Franz Kafkas "Heimkehr". Versuch einer Interpretation - Gerd Berner - E-Book

Franz Kafkas "Heimkehr". Versuch einer Interpretation E-Book

Gerd Berner

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Der kurze, von Max Brod mit "Heimkehr" überschriebene Prosatext Franz Kafkas ist wohl erst im Nov. 1923 entstanden, er findet sich im Blauen Schulheft "Im Dunkel der Gasse ...". Der den Versuch einer Heimkehr machende Ich-Erzähler ist gleichzeitig erlebendes und erzählendes Ich. Der Text ist als reine Gedankenwiedergabe der erzählten, namenlosen Ich-Figur ein innerer Monolog des Narrators, in diesem stummen Selbstgespräch ohne personifizierte Hörer erfahren wir, dass die Heimkehr auch des-halb misslingt, weil der Protagonist eigentlich gar nicht heimkehren will. Das Nar-rator-Ich, wie es sich bei seiner Heimkehr benimmt, ist weniger ein handelndes als vielmehr ein zögerndes Ich. Offensichtlich hat das Ich Schwellenangst: es ängstigt sich vor dem Betreten der ihm fremd erscheinenden Räume, ist innerlich verunsichert gegenüber der ihm nicht mehr vertrauten Umgebung und familialen Situation. Deshalb zögert es vor der Tür. Das Ich hat Angst, sich in den Umkreis der sozialen Gruppe seiner alten Familie zu begeben. Hier hätte ein auktorialer Erzähler wie ein Deus ex machina das Ich dazu bewegen können, die Schwelle zu überschreiten. Der hier vor- herrschende personale Erzähler tritt aber hinter die Figur des sich nicht einzu-treten trauenden Protagonisten zurück und sieht die Wechselbeziehung zwischen dem nicht agierenden Ich und der darum ausbleibenden Reaktion der hinter der Tür der Küche vermuteten Familie nur mit den Augen des einsamen Ich-Erzählers. Die "Heim-kehr" ist keine Lehrparabel alten Stils, auch keine offene Parabel, da sie nach Zymner keine Transfersignale aufweist, sondern, wie schon Friedrich Beißner festgestellt hat, eine kurze Erzählung, in der Kafka die Figur eines Scheiternden konfiguriert hat. Der in eine aporetische Lage geratene und daher scheiternde Ich-Erzähler lässt sich aus meiner Sicht daher hermeneutisch deuten als eine von Kafka geschaffene erzählte Figur, in der sich die vom Autor gewollte Exklusion aus der Gemeinschaft verkörpert. Bei der inhaltlich-formalen Analyse habe ich mich der Terminologie Jochen Vogts ("Aspekte erzählender Prosa", 1998) und Jürgen H. Petersens ("Erzählerische Texte", 1989) bedient, mit der ich in meinem Oberstufenunterricht gute Erfahrungen gemacht habe. Bei der Gattungsbestimmung des Textes, ob er eine parabolische Form aufweise bzw. eine Parabel oder eine Erzählung sei, bin ich den Ausführungen R. Zymners in "Uneigentlichkeit. Studien zur Semantik und Geschichte der Parabel" (1991)gefolgt.

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