Fettnäpfchenführer Island - Marc Herbrechter - E-Book

Fettnäpfchenführer Island E-Book

Marc Herbrechter

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Beschreibung

Begleiten Sie den deutschen Tauchlehrer Max auf seiner Reise durch Island, bei der er jedes kulturelle Fettnäpfchen mitnimmt, z.B. als er ... ... verzweifelt versucht, sein Bargeld loszuwerden ... lernt, dass das isländische Gesundheitssystem großzügig zulangt ... unterschätzt, dass Elfen nur für uns wenig real sind ... merkt, dass nicht alles Joghurt ist, was so aussieht

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FETTNÄPFCHENFÜHRERISLAND

MARC HERBRECHTER

DER UNTERHALTSAME REISEKNIGGE

Impressum

© 2024 Bruckmann Verlag GmbH

Infanteriestraße 11a

80797 München

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN: 978-3-7343-3243-2

eISBN: 978-3-9588-9508-9

Autor: Marc Herbrechter

Verantwortlich: Matthias Walter

Produktmanagement: Svenja Müller

Lektorat: Judith Heisig, Hamburg

Korrektorat: Simona Fois

Umschlaggestaltung: derUHLIG Büro für Gestaltung unter Verwendung von Motiven von Ray Hennessy / unsplash.com (Papageientaucher), elalalala375862 / vecteezy.com (Vulkan), zegergrafity.crb / vecteezy.com (Hintergrund)

Satz: Röser MEDIA, Karlsruhe

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INHALT

DIE PROTAGONISTEN

VORWORT

1DIE ANREISE

Max fliegt nach Island

2RUNDUM FALSCH

Max im Kreisverkehr der Unwissenheit

3SELTSAME DUSCHEN

Max stinkt es

4REYKJAVÍKS RABENELTERN

Max rettet frierende Babys

5HYGIENE IN SCHWIMMBÄDERN

Max, der Dusch-Barbar

6SELTSAM SORTIERT

Max will telefonieren

7KOSTSPIELIGER KATER

Max überhebt sich

8PLASTIK BEVORZUGT

Niemand will Geld von Max

9DATING UND VERWANDTSCHAFT

Max verliebt sich

10GOLDENER HANDSCHLAG

Max geht zum Arzt

11MERKWÜRDIGE MUSEEN

Max und der Penis

12HARTNÄCKIGE GERÜCHTE

Max und die Trinkgeldlegende

13BIS DER TOURIST EUCH SCHEIDET

Max’ verhängnisvolles Mittagessen

14PONYS IN DER IDENTITÄTSKRISE

Max beleidigt Isländer

15DAS DROHNEN-DEBAKEL

Max hebt ab

16SKYR IST KEIN JOGHURT

Max und die Milchprodukte

17VERTRAUENSVOLLES PARKEN

Max lässt den Schlüssel stecken

18GLÄNZENDE AUSSICHTEN

Max kneift die Augen zusammen

19PIRATEN & CLOWNS

Max zu Gast beim Bürgermeister

20SENSIBLES MOOS

Max kommt vom Weg ab

21VOLKSSPORT HÖHENFLUG

Max trifft den Tarzan von Heimaey

22VOGELKINDER AUF ABWEGEN

Max geht auf Puffin-Patrouille

23ELFEN-MEHRFAMILIENHÄUSER

Max steigt den Elfen aufs Dach

24GAMMELFISCH, SCHAFSKOPF UND WIDDERHODEN

Max geht essen

25DONNERBROT

Max lässt Dampf ab

26GROSSE ERWARTUNGEN

Max und die Nordlichter

27SCHUHE AUS!

Max geht in den Knast

28NUR MIT NUMMER

Max tankt im Nirgendwo

29VOLLES RISIKO

Max und die Teilzeitlebensretter

30VON TROLLEN UND KATZEN

Max sucht den Weihnachtsmann

31INSTAGRAM STATT PISTOLEN

Max macht Selfies mit der Polizei

32SCHNÄUZEN UNERWÜNSCHT

Max greift zum Taschentuch

33DAS NACHTLEBEN VON REYKJAVÍK

Max geht tanzen

34EIN LETZTES FETTNÄPFCHEN

Max reist ins Unbekannte

Begleiten Sie den deutschen Tauchlehrer Max auf seiner Reise durch Island, bei der er jedes kulturelle Fettnäpfchen mitnimmt, z.B. als er …

… verzweifelt versucht, sein Bargeld loszuwerden

… lernt, dass das isländische Gesundheitssystem großzügig zulangt

… unterschätzt, wie real Elfen in Island sein können

… merkt, dass nicht alles Joghurt ist, was so aussieht

»Der Reiseknigge für das Trendziel macht definitiv Lust darauf, die kleine Insel im großen Atlantik zu entdecken. Und wer das launig geschriebene Buch bis zum Ende liest, ist auf das Abenteuer Island garantiert bestens vorbereitet.«

BERGE & MEER

»Ein wirklich humorvoller (Nicht-)Reiseführer!«

HALLÓ ÍSLAND

»Unterhaltsam, informativ und dabei kein bisschen oberlehrerhaft.«

STUTTGARTER ZEITUNG

10 DINGE,

MIT DENEN MAN SICH IN ISLAND AUF JEDEN FALL BLAMIERT

1.Vergessen, was für ein Naturschatz Island ist. Seien Sie umweltbewusst und hinterlassen Sie bei Ihrem Besuch so wenig Spuren wie möglich, um die Schönheit für zukünftige Generationen zu erhalten.

2.Schwimmen gehen, ohne zu duschen. Die meisten Bäder in Island benutzen nur wenig oder gar kein Chlor. Vorm Schwimmen gilt, sich gründlich, das heißt ohne Badesachen und mit Seife, zu waschen.

3.Landfriedensbruch begehen. Die meisten Landflächen sind privat oder Nationalparks. Fragen Sie immer um Erlaubnis, bevor Sie auf fremdem Land wandern.

4.Einfach durch das Lavafeld stapfen. Moos auf Lavafeldern wächst extrem langsam. Fußstapfen zerstören diese Pflanzen und hinterlassen jahrelange Spuren. Bleiben Sie auf den Wegen.

5.Offroad fahren. Island sieht wie ein Paradies für Offroad-Liebhaber aus: Das ganze Land ist voller riesiger Jeeps, Landrover und SUVs. Doch: Abseits von ausgewiesenen Wegen und Straßen zu fahren ist illegal. Halten Sie sich an die Straßen, besonders im Hochland.

6.Das Geschäft im Freien machen. Immer wieder kommt die Kritik auf, Island habe einfach nicht genügend öffentliche Toiletten. Trotzdem: Haben Sie Respekt, denn Freiluft-Toiletten sind ein großes Ärgernis für die Einheimischen.

7.Die Schuhe anlassen. Ziehen Sie bei Einladungen die Schuhe im Flur aus. In Island ist es draußen meist nass, und niemand möchte ständig wischen.

8.Wasser in Flaschen kaufen. Isländisches Wasser ist überall trinkbar. Schonen Sie die Umwelt und kaufen Sie keine Plastikflaschen.

9.Geld zu Hause tauschen. In Island zahlt man fast überall mit Kreditkarte. Tauschen Sie nur kleine Beträge am Automaten, um hohe Gebühren zu vermeiden.

10.Sich unglücklich sparen. Island ist teuer. Sparen Sie nicht am falschen Ende, wie bei Mietwagen ohne Allrad. Das kann gefährlich werden, besonders im Winter.

DIE PROTAGONISTEN

Max, unser Protagonist, ist Mitte dreißig und kommt aus einer kleinen Stadt in Deutschland. Er lebte und arbeitete eine Weile in Berlin, reist gerne und hat seit einer Weile Tauchen als sein Hobby entdeckt. Er entscheidet sich, in Island eine Ausbildung zum Tauchlehrer anzufangen, und zieht für drei Monate auf die kleine Insel im Norden.

Schon im Vorfeld hat er sich dazu mit Tobias ausgetauscht, dem Besitzer des Tauchladens und ebenfalls Deutscher. Viel Zeit verbringt er mit Ásgeir, einem etwa 30-jährigen Isländer der ebenfalls als Guide im Tauchladen arbeitet und auch mit den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Jammi, Siobhan, Maria und David.

Während seiner Zeit in Reykjavik lernt er außerdem Andrea kennen, eine Journalistin, die für ein Jahr auf der Insel ist und die zusammen mit Max später die Insel erkunden wird.

Max trifft bei seinem Aufenthalt und seinen Reisen im Land viele verschiedene Locals, sowohl im beruflichen als auch alltäglichen und touristischen Kontext, und tritt dabei auf allerlei Schlipse.

VORWORT

Fettnäpfchen in Island? Einem Land in Europa, das uns kulturell nicht viel ferner sein dürfte als Österreich oder die Schweiz? Als ich die Anfrage zu diesem Buch bekam, musste ich kurz überlegen und mich an die drei Monate erinnern, die ich auf der kleinen Insel gelebt und gearbeitet habe. Schnell kam ich zu dem Schluss: Material hätte ich genug.

Seit 2008 machte Island mehrmals Schlagzeilen in den internationalen Medien. Zuerst durch den Finanzcrash, der das Land beinahe in den Bankrott führte. 2010 durch den Ausbruch des Vulkans mit dem unaussprechlichen Namen Eyjafjallajökull, der den internationalen Flugverkehr für Tage lahmlegte. Seitdem reisen immer mehr Menschen nach Island, um hier Urlaub zu machen. Und als die isländische Fußballnationalmannschaft 2016 zum ersten Mal in der Geschichte an einer EM teilnahm, verliebte sich die ganze Welt in die schreienden Wikinger.

Was macht dieses Land und seine Einwohner also so liebenswert, und wie soll man sich verhalten, um den Isländern nicht auf den Schlips zu treten? Ich habe das mal im praktischen Selbstversuch für Sie, liebe Leserinnen und Leser, ausprobiert, als ich im Jahr 2015 für drei Monate als Tauch-Guide in Reykjavík arbeitete. Sei es wegen der Sprachbarriere, der vielen kleinen kulturellen Eigenheiten oder einiger spezieller Verkehrsregeln – ich stolperte von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen. In diesem Buch habe ich Ihnen einige davon in (hoffentlich) amüsanten Geschichten aufgeschrieben.

Das Blog www.island-ringstrasse.de, mit dem ich Reisende in Island bei ihren Entdeckungen unterstützen möchte, betreibe ich seit meiner Zeit in Reykjavík. Auch dabei trete ich ab und zu in Fettnäpfchen, denn auch wenn ich mir große Mühe gebe, Sachverhalte ausführlich zu recherchieren, unterlaufen mir hier und da mal Fehler. Das sage ich an dieser Stelle, weil ich bei diesem Buch meinen Fokus auf die Unterhaltung gelegt habe. Die Geschichten basieren lose auf meinen persönlichen Erfahrungen und sind trotzdem größtenteils ein Ergebnis meiner Fantasie. Sie sollen Sie, liebe Leser und Leserinnen, vor allem zum Schmunzeln bringen.

