnell chaotisch wird. Dasselbe gilt für Perth, nur dass es hier noch extremer ist – bis zu acht Kilometer Fahrt liegen zwischen den Terminals. Da sind Melbourne und Brisbane besser aufgestellt. Brisbane kann zudem mit einer hervorragenden Anbindung glänzen: Ein eigener Flughafen-Express bedient mit höchster Zuverlässigkeit nicht nur die Innenstadt von Brisbane, sondern auch die Gold Coast.

Steffen ist sehr zufrieden mit sich, als er zwei Stunden nach dem Abflug immerhin drei Ansätze entwickelt hat, die sein Problem lösen könnten. In dem Moment kommt vom Sitz neben ihm ein leichtes Seufzen. Die junge Dame, die bis eben die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt hat, sucht nun eine andere Beschäftigung. Offenbar ist es zu dunkel, um noch etwas zu erkennen. Oder die Türkei ist von oben betrachtet uninteressant.

Das ist die Gelegenheit!, erkennt Steffen, als sie zu ihrem Reiseführer greift.

»Na? Auch eine Tour durch Australien geplant?«, ist das Beste, was ihm auf Anhieb einfällt.

»Mh«, bestätigt das Mädchen.

»Ist es dein erstes Mal in Australien?«, fragt Steffen. Etwas enttäuscht ist er daraufhin, weil es sich offensichtlich doch nur um eine der Backpackerinnen handelt, die überhaupt nicht wissen, was in Australien auf sie wartet, sondern glauben, dass down under immer die Sonne scheine.

AUSTRALIEN ODER NEUSEELAND ODER BEIDES ODER …

Bei so manchem Reisenden ist man sich nicht sicher: Will er nach Australien – oder bloß möglichst weit weg von daheim? Das spiegelt sich auch in der Reiseplanung wider, wenn Australien und das Nachbarland Neuseeland gerne in einen Topf geschmissen werden. Stellen Sie sich vor, jemand würde umgekehrt um die halbe Welt reisen und dann beim Besuch in der Schweiz oder in Österreich sagen, das Land sei ja genau wie Deutschland … Auch wenn vieles in Neuseeland ähnlich läuft wie in Australien, ist das Land dennoch völlig anders (Flora, Fauna und Landschaften haben so gut wie nichts mit Australien gemein) und daher eine eigene Reise wert. Was übrigens bei den meisten Trips zu Unrecht vollkommen übersehen wird, ist das kompakte, aber enorm vielfältige Tasmanien. Hier erwarten den Reisenden abwechslungsreiche Landschaften auf kleinstem Raum, randvoll mit dem australischen wildlife.

»Das klingt aber toll! Ich wünschte, ich könnte auch so spontan unterwegs sein«, kommentiert Steffen ihre Pläne mit einem Augenzwinkern. Doch als er ihr mit einfachen Worten zu erklären versucht, was er in Sydney machen wird, blickt er in ein Gesicht, das zu sagen scheint: Mit Computern kenn ich mich irgendwie nicht so gut aus.

Dummerweise unterbricht die Flugbegleiterin ihr Geplauder an dieser Stelle mit dem Abendessen. Und Steffen denkt sich: Hoffentlich sind die Leute in Australien wirklich etwas lockerer drauf. Deutsche Frauen erkennen einen Flirt ja nicht mal, wenn er sie im Clownskostüm anspringt.

Da seine Sitznachbarin kurz nach dem Essen keine Anstalten mehr macht, sich mit ihm zu unterhalten, beschließt Steffen, wenigstens ein paar Stunden zu schlafen. Es gelingt ihm mehr schlecht als recht.

Crap! Was ist da schiefgelaufen?

Mit den Erwartungen ist es so eine Sache. Nicht, dass man sich nicht auf Australien freuen sollte – das Gegenteil ist der Fall! –, aber es gilt, mit den richtigen Erwartungen an die Reise heranzugehen.

Die größte Überraschung für die meisten Reisenden ist in der Tat, dass Australien weniger exotisch ist als angenommen. Sicher, Flora und Fauna sind einzigartig, aber es ist gar nicht so leicht, beides außerhalb von Zoo und botanischem Garten kennenzulernen. Und wer von Stadt zu Stadt reist, wird Australien durchqueren können, ohne ein einziges Känguru zu sehen. Davon abgesehen: Es ist sehr leicht, sich bei den Distanzen zu verschätzen, die zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten liegen. Das Bild, das Sie vielleicht gerade vom Outback im Kopf haben, liegt womöglich in einer sehr unzugänglichen Gegend, Tausende Kilometer von der nächsten Großstadt entfernt, und wurde vom Vollprofi fotografiert und nachbearbeitet.

Weniger exotisch als angenommen ist Australien auch, weil es schlichtweg keine ungewöhnliche Destination mehr ist. Das Land hat sich erfolgreich als Alternative zu den USA etabliert (»das bessere Amerika«) und zieht nicht nur deswegen Jahr für Jahr Millionen von Besuchern aus aller Welt an. Fast die Hälfte von ihnen kommt mit dem Ziel, Urlaub zu machen. Auch wenn sich das Land mittlerweile globaler Beliebtheit erfreut, gerade auch bei den Asiaten, wird man einer erstaunlichen Zahl von Touristen aus Westeuropa begegnen, vor allem auf den Backpackerpfaden an der Ostküste, wo es einige Hostels gibt, in denen Deutsch die Amtssprache zu sein scheint.

Von entscheidender Bedeutung ist die Frage, wie man den Aufenthalt in Australien organisiert oder, genauer gesagt, welches Visum man wählt. Australien bietet eine Vielzahl an Visa für so ziemlich jede erdenkliche Lebenssituation. Da Steffen von seiner Firma geschickt wurde (und das nicht als erster Mitarbeiter), kann er davon ausgehen, dass für ihn das richtige Arbeitsvisum ausgewählt wurde. Auch beim beliebten Working Holiday Visa kann man nicht viel falsch machen. Doch für alle anderen Anlässe gilt es, sich vorher schlauzumachen – und zwar gründlich, denn mit Detailfragen sind selbst die australischen Behörden gerne überfordert.

Was können Sie besser machen?

Diese Frage muss jeder für sich individuell beantworten. Wer zum Beispiel nach Australien reist, um sein Englisch zu trainieren, wird an den beliebten Destinationen der Ostküste womöglich enttäuscht. Da kann es schon mal passieren, dass keiner im Mehrbettzimmer vernünftig Englisch kann, die Dame von der Rezeption aber fließend Deutsch spricht. Wer also seine Fremdsprachenkenntnisse polieren möchte, muss den Kontakt mit den ECHTEN AUSTRALIERN™ suchen, möglichst außerhalb der viel besuchten Orte.

Genauso sollte sich jeder Besucher fragen, was ihn eigentlich nach Australien zieht. Sind es die Sehenswürdigkeiten – oder vielleicht doch die Fauna? Wer Sightseeing betreiben will, ist in den Großstädten gut aufgehoben. Wer die australische Tierwelt kennenlernen möchte, muss raus aus der Stadt, hinein in den Busch – oder nach Tasmanien. In jedem Fall gilt: Es mag verlockend sein, Australien für einen Strandurlaub zu nutzen, aber das Land bietet viel zu viel, als dass man so eine reine Badetour empfehlen könnte.

Einfacher ist die Frage, was es beim Visum zu beachten gilt. Australien ist, anders als etwa das benachbarte Neuseeland, keine Nation, die jedermann einfach so mit offenen Armen empfängt. Pauschal gilt, dass jeder, der das Land betritt, ein Visum benötigt. Doch welches?

Wie oben bereits angedeutet: Das Working Holiday Visa, zugeschnitten auf junge Reisende, die nebenbei jobben möchten, ist eigentlich idiotensicher. Auch ein einfaches Transitvisum für wenige Tage lässt sich schnell organisieren. Mittlerweile geschieht dies natürlich online und, selbstverständlich, gegen üppige Vorauszahlungen per Kreditkarte, die auch dann nicht erstattet werden, wenn der Antrag abgelehnt wird.

