Freude - Dr. William C. Schutz - E-Book

Freude E-Book

Dr. William C. Schutz

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Beschreibung

Haß, Neid, Angst, Schuldbewußtsein, Aggressivität, sexuelle Verdrängungen, Schüchternheit, Vereinsamung, Lieblosigkeit – kurz, all die Gefühle und Reaktionen, die uns vom erfüllten Leben zusammen mit anderen Menschen fernhalten und uns im engen Käfig unserer Seele abkapseln, können auch ohne Drogen und ohne Sanatoriumsbehandlung überwunden werden. Die negativen und lebensfeindlichen Kräfte müssen nur gleichsam umgepolt werden, und schon durchströmt uns jene prickelnde Lebenslust, die heute viel zu selten empfunden wird: Freude! Der amerikanische Psychologe Dr. Schutz berichtet von den revolutionären Methoden, mit denen das «Freudenpotential» in erwachsenen Menschen reaktiviert wird. Als schöpferischer Therapeut, gestützt auf langjährige Erfahrungen in der Praxis des kollektiven Psycho-Trainings, beschreibt er die mannigfaltigen Techniken zur Auflösung, ja Entladung körperlicher Spannungszustände und damit zur Lockerung emotionaler Beklemmungen.

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Seitenzahl: 344

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William C. Schutz

Freude

Gruppentherapie, Sensitivitytraining, Ich-Erweiterung

Aus dem Englischen von Wolfram von Wilmersdorf

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Haß, Neid, Angst, Schuldbewußtsein, Aggressivität, sexuelle Verdrängungen, Schüchternheit, Vereinsamung, Lieblosigkeit – kurz, all die Gefühle und Reaktionen, die uns vom erfüllten Leben zusammen mit anderen Menschen fernhalten und uns im engen Käfig unserer Seele abkapseln, können auch ohne Drogen und ohne Sanatoriumsbehandlung überwunden werden. Die negativen und lebensfeindlichen Kräfte müssen nur gleichsam umgepolt werden, und schon durchströmt uns jene prickelnde Lebenslust, die heute viel zu selten empfunden wird: Freude!

Der amerikanische Psychologe Dr. Schutz berichtet von den revolutionären Methoden, mit denen das «Freudenpotential» in erwachsenen Menschen reaktiviert wird. Als schöpferischer Therapeut, gestützt auf langjährige Erfahrungen in der Praxis des kollektiven Psycho-Trainings, beschreibt er die mannigfaltigen Techniken zur Auflösung, ja Entladung körperlicher Spannungszustände und damit zur Lockerung emotionaler Beklemmungen.

Über William C. Schutz

William C. Schutz, 1925 in Chicago geboren, studierte Psychologie an der University of California, promovierte dort 1951 und lehrte ein Jahr lang an ihrem Psychology Department; 1954 bis 1958 übernahm er einen Lehr- und Forschungsauftrag an der Harvard University; anschließend Psychologe und Dozent für Psychiatrie in Berkeley; seine Methodik der Gruppentherapie entwickelte er vor allem während der Tätigkeit am Esalen Institute, Big Sur; Berater öffentlicher und privater Organisationen in Fragen der Gruppenpsychologie; ab 1963 Direktor der Abteilung für Gruppentherapie am Albert Einstein College of Medicine an der Yeshiva University, New York.

Inhaltsübersicht

Für Laurie, Caleb ...Vorwort1 Die Suche2 Der KörperKörperliche EntspannungStreckübungenSchlagen3 Die Entfaltung der PersönlichkeitAufgeschlossenheit und AufnahmefähigkeitAssoziationAusdruckBewertungAusdauerPsychodrama und Phantasie4 Zwischenmenschliche BeziehungenZugehörigkeitSteuerungZuneigung5 Beziehungen im gesellschaftlichen BereichGenerationsproblem und ErziehungGruppentherapieRassenprobleme in AmerikaFamilie und intime Beziehungen6 Die Möglichkeit, mehr zu seinNachwort

Für Laurie, Caleb und Ethan,

die mir (fast immer!)

eine reine Freude sind.

Vorwort

Ich glaube, angefangen hat alles, als Ethan auf die Welt kam. Die Idee, über die Freude zu schreiben, hatte ich schon seit einiger Zeit mit mir herumgetragen, aber jetzt, bei seiner Geburt, nahm sie feste Gestalt an. Es war eine ganz natürliche Geburt (nach der Lamaze-Methode), und ich bin dabeigewesen. Ich sah, wie er das Licht der Welt erblickte, wie er, mit dem Kopf nach unten, ein wenig geschüttelt wurde, ein bißchen schrie, aber gleich wieder aufhörte, und wie er dann gebadet und gewickelt wurde. Schließlich legte man ihn wohlverpackt in meine Arme.

Ich blickte ihn an. Er war ruhig und schien sehr neugierig. Er lag ganz still da und konzentrierte sich auf die ihn umgebende, neue verwirrende Welt. Augenscheinlich war er entzückt. Eine Stunde lang hielten wir ihn in den Armen, und er war ganz warm und friedlich. Ich überraschte mich dabei, wie ich ihm zu erklären versuchte, was ihn hier auf dieser Welt erwartete – und er schien aufmerksam zuzuhören. Ich mußte immer wieder daran denken, daß dies vielleicht die bedeutungsvollste Stunde seines Lebens war. Was für ein herrlicher Anfang – das Leben zu beginnen, indem man den Eltern Freude bereitet!

Die Freude hält an. Lächelt Ethan, dann lächelt jede Zelle seines Körpers, bis hinunter zu den kleinen, gekrümmten Zehen. Ist er unglücklich, so ist er es gründlich, von Kopf bis Fuß. Interessiert er sich für einen neuen Gegenstand, dann existieren nur er und dieser Gegenstand. Er faßt ihn an, steckt ihn in den Mund, schnuppert daran, legt ihn in andere Dinge, legt andere Dinge in ihn hinein, gibt ihn den Umstehenden, nimmt ihn den Umstehenden wieder weg, und er betrachtet ihn von nah und fern. Es ist beglückend, dieses völlige Versunkensein zu beobachten.

Während der ersten fünfzehn Monate seines Lebens sind seine Freuden und Vergnügungen hauptsächlich physischer Natur – er läßt sich in die Luft werfen und wieder auffangen, er läßt sich oben vom Kühlschrank in die Arme seines Vaters gleiten, läßt sich kitzeln und innig umarmen, und er mag es gern, wenn man ihn in die Wangen oder in den Popo kneift, sein Gesicht zärtlich streichelt, oder wenn er seine Bäckchen an der Wange eines anderen Menschen reiben kann. Vor allem macht er Tastversuche. Es ist ein ganz unvergleichliches Gefühl, wenn er mit seinem kleinen Finger eine Entdeckungsreise in meinem Mund unternimmt, die Zähne der Reihe nach betastet und alles mit aufmerksam-neugierigen Augen beobachtet.

Ethan ist selbst voller Freude und erfüllt seine Umgebung mit Freude. Wenn er morgens aufwacht, ist sein Sinnen und Trachten auf neue Abenteuer gerichtet. Heute ist es vielleicht ein Stück Bindfaden oder der Knopf der Toilettenspülung, die es zu «erforschen» gibt, morgen das Telefon oder Töpfe und Pfannen, vielleicht auch – doch das verhältnismäßig selten – ein neues Spielzeug.

Ethan ist Freude. Alle Aspekte seines Lebens genießt er in vollen Zügen. Seine Freude überträgt sich auf die Menschen in seiner näheren Umgebung. Sie ist ansteckend.

Aber ich frage mich, ob es Ethan ebenso ergehen wird wie uns allen. Was wird aus seiner Freude werden? Bei den meisten Menschen nimmt sie im Laufe der Zeit immer mehr ab, sie wird entstellt und verstümmelt. Schuld- und Angstgefühle zehren an ihr. Irgendwie wird auch Ethans Freude nachlassen und nie wieder in vollem Glanz erstehen.

Vielleicht gelingt es uns, etwas von dieser Freude wiederzuerlangen, etwas von den körperlichen Tastfreuden wiederzugewinnen und unsere Freude mit anderen Menschen zu teilen – so wie es uns im frühen Kindesalter möglich war. Mein Buch soll in dieser Richtung einen Weg bahnen und einige Gedanken und Methoden darlegen, mit deren Hilfe man mehr Freude erlangen kann. Es ist ein Versuch, dem Leser eine Art Leitfaden für verschiedene Wege zur Freude und zur Entfaltung der im Menschen angelegten Möglichkeiten an die Hand zu geben. Die Methoden stammen aus der Psychotherapie, dem therapeutischen Training der zwischenmenschlichen Beziehungen, aus den Bereichen der Kunst – besonders der Tanzkunst und des Dramas –, der fernöstlichen Philosophie und Religion sowie der Existenzphilosophie. Nach meiner Überzeugung ist es an der Zeit, daß die meisten dieser Methoden auch den Laien zugänglich gemacht werden. Häufig gehen wir allzu vorsichtig und geheimnisvoll mit ihnen um. So könnten zum Beispiel verschiedene Methoden der Psychotherapie ohne weiteres im Alltagsleben wirkungsvoll angewandt werden, ohne daß dabei die Mitwirkung oder auch nur die Aufsicht eines Therapeuten erforderlich wäre.

Eckpfeiler dieser Methoden sind absolute Offenheit und Ehrlichkeit. Das klingt zwar recht einfach, ist es aber keineswegs. Menschen dazu zu bringen, nicht unaufrichtig zu sein, sondern offen und ehrlich, und ihre Gefühle aufrichtig zum Ausdruck zu bringen – das ist ein schwieriges und häufig riskantes, aber auch sehr lohnendes Unterfangen. Offenheit vertieft und bereichert die zwischenmenschlichen Beziehungen: sie löst Gefühle der Wärme und der menschlichen Nähe aus, wie sie uns bei unseren meisten Erlebnissen und Erfahrungen nur selten zuteil werden. Bei der Beschreibung der erwähnten Methoden wird deutlich werden, daß für die Entfaltung der im Menschen angelegten Möglichkeiten und für das Erlebnis der Freude aufrichtige zwischenmenschliche Beziehungen von grundlegender Bedeutung sind.

Das widerspricht in vielfacher Hinsicht den Gepflogenheiten unserer Kultur. Wir kennen eine ganze Anzahl von Umschreibungen für das Wort «Heuchelei», wie zum Beispiel Takt, Diplomatie und Diskretion: Begriffe, die im öffentlichen Leben dominieren und kaum auf Widerspruch stoßen. Gelegentlich führen sie zu spektakulären Mißerfolgen. Man denke an die gegenwärtig bestehende «Glaubwürdigkeitslücke», die das Ansehen der politischen Institutionen verschleißt, oder an die Situation, die dazu geführt hat, daß die Jugend die Forderung erhebt, «die Dinge so darzustellen, wie sie wirklich sind». Nach meiner Ansicht wären größere Offenheit und Aufrichtigkeit für alle Teile erfreulicher.

Bei den hier dargelegten Methoden geht es darum, nicht nur zu reden, sondern wirklich etwas zu tun. In diesem Sinn weichen sie häufig von der mehr traditionellen Psychotherapie ab und stellen sie, wie ich glaube, vor eine Reihe wichtiger Probleme. Das Reden allein erweist sich in der Regel für das geistige Verständnis einer persönlichen Erfahrung als ausreichend; es ist jedoch weit weniger wirksam, wenn man einem Menschen helfen will, etwas wirklich zu erfahren, das heißt zu empfinden. Die Kombination von nichtverbalen mit verbalen Faktoren scheint ein weit wirksameres Instrument zur Entfaltung der im Menschen angelegten Möglichkeiten zu sein.

Das gegenwärtige Interesse an LSD und anderen psychedelischen Drogen zeigt einen gewissen Zusammenhang mit den Methoden, mehr Freude zu gewinnen. Die Ziele ähneln einander – das bewußte Erleben soll erweitert und intensiviert werden. Die hier beschriebenen Methoden versuchen jedoch, dieses Ziel ohne Drogen zu erreichen. Wie weit in der Praxis die Erfahrungen einander ähneln, kann ich selbst nicht beurteilen, aber Menschen, die beides ausprobiert haben, versichern, daß einige starke Ähnlichkeiten bestehen.

Zum Schluß noch einige zur Vorsicht mahnende Hinweise. Bei den im folgenden beschriebenen Erfahrungen handelt es sich in keiner Weise um Allheilmittel. Häufig wird in den angeführten Beispielen von einem bemerkenswerten Erfolg berichtet, und soweit sie nachprüfbar sind, entsprechen die Angaben den Tatsachen. Doch in der Regel werden in den Beispielen nur die erfolgreichsten Ergebnisse der jeweiligen Methode beschrieben. Daneben gibt es Fälle, in denen die gleiche Methode erfolglos blieb oder nur zu einem geringen Erfolg führte.

Aus der Tatsache, daß es keine Methode gibt, die bei allen Menschen gleich gut anschlägt, ergibt sich das Bedürfnis nach einer Vielzahl von Methoden. Steht eine ganze Skala von Möglichkeiten zur Verfügung, ist es wahrscheinlicher, daß jeder Mensch eine oder mehrere Methoden finden kann, die sich für ihn als nützlich erweisen. Hinzu kommt, daß sich jeder Mensch in einem anderen Stadium seiner psychischen Entwicklung befindet. Für den einen kann eine bestimmte Technik gerade das sein, was er braucht, um in eine neue und bessere Lebensphase hinüberzuwechseln. Bei dem anderen löst vielleicht dieselbe Technik nur eine Reihe von Ereignissen aus, die dann mit Hilfe ähnlicher Erfahrungen bewältigt werden müssen. Bei einigen Methoden ist Vorsicht geboten. Wo in diesem Buch zu solcher Vorsicht gemahnt wird, sollte diese Mahnung strikt beachtet werden, damit aus den verschiedenen Techniken der größtmögliche Nutzen gezogen werden kann.

Die Zukunft bietet ein erregendes Bild. Das Streben nach Freude ist kaum weniger erregend. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ohne Zögern sollten wir mit unserem Bemühen beginnen. Unsere «Kultur» greift schon nach Ethan – es sieht ganz so aus, als machten sich bei ihm bereits die ersten Anzeichen von Angst- und Schuldgefühlen bemerkbar.

1 Die Suche

Wenn eine Feststellung auf alle heute lebenden Menschen zutrifft, dann die, daß wir alle die in uns angelegten Möglichkeiten nicht voll ausgeschöpft haben. Es gibt zahllose verborgene Fähigkeiten, schlummernde Talente und ungenutzte Möglichkeiten, sich auszuzeichnen und sich zu freuen. Die Folgen dieses allen Menschen gemeinsamen Schicksals sind weitreichend. Häufig werden die im Menschen angelegten Möglichkeiten als unsere größte, noch unerschlossene natürliche Hilfsquelle bezeichnet. Daß unsere Freizeit ständig zunimmt, unterstreicht noch die Bedeutung dieser ungenutzten Möglichkeiten. Am wichtigsten aber ist vielleicht: die Tatsache, daß vieles ungenutzt und unausgedrückt bleibt, beraubt uns vieler Vergnügungen und Freuden im Leben, und wir werden daran gehindert, «nach den Sternen zu greifen».

Dieses Buch handelt von der Freude. Die im folgenden dargestellten Theorien und Methoden zielen darauf ab, Freude zu gewinnen. Freude ist die Empfindung, die sich einstellt, wenn die in einem Menschen angelegten Möglichkeiten Erfüllung finden. Eine solche Erfüllung gibt dem einzelnen das Gefühl, daß er seiner Umwelt gewachsen ist; er gewinnt Selbstvertrauen und fühlt sich als ein bedeutender, kompetenter, liebenswerter Mensch, der in der Lage ist, alle sich ergebenden Situationen zu meistern, von seinen Fähigkeiten uneingeschränkt Gebrauch zu machen und seine Empfindungen frei auszudrücken. Die Voraussetzungen dafür sind Gesundheit und Vitalität, innere Ausgeglichenheit, ersprießliche und zufriedenstellende Beziehungen zu den Mitmenschen und ein ausgewogenes Verhältnis zur Gesellschaft.

Der Verwirklichung solcher Möglichkeiten stehen zahlreiche Hindernisse entgegen. Die bei der Organisation von gesellschaftlichen Institutionen angewandten Methoden führen häufig dazu, daß das Schöpferische unterdrückt und die Mittelmäßigkeit zur Regel wird. Die Gesellschaft scheint gerade diejenigen menschlichen Beziehungen zu fördern, deren hervorstechendste Merkmale Heuchelei und Oberflächlichkeit sind – Beziehungen also, die zwar allgemein toleriert werden, die aber alles andere als eine Quelle von Glück und Freude sind. Die Praktiken der Kindererziehung, die sexuellen Verhaltensweisen, ein Großteil der religiösen Dogmen, die Einstellung zum materiellen Erfolg – das alles macht es für den einzelnen schwer, sich selbst richtig kennenzulernen, sich selbst zu schätzen, mit den eigenen Empfindungen und Wunschregungen vertraut zu werden und zu lernen, wie man sich selbst verwirklichen und daraus Freude gewinnen kann.

Auch unser Körper kann uns hindern, Freude zu entfalten. Eine schlechte physische Verfassung, ein physisches Trauma oder psychische Probleme (die wiederum körperliche Schmerzen, Schwäche oder Mißbildungen auslösen können) schränken die Möglichkeiten der Selbstverwirklichung ein. Ein schmerzgeplagter, müder, abgestumpfter Körper ist nicht in der Lage, sich voll zur Geltung zu bringen und als Gefäß für jene Empfindungen zu dienen, die eine unerläßliche Voraussetzung für die größtmögliche Erfüllung des Einzelmenschen sind.

In den vergangenen Jahrzehnten haben viele Forscher Theorien und Methoden zur Entfaltung der dem Menschen gegebenen Möglichkeiten ausgearbeitet. Bisher ist es zwar nicht gelungen, die einzelnen Theorien in einer einheitlichen Methode zusammenzufassen, doch jede von ihnen setzt sich mit einem entscheidenden Aspekt des Problems auseinander. Von den gesellschaftlichen Organisationen bis zu den zwischenmenschlichen Beziehungen, von der körperlichen Gesundheit bis zu den schöpferischen Fähigkeiten reichen die Aspekte, mit denen sich die Forscher befassen, um die Entfaltung der im Menschen angelegten Möglichkeiten zu fördern.

Diese verschiedenen Methoden miteinander in Einklang zu bringen, wurde bisher nur selten versucht, doch sind wir in zunehmendem Maße darauf angewiesen. Das am 28. Juni 1966 von der Zeitschrift Look herausgegebene Sonderheft über Kalifornien war ein bemerkenswerter journalistischer Versuch, das Wesen der um die menschlichen Möglichkeiten bemühten Bewegung darzustellen; man konzentrierte sich dabei auf jenen Staat der USA, in dem auf diesem Gebiet bisher die regste Aktivität zu verzeichnen war. Mit diesem Buch erhält der Leser die Möglichkeit, die Methoden richtig einzuordnen und sie zu begreifen; daneben bietet es eine Beschreibung der verschiedensten Techniken.

Das philosophische Prinzip, das dem Bemühen um die im Menschen angelegten Möglichkeiten zugrunde liegt, ist das der Offenheit und Aufrichtigkeit. Ein Mensch muß bereit und willens sein, sich selbst zu kennen und sich auch anderen gegenüber zu öffnen. Er muß seine Empfindungen erforschen und zum Ausdruck bringen, und er darf auch die Erkundung lange schlummernder, vielleicht sogar schmerzlicher Bereiche nicht scheuen; dabei sollte er darauf vertrauen, daß auf weite Sicht hin das Schmerzliche abfallen und den Weg freigeben wird für die Entfaltung schöpferischer und Freude auslösender Kräfte. Hier eröffnen sich zugleich bedrückende und heiter-freudige Aspekte. Nicht selten wird man unterwegs von Pein und Marter befallen, aber am Ziel wird man meist durch eine rauschhafte Freude belohnt.

Um die Bereiche erforschen zu können, die bei der Entfaltung der im Menschen liegenden Möglichkeiten eine Rolle spielen, ist es nützlich zu wissen, wie ein Mensch beschaffen ist, der die ihm gegebenen Möglichkeiten voll entfaltet hat, oder sagen wir, der sich selbst verwirklicht hat. Welches sind die Hemmnisse, die einer solchen Verwirklichung entgegenwirken können? Und welche Methoden lassen sich zur Überwindung dieser Hemmnisse entwickeln? Der Mensch ist ein biologisches, ein psychisches und ein soziales Wesen, und seine Freude wird aus eben diesen Quellen gespeist.

Zunächst einmal ist der Mensch ein biologischer Organismus. Die ersten Hemmnisse ergeben sich infolgedessen aus seiner physischen Struktur. Ist ein Mensch kränklich und schwächlich, besitzt er nur wenig Energie, oder sind die Lebensfunktionen bei ihm gestört, dann besteht kaum die Möglichkeit, daß er wirklich «funktioniert». Der erste «Verwirklichungs»-Bereich ist also die physische Struktur. Körperliche Freude rührt allerdings nicht einfach von einem athletisch gebauten Körper her, sondern von einem Körper, der ohne unnötige Anstrengung reibungslos und selbstverständlich funktioniert – einem Körper, in dem sich die Gelenke locker bewegen, die Muskeln Spannkraft besitzen, das Blut die Adern kräftig durchpulst, der Atem frei und tief geht, der Verdauungstrakt störungsfrei arbeitet, die Sexualorgane leistungsfähig und das Nervensystem einwandfrei funktioniert. Dieser Bereich wird im 2. Kapitel («Der Körper») erörtert.