Was ist hier schiefgelaufen?

Bisher noch nichts, aber an dieser Stelle möchte ich kurz auf die Struktur im Buch eingehen: Jedes Kapitel hat einen Erzählteil, einen Tatsachenteil (diesen hier) und am Ende eine Empfehlung. In manchen Kapiteln läuft gar nichts schief, und ich will Sie nur mit einem lustigen Sachverhalt oder Fakt vertraut machen. In anderen tritt Max, der Protagonist, jemandem auf den Schlips, und in diesem Fall gebe ich im folgenden Absatz eine Empfehlung, wie Sie dies vermeiden können.

Was können Sie besser machen?

Ich hoffe, ich bin Ihnen bisher noch nicht auf den Schlips getreten und muss Ihnen hier deshalb noch keine Empfehlung geben, wie Sie sich besser anstellen können als ich!

In manchen der folgenden Kapitel werde ich das jedoch tun und zwar, wie eigentlich das gesamte Buch über, immer mit einem Augenzwinkern. Denn die Isländer sind an Touristen gewöhnt und sehr tolerant. Bis auf wenige Ausnahmen erwarten Sie keine Strafen, wenn Sie in ein Fettnäpfchen treten. Machen Sie sich also nicht zu viele Gedanken. Auch nach der Lektüre dieses Buches sollten Sie sich vor Ort lieber auf die wunderschöne Natur und auf die Menschen konzentrieren statt darauf, was alles schieflaufen könnte.

Weil ich nicht weiß, wie viel von diesem Buch Sie lesen werden und ob Sie es vielleicht schon nach diesem Vorwort in den Schrank stellen, möchte ich gerne eines loswerden. Wenn Sie nur einen Tipp aus diesem Buch mitnehmen, dann bitte folgenden: Island ist eines der schönsten und natürlichsten Länder auf diesem Planeten, und viele von diesen kleinen Naturwundern haben wir leider nicht mehr. Seien Sie also bitte ein verantwortungsvoller Besucher und machen Sie sich insbesondere mit der fragilen Natur Islands vertraut. Halten Sie sich an Absperrungen, fahren Sie nicht abseits markierter Wege, benutzen Sie Toiletten statt Vorgärten (das ist leider kein Witz) und versuchen Sie die Orte, die Sie besuchen, genauso oder besser zu hinterlassen, als Sie sie vorfinden.

Wenn Sie das alles berücksichtigen, wird Ihnen das kleine Land im Nordatlantik definitiv das ins Gesicht zaubern, was ich hoffentlich mit diesem Buch zu Ihnen bringen kann: ein Lächeln!

1

DIE ANREISE

Max fliegt nach Island

Frankfurt, ein winterlicher Tag kurz nach dem Jahreswechsel

Es ist ein sonniger, kühler Montagmorgen im Januar, und Max fällt es schwer aufzustehen, denn viel geschlafen hat er nicht. Heute geht ein kleines Abenteuer los: Max wird für drei Monate nach Island reisen, um eine Ausbildung zum Tauchlehrer zu absolvieren. Vor einiger Zeit hat er mit dem Tauchen in Afrika begonnen und seitdem immer größeren Gefallen an dem Sport gefunden.

Warum man ausgerechnet in Island und dann auch noch im tiefsten Winter seine Tauchlehrerausbildung macht, ist vielen seiner Freunde und Bekannten völlig unverständlich. Und auch Max soll an dieser Entscheidung noch mehrmals zweifeln. Doch zu welcher Jahreszeit kann man das Land aus Feuer und Eis denn besser kennenlernen als im Winter? Und wie soll man ein guter Tauchlehrer werden, wenn nicht in einer Ausbildung unter härtesten Bedingungen?

Mit diesem Gedanken springt Max hoch motiviert auf, läuft schnurstracks ins Bad und stellt, ohne vor der Kabine auf warmes Wasser zu warten, die Dusche an. Es folgen ein kurzer schriller Aufschrei und ein rascher Seitwärtsschritt aus der Duschwanne. ›Man muss ja nicht schon zu Hause mit eiskaltem Wasser anfangen‹, denkt sich Max, während er auf das warme Wasser wartet.

Auf dem Weg zum Flughafen stellt Max sich bereits die großen Abenteuer vor, die er erleben wird: die explorativen Tauchgänge, bei denen er gänzlich unbekannte Gewässer entdecken, und die heroischen Sicherungsaktionen, bei denen er Hobbytauchern in dramatischen Situationen ruhig und besonnen das Leben retten wird.

In Frankfurt angekommen, lädt er die zwei großen Rollkoffer – einen mit Klamotten und einen mit Tauchequipment – auf einen Wagen und bringt sie zum Check-in. Es gibt noch eine kurze und intensive Umarmung von der großen Schwester, dann geht das Abenteuer los.

Der Flug ist kurz und ereignislos: Max verschläft alles außer Start und Landung. Als er wach wird, ist er allein im Flugzeug – abgesehen von der Flugbegleiterin, die ihm ihren spitzen Zeigefinger in die Schulter piekt und nett lächelnd irgendetwas auf Isländisch zu ihm sagt. »Takk!«, sagt Max, ohne zu wissen, wofür er sich eigentlich bedankt.

Am Flughafen wartet Tobias, der Besitzer der Tauchschule. Ein großer, hagerer Mann ohne Haare, aber dafür mit einer großen, markanten Hipsterbrille auf der Nase und einem breiten Lächeln im Gesicht. Er telefoniert gerade und deutet Max den Weg nach draußen, indem er mit dem Autoschlüssel in der Hand in Richtung Drehtür zeigt. Auch er spricht Isländisch – na schönen takk auch!

Am Auto angekommen wird aus dem unverständlichen Gemurmel ein herzliches »Willkommen in Island, Max. Schön, dass du hier bist!«. Auf der Fahrt erfährt Max dann mehr über die Ausbildung und was in den kommenden Wochen auf ihn zukommen wird. Im Tauchzentrum angekommen, wird er von den anderen Guides, die noch mit Aufräumen beschäftigt sind, begrüßt. Von den meisten mit einem »Hey man« oder einem coolen »’s up?«. Tobias ist im ersten Stockwerk verschwunden, wo gerade Umbaumaßnahmen laufen, und nachdem die anderen Guides alle zu den Autos im Hinterhof gegangen sind, steht Max nun allein in der großen Halle voller Tauchequipment.

Ein älterer Mann kommt zur Tür herein und erblickt ihn. Augenblicklich beginnt ein Feuerwerk aus Vokalen, Schnalz- und Zischlauten auf Max einzuprasseln. Der Mann verzieht dabei keine Miene, sodass Max absolut keine Ahnung hat, ob es sich um eine positive Botschaft handelt, seine sofortige Kündigung wegen dummen Herumstehens oder einfach nur um die Wettervorhersage der nächsten Tage. »Takk!«, sagt Max und lächelt. Der alte Mann schaut ihn an. Seine Augenbrauen sinken langsam nach unten, und während sich seine Stirn in Falten legt, wandert seine linke Augenbraue wieder nach oben. Ein Blick, den Max auch ohne Hilfe übersetzen kann. Das heißt eindeutig: »Häh!?«

Tobias drückt sich lachend zwischen zwei Taucheranzügen hindurch, die wie Tote von der Decke baumeln. Er sagt etwas auf Isländisch zu dem alten Mann und beendet die Ansprache mit: »So this is Max, our new guide for the next three months!« Ein Handschlag und ein kühles »góðan daginn« folgen. Die hochgezogene Augenbraue bewegt sich keinen Millimeter.

Auf dem Weg zur Wohnung sagt Tobi: »Ein paar mehr Worte als takk solltest du in den kommenden Tagen lernen, mein Lieber. Aber das kommt ganz schnell, und im Zweifel spricht hier eigentlich fast jeder gut Englisch. Wir Isländer mögen unsere Sprache, weil sie ein wichtiger Teil unserer Kultur ist. Daher pflegen wir sie und sprechen so oft es eben geht Isländisch. Und warum auch nicht? Was ist denn so schwer zu verstehen an Eyjafjallajökull?«

Was ist diesmal schiefgelaufen?

Max ist im Vergleich zu vielen Urlaubern zwar sehr lange in Island, doch die Sprache wird er auch in drei Monaten nicht lernen können. Weil ihm das klar war, machte er sich keinerlei Gedanken und lernte nicht einmal die üblichen Phrasen. Das ist auch vollkommen okay, denn er wird in seinem Alltag fast ausschließlich Englisch sprechen. Das verstehen sowohl die meisten Isländer als auch nahezu alle Touristen im Land.

Doch die Isländer sind stolz auf ihre Sprache, und besonders ältere Isländer, deren Schulenglisch schon ein paar Jahre zurückliegt, verständigen sich nicht nur aus Gewohnheit auf Isländisch. Denn nur noch gut 300.000 Menschen auf der Welt sprechen überhaupt Isländisch, und viele von ihnen nutzen es im Alltag weniger häufig als Englisch. Die junge Generation wächst international auf, geht im Ausland zur Schule oder studiert dort, interagiert größtenteils mit Touristen aus aller Herren Länder, und durch das Internet werden Nachrichten und sonstige Informationen ebenfalls meist auf Englisch bereitgestellt. Man bekommt also ein wenig Sorge, dass die Sprache und damit ein wichtiger Teil der isländischen Kultur untergeht. Das Isländische entwickelte sich zur Zeit der Landnahme vor Hunderten von Jahren und hat sich seitdem kaum verändert. Anders als viele andere Sprachen auf der Welt hat das Isländische also etwas von einer Zeitreise.

Auch wenn die Isländer generell sehr offen sind, bietet ihre Sprache ihnen natürlich auch eine Art Rückzugsraum. In einem Land, in dem ständig etwa zwei- bis dreimal so viele Touristen wie Einheimische unterwegs sind, kann es schon mal vorkommen, dass man unter sich bleiben will. Und sei es nur im Gespräch.

Was hat Max also falsch gemacht? Auch wenn es keinen Sinn macht, die Sprache eines Landes zu lernen, in dem man nur wenige Wochen verbringt, ist es in der Regel sinnvoll und wird als höflich wahrgenommen, die wichtigste Phrase zur Verständigung zu lernen: »Entschuldigen Sie, ich verstehe Sie nicht, denn ich spreche leider kein Isländisch. Sprechen Sie Englisch?«

Was können Sie besser machen?

