Food Truck Vegan - Adam Sobel - E-Book

Food Truck Vegan E-Book

Adam Sobel

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Beschreibung

Was ist das Geheimnis dieses Food Trucks? Er eroberte die Straßen von New York City im Sturm. Bei jedem Wetter stehen Vegetarier, Veganer und Fleischesser geduldig und in schönster Eintracht nach den berühmten, bis obenhin mit Zucker glasiertem Seitan und Ancho-Chili-Aioli gefüllten Sandwiches an. Pfannkuchen mit frischen Feigen, Kamille-Blutorangensirup und Pinienkernmus besitzen offenbar eine ähnliche Anziehungskraft. Jetzt liefert ADAM SOBEL, der sympathische Gründer des „Cinnamon Snail“ Food Trucks, die Rezepte seiner süchtig machenden Spezialitäten als Buch direkt in Ihre Küche aus. Neben vielen superleckeren Snacks finden sich darin auch größere Mahlzeiten wie Tofu mit Rosmarinkruste, Brotpudding mit Knoblauch und Estragon, würzige Tofustreifen in Bierteig und Tempeh-Empanadas. Natürlich verrät ADAM SOBEL hier auch die Rezepte für seine legendären Donuts und anderen köstlichen Gebäckteilchen, verfeinert mit Erdnuss-Schokoladenguss, Lavendel, Schwarzem Tee oder Tamarinde. Und er lässt uns teilhaben am anstrengenden, aber beglückenden Alltag eines Food-Truck-Besitzers, am täglichen Kampf mit lästigen Blechschäden und Strafzetteln. Vor allem aber erfahren wir von seiner bewundernswerten Fähigkeit, sein Essen trotz aller Widrigkeiten auf New Yorks Straßen mit Fantasie, Liebe und einer Prise Weltverbesserung zu würzen.

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ADAM SOBEL

FOOD

TRUCK

VEGAN

Heiß begehrte Rezepte von New Yorks legendärem Cinnamon Snail Food Truck

Adam Sobel

Food Truck Vegan

Heiß begehrte Rezepte von New Yorks legendärem Cinnamon Snail Food Truck

1. Auflage 2016

E-Book ISBN 978-3-946566-13-7

© 2016, Narayana Verlag

This translation published by arrangement with Clarkson Potter/Publisher, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC

Copyright © 2015 by Adam Sobel

Photography © 2015 by Kate Lewis

Übersetzung aus dem Englischen: Irmela Erckenbrecht

Coverbilder: Autor © Adam Sobel, Rezeptbilder © Kate Lewis

Herausgeber:

Unimedica im Narayana Verlag GmbH

Blumenplatz 2, 79400 Kandern

Tel.: +49 7626 974 970-0

E-Mail: [email protected]

www.unimedica.de

Alle Fotos von Kate Lewis mit Ausnahme von: S. 4-5 von Ina Yang; S. 9 von Maryloyise Atwater-Kellman; S. 11, 219 (links) von Christopher Patrick Ernst; S. 218, 219 (rechts), 221 von Clay Williams; S. 227 von Alex Jagendorf. Foto auf S. 181 mit freundlicher Genehmigung von Street Vendor Project. Fotos mit freundlicher Genehmigung des Autors: S. 67, 116, 152, 196.

Foto S. i (Grunge Tire Tracks) © Four Leaf Lover/ Dreamstime.com. Alle Illustrationen von Shutterstock: © adsheyn; © VoodooDot; © jadimages.

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografiert – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichet sind).

Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

INHALT

Einführung

Mein veganes Vorratsregal

Frühstück

Getränke

Vorspeisen

Suppen

Sandwiches

Hauptspeisen

Gemüse und Beilagen

Süßes und Desserts

Vendy Awards

Donuts

Soßen, Soßen, Soßen

Danksagung

Bezugsquellen

Index

EINFÜHRUNG

Wie ich anfing, das ganze Gemüse zu kochen

Ich bin damit aufgewachsen, alle möglichen Tiere zu essen, und ich hätte nie gedacht, dass ich später einmal andere Menschen dazu bringen würde, sich ihr gekochtes Gemüse an einem Imbisswagen abzuholen. Doch als ich 16 war, lief mir dieses echt süße Mädchen aus Jersey namens Joey (heute Ms. Snail) über den Weg. Joey gehörte zu den VeganerInnen, die sich hauptsächlich von Pommes und Dosensuppen ernähren, auch bekannt als „Puddingveganer“. (Fürs Protokoll: Ich mag Pommes, Dosensuppen allerdings weniger.) Joey und ich verliebten uns ineinander, und weil sie mir so sehr am Herzen liegt, wollte ich, dass sie besser aß. Ich verbrachte Stunden in Buchläden, um vegane oder zumindest leicht veganisierbare Rezepte aus Kochbüchern abzuschreiben und später zu Hause damit zu experimentieren. Außerdem beschloss ich, meine Kenntnisse zu erweitern und mich nach Arbeit in einem Restaurant umzusehen.

Im Dienst am Menschen und am Schwein beim Woodstock Farm Animal Sanctuary

Das erste Restaurant, in dem ich arbeitete, war das von Tom Valenti geführte Quest an der Upper West Side von Manhattan. Von einem veganen Restaurant war das Quest weit entfernt ‒ zum Beispiel gab es dort ein Gericht mit verlorenen Enteneiern, frittiert in Entenfett, also nicht gerade besonders tierfreundlich. Trotzdem lernte ich von der extrem talentierten Küchenmannschaft dort viele Tricks, raffinierte Zubereitungsmethoden, Sorgfalt im Umgang mit guten Zutaten, Respekt vor den Wünschen der Kundschaft und die kreative Verwandlung von Lebensmitteln gemäß ihrer natürlichen Eigenschaften (also zum Beispiel nicht herzhafte Soßen aus Wassermelone und Süßspeisen aus Pilzen zu machen, bloß weil es möglich ist).

Jedenfalls dachte ich mir die verschiedensten veganen Mahlzeiten für Joey aus, entfaltete neue kulinarische Fähigkeiten und begriff immer mehr vom ethischen Ansatz, der hinter dem veganen Lebensstil steckt. Ich lernte viel über die Fleischindustrie und das Leid, das den Tieren dort angetan wird, welche schädlichen Auswirkungen das alles auf die Landwirtschaft hat, wie die Rechte der dort arbeitenden Menschen missachtet werden und das Leben auf unserem Planeten durch die Massentierhaltung aus dem Gleichgewicht gebracht wird. Mir wurde klar, dass unsere Entscheidung darüber, was wir essen, für vieles, was wir auf dieser Welt gern ändern würden, verantwortlich ist. Immer wieder kamen auch Gäste in unser Restaurant, die darum baten, dass wir ein bestimmtes Gericht für sie vegan oder vegetarisch kochen. Die anderen Köche grummelten dann, ich aber ertappte mich immer öfter dabei, wie ich mich für den Wunsch dieser Kunden nach einer Ernährung ohne Tierprodukte einsetzte. Schließlich fragte mich einer der Kollegen: „Warum bist DU dann eigentlich kein Vegetarier?“ „Vielleicht sollte ich einer werden“, antwortete ich ‒ und damit war es beschlossen.

Was mich davon abgehalten hatte, schon früher Vegetarier zu werden, war die Befürchtung, ich könnte damit meine Freiheit beschränken, bloß um einem Dogma zu folgen … In Wahrheit führen Veganer und Vegetarier aber alles andere als ein beschränktes Dasein. Sobald man sich zu einem veganen Lebensstil entschließt, eröffnet sich einem ein unendlich weites kulinarisches Neuland, das es nach Lust und Laune zu erforschen gilt. Täglich hat man die Chance, diverse Länderküchen, Kochmethoden und Zutaten aus der ganzen Welt auszuprobieren, um neue, nahrhafte, interessante und zufriedenstellende Geschmacksnoten zu kreieren. Als ich noch kein Veganer war, standen so um die zwanzig, dreißig Dinge zur Auswahl, die ich essen würde. Jetzt besitze ich die Freiheit und die Inspiration, alles auszuprobieren, was diese Erde zu bieten hat. Anstatt in meiner Auswahl beschränkt zu sein, bin ich endlich richtig frei!

Und wenn man Tiere nicht mehr essen kann, will man es auch gar nicht mehr. Man ist sich bewusst, wie sehr die Tiere leiden, und das kann man dann einfach nicht mehr in Ordnung finden. Hat man erst einmal erkannt, dass man ein glückliches, zufriedenes Leben führen kann, ohne Tieren Schaden zuzufügen, lässt sich das Fleischessen nur noch schwer rechtfertigen.

Hat man erst einmal erkannt, dass man ein glückliches, zufriedenes Leben führen kann, ohne Tieren Schaden zuzufügen, lässt sich das Fleischessen nur noch schwer rechtfertigen.

Ganz vegan wurde ich an dem Tag, als meine älteste Tochter zur Welt kam. Ich war 19 Jahre alt und wir hatten eine fantastische, ganz natürliche Hausgeburt. 22 Stunden dauerte das alles und die ganze Zeit über musste ich daran denken, wie wichtig das Stillen für unser Kind sein wird, sowohl körperlich als auch seelisch. Mir wurde klar, wie heilig die Verbindung zwischen Mutter und Kind ist ‒ und ich beschloss an Ort und Stelle, dieser Verbindung bei keinem Lebewesen der Welt je wieder im Wege zu stehen. Wie konnte ich noch Milch trinken, wenn diese Milch doch eigentlich für ein Kälbchen oder ein Zicklein gedacht ist? Also ließ ich meine Vorliebe für ausgefallene Käsesorten hinter mir und schaute seitdem kein einziges Mal mehr zurück. Wenn man sich vornimmt, so wenig Leid wie möglich in die Welt zu bringen, wird einem erst klar, auf welch unterschiedliche Weise man anderen geschadet hat, und man geht umso entschlossener daran, diese Verhaltensweisen abzulegen.

Sicher, auf der Straße überfahrene Tiere oder weggeworfene Lebensmittel aus dem Müll zu essen, verursacht vielleicht kein zusätzliches Tierleid. Aber da esse ich doch lieber einen frischen, nahrhaften Salat aus wilden Pflanzen oder grünes Gemüse aus meinem Garten. Ohne den Miesmacher zu geben oder allzu sehr ins Detail zu gehen, möchte ich hier einfach mal voraussetzen, dass es Tieren Leid zufügt, wenn wir ihnen ihre Eier, ihre Milch, ihren Honig, ihre Haut und andere „Nebenprodukte“ wegnehmen, von ihrem Fleisch einmal ganz zu schweigen. Falls du vom Leben heutiger Tiere auf modernen Bauernhöfen bisher noch rosige Träume hast, brauchst du bloß ein wenig Recherche zu betreiben. Keine Frage, unsere modernen Landwirtschaftsbetriebe sind ‒ ebenso wie all die kleineren Höfe, die behaupten, „glückliches“, weil „artgerechtes“ Fleisch zu produzieren ‒ für Tiere ganz schreckliche, traurige Orte. Wenn ich beurteilen will, ob ein Tier wirklich artgerecht gehalten wird, frage ich mich, ob ich mich selbst, meine Mutter oder mein Kind an die Stelle dieses Tieres wünschen würde. Wäre ich glücklich, wenn mein Kind gegen seinen Willen gefangen gehalten würde, um sein ganzes Leben lang Milch oder Eier zu produzieren? Und was geschieht, wenn es das eines Tages nicht mehr kann? Wohin kommt es dann?

