Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Dieser Band setzt sich mit konkreten Problemstellungen und aktuellen Entwicklungen der universitären Sprachenlehre auseinander. Dabei stellen aktions- und handlungsforschende Zugänge das wissenschaftliche Fundament dar. Forschende, die zum Teil selbst langjährig in der Sprachenlehre tätig sind, greifen relevante Forschungsthemen aus dem Sprachunterricht auf und bearbeiten diese im Rahmen fachdidaktischer Forschungsprojekte. Die Ergebnisse werden nachhaltig in die Sprachenlehre integriert, um Qualitätsentwicklung zu gewährleisten, Kompetenzerweiterung der Lehrenden zu fördern und aktuelle bildungswissenschaftliche Themen, die aus gesellschaftlichen Transformationsprozessen resultieren, in den praxisrelevanten Kontext zu übertragen. Diesem ganzheitlich integrativen Forschungspostulat folgen vorliegende fachdidaktische Forschungsergebnisse nicht nur, sondern verdeutlichen darüber hinaus Konsequenzen für die fachdidaktische Bildungskultur, die sich etwa aus der Corona-Krise oder aus veränderten Zielgruppen universitärer Sprachkurse ergeben haben.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 524
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Daniela Unger-Ullmann / Christian Hofer (Hrsg.)
Forschende Fachdidaktik IV
Sprachenlernen im Kontext gesellschaftlicher Transformation
Diese Publikation wurde unterstützt durch:
DOI: https://doi.org/10.24053/9783381124725
© 2024 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KGDischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle Informationen in diesem Buch wurden mit großer Sorgfalt erstellt. Fehler können dennoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen übernehmen deshalb eine Gewährleistung für die Korrektheit des Inhaltes und haften nicht für fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Diese Publikation enthält gegebenenfalls Links zu externen Inhalten Dritter, auf die weder Verlag noch Autor:innen oder Herausgeber:innen Einfluss haben. Für die Inhalte der verlinkten Seiten sind stets die jeweiligen Anbieter oder Betreibenden der Seiten verantwortlich.
Internet: www.narr.deeMail: [email protected]
ISBN 978-3-381-12471-8 (Print)
ISBN 978-3-381-12473-2 (ePub)
Der Forschungsbereich Fachdidaktik am treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik setzt sich mit konkreten Problemstellungen und aktuellen Entwicklungen der universitären Sprachenlehre auseinander. Das wissenschaftliche Fundament stellen dabei aktions- und handlungsforschende Zugänge dar. Forschende, die zum Teil selbst langjährig in der Sprachenlehre tätig sind, greifen relevante Forschungsthemen aus dem Sprachunterricht auf und bearbeiten diese im Rahmen fachdidaktischer Forschungsprojekte. Die Ergebnisse werden nachhaltig in die Sprachenlehre integriert, um Qualitätsentwicklung zu gewährleisten, Kompetenzerweiterung der Lehrenden zu fördern und aktuelle bildungswissenschaftliche Themen, die aus gesellschaftlichen Transformationsprozessen resultieren, in den praxisrelevanten Kontext zu übertragen. Diesem ganzheitlich integrativen Forschungspostulat folgen vorliegende fachdidaktische Forschungsergebnisse nicht nur, sondern verdeutlichen darüber hinaus Konsequenzen für die fachdidaktische Bildungskultur, die sich etwa aus der Corona-Krise oder aus veränderten Zielgruppen universitärer Sprachkurse ergeben haben.
Daniela Unger-Ullmann greift in ihrem einführenden Beitrag Angebotsentwicklung und Zielgruppenorientierung in Vorbereitenden Sprachkursen der Universität Graz Aspekte der Veränderung und Transformation auf und bespricht auf Überblick schaffende und detaillierte Weise zugleich die Entwicklung des universitären Sprachenangebots der letzten Jahre. Sie bezieht sich dabei auf statistische Daten, die über mehrere Studienjahre hinweg gesammelt und dokumentiert wurden. Von diesen Forschungs- und Evaluierungsergebnissen abgeleitet, bietet die Autorin Handlungsempfehlungen an und diskutiert längerfristige Maßnahmen, um Sprachenlehre weiterhin und langfristig im hochschulischen Kontext zu positionieren.
Im Beitrag Die Integration fachdidaktischer Forschungsergebnisse in den Sprachunterricht – Achtsamkeit als Lehrkompetenz nimmt Christian Hofer auf andere Weise Stellung zu Veränderungen in der universitären Sprachenlehre, nämlich, indem er bereits abgeschlossene Forschungsprojekte des treffpunkt sprachen und deren Niederschlag in der konkreten Sprachlehrpraxis reflektiert. Er wagt den Blick zurück und stellt dar, in welcher Hinsicht es durch die Integration fachdidaktischer Projektergebnisse zur Erweiterung seiner Lehrkompetenzen gekommen ist. Theoretische Basis seiner Ausführungen sind zum einen das fachdidaktische Dreieck Lehren – Forschen – Beraten, zum anderen das Konzept der Achtsamkeit als Lehrkompetenz.
Der Beitrag von Serena Comoglio trägt den Titel Führung im virtuellen und interkulturellen Kontext – Chancen und Herausforderungen für universitäre Sprachenzentren in Österreich. Dieser ist vor allem für all jene interessant, die eine aktuelle und tiefergehende Analyse der Mehrdimensionalität von Virtualität im Kontext interkultureller Führung und Sprachvermittlung suchen. Die Autorin stellt den Einfluss virtueller Kommunikation auf den Führungsprozess in theoretischer und praktischer Hinsicht zur Diskussion. Im Zentrum ihrer Forschungsbemühungen steht die Frage, inwieweit virtuelle Kommunikation bei der pandemiebedingten Umstellung auf Fernlehre als Herausforderung empfunden wurde. Sie präsentiert die Ergebnisse leitfadengestützter Interviews, die sie mit Leiter:innen universitärer Sprachenzentren geführt hat und bindet aktuelle Forschungsliteratur mit ein.
In Auswirkungen von Social Media auf den Sprachunterricht und das Sprachenlernen bei treffpunkt sprachen untersucht Beatrice Maierhofer, auf welche Weise Social Media den universitären Sprachunterricht beeinflusst hat und vor allem, inwiefern sowohl Lehrende als auch Lernende davon profitieren können. Die präsentierten Forschungsergebnisse basieren auf einer umfassenden Datenerhebung, die im Wintersemester 2020/2021 durchgeführt wurde. Es werden vor allem Möglichkeiten und Potentiale des Einsatzes von Social Media dargestellt und relevante Social-Media-Plattformen und Kommunikationstools besprochen. Die Autorin zeigt eindrucksvoll auf, in welcher Hinsicht mediengestützter Sprachunterricht sinnvoll und nachhaltig durchgeführt werden kann.
Um digitale Kompetenzen, die sich aus der coronabedingten Fernlehre ergeben haben, geht es auch im praktisch und methodisch orientierten Beitrag Implementierung digitaler Tools in die universitäre PräsenzSprachenLehre. H5P-Elemente und Aktivitäten der Lernplattform Moodle von Teresa Eibl-Steiner. Primäres Ziel der Autorin, welche selbst als Lehrende tätig ist, ist es, zuvor erworbene Medienkompetenzen weiterhin zu nutzen. Als konkretes Ergebnis ihres fachdidaktischen Forschungsprojekts bietet Teresa Eibl-Steiner ein umfassendes Teacher Manual mit kompetenzübergreifenden Online-Tools an, die auf vielfältige Weise für die Sprachenlehre eingesetzt werden können.
Seit den enormen Flüchtlingsbewegungen nach Österreich in den letzten Jahren rückt neben dem Erwerb von Sprachkenntnissen auch die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten in den Vordergrund. In ihrem Beitrag Kultur- und Wertevermittlung im universitären DaF-Unterricht – empirische Untersuchungen mit Sprachlehrenden und -lernenden der Universität Graz geht Stefanie Faustmann auf diese Thematik in einem fachdidaktischen Zusammenhang ein. Sie untersucht, inwieweit Werte in DaF-Kursen am treffpunkt sprachen bereits vermittelt werden und auf welche Weise diese Werte im fremdsprachigen Deutschunterricht thematisiert werden können. Theoretische Basis ihrer Untersuchungen sind sowohl Definitionen und Beschreibungen des Wertbegriffs im historischen, sozialen und kulturellen Kontext als auch etablierte Modelle der Kultur- und Wertevermittlung. In praktischer Hinsicht beziehen sich ihre Analysen auf die Ergebnisse von Fragebögen und auf konkrete Unterrichtshospitationen.
Der Beitrag Intergenerationelles Sprachenlernen. Herausforderungen und Chancen in intergenerationellen Sprachkursen von Sarah Bindar beschäftigt sich mit den Bereichen der Alters- und Generationsunterschiede zwischen Sprachenlernenden. Sprachlehrveranstaltungen sind häufig von Heterogenität geprägt. Zudem können Altersgruppen innerhalb einer Sprachlerngruppe stark divergieren. Die Autorin geht der Forschungsfrage nach, wie intergenerationelle Lehr- und Lernprozesse erfolgreich und effektiv gestaltet werden können. Dafür analysiert sie Ergebnisse zahlreicher Lehrendeninterviews und bietet methodisch-didaktische Konzepte an, um mit altersheterogenen Sprachlerngruppen innovativ umgehen zu können.
Auch Sarah Jud setzt sich in ihrem Beitrag Übung macht den Meister? Fremdsprachenlernerfahrung und Mehrsprachigkeit als Lernstrategie mit Veränderungsprozessen, die das Sprachenlernen beeinflussen, auseinander. Durch die erhöhte Mobilität, die Globalisierung und fortschreitenden Technologien sind Menschen häufig von mehreren Sprachen umgeben. Die Autorin stellt diesen Sachverhalt in einen fachdidaktischen Rahmen und thematisiert dabei das Multiple Sprachenlernen sowie die Mehrsprachigkeitsdidaktik. Sie beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob und inwiefern sich Sprachenlernende auf ihr sprachenspezifisches Vorwissen beziehen, um so den Sprachlernprozess bewusster steuern und erfolgreicher gestalten zu können.
Im Beitrag Erstsprachspezifische Grammatikvermittlung im DaF-Unterricht – Leitfadenkonzept für DaF-Lehrende mit Fokus auf den Sprachen Arabisch, Persisch, Türkisch und Ukrainisch ist es Antonia Gösweiners Bestreben, Zweitsprachenlernende mit verschiedenen sprachlichen Hintergründen zu unterstützen. Zudem sollen DaF-Lehrende konkrete Impulse erhalten, um Zweitsprachendidaktik kompetent in konkrete Unterrichtssituationen integrieren zu können. Im Zentrum ihres Projekts stehen dabei die Sprachen Arabisch, Persisch, Türkisch und Ukrainisch. Auf der methodischen Ebene zieht die Autorin qualitative Interviews heran. Die Auswertungsergebnisse und Forschungserkenntnisse werden durch konkrete Beispiele aus den gewählten Sprachen untermauert.
In ihrem Beitrag ‘Mid-Country’ Crisis: Adult Immigrants’ Trajectory to Third Language Proficiency geht Yael Rosenmann auf das aktuelle Thema Drittsprachenerwerb ein. In den letzten Jahrzehnten hat dieser Themenbereich aufgrund von Einwanderungswellen zunehmend an Bedeutung gewonnen. Nach der Ankunft am Zielort sehen sich Erwachsene oft mit großen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere, was das Erlernen einer neuen Sprache betrifft. Die Autorin bietet zu dieser Problematik einen umfassenden Überblick. Sie bezieht sich auf neue Studien und zeigt unter anderem auf, inwiefern die Sprachbeherrschung die Basis einer gelungenen Integration darstellt und mit welchen anderen Faktoren diese korreliert. Sie schafft damit ein breiteres Bewusstsein für Sprachlehrende, die mit Migrant:innen arbeiten, und bietet wertvolle didaktische Impulse für eine gelungene Inklusion.
Die Herausgeber:innen danken den Autor:innen für ihre eingereichten Beiträge und dem Verlag für seine Bereitschaft, den vierten Band zur Forschenden Fachdidaktik zu publizieren. Besonderer Dank gilt den Lektorinnen Andrea Kraus und Lisa Wurzinger für ihre wertvolle Unterstützung beim Korrigieren und Formatieren der Texte.
Seit dem Studienjahr 2008/09 werden bei treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik der Universität Graz Vorbereitende Sprachkurse für Studierende der Romanistik, Slawistik und des Instituts für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft (ITAT) angeboten. In den vergangenen Jahren unterlag das Kursangebot großen Veränderungen und wurde immer wieder adaptiert. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit diesen Veränderungen und stellt die Entwicklung des Kursangebots, der -auslastung sowie der Teilnehmer:innenzahlen und -zusammensetzung dar. Mögliche Gründe für die stark rückläufigen Teilnehmer:innenzahlen, die eine Kürzung des Sprachkursangebots zur Folge haben, werden anhand von statistischen Daten analysiert sowie Handlungsempfehlungen und längerfristige Maßnahmen ausgesprochen, welche im Hinblick auf eine Fortsetzung des Kursprogramms von Bedeutung sein könnten.
Vorbereitende Sprachkurse bereiten Studierende der Romanistik, Slawistik und des Instituts für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft (ITAT) gezielt auf die Sprachausbildung ihres regulären Sprachenstudiums vor. Die Kurse sind sowohl fachlich als auch pädagogisch-didaktisch hochwertig, orientieren sich an europäischen Standards (vgl. Council of Europe/Europarat: Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen/GER) und vermitteln den Studierenden fundierte Sprachkenntnisse für ihr Studium. Mit dem Angebot der Vorbereitenden Sprachkurse wurde der Anspruch erhoben, den Interessen und Zielsetzungen unterschiedlicher Institute entgegenzukommen und diese mit den Wünschen der Studierenden in Einklang zu bringen.
Die Aufnahme der Vorbereitenden Sprachkurse in das Lehrangebot des Zentrums für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik war der Tatsache geschuldet, dass sich die ursprünglich an den jeweiligen Instituten angesiedelten Sprachkurse aus Teilnehmer:innen zusammensetzten, welche zwar kostenlos in die Sprache „hineinschnuppern“, aber diese nicht studieren wollten. Aufgrund von Überbuchungen lag der Wunsch der Philologien nahe, ihre Grundstufenkurse in den Sprachen Arabisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (B/K/S), Französisch, Italienisch, Österreichische Gebärdensprache (ÖGS), Russisch, Slowenisch, Spanisch, Türkisch und Ungarisch am Sprachenzentrum der Universität anzusiedeln, um zum einen die Teilnehmer:innenzahlen durch zu bezahlende Kursbeiträge überschaubar zu halten und zum anderen die Finanzierung des Sprachkursprogramms gewährleisten zu können. In diesem Zusammenhang sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei diesem Kursangebot um außercurriculare Lehrveranstaltungen handelt, welche von treffpunkt sprachen kostenpflichtig angeboten werden dürfen. Den Philologien sind aufgrund ihrer curricularen Lehrverpflichtungen insofern die Hände gebunden, als sie keine Möglichkeit haben, ihr Lehrveranstaltungsangebot über Kurseinnahmen zu finanzieren.
Im Hinblick auf die Zielgruppenorientierung der Vorbereitenden Sprachkurse stellen sich zunächst folgende Fragen: An welche Personen richtet sich das fachspezifische Kursangebot? Welche Aufnahmekriterien gilt es zu Beginn des Studiums zu beachten? Über welche Sprachkompetenzen sollen angehende Sprachenstudierende bereits verfügen? Mit welchen Herausforderungen sehen sich Studierende konfrontiert, wenn sie den Anforderungen nicht entsprechen? Bezüglich dieser Fragestellungen ist es von Bedeutung, sich das Zielgruppenprofil genauer anzusehen.
Zu den Teilnehmer:innen der Vorbereitenden Sprachkurse zählen Studierende der Romanistik, Slawistik und des ITAT. Um ein Sprachenstudium an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät beginnen zu können, müssen angehende Sprachenstudierende ein im Curriculum festgesetztes Sprachniveau nachweisen. Für Studierende, die das eingeforderte Eingangssprachniveau nicht erfüllen und für jene Sprachen, die in den Schulen nicht unterrichtet werden, bietet treffpunkt sprachen spezielle Vorbereitende Sprachkurse an. Diese Kurse sind auf die Erfordernisse des weiteren Studiums abgestimmt und werden zu 2/3 von der GEWI-Fakultät und zu 1/3 über Kursbeiträge finanziert.
Die Vorbereitenden Sprachkurse können als Freie Wahlfächer angerechnet werden und sind für Studierende folgender Studienrichtungen zugänglich:
Lehramtsstudium inkl. Angabe der Studienkennzahl: Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (190 365 und 198 403); Französisch (190 347 und 198 409); Italienisch (190 350 und 198 417); Russisch (190 362 und 198 426); Slowenisch (190 368 und 198 428); Spanisch (190 353 und 198 429).
Erweiterungsstudium Lehramt inkl. Angabe der Studienkennzahl: Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (054 403); Französisch (054 409); Italienisch (054 417); Russisch (054 426); Slowenisch (054 428); Spanisch (054 429).
Bachelorstudium inkl. Angabe der Studienkennzahl: Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (033 651); Deutsch und Transkulturelle Kommunikation (033 605); Romanistik Französisch (033 647); Romanistik Italienisch (033 648); Romanistik Spanisch (033 649); Russisch (033 652); Slowenisch (033 659); Slawische Sprachen, Literaturen und Kulturen (033 650); Transkulturelle Kommunikation Arabisch (032 385); Transkulturelle Kommunikation Bosnisch/Kroatisch/Serbisch (032 363); Transkulturelle Kommunikation Französisch (032 345); Transkulturelle Kommunikation Italienisch (032 348); Transkulturelle Kommunikation Österreichische Gebärdensprache (032 480); Transkulturelle Kommunikation Russisch (032 360); Transkulturelle Kommunikation Slowenisch (032 366); Transkulturelle Kommunikation Spanisch (032 351); Transkulturelle Kommunikation Türkisch (032 386); Transkulturelle Kommunikation Ungarisch (032 381).
Erweiterungsstudium inkl. Angabe der Studienkennzahl: Transkulturelle Kommunikation – 3. Fremdsprache: Arabisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Französisch, Italienisch, Österreichische Gebärdensprache, Russisch, Slowenisch, Spanisch, Türkisch (045 004 323).
(vgl. GEWI-Dekanat 2023)
Geht man von der klar definierten Zielgruppe der Vorbereitenden Sprachkurse aus, so liegt die Vermutung nahe, dass ein Grundinteresse am Sprachenlernen von Seiten der geisteswissenschaftlichen Teilnehmer:innen besteht. Die Messlatte der Anforderungen lässt sich bei ihnen aufgrund der sprachlichen Vorerfahrungen durchaus höher legen, zumal vielen die elementaren Fertigkeiten (Hören, Lesen, Schreiben, Sprechen) durch ihre Schulausbildung und ihr persönliches Interesse an Sprachen vertraut sind.
Dass die sprachliche Ausbildung an den Schulen nicht immer den universitären Anforderungen und Erwartungen entspricht, zeigt sich anhand des Einstufungsverfahrens, dem sich Studierende zu Beginn ihres Studiums zu unterziehen haben. Um das für ein reguläres Sprachenstudium eingeforderte Sprachniveau nachweisen zu können, müssen angehende Sprachenstudierende einen Einstufungstest an den betreffenden Instituten absolvieren. Dieser findet jeweils zu Semesterbeginn statt. Anhand der Einstufungsergebnisse wird festgestellt, ob Romanistik-, Slawistik- oder ITAT-Studierende über das erforderliche Sprachniveau verfügen und gleich mit der Sprachausbildung am Institut beginnen können oder ob ihnen empfohlen wird, einen Vorbereitenden Sprachkurs am treffpunkt sprachen zu belegen. Die für das reguläre Studium erforderlichen Sprachniveaus unterscheiden sich je nach Institut deutlich:
Romanistik: Für die Zulassung zu den Sprachkursen des Studiums sind Vorkenntnisse auf Niveau A2 erforderlich. Anerkannte Nachweise, die das Sprachenniveau A2 bestätigen und einen direkten Zugang zu den Sprachkursen des Studiums ermöglichen, sind:
Diplom Französisch: DELF (ab Niveau A2, nicht älter als zwei Jahre),
Diplome Italienisch: CELI (Università di Perugia), CILS (Università di Siena), ROMA 3 (Università La Sapienza di Roma 3), PLIDA (Dante Alighieri e Università La Sapienza di Roma) (jeweils ab Niveau A2, nicht älter als zwei Jahre),
Diplom Spanisch: DELE (ab Niveau B1, nicht älter als zwei Jahre).
(vgl. Institut für Romanistik 2023a)
Slawistik: Für die Zulassung zu den Sprachkursen des Studiums sind Vorkenntnisse auf Niveau A1 erforderlich (vgl. Institut für Slawistik 2023).
ITAT: Für die Zulassung zu den Sprachkursen des Studiums sind Vorkenntnisse auf Niveau A2 bzw. B2 (für Deutsch als Fremdsprache und Englisch) erforderlich (vgl. Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft/ITAT 2023).
Wie bereits erwähnt, haben Studierende bei Nicht-Bestehen des Einstufungstests die Möglichkeit, einen Vorbereitenden Sprachkurs am treffpunkt sprachen zu absolvieren. Die Enttäuschung, das erforderliche Niveau im Zuge des Aufnahmeverfahrens nicht vorgewiesen zu haben, ist erfahrungsgemäß groß, sodass sie sich letztlich gegen ein reguläres Sprachenstudium entscheiden. Das Gefühl, mit dem Besuch eines Vorbereitenden Sprachkurses zu viel Zeit zu verlieren und mit den Studienkolleg:innen, die den Einstufungstest erfolgreich absolviert haben, nicht mithalten zu können, verstärkt sich insofern, als die Kurse, je nach Einstufung, bis zu einem Studienjahr dauern können. Vorbereitende Sprachkurse gestalten sich als sehr zeitintensiv und bieten wenig Raum für den Besuch von Lehrveranstaltungen, die im regulären Studium vorgesehen sind.
Ein weiterer Grund für das Aufgeben des Studienvorhabens ist die Entrichtung von Kursbeiträgen, die sich je nach Stundenausmaß auf bis zu € 240,-- pro Semester belaufen. So verwundert es nicht, dass sich die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) schon zu Beginn der Aufnahme der Vorbereitenden Sprachkurse in das Kursprogramm von treffpunkt sprachen dafür ausgesprochen hatte, diese Lehrveranstaltungen kostenlos anzubieten. Anfangs wurde dem Wunsch mit einem Refundierungsmodell Rechnung getragen, wonach den Teilnehmer:innen der Vorbereitenden Sprachkurse nach erfolgreicher Absolvierung des Kurses der Kursbeitrag abzüglich einer Organisationspauschale von € 5,-- rückerstattet wurde. Die Refundierungsmöglichkeit sollte sich jedoch nach eingehenden Evaluierungsphasen als obsolet herausstellen, zumal sich nur ein Bruchteil der Studierenden um eine Refundierung bemüht hatte. Letztlich wurde das Modell im Wintersemester 2012/13 für beendet erklärt, worauf sich treffpunkt sprachen erneut mit der Kritik seitens der ÖH konfrontiert sah, die Sprachkurse wären für Studierende unerschwinglich und würden für den Studienbeginn eine große Hürde darstellen.
Dass man die Einwände der ÖH hätte ernst nehmen müssen, zeigt die Entwicklung des Kursangebots, der -auslastung sowie der Teilnehmer:innenzahlen, die im Folgenden dargelegt und kommentiert wird.
Die bereits erwähnte Eingliederung der Vorbereitenden Sprachkurse für Studierende der Romanistik, Slawistik und des ITAT erfolgte im Studienjahr 2008/09. Im Laufe der Jahre unterlag die Anzahl der angebotenen Grundstufenkurse (Niveau A1 & A2) unterschiedlichen Schwankungen und reichte von neun bis 25 angebotenen Kursen pro Studienjahr:
Romanistik
Slawistik
ITAT
Slawistik/ITAT
Romanistik/ITAT
Gesamt
Studienjahr 2008/09
15
3
5
2
25
Studienjahr 2009/10
13
2
5
2
22
Studienjahr 2010/11
10
3
3
3
19
Studienjahr 2011/12
6
1
5
4
16
Studienjahr 2012/13
1
0
4
4
9
Studienjahr 2013/14
3
1
4
2
10
Studienjahr 2014/15
3
1
5
2
11
Studienjahr 2015/16
2
1
3
3
9
Studienjahr 2016/17
2
1
3
3
9
Studienjahr 2017/18
3
9
4
3
19
Studienjahr 2018/19
2
6
2
3
13
Studienjahr 2019/20
2
7
2
2
13
Studienjahr 2020/21
1
6
4
2
13
Studienjahr 2021/22
1
6
2
4
13
Studienjahr 2022/23
1
6
3
3
13
Durchschnitt
4
3
4
3
3
14
Maximum
15
3
9
5
4
25
Minimum
1
2
0
2
2
9
Tabelle 1: Anzahl der Kurse (SJ 2008/09 bis SJ 2022/23)
Zu Beginn gestaltete sich das Kursprogramm als sehr kompakt: Aufgrund der großen Nachfrage konnten sowohl Intensivsprachkurse für Studierende der Romanistik (Niveau A1/1. + 2. Phase, 4 Semesterwochenstunden) als auch Semestersprachkurse für Studierende der Romanistik, Slawistik und des ITAT (Niveaustufen A1 bis A2, 4 bis 8 Semesterwochenstunden) angeboten werden. Im Wintersemester 2011/12 erfolgte die erste größere Umstellung des Kursangebots. Da sich die Nachfrage stark verringert hatte, wurde von Seiten der Philologien der Entschluss gefasst, die Kurse zusammenzulegen und sie für Studierende der Romanistik, Slawistik und des ITAT gemeinsam anzubieten. Ein Jahr später (WS 2012/13) mussten die Intensivkurse für Studierende der Romanistik wegen zu geringer Auslastung eingestellt werden. In den folgenden Jahren blieb das Kursangebot bis auf partielle Änderungen der Semesterwochenstunden weitgehend unverändert. Eine wesentliche Erweiterung erfuhr das Kursangebot im Wintersemester 2017/18. In Abstimmung mit dem ITAT wurden Vorbereitende Sprachkurse für die Sprachen Arabisch, ÖGS, Türkisch und Ungarisch in die Lehrplanung aufgenommen. Das Studienjahr 2022/23 weist insgesamt 13 Kurse auf und spiegelt die starke Reduktion des Kursangebots in den letzten 15 Jahren wider.
Mit der Anpassung des Kursangebots gehen auch die sinkenden Teilnehmer:innenzahlen einher. Von anfänglich insgesamt 391 Teilnehmer:innen (Studienjahr 2008/09) reduzierte sich die Anzahl der Teilnehmer:innen auf 83 (Studienjahr 2022/23):
Romanistik
Slawistik
ITAT
Slawistik/ITAT
Romanistik/ITAT
Gesamt
Studienjahr 2008/09
153
53
162
23
391
Studienjahr 2009/10
135
36
138
39
348
Studienjahr 2010/11
132
63
81
47
323
Studienjahr 2011/12
85
19
103
112
319
Studienjahr 2012/13
14
0
72
86
172
Studienjahr 2013/14
52
22
86
40
200
Studienjahr 2014/15
41
28
87
36
192
Studienjahr 2015/16
36
30
59
29
154
Studienjahr 2016/17
24
29
49
28
130
Studienjahr 2017/18
47
135
33
45
260
Studienjahr 2018/19
20
79
25
37
161
Studienjahr 2019/20
16
51
17
18
102
Studienjahr 2020/21
11
54
26
28
119
Studienjahr 2021/22
12
48
13
34
107
Studienjahr 2022/23
9
42
16
16
83
Durchschnitt
52
51
61
46
42
204
Maximum
153
63
162
103
112
391
Minimum
9
36
0
13
16
83
Tabelle 2: Anzahl der Teilnehmer:innen (SJ 2008/09 bis SJ 2022/23)
Ein besonders markanter Rückgang der Teilnehmer:innenzahlen lässt sich bei den Kursen der Romanistik feststellen. Hier nehmen im aktuellen Studienjahr lediglich neun Personen an einem Kurs teil. Bei den Kursen für Studierende des ITAT konnte nach der Erweiterung des Kursangebots im Studienjahr 2017/18 ein Plus an Teilnehmer:innen verzeichnet werden, danach waren die Zahlen jedoch wieder rückläufig.
Im Hinblick auf die Auslastung der angebotenen Kurse variiert die Anzahl der angebotenen Plätze pro Kurs zwischen 24 und 30 Personen. In den Studienjahren 2008/09 bis 2015/16 lag die Gesamtauslastung der Kurse stets über 60% und erreichte im Studienjahr 2011/12 sogar ein Maximum von 87%. Seit dem Studienjahr 2016/17 sank die Auslastung jedoch kontinuierlich auf aktuell 27%:
Abbildung 1: Auslastungsgrad gesamt (SJ 2008/09 bis SJ 2022/23)
Die höchste durchschnittliche Auslastung konnte mit 79% bei den von 2008/09 bis 2010/11 angebotenen Kursen für Studierende der Slawistik verzeichnet werden, gefolgt von den Kursen für Studierende des ITAT mit einer durchschnittlichen Auslastung von 64%. Teilweise wurden sogar Höchstwerte über 100% erreicht:
Romanistik
Slawistik
ITAT
Slawistik/ITAT
Romanistik/ITAT
Studienjahr 2008/09
53%
74%
101%
48%
Studienjahr 2009/10
54%
75%
92%
81%
Studienjahr 2010/11
68%
88%
90%
65%
Studienjahr 2011/12
71%
63%
86%
117%
Studienjahr 2012/13
58%
0%
75%
90%
Studienjahr 2013/14
72%
73%
90%
83%
Studienjahr 2014/15
57%
93%
73%
75%
Studienjahr 2015/16
75%
100%
82%
40%
Studienjahr 2016/17
50%
97%
68%
39%
Studienjahr 2017/18
65%
63%
34%
63%
Studienjahr 2018/19
42%
55%
52%
51%
Studienjahr 2019/20
33%
30%
35%
38%
Studienjahr 2020/21
46%
38%
27%
58%
Studienjahr 2021/22
50%
33%
27%
35%
Studienjahr 2022/23
38%
29%
22%
22%
Durchschnitt
56%
79%
64%
58%
59%
Maximum
75%
88%
101%
90%
117%
Minimum
33%
74%
0%
22%
22%
Tabelle 3: Auslastungsgrade (SJ 2008/09 bis SJ 2022/23)
Die folgenden Abbildungen zeigen die Entwicklung der Zusammensetzung der Kursteilnehmer:innen von 2008/09 bis 2022/23. Analysiert wurde jeder einzelne Kurs, der im angegebenen Zeitraum gestartet werden konnte. Um die Auslastung der Kurse zu erhöhen und etwaigen Kursstornierungen entgegenzuwirken, wurden in Abstimmung mit dem GEWI-Dekanat nicht nur Studierende aufgenommen, welche die Sprachausbildung für ihr reguläres Studium benötigten, sondern auch jene, die sich aus persönlichem Interesse für einen Vorbereitenden Sprachkurs angemeldet hatten. Für die Typisierung der Kursteilnehmer:innen wurde daher folgende Unterteilung vorgenommen:
Zielsprache: jene Studierende, welche die Sprache des jeweiligen Kurses studieren,
RO/SL/IT andere: jene Studierende, die der Romanistik, Slawistik oder dem ITAT zugehören, jedoch eine andere Sprache als die des jeweiligen Kurses studieren,
Sonstige: Studierende anderer Studienrichtungen.
