21,99 €
Mit Gelassenheit das eigene Vermögen vermehren Lebenslanges Lernen, Geduld, Gelassenheit, Emotionskontrolle, Nachhaltigkeit und besonnenes Handeln sind die zentralen Lehren der Stoiker. Diese Prinzipien haben nicht nur das tägliche Leben von Epikur, Seneca und Marc Aurel geprägt, sondern können auch beim Investieren der Schlüssel zum Erfolg sein. Dieses Buch vermittelt, wie man mithilfe zeitloser stoischer Prinzipien sein Vermögen vermehren und langfristig sichern kann. Dabei werden die Weisheiten aus entscheidenden Lebensmomenten erfolgreicher Investorinnen und Investoren wie Warren Buffet, Charlie Munger und Geraldine Weiss herangezogen, in den Kontext der stoischen Philosophie gestellt und anschaulich erklärt, wie man diese Erkenntnisse in die Praxis umsetzen kann. "Wenn es darum geht, Vermögen aufzubauen, geht es nicht darum, wie viel du weißt, sondern darum, wie gut du deine Gefühle im Griff hast. Je besser du deine Emotionen im Griff hast, desto konsequenter wirst du sein. Je konsequenter du bist, desto besser kannst du deine Anlagestrategie umsetzen, und das ist es, was dich wohlhabend macht. Dieser mentale Aspekt des Investierens ist bei weitem der wichtigste Teil. Am Ende dieses Buches wirst du diesen stoischen Vorteil haben." Darius Foroux "Die Wahrheit ist, dass wir es uns nicht leisten können, nicht zu investieren." Darius Foroux "Wenn deine Finanzen solide sind, während dein Geist friedlich ist, ist das wahrer Reichtum. Wenn du dich nicht mehr nur auf deine Arbeit verlassen musst, um Geld zu verdienen, wenn dein Geld sich an der Börse von selbst vermehrt, dann kannst du dich endlich aus der Falle befreien, deine Zeit gegen Geld zu tauschen." Darius Foroux "Darius hat die einzigartige Fähigkeit, komplexe Ideen in einfache Geschichten zu verwandeln." Morgan Housel, Autor des SPIEGEL-Bestsellers Über die Psychologie des Geldes
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Mehr über unsere Autorinnen, Autoren und Bücher:
www.piper.de
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel The Stoic Path to Wealthbei Portfolio/Penguin, New York
© Darius Foroux, 2024All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.This edition published by arrangement with Portfolio, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.
Für die deutsche Ausgabe:
© Piper Verlag GmbH, München 2024
Covergestaltung: BÜRO JORGE SCHMIDT, München
Covermotiv:Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock und AdobeStock genutzt
Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
Inhalte fremder Webseiten, auf die in diesem Buch (etwa durch Links) hingewiesen wird, macht sich der Verlag nicht zu eigen. Eine Haftung dafür übernimmt der Verlag nicht. Wir behalten uns eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.
Cover & Impressum
Einleitung – Warum Stoizismus hilft, Wohlstand aufzubauen
1 – Mein Streben nach dauerhaftem Wohlstand
Herausforderung Nr. 1: Volatilität
Herausforderung Nr. 2: Beständigkeit
Herausforderung Nr. 3: Frühere Verluste
Warum der Umgang mit den eigenen Emotionen der Schlüssel zum Anlageerfolg ist
2 – Wohlstand aufbauen durch die Anwendung uralter Weisheit
Die vier bekanntesten Stoiker
Stoizismus und Investieren verbinden
3 – Sich in drei Schritten einen Stoischen Vorsprung verschaffen
Drei Schritte zur Erlangung eines Stoischen Vorsprungs
Wie dieses Buch Ihnen hilft, Wohlstand aufzubauen
Erster Grundsatz – Investieren Sie in sich selbst
4 – Nützliche Fähigkeiten sind wichtiger als Geld
Vom Schulabbrecher zum 100-Millionen-Dollar-Mann
Schneller lernen mit dem »Sprungbrett der Fähigkeiten«
1. Arbeiten Sie mit Ihren natürlichen Fähigkeiten
2. Lernen Sie von den Besten
3. Lösen Sie sich von Ihren Mentoren
4. Geben Sie Ihr Bestes, aber übernehmen Sie sich nicht
5 – Die verborgenen Prinzipien des Marktes
Alles über das Geschäft des Investierens lernen
Die drei Grundprinzipien des Aktienmarktes
1. Erträge
2. Makrofaktoren
3. Kollektive Psychologie
Ignorieren Sie die Geschichten – konzentrieren Sie sich auf das Grundsätzliche
6 – Beständigkeit zahlt sich aus: Investieren als Gewohnheit
Die First Lady der Wall Street
Machen Sie sich das Investieren zur Gewohnheit, indem Sie es leicht machen
Gesetz 1: Klein anfangen
Gesetz 2: Automatisieren
Zweiter Grundsatz – Akzeptieren Sie Verluste
7 – Finden Sie sich mit kurzfristigen Verlusten ab
Wetten auf eine erfolgreiche Zukunft
Drei Schritte, um besser mit finanziellen Verlusten umzugehen
1. Bleiben Sie stets gleichmütig
2. Tun Sie nichts, wenn der Markt abstürzt
3. Legen Sie nach, wenn Sie können
8 – Vermeiden Sie es, Ihr ganzes Geld zu verlieren
Der zockende Mathematikprofessor, der nicht verlieren konnte
Vermeiden Sie Verluste mit den »Drei stoischen Regeln für fundiertes Investieren«
1. Investieren Sie in das, was Sie kennen
2. Investieren Sie nicht mit geliehenem Geld
3. Investieren Sie nur Geld, auf das Sie längere Zeit verzichten können
9 – Gier ist nicht gut
Weiterkommen durch Durchschnittlichkeit
Stoische Übungen zur Ausschaltung der Gier
Übung 1: Erstrebe nur, was du kontrollieren kannst
Übung 2: Mäßige deine Gewohnheiten
Dritter Grundsatz – Vermehren Sie Ihr Geld
10 – Lassen Sie Ihr Geld arbeiten
Vom Caddie Boy zum Verwalter von Milliarden
Tipps für den Vermögensaufbau über den Markt
1. Optimieren Sie die Zeitrendite
2. Beginnen Sie jetzt zu investieren, nicht erst morgen
3. Vermeiden Sie hohe Gebühren
11 – Vertrauen Sie auf Ihr Urteilsvermögen
Trennung vom »größten Investor, der je gelebt hat«
Strategien zur Verbesserung des eigenen Urteilsvermögens
Strategie 1: Streben Sie nach reinem Urteilsvermögen
Strategie 2: Lösen Sie sich von den Ergebnissen
Strategie 3: Erkennen Sie, was Sie nicht wissen
12 – Halten Sie sich an Ihre Anlagestrategie
Wenn es sich auszahlt, in sich selbst zu investieren
Wie Sie Ihren Plan durchziehen
1. Ignorieren Sie den Lärm
2. Vergleichen Sie sich mit Leuten, die nicht investieren
3. Setzen Sie sich finanzielle Ziele, die Sie selbst kontrollieren können
Stoische Anlagetechniken
13 – Wie man mit dem Investieren in Aktien beginnt
Wie man in der Vermögensaufbauphase investiert
Wie viel Sie investieren sollten
Brauchen Sie einen Finanzberater?