Als ich dann später schon längere Zeit in einem veganen Restaurant gearbeitet hatte, musste dieses plötzlich schließen ‒ eine gute Gelegenheit für mich, endlich meinen eigenen Weg zu gehen und mein eigenes Ding zu machen. Für eine ganze Reihe von Jahren verlegte ich mich auf veganes Catering, gab nebenbei noch Kochkurse und betrieb gemeinsam mit Joey einen Stand auf dem Wochenmarkt in Red Bank, New Jersey. An jedem Wochenende waren wir damals fast 48 Stunden lang auf den Beinen und buken nonstop, und wenn wir dann am Sonntagmorgen unseren Stand aufmachten, drohten wir vor Müdigkeit fast umzukippen. Aber unser Stand war in kürzester Zeit äußerst beliebt, fast jede Woche waren wir ausverkauft und unsere Kinder wuchsen quasi auf dem Wochenmarkt auf. Wir wohnen ja auch in Red Bank und ich empfand es immer als großes Privileg, zum Leben in meinem eigenen Umfeld etwas so Positives beitragen zu können. Einige der Leute hatte ich schon ein Jahrzehnt lang bekocht, ehe ich mein eigenes Geschäft aufmachte. Es gibt Kunden, deren Kinder wir aufwachsen sahen und Joey hat für sie, seitdem sie auf der Welt sind, jeden Geburtstagskuchen gebacken.

Die Sonntage in Red Bank sind wirklich ganz anders getaktet als die restlichen Wochentage – sie sind das komplette Gegenteil zur Mittagshektik in New York City. Fast alle, die bei uns in der Schlange stehen, nehmen sich die Zeit, mit völlig fremden Menschen zu quatschen und das Gemeinschaftsgefühl in unserem Städtchen schlägt dann wahre Funken. Wir bedienen ein sehr gemischtes Publikum, darunter Familien, Farmer, Menschen aus allen Schichten, dazu auch gar nicht so selten deren Hunde. Selbst der Sheriff und seine Leute wissen, wo sie die besten Donuts finden. Das ist mein liebster Anblick während der harten Arbeit am Grill: Menschen aller Couleur finden wegen unseres köstlichen, gewaltfreien Essens zusammen. Mir gefällt die Vorstellung, dass auf dem Wochenmarkt von Red Bank positive Begegnungen und ganz besondere Freundschaften begründet werden. Ich hoffe, wir können immer ein Teil davon sein und mit dem appetitlichen Aroma unserer Pfannkuchen dafür die Kulisse bilden.

Etwa acht Jahre lang hatte ich schon davon geträumt, einen veganen Food Truck aufzumachen, und Joey und ich hatten uns auch schon gelegentlich nach einem gebrauchten Fahrzeug umgesehen, mit dem sich dieser Traum verwirklichen ließe. Wir hatten so unschuldige Absichten: Wir wollten einen veganen Food Truck betreiben, damit die Welt verändern, die Fleischindustrie stoppen und die Befreiung von Mensch und Tier vorantreiben. In der Nähe des wunderschön gelegenen Örtchens Keansburg in New Jersey sahen wir dann auch einen tollen Truck zum Verkauf stehen. Siebzigtausend Dollar sollte er kosten – viel mehr, als wir jemals hätten zusammenbringen können. Aber Joey hatte einen tollen Plan! Da wir das Ganze planten, um das Leid zahlloser Lebewesen zu beenden, würden wir ein Lotterielos kaufen – und weil unsere Absichten so gut und richtig waren, würden wir ganz bestimmt gewinnen und dadurch in der Lage sein, den Truck zu kaufen.

Tatsächlich ging ich noch am gleichen Nachmittag in den Kiosk an der Straßenecke, um unser Los zu erstehen. Ich hatte noch nie Lotto gespielt, aber da wir sowieso gewinnen würden, war es ja völlig egal, welche Zahlen ich ankreuzte. Ein paar Tage später sagte Joey, ich solle unseren Gewinn abholen gehen, damit wir damit den Truck kaufen könnten. Ich marschierte also in den Kiosk, wedelte mit meinem Los in der Luft und verkündete: „Ich komme mein Geld abholen.“

Die hübsche Frau aus dem indischen Gujarati, die dort am Tresen stand, scannte mein Los und entgegnete ganz trocken: „Sorry.“ Ich brach in hysterisches Gelächter aus. Ich hatte nicht mal eine Sekunde lang daran gezweifelt, dass wir gewinnen würden. Das war schon witzig. Am Ende bekamen wir dann aber doch noch unseren Truck, wenn auch auf andere Weise.

Okay, ich gebe zu, es war ein kompletter Fehlkauf ‒ aber ein Fehlkauf mit Charme! Ich stellte den Truck in unsere Einfahrt, deckte eine Plane darüber und schraubte monatelang daran herum. Natürlich kamen jede Menge Leute vorbei und ich zeigte ihnen das Wrack. Für die meisten sah es so aus, als würden gleich auch noch die Räder abfallen. Offenbar sah nur ich das Potenzial, das tief unter den schlechten Bremsen und den dreckverschmierten Karosserieteilen schlummerte.

Ich bereite kein Essen zu, das etwas anderes zu sein vortäuscht, als es tatsächlich ist. Ich mache schlichtes, ehrliches Essen, aber das mit viel Liebe ‒ und mit der Absicht, die Welt in einen glücklicheren und friedlicheren Ort zu verwandeln.

Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, noch vor der Eröffnung viel an dem Truck zu machen – ein bisschen von außen aufhübschen vielleicht und natürlich gründlich reinigen. Dann kam eines Tages unser Freund, der Tüftler Billy Dolan vorbei, um sich den Wagen anzusehen, und ehe wir uns versahen, hatten wir den gesamten Truck auseinandergenommen. Gute Freunde sprangen ein und halfen bei allem aus, von den Klempnerarbeiten und der Edelstahlfabrikation bis zu dem wunderbaren Kunstwerk, das bis heute die Außenhaut ziert. So viele Menschen trugen dazu dabei, dieses abgetakelte Gefährt, das schon als Leichenwagen – zum Transport von totem Tierfleisch – gedient hatte, in einen wunderschönen Schrein zu verwandeln, der von nun an dazu auserkoren war, Tausende von Menschen mit rein pflanzlichem Essen zu erfreuen und vielleicht sogar – so hoffte ich jedenfalls – auch dauerhaft auf den rein pflanzlichen Pfad zu locken. Viele Leute fragen mich, was man denn tun könne, um eingefleischte Allesfresser zu leckerem veganem Essen zu bekehren, und tatsächlich ist diese Aufgabe der Kern von allem, was ich am Kochherd tue. Menschen zu verköstigen, die den Veganismus schon längst intus haben, ist zwar auch schön, interessiert mich aber weniger. Viel wichtiger ist es mir, Menschen, die dem veganen Essen bisher ablehnend gegenüberstehen, auf den Geschmack zu bringen. Ich glaube, die beste Strategie besteht immer noch darin, unwiderstehlich leckeres Essen zu kochen, das zufällig auch vegan ist. Ich bereite kein Essen zu, das etwas anderes vortäuscht, als es tatsächlich ist. Ich mache schlichtes, ehrliches Essen, aber das mit viel Liebe ‒ und mit der Absicht, die Welt in einen glücklicheren und friedlicheren Ort zu verwandeln.

An den meisten Tagen macht es richtig Spaß, im Truck zu arbeiten, und es gelingt uns, viele Menschen glücklich zu machen. Vielleicht sorgt unser Karma dafür, dass uns zum Ausgleich immer mal wieder alles aus den Fugen gerät und wir in der Food-Truck-Hölle landen. Hier der Ablauf eines typischen Tages aus dem Jahre 2013.

Ich fing um fünf Uhr morgens an, den Truck zu beladen und machte mich auf den Weg nach Manhattan. Als ich zum Bankenviertel kam, stellte ich fest, dass so ziemlich alle Straßen für einen Filmdreh gesperrt und alle nicht gesperrten Schleichwege hoffnungslos zugeparkt waren. Ich hasse es, das Bankenviertel auslassen zu müssen, aber wenn ein Film gedreht wird, kann man es dort schlicht vergessen. Um das Beste aus der Situation zu machen, beschloss ich, zur 55. Straße West weiterzufahren.

Dort stellte ich dann den Generator an. Er klang echt schlimm, wie ein Presslufthammer, und dazu kam, dass unser Kühlschrank die Temperatur nicht hielt. Wenn wir ihn nicht schnell kühl bekämen, würden wir unser Essen wegwerfen müssen. Ich versuchte, irgendjemanden anzurufen, der kommen und den Wagen an Ort und Stelle reparieren könnte, aber es war niemand erreichbar. Ich wog meine Optionen ab: Einer unserer Mitarbeiter war nicht erschienen, sodass wir unterbesetzt waren, und da wir uns unbedingt um den Generator und den Kühlschrank kümmern mussten, war es wohl leider die beste Idee, alle unsere Donuts kostenlos zu verteilen und den Rest des Tages mit dem Versuch zu verbringen, den alten Kasten wieder auf Touren zu bringen. (Ich gebe zu bedenken, dass uns die Herstellung unserer Donuts viel gekostet hatte: Alle Zutaten sind Bio, selbst das Öl, in dem wir sie ausbacken, und unsere Bäcker kriegen mehr Geld als alle anderen, weil sie nachts arbeiten müssen.) Trotzdem: Die Donuts zu verschenken war das Schönste an dem Tag für mich – den Anblick dieses schier endlosen Stroms von Menschen, die mit glücklichen Gesichtern an unserem Truck vorbeizogen, werde ich nicht vergessen.

Nachdem ich in der Werkstatt fast 4 Stunden gewartet hatte, um den Generator prüfen zu lassen, eröffnete mir der Mechaniker, er müsse ihn ausbauen und mindestens 24 Stunden daran arbeiten. Damit würden wir das Event am nächsten Tag, für das wir schon seit Wochen gebucht waren, nicht einhalten können. Als Nächstes sagten mir die Kühlschrankleute, dass wir unser Gerät durch ein moderneres Modell ersetzen müssten. Als ich unseren Twitter-Account checkte, fand ich lauter wütende Kommentare, weil wir nicht wie angekündigt in der City waren. Einige der Tweets waren echt heftig und ich fühlte mich richtig mies, weil ich so viele Menschen enttäuscht hatte.

Zu allem anderen Unglück an diesem frustrierenden Tag fuhr mir eine Meile von unserem Haus entfernt noch jemand hinten drauf. Unser Wagen trug ein paar Dellen davon, doch zum Glück waren sie nicht allzu schlimm, reine Blechschäden. Während wir auf die Polizei warteten, kam dann noch jemand in einem großen SUV die Straße herunter, die wir zur Hälfte blockierten. Der Fahrer, ein wütender Muskelprotz, kam schreiend und fluchend auf mich zu und meinte, wenn ich nicht sofort mit dem Truck verschwände, würde er ihn höchstpersönlich in den Graben schieben. Ich dachte wirklich, er würde jeden Moment mit Fäusten auf mich losgehen, doch wie durch ein Wunder gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, einen anderen Weg zu nehmen. Zurück im Wagen, traten mir Tränen in die Augen. Ich wollte doch bloß mein Essen verkaufen. Warum musste das so schrecklich schwierig sein?

