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Mit den internationalen Rechnungslegungsregeln werden Jahresabschlüsse weltweit vergleichbar. In diesem TaschenGuide lernen Sie die Grundprinzipien und Anwendungsmöglichkeiten der IFRS kennen. Mit vielen Beispielen und Übersichten. Inhalte: - Nach IFRS korrekt bilanzieren und bewerten - Unterschiede und Vorteile gegenüber der Bilanz nach HGB - Grundprinzipien und Anwendungsmöglichkeiten der IFRS - Die Vorteile der Umstellung für Unternehmen
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Seitenzahl: 96
Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg
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Print: ISBN 978-3-648-09624-6 Bestell-Nr. 00767-0007 ePub: ISBN 978-3-648-09625-3 Bestell-Nr. 00767-0102 ePDF: ISBN 978-3-648-09626-0 Bestell-Nr. 00767-0152
Prof. Dr. Jörg WöltjeIFRS7., aktualisierte Auflage 2017
© 2017, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, 79111 FreiburgRedaktionsanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg/MünchenInternet: www.haufe.deE-Mail: [email protected]: Jürgen FischerRedaktionsassistenz: Christine Rüber
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Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.
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Alle kapitalmarktorientierten Unternehmen der Europäischen Union sind verpflichtet, ihren Konzernabschluss nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) zu erstellen. Für Kapitalgesellschaften und sonstige Rechtsformen besteht ein Wahlrecht zur Offenlegung ihres Einzel- oder Konzernabschlusses nach IFRS. Des Weiteren wurde mit dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) und dem Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (BilRUG) das Bilanzrecht des HGB umfassend reformiert und an die IFRS angenähert.[2]
In diesem TaschenGuide sind beim Vergleich zwischen IFRS und HGB die Änderungen des neuen HGB berücksichtigt. Somit haben Sie die Chance, sich neben den IFRS auch gleichzeitig mit dem neuen HGB vertraut zu machen.
Der TaschenGuide soll Ihnen helfen, sich schnell in das Thema IFRS einzuarbeiten. Kompakt und leicht verständlich veranschaulicht Ihnen der vorliegende TaschenGuide durch zahlreiche praktische Beispiele und Übersichten, was Sie über die IFRS wissen sollten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und freue mich über Ihr Feedback. Gerne können Sie mir schreiben an: [email protected].
Malsch, im Oktober 2016Jörg Wöltje
Die „International Financial Reporting Standards“ sind für die Konzernabschlüsse aller kapitalmarktorientierten Unternehmen in der EU Pflicht. Doch auch bei nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen finden sie immer häufiger Anwendung.
In diesem Kapitel erfahren Sie,
was die „International Financial Reporting Standards“ (IFRS) sind und welche Vorteile sie bieten,
wie ihre Grundprinzipien lauten,
worin die Hauptunterschiede zur Rechnungslegung nach HGB bestehen
wie eine IFRS-Bilanz aufgebaut ist und
was die Besonderheiten der Gesamtergebnisrechnung sind.
IFRS ist die Abkürzung für International Financial Reporting Standards. Die Standards dienen zur Regelung der Internationalisierung der Rechnungslegung. Sie bilden den Kernbereich des vom International Accounting Standards Board (IASB) entwickelten Regelwerks. Mit der ständigen Weiterentwicklung der IAS/IFRS verwirklichte das IASB seine zentralen Ziele: die Rechnungslegung international zu harmonisieren und Rechnungslegungsgrundsätze zu entwickeln, welche die Bereitstellung entscheidungsrelevanter Informationen für den Investor erlauben. Die IFRS umfassen als Oberbegriff die[3]
International Financial Reporting Standards (IFRS),
International Accounting Standards (IAS),
Interpretationen des International Financial Reporting Interpretations Committee (IFRIC) und
Interpretationen des Standing Interpretations Committee (SIC).
Bisher wurden 41 IAS, von denen noch 28 gültig sind, und 16 IFRS verabschiedet. Die einzelnen Standards regulieren Einzelfragen der Rechnungslegung. Sie können sowohl branchenorientiert (z. B. IAS 41: Landwirtschaft/agriculture), als auch problemorientiert sein (z. B. IAS 2: Vorräte/inventories oder IAS 38: Immaterielle Vermögenswerte/intangible assets). Im Rahmen des Endorsement-Prozesses werden die verabschiedeten IAS/IFRS nach dem Komitologieverfahren, durch Rechtsakt auf EU-Ebene legitimiert. Diese Übernahme in europäisches Recht bewirkt, dass die Standards unmittelbares geltendes Recht werden.
Die IFRS werden von einem in London ansässigen Gremium, dem „International Accounting Standard Board (IASB)“, dem derzeit 14 Mitglieder angehören, entwickelt. Das IASB ist ein internationaler privatrechtlicher Standardsetter, der die Regeln für die IFRS-Rechnungslegung vorgibt.[4]
Im Zuge der Globalisierung und der damit verbundenen stärkeren Kapitalmarktorientierung der Unternehmen entstehen immer mehr Beziehungen zwischen internationalen Geschäftspartnern. Entscheidungen über Investitionen, Vertragsabschlüsse und Geschäftskonditionen basieren auf den von den jeweiligen Partnern veröffentlichten Informationen. So erfolgt der Jahresabschluss deutscher Firmen beispielsweise nach dem Handelsgesetzbuch (HGB). Den internationalen Informationsansprüchen wird diese Praxis nicht mehr gerecht. Es gilt vielmehr, Grundlagen zu schaffen, die es ermöglichen, eine international gültige Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen und Unternehmensbewertungen (Rating) zu gewährleisten: standardisierte, einheitliche Rechnungslegungsinstrumente. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, wurden die IFRS entwickelt.
Leichterer Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten,
Vereinheitlichung des Berichtswesens und höhere Transparenz im Unternehmen,
Imagevorteil im internationalen Wettbewerb
Aufgrund der hohen Anforderungen an das Rechnungswesen und Controlling stehen alle notwendigen Informationen zur Verfügung, um das Unternehmen zu steuern, z. B. lassen sich mithilfe des Umsatzkostenverfahrens automatisch die Deckungsbeiträge für einzelne Kunden ableiten.[5]
Die IFRS vermitteln relevante Informationen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage, die für die Geschäftsführung im Zusammenhang mit ihrer Selbstinformationspflicht sehr wichtig sind.
Das Regelwerk der IFRS besteht aus Vorwort (preface), Rahmenkonzept (conceptual framework), den Standards (IAS/IFRS), inklusive ggf. erläuternden Anhängen und Begründungen, Interpretationen (SIC/IFRIC) und einem Leitfaden zur Anwendung (implementation guidance):
Vorwort: Es befasst sich mit grundlegenden Fragestellungen, legt die Ziele und Aufgabenbereiche des IASB dar und erläutert die Autorität und Anwendungsweise der Standards.
Rahmenkonzept: Es stellt die Basis für die Entwicklung neuer Standards dar.
Standards: Jeder Standard behandelt eine oder mehrere Rechnungslegungs- oder Darstellungsfragen. Sie sind Normen mit der höchsten Priorität und sind verbindlich anzuwenden. Die älteren Standards tragen den Namen „IAS“ und die neueren den Namen „IFRS“ und sind jeweils anhand des Zeitpunktes ihres Erscheinens durchnummeriert.
Interpretations: Sie konkretisieren und ergänzen die Standards und entstammen dem früheren Standing Interpretations Committee (SIC) und dem jetzigen IFRS Interpretations Committee (IFRIC) (SIC 7 bis 32, IFRIC 1 bis 21 und IFRIC D ff.). Sie sind genau wie die Standards verbindlich und stehen somit mit diesen auf einer Stufe
Hierarchisch stehen die Standards und Interpretationen über dem Framework (Rahmenkonzept), da sie konkrete Sachverhalte regeln, das Framework jedoch lediglich die allgemeine Basis der IFRS enthält:[6]
Es enthält allgemeine Regeln, die das theoretische Fundament der IFRS-Rechnungslegung bilden. Dazu gehören
die Zielsetzung von IFRS-Jahresabschlüssen,
die Grundprinzipien der Rechnungslegung,
die Definition, der Ansatz und die Bewertung der Abschlussposten, aus denen der Abschluss besteht sowie
Kapital und Kapitalerhaltungskonzepte.
Das Framework dient vor allem als Leitlinie, um neue Standards zu entwickeln, bzw. stellt eine Hilfe dar, um Sachverhalte zu behandeln, die noch nicht durch einen IFRS-Standard geregelt sind.
Das Framework stellt die Basis der IFRS-Rechnungslegung dar und enthält übergreifende Überlegungen bezüglich der Grundanforderungen zur Rechnungslegung. Auf ihr bauen die einzelnen IAS/IFRS-Standards auf. Durch die Interpretationen (SIC, IFRIC) werden die Standards näher konkretisiert.
Die einzelnen Standards regeln konkrete Sachverhalte und folgen einem bestimmten Aufbauschema:
Zielsetzung, um die Intention des Standards aufzuzeigen
Anwendungsbereich des Standards
Darstellung relevanter Definitionen
Bilanzierungs- und Bewertungsregeln des Standards, d. h. Ansatz und erstmalige Bewertung sowie Folgebewertung
Vorschriften zu den Angaben in den einzelnen Berichtsinstrumenten (Bilanz, Gesamtergebnisrechnung, Kapitalflussrechnung etc.), vor allem aber im Anhang des Abschlusses
Übergangsvorschriften[7]
Zeitpunkt des Inkrafttretens des Standards
Die Grundprinzipien der IFRS sind im Framework geregelt. Das Framework ist aber kein eigenständiger IFRS-Standard. Beispielsweise bestimmt der Standard IAS 1, wie der Abschluss dargestellt werden soll.
Die Basisannahmen (underlying assumptions) bilden die Grundlage der Rechnungslegung nach IFRS. Sie sind in IAS 1 definiert und umfassen die folgenden zwei Basisgrundsätze:
die Annahme der Unternehmensfortführung („going concern principle“) und
die periodengerechte Erfolgsermittlung („accrual basis of accounting“).
Diese Grundsätze werden im Framework durch die sogenannten qualitativen Zusatzanforderungen an die Rechnungslegung ergänzt.
Mithilfe dieser „qualitive characteristics“ sollen die Informationen des Jahresabschlusses aussagekräftiger und damit nützlicher werden. Die wichtigsten Primärgrundsätze sind:
Relevanz (relevance) und Wesentlichkeit (materiality): Informationen gelten als relevant, wenn sie die wirtschaftlichen Entscheidungen der Adressaten beeinflussen. Als wesentlich zu betrachten sind Informationen, wenn ihr Weglassen oder ihre fehlerhafte Darstellung entscheidungsrelevant sind.
glaubwürdige Darstellung (faithful representation): Die zugrunde liegenden Informationen und Annahmen müssen frei von Verzerrungen und Manipulationen und damit neutral und fehlerfrei sein. Gemäß dem Rahmenkonzept hat eine glaubwürdige Darstellung drei Eigenschaften:[8]
Vollständigkeit (completeness),
Neutralität (neutrality) und
Fehlerfreiheit (free from errors).
Die stützenden Grundsätze sind:
Vergleichbarkeit (comparability): Die Informationen sind so darzustellen, dass sowohl zwei Abschlüsse eines Unternehmens verschiedener Perioden als auch mehrere Unternehmensabschlüsse miteinander vergleichbar sind.
Nachprüfbarkeit (verifiability): Alle Sachverhalte, die im Jahresabschluss dargestellt sind, müssen sich nachweisen lassen.
Zeitnähe (timeliness): Die Berichterstattung des Unternehmens hat zeitnah zu erfolgen. Hierbei gilt grundsätzlich: je neuer die Informationen, desto besser.
Verständlichkeit (understandability): Der Abschluss muss klar, deutlich und nachvollziehbar aufgebaut sein.
Da sich die IFRS nur auf wesentliche Posten beziehen, kann bei unwesentlichen Posten von ihnen abgewichen werden. Wesentlich sind Informationen dann, wenn deren Weglassen oder fehlerhafte Wiedergabe die wirtschaftlichen Entscheidungen der Adressaten beeinflussen könnten.
Die folgenden Nebenbedingungen schränken die qualitativen Anforderungen ein: