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Das Buch enthält Spruchdichtung, Impressionen, Impulse, Witzeleien und Knobeleien im Vers-Mantel und eine Novelle. Zur Novelle: F r e i – S c h w i m m e r Das große Geschenk einer idealen Partnerschaft wird durch die bösartige Intrige eines Rivalen auf der Grundlage möglicher Sozialisation zerstört. Was kann das Schicksal daraufhin für Susanne noch bereithalten?
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Seitenzahl: 92
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Undine Leverkuehn
FREI – SCHWIMMER
Impressum:
© 2018 Undine Leverkuehn
Layout Buchblock und Umschlag: Angelika Fleckenstein; spotsrock.de
Illustrationen: www.pixabay.com
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN Taschenbuch:
978-3-7469-0318-7
ISBN Hardcover:
978-3-7469-0319-4
ISBN eBook:
978-3-7469-0320-0
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Undine Leverkuehn
Dunkel ist die Gier nach Macht,
rein das Streben der Vernunft. –
Wer beiden da entgegenlacht,
hat letztlich keine Unterkunft.
Was Völker, scheinbar Welten eint,
schafft jenseits aller Klarheit
auch Zweifel. –
Was im Netz erscheint,
ist nicht Garant für Wahrheit.
Den Berg erklimmen, in des Meeres
tief verborgnes Dunkel tauchen –
was du auch unternimmst, bewähre
dich, ohne jenes Wörtchen ‚Ehre‘
dabei grundlos zu missbrauchen.
Nimm Reißaus aus deinem Zwinger,
werde Bote, Überbringer
dessen, was in dir sich regt,
tief dein Innerstes bewegt.
Steht dir das Wasser manchmal bis
zum Hals,
so gehe davon aus, dass Schwimmen länger
fit hält. – Bei bescheidenem Gehalts-
Scheck spute dich und schnall den Gürtel enger –
so land’st du nicht im Sog der
Rattenfänger.
Aus welchem Stall einer gekrochen
und welche Gene welcher Rassen
Versatz-Stück sind in seinen Knochen
ist schnurz – lass ihn sein Süppchen kochen.
Den, der da anders ist, soll man
nicht hassen.
Das Motto gilt: leben und leben lassen.
Ist dir kein Reichtum in der Welt beschieden,
so lebe doch dein Leben nach dem
Motto:
das Bündnis mit dem innren Seelenfrieden
ist besser als sechs Richtige im Lotto.
Wenn beengter Lebensraum,
der Begrenzung Fessel, Schranke,
dich entfernt vom Lebenstraum,
werde – über Zeit und Saum
hinaus – das, was du bist:
Gedanke.
Wenn du nicht als Überflieger,
Star und heldenhafter Sieger
in die Welt geboren bist,
werde – fern von Falschheit, List
und Trug – nur was du
selber bist.
Wenn dich – geschwächt und schlecht
geerdet –
des Lebens Lebensdrang gefährdet,
bedenk: das Wirken der Natur
ist doch vielleicht
‘ein Schauspiel nur‘.1
Wenn du – gestärkt und jung an Jahren –
bisher im Leben Glück erfahren,
bedenk: das Schicksal kennt wohl beide –
die Licht- wie auch die Schattenseite.
Zivilisationen schaffen aus dem,
was deine Seelenkraft gebiert –
ein Blendwerk, das geglättet
dir bequem
zum vorzeigbaren Spiegel wird.
Wenn dort der Woge Brandungsfeuer
des Chaos Wagnis, Abenteuer
weckt, dunkle Gier in dir entfacht,
erkühnt dich ein verwegnes Feuer,
schwingt dich hinab in jene Nacht
der abgründigen Ungeheuer.
Deines Lebens Hochgewinn
ist der wunderbare Sinn,
dir selbst und andern zu vertrauen,
die Schönheit dieser Welt zu schauen.
Bewohn ein Dörfchen nah an Feld und Wald;
zum Lebensglück möge dein Aufenthalt
dir werden. – Spürst du dann in treuen, frommen
Augen des Gefährten Frohsinn, Halt –
dann bist du endlich auf den Hund gekommen.
Von der Berechnung trügerischer List
befreit – wer da ein Freund des Menschen ist.
Er steht zu dir in Freud und Leid,
verlängert deine Lebenszeit.
Heimat finden, heimisch werden –
Ursprung, Ziel und Heim und Hort
erfahr’n in Wirkkraft, Tat und Wort –
das ist ein hohes Ziel auf Erden.
Groß das Hochgefühl, die Freude,
wenn in deinem Hier und Heute
Bäume gegen Himmel ragen,
Spross und Sprössling
Wurzel schlagen.
In den heimatlichen Gründen
magst du deinen Ursprung finden –
dort im Grund verwegner Hecken
deine eigne Welt
entdecken.
Unter hohem Sternenzelt
auf der heimatlichen Erde
bist dem Kosmos du, der Welt
verbunden – ewigem ‚Es werde‘.
Werden Hecken und Gestrüpp zur Last
auf deinem Weg – vermeide jede Hast.
Denn dringlicher als jede Welt-Erfahrung
bist du verpflichtet deiner Selbst-Bewahrung.
Bleib nicht in den Dornenhecken
deines Lebensweges stecken.
Rosen sind’s, die dich erbauen,
wenn sie des Menschen
Antlitz schauen.
Eine stolze Pferde-Närrin –
weder Welt-Dame noch Herrin –
ist in ihrem Element,
wenn sie des Tieres
Sprache kennt.
Lern das Wesen deiner Katze
kennen – hinter ihrer Tatze
tigerart’ger Siegesspur
steckt die sensible Kreatur.
Wenn dir an diesem Wesen liegt,
so wisse: die Fassade trügt.
Wenn in diesem Welttheater
tugendhaft der Übervater
sich vorm Schmutz der Erde ziert,
sag getrost: „Ich bin gerührt!“
Zelle, DNA, Mikrobe,
Elektronen, Quarks
und Quanten,
eines Richters schwarze Robe,
Menschen, die im Regen standen,
Fisch und Sperling, Wal
und Ross –
keines ist bedeutungslos.
Vom Schicksal anscheinend betrogen,
vom Zeitenspiegel aufgesogen,
erscheint so manche Existenz
gar unbedeutend. – Doch wie gänzlich
neu erglänzt sie in dem Licht,
das schillernd durch die Scheiben bricht.
Bist du Spross aus Dynastien
oder nur ein armer Wicht –
seinem Auftrag zu entfliehen
gilt dem Ruf der Flügel nicht.
Mit Denk- und Wirkkraft ausgestattet –
was uns reich macht –
sind wir dem Schicksal ausgeliefert –
was uns gleicht macht.
Verwundbar durch den Sturm der Zeit
erscheint des Menschen Mühen
um Glauben an Unsterblichkeit der Seele zu verglühen. –
Wenn man ausschließlich den Verstand befragt,
gewinnt an Einfluss, was man
hier beklagt.
Wahrhaftigkeit kennt in der Welt
das ‚Ja‘ so wie das ‚Nein‘. –
Doch da meist die Gewissheit fehlt,
lässt man sich nicht drauf ein.
Wenn der Geist das Leben flieht,
hörst du manches Klagelied –
basieren Spaltungen
und Schismen
doch letztlich auf den Dualismen.
Durchtränkt von Egozentrik ist,
was dich ans Leben bindet.
Des Enthusiasmus edles Rüstzeug
nach und nach erblindet,
wo triebgeschwängert
Lebenswille
sich klammert an des Körpers
Hülle.
Ohne Gnade gnadenlos
geworfen sein ins Ungewisse –
Unausweichlichkeit dein Los –
verweilen in der Finsternis.
Die Wunden, die der Tag geschlagen –
sie müssen, durch die Nacht getragen,
in Träumen dich erbeben lassen
und in das Jenseits führ’n von klagen,
begehren, leiden, lieben, hassen.
Das, was dich am Leben hält,
wenn du auch am Leben zweifelst,
sind die Träume, ihre Welt –
selbst dann, wenn du sie verteufelst.
Durch Bilder, durch Symbole schreitend,
durch Dunkel dich und Nacht begleitend,
sind Träume beste Weggefährten,
zu neuen, frischen, unversehrten
reinigenden Quellen leitend.
Wenn morgendlicher Freudenchor
des Vogelsangs dein ausgereift
Verlangen, dein Gemüt ergreift,
trittst du aus deiner Nacht
hervor.
Was dich beglückt, was dich verletzt,
was dich entzückt – es ist vernetzt:
das Glück, das Leid – der Raum, die Zeit –
in ständiger Beweglichkeit.
Der Strom deiner Gedanken, seine Schnelle,
wie das, was dich zum Wanken bringt – die Quelle
des Übels – das dich, ach, so unbequeme
Wege führt, das limbische System,
ist Quant, ist Teilchen, Welle.
Sich von einer Eigenschaft zu distanzieren
bedeutet nicht: für immer sie verlieren. –
Nichts Gewähltes, das wir je erkoren,
nichts, was wir erlebt, geht je verloren.
Fern von weinen, fern von
klagen,
fern davon ‚leb wohl‘ zu sagen,
bist am Nordpol du vereist.
Weit bist du – zu weit
gereist.
Wenn da eine Grille zirpt,
dir nicht zur Erheiterung,
dich ein falscher Freund
umwirbt –
betracht es
als Erweiterung.
Wenn, allein durch Hörensagen
motiviert, einer mit Fragen
dich nervt, genügen Wort und Ton
zu eisgekühlter Reaktion,
um gradewegs adieu zu sagen.