Für alle anderen Anlässe empfiehlt sich die genaue Recherche. Und auch wenn die unbefriedigend ausfällt, sollte man sich nicht entmutigen lassen. Genau wie bei komplexeren Problemen: Kann ich von einem Working Holiday auf ein anderes Visum wechseln, ohne das Land verlassen zu müssen? Online steht vielleicht eine Info, am Telefon sagt man Ihnen was anderes, und per E-Mail erreicht Sie eine dritte Meinung. Man gewinnt den Eindruck, dass die Vielzahl an möglichen Visa auch die Behörden überfordert, vom Personal am Flughafen, das die Visa kontrollieren muss, ganz zu schweigen. Eine Kopie des Visums sollte man daher stets bei sich tragen – und man sollte exakt wissen, was drinsteht, damit man sich notfalls behaupten kann.

Es gilt folglich, bei Unstimmigkeiten hartnäckig nachzufragen, bis man zu einer zufriedenstellenden Lösung kommt. Keinesfalls aber sollte man die falsche Form der Aufmerksamkeit auf sich ziehen, denn mit der australischen Immigrationsbehörde ist nicht gut Kirschen essen. Sollte der Eindruck entstehen, man würde sich nicht an die Regularien seines Visums halten (etwa sich mit einem Urlaubsvisum ein paar Dollar dazuverdienen), wird es schnell unangenehm. Da kann es schon mal passieren, dass man aufgefordert wird, seine virtuellen Arschbacken zu spreizen und etwa seine E-Mail- und Facebook-Passwörter herauszugeben, damit ein paar Agenten genüsslich die persönlichen Nachrichten auf Hinweise durchforsten können, ob man etwas Unlauteres im Schilde führt.

Daher: Das falsche Visum auszuwählen, kann ärgerlich sein, sich nicht an die Visumsbedingungen zu halten, ist ein absolutes Tabu. Wer erwischt wird, fliegt – und das auf eigene Kosten.

3

AM ZIEL

Lena kreuzt ein Formular an und sieht einen Staubsauger

Im Anflug auf Sydney, an einem wechselhaften Oktobertag

Lenas erster Gedanke ist, dass sie sich strecken möchte. Lenas erste Erkenntnis ist, dass sie sich nicht strecken kann.

Noch immer, fast zwanzig Stunden nachdem sie deutschen Boden verlassen hat, steckt sie im Flugzeug fest – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar hat sie einen Fensterplatz, aber die zwei Passagiere, die sie vom Gang trennen, schlummern noch tief und fest, als Lena nach einer kurzen Nacht aufwacht.

So gut es der enge Sitz zulässt, reckt und streckt sich Lena, bevor sie erleichtert feststellt, dass es keine zwei Stunden mehr bis nach Sydney sind. Als sie die Fensterblende nach oben schiebt, kann sie bereits den ersten Schimmer der Dämmerung erkennen.

Noch ist es recht still im Flieger, vom Summen der Triebwerke und ein paar vereinzelten Schnarchern einmal abgesehen. Damit bleibt Lena nichts anderes übrig, als die bisherige Reise Revue passieren zu lassen. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sie völlig verwirrt ist: Noch nie war sie auch nur annäherungsweise so weit weg von daheim; auch weiß sie nach zwei Nächten unterwegs nicht, ob sie sich gerade eher hungrig oder müde fühlen soll.

Glücklicherweise wird ihr die Entscheidung abgenommen: Kurz darauf werden ihre Mitreisenden unsanft geweckt und vor der Landung noch einmal mit einem kleinen Frühstück versorgt.

THE LONGEST HOP

Die meisten Reisenden nach Australien fliegen über Asien oder den Nahen Osten nach Sydney. Für diese »Känguru-Route«, die historisch auch als »The longest hop« beworben wurde, braucht es ungefähr einen Tag. Der Name rührt übrigens noch aus den Zeiten, in denen zahlreiche Zwischenstopps notwendig waren – und die Flüge entsprechend kurze Sprünge!

Heute hat man als Reisender eher die Qual der Wahl, denn die Routen nach Australien werden von zahlreichen, meist erstklassigen Airlines bedient – und deren Wettbewerb sorgt dafür, dass die Flüge vergleichsweise günstig sind. Ab rund 1.200 Euro kann man sich den Ausflug nach Sydney leisten – mehr als 1.600 Euro sollte man aber nicht bezahlen, ebenso wenig sollte die Gesamtreisezeit 24 Stunden deutlich übersteigen.

Als viel spannender entpuppt sich allerdings das, was sich draußen abspielt. Mit dem ersten Tageslicht kann Lena bereits die Küstenregion Australiens ausmachen – und von oben sieht das Land durchaus verlockend aus, wenn auch gar nicht so rot wie gedacht. Als es dann zur Landung nach Sydney geht, versperren dichte Wolken die Sicht. Wann immer es allerdings eine Lücke erlaubt, einen Blick auf den Boden zu erhaschen, sieht Lena ein Meer aus Häusern – scheinbar bis zum Horizont.

Pünktlich landet die Maschine schließlich am internationalen Terminal in Sydney. Der Blick nach draußen ist ernüchternd, selbst nach der Ansage des Kapitäns, das Wetter sei heute »nicht besonders«. Am Himmel hängen dunkle Wolken, vereinzelte Tropfen schlagen ans Fenster. Da fühlt man sich direkt wie zu Hause, denkt Lena.

Eigentlich hat sie mehr als genug Zeit, um ihren Anschlussflug zu erwischen. Eigentlich. Doch bis Lena endlich das Flugzeug verlassen kann, vergeht eine gefühlte Ewigkeit. Als Nächstes muss sie eine gewaltige Strecke zurücklegen, um das Gepäckband zu erreichen, doch zumindest fühlt es sich göttlich an, endlich wieder ein bisschen Bewegung zu bekommen. Lena lässt den Blick durchs Terminal schweifen; irgendwie schaut das alles noch ganz normal aus – das Ganze wirkt sehr viel vertrauter als gedacht.

Als sie sich mit ihren Hunderten Mitreisenden am Kofferband einfindet, ist von ihrem Gepäck noch keine Spur. Eine weitere gefühlte Ewigkeit dauert es, bis sich das Band gemächlich in Bewegung setzt. Innerlich schließt Lena bereits eine Wette mit sich ab, dass ihr Backpack der letzte sein wird, der ausgeliefert wird – und fast hätte sie gewonnen, denn erst nach der dritten gefühlten Ewigkeit liefert das Band den riesigen Rucksack samt Camping-Equipment.

Kaum hat sie ihr Gepäck vom Band gehievt, wartet die nächste Hürde auf Lena, dieses Mal eine auf vier Beinen. Ein zuckersüßer Beagle, der anscheinend seinen Beamten im Terminal ausführt, schaut sie mit großen Augen fragend an. Der Offizielle am anderen Ende der Leine deutet aufs Lenas Handgepäck und fragt:

»Haben Sie noch Lebensmittel da drin? Wurstbrötchen vielleicht?«

Nach kurzem Nachdenken muss Lena diese merkwürdige Frage bejahen. Sie stellt ihr Handgepäck ab. Der Beagle hüpft begeistert um es herum, als vermute er den besten Stock aller Zeiten darin. Lena fischt derweil ihre Notration aus dem Rucksack, darunter ein paar zerdrückte, angeschmolzene Schokoriegel und das letzte von ein paar Broten, die ihre Mutter ihr daheim noch aufgeschwatzt hatte. Doch die Stulle hat ihre Halbwertzeit schon lange überschritten.

»Die müssen wir leider entsorgen, die dürfen Sie nicht einführen!«, stellt der Offizielle knapp fest. Als er Lenas leicht irritierten Blick bemerkt, erkundigt er sich noch, ob sie denn die Hinweise zur Quarantäne nicht mitbekommen habe. Langsam fällt auch bei Lena der Groschen; vage entsinnt sie sich an den im Flieger gezeigten Film, der die Gefahren eingeschleppter Arten äußerst dramatisch dargestellt hat. Aber da war der Blick aus dem Fenster bereits viel, viel spannender. Für das Wurstbrot ist die Reise allerdings an dieser Stelle vorbei.

