Franz Kafkas Darstellung von Amerika im Roman "Der Verschollene" ("Amerika") - Peter Loeks - E-Book

Franz Kafkas Darstellung von Amerika im Roman "Der Verschollene" ("Amerika") E-Book

Peter Loeks

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2005
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Osnabrück, Veranstaltung: Franz Kafka, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Hausarbeit untersucht, inwiefern das von Kafka gezeichnete Bild der USA im Roman "Der Verschollene" ("Amerika") mit dem realen Amerika übereinstimmt und inwiefern die künstlerische Freiheit eine Kulisse erschafft, die dem Romangeschehen dient.

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Impressum:

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Rahmenbedingungen des Entstehens

3. Kafkas Darstellung Amerikas im Roman

3.1. Technik, Städte, Bürokratie

3.2. Menschen

4. Kafkas Bezug zum „wirklichen“ Amerika

4.1. Kapitalismus und Soziales

4.2. Politik im Werk Kafkas

5. Warum Amerika?

5.1. Die Umkehrung des amerikanischen Traums

5.2. Amerika als glaubhafteste Kulisse

6. Fazit

Literaturverzeichnis

 

1. Einleitung

Ich werde in dieser Arbeit versuchen darzustellen, wie Franz Kafka in seinem Romanfragment „Der Verschollene“ („Amerika“) die USA, das Land und die Menschen, darstellt. Außerdem werde ich auf sein „wirkliches“, d.h. biographisch gesehenes Bild von Amerika eingehen.

2. Rahmenbedingungen des Entstehens

Der Roman entstand in den Jahren 1912 – 1914. Nach einer Unterbrechung Ende 1912 entstanden „Das Urteil“ und „Die Verwandlung“, die Kafka ursprünglich in einer „Die Söhne“ betitelten Trilogie mit dem „Heizer“ veröffentlichen wollte. „Der Heizer“ wurde schließlich einzeln veröffentlicht.. Nach einer kurzen Wiederaufnahme des Schreibens im Jahre 1914 legte Kafka das Fragment endgültig beiseite.

Es wurde von Max Brod 1927 als „Amerika“ veröffentlicht, Kafkas Arbeitstitel war aber „Der Verschollene“.

Als größter Einfluss auf die Entstehung der Idee des Romans darf wohl ein von Holitscher

3. Kafkas Darstellung Amerikas im Roman

 

3.1. Technik, Städte, Bürokratie

 

Gleich zu Beginn des Romans missdeutet Karl Roßmann bei seiner Ankunft in New York die Fackel in der Hand der Freiheitsstatue als ein Schwert (Kafka, 1994, S.9). Hier wird bereits prophetisch angedeutet, dass sein Weg durch die „Neue Welt“ nicht leicht und souverän sein wird.

 

Im Verlauf des Romans gerät er auch immer wieder in Situationen, die ihn stark überfordern. Untermalt wird dies von dem Bild von Amerika, das Kafka im Hintergrund zeichnet und immer weiter ausbaut. Dieses Bild ist gekennzeichnet durch riesenhafte Dimensionen, Hektik, und Technisierung. Alles scheint größer und moderner zu sein als in Europa und stellt einen krassen Gegensatz zu Karls fast provinzieller Heimat Prag dar. Das „Hotel Occidental“ z.B. wirkt im Laufe der Geschehnisse immer riesenhafter, das Landhaus des Herrn Pollunder ist so groß, dass Karl sich darin verläuft. Die Autostraßen bilden eine unendlich dahinrasende Schlange von Fahrzeugen, die trotz der Bewegung ziel- und heimatlos wirken.

 

Auch die Kommunikations- und Vernetzungsmechanismen nehmen unverhältnismäßig riesenhafte Ausmaße an. Das Geschäft von Karls Onkel ist auf Vermittlungsaufträge spezialisiert. Es stellt nichts her und verkauft auch nicht an die Endabnehmer. Genauso scheint die ganze Bürokratie organisiert zu sein. Als Karl das Geschäft seines Onkels besucht (Kafka, 1994, S.53f.) sieht er anstatt großer Lagerhallen und Depots nur Büros mit Telefonisten. Er sieht Menschen, „den Kopf eingespannt in Stahlbänder“. Die Arbeiter verschmelzen regelrecht mit ihren Werkzeugen. Das „Grüßen war abgeschafft“ und jeder ist durch jeden anderen beliebig ersetzbar, da sonst die große Maschinerie nicht arbeiten kann. Das wiederum führt in Verbindung mit ohnehin vorhandenem Arbeitsplatzmangel zu hoher Arbeitslosigkeit und so sieht Karl auf den Straßen riesige streikende Menschenmassen.

 

So ist alles für den Leser unübersichtlich und unfassbar. Man findet keinen Punkt, an dem man ansetzten könnte, um das System zu erklären und man gewinnt immer mehr den Eindruck, dass nicht die Menschen die Maschine beherrschen, sondern diese Maschine schon lange autonom operiert und ziellos weiterwächst wie ein lebendiger Organismus. (Emrich, 1958)

 

Außerdem fällt der Mangel an Kunst auf. Kafka beschreibt keine Kunstwerke, erwähnt nicht einmal ausgiebig irgendwelche Statuetten oder Bilder. Die Kunst ist unwichtig geworden, die Technik hat übernommen und die schaffende Kreativität verdrängt. (Hermsdorf, 1961)