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Wer Wednesday Addams als Ermittlerin liebt, kommt an Flavia de Luce nicht vorbei.
»Mord! Komm sofort her«, steht in dem Brief, der Flavia an einem Sonntagmorgen in ihrem Zuhause Buckshaw zugestellt wird. Wie könnte die elfjährige Hobbydetektivin einer derart dringlichen Bitte widerstehen? Mit ihrem treuen Fahrrad Gladys macht sie sich auf zum Internat Greyminster, das schon ihr Vater besuchte. Nebelumwabert ragt das altehrwürdige Gemäuer vor ihr auf, doch der Fund, der sie in einem der Badezimmer erwartet, ist noch unheimlicher: In der Wanne liegt ein nackter toter Mann, der Körper überzogen mit einer Kupferschicht ... Chemikerin Flavia ist in ihrem Element!
Diese außergewöhnliche All-Age-Krimireihe hat die Herzen von Lesern, Buchhändlern und Kritikern aus aller Welt im Sturm erobert!
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Seitenzahl: 63
Buch
»Mord! Komm sofort her«, steht in dem Brief, der Flavia an einem Sonntagmorgen in ihrem Zuhause Buckshaw zugestellt wird. Wie könnte die elfjährige Hobbydetektivin einer derart dringlichen Bitte widerstehen? Mit ihrem treuen Fahrrad Gladys macht sie sich auf zum Internat Greyminster, das schon ihr Vater besuchte. Nebelumwabert ragt das altehrwürdige Gemäuer vor ihr auf, doch der Fund, der sie in einem der Badezimmer erwartet, ist noch unheimlicher: In der Wanne liegt ein nackter toter Mann, der Körper überzogen mit einer Kupferschicht … Chemikerin Flavia ist in ihrem Element!
Autor
Alan Bradley wurde 1938 in der kanadischen Provinz Ontario geboren. Nach einer Laufbahn als Elektrotechniker zog Alan Bradley sich 1994 aus dem aktiven Berufsleben zurück, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mord im Gurkenbeet war sein erster Roman und der viel umjubelte Auftakt zu seiner weltweit erfolgreichen Serie um die außergewöhnliche Detektivin Flavia de Luce. Alan Bradley lebt zusammen mit seiner Frau Shirley auf der Isle of Man.
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Short Story
Deutsch von Gerald Jung und Katharina Orgaß
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Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel »The Curious Case of the Copper Corpse« als E-Book bei Bantam, New York.
E-Book-Ausgabe 2017 Copyright der Originalausgabe © 2014 by Alan Bradley Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2017 by Penhaligon in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Redaktion: Dr. Rainer Schöttle
Covergestaltung und -illustration: Isabelle Hirtz, Inkcraft
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Auftaktkapitel
In dem die elfjährige Chemieexpertin Flavia de Luce ganz in ihrem Element ist.
Ich war gerade dabei, den Giftzahn einer Kreuzotter, die ich an diesem Morgen nach dem Kirchgang hinter der Remise gefangen hatte, unter dem Mikroskop zu betrachten, als es gedämpft an die Tür meines Labors klopfte.
»Verzeihung, Miss Flavia«, sagte Dogger, »aber hier ist ein Brief für dich gekommen. Ich lege ihn auf den Tisch.«
Schon war er wieder weg. Dieses Gespür für Diskretion gehört zu den Eigenschaften, die ich an Vaters Faktotum am meisten schätze. Dogger besitzt einen untrüglichen Instinkt dafür, wann er zu erscheinen und wann er wieder zu verschwinden hat.
Natürlich konnte ich der Neugier nicht lange widerstehen. Ich knipste die Mikroskopleuchte aus und griff nach dem Buttermesser, das ich aus der Küche gemopst hatte und sowohl zum Aufschneiden von Korinthenbrötchen als auch zum Öffnen von Briefkuverts benutzte.
Der Umschlag war schlicht und unauffällig, von der Sorte, wie man sie zu elf Pence pro hundert Stück in jedem Schreibwarenladen kaufen kann. Er trug weder Briefmarke noch Poststempel, was – ganz abgesehen von der Tatsache, dass Sonntag war – darauf hindeutete, dass er von einer Privatperson durch den Briefschlitz in der Haustür gesteckt worden war.
Nachdem ich den Umschlag kurz beschnuppert hatte, schlitzte ich ihn auf.
Der Brief, den ich herauszog, war mit Bleistift auf ein liniertes Blatt Papier geschrieben. Dies und dazu noch die schauerliche Sauklaue ließen darauf schließen, dass es sich bei dem Verfasser um einen Schüler handelte.
Mord!, stand da. Komm sofort her. Anson House, Greyminster, Aufgang 3. Die Unterschrift lautete: J. Haxton oder Plaxton. Der Schreiber hatte den Stift so fest aufgedrückt, dass die Mine mitten in der Unterschrift durchgeknackst war. Für die restlichen Buchstaben hatte er das abgebrochene Graphitstückchen offenbar zwischen seinen schmuddeligen Daumen und den Zeigefinger geklemmt.
Mord, Dringlichkeit, Eile, Furcht – wer hätte da widerstehen können? Genau meine Kragenweite!
Gladys’ Gummireifen surrten munter über die regenfeuchte Straße. Ich trat so schnell in die Pedale, dass sich mein gelber Regenmantel im Nu in ein überheiztes Zelt verwandelte. Bald war ich so klatschnass geschwitzt, dass ich den Mantel genauso gut hätte ausziehen können. Der Regen wäre zumindest kühler gewesen.
Die Greyminster-Schule hüllte sich in Nebel. Aus den weitläufigen grünen Rasenflächen stieg ein gespenstisch wallender Dunst auf, der nur hier und da den Blick auf ein Stück altes Gemäuer oder ein unheimlich glotzendes Fenster freigab.
Vaters altes Internat schien gleichzeitig in der Vergangenheit und der Gegenwart zu existieren, gerade so, als würden sämtliche Ehemaligen seit der Stunde null durch die Flure und Flügel geistern. Gefährlicher als alle Geister war jedoch Mr. Ruggles, der hinterhältige kleine Pförtner, der mich bei meinem letzten Besuch so unverschämt heruntergeputzt hatte. Ich hatte ihn nicht vergessen und er mich höchstwahrscheinlich genauso wenig.
Ich stellte Gladys unter einem Schild mit der Aufschrift Fahrräder – nur für Lehrpersonal ab und ging um das Gebäude herum, weil ich mich entsann, dass es einen Hintereingang zum Treppenhaus gab.
Aufgang 3 lag an der äußersten Ecke des Gebäudes, eine dunkle, schmale, fensterlose Stiege mit schwarz getäfelten Wänden. Auf dem Weg nach oben vermied ich jedes Geräusch. An den Türen zu den Schülerzimmern im ersten Stock waren Kärtchen mit den Namen der Bewohner befestigt: Lawson, Somerville, Henley. Hinter einer vierten Tür entdeckte ich ein winziges Bad mit Toilette und Wanne. Im zweiten Stock wohnten Wagstaffe, Baker und Smith-Pritchard.
Je höher ich kam, desto intensiver wurden die Gerüche, die mir in die Nase stiegen: Schuhe, Marmelade, Tinte und ungewaschene Hemden, dazu die unverwechselbaren Aromen von Haarpomade, Schuhcreme und irgendwo vergessenen Backwaren, das Ganze verfeinert mit einem Hauch Tabakqualm.
Ganz oben endete die Treppe in fast völliger Dunkelheit. Die Namen der letzten drei Bewohner waren nur zu lesen, wenn ich die Nase an die Türen drückte: Cosgrave, Parker und Plaxton.
Letzterer war mein Mann – natürlich nur im übertragenen Sinne.
Doch noch bevor ich anklopfen konnte, öffnete sich die Tür einen Spalt, und ein gerötetes Auge musterte mich von Kopf bis Fuß. »Flavia de Luce?«, fragte eine heisere Stimme. Als ich nickte, wurde der Spalt breiter, sodass ich mich hindurchzwängen konnte, worauf die Tür sofort wieder geschlossen wurde.
Ich hatte in meinem Leben schon viele verängstigte Menschen gesehen, aber der Junge, der nun vor mir stand, schoss den Vogel ab. Sein Gesicht hatte die Farbe von schimmligem Brotteig, seine Hände zitterten wie Espenlaub, und er sah ganz so aus, als hätte er geweint. »Hat dich jemand gesehen?«, fragte er im Flüsterton.
»Nein.«
»Bist du ganz sicher?«
»Ich habe Nein gesagt!«
Er nickte in unverhohlener Verzweiflung, und damit waren wir wieder am Ausgangspunkt unseres Wortwechsels. Mord ist ein heikles Thema, und mir war klar, dass ich nicht zu ungeduldig mit ihm sein durfte. Schließlich war er kaum älter als ich. »Wo ist die Leiche?«, fragte ich.
Er zuckte zusammen, dann schlüpfte er an mir vorbei in den Flur hinaus. An der Badezimmertür in diesem Stockwerk hing ein handgeschriebener Zettel: DEFEKT! ZUTRITT STRENGSTENS VERBOTEN!, was mir für ein verstopftes Klo ein bisschen übertrieben schien.
Plaxton blieb in einigem Abstand vor der Tür stehen und bedeutete mir wortlos, ich solle sie öffnen. Also holte ich tief Luft und drückte die Klinke herunter.