Anschließend erfolgte eine Berechnung der Durchschnittswerte (pro Studienjahr) für die Bereiche Romanistik, Slawistik, ITAT, Slawistik/ITAT und Romanistik/ITAT.
Bei den Vorbereitenden Sprachkursen für Studierende der Romanistik unterlag der Anteil der Studierenden der Kategorie Zielsprache seit dem Studienjahr 2008/09 Schwankungen zwischen 33% und 92%. Der niedrigste Wert von 33% wurde im Studienjahr 2019/2020 verzeichnet, der höchste Wert von 92% im Studienjahr 2021/22. Seit dem Studienjahr 2016/17 hält sich der Anteil der Studierenden anderer Studienrichtungen (Kategorie Sonstige) kontinuierlich über 30%. Ausnahmen bilden das Studienjahr 2020/21 mit 9% und das Studienjahr 2021/22 mit 0%.
Abbildung 2: TN-Zusammensetzung: Kurse f. Studierende der Romanistik (SJ 2008/09 bis SJ 2022/23)
Die im Zeitraum 2008/09 bis 2010/11 angebotenen Russischkurse wurden von mindestens 67% der Slawistik-Studierenden der Kategorie Zielsprache besucht. Eine signifikante Erhöhung der Studierenden anderer Studienrichtungen (Kategorie Sonstige) auf 28% ergab sich lediglich im Studienjahr 2009/10.
Abbildung 3: TN-Zusammensetzung: Kurse f. Studierende der Slawistik (SJ 2008/09 bis SJ 2010/11)
Bezüglich der Vorbereitenden Sprachkurse für Studierende des ITAT lässt sich ebenfalls eine Veränderung der Zusammensetzung der Kursteilnehmer:innen feststellen. Blieb der Anteil der Studierenden der Kategorie Zielsprache bis zum Studienjahr 2016/17 stetig über 80%, so sank dieser ab dem Studienjahr 2017/18 kontinuierlich ab. Mit lediglich 38% der Kursteilnehmer:innen wurde im Studienjahr 2022/23 der Tiefstwert erreicht. Das Studienjahr 2012/13 scheint in der folgenden Abbildung nicht auf, da in diesem Jahr keine Kurse angeboten wurden.
Abbildung 4: TN-Zusammensetzung: Kurse f. Studierende des ITAT (SJ 2008/09 bis SJ 2022/23)
Bei den Sprachkursen für Studierende der Slawistik und des ITAT reduzierte sich der Anteil der Studierenden der Kategorie Zielsprache von ursprünglich 77% auf 47%. Der höchste Anteil der Studierenden der Kategorie Zielsprache konnte im Studienjahr 2012/2013 mit einem Wert von 83% erreicht werden.
Abbildung 5: TN-Zusammensetzung: Kurse f. Studierende der Slawistik und des ITAT (SJ 2008/09 bis SJ 2022/23)
Große Schwankungen weisen die Teilnehmer:innenzahlen der Kurse für Studierende der Romanistik und des ITAT auf. Bis zum Studienjahr 2014/15 lag der Anteil der Studierenden der Kategorie Zielsprache stets über 70%. Ab dem Studienjahr 2015/16 gab es jedoch Schwankungsbreiten zwischen 29% (Studienjahr 2019/20) und 93% (Studienjahr 2020/21). Ausgehend von den Durchschnittswerten hat sich der Anteil der Studierenden der Kategorie Zielsprache im Studienjahr 2022/23 mit 70% wieder eingependelt.
Abbildung 6: TN-Zusammensetzung: Kurse f. Studierende der Romanistik u. des ITAT (SJ 2011/12 bis SJ 2022/23)
Im Hinblick auf die Angebotsentwicklung und die Zusammensetzung der Kursteilnehmer:innen lässt sich feststellen, dass die von treffpunkt sprachen angebotenen Vorbereitenden Sprachkurse in den letzten 15 Jahren einem starken Wandel unterlagen. Aufgrund zu geringer Teilnehmer:innenzahlen musste das ursprünglich sehr kompakte Kursangebot von 25 auf neun Kurse reduziert werden und auch die Auslastung der noch verbliebenen Kurse war von 87% auf 27% deutlich zurückgegangen. Die Zusammensetzung der Kursteilnehmer:innen unterlag ebenfalls diversen Schwankungen, wobei in den vorliegenden Analysen kein allgemeiner Trend zur Zu- oder Abnahme bestimmter Studierendengruppen erkennbar ist. Mit Ausnahme der Kurse für Studierende der Romanistik kann zumindest für das Studienjahr 2022/23 festgehalten werden, dass der Anteil der Studierenden, die tatsächlich die Sprache des jeweils besuchten Kurses studieren, stark zurückgegangen ist.
Hinsichtlich der Tatsache, dass sich die Teilnehmer:innenzahlen in den letzten Jahren sehr reduziert haben, ist es notwendig, sich die Gründe für das Fernbleiben der Studierenden, welche die Vorbereitenden Sprachkurse für ihr reguläres Studium benötigen, genauer anzusehen.
Im Rahmen des Beirats zur Vergabe der Lehre (vgl. treffpunkt sprachen 2023a), der am Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik jedes Studienjahr im Juni tagt, werden die Entwicklung des Kursangebots und der Teilnehmer:innenzahlen regelmäßig evaluiert und mögliche Maßnahmen diskutiert. An den Sitzungen nehmen das Vizerektorat für Studium und Lehre, die Leitung und Assistenz von treffpunkt sprachen, das Studiendekanat der GEWI-Fakultät, die Curricula-Kommissionen (CuKo) sowie der Vorsitz der ÖH teil.
Nach Meinung der Beiratsmitglieder könnten folgende Gründe für das sinkende Interesse am Sprachenstudium ausschlaggebend sein:
Rahmenbedingungen (Aufnahmeverfahren),
Einstufungstests (Überprüfung der Sprachkompetenzen),
Kursbeiträge (Vorbereitende Sprachkurse),
STEOP (Studieneingangs- und Orientierungsphase).
Einige Sprachenstudien der Universität Graz sind zugangsbeschränkt und unterliegen per Gesetz einem Aufnahmeverfahren. Um sich für einen Studienplatz in den gewählten Studienfächern zu bewerben, ist es notwendig, sich online mittels Bewerbungstool der Universität Graz für das Aufnahmeverfahren zu registrieren. Von diesem Aufnahmeverfahren sind insbesondere Lehramtsstudierende des Bachelorstudiums Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung betroffen, deren Studienplatz von einer positiven Absolvierung eines Online-Self-Assessments und eines elektronischen Zulassungstests abhängig ist. Im Rahmen dieser verpflichtenden Tests wird festgestellt, ob sich Studierende für das Lehramtsstudium und den Beruf als Lehrer:in eignen (vgl. Zulassung Lehramt 2023).
Erfahrungsgemäß wird dieser Einstieg ins Studium von den angehenden Sprachenstudierenden noch nicht als große Hürde gesehen. Schwieriger wird es für sie, wenn es um den Nachweis ihrer Sprachkenntnisse geht.
Romanistik: Für die Sprache Französisch erfolgt der schriftliche Einstufungstest online, für die Sprachen Italienisch und Spanisch in Präsenz. Die Verpflichtung zum Test entfällt, wenn angehende Studierende ein B1-Niveau (schriftlich) mit einer entsprechenden Maturanote für ihr gewähltes Studienfach (Französisch, Italienisch, Spanisch) nachweisen können. Dieser Nachweis sollte nicht älter als zwei Jahre sein. Der Beginn des Romanistik-Studiums ist auch ohne bestandenen Einstufungstest möglich. Ein Einstieg in die Sprachausbildung 1 (SA1) erfordert jedoch Sprachkenntnisse auf Niveau A2, die über Vorbereitende Sprachkurse am treffpunkt sprachen erworben werden können. Die dafür vorgesehenen Kurse ersetzen den Einstufungstest nicht (vgl. Institut für Romanistik 2023a).
Slawistik: Voraussetzung für den Beginn eines Slawistik-Studiums sind Sprachkenntnisse auf Niveau A1, welche entweder durch einen Einstufungstest nachzuweisen sind oder vor dem Studium in einem Vorbereitenden Sprachkurs erworben werden können. Studierende mit sprachlichen Vorkenntnissen sind verpflichtet, einen Einstufungstest abzulegen. Studierenden ohne Vorkenntnisse wird empfohlen, sich das erforderliche Niveau über einen Vorbereitenden Sprachkurs am treffpunkt sprachen anzueignen. Nach positivem Abschluss des entsprechenden Kurses sind Studierende automatisch – ohne Einstufungstest – berechtigt, mit der Sprachausbildung am Institut für Slawistik (Sprachkurs 1b) zu beginnen (vgl. Institut für Slawistik 2023).
ITAT: Für das BA- und MA-Studium am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft sind folgende Vorkenntnisse nachzuweisen: für Deutsch und Englisch das Kompetenzniveau B2, für alle anderen Sprachen das Kompetenzniveau A2. Wer keine Kompetenzen in der gewählten Sprache aufweist oder die Sprachprüfung nicht besteht, kann die Vorbereitenden Sprachkurse am treffpunkt sprachen und parallel dazu sprachenübergreifende Lehrveranstaltungen aus der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) sowie Lehrveranstaltungen aus der anderen Fremdsprache besuchen. Bei positiver Absolvierung eines Vorbereitenden Sprachkurses ist keine Sprachprüfung mehr abzulegen (vgl. Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft/ITAT 2023).
Sprachprüfungen stellen für Studierende eine große Herausforderung dar, zumal sich die Anforderungen einzelner Institute mit der Schulausbildung nur geringfügig decken und es trotz angebotener Orientierungsgespräche (vgl. Institut für Romanistik 2023b), in denen engagierte Fachkoordinator:innen angehende Studierende über die Schwerpunkte des Einstufungstests informieren, zu einer relativ hohen Durchfallquote kommt. Diese Hürde könnte bei Studierenden zu Überlegungen führen, dem Sprachenstudium ein „leichteres“ Studium vorzuziehen.
Das viel diskutierte Thema der Bezahlung von Kursbeiträgen wurde im vorliegenden Beitrag bereits ausführlich dargelegt (siehe Kapitel Wer zählt zur Zielgruppe der Vorbereitenden Sprachkurse? Herausforderungen und Probleme). Nach Ansicht des Vizerektorats für Studium und Lehre sei es nicht zwingend notwendig, jeden:jede Studierende:n für Sprachen zu begeistern. Ein Großteil der Studierenden gehe im Laufe des Studiums verloren und man solle auf jene Personen abzielen, welche tatsächlich an einem Sprachenstudium interessiert seien. Die Studierenden würden vor dem Studium gut überlegen, welche Berufschancen sich später für sie ergeben. Deshalb sei es wichtig, darüber nachzudenken, wie man die Studiengänge dementsprechend optimieren könne, und klar zu kommunizieren, was man nach dem Sprachenstudium beruflich machen könne (vgl. treffpunkt sprachen 2023b, S. 4). Durch die Kursbeiträge sei das Angebot der Vorbereitenden Sprachkurse vorerst gesichert, dennoch sei es wichtig, sich zu überlegen, wie man mit den kleinen Fächern in Zukunft umzugehen habe. Wenn es für bestimmte Studien und für die dazu angebotenen Sprachkurse keine Interessent:innen gebe, sei es in Frage zu stellen, ob sich eine Investition in diese überhaupt auszahle (vgl. ebd., S. 3).
Die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) bietet einen Überblick über die wesentlichen Inhalte des Studiums und kann aus einer oder mehreren Lehrveranstaltungen bestehen. Die in den einzelnen Unterrichtsfächern und Spezialisierungen im Rahmen der STEOP zu absolvierenden Lehrveranstaltungen und Prüfungen sind bei den Bestimmungen zu den einzelnen Unterrichtsfächern und Spezialisierungen im Curriculum gekennzeichnet. Bis zum erfolgreichen Abschluss aller Lehrveranstaltungen der STEOP können weitere Lehrveranstaltungen nur in einem Umfang von maximal 22 ECTS-Punkten besucht werden. Die Absolvierung von Lehrveranstaltungen und Prüfungen über diesen Umfang hinaus ist nicht möglich. Ist das vorziehbare Kontingent ausgeschöpft (bereits die Anmeldung zu prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen zählt!), die STEOP aber noch nicht vollständig abgeschlossen, so verhindert das Online-System die Anmeldung zu prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen und Vorlesungsprüfungen. Erst wenn alle STEOP-Prüfungen erfolgreich abgelegt wurden, wird die ECTS-Beschränkung (Vorziehen von 22 ECTS-Punkten) aufgehoben (vgl. GEWI-Fakultät 2023).
Da die Vorbereitenden Sprachkurse von der STEOP-Regelung nicht ausgenommen sind, laufen Studierende Gefahr, sich aufgrund der unvollständig absolvierten STEOP-Lehrveranstaltungen NICHT für einen Sprachkurs ihrer Wahl in UNIGRAZonline anmelden zu können. Wie widersprüchlich dieses Reglement ist, zeigt sich im hohen administrativen Aufwand seitens des Organisationsteams von treffpunkt sprachen. Studierende melden sich telefonisch oder per E-Mail mit der dringlichen Bitte, ihnen dennoch die Möglichkeit zu geben, an dem für das Sprachenstudium benötigten Vorbereitenden Sprachkurs teilnehmen zu dürfen. Um ihrem Wunsch Rechnung zu tragen, werden sie vorerst händisch in die Teilnehmer:innenliste eingetragen und im Laufe des Semesters nach Bekanntgabe der vollständig absolvierten STEOP-Lehrveranstaltungen ins UNIGRAZonline-System. Ohne die manuelle Eintragung in das UNIGRAZonline-Anmeldesystem wäre der Abschluss des besuchten Vorbereitenden Sprachkurses mit einem Lehrveranstaltungszeugnis nicht möglich und somit auch nicht die Anrechnung als Freies Wahlfach mit den entsprechenden ECTS-Punkten (vierstündige Kurse: sechs ECTS-Punkte; sechsstündige Kurse: neun ECTS-Punkte).
Faktoren wie Aufnahmeverfahren, Einstufungstests, Kursbeiträge und STEOP dürften entscheidende Gründe sein, warum sich angehende Studierende von ihrem Studienvorhaben abbringen lassen. Zweifellos sind diese schwierigen Rahmenbedingungen „hausgemacht“ und könnten mit entsprechenden Beschlüssen der Curricula-Kommissionen entschärft werden. Einstufungstests und die Entrichtung der Kursbeiträge werden nach Auffassung der Autorin für längere Zeit ihre Berechtigung finden, zumal alle Institute größten Wert auf ein hohes Niveau im Bereich der Sprachbeherrschung legen und sich der Tatsache bewusst sind, dass die Finanzierung der Sprachausbildung nicht nur von der Universitätsleitung abhängt, sondern auch von zahlenden Studierenden.
Welche Konsequenzen die Finanzierung der Sprachausbildung hat, sei an dieser Stelle kurz erwähnt. In Bezug auf das Kursangebot der Vorbereitenden Sprachkurse haben sich folgende Änderungen ergeben: Die ursprünglich mit acht Stunden konzipierten Kurse für Französisch, Italienisch, B/K/S, Slowenisch, Ungarisch und Türkisch werden seit dem Wintersemester 2022/23 lediglich als vierstündige Kurse angeboten. Für die Sprache Russisch gibt es statt ehemals drei achtstündigen Parallelkursen nur mehr einen vierstündigen Kurs. Die Kurse für die Sprachen Arabisch, ÖGS und Spanisch werden (noch) mit sechs Stunden angeboten, sind jedoch bei zu geringer Auslastung mit dem Risiko verbunden, auf vier Stunden gekürzt zu werden. Dass sich das stark reduzierte Stundenausmaß auf die vollständige Abdeckung des vorgegebenen Lehr- und Lernstoffs negativ auswirkt, steht außer Frage.
Der permanente Aktualisierungsprozess von Studienprogrammen, vorangetrieben durch Komplexität, Digitalisierung, Schnelllebigkeit und hohe Erwartungshaltungen, führt zur stärkeren Notwendigkeit, das Lehrangebot an der Universität attraktiver zu gestalten und mit Einzelaktionen in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen. Als kurzfristige Handlungsempfehlungen können daher folgende Aktivitäten genannt werden:
Bei Veranstaltungen, wie dem Tag der offenen Tür (vgl. Studien Info Service/4students 2023), der vom Studien Info Service traditionellerweise im April organisiert wird, haben Maturant:innen die Möglichkeit, sich vorab über das reichhaltige Studienangebot der Universität Graz zu informieren. Alle Institute sind eingeladen, sich mit Beratungsgesprächen, Workshops und Vorträgen einzubringen und insbesondere für jene Sprachen Begeisterung zu wecken, welche erfahrungsgemäß nicht zur ersten Studienwahl gehören (z. B. Türkisch und Ungarisch). Dabei wird versucht, auch bei Schüler:innen, die nicht eine Karriere als Übersetzer:innen oder Dolmetscher:innen anstreben, ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Sprachen als berufliche Zusatzqualifikation zu schaffen. Pandemiebedingt wurde diese Veranstaltung in den letzten drei Jahren online angeboten, was zur Folge hatte, dass es weniger Teilnehmer:innen gab. Zudem musste man sich eingestehen, dass es von Vorteil gewesen wäre, wenn sich die Veranstaltung nicht über mehrere Wochen hingezogen hätte, sondern für maximal drei Tage anberaumt gewesen wäre. Bewerbungsvideos, die explizit für den Tag der offenen Tür gedreht wurden, fanden bei den Studierenden Anklang, jedoch geringe Wirksamkeit. Seit April 2023 wird der Tag der offenen Tür wieder in Präsenz angeboten − eine erfreuliche Entscheidung!
Es steht außer Frage, dass die Begeisterung für Sprachen bereits in den Schulen geweckt werden muss. Im Hinblick auf die Berufsbildung stehen die Geisteswissenschaften stets im Schatten anderer Disziplinen. Daher wäre es wichtig, den Schüler:innen die Perspektive eines Studiums der Geisteswissenschaften in Beratungen und Kurzvorträgen näherzubringen. Bislang wurden diese Aktivitäten von Lektor:innen der jeweiligen Institute durchgeführt, die über den hohen wissenschaftlichen Anteil ihres Studienfachs zwar Bescheid wissen, jedoch die eigentlichen Interessen der Schüler:innen schwer einschätzen können. So wäre es naheliegend, Lehramtsstudierende als zukünftige Botschafter:innen bzw. Multiplikator:innen für die Beratungen an den Schulen gezielt einzusetzen und ihnen für ihre Beratungsleistung ein Praktikumszeugnis mit einer entsprechenden Anzahl von ECTS-Punkten auszustellen. Auf diese Weise wäre die Nähe zu den Schüler:innen hergestellt und die Wahrscheinlichkeit, junge Menschen für ein Sprachenstudium zu begeistern, höher.
Der Europäische Tag der Sprachen (vgl. European Centre for Modern Languages of the Council of Europe/ECML 2023) ist eine Initiative des Europarats und wurde 2001 eingeführt. Er wird jährlich am 26. September vom Europäischen Fremdsprachenzentrum des Europarats (in Kooperation mit Partnerorganisationen) veranstaltet und stellt sich zur Aufgabe, die individuelle Mehrsprachigkeit zu fördern, den Menschen mit Schnupperkursen und Workshops die Vorteile von Sprachkenntnissen bewusst zu machen und sie zum lebensbegleitenden Sprachenlernen zu motivieren (vgl. ebd.). Die Teilnahme an diesem internationalen Aktionstag scheint auf den ersten Blick für Spracheninstitute (z. B. Anglistik/Amerikanistik, Romanistik, Slawistik und ITAT) der Universität Graz unerlässlich zu sein, zumal alle Menschen, egal welchen Alters, mit dem abwechslungsreichen Angebot angesprochen werden sollen. Die Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass sich die Veranstaltung in Graz sehr stark auf Schüler:innen der Grund- und Mittelschulen (Unterstufe) konzentriert und weniger auf die Altersgruppe (18 Jahre/Maturant:innen), die für die Universität von Relevanz wäre.
Um Lehre und Forschung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde seitens der Universität Graz die Idee geboren, einen sogenannten UNI-POP-UP-STORE in der Flaniermeile von Graz (Herrengasse) einzurichten (vgl. Universität Graz 2023a). Fragen, wie z. B. Woran erkenne ich Fake News?, Was ist Glück?, Darf man Grenzen schließen? oder Wie finden Geflüchtete Arbeit?, wurden im April 2022 von namhaften Expert:innen mitten in der Grazer Innenstadt beantwortet. Das vielfältige Programm (Experimentierworkshops, Science Quiz oder ein Ukrainisch-Schnupperkurs) erstreckte sich über zwei Monate und bot Passant:innen die Möglichkeit, sich über das Studienangebot der Universität Graz zu informieren. Alle Veranstaltungen waren kostenlos und hatten zum Ziel, „(…) Spitzenforschung und spannende Vorlesungen vom Campus in die City – und damit näher an die Grazerinnen und Grazer – (zu) bringen“ (Universität Graz 2023b). Stark vertreten waren die Philologien, die sich mit Vorträgen und Schnupperkursen für ihre Sprachen hervorgetan hatten. Beispielsweise setzte man sich zum Thema Gehörlosigkeit und Gebärdensprache mit folgenden Fragen auseinander: Ist die Gebärdensprache international?, Was hat es mit den fliegenden Händen auf sich?, Dürfen Gehörlose Auto fahren?. Mit der Beantwortung einfach aufbereiteter Fragen konnte das Interesse vieler Personen geweckt werden, die sich zuvor weniger mit dem Thema Sprachen beschäftigt hatten. Dieser Ansatz sollte in jedem Fall beibehalten werden, um insbesondere die Sichtbarkeit der Institute, die sich mit geringen Studierendenzahlen konfrontiert sehen, zu erhöhen.
Sprachenwettbewerbe und Sommerschulen erfreuen sich bei Schüler:innen größter Beliebtheit. Sie werden von den Schulen über internationale Austauschprogramme initiiert und von Erasmus+-Koordinator:innen organisiert. Hierbei wäre es naheliegend, Sprachenwettbewerbe in enger Zusammenarbeit mit den Erasmus+-Koordinator:innen direkt an den Instituten (Anglistik/Amerikanistik, Romanistik, Slawistik, ITAT) der Universität Graz zu veranstalten, um Schüler:innen, die sich im Rahmen des Wettbewerbs mit ausgezeichneten Sprachkenntnissen hervorgetan haben, vor Ort für ein Sprachenstudium zu begeistern. Auf diese Weise lernen sie bereits das jeweilige Institut mit seinen Mitarbeiter:innen und Studienangeboten kennen und werden gezielt auf die Vorteile eines Sprachenstudiums aufmerksam gemacht. Ähnlich verhält es sich mit Sommerschulen, die z. B. für zwei Wochen im Juli an den Instituten stattfinden könnten und Schüler:innen zwischen 16 und 18 Jahren die Möglichkeit bieten, sich mit einfach aufbereiteten wissenschaftlichen Themen im Rahmen von Ringvorlesungen, Workshops sowie kleineren Exkursionen auseinanderzusetzen. Auch hier wäre die enge Zusammenarbeit mit den Erasmus+-Koordinator:innen wichtig, um den Ablauf der Sommerschulen gut organisieren zu können.
Um die Attraktivität sprachenbezogener Studienfächer zu fördern, müssten nach Auffassung der Autorin folgende längerfristige Maßnahmen gesetzt werden:
Bei zugangsbeschränkten Studien, wie beispielsweise dem Bachelorstudium Lehramt Sekundarstufe Allgemeinbildung, welches in engem Zusammenhang mit einem Sprachenstudium steht, drängt sich die Frage auf, inwiefern Aufnahmeverfahren für Lehramtsstudierende gerechtfertigt sind. Aufnahmeverfahren ergeben bekanntlich nur Sinn, wenn es zu einer Überzahl an Bewerber:innen kommt und sich der dadurch erhöhte Betreuungsaufwand seitens des universitären Lehrpersonals nicht mehr bewerkstelligen lässt.
Tatsächlich verhält es sich so, dass die Studierendenzahlen rückläufig sind und die maximale Anzahl an Bewerber:innen bislang nicht erreicht wurde (vgl. Abteilung für Leistungs- und Qualitätsmanagement/LQM 2023, S. 8). Zudem gibt es aufgrund der Pensionierungswelle in Österreich einen massiven Mangel an Lehrkräften (vgl. Der Standard 2023), der lediglich mit einer intensiven Erhöhung der Lehramtsstudierendenzahlen kompensiert werden kann. Im Hinblick auf den Abbau von bürokratischen Hürden wäre es wünschenswert, diesem für Sprachen kontraproduktiven Verfahren ein Ende zu setzen und sich dessen bewusst zu werden, dass man auf höhere Zahlen prüfungsaktiver Lehramtsstudierender angewiesen ist und sich eine mit dem Aufnahmeverfahren einhergehende Reduktion der Studienplätze nicht mehr wird leisten können.
Um den Wunsch der Studierenden nach mehr Flexibilisierung (z. B. mehr Vorlesungsaufzeichnungen), innovativen Lehrformen (z. B. Verwendung von Online-Tools in der Präsenzlehre, abwechslungsreiche Arbeitsaufträge, kleinere Lernzielkontrollen) und Interdisziplinarität sowie Praxisbezug und kooperativen Lehrangeboten aufzugreifen (vgl. Abteilung Lehr- und Studienservices/LSS 2023, S. 11ff.), müssten die Curricula der Sprachenstudien neu gestaltet werden.
Berufliche Perspektiven eines Sprachenstudiums liegen insbesondere in der Sprachenlehre (im Bereich von Schule und Erwachsenenbildung), in einer wissenschaftlichen Laufbahn (Sprach- oder Literaturwissenschaft), im Bereich von Kulturvermittlung im interkulturellen Kontext, in Öffentlichkeits- und Medienarbeit, in internationalen Kooperationen im Bereich Bildung und Wissenschaft, im Bibliotheks- und Archivwesen sowie im Verlagswesen und Buchhandel. Diese Wichtigkeit bzw. Bedeutsamkeit der employability sollte sich in neu ausgerichteten Curricula widerspiegeln und in Zusammenarbeit mit außeruniversitären Institutionen ermöglicht werden. Es besteht kein Zweifel, dass Sprachenstudierende insbesondere an sprach-, kultur- und literaturwissenschaftlichen Studien mit konkreter Anwendungsorientierung interessiert sind. Berufsfelder wie Verlagsarbeit, Kulturmanagement, Journalismus, Translationsarbeit etc. untermauern die berufliche Legitimation von geisteswissenschaftlichen Studierenden, die sich immer wieder mit dem Vorwurf eines brotlosen Studienvorhabens konfrontiert sehen.
Eine bewusste Gegensteuerung könnte durch die Erweiterung des Studienangebots an interdisziplinären Lehrveranstaltungen erzielt werden. Voraussetzung für die enge Zusammenarbeit zwischen Universität und bestehenden örtlichen Sprach-, Kultur- und Literaturinstitutionen ist die Einbindung solcher Kooperationen in ein entsprechend abgestimmtes Curriculum, welches die wissenschaftlichen Disziplinen Sprache, Kultur und Literatur vereint und auf alle Sprachenstudien übertragbar ist. Neues muss möglich sein, zumal bestehende konsekutive Studien (Master) für Studierende nicht sehr attraktiv sind. Sie spiegeln das ehemalige Diplomstudium wider und tragen dem ausdrücklichen Wunsch der Studierenden nach neuen interdisziplinären und praxisorientierten Masterstudien keinerlei Rechnung.
Ohne Zweifel würden interdisziplinär ausgerichtete Curricula mit integrierten Praktika an außeruniversitären Institutionen (z. B. Oper, Schauspielhaus, Kunsthaus, Literaturhaus, Museen, Printmedien, Verlage etc.) geisteswissenschaftlichen Studierenden den Weg abseits des Mainstreams ebnen und insbesondere jenen Personen berufliche Chancen ermöglichen, die keine Schul- oder Wissenschaftslaufbahn anstreben.
Um Schnittstellen zwischen Sprachen und der Gesellschaft zu schaffen, wäre es für die Universität Graz empfehlenswert, ein Haus der Sprachen und Kulturen am Uni-Campus einzurichten. Derzeit sind die Spracheninstitute der Universität Graz auf mehrere Standorte verteilt und könnten im Zuge der Umgestaltung eines ehemalig von der Medizinischen Universität genutzten Gebäudes ins Zentrum des Campus geholt werden.
Durch die räumliche Zusammenlegung der Institute würde die Zusammenarbeit der Philologien gestärkt, Synergien in Lehre, Forschung und Infrastruktur weiter ausgebaut und eine Profilschärfung der Sprachen erreicht werden. Zudem würde es sich anbieten, außeruniversitären Institutionen diverse Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, um dem universitären Sprachenbereich eine gesellschaftliche Legitimation zu verleihen und mit gut durchdachten Konzepten als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fungieren. Zentrale gemeinsame Forschungsschwerpunkte zu Sprach-, Kultur-, Literatur- und Translationswissenschaften könnten den einzelnen Instituten ein unverwechselbares Profil geben und die gewachsenen Institutsstrukturen stärken.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich das Kursangebot und die Teilnehmer:innenzahlen der Vorbereitenden Sprachkurse in den letzten 15 Jahren stark reduziert haben. Die zunehmend geringe Nachfrage brachte eine Veränderung des Kursangebots mit sich, die mit einer regelmäßigen Adaptierung der Kursformen einherging. Als negative Konsequenz dieser Adaptierung ist die starke Reduktion des Stundenausmaßes zu sehen, welche sich aus dem Gesamtauslastungsgrad der Kurse ergeben hat. In diesem Zusammenhang war es naheliegend, die Zusammensetzung der Kursteilnehmer:innen zu analysieren und eine Einteilung in drei Gruppen vorzunehmen: In 1) Studierende, welche die Sprache des jeweiligen Kurses studieren 2) Studierende, die der Romanistik, Slawistik oder dem ITAT zugehören, jedoch eine andere Sprache als die des jeweiligen Kurses studieren und 3) Studierende anderer Studienrichtungen.
Anhand der Analyse wurde aufgezeigt, dass die Zusammensetzung der Kursteilnehmer:innen bei allen Sprachkursen im Verlauf der Jahre immer wieder Schwankungen unterlag. Ein genereller Trend zur Zu- oder Abnahme einer bestimmten Studierendengruppe konnte jedoch nicht festgestellt werden. Mit Ausnahme der Kurse für Studierende der Romanistik gibt es jedoch eindeutige Hinweise, dass die Anzahl der Studierenden, welche die Sprache des jeweiligen Kurses studieren, stark zurückgegangen ist.
Als Gründe für die sinkende Nachfrage der Vorbereitenden Sprachkurse wurden folgende Faktoren diskutiert: Rahmenbedingungen (Aufnahmeverfahren), Einstufungstests (Überprüfung der Sprachkompetenzen), Kursbeiträge (Vorbereitende Sprachkurse) und STEOP (Studieneingangs- und Orientierungsphase). Zweifellos handelt es sich dabei um schwierige Rahmenbedingungen, die nach Auffassung der Autorin mit entsprechenden Beschlüssen der Curricula-Kommissionen entschärft werden sollten. Um der geringen Auslastung der Vorbereitenden Sprachkurse entgegenzuwirken, wurden Handlungsempfehlungen und längerfristige Maßnahmen herausgearbeitet, welche den Fortbestand des qualitativ hochwertigen Kursprogramms sichern könnten.
Abteilung Lehr- und Studienservices/LSS (2023): Online-Lehre im Sommersemester 2020 und Wintersemester 2020/21 – Bericht über die begleitenden Studierenden- und Lehrendenbefragungen. https://static.uni-graz.at/fileadmin/lehr-studienservices/Qualit%C3%A4tssicherung/20210623_Begleitbefragungen_Online-Lehre_Uni_Graz_Gesamtbericht_LSS.pdf [24.03.2023].
Abteilung für Leistungs- und Qualitätsmanagement/LQM (2023): Wissensbilanz 2021. https://static.uni-graz.at/fileadmin/Lqm/Dokumente/Wissensbilanz_2021_final.pdf [24.03.2023].
Council of Europe/Europarat (2023): Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen/GER. https://www.europaeischer-referenzrahmen.de/sprachniveau.php [24.03.2023].
Der Standard (2023): Lehrkräftemangel in Österreich spitzt sich weiter zu. https://www.derstandard.at/story/2000136929807/lehrkraeftemangel-in-oesterreich-spitzt-sich-weiter-zu [24.03.2023].
European Centre for Modern Languages of the Council of Europe/ECML (2023): Europäischer Tag der Sprachen. https://edl.ecml.at/ [24.03.2023].
GEWI-Dekanat (2023): Vorbereitende Sprachkurse an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz SS 23. https://static.uni-graz.at/fileadmin/gewi/downloads/ba-ma/Sprachkurse_InfoblattNEU.pdf [24.03.2023].
GEWI-Fakultät (2023): STEOP – Die Studieneingangs- und Orientierungsphase. https://gewi.uni-graz.at/de/studienservice/studienbeginn/ [24.03.2023].
Institut für Romanistik (2023a): Einstufungstests. Welche vorbereitenden Sprachkurse/Diplome ersetzen den Einstufungstest? https://romanistik.uni-graz.at/de/studienservice/vor-und-zu-studienbeginn-1/ [24.03.2023].
Institut für Romanistik (2023b): Online-Self-Assessment (OSA) und Orientierungsgespräche. https://romanistik.uni-graz.at/de/studienservice/vor-und-zu-studienbeginn-1/ [24.03.2023].
Institut für Slawistik (2023): Studienbeginn. https://slawistik.uni-graz.at/de/studieren/studienbeginn/ [24.03.2023].
Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft/ITAT (2023): Welche Vorkenntnisse muss ich mitbringen? https://translationswissenschaft.uni-graz.at/de/1/studieren/studieninteressierte-ba/#c247380 [24.03.2023].
Studien Info Service/4students (2023): Der Tag der offenen Tür 2023. https://openhouse.uni-graz.at/de/ [24.03.2023].
treffpunkt sprachen (2023a): Beirat zur Vergabe der Lehre. https://treffpunktsprachen.uni-graz.at/de/ueber-uns/leitung-board-beiraete/ [24.03.2023].
treffpunkt sprachen (2023b): Protokoll zur 21. Sitzung des Beirats zur Vergabe der Lehre. Anmerkung: Das Dokument liegt zur Einsichtnahme am treffpunkt sprachen auf.
Universität Graz (2023a): UNI-POP-UP Opening. https://www.uni-graz.at/de/veranstaltungen/uni-pop-up-opening-we-study-for-tomorrow/ [24.03.2023].
Universität Graz (2023b): Aufgepoppt! Das hat die UniGraz in der Herrengasse für euch! https://www.sciencegarden.at/aufgepoppt/ [24.03.2023].
Zulassung Lehramt (2023): Willkommen am Anmeldeportal für StudienwerberInnen! https://www.zulassunglehramt.at/ [24.03.2023].
Im Beitrag Die Integration fachdidaktischer Projektergebnisse in den Sprachunterricht – Achtsamkeit als Lehrkompetenz wird auf ausgewählte abgeschlossene fachdidaktische Forschungsprojekte des treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprache, Plurilingualismus und Fachdidaktik Bezug genommen. Der Autor des vorliegenden Beitrags, welcher sich im Artikel auch als Lehrender bezeichnet, wählt einen introspektiv-reflektierenden Zugang, um die Reintegration sowie die Nachhaltigkeit der stattgefundenen handlungsorientierten Forschungsaktivitäten zu besprechen. Theoretischer Ausgangspunkt seines Reflexionsprozesses sind zum einen das fachdidaktische Handlungsdreieck Lehren – Forschen – Beraten. Dieses verdeutlicht, inwiefern Lehre, Forschung und Beratung in das sprachendidaktische Handlungsfeld einwirken und ineinander übergehen. Zum anderen wählt er Achtsamkeit als Lehrkompetenz als Ausgangspunkt seiner Schilderungen. Achtsamkeit zeigt sich dabei als eine forschende Haltung, die selbstkritische Reflexionsprozesse erst ermöglicht. In weiterer Folge bezieht er sich auf thematisch unterschiedliche Forschungsprojekte und zeigt auf, inwiefern diese Auswirkungen auf seine Arbeit als Lehrender, aber auch als Sprachendidaktiker haben. Die Integration von fachdidaktischen Projektergebnissen hat nicht nur zu einer Weiterentwicklung in methodisch-didaktischer Hinsicht geführt. Daraus haben sich auch Änderungen im Selbstbild als Lehrperson und in persönlichen Lehrhaltungen ergeben. Abschließend bietet er Fragestellungen für Sprachlehrende an, die mit den behandelten Forschungsprojekten in Zusammenhang stehen und die zur Reflexion anregen.
treffpunkt sprachen – Zentrum für Sprachen, Plurilingualismus und Fachdidaktik der Karl-Franzens-Universität Graz wurde im Jahre 2009 von einem Sprachenzentrum mit dem Fokus auf Sprachenlehre in ein Sprachen- und Forschungszentrum umgewandelt. Neben einem vielfältigen Sprachenangebot für Studierende, Universitätsbedienstete sowie externe Teilnehmende und der Organisation eines bedarfsgerechten Weiterbildungsangebots für Sprachlehrende sind die beiden Forschungsbereiche Plurilingualismus und Fachdidaktik zwei relevante Arbeitsgebiete des treffpunkt sprachen (vgl. Unger-Ullmann 2015).
Seit diesem Zeitpunkt hat sich im Fachbereich Fachdidaktik ein Arbeitsprofil etabliert, welches die universitäre Sprachenlehre in den Fokus stellt, konkrete Problemstellungen wissenschaftlich behandelt und praxisrelevante Forschungsfragen in einem handlungsorientierten Rahmen bearbeitet (vgl. Hofer 2015, S. 29–57). Erfahrene Lehrende bzw. herausragende Absolvent:innen der Modulreihe Sprachenlernen mit Erwachsenen (vgl. Hofer 2013, S. 86–90) werden dabei zu Forschenden. Forschungsergebnisse fließen – unter anderem mittels erstellter Leitfäden für Sprachlehrende – wieder in die Unterrichtstätigkeit ein. Lehren und Forschen stehen im Rahmen der fachdidaktischen Forschungsprojekte in einem engen Zusammenhang und bedingen einander.
Die Ergebnisse der fachdidaktischen Forschungsprojekte kommen nicht nur den Sprachlehrenden zugute, womit stets für Qualitätssicherung im Unterricht gesorgt wird und aktuelle Themen in der Sprachenlehre berücksichtigt werden. Diese werden auch interessiertem Forschungspublikum zugänglich gemacht und in eigenen Sammelbänden publiziert. Inklusive des vorliegenden Sammelbandes wurden nunmehr die Ergebnisse von 30 fachdidaktischen Forschungsprojekten veröffentlicht (vgl. Unger-Ullmann/Hofer 2015, 2019, 2021 und 2024). Die handlungsforschenden Projekte decken vielfältige Themenbereiche der Sprachenlehre sowie der Fachbereiche Fachdidaktik und Sprachendidaktik ab. Zudem fließen andere Fachrichtungen mit ein. Als ein Beispiel kann das psychologisch geprägte Forschungsprojekt von Lisa Hammer (2019a, S. 223–258) Angst beim Sprachenlernen genannt werden. Die forschende Fachdidaktik, wie sie am treffpunkt sprachen betrieben wird, lässt sich demnach als eine fachübergreifende und praxisrelevante Wissenschaft definieren. In diesem Zusammenhang ist zu ergänzen, dass neben dem praxisrelevanten Zugang Interdisziplinarität am Zentrum einen wesentlichen Stellenwert einnimmt. Nicht zuletzt deshalb bietet treffpunkt sprachen die einjährige Modulreihe Interdisziplinäres Sprachenlernen (vgl. Unger-Ullmann/Hofer 2018) an, welche zum Ziel hat, das Thema Sprachenlernen im Rahmen unterschiedlicher fachlicher Richtungen zu beleuchten.
Neben der Sprachenlehre und den handlungsforschenden Aktivitäten hat sich im Fachbereich Fachdidaktik die beratende Ebene als wichtiger Eckpfeiler herausgestellt. Der Zusammenhang bzw. die Korrelation von Lehren – Forschen – Beraten kann mittels des fachdidaktischen Handlungsdreiecks visualisiert werden:
Abbildung 1: Fachdidaktisches Handlungsdreieck Lehren – Forschen – Beraten
Wie bereits zuvor skizziert wurde, bilden die in Beziehung stehenden Bereiche Lehren und Forschen ein wichtiges Fundament der fachdidaktischen Forschung am treffpunkt sprachen. Die Ebene des Beratens, welche eng mit Lehren und Forschen verknüpft ist, gewinnt zusätzlich und zusehends an Bedeutung. Die organisatorische und fachlich-methodische Begleitung der fachdidaktischen Projektleitenden bekommt immer mehr Gewicht. Sowohl das administrative als auch das wissenschaftliche Personal nehmen dabei unterstützende Rollen ein und fungieren als Forschungsberatende. Beratung gilt in Folge dessen als fundamentale Schnittstelle zwischen der lehrenden und forschenden Ebene.
Lehrende treten mit Forschungsideen an die Forschungsberater:innen heran. Sie werden bei der Planung, der (methodischen) Durchführung der jeweiligen Projekte und im Rahmen der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen unterstützt. Die Etablierung einer beratenden Ebene ist für das Forschungsmanagement relevant. Es ist wichtig, einen Gesamtüberblick über bereits stattgefundene Forschungsprojekte zu behalten, um das Potential für weitere Forschungsaspekte auszuloten und fortführende Projekte einleiten zu können. Zudem arbeiten Leitende von Forschungsprojekten am treffpunkt sprachen auf der einen Seite sehr autonom und eigenständig. Reflektierende Begleitung und regelmäßige Gruppentreffen sowie forschungsrelevante Supervisionen auf der anderen Seite, die Erfahrungsaustausch ermöglichen, geben Forschung jedoch als kommunikativ-gemeinschaftliche Arbeit zu erkennen. Sie geben den Forschenden im Rahmen ihrer Arbeitsprozesse Halt und sind motivationsfördernd.
Raschauer und Resch (2018, S. 243–247) haben den Stellenwert von Beratung im Rahmen von hochschuldidaktischen Arbeitsprozessen bereits vor geraumer Zeit erkannt. Sie skizzieren den Weg deutschsprachiger Hochschulen von Lehr- und Forschungseinrichtungen hin zu Beratungsinstitutionen. Sie beziehen sich auf die 1970er-Jahre und die zur damaligen Zeit stattgefundene Öffnung der Hochschulen für ein breiteres Publikum. Auch die Vereinheitlichung von Studiengängen in Europa im Zuge des Bologna-Prozesses und die mehrstufige Studienstruktur (Bachelor und Master) forcierten die Bedeutung von Beratung an Universitäten zunehmend.
Die Autorinnen reflektieren zusätzlich über das Wesen von Beratung im hochschulischen Kontext (ebd., S. 242) und nennen drei Ebenen, auf denen sich die beratende Tätigkeit vollzieht:
Die Beratung des Personals, sprich der Universitätsbediensteten, welche auch von externen Personen durchgeführt werden kann,
die Beratung von Studierenden und an der Universität Lernenden, vor allem zu Fragen der Studienorganisation,
Universitätsangestellte, welche – in wissenschaftlicher Hinsicht – Fachberatung anbieten.
Im letzteren Fall werden Universitätsangestellte zu Forschungsberatenden. Forschungsberatung meint dabei sowohl das Anbieten der eigenen fachlichen Expertise und des Know-hows als auch die reflektierende und zum Teil psychologisch nuancierte Begleitung der jeweiligen Personen. Forschungsberatung vollzieht sich demnach sowohl auf der fachlich-inhaltlichen als auch auf der reflektierend-begleitenden Ebene. Wie es zum Beispiel im Bereich der Erwachsenenbildung oder der Supervision der Fall ist, so gibt es auch in Bezug auf die Arbeit als Forschungsberater:in kein offizielles oder klar strukturiertes Berufsbild. Universitäten bieten zum Teil jedoch Ausbildungen und Lehrgänge im Bereich des Coachings, der Supervision, Mediation und Beratung an. Oftmals haben Universitätsbedienstete eigenständig für derartige Fortbildungen und Kompetenzerweiterung Sorge zu tragen.
Das fachdidaktische Handlungsdreieck samt den Komponenten Lehren – Forschen – Beraten ist Teil des Arbeitsbereichs des Autors des vorliegenden Beitrags (zum hochschuldidaktischen Arbeitsfeld des treffpunkt sprachen vgl. Hofer 2013, S. 75–95). Neben forschender und beratender Tätigkeit lehrt er seit beinahe zwanzig Jahren Italienisch und leitet die Modulreihe Sprachenlernen mit Erwachsenen (vgl. ebd., S. 86–90). Gerade aus der Sicht des erfahrenen Lehrenden ist die Frage nach der Implementierung bzw. der Reintegration der zahlreichen Projektergebnisse in die Lehre von Bedeutung. Handlungsforschende Projekte haben zum Ziel, wie oben bereits formuliert, nachhaltige Wirkung im jeweiligen Handlungsfeld zu erzielen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat sich der Autor diese reflektierenden Fragen gestellt:
Welchen Einfluss hatten und haben bisherige Forschungsergebnisse des Fachbereichs Fachdidaktik auf seine universitäre Lehre?
Zeigen diese Nachhaltigkeit und auf welche Bereiche der universitären Sprachenlehre wirken diese ein?
Hat er andere bzw. neue methodisch-didaktische Schwerpunktsetzungen vorgenommen?
Inwiefern haben sich das eigene Lehrverhalten und die Sicht auf sich selbst als Lehrenden geändert?
Welche Kompetenzen hat er sich aufgrund konkreter Projektergebnisse angeeignet bzw. in welcher Hinsicht kam es zu Kompetenzerweiterung?
Welche anderen Reflexions- und Bewusstseinsprozesse haben die Projektergebnisse der forschenden Fachdidaktik ausgelöst?
Diese Fragestellungen boten dem Autor die Gelegenheit, eine selbstreflexive, introspektive Position einzunehmen und über den eigenen Erkenntnisgewinn, welcher sich aus der Projektarbeit und der begleitenden Forschungsberatung heraus ergab, nachzudenken. Im Rahmen dieser reflektierenden und mitunter auch selbstkritischen Überlegungen war es diesem wichtig, mit genügend Distanz und Achtsamkeit auf die Arbeitserfahrungen der letzten Jahre zu blicken.
Achtsamkeit, dies sei hervorgehoben, erweist sich diesbezüglich und aus der Sicht des Autors als fundamentale Reflexionskompetenz. Sie stellt den Anker bzw. die Voraussetzung seiner Überlegungen und Ausführungen dar. Harrer (2020, o. S.) nähert sich dem Begriff der Achtsamkeit auf folgende Weise:
Achtsamkeit ist die beabsichtigte Lenkung der Aufmerksamkeit auf die Gegenwart, das heißt, auf den aktuellen Moment, auf die gegenwärtige Erfahrung. Achtsamkeit bedeutet das bewusste Beobachten, wobei die Beobachtung aus einer bestimmten Haltung heraus erfolgt.
Ergänzend dazu umschreibt er Haltung wie folgt (ebd.):
wohlwollend, akzeptierend,
nicht einteilend oder kategorisierend,
nicht identifiziert mit dem Objekt der Beobachtung, jedoch unmittelbar an der Erfahrung teilhabend,
unvoreingenommen und offen,
die Welt mit den Augen eines Kindes betrachtend („Anfängergeist“).
Die von Harrer angebotene Annäherung zu Achtsamkeit und der darin berücksichtigte Begriff der Haltung ist nicht nur als Form einer reflexiven Lehrkompetenz zu lokalisieren. Darüber hinaus ist sie auch mit Grundaxiomen von handlungsorientierter Forschung in Verbindung zu setzen, welche die Teilhabe an konkreten Praxissituationen voraussetzt. Zusätzlich stellt das Beobachten eine wichtige Methode, vor allem in der Unterrichtsforschung, dar. Der:die Forschende beobachtet offen und möglichst objektiv-neutral die jeweiligen Geschehnisse in Lern- und Lehrprozessen (vgl. Hofer 2015, S. 36–39). In diesem Zusammenhang kann auch die Methode der Kollegialen Hospitation erwähnt werden, welche eine Unterrichtsbeobachtung unter Kolleg:innen darstellt (vgl. ebd. 2021, S. 49–70). Achtsamkeit im Umgang miteinander und eine wertschätzende Haltung zueinander sind dabei die Voraussetzungen für gelungene handlungsorientierte Forschung.
Ergänzend führt Harrer (2020, o. S.) folgende Aspekte an, wenn es um den Begriff der Achtsamkeit geht:
Abbildung 2: Dimensionen der Achtsamkeit (vgl. Harrer 2020)
In den hier dargestellten Dimensionen der Achtsamkeit geben sich sowohl Elemente der zurückhaltenden Beobachtung als Forschungsmethode als auch von Beratungs- bzw. therapeutischen Situationen zu erkennen. Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit, andere Perspektiven einzunehmen und eine mitfühlend-wertneutrale Haltung sind wichtige kommunikative Grundvoraussetzungen in verschiedenen Beratungssettings. Achtsamkeit als Form von Lehrkompetenz im Zuge von Reflexionsprozessen bedeutet: einen Schritt zurückzutreten und möglichst neutral und unvoreingenommen den eigenen Unterricht sowie das Selbstbild als Lehrperson zu begutachten.