Woran sich Lena aber noch deutlich erinnern kann, ist die Einreisekarte. Auf der wurde nämlich auch gefragt, ob sie Essen dabeihabe – was Lena ordnungsgemäß mit »yes« beantwortet hat. Außerdem erkundigte sich der australische Staat bereits an dieser Stelle, ob sie vielleicht nicht auch Waffen, Steroide, Pornografie, Teile von Tieren oder Pflanzen, größere Summen von Bargeld oder etwa Honig einführen wolle. Das konnte nicht ernst gemeint gewesen sein – und doch studiert der zuständige Grenzbeamte nicht nur Lenas Pass kritisch, sondern auch besagte Einreisekarte. Offenbar gibt es nichts zu beanstanden, denn er stempelt Lenas Pass energisch ab und reicht ihn ihr mit einem Augenzwinkern zurück. »Welcome to Australia. Next!«

Lena glaubt bereits naiv, damit alle Formalitäten erledigt zu haben. Doch bevor sie endgültig im Land angekommen ist, muss sie sich schon wieder einreihen. Einmal mehr muss das Gepäck kontrolliert werden, einmal mehr wirft jemand einen kritischen Blick auf Lenas Einreisekarte. Eine taffe Dame fragt sie mit schwerem Akzent, ob ihre Campingausrüstung neu sei. Lena verneint. Sie habe sie schon ein paarmal genutzt, daheim in Deutschland. Genau wie die Wanderstiefel, die sie schlauerweise bereits eingelaufen hat. Daraufhin wird Lena zur Vorzugsbehandlung aus der Reihe abkommandiert.

Eigentlich hat Lena immer noch genug Zeit, ihren Anschlussflug zu erreichen. Eigentlich. Doch Lena wähnt sich im falschen Film, als sie zusehen muss, wie zwei Leute sich mit Inbrunst ihrem Zelt widmen, es akribisch auf Spuren von Dreck untersuchen und anschließend auch noch aussaugen. Prinzipiell ein guter Service, doch zum falschen Zeitpunkt. Nach gut zehn Minuten bekommt Lena ihr Zelt und ihre Wanderschuhe – mit blank geputzten Sohlen – zurück und weiß nicht so recht, ob sie sich bedanken soll. Die Zeit wird langsam knapp, und da hilft es nicht, dass sie nun erst einmal ihr Zelt wieder zusammenpacken darf, um dann – endlich! – als freier Mensch australischen Boden betreten zu dürfen.

Crikey! Was ist da schiefgelaufen?

Kurzum: Lena wähnte sich schon am Ziel, als es noch viel zu früh war. Sie hat die Rechnung ohne die australischen Behörden gemacht. Für die Einreise nach Australien gilt es, mindestens eine Stunde einzuplanen; lieber mehr als weniger.

Wie bereits in der vorigen Episode »Im Flieger« erwähnt, kann man nicht einfach nach Australien einreisen – es bedarf eines Visums. Dass der Pass dahingehend gründlich geprüft wird, darf daher nicht überraschen.

Sehr wohl überraschen dürften die Formalitäten, die darauf folgen. Die Regeln zur Quarantäne erscheinen dem Reisenden, der gerade einen ganzen Tag im Flugzeug gesessen hat, wie eine unnötige Schikane, doch haben sie eine ganz entscheidende Funktion: Sie sollen Tier- und Pflanzenarten, die nicht in Australien einheimisch sind, aus dem Land halten. Die australische Flora und Fauna sind einzigartig, aber auch empfindlich – und die Nation hat mehr als genug Erfahrung mit Plagegeistern gesammelt, die sich auf dem fünften Kontinent eingenistet haben, von Kaninchen bis hin zu Kröten (siehe Episode »Zu Gast