Freude kann auch die volle Entfaltung der persönlichen Fähigkeiten auslösen. Die Wirksamkeit der einzelnen Körperteile läßt sich durch gezieltes Training erhöhen und erweitern. Auch die Sinne lassen sich durch Übung schärfen, so zum Beispiel der Geruchssinn und das Sehvermögen. Bei den Muskeln kann man Kraft und Ausdauer erhöhen. Das Bewußtsein der Sinne kann so geweckt werden, daß sich ein verstärktes Empfindungsvermögen für alle Körpergefühle und natürlichen Vorgänge herausbildet. Die Kontrolle der Bewegungen kann so weit vervollkommnet werden, daß sich daraus die Entwicklung rein mechanischer und kunsthandwerklicher Fähigkeiten sowie eine größere körperliche Gewandtheit und ein besseres Zusammenwirken der Muskeln ergeben, Das Nervensystem läßt sich dadurch stärken, daß man es intensiv studiert und entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen erlangt. Logisches Denken und die schöpferischen Möglichkeiten lassen sich fördern und fruchtbar machen. Auch die den Emotionen zugrunde liegenden körperlichen Funktionen lassen sich weiterentwickeln. Durch Training läßt sich erreichen, daß man sich der eigenen Emotionen bewußt wird und für die eigenen Empfindungen (und ihre Beziehung zu anderen Funktionen wie Denken und Handeln) eine angemessene Ausdrucksform findet. Dieser Bereich wird im 3. Kapitel («Die Entfaltung der Persönlichkeit») erörtert.

Der Mensch, den wir uns hier vorstellen, besitzt also einen harmonisch funktionierenden Körper, und er hat seine persönlichen Fähigkeiten voll entwickelt. Soll er sich weiter entfalten, muß er in der Lage sein, mit anderen Menschen Beziehungen zu unterhalten, um ein Höchstmaß an Freude zu gewinnen. Da unsere Kultur auf der Basis der Gemeinschaft aufbaut, bedeutet das, er muß sich so verhalten, daß die wechselseitigen Beziehungen mit anderen Menschen für alle Beteiligten förderlich sind. Es ist ziemlich schwierig, Methoden für ersprießliche Beziehungen zu anderen Menschen darzulegen, doch haben einige Autoren praktikable Lösungen für dieses Problem vorgeschlagen. Ich will mich hier auf eine These stützen, die ich bereits in einer früher erschienenen Veröffentlichung[1] aufgestellt habe.

Diese Theorie geht davon aus, daß unsere wechselseitigen Beziehungen zu anderen Menschen von drei Bedürfnissen beherrscht werden: Zugehörigkeit, Steuerung und Zuneigung. Freude an den zwischenmenschlichen Beziehungen erleben wir dann, wenn es uns gelingt, auf jedem dieser Gebiete ein befriedigendes, flexibles Verhältnis zwischen uns und anderen herzustellen. Bei der Zugehörigkeit handelt es sich um das Bedürfnis, sowohl mit anderen Menschen zusammen als auch allein zu sein. Das Bestreben geht dahin, genügend Kontakt zu den Mitmenschen zu haben, um nicht zu vereinsamen und um sich an der Gegenwart anderer zu freuen; andererseits will man aber auch oft genug allein sein, um eine allzu enge Verstrickung zu vermeiden und sich an der Einsamkeit zu freuen. Der Mensch, der sich selbst verwirklicht hat, kann sich sowohl allein als auch zusammen mit anderen Menschen wohl fühlen und Freude empfinden, und er weiß sehr wohl, in welchem Ausmaß – und wann – ihm beides am besten bekommt. Bei der Steuerung geht das Bestreben dahin, genügend Einfluß auszuüben, um so die eigene Zukunft in einem günstig erscheinenden Maße mitbestimmen zu können, andererseits aber auch so viel Einfluß preiszugeben, daß man in der Lage ist, sich von anderen belehren, unterstützen und zuweilen ein gewisses Maß an Verantwortung abnehmen zu lassen. Der Mensch, der sich selbst verwirklicht hat, ist imstande, je nach Lage der Dinge zu führen oder zu folgen, und er weiß genau, was ihm jeweils am zuträglichsten ist. Bei der Zuneigung geht es darum, zu vermeiden, daß man durch eine allzu starke innere Beteiligung in emotionale Schwierigkeiten gerät, aber auch darum, zu vermeiden, daß man zu wenig Zuneigung gibt und empfängt und ein ödes, steriles Leben führt – ohne Liebe, Wärme, Zärtlichkeit und ohne einen Menschen, dem man sich anvertrauen kann. Der Mensch, der sich selbst verwirklicht hat, ist sich seiner Bedürfnisse bewußt und bewährt sich nicht nur in Situationen, die eine starke innere Beteiligung verlangen, sondern auch in Situationen von geringerer emotionaler Intensität. Wie in den beiden anderen Bereichen ist er auch hier fähig, in ausgewogener Weise zu geben und zu nehmen und dadurch Freude zu empfinden. Diese «zwischenmenschlichen Beziehungen» werden im 4. Kapitel erörtert.

Um uns von dem Menschen, der sich selbst verwirklicht hat, ein vollständiges Bild zu machen, müssen wir uns noch mit einem letzten Bereich befassen. Nehmen wir also an, er befindet sich in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, hat seine persönlichen Fähigkeiten entwickelt und unterhält die denkbar besten Beziehungen zu seinen Mitmenschen. Nun lebt und wirkt er aber auch in der Gesellschaft, und ohne die Mitwirkung dieser Gesellschaft ist eine vollständige Entwicklung nicht möglich. Ist die Gesellschaft repressiv, kann er sich nicht voll entfalten. Haben die gesellschaftlichen Einrichtungen destruktiven Charakter, hemmen sie seine Entwicklung. Wirkt das Familienleben einengend, ist die Arbeit menschenunwürdig, sind die Gesetze demütigend, sind die geltenden Normen unerträglich, bilden Bigotterie und Vorurteile die Grundlage des gesellschaftlichen Lebens, dann gerät der Mensch bei seiner Selbstverwirklichung in große Schwierigkeiten. Im gesellschaftlichen Bereich ist Freude nur dann möglich, wenn Gesellschaft und Kultur die Selbstverwirklichung unterstützen und fördern. Versuche auf dieser Ebene werden im 5. Kapitel («Beziehungen im gesellschaftlichen Bereich») erörtert.

Das ist also der Rahmen, in dem wir uns bewegen werden. Freude entfaltet sich in den Bereichen der physischen Struktur, der persönlichen Fähigkeiten, der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Beziehungen innerhalb der Gesellschaft. Freude ist das Gefühl, das sich einstellt, wenn der Mensch alles das verwirklicht, was ihm an Möglichkeiten gegeben ist: intensiv zu empfinden, innerlich frei und aufrichtig zu sein, sich selbst auszudrücken, alles zu tun, was er zu tun imstande ist, und ersprießliche Beziehungen zu anderen Menschen und zur Gesellschaft zu haben.

Wie gewinnt man Freude? Unglücklicherweise muß ein wesentlicher Teil der Bemühungen darauf gerichtet werden, etwas zu ändern oder etwas zu überwinden. Schuld- und Schamgefühle, Verlegenheit oder Angst vor Strafe, Mißerfolg, Erfolg und Vergeltung – all das muß überwunden werden. Hindernisse, die einer Selbstbefreiung im Wege stehen, müssen gemeistert werden. Zerstörerische und hemmende Verhaltensweisen, Gedanken und Empfindungen müssen geändert werden. Talente und Fähigkeiten müssen entwickelt und geschult werden. Das klingt beängstigend, doch besteht durchaus Grund zu Optimismus. Auf allen Gebieten wird heute gründlich gearbeitet. Im folgenden werden wir diese Gebiete im einzelnen erörtern und einige der aufregenden Methoden beschreiben, mit deren Hilfe man heute versucht, die im Menschen angelegten Möglichkeiten zu verwirklichen.

In der Mehrzahl stammen diese Methoden nicht von mir, sondern ich habe sie von anderen übernommen. Eines jedoch ist ihnen allen gemeinsam: ich habe sie selbst ausprobiert, ich habe sie in allen Fällen bei der Behandlung anderