Finanzierung - Jörg Wöltje - E-Book

Finanzierung E-Book

Jörg Wöltje

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Beschreibung

Die Bände dieser Reihe bieten Studierenden eine kompakte Einführung in das jeweilige Themengebiet. Dieser Band befasst sich mit dem zentralen Thema eines jeden Betriebswirtschaftsstudiums - mit der Unternehmensführung. Dabei stellt der Autor die wesentlichen Elemente und Grundbegriffe vor. Folgende Themen werden behandelt: Systematik der Finanzierung, Finanzierungsarten im Überblick, Kreditfinanzierung, Mezzanine Finanzinstrumente, Beteiligungsfinanzierung, Innenfinanzierung und Finanzkennzahlen. Ebenso erhalten die Derivate ein eigenständiges Kapitel. Zusammen mit dem Buch erhalten die Leser:innen einen eLearning-Kurs, der aus einer Vielzahl an Fragen und Antworten besteht. espresso-Kurzlehrbücher bereiten ideal auf Studium, Vorlesung und Prüfung vor - die konzentrierte Dosis Wissen für Ihren Studienerfolg. Jeder Band wird von einem passenden eLearning-Kurs begleitet, der den Lernfortschritt kontinuierlich sichtbar macht.

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Jörg Wöltje

Finanzierung

Kurzlehrbuch mit eLearning-Kurs

Umschlagmotiv: © CAHKT iStockphoto

 

Prof. Dr. Jörg Wöltje lehrt an der Hochschule Karlsruhe und ist Verfasser einer Vielzahl von Wirtschaftsbüchern.

 

DOI: https://doi.org/10.24053/9783381111725

 

© UVK Verlag 2024— Ein Unternehmen der Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.

 

Internet: www.narr.deeMail: [email protected]

 

ISSN 2942-6588

 

ISBN 978-3-381-11171-8 (Print)

ISBN 978-3-381-11173-2 (ePub)

Inhalt

VorwortAufbau des Buches1 Finanzwirtschaftliche Grundlagen1.1 Betriebliche Finanzwirtschaft1.2 Finanzierungsregeln1.3 Finanzmathematische BegriffeAufzinsungsfaktor (AuF)Abzinsungsfaktor (AbF)Rentenbarwertfaktor (RBF)Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF)2 Ermittlung des Kapitalbedarfs2.1 Ermittlung des Gründungskapitalbedarfs2.2 Ermittlung des Kapitalbedarfs für das Anlagevermögen2.3 Ermittlung des Kapitalbedarfs für das Umlaufvermögen3 Systematisierung der Finanzierung3.1 Eigen- und Fremdfinanzierung3.2 Innen- und AußenfinanzierungQuellen der AußenfinanzierungKreditfinanzierungKreditfähigkeit und -würdigkeitKreditsicherheitenBeteiligungsfinanzierung4 Formen der Kreditfinanzierung4.1 Kurzfristige KreditfinanzierungHandelskrediteKurzfristige Bankkredite4.2 Mittel- und langfristige KreditfinanzierungEffektivverzinsung bei langfristigen Darlehen mit Disagio4.3 Anleihen (Schuldverschreibungen)Effektivverzinsung einer festverzinslichen AnleiheEffektivverzinsung einer Nullkuponanleihe4.4 Schuldscheindarlehen5 Kreditsubstitute5.1 Factoring5.2 Leasing5.3 Forfaitierung6 Mezzanine Finanzinstrumente7 Beteiligungsfinanzierung7.1 Beteiligungsfinanzierung nicht emissionsfähiger UnternehmenStille BeteiligungVenture Capital7.2 Beteiligungsfinanzierung emissionsfähiger UnternehmenFormen der Kapitalerhöhung bei AktiengesellschaftenBezugsrecht bei Kapitalerhöhung8 Innenfinanzierung8.1 Formen der SelbstfinanzierungOffene SelbstfinanzierungStille Selbstfinanzierung8.2 Finanzierung aus Rückstellungen8.3 Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten8.4 Finanzierung aus sonstigen Kapitalfreisetzungen9 Finanzanalyse9.1 VermögensstrukturkennzahlenAnlagenintensitätUmlaufintensitätVorratsintensitätKundenziel9.2 KapitalstrukturkennzahlenEigenkapitalquoteSelbstfinanzierungsgradFremdkapitalquoteVerschuldungsgradKreditorenziel9.3 LiquiditätskennziffernCashflowLiquiditätsgradeDeckungsgradeWorking Capital Management9.4 RentabilitätskennziffernUmsatzrentabilitätEigenkapitalrentabilitätGesamtkapitalrentabilität9.5 Leverage-Effekt (= Hebel-Effekt)10 Derivate10.1 Bedingte TermingeschäfteOptionen10.2 Unbedingte TermingeschäfteForward Rate Agreements (FRA)FuturesSwaps10.2.1 ZinsswapAbkürzungsverzeichnisVokabelliste Deutsch-EnglischLiteraturverzeichnisIndex

Vorwort

Dieses Kompaktlehrbuch ermöglicht Studierenden wirtschaftlicher Studienrichtungen, aber auch Praktikern einen Einstieg und einen systematischen Überblick über die wichtigsten Bereiche der Unternehmensfinanzierung zu erhalten. Es werden die Grundlagen der Finanzierung auf eine leicht verständliche Art und Weise mit nachvollziehbaren Beispielen und zahlreichen Überblicksschaubildern anschaulich vermittelt. Die integrierten Beispiele, Tabellen und Abbildungen sollen dazu dienen die wesentlichen Inhalte zusammenzufassen und zum besseren Verständnis beitragen.

Die Unternehmensfinanzierung ist ein zentrales Thema in der Betriebswirtschaft und betrifft Unternehmen jeder Größe. Sie umfasst die Bereitstellung der finanziellen Mittel, die das Unternehmen benötigt, um fristgerecht zu agieren. Dabei stellt sich die Frage, wie und wo man diese Mittel beschaffen kann, in welcher Höhe und zu welchen Konditionen. Die Kapitalbeschaffung kann sowohl von außen als auch von innen erfolgen, wobei zwischen Eigen- und Fremdkapital unterschieden wird.

Das Buch umfasst zehn Kapitel. Es werden beispielsweise behandelt, die verschiedenen Finanzierungsformen, die Kreditfinanzierung, Kreditsubstitute, Beteiligungsfinanzierung, Innenfinanzierung, Finanzkennzahlen und Derivate.

Ergänzt wird das Buch durch zahlreiche E-Learning Aufgaben, die Ihnen die Möglichkeit bieten, ihren Wissensstand zu prüfen und mit den dazugehörigen ausführlichen Lösungshinweisen zu kontrollieren.

Bedanken möchte ich mich für die sehr gute Zusammenarbeit beim Verlagsleiter Herrn Dr. Jürgen Schechler.

Der Verfasser bittet um Nachsicht für eventuelle Versäumnisse und ist für kritische Hinweise und Verbesserungsvorschläge immer sehr dankbar

(E-Mail: [email protected]).

Vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung sowie viel Freude und Erfolg beim Lernen.

 

Karlsruhe im April 2024    Jörg Wöltje

Aufbau des Buches

espresso-Wissenscheck | Der Link bzw. QR-Code führt zu einem eLearning-Kurs. Im Rahmen dessen kann das Gelernte auf die Probe gestellt werden.

Zu diesem Buch gibt es einen ergänzenden eLearning-Kurs aus 180 Fragen.

Mithilfe des Kurses können Sie online überprüfen, inwieweit Sie die Themen des Buches verinnerlicht haben. Gleichzeitig festigt die Wiederholung in Quiz-Form den Lernstoff.

Der eLearning-Kurs kann Ihnen dabei helfen, sich gezielt auf Prüfungssituationen vorzubereiten.

Der eLearning-Kurs ist eng mit vorliegendem Buch verknüpft. Sie finden im Folgenden zu den wichtigen Kapiteln QR-Codes, die Sie direkt zum dazugehörigen Fragenkomplex bringen. Andersherum erhalten Sie innerhalb des eLearning-Kurses am Ende eines Fragendurchlaufs neben der Auswertung der Lernstandskontrolle auch konkrete Hinweise, wo Sie das Thema bei Bedarf genauer nachlesen bzw. vertiefen können. Diese enge Verzahnung von Buch und eLearning-Kurs soll Ihnen dabei helfen, unkompliziert zwischen den Medien zu wechseln, und unterstützt so einen gezielten Lernfortschritt.

espresso-Warm-up | Dieser Text führt in das Kapitelthema ein und erklärt grundsätzliche Zusammenhänge. Dies schafft ein tieferes Verständnis der folgenden Kapitel.

 

espresso-Keywords | Diese Liste von Worten verschafft einen Überblick über die relevanten Schlagwörter des Kapitels. Diese Begriffe sollten nach dem Lesen verstanden sein.

 

espresso-Verständnis | Diese Inhalte verschaffen schnell und einfach ein Aha-Erlebnis. Sie helfen dabei, das Wissen zu verinnerlichen.

 

espresso-Wissen | Hierbei handelt es sich um Inhalte, ohne die ein Verständnis des Themas nicht möglich ist. Kurzum: Sie sind essenziell.

Zusätzlich zum eLearning-Kurs gibt es weitere Aufgaben mit Lösungen. Diese Dokumente sind abrufbar unter https://files.narr.digital/9783381111718/Zusatzmaterial.zip

1Finanzwirtschaftliche Grundlagen

espresso-Keywords | Liquidität, Bilanz, Kapitalüberlassungsdauer, Kapitalbindungsdauer, Aufzinsungsfaktor, Abzinsungsfaktor, Rentenbarwertfaktor, Kapitalwiedergewinnungsfaktor

Was erwartet mich in diesem Kapitel? In diesem Kapitel werden die wichtigsten Grundbegriffe erläutert, die zum weiteren Verständnis der Finanzierung notwendig sind. Spezifische Fachbegriffe werden in dem jeweiligen Kapitel näher erläutert.

Die Finanzierung umfasst alle Maßnahmen zur Versorgung eines Unternehmens mit dem erforderlichen Kapital, damit dessen Zahlungsfähigkeit immer gewährleistet wird. Alle Unternehmen benötigen Kapital zur Erfüllung ihres eigentlichen Betriebszwecks und für bestimmte außerordentliche finanztechnische Vorgänge wie z. B. Unternehmensgründung, Großinvestitionen und Sanierung.

Eine gute Finanzierung kann einem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Eine fehlerhafte Finanzierung hingegen kann die Existenz eines Unternehmens gefährden. Im marktwirtschaftlichen Wettbewerb streben Unternehmen nach einer langfristigen Gewinnmaximierung, bei gleichzeitiger Sicherstellung des finanziellen Gleichgewichts.1

Alle Finanzierungsmaßnahmen verfolgen das Ziel, das finanzielle Gleichgewicht eines Unternehmens zu erhalten. Ein Unternehmen befindet sich dann im finanziellen Gleichgewicht, wenn es zu jedem Zeitpunkt seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen kann und die Existenz des Unternehmens langfristig gewährleistet ist. Das finanzielle Gleichgewicht besteht aus drei Komponenten:

Es ist die jederzeitige Zahlungsfähigkeit sicherzustellen (kurzfristige Liquidität).

Ferner müssen die finanziellen Strukturen eines Unternehmens so ausgerichtet sein, dass auf längere Sicht keine Gefährdung der Zahlungsfähigkeit zu erwarten ist (langfristige Liquidität).

Außerdem sind ausreichende Erträge zu erwirtschaften, die sowohl die Erfüllung aller finanziellen Ansprüche ermöglichen als auch angemessene Gewinnausschüttungen ermöglichen (Rentabilität).

1.1Betriebliche Finanzwirtschaft

Die betriebliche Finanzwirtschaft umfasst die zentralen Bereiche Investition, Finanzierung und Zahlungsverkehr. Sie hat die Aufgabe, die Zahlungsmittelzuflüsse und -abflüsse, die sich aus den finanz- und güter- bzw. leistungswirtschaftlichen Beziehungen eines Unternehmens ergeben, im Gleichgewicht zu halten. Hierzu sind der Kapitalbedarf und die verfügbaren Mittel aufeinander abzustimmen. Die folgende Abbildung veranschaulicht die betriebliche Finanzwirtschaft:

Abb. 1:

Die betriebliche Finanzwirtschaft

Der Zusammenhang zwischen Investitions- und Finanzierungsvorgängen lässt sich anhand einer schematisierten Bilanz darstellen:

Abb. 2:

Bilanzorientierte Investitions- und Finanzierungszusammenhänge

Aus der Bilanz ist ersichtlich, wie die Finanzierung als Mittelherkunft und die Investition als Mittelverwendung eng miteinander verbunden und spiegelbildlich voneinander abhängig sind. Auf der Passivseite der Bilanz bilden das Eigen- und das Fremdkapital zusammen die Kapitalbasis, die einem Unternehmen Investitionen in das auf der Aktivseite der Bilanz stehende Anlage- und Umlaufvermögen ermöglichen.

espresso-Wissen | Unter einer InvestitionInvestition wird der zielgerichtete Einsatz finanzieller Mittel zur Beschaffung von Produktionsfaktoren verstanden, die zur Erwirtschaftung von Erträgen dienen.

Die Aktivseite einer Bilanz zeigt alle Vermögensgegenstände eines Unternehmens. Hier wird ausgewiesen welche Investitionen ein Unternehmen getätigt hat. Eine Investition ist eine Zahlungsreihe, die typischerweise mit einer Auszahlung beginnt auf die zu späteren Zeitpunkten Rückflüsse (= Einzahlungsüberschüsse, d. h. Einzahlungen minus Auszahlungen) folgen.

Abb. 3:

Zahlungsstrom einer Investition

espresso-Wissen | Unter einer FinanzierungFinanzierung wird die Beschaffung und Rückzahlung finanzieller Mittel verstanden.

Die Passivseite einer Bilanz zeigt aus welchen Quellen die finanziellen Mittel stammen, mit denen sich ein Unternehmen finanziert. Eine Finanzierung ist eine Zahlungsreihe, die mit einer Einzahlung (z. B. die Aufnahme eines Kredits) beginnt auf die zu späteren Zeitpunkten Auszahlungen (Zinsen und Tilgungen) folgen, wobei jedoch Einzahlungen nicht auszuschließen sind.

Abb. 4:

Zahlungsstrom einer Finanzierung

Die folgende beispielhafte Bilanz der IMTB GmbH zeigt die Vorgänge der Mittelverwendung und der Mittelbeschaffung:

Mittelverwendung

Mittelbeschaffung

 

 

Aktiva

Bilanz der IMTB GmbH zum 31.12.01

Passiva

Anlagevermögen

 

Eigenkapital

 

Maschinen

250 T€

gezeichnetes Kapital

200 T€

Betriebsausstattung

180 T€

Gewinnrücklagen

80 T€

Fuhrpark

60 T€

Jahresüberschuss

20 T€

 

 

 

 

Umlaufvermögen

 

Fremdkapital

 

Vorräte

200 T€

Rückstellungen

120 T€

Forderungen

150 T€

langfr. Verbindlichkeiten

410 T€

liquide Mittel

60 T€

kurzfr. Verbindlichkeiten

70 T€

Bilanzsumme

900 T€

Bilanzsumme

900 T€

Tab. 1:

Beispiel: Bilanz der IMTB GmbH

1.2Finanzierungsregeln

espresso-Wissen | Bei den FinanzierungsregelnFinanzierungsregeln handelt es sich im Wesentlichen um Kennzahlen, die der Bilanzanalyse entlehnt sind. Sie stellen Sollvorgaben bzgl. der Zusammensetzung des Kapitals und des Verhältnisses zwischen Kapital und Vermögen dar.

Gemäß der Fristenkongruenz sollte eine Entsprechung der zeitlichen Struktur und der zeitlichen Bindung des aufgenommenen Kapitals (Kapitalherkunft) und der finanzierten Vermögensgegenstände (Kapitalverwendung) bestehen. Somit sollten die Kapitalüberlassungsdauer und die Kapitalbindungsdauer (mindestens) übereinstimmen. Dieser Grundsatz findet sich in der „goldenen Finanzierungsregel“ wieder.

espresso-Wissen | Die goldene FinanzierungsregelGoldene Finanzierungsregel besagt, dass langfristig gebundenes Vermögen mit langfristigem Kapital, und kurzfristiges Vermögen mit kurzfristigem Kapital finanziert werden soll.

Daraus lässt sich ableiten:

bzw.

Die folgende Abbildung zeigt die Finanzierungsregeln im Überblick:

Abb. 5:

Finanzierungsregeln im Überblick

1.3Finanzmathematische Begriffe

Es werden ausgewählte finanzmathematische Begriffe vorgestellt.

Der Barwert (K0) oder Gegenwartswert ist der Wert, der sich durch Diskontieren (Abzinsen) der zukünftigen Ein- und Auszahlungen auf den gegenwärtigen Zeitpunkt (t0) ergibt. Der Barwert ist abhängig vom Zinssatz (i).

Der Endwert (Kn) oder der Zukunftswert ist der Wert, der sich durch Aufzinsen der Ein- und Auszahlungen auf den künftigen Zeitpunkt (tn) ergibt.

Die AnnuitätAnnuität (z) ist der rechnerisch ermittelte, wertmäßig konstante (äquivalente) Betrag, der sich bei der Abzinsung einer Zahlungsreihe (Z) mit dem Zinssatz (i) in einem Betrachtungszeitraum von n Perioden ergibt.

Aufzinsungsfaktor (AuF)

Um den Endwert (Kn) eines heute angelegten Geldbetrags (K0) mit Zinseszins zu ermitteln, benötigt man zunächst den Aufzinsungsfaktor (AuF). Dieser zinst einen jetzt fälligen Geldbetrag (K0) (Barwert) mit Zins und Zinseszins auf einen nach n Perioden fälligen Geldbetrag (Kn) (Endwert) auf.

Aufzinsungsfaktor:

i = Zinssatz (dezimal)

p = Prozentsatz des Zinses (absolut)

n = Jahre (Laufzeit)

 

Der dezimale Zinssatz (i) berechnet sich aus dem Prozentsatz des Zinses (p) folgendermaßen.

Durch die Aufzinsung wird ermittelt, wie viel ein Geldbetrag (K0) mit Zinsen und Zinseszins zu einem späteren Zeitpunkt wert ist.

Abb. 6:

Aufzinsen einer heutigen Zahlung auf den künftigen Zeitpunkt tn

Beispiel: Aufzinsungsfaktor

Sie haben Ihr Geld in Form eines Sparbriefs (K0) = 10.000 € angelegt. Über welches Endkapital (Kn) verfügen Sie nach sechs Jahren bei einem jährlichen Zinssatz (i) von 6,5 %?

Endwert (Kn) = K0 x qn = 10.000 € x (1 + 0,065)6 = 10.000 € x 1,459142 = 14.591,42 €

Am Ende der Laufzeit werden ihnen 14.591,42 € zurückgezahlt.

Rentenbarwertfaktor (RBF)

Der Barwert (K0) einer gleichmäßigen Zahlungsreihe kann unter Berücksichtigung von Zins und Zinseszins mithilfe des RentenbarwertfaktorsRentenbarwertfaktor (RBF), auch Diskontierungssummenfaktor genannt, ermittelt werden.

Der Barwert (K0) einer zukünftigen gleichmäßigen Zahlungsreihe zu bestimmten Zeitpunkten ermittelt sich durch Multiplikation des Zeitwertes einer Zahlung (z) der zukünftigen gleichmäßigen Zahlungsreihe mit dem Rentenbarwertfaktor (RBF). Dies zeigt die nachstehende Abbildung (der Betrachtungszeitpunkt ist t0, der zu berechnender Wert ist grau unterlegt):

Abb. 8:

Abzinsen einer gleichmäßigen Zahlungsreihe mit dem Rentenbarwertfaktor (RBF) auf den Zeitpunkt t0

Mit der folgenden Formel kann der Barwert (K0) bei jährlich gleich hohen Zahlungen (z) berechnet werden:

Beispiel: Rentenbarwertfaktor

Eine jährliche nachschüssige Rente in Höhe von 5.000 € mit einer Restlaufzeit von 15 Jahren soll sofort abgelöst werden. Der Zinssatz (i) beträgt 5 % p. a. Es wird der Barwert (K0) der Rentenzahlungen mithilfe des Rentenbarwertfaktors berechnet.

Der Barwert der nachschüssigen Rentenzahlungen beträgt 51.898,29 €.

Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF)

Mithilfe des KapitalwiedergewinnungsfaktorsKapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF), auch Annuitätenfaktor oder Wiedergewinnungsfaktor genannt, ist es möglich, einen heute zur Verfügung stehenden Geldbetrag (K0) in jährlich gleich hohe Zahlungsbeträge (z) = Annuitäten (z) bei einem gleichbleibenden Zinssatz (i) umzuwandeln. Beim Kapitalwiedergewinnungsfaktor (KWF) handelt es sich um die Umkehrung des Rentenbarwertfaktors.

Abb. 9:

Gleichmäßige Verteilung eines heute zur Verfügung stehenden Betrags auf künftige Perioden

Beispiel: Kapitalwiedergewinnungsfaktor

Ein Darlehen in Höhe von 150.000 € soll bei einem Zinssatz in Höhe von 5 % p.a. in 15 Jahren zurückgezahlt sein. Wie hoch ist die jährliche Annuität (= Zinsen + Tilgung)?

Berechnung der Annuität (z):

Die jährliche Annuität beträgt 14.451,34 €.

2Ermittlung des Kapitalbedarfs

espresso-Keywords | Kapitalbedarfsplan, Finanzplan, Gründung, Betriebsbereitschaft, Kapitalbindungsdauer, Anlagevermögen, Umlaufvermögen

Was erwartet mich in diesem Kapitel? Damit ein Unternehmen seine Aufgaben erfüllen kann, benötigt es einen Kapitalgrundstock. Es muss Klarheit über die benötigte Höhe des Kapitalgrundstocks bestehen, bevor mit der Deckung des Kapitalbedarfs begonnen werden kann.

Wofür benötige ich das Wissen? Ein Unternehmen muss immer in der Lage sein, die bestehenden Zahlungsverpflichtungen zu bezahlen und zukünftige Zahlungsverpflichtungen eingehen zu können. Diese Verpflichtungen bestehen bevor ein Unternehmen selbst die Einzahlungen aus den Umsatzerlösen aus dem Verkauf der Betriebsleistungen erzielt.1

espresso-Wissen | Der KapitalbedarfKapitalbedarf entsteht durch die zeitliche Divergenz zwischen den Auszahlungen und den Einzahlungen einer Planungsperiode. Im KapitalbedarfsplanKapitalbedarfsplan werden die erforderlichen geplanten Betriebsmittel für eine Planungsperiode aufgeführt.

Grundlage für die Aufstellung des Kapitalbedarfsplans bilden die betrieblichen Teilpläne der Bereiche Beschaffung, Produktion und Absatz. Der Kapitalbedarfsplan bildet das Kernelement der Finanzplanung, da Investitionen Kapital auf längere Zeit binden und in der Regel nicht ohne Verluste rückgängig gemacht werden können.

Der gesamte Kapitalbedarf setzt sich aus dem Kapitalbedarf für das Anlagevermögen und dem für das Umlaufvermögen zusammen. Des Weiteren sind bei der Ermittlung des Kapitalbedarfs einer Periode die kapitalentziehenden Maßnahmen der Periode zu berücksichtigen. Hierzu gehören Zins- und Dividendenzahlungen für das der Unternehmung zur Verfügung gestellte Fremd- und Eigenkapital, die Rückzahlung von Eigenkapital und die Tilgung von Fremdkapital sowie Verluste, die aus dem betrieblichen Umsatzprozess oder aus der Veräußerung von Sach- oder Finanzanlagen resultieren.

espresso-Verständnis | Der Kapitalbedarf sollte einen finanziellen Puffer für unvorhersehbare Ereignisse (z. B. Zahlungsprobleme eines Kunden) berücksichtigen, damit Liquiditätsengpässe vermieden werden können.

Der langfristige Finanzplan eines Unternehmens beinhaltet den Kapitalbedarfsplan und den Kapitaldeckungsplan.

I.

Dauerhafter Kapitalbedarf der Planperiode

 

a)

Kapitalbindende Maßnahmen

 

 

Investitionen in das Anlagevermögen (entsprechend Investitionsplan, z. B. Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und langfristige Finanzanlagen)

 

 

Erhöhung des Umlaufvermögens (z. B. Vorräte oder Forderungen aLuL)

 

 

Erhöhung der Liquiditätsreserven

 

b)

Kapitalentziehende Maßnahmen

 

 

Verringerung des Eigenkapitals

 

 

Rückzahlungen von aufgenommenen Krediten

 

 

Zahlung von Dividenden und Zinsen für Eigen- und Fremdkapital

 

 

Verluste aus dem betrieblichen Umsatzprozess

 

 

Verluste aus der Veräußerung von Sach- und Finanzanlagen

Summe I: Kapitalbedarf der Planperiode

II.

Finanzierungsquellen der Planperioden

 

a)

ordentlicher Umsatzüberschuss und sonstige Einzahlungen (z. B. aus der Veräußerung von Vermögensteilen)

 

b)

Eigenkapitalzuführung

 

c)

Fremdkapitalaufnahme

Summe II: Kapitalbedarfsdeckung

Tab. 2:

Kapitalbedarfs- und Kapitaldeckungsplan2

Damit die Kapitalbedarfsplanung mit der nötigen Sorgfalt erstellt werden kann und die Herkunft der erforderlichen Mittel gut nachvollziehbar ist, sollte sie sinnvollerweise in mehrere Teilpläne unterteilt werden. Dazu gehören z. B. bei Existenzgründungen die Kapitalbedarfspläne vor der Gründung, für die betriebliche Anlaufphase, für die Sicherung des Lebensunterhalts des/der Gründer sowie ein Plan für den Anlage- und Umlaufkapitalbedarf.

Der Kapitalbedarf eines Unternehmens wird durch die Höhe der jeweiligen geplanten Einzahlungen (Et) und geplanten Auszahlungen (At) und durch das zeitliche Auseinanderfallen dieser Zahlungsströme, die Kapitalbindungsdauer, determiniert. Da diese Werte Zukunftswerte und somit auch mit Unsicherheit behaftet sind, wird ein Zahlungsmittelbestand als eine Sicherheitsreserve in der Unternehmung gehalten.

Der Kapitalbedarf kann wie folgt ermittelt werden:

 

kumulierte Auszahlungen (At)

- kumulierte Einzahlungen (Et)

- Zahlungsmittelbestand (Z0)

 

In die Ermittlung des Finanzierungs-/Kapitalbedarfs fließen ein:

einmalige bzw. unregelmäßige Faktoren, z. B. für die Unternehmensgründung oder den Rechtsformwechsel,

Investitionen,

periodisch wiederkehrende Faktoren, z. B. saisonale Leistungen, und

laufende Komponenten, z. B. Materialeinkauf, Löhne und Gehälter, Versicherungsbeiträge, Miete und Leasingraten etc.

Bedienung der Fremd- und Eigenkapitalgeber, z. B. Zinszahlungen, Kredittilgungen, Gewinnausschüttungen, Dividenden und

Steuerzahlungen.

2.1Ermittlung des Gründungskapitalbedarfs

In der Gründungsphase eines Unternehmens ist die Kapitalbedarfsrechnung besonders wichtig, vor allem wenn der Bedarf an „Startkapital“ berechnet werden muss, um die Gespräche mit den Banken zu führen. Eine Kapitalbedarfsermittlung für Existenzgründer könnte beispielsweise folgende Ausgaben haben:

Beispiel für die Kapitalbedarfsermittlung für die Existenzgründung

 

 

Gründungskosten

 

 

Beratungs- und Rechtsanwaltskosten

 

 

Anmeldungen, Genehmigungen und Gebühren

 

 

Eintragung ins Handelsregister, Notar

 

 

Homepage, Design (LOGO, Geschäftsunterlagen etc.),

 

 

Gerichts- und Notarkosten

 

 

…..

 

 

Summe Gründungskosten

 

 

 

 

 

Investitionen zur Herstellung der Leistungsbereitschaft

 

 

Grundstück und Gebäude

 

 

Maschinen und Produktionsanlagen

 

 

Betriebs- und Geschäftsausstattung