»Fyrirgefðu, ég skil það ekki því því miður tala ég ekki íslensku. Talar þú ensku?« lautet die Phrase auf Isländisch. Das wird Ihnen wenig bringen, denn wie man diese ganzen lustigen Buchstaben ausspricht, wissen Sie jetzt immer noch nicht. An der Stelle wird einem schnell bewusst, warum Max die Sprache gar nicht erst zu erlernen versuchte. Ein »Talar þú ensku?«, also die Frage, ob das Gegenüber Englisch spricht, reicht aber im Normalfall aus.

Phrasen wie »Guten Morgen«, »Dankeschön« oder »Wo finde ich XYZ?« kann man sich relativ einfach aneignen, und sie werden im Zweifel nicht nur weiterhelfen, sondern bei den Isländern gut ankommen: Man zeigt damit, dass man sich für die Kultur interessiert und ein wenig Aufwand betreibt, um sich mit dem Land und den Menschen vertraut zu machen. Kein Isländer wird das von Ihnen erwarten, aber jeder wird sich darüber freuen!

KLEINER SPRACHFÜHRER

Die isländische Sprache wurde von den Wikingern mitgebracht, die im 9. Jahrhundert hier siedelten, und ist bis heute die offizielle Landessprache. Weltweit sprechen nur knapp 320.000 Menschen Isländisch, die meisten davon, weil sie in Island leben. Durch die Isolation vom Rest der Welt entwickelte sich die Sprache in den meisten Aspekten kaum oder gar nicht weiter und ähnelt selbst heute noch dem Altnordischen bzw. Norwegischen, denn von hier kamen die ersten Siedler. Es gibt in Island kaum Dialekte, wie man das aus Deutschland kennt.

Das isländische Alphabet deckt sich größtenteils mit dem unseren, lediglich die Buchstaben C, W, Q und Z fehlen. Dafür gibt es andere, wie zum Beispiel das Ð/ð (ausgesprochen wie das englische »th«) oder Æ/æ (ausgesprochen wie unser »ei«, Snæfellsnes spricht man beispielsweise Sneifellsnes).

Neue Wörter werden ständig hinzugefügt. Der Computer heißt tölva, eine Zusammensetzung aus den isländischen Wörtern für Zahl und Wahrsagerin. Ziemlich passend. Junge Menschen nutzen gerne Anglizismen, genau wie in Deutschland, und wer in den lokalen Cafés und Bars genau hinhört, wird immer wieder mal ein bekanntes Wort aufschnappen.

Anbei ein paar wichtige Wörter und Phrasen für die Reise in Island:

Hallo

Halló

Guten Tag

Góðan daginn

Tschüss

Bless

Auf Wiedersehen

Vertu blessaður

Ja

Nein

Nei

Danke

Takk

Bitte

Gjörðu svo vel

Prost

Skál

Entschuldigung

Fyrirgefðu

Ich spreche kein Isländisch

Ég tala ekki íslensku

Hilfe

Hjálp

Toilette

Salerni / Klósett

Ich heiße …

Ég heiti …

Ich hätte gerne …

Gæti ég fengið …

Was kostet …?

Hvað kostar …?

Zahlen, bitte!

Borga, takk!

Eingang

Inngangur

Ausgang

Útgangur

2

RUNDUM FALSCH

Max im Kreisverkehr der Unwissenheit

Reykjavik an einem dunklen, frühen Morgen

Am Morgen seines ersten Tages in Reykjavík steht Max früh auf. Glaubt er zumindest: Es ist sieben Uhr, eine Zeit, die er sonst nur aus Geschichtsbüchern kennt, und die Sonne wird erst in drei Stunden am Horizont erscheinen. Im Verlauf seiner Ausbildung soll er noch lernen, wie früh man in Island zur Arbeit gehen kann: An manchen Tagen wird er schon um vier Uhr morgens das Haus verlassen und trotzdem nicht vor acht oder neun Uhr am Abend wieder in sein Bett fallen. Am Vortag hat er sich Brot und Aufschnitt im Supermarkt am alten Hafen gekauft, der nur knappe zehn Gehminuten von seinem kleinen, aber feinen Ein-Zimmer-Apartment gelegen ist. Ein üppiges Frühstück, für echte Champions: Thunfisch auf Knäckebrot! Danach geht es noch schnell unter die stinkende Dusche (dazu später mehr) und dann auf zum Tauchladen.

Max stapft durch den tiefen Schnee vor der Haustür hinunter zur großen Straße, die am Meer entlang in Richtung Gewerbegebiet führt. Hier befinden sich einige Supermärkte, Museen, Geschäfte, Restaurants und eben auch der Tauchladen. Es dauert etwa fünf Minuten bis zum Kreisverkehr und dann noch einmal fünf Minuten bis zum Tauchladen. Der eine Weg führt weiter am Meer entlang, ein anderer durch das Gewerbegebiet. Max nimmt immer den Weg am Meer.

Hier im Hafen fahren die meisten mit dem Auto, die Gegend liegt etwas abseits des Stadtkerns, und während einige Isländer im Sommer auch mal das Rad benutzen, geht man im Winter besser zu Fuß oder nutzt das Auto. Viele fahren Jeeps und Geländewagen, doch die meisten kommen auch mit einem VW Polo oder Toyota Yaris gut durch den Winter. Die Gegend ist geprägt von Industrie, vor allem von großen Lagerhallen und Fischereigebäuden. Der Geruch von Meer liegt in der Luft, und schon am frühen Morgen sind hier viele Autos unterwegs.

Im Tauchladen angekommen, erhält Max eine kurze Einweisung, wie die Autos zu bepacken sind. Wichtig ist, alle Taucheranzüge in der richtigen Größe mitzunehmen. Handschuhe, Hauben und Flossen ebenfalls. Dazu Tauchjackets, Atemregler, Taucherbrillen, Gewichte, eine Flasche mit Sauerstoff für den Notfall und eine Kiste mit Werkzeug, falls etwas kaputtgeht.

Max packt alles ein. Kontrolliert einmal, zweimal, ob er alles hat, und schaut zur Sicherheit noch einmal auf die Holztafel an der Wand, auf der jedes einzelne mitzunehmende Teil aufgelistet ist. Er hat für jede Größe auch einen Ersatz eingepackt, einfach nur um auf Nummer sicher zu gehen. Alles passt wunderbar in den großen Wagen, und ein Blick auf die Uhr verrät: noch zehn Minuten übrig. Stolz marschiert Max in Richtung der anderen Guides und trägt dabei sein breitestes, erhabenstes Grinsen auf den Lippen und auch sonst überall auf seinem Gesicht. »Alles fertig, kann losgehen«, merkt er nonchalant an und lehnt sich mit verschränkten Armen an die Spülmaschine hinter ihm.

»Flossen?« – »Ja.«

»Anzüge?« – »Ja.«

»Gewichte?« – »Ja.«

»Masken, Atemregler, Handschuhe?« – »Ja, ja und ja.«

»Kakao und Kekse?« – » …«

»Das Wichtigste hättest du also beinahe vergessen, ja?«

Mist. Sein Kollege Ásgeir hat Recht: Um die Taucher und Schnorchler nach dem Tauchgang zu wärmen und glücklich zu machen, gehören heiße Schokolade und Kekse zur Grundausstattung jeder Tauchtour. Max hat völlig vergessen, den Kakao zuzubereiten, die Tassen abzuzählen und alles zusammen mit den Keksen in die kleinen grauen Plastikkisten zu packen. »Was für ein Glück, dass du noch unter Welpenschutz stehst, Max!«, sagt Ásgeir und wuschelt Max durch die Haare. »Wir haben das schon mal für dich erledigt. Kann also losgehen!«

Ásgeir ist die Sorte Isländer, die durchaus auch als Jamaikaner durchginge. Von der Tatsache abgesehen, dass er kreidebleich ist und einen unüberhörbaren isländischen Akzent hat. Er ist etwa dreißig Jahre alt und mit seinen guten 1,80 Metern ungefähr so groß wie Max, dabei jedoch schlank bis schlaksig. Er hat lange dunkelblonde Haare und trägt stets ein breites Lächeln auf den Lippen. Neben den Tauchern kümmert sich Ásgeir auch um die Computer im Büro, repariert Kleinigkeiten an den Autos und hilft bei der Renovierung der oberen Etage des Ladens. Als Ureinwohner Islands wird er für Max bald zur ersten Anlaufstelle, wenn es um kulturelle Themen geht. Wie zum Beispiel, wo man den besten Burger in Island bekommt.

Max muss den Wagen steuern und alle Gäste auf der Route in den Nationalpark von ihren jeweiligen Hotels abholen. Ásgeir auf dem Beifahrersitz navigiert ihn durch die Straßen von Reykjavík und spielt dabei am Radio herum. Links, rechts, da vorne und dann dahinter abbiegen und einmal drum herum … Max’ Augen sind weit aufgerissen, die Hände schwitzig, und das ändert sich erst, nachdem der letzte Gast in den Bus eingestiegen ist. Nun geht es schnurstracks der Hauptstraße nach zum Þingvellir-Nationalpark. Easy.

Auf der Fahrt unterhalten sich die Gäste angeregt über ihre bisherigen Erlebnisse, den anstehenden Tauchgang, das Wetter und alles Mögliche. Irgendwann muss Max durch einen letzten großen Kreisverkehr, bevor es in Richtung Nationalpark geht. Auf zwei Spuren führt der Kreisel nach rechts zu einer Tankstelle, geradeaus zum Park und links zu einem Supermarkt. Max bleibt auf der äußeren Spur und visiert die zweite Ausfahrt an, als ein riesiger Geländewagen links neben ihm wild hupt und Max, um eine Kollision mit dem fahrenden Mehrfamilienhaus zu vermeiden, mit einem Ruck die erste Ausfahrt nehmen muss, um sich und die ihm anvertrauten Gäste in Sicherheit zu bringen. »Wo hast du denn bitte Auto fahren gelernt?«, fragt Ásgeir leise von rechts und schaut Max verwundert an.

»Ich hab doch nichts falsch gemacht!?«, entgegnet Max leise und ruft den irritierten Gästen hinten im Auto zu: »Tschuldigung, kleiner Umweg. Habe, ähm, vergessen zu tanken!«

»Außer, dass du auf der falschen Spur warst und dem guten Mann die Vorfahrt genommen hast, meinst du?«, erwidert Ásgeir.

Max und Ásgeir steigen aus, tanken für 500 Kronen (knapp vier Euro), und die Fahrt geht weiter in Richtung Þingvellir-Nationalpark.

Was ist diesmal schiefgelaufen?

Wie die meisten Menschen auf der Welt ist auch Max es gewohnt, als Fahrer auf der äußeren Spur im Kreisverkehr Vorfahrt zu haben. Es gibt also keinen Grund, auf die innere Spur zu achten.

Nicht so in Island: Hier hat immer die innere Spur eines mehrspurigen Kreisverkehrs Vorfahrt. Auch wenn die Verkehrsregeln in Island fast identisch sind mit denen im Rest Europas (und vielen anderen Ländern), macht diese kleine Besonderheit vielen Touristen zu schaffen. Der Umstand, dass Mietwagenverleiher meist nicht extra darauf hinweisen, macht es nicht einfacher.

Wer sich einmal daran gewöhnt hat, entdeckt jedoch schnell auch die Vorzüge dieser Regelung: Unsichere Fahrer haben keinen Grund, auf der äußeren Spur zu bleiben, wie es viele in anderen Ländern regelmäßig tun. Wer aus dem Kreisverkehr herausfahren möchte, kann dies einfach tun. Durch die Vorfahrtsregelung wird einem das Leben an dieser Stelle etwas einfacher gemacht.

Was können Sie besser machen?

Da Sie jetzt wissen, dass es diese Regel gibt, sind Sie schon deutlich besser auf das Autofahren in Island vorbereitet als die meisten Touristen. Abgesehen von dieser Regel gibt es nur wenige, die sich von denen unterscheiden, die Sie aus dem deutschen Straßenverkehr kennen.

Hier alle aufzuführen würde den Rahmen sprengen, es gibt jedoch jede Menge Webseiten, die sich mit dem Thema beschäftigen und auf denen Sie im Detail nachlesen können, was es zu beachten gibt. Auf den Seiten www.safetravel.is sowie www.road.is finden Sie nicht nur Hinweise zu den Wetterverhältnissen, sondern auch Informationen rund um die Verkehrsregeln in Island. In meinem Blog gibt es ebenfalls einen ausführlichen Artikel zum Thema Autofahren in Island auf Deutsch.

Generell kann man sagen, dass es in Island besonders ratsam ist, vorausschauend zu fahren. Nicht nur die vom Winter teilweise stark in Mitleidenschaft gezogenen Straßen, sondern auch die vielen frei laufenden Schafe im Land machen es notwendig, immer mit voller Aufmerksamkeit hinter dem Lenkrad zu sitzen.

AUTOFAHREN IN ISLAND

Island ist wohl eines der Länder, in denen Autos am meisten gebraucht werden: Wegen der langen Distanzen und des schlechten Wetters sind Transportmittel wie Fahrräder, Eisenbahnen oder auch Busse keine echten Alternativen. Die meisten Isländer haben also mindestens ein Auto, oft auch mehrere. Während in der Hauptstadt Reykjavík und in der zweiten größeren Stadt Akureyri im Norden auch Kleinwagen häufig zu sehen sind, fahren die meisten Menschen auf dem Land SUVs oder ausgewachsene Geländewagen. Teilweise kommen auch riesige Superjeeps zum Einsatz, die für den Einsatz im Hochland umgebaut und mit mannshohen Reifen ausgestattet wurden.

Im Grunde gibt es in Island zwei Tempolimits: 50 km/h innerhalb und 80 bzw. 90 km/h außerhalb geschlossener Ortschaften. Die 80 km/h gelten dabei auf Schotterpisten. Davon abweichende Tempolimits sind immer ausgewiesen. An die Beschränkung sollte man sich halten, denn die Strafen für Verstöße können enorm ins Geld gehen. Ein Überschreiten des Tempolimits um wenige Stundenkilometer kann bereits mehrere Hundert Euro kosten.

Je abgelegener Sie unterwegs sind, desto vorsichtiger sollten Sie fahren: Schlaglöcher, unbefestigte Straßenränder und herumstreunende Schafe sind nur einige der Überraschungen, die überall lauern können. Die Scheinwerfer sind in Island übrigens jederzeit einzuschalten, egal ob die Sonne scheint oder nicht.

Bei der Buchung eines Mietwagens stellt sich vor allem eine Frage: Allrad oder nicht? Wer im Sommer in Island ist und die Ringstraße entlangfahren möchte, kann das durchaus mit einem Kleinwagen tun. Ein Allradfahrzeug ist in der Nebensaison und in den Übergangszeiten empfehlenswert, aber nicht notwendig. Im isländischen Winter würde ich ein Allradfahrzeug allerdings sehr empfehlen. Die bessere Traktion bietet im Zweifelsfall zusätzliche Sicherheit und macht die Reise auch komfortabler.

Notwendig wird der Allradantrieb, wenn man die F-Straßen Islands befahren will. Diese führen in das Hochland und sind meist nicht viel mehr als grob ausgefahrene Spuren. Große Steinblöcke und Flüsse machen das Passieren schwierig. Einen Jeep zu mieten reicht hier nicht unbedingt aus, man muss auch damit umgehen können. Bitte erkundigen Sie sich eingehend, bevor Sie eine Reise in das Hochland unternehmen!

3

SELTSAME DUSCHEN

Max stinkt es

Im Badezimmer von Max’ neuem Zuhause

Seit ein paar Tagen ist Max jetzt in Island, und so langsam hat er das Gefühl, den Dreh rauszuhaben. Auf der Arbeit läuft es immer besser, er hat die täglichen Routinen mittlerweile gut im Griff und macht fast keine Fehler mehr. Mit den Isländern kommt er ebenfalls gut zurecht, seit er mehr Zeit mit ihnen verbringt und ihre Eigenheiten kennenlernt.

Heute ist ein Gespräch mit dem Chef anberaumt. Tobi will wissen, wie es vorangeht, ob Max sich wohlfühlt und wie die Lage so ist. Die ersten Tage in Island hatten Max viel abverlangt: das Wetter, die kleinen Sprachbarrieren und die neue Umgebung. An all das musste er sich erst mal gewöhnen. Mittlerweile fühlt er sich sehr wohl und freut sich auf die kommenden Wochen und Monate in Reykjavík.

Es wird Zeit, sich fertig zu machen für die Arbeit. Max hat viel zu lange im Bett gelegen und muss sich jetzt beeilen. Schnell geht es erst mal unter die Dusche. Hier muss Max immer etwas vorsichtig sein, denn das heiße Wasser ist kochend, und so muss man über die Mischbatterie zunächst mit viel Gefühl eine Wassertemperatur zusammenmischen, die es einem erlaubt zu duschen, ohne sich zu verbrennen. Das hat er mittlerweile ganz gut raus und hüpft schnell in die kleine Duschkabine. Das Einzige, woran Max sich bisher nicht gewöhnen konnte, ist der Gestank in der Dusche. Das Wasser riecht stark. Der Geruch ist nur beim Duschen vorhanden und danach sofort wieder weg. Heute ist er allerdings so intensiv, dass Max sich ein wenig Sorgen macht und beschließt, das Problem mit Tobi zu besprechen. Hoffentlich keine große Sache, denn wenn irgendwelche Leitungen ausgetauscht werden müssten, hätte Max erst mal keine Bleibe mehr!

Nach dem Duschen kommt das Essen. Seit Max in Island ist, hat er Haferbrei für sich entdeckt. Jeden Morgen gibt es eine riesige Schüssel mit leckerem Porridge, inklusive Zimt, Zucker und Äpfeln. Das macht satt, ist gesund und vor allem im Handumdrehen zubereitet. Weil er heute so wenig Zeit hat, lässt Max das heiße Wasser aus dem Hahn einfach so lange laufen, bis es kaum noch erhitzt werden müsste, und stellt es danach nur kurz auf den Herd. Der Geruch aus der Dusche breitet sich jetzt auch vom Waschbecken her aus, und als Max die ersten Löffel Brei zu sich nimmt, bildet er sich ein, ihn sogar schmecken zu können. Schweren Herzens entschließt er sich, das Porridge lieber nicht aufzuessen und sich unterwegs etwas fürs Frühstück zu holen. Es wird Zeit, er muss zum Tauchladen.

Dort angekommen, erzählt er den Kollegen von dem Gespräch mit Tobi. Dass er am Nachmittag nach der Tour mit ihm sprechen wolle und bei dieser Gelegenheit auch das Problem mit dem Wasser ansprechen könne. Als die Kollegen wegen des Problems mit dem Wasser nachfragen, erzählt Max von den Geschehnissen am Morgen und fügt hinzu: »Ich hoffe, das ist nichts Schlimmes oder vielleicht sogar Gefährliches!«

»Nun, letzte Woche sind zwei Menschen in Kópavogur gestorben, weil sie verseuchtes Wasser getrunken haben. Da würde ich nicht mit spaßen!«, ruft Ásgeir im Brustton der Überzeugung aus dem Eingangsbereich, den er gerade erst betreten hat.

»Jau, jau, jau!«, fügt ein anderer Kollege hinzu und fragt Max: »Grummelt es im Bauch? Wenn ja, solltest du heute etwas kürzertreten und schauen, ob noch andere Symptome dazukommen!«

Max schaut nach unten. Sein Bauch grummelt tatsächlich ein wenig.

Auf dem Weg zum Nationalpark versucht Max mehr herauszubekommen: »Die Leute in Kópavogur, woran sind die denn genau gestorben? Was war da im Wasser und wieso ist das passiert?«

»Manchmal sterben Elfen oder Kobolde, während sie sich in den Rohren herumtreiben, und dann ist das Wasser eben verseucht«, antwortet Ásgeir trocken.

»Ha ha, sehr lustig.« Max ist verärgert und glaubt, dass er nur wieder mal auf den Arm genommen wird.

»Im Ernst: Es verenden manchmal Tiere in der Nähe der Quellen, und wenn diese krank waren, gelangen Keime in das Wasser. Das passiert ab und zu. Das Wasser riecht dann ein wenig nach …«

›Faulen Eiern‹, denkt Max, sagt es aber nicht.

» … faulen Eiern«, vollendet Ásgeir seinen Satz.

Max starrt ihn entsetzt an. Seine Hände wandern reflexartig zu seinem Bauch, und mit großen Augen schaut er zu seinem Kollegen: »Schwefelig, richtig? Verrottet und eklig?«

Ásgeir sieht zu Max hinüber und runzelt die Stirn: »Ganz genau. Hmm. Mach dir mal keine Sorgen, das passiert höchstens ein paarmal pro Jahr. Ich bezweifle, dass es dich erwischt hat!«

Max’ Bauch grummelt wie wild. Er kann sich bereits ausmalen, wie die Bakterien in seinem Inneren ihn langsam anknabbern und dass in wenigen Tagen nicht mehr als ein paar Pfund Knochen von ihm übrig sein werden. Im Besucherzentrum spricht Ásgeir mit der Bedienung und kommt dann zu Max: »Sie haben gerade nichts hier, aber die Kollegen der Mittagsschicht bringen dir ein Prophylaxemittel mit. Dann gehst du heute Abend ins Krankenhaus, und alles wird gut!«