14 – In den Ruhestand gehen wie ein Stoiker
Wie und wann Sie Geld abheben
Vermeiden Sie es, in der Zukunft zu leben
15 – Die 90/10-Regel des Spekulierens
Grundregel 1: Handeln Sie unregelmäßig
Grundregel 2: Begrenzen Sie Ihre Verluste auf 10 Prozent
Grundregel 3: Niemals runtermitteln
Grundregel 4: Kaufen Sie keine allgemein beliebten Werte
Grundregel 5: 20 Prozent Gewinn sind genug
Ein Spiel der Disziplin, des Geschicks oder des Glücks
Schlussbetrachtung: Seien Sie aus Granit
Dank
Stichwortverzeichnis
Anmerkungen
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Register
Ich wurde 1987 in Teheran geboren, auf dem Höhepunkt des Krieges mit dem Irak. Ein Jahr später verließ meine Mutter das Land und ging in die Niederlande, wo sie bereits Familienmitglieder hatte, die einige Monate zuvor den gleichen Schritt unternommen hatten. Mein Vater durfte das Land während eines Krieges nicht verlassen, also musste meine Mutter die Reise allein antreten. Als sie sich bei der niederländischen Einwanderungsbehörde meldete, hatte sie kein Geld und nur einen Koffer – das war alles. Mein Vater kam 1990 ohne jegliche Besitztümer an. Er musste auf dem Landweg reisen, wofür er fast zwei Monate brauchte. Das klingt dramatisch, aber es ist die Geschichte von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Wenn Sie in den Vereinigten Staaten, dem Land der Einwanderer, leben, kamen Ihre Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern wahrscheinlich unter ähnlichen Umständen ins Land.
Jeder, der sein Geburtsland aus der Not heraus verlässt, muss bei null anfangen. Meine Eltern mussten sich neu ausbilden lassen, eine neue Sprache lernen, sich an eine andere Kultur anpassen, ein soziales Leben aufbauen und eine bessere Zukunft für sich, meinen Bruder und mich schaffen. Solange ich mich erinnern kann, lebte unsere Familie von der Hand in den Mund; wir waren bis zum Hals verschuldet. Bei uns zu Hause drehte sich von Anfang an alles um Geld oder vielmehr um den Mangel daran.
Meine Eltern taten ihr Bestes, um uns gut zu erziehen, aber sie stritten sich immer über die Preise für alles, von Lebensmitteln bis zu Kleidung. Trotz unserer begrenzten Mittel mussten mein Bruder und ich nie hungrig ins Bett gehen und hatten sogar eine Nintendo-Spielkonsole. Aber irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen. Als ob ich der Grund für ihre finanziellen Probleme wäre. Obwohl ich die finanziellen Schwierigkeiten meiner Eltern nicht genau kannte, konnte ich die ständige Anspannung im Haus spüren. Ich hatte Angst, alles zu verlieren, was wir hatten. Ein immer wiederkehrender Gedanke von mir war: »Wenn sie mich nicht hätten, müssten sie nicht so viel Geld ausgeben und würden sich nicht streiten.« Heute weiß ich, dass dies die Gedanken eines übermäßig verantwortungsbewussten Kindes waren. Aber meine Kindheit hat mir ein Gefühl der Dringlichkeit eingeflößt. Ich war fest entschlossen, reich zu werden, damit wir nicht mehr so leben mussten.
Das war der Grund, warum ich an der Universität BWL und Finanzwissenschaften studierte. Ich weiß noch, wie sehr sich meine Klassenkameraden mit der Wahl des richtigen Studienfachs abmühten. Für mich war das überhaupt keine Frage. Mein einziges Ziel war es, eine Menge Geld zu verdienen. Und ich war davon überzeugt, dass ein Wirtschaftsstudium der erfolgversprechendste Weg zu diesem Ziel ist.
Im Jahr 2007, als ich noch auf dem College war, bekam ich einen Job bei der ING, einer multinationalen niederländischen Bank. Die ING war damals auf internationalem Terrain unterwegs und besaß Niederlassungen in der ganzen Welt. Das war vor der globalen Finanzkrise, und die Branche war noch weit weniger reguliert als heute. An den Abenden arbeitete ich bei der ING, zunächst in der Abteilung für Privatkunden, wo ich Kunden bei alltäglichen Aufgaben wie der Beantragung von Kreditkarten oder Privatkrediten half. Nachdem ich drei Monate lang viele Kreditkarten an Kunden verkauft hatte, wurde mir eine Stelle als Berater für Investmentfonds in der Anlageabteilung angeboten. Damit ging ein Traum in Erfüllung. Schon als Teenager liebte ich die Welt der Finanzen, die in Filmen wie Wall Street und Boiler Room (deutscher Titel: Risiko – Der schnellste Weg zum Reichtum) verherrlicht wurde. Als sich mir diese Gelegenheit bot, stellte ich mir vor, Aktien am Telefon zu verkaufen, genau wie die von Charlie Sheen verkörperte Figur Bud Fox in Wall Street. Ich verkaufte dann zwar keine Aktien einzelner Unternehmen wie Bud, aber ich verkaufte Investmentfonds, also Körbe von Aktien, was der Sache schon sehr nahekam. Ich fühlte mich wie ein Börsenmakler.
In der niederländischen Finanzdienstleistungsbranche war es damals erstaunlich einfach, Berater zu werden. Ich nahm an einem dreiwöchigen Schulungsprogramm teil, und schon war ich startklar. Meine Aufgabe war einfach: bestehende Kunden anzurufen, die bereits in andere Finanzprodukte investiert hatten, und sie davon zu überzeugen, Geld in die neuesten Investmentfonds zu investieren, die die Bank eingeführt hatte. Die Verkaufsgespräche liefen super, und die Kundenanrufe waren eine tolle Erfahrung. Das war eine Zeit, in der die Menschen gerne mit einem Bankmitarbeiter sprachen, eine Zeit, in der man noch Vertrauen in Banker hatte.
Wenn ich zurückblicke, denke ich jedoch: »Wie kann ein zwanzigjähriger Jungspund nach einem dreiwöchigen Trainingsprogramm Kunden beraten, worin sie ihr Geld investieren sollten?« Es ging nur um Profit. Die Bank legte immer wieder neue Investmentfonds zu bestimmten Themen wie nachhaltige Energie, Schwellenländer, Technologie und anderes auf. Ein Investmentfonds ist ein Korb von Aktien, die von einem Fondsmanager ausgewählt werden. Wenn Sie in diese Fonds investieren, setzen Sie auf den potenziellen Erfolg des Fondsmanagers. Ziel war es, so viele Anleger wie möglich zu gewinnen, denn die Bank erhielt eine Gebühr für das Geld, das die Kunden investierten. Und es war einfach, Kunden zu gewinnen, denn wer kann schon dem Versprechen widerstehen, Geld zu verdienen, ohne dafür arbeiten zu müssen? Einfach Geld in einen Fonds investieren und warten, bis man reich wird.
Nach meinen ersten Geschäften hielt ich mich für ein Anlagegenie. Ich erzählte allen von meiner Arbeit: meiner Familie, Freunden, Kommilitonen und Professoren. Mit dem Geld, das ich bei der Bank verdient hatte, kaufte ich sogar Aktien der ING. Gleich nachdem ich die Wertpapiere erworben hatte, rieb ich mir die Hände und wartete darauf, selbst reich zu werden. Ich kaufte die Aktien zu einem Kurs von etwa 27 Dollar. Aber ein Jahr später wurde die Aktie von ING Direct für etwa 3 Dollar gehandelt. Ich war auf dem Höhepunkt der Immobilienmarktblase, die die Finanzkrise von 2008/09 auslöste, in den Markt eingestiegen. Ich fühlte mich miserabel, als ich so viel Geld verlor. Dieses Gefühl verfolgte mich über Jahre hinweg.
Ich verkaufte zwar nicht am Tiefpunkt, hielt aber bis 2011 an der ING-Aktie fest, als ich schließlich die emotionale Achterbahnfahrt nicht mehr aushielt und sie zu einem Preis von etwa 11 Dollar abstieß. In vier Jahren hatte ich 60 Prozent meines Geldes verloren. In der Zwischenzeit hatte der breite Markt seine Verluste bereits wieder aufgeholt und stand sogar höher als vor der Finanzkrise. Ich hatte zwar nur etwa 2000 Dollar investiert, aber mehr als die Hälfte seines Vermögens zu verlieren tut weh, egal wie hoch der Geldbetrag ist. Als ob es nicht schon schmerzhaft genug wäre, in der Jugend mit finanziellen Problemen aufzuwachsen, wurde ich nun auch noch am Aktienmarkt gebeutelt. Investieren war einfach zu schwierig. Wie jeder, der an der Börse Geld verliert, dachte ich, das sei nur etwas für reiche Leute oder Wall-Street-Banker in Dreiteilern. Obwohl ich einen Master in Betriebswirtschaft besaß und mich auf Finanzen spezialisiert hatte, fehlte mir das Vertrauen darauf, dass man mit Aktien ein Vermögen aufbauen kann. An dem Tag, als ich meine Aktien verkaufte, hatte ich aufgegeben.
Tatsächlich aber ist es so, dass wir es uns gar nicht leisten können, nicht zu investieren. Das alltägliche Leben wird immer teurer. Die Preise für Lebensmittel, Benzin, Versicherungen, Energie und fast alles andere steigen. Viele Menschen können es sich nicht leisten, ein Haus zu kaufen. Und was noch schlimmer ist: Die Löhne steigen nicht schnell genug, um mit der Inflation Schritt zu halten.[1] In Wirklichkeit nimmt unser Wohlstand jedes Jahr ab … es sei denn, Sie besitzen Vermögenswerte. Die folgende Grafik zeigt, wie sich die Inflation im Laufe der Zeit auf Ihr Bargeld auswirkt. Zwischen 1980 und 2022 betrug die Inflation in den USA im Durchschnitt 3,06 Prozent pro Jahr (einschließlich der hohen Inflation in den Jahren 2021 und 2022).[2]
Abbildung 1: Der Unterschied zwischen positiver Akkumulation am Aktienmarkt und negativer Akkumulation durch Inflation
Im Vergleich dazu erzielte der Markt (wenn ich von »dem Markt« spreche, beziehe ich mich immer auf den S&P 500, einen Index von Standard & Poor’s, der die 500 größten börsennotiertenUS-Unternehmen enthält) eine durchschnittliche jährliche Rendite von 11,44 Prozent.[3] Seit der Schaffung des S&P 500 im Jahr 1928 stieg der Index durchschnittlich um rund 10 Prozent pro Jahr.[4] Bereinigt man diesen Wert um die Inflation, so lieferte der Markt eine jährliche Rendite von 8,38 Prozent. Das hört sich vielleicht nicht nach viel an. Aber sehen Sie sich die Alternative an, die darin besteht, beim Bargeld zu bleiben.
