Feuer und Schwert - Biba al-Nasiri - E-Book

Feuer und Schwert E-Book

Biba al-Nasiri

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Beschreibung

Hildegard, eine ältere Dame, erwacht nach einem Hausbrand im Krankenhaus. Dort sieht sie sich einer bösen Kreatur ausgeliefert, die nur eines im Sinn hat: fressen. Wird Hildegard diesem Albtraum entkommen? Eine angsteinflößende Kurzgeschichte von Biba al-Nasiri.

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Feuer und Schwert
Tribus Short Stories

Feuer und Schwert

Biba al-Nasiri

Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Veröffentlicht im Tribus Buch & Kunstverlag GbR

April 2023

1. Auflage

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2022 Tribus Buch & Kunstverlag GbR

Texte: © Copyright by Biba al-Nasiri

Publiziert über: tolino media

Coverdesign: Valmont Coverdesign

Bildmaterial: Canva, Pixabay

Layout: Verena Valmont

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

Tribus Buch & Kunstverlag GbR

Mittelheide 23

49124 Georgsmarienhütte Deutschland

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Feuer und Schwert

 

»Denn der Herr wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch; und der Getöteten vom Herrn wird viel sein.«

Frau Link murmelte die Worte in halblautem, monotonem Singsang. Ihre Augen schienen durch die Stoffblumen auf Hildegards Nachthemd hindurchzuschauen. Blässe spannte sich über hervorstechende Wangenknochen und einen kahl rasierten Schädel.

Seit die sonderbare Nachbarin vor zwei Wochen über ihr eingezogen war, hatte Hildegard sie nie etwas anderes sprechen hören als diesen Satz. Sie schrie ihn die Treppe hinauf und hinab, zischte ihn dem Briefträger entgegen und flüsterte ihn im Aufzug vor sich hin.

Dass sie zu nachtschlafender Zeit Sturm klingelte, um ihren Spruch loszuwerden, war neu und würde hoffentlich nicht zur Gewohnheit werden.

»Wissen Sie, wie spät es ist?«

Vermutlich wusste sie das nicht. Hildegard war sich nicht einmal sicher, ob Frau Link sie überhaupt wahrnahm oder lediglich zu ihrer offenen Wohnungstür sprach.

»Denn der Herr wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch«, wiederholte die Nachbarin, »und der Getöteten vom Herrn wird viel sein.«

»Es ist ein Uhr nachts. Gehen Sie schlafen.«

Frau Link wandte sich ab, was Hildegard einen Moment lang glauben ließ, ihre Worte seien zu ihr durchgedrungen. Jedoch stieg sie nicht die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf, sondern hinunter ins Erdgeschoss. Ihr Bademantel wehte wie eine zerrissene Gardine hinter ihr her und offenbarte, dass sie nichts darunter trug.

Hildegard schüttelte ihre silbergraue Dauerwelle. Ihr Nacken knackte protestierend angesichts der ruckartigen Bewegung.

Verdammt, sie war sechsundsiebzig Jahre alt und brauchte ihren Schlaf!

Nun schellte es ein Stockwerk tiefer. Hildegard vernahm gedämpftes Fluchen, dann flog krachend eine Tür auf.

»Denn der Herr wird durchs Feuer richten und durch sein Schwert alles Fleisch; und der Getöteten vom Herrn wird viel sein.«

»Verpiss dich, du Irre!«

Typisch Herr Peters!

Sie schmunzelte in sich hinein.

Frau Links Schritte entfernten sich und verklangen schließlich.

»Alles in Ordnung bei Ihnen?«

Hildegard beugte sich über das Treppengeländer.

Herr Peters zog hastig seine Pyjamahose hoch, die ihm halb über den Po hinabgerutscht war.

»Ja, abgesehen davon, dass ich in zwei Stunden zur Frühschicht muss und die bekloppte Link mich um meinen Schlaf gebracht hat.«

»Was es wohl mit dem Feuer und Schwert auf sich hat?«

»Jesaja, Kapitel Sechsundsechzig, Vers Sechzehn.«

Fragend schnellten Hildegards Augenbrauen in die Höhe.

»Die Bibel«, sagte Herr Peters. »Haben Sie doch sicher gelesen.«

»Nein. Ich war Lehrerin für Mathematik und Physik. Meine Religion ist die Wissenschaft.«

»Aber ich dachte, dass alle alten Menschen …« Er verstummte und im Neonlicht färbte sich sein Gesicht eine Spur dunkler.

Erneut schmunzelte Hildegard. »Der nahende Tod macht aus einer Atheistin keine Kirchgängerin.«

»Verstehe.«

Er rieb sich das unrasierte Kinn.

---ENDE DER LESEPROBE---