Selbst wenn jeder Tag so verlaufen würde wie dieser, wüsste ich doch, dass ich mich nicht wirklich beklagen kann. Ich bin mit meiner Familie in Ländern der Dritten Welt gewesen, wo Eltern ihre Kinder zum Betteln schicken oder zusehen müssen, wie sie vor ihren Augen verhungern. Ich habe auf dieser Welt so viel echtes Leid gesehen, dass mir meine kleinen Food-Truck-Problemchen gar nicht der Rede wert erscheinen. Und ich habe so viel, wofür ich dankbar sein muss: Ich liebe meine Kinder und meine Frau. Unsere Mitarbeiter und das ganze Team sind einfach klasse und für mich wie eine große Familie. Unsere Kunden sind so treu und unterstützen uns auf vielfältige Weise. Ich darf leckeres Essen machen, um damit Geld zu verdienen, und weil ich mein eigener Chef bin, kann mich niemand dazu zwingen, etwas zu tun, was ich nicht will, oder bei der Ehrlichkeit meines Essens Kompromisse zu machen, bloß, um mehr Geld zu verdienen.

Ganz egal, wie stressig es manchmal auch sein kann, wir sind untrennbar mit unserer Aufgabe verbunden und kämpfen uns durch alle Albträume hindurch ans Licht.

MEIN VEGANES VORRATSREGAL

EINIGE VERRÜCKTE UND WENIGER VERRÜCKTE ZUTATEN MEINER VEGANEN FOOD-TRUCK-KÜCHE

Heute ist dein erster veganer Tag? Wunderbar! Ich hole schnell noch mal ein paar Luftballons und einen Eimer Konfetti, um dich gebührend zu feiern. Und was willst du dir jetzt Schönes zu essen machen? Ach ja, richtig, das ist wahrscheinlich der Grund, warum du dir dieses Buch besorgt hast!

Bestimmt gibt es ganz viele vegane Zutaten, die du längst schon in deiner Küche vorrätig hast. Darüber hinaus gibt es aber einige andere tolle Sachen, die du gut einsetzen kannst, von denen du aber möglicherweise noch gar nichts weißt. (Und überall, wo du das Zeichen siehst, bedeutet dies, dass eine Zutat oder ein Rezept nicht nur vegan, sondern auch glutenfrei ist!) Alle auf den folgenden Seiten beschriebenen Zutaten werden dafür sorgen, dass dein Gaumen bald viele neue Aroma-Bekanntschaften schließen wird, die dich auf deiner Reise durch das vegane Universum in kürzester Zeit so gut voranbringen werden, dass du zu dem langweiligen Essen früherer Tage nie wieder zurückkehren wirst.

TIERFREIES PROTEIN

Lass Kühe und Hühner in Ruhe! Hier einige Lebensmittel, die dich auf ganz friedfertige Weise mit Protein versorgen.

Tofu ist geronnener und anschließend ausgepresster Sojadrink. Es gibt viele verschiedene Sorten Tofu, die zu den unterschiedlichsten Gerichten passen. Zum Grillen, Braten und Backen verwende ich meist festen Tofu, der nur noch sehr wenig Wasser enthält und deshalb nicht so leicht auseinanderfällt. Wenn du einen besonders festen Tofu haben möchtest, such nach einem Tofu aus gekeimten Bohnen, der gleich auch noch mehr Nährstoffe hat und einfacher zu verdauen ist als das Pendant aus ungekeimten Sojabohnen.

Gelegentlich wähle ich auch den deutlich weicheren und wässrigeren Seidentofu, der sich besonders gut pürieren lässt und sich für Cremes und Puddings eignet. Viele kennen Seidentofu als kleine, weiche Würfel in der traditionellen Misosuppe.

Tempeh ist ein indonesisches Lebensmittel, für das ganze Sojabohnen und Reis in etwa 1 cm dicken Scheiben fermentiert werden. Tempeh ist meist sehr fest und hat ein leicht nussiges Aroma. Der in Supermärkten erhältliche Tempeh schmeckt meist eher fad, deshalb mariniere und röste ich ihn häufig oder lasse ihn in einer pikanten Brühe köcheln, damit er weicher wird und ein gewisses Grundaroma bekommt, ehe ich ihn grille, brate oder sautiere.

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