Für Bargeldbesitzer ist das ein unschönes Bild. Nehmen wir an, Sie hätten 1980 1000 Dollar unter Ihre Matratze gelegt. 42 Jahre später, im Jahr 2022, hätte dieses Geld einen realen Wert von 240 Dollar gehabt.[5] Hätten Sie dieses Geld jedoch in den S&P 500 investiert, hätten Sie eine reale (inflationsbereinigte) Rendite von 29 632,50 Dollar erzielt.[6] In dieser Zeitspanne haben wir Kriege, Rezessionen, Naturkatastrophen, politische Spannungen, Börsenblasen, Zinserhöhungen und eine schwere Finanzkrise erlebt. Außerdem hatten wir eine weltweite Pandemie, die fast sieben Millionen Todesopfer forderte,[7] und mussten mit einer Reihe von Folgeproblemen kämpfen wie zweistelligen Inflationsraten, Problemen in den Lieferketten und Arbeitskräftemangel. Und die ganze Zeit über stiegen die Preise für Vermögenswerte. Das Problem ist, dass nicht jeder Vermögenswerte besitzt. Das ist die Ursache für die Vermögensungleichheit.
So gut wie jedes Land auf der Welt, egal wie hoch entwickelt es ist, hat ein Problem mit der zunehmenden Ungleichheit. Im reichsten und wohlhabendsten Land der Welt, den USA, hat sich beispielsweise die Kluft zwischen den reichsten und den ärmsten Familien von 1989 bis 2016 verdoppelt.[8]
Es ist kein Wunder, dass die wirtschaftliche Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten die Aufmerksamkeit von Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern auf sich gezogen hat. Trotzdem hat sich nicht viel geändert, denn die meisten Menschen konzentrieren sich auf die Steigerung ihres Gehalts. Ein höherer Verdienst mag zwar eine unmittelbare finanzielle Entlastung bringen, ist aber nicht der Weg zu langfristigem Wohlstand. Die Daten zeigen, dass bei 99 Prozent der Steuerzahler, die weniger als 500 000 Dollar verdienen, 75 Prozent ihres Einkommens auf Gehälter und Löhne entfallen. Bei Millionären machen die Gehälter nur 15 bis 50 Prozent ihres Einkommens aus.[9]
Wir wissen also, wie man reich wird: Investieren Sie Ihr Geld in zuverlässige Vermögenswerte und lassen Sie es mit der Zeit wachsen. Das klingt so einfach, und doch ist es eines der schwierigsten Dinge im Leben. Denn wir wollen nicht nur um jeden Preis reich werden. Wir wollen mehr Geld, aber wir wollen gleichzeitig auch unseren Seelenfrieden haben. Diese beiden Dinge passen nicht immer zusammen. Man kann so viel Geld haben, dass man sich nie mehr um das Bezahlen der Rechnungen Sorgen machen muss, und trotzdem vor Angst vergehen, dieses Geld zu verlieren.
Wir sollten in finanzieller, aber auch in geistiger Hinsicht prosperieren. Wenn Ihre Finanzen stabil sind und Ihr Geist ausgeglichen ist – das ist wahrer Reichtum. Wenn Sie sich nicht mehr ausschließlich auf Ihre Arbeit verlassen müssen, um Geld zu verdienen. Wenn sich Ihr Geld auf dem Aktienmarkt von selbst vermehrt. Dann können Sie sich endlich aus der Falle befreien, Ihre Zeit gegen Geld zu tauschen.
Während die Wirtschaft trotz katastrophaler Ereignisse weiter wächst und der Markt sich folglich positiv entwickelt, gibt es einige Herausforderungen, wenn es darum geht, langfristig erfolgreich zu investieren.
Viele von uns wissen, dass ein Engagement am Aktienmarkt ein guter Weg ist, um Vermögen aufzubauen. Das Problem besteht darin, dass Investitionen in Aktien schwierig sind, weil der Markt sehr schwankungsfreudig ist. Die Kurse steigen und fallen ständig, was zwei starke menschliche Emotionen anspricht: Angst und Gier. Wir haben Angst, wenn sich der Markt verschlechtert. Wir werden gierig, wenn die Kurse zu steigen beginnen, und verspüren den Drang, unser gesamtes Erspartes sofort in den Markt zu stecken.
Diese Dynamik hat sich an den Aktienmärkten seit 2020 noch verstärkt. Seit der COVID-19-Pandemie ist der Handel mit Aktien beliebter denn je geworden. Im Jahr 2011 machten Privatanleger etwas mehr als 10 Prozent des gesamten Handelsvolumens am Aktienmarkt aus. Im ersten Quartal 2021 waren es schon fast 25 Prozent.[10]
Doch die Märkte sind tückischer geworden. Eine Möglichkeit, die Volatilität zu messen, besteht darin, zu ermitteln, wie oft sich der S&P 500 an einem einzigen Tag um mindestens 1 Prozent in die eine oder andere Richtung bewegt. Im Jahr 2022 traten solche Schwankungen beim S&P 500 an mehr als 87 Prozent der Handelstage auf, was zuvor nur während des Höhepunkts der globalen Finanzkrise von 2008 beobachtet worden war.[11] Ein weiteres Maß, der CBOE Volatility Index (oder VIX), der die vom Markt erwartete kurzfristige Schwankungsbreite des S&P 500 misst, verharrte von Februar 2020 bis Anfang 2023 auf erhöhtem Niveau.
All dies bedeutet: Die Volatilität ist hoch, was den Markt unberechenbar erscheinen lässt. Wenn Sie auf diese täglichen Schwankungen zu reagieren versuchen, werden Sie entweder Geld verlieren, oder Sie können auch an der Seitenlinie bleiben. Sie werden erfolgreich sein, wenn Sie trotz der schwankenden Natur des Marktes Ruhe bewahren.
Die Wahl der richtigen Anlagestrategie ist schwierig. Sie haben buchstäblich Hunderttausende von Möglichkeiten, Ihr Geld zu investieren. Die meisten Brokerfirmen bieten die Möglichkeit, Aktien und Rohstoffe aus der ganzen Welt zu handeln. Während ich dies schreibe, gibt es weltweit mehr als 59 000 Unternehmen, in die Sie investieren können.[12] Darüber hinaus existieren unzählige andere Anlageinstrumente wie börsengehandelte Fonds (Exchange-Traded Funds – ETFs), Investmentfonds, Anleihen und Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer sowie Kryptowährungen.
Darüber hinaus gibt es Tausende von »Experten«, die alle möglichen Ereignisse in der Wirtschaft vorherzusagen versuchen. Es gibt Leute in den sozialen Medien, die vor einem totalen Zusammenbruch des Dollars in einem Jahrzehnt warnen. Unsere Welt wird immer schneller, lauter und chaotischer, was uns nur noch mehr überfordert. Wir können nicht mehr unterscheiden, was wichtig ist und was nicht, und was wahr ist und was nicht.
Und wenn wir versuchen, in etwas zu investieren, werden wir von der nächstbesten Sache, die uns über den Weg läuft, abgelenkt. Wir probieren zu viele verschiedene Arten von Strategien aus, was uns daran hindert, jemals konsequent zu sein. Erfolgreiches Investieren bedeutet, irrelevante Informationen auszublenden, die Kraft aufzubringen, an seiner Strategie festzuhalten, und dem Drang zu widerstehen, jeder neu auftauchenden Gelegenheit nachzugehen.
Dass man an der Börse hin und wieder Geld verliert, ist normal. Studien, die sich mit den Erfolgsquoten sehr aktiver Privatanleger befassen, zeigen, dass nur zwischen 1 Prozent und 3 Prozent kurzfristig Geld verdienen.[13] Es ist schwer vorstellbar, dass bis zu 99 Prozent aller Händler Verluste machen, aber das wundert mich nicht. Jeder, mit dem ich gesprochen habe, der sich jemals am Kauf und Verkauf von Aktien versucht hat, hat irgendwann einmal Geld verloren.
Mit Aktien zu handeln, um kurzfristig Gewinne zu erzielen, hört sich immer gut an (wer möchte nicht mit ein paar Klicks in seiner Aktienhandels-App Geld verdienen?), aber wenn die Leute erkennen, dass die Chancen gegen sie stehen, haben sie wahrscheinlich schon so viel Geld verloren, dass sie die Nase voll haben von Aktien.
Was ist mit den Profis? Etwa 80 Prozent der professionellen Geldverwalter schneiden schlechter ab als der S&P 500.[14] Das ist der Grund, warum so viele Menschen schlechte Erfahrungen mit Investitionen machen. Wahrscheinlich haben auch Sie schon Geld mit Investitionen verloren. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man, wenn man am Markt schmerzliche Verluste erlitten hat, lieber die Finger davon lässt. Aber man merkt auch, dass man sich leicht verdientes Geld entgehen lässt. Denn darauf läuft es im Grunde hinaus, wenn man in Aktien investiert: Man steckt sein Geld in den Markt und wartet, bis man reich wird.
Ich habe immer geglaubt, dass Investieren ein intellektuelles Rätsel sei. Ich dachte: »Wenn ich doch nur die richtige Formel hätte«, als ob das Investieren gewissermaßen eine mathematische Gleichung wäre, die man lösen könnte. Damit war ich beileibe nicht der Einzige. Allein im Jahr 2021 wurden mehr als 80 Millionen Bücher in der Warengruppe Wirtschaft verkauft.[15] Viele dieser Bücher behandeln die rationalen Aspekte des Investierens. Sie lehren eine Methodik für Investitionen. Deshalb denken viele von uns, dass es beim Investieren nur darum gehe, zu lernen, wie man es vom praktischen Standpunkt aus angeht. In Wahrheit wissen die Profis, dass es beim Investieren nicht in erster Linie um Theorie oder Wissen geht, sondern darum, seine Emotionen im Griff zu haben.
Benjamin Graham, der in den 1930er-Jahren den ersten systematischen Ansatz für das Investieren entwickelte, sagte einmal: »Menschen, die ihre Emotionen nicht beherrschen können, sind schlecht dazu geeignet, vom Anlageprozess zu profitieren.«[16]
Dies steht in krassem Gegensatz zur landläufigen Meinung. Der FilmPi, der 1998 in die Kinos kam, fasst die Vorstellung, die Millionen von uns vom Investieren haben, sehr gut zusammen. Der Film handelt vom Weltklasse-Mathematiker Max Cohen, der versucht, numerische Muster hinter dem Aktienmarkt zu entdecken, um dessen Richtung zu prognostizieren. Doch so sehr er sich auch anstrengt, er findet keinen Weg, den Markt vorherzusagen, was ihn in den Wahnsinn treibt. Schließlich vernichtet Max seine gesamte Arbeit und gibt auf. Max’ Streben ist etwas, das viele von uns schon in weniger dramatischer Weise erlebt haben. Wir fangen an zu investieren, indem wir auf Ratschläge in den Nachrichten oder den sozialen Medien hören, verlieren Geld, reagieren emotional und sagen, dass Trading mit Aktien nur etwas für Wall-Street-Profis sei. Ich habe diese Erfahrung während des Börsencrashs 2008 gemacht, der in Amerika 10 Billionen Dollar an Vermögen vernichtete.[17]
Ich dachte, dass mehr Wissen über Investitionen und Finanzen mir helfen würde, Verluste zu vermeiden. Zusätzlich zu meinen Abschlüssen studierte ich die Strategien erfolgreicher Investoren. Ich befasste mich mit Value-Investoren wie Warren Buffett, Charlie Munger, Peter Lynch, Bill Ackman, Geraldine Weiss, Joel Greenblatt und anderen. Diese Investoren verfolgen eine langfristige Strategie, die sich hauptsächlich darauf konzentriert, qualitativ hochwertige Unternehmen auszuwählen. Um mein Wissen über den Aktienmarkt zu vertiefen, habe ich mich auch mit Tradern wie Jesse Livermore, Martin S. Schwartz, Martin Zweig, Paul Tudor Jones und vielen anderen beschäftigt. Diese Seite des Finanzwesens unterscheidet sich vom Investieren. Trader sind eher darauf bedacht, einen kurzfristigen Gewinn zu erzielen, indem sie von Preisunterschieden profitieren. Sie kaufen einen Vermögenswert und beabsichtigen, ihn zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. Der zugrunde liegende Wert des Vermögensgegenstands interessiert sie nicht immer, Hauptsache, der Kurs steigt.
Aber erst 2017 habe ich endlich den wahren Schlüssel zum Anlageerfolg herausgefunden, zehn Jahre nachdem ich meine ersten Aktien gekauft hatte. Nach all den Bemühungen, mich weiterzubilden und die Grundsätze des Investierens zu beherrschen, hatte ich immer noch zu viel Angst, mein eigenes Geld auf dem Markt zu riskieren. Alle paar Jahre investierte ich in einige Aktien, aber ich fand nie einen Weg, beständig zu sein. Ich fühlte mich wie Max Cohen in Pi. Ich war nahe daran, aufzugeben. Denn wie viel Wissen ich mir auch aneignete, ich hatte immer noch nichts vorzuweisen. Ich würde Ihnen gerne erzählen, dass ich mich aus reiner Neugier der Philosophie zugewandt habe, aber es war eine Notwendigkeit. Mein Streben nach Reichtum führte zu nichts, und ich hatte das Gefühl, dass ich meine geistige Gesundheit schützen musste. Als ich eines Tages auf Seneca stieß, einen der bekanntesten Stoiker, verstand ich endlich, warum ich aufgehört hatte zu investieren und auch nie wieder damit angefangen hatte. Seneca schrieb:
»Am Anfang ist jede Leidenschaft schwach. Dann entfacht sie sich selbst und gewinnt mit dem Fortschreiten an Kraft. Sie lässt sich leichter ausschließen als austreiben. Wer wollte leugnen, dass jede Leidenschaft von einem gleichsam naturgemäßen Ursprung ausgeht? Die Sorge für uns selbst hat uns die Natur aufgetragen, aber wenn Du ihr zu sehr nachgegeben hast, dann ist sie ein Laster.«[18]
Im Laufe der Jahre hatte ich meine Gefühle immer stärker werden lassen. Schließlich war die Angst, auf dem Markt Geld zu verlieren, so groß geworden, dass sie mich lähmte. Und ich suchte nach dem falschen Heilmittel. Ich dachte, dass mehr Wissen mir helfen könnte, Geld zu verdienen, aber was ich wirklich brauchte, war die Sorge um mich selbst, wie Seneca es ausdrückte. Ich musste aufhören, mich meinen Gefühlen hinzugeben. Alles drehte sich. Mir schien es, als hätte ich plötzlich eine ganz andere Sicht auf ein altes Thema gewonnen. Es war, als würde ich ein Problem aus einem völlig neuen Blickwinkel betrachten. Jahrelang steckte ich in den Schützengräben fest. Jetzt saß ich in einem Hubschrauber und sah von oben das ganze Bild. Mir wurde klar:
Um an der Börse dauerhaften Wohlstand aufzubauen, muss ich meine Gefühle in den Griff bekommen.
Um meine Emotionen zu beherrschen, kann ich den Stoizismus heranziehen.
Dann kann ich den Stoizismus auf meine Anlagestrategie anwenden, sodass ich meine Emotionen an der Börse unter Kontrolle bekomme.
Wenn ich das schaffe, erlange ich Beständigkeit und kann mein Geld im Laufe der Zeit vermehren.
Nach meinem Heureka-Moment war ich begierig, mehr zu erfahren. Sicherlich hatte jemand bereits darüber geschrieben, wie man den Stoizismus nutzen kann, um ein besserer Anleger zu werden. Aber anscheinend gab es dazu noch nichts – also begann ich, meine eigene Reise als stoischer Investor zu dokumentieren.
Im Juli 2015 begann ich mit der Veröffentlichung eines Newsletters und von Artikeln über Philosophie, Karriere, persönliche Finanzen und Wirtschaft auf meiner Website dariusforoux.com. Ich habe mittlerweile über 500 Artikel veröffentlicht, die von mehr als 30 Millionen Menschen gelesen wurden, von Führungskräften in Fortune-500-Unternehmen bis hin zu Profisportlern. Meine Arbeit wurde zum Beispiel von Forbes, Entrepreneur, Business Insider und The Economist veröffentlicht. Im Jahr 2020 beauftragte mich die Publikationsplattform Medium, eine wöchentliche Kolumne über Stoizismus zu schreiben, die inzwischen mehr als 275 000 Follower hat.
Ich hatte mehrere Jahre lang den Stoizismus wie auch das Investieren an der Börse separat erforscht und darüber geschrieben, aber erst im Februar 2021 habe ich beide Themen in meinen Veröffentlichungen zusammen behandelt. Ich hatte meine stoische Anlagestrategie schon seit Jahren im Stillen getestet. Als ich anfing, nach stoischen Prinzipien zu investieren, sah ich sofort die Vorteile in Form von mentaler Stärke und positiven Renditen für mein Aktienportfolio. Meine große Bewährungsprobe kam im März 2020, als der S&P 500 innerhalb eines Monats um 34 Prozent fiel.[19] Mein altes Ich hätte sich zu Tode erschreckt und am Tiefpunkt verkauft. Mein stoisches Ich hat dagegen einfach ruhig weiter investiert. Ich war mir sicher, dass diese Strategie funktionierte, und ich wusste, dass es an der Zeit war, das Gelernte weiterzugeben. Zu diesem Zeitpunkt begann ich mit der Arbeit an einem Artikel, der den Titel des Buches trägt, das Sie gerade lesen. In diesem Artikel stellte ich kurz die Idee des stoischen Weges zum Reichtum vor. Ich wurde sofort von E-Mails und Nachrichten von Lesern überschwemmt, die mehr über dieses Thema erfahren wollten. Da wurde mir klar, dass ich das Buch schreiben musste, nach dem ich gesucht hatte.
Der Stoizismus ist eine philosophische Denkschule, die im 3. Jahrhundert v. Chr. von Zenon von Kition in Athen gegründet wurde.[20] Zenon stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Kition, einer phönizischen Stadt auf dem heutigen Zypern; er trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde ebenfalls Kaufmann. Auf einer scheinbar normalen Verkaufsfahrt erlitt er vor der Küste Athens Schiffbruch und büßte seine gesamte Ladung ein. Zenon verlor an diesem Tag ein Vermögen.
Er entschloss sich, nach Athen zu gehen, wo ihm ein Buch in die Hände fiel, das Sokrates und sein Leben darstellte. Zenon fragte den Buchhändler: »Wo finde ich einen solchen Mann?« In diesem Augenblick ging zufällig ein athenischer Philosoph namens Krates von Theben an dem Laden vorbei, der der philosophischen Richtung der Kyniker angehörte. Der Buchhändler zeigte auf ihn – das ist dein Mann. So wurde der Stoizismus geboren. Zenon erlitt einen Verlust, suchte in einer Buchhandlung nach Antworten, stieß dabei auf die Philosophie und wollte daraufhin mehr über dieses Thema erfahren. Entdecken wir nicht alle die Philosophie auf diese Weise? Denn darum geht es doch: um das Streben, den eigenen Schmerz zu bewältigen, um inneren Frieden zu finden.
Der Stoizismus verbreitete sich von einem Lehrer zum anderen und wurde allmählich überall in Griechenland und in Rom populär. Es war eine nützliche Philosophie, um sich inmitten all der politischen Unruhen, Konflikte und Bürgerkriege zurechtzufinden, die es zu dieser Zeit zuhauf gab. Unsere Welt unterscheidet sich zwar stark vom alten Rom, aber diese philosophischen Lehren sind heute noch genauso relevant. Die Einfachheit und Nützlichkeit des Stoizismus ist der Grund dafür, dass er auch nach Zenon über die Jahrhunderte hinweg lebendig geblieben ist.
Die Grundlage des Stoizismus beruht auf der Erkenntnis, dass man sich im Klaren sein muss darüber, was man selbst beeinflussen kann und was nicht. Die Wahrheit ist, dass wir nur unsere Handlungen, Überzeugungen und Urteile kontrollieren oder verändern können. Wir haben keine Macht über externe Ereignisse wie die Meinung anderer Menschen, die Wirtschaft, das Altern, Unfälle, ja, nicht einmal über die Ergebnisse unserer Entscheidungen. Gleichwohl beharren wir darauf, uns mit diesen Ereignissen, die sich unserer Kontrolle entziehen, zu beschäftigen und uns Sorgen zu machen, was der Grund dafür ist, dass so viele von uns in geistiger und auch in finanzieller Hinsicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Indem wir unsere Energie schlicht auf das konzentrieren, was wir kontrollieren können, und uns nicht über Dinge sorgen, auf die wir keinen Einfluss haben, können wir innere Ruhe erlangen. Ein stoischer Mensch ist in volatilen Situationen stets im Vorteil. Wenn andere die Beherrschung verlieren oder beim kleinsten Rückschlag von ihren Emotionen mitgerissen werden, bleibt der Stoiker stets ruhig und gelassen und blickt auf die Tatsachen. Doch im Stoizismus geht es nicht darum, zu kontrollieren, was einem widerfährt; es geht darum, wie man auf das Geschehen reagiert. Das Ziel ist es, immer im gegenwärtigen Augenblick zu leben, frei von Sorgen über die Dinge, die sich dem eigenen Einfluss entziehen.
Ich werde Ihnen hier die Ideen der Stoiker unter einem auf Geld und Finanzen bezogenen Blickwinkel vorstellen, und zwar auf eine Weise, die gleichermaßen für erfahrene Stoiker wie für Neulinge erhellend ist. In diesem Buch verwende ich Zitate und Aussprüche der bekanntesten stoischen Philosophen. Ich möchte Ihnen diese Philosophen kurz vorstellen, damit Sie ein besseres Verständnis dafür bekommen, wer sie waren.
Vorstellung der Stoiker
Name
Lebensdaten
Schwerpunkte
Lucius Annaeus Seneca
ca. 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.
Wahre Freiheit erlangt man, indem man sich darin übt, sich nicht an seinen Reichtum zu binden.
Gaius Musonius Rufus
ca. 30 bis ca. 101 n. Chr.
Die Bedeutung eines einfachen und genügsamen Lebens als Mittel zur Stärkung des Charakters.
Epiktet
50 bis ca. 135 n. Chr.
Radikales Akzeptieren von Dingen, die man nicht kontrollieren kann, und Konzentration auf die Selbstverbesserung.
Mark Aurel
121 bis 180 n. Chr.
Die Bedeutung von Fairness und Ehrlichkeit im Umgang mit anderen.
Lucius Annaeus Seneca war ein römischer Staatsmann und Philosoph, der um das Jahr 4 v. Chr. geboren wurde. Er stammte aus wohlhabenden Verhältnissen und machte eine erfolgreiche Karriere in der Politik. In seinen Fünfzigern zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück, um philosophische Werke zu schreiben. Später wurde er in eine Verschwörung gegen Kaiser Nero verwickelt und im Jahr 65 n. Chr. gezwungen, Selbstmord zu begehen.
Gaius Musonius Rufus, geboren um 30 n. Chr., war ein stoischer Philosoph, der aus einer gut situierten Familie kam. Er verbrachte sein Leben damit, Philosophie zu lehren, anstatt wie sein Vater eine Karriere in der Politik anzustreben. Er legte großen Wert auf philosophische Übungen und einen genügsamen Lebensstil, um sich selbst zu verbessern. Musonius wurde von den frühen Stoikern inspiriert, und die Schule, in der er Philosophie lehrte, war hoch angesehen.
Epiktet, der um 50 n. Chr. im antiken Griechenland als Sohn einer Sklavin geboren wurde, besuchte den Unterricht des Musonius, bevor er aus der Sklaverei entlassen wurde und in Rom den Stoizismus zu lehren begann. Später gründete er seine eigene Schule in Nikopolis in Griechenland. Er betonte, wie wichtig es ist, alles zu akzeptieren, was uns widerfährt, ohne sich von äußeren Faktoren bestimmen zu lassen. Sein Schüler Arrian zeichnete Epiktets Lehrgespräche auf veröffentlichte sie unter dem Titel Dissertationes; daneben verfasste er einen Auszug aus diesen Lehrgesprächen, Encheiridion, das Handbüchlein der Moral (oder auch Anleitung zum glücklichen Leben), das sehr populär wurde.
Mark Aurel wurde 121 n. Chr. geboren und wurde mit 19 Jahren Mitkaiser von Rom. Er dehnte die römische Herrschaft bis nach Germanien und Rätien aus. Diese Gebiete umfassten die heutigen Länder Deutschland, Österreich, Schweiz und Teile der Niederlande, Belgiens und Frankreichs, was bedeutet, dass Mark Aurel fast ganz Europa beherrschte. Aurel lernte den Stoizismus durch Epiktet kennen, dessen Lehren er in seinem einzigen veröffentlichten Werk, den Selbstbetrachtungen, zitierte. Das Werk besteht aus persönlichen Reflexionen und philosophischen Einsichten, die Mark Aurel während seiner anstrengendsten Zeit als Kaiser niederschrieb. Es handelt sich dabei nicht um eine formale Abhandlung über den Stoizismus, sondern um einen intimen Einblick in die Gedanken und Ideen eines Mannes, der danach strebte, sich selbst und die Welt um sich herum zu verstehen und ein tugendhaftes Leben zu führen.
In seinem Kern ist der Stoizismus eine Überlebensstrategie. Er ist nicht nur eine philosophische Lehre, sondern auch eine Methode zum Schutz des eigenen Geistes. Aber Sie können den Stoizismus auch anwenden, um Ihr Geld zu schützen. Die meisten Menschen gehen jedoch davon aus, dass die Stoiker eine Abneigung gegen Geld hatten. Schließlich ist das Verdienen und Verlieren von Geld etwas, das wir nicht vollständig im Griff haben. Nach dem traditionellen Stoizismus sind die einzigen Dinge, über die wir gebieten, unsere Handlungen und unsere Urteile.
Folgt man dieser Logik, könnte man sagen, dass Geld schlecht ist, weil es sich unserer Kontrolle entzieht. Doch Epiktet, einer der strengsten Stoiker, sagte Folgendes über Geld: »›Verschaff dir Geld‹, sagt ein Freund. … Wenn ich es mir verschaffen kann, ohne dabei meine Selbstachtung, meine Verlässlichkeit und mein hochgesinntes Wesen zu verlieren, dann zeige mir den Weg, und ich werde es mir verschaffen.«[21] Mir gefällt diese Einstellung, weil sie Menschen, die nach Geld streben, nicht verurteilt.
Wollen Sie reich werden? Dann tun Sie es. Und wenn Sie nicht reich werden? Auch kein Problem. Konzentrieren Sie sich einfach darauf, das Richtige zu tun, und vergessen Sie, was dabei herauskommt.
Der Grundgedanke ist, dass gutes Verhalten zu einem guten Leben führt, einem Leben, das von Beiträgen zur Gemeinschaft, liebevollen Beziehungen und Seelenfrieden bestimmt ist. Die Stoiker waren Investoren. Sie verzichteten auf sofortige Befriedigung und mieden schlechte Gewohnheiten, um ihre Chancen auf ein friedvolles Leben zu erhöhen. Genau das ist der Schlüssel: Um finanzielle Erfüllung zu finden, muss man in sich selbst investieren. Sie trennen sich heute von einem Teil Ihres Geldes, damit es sich vermehrt und Sie in Zukunft mehr davon haben.
Die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, wenn es um Volatilität, Beständigkeit und frühere Verluste geht, rühren daher, dass wir nicht in der Lage sind, einen klaren Kopf zu bewahren. Denn wer möchte sein Geld nicht vermehren? Das Problem besteht darin, dass wir unseren Emotionen die Kontrolle über unsere Entscheidungen überlassen. Wir reden uns ein, dass wir nicht investieren sollen, und treffen finanzielle Entscheidungen, die nicht in unserem besten Interesse sind.
Wenn Sie sich bei Ihren Anlageentscheidungen von den Ideen des Stoizismus leiten lassen, werden Sie Herr über Ihre Gefühle und damit auch über Ihre Finanzen werden. Sie werden sich einen Vorteil verschaffen, der die Saat für dauerhaften Wohlstand über die Börse ausbringt.
Jeder Anleger, der an der Börse erfolgreich war, hatte eine Art Vorteil: einen Vorsprung. Einen Vorsprung zu haben bedeutet, dass Sie über etwas verfügen, seien es Informationen, Fähigkeiten oder Strategien, die Ihnen einen Vorteil gegenüber anderen Anlegern auf der Welt verschaffen. Bevor ich Ihnen in diesem Buch einen soliden und bewährten Vorteil vorstelle, lassen Sie uns kurz einen Blick auf vier gängige Arten von Vorteilen werfen, die erfolgreiche Investoren ausgezeichnet haben:
Der Informationsvorsprung
:
Wenn Sie ein Unternehmen und eine Branche gründlich recherchieren, können Sie sich ein gutes Bild von der Wettbewerbsposition dieses Unternehmens auf dem Markt machen. Je mehr Informationen Sie über ein bestimmtes Unternehmen sammeln und nutzen können, desto bessere Investitionsentscheidungen können Sie treffen. Und Sie müssen sich nicht nur auf die Investitionsanalysen anderer verlassen. Wenn Sie beispielsweise erwägen, in ein Speiseeisunternehmen zu investieren, können Sie eigene Umfragen und Untersuchungen zu den Produkten des Unternehmens durchführen. Sich einen Informationsvorsprung zu verschaffen ist schwieriger, als die meisten Menschen annehmen. Sie müssen aus den öffentlich zugänglichen Informationen neue Schlüsse ziehen, was stundenlange Analysen erfordern kann und ein umfassendes Verständnis der Investitionstheorien voraussetzt. Positiv ist, dass die Informationen frei verfügbar sind, sodass der Informationsvorsprung theoretisch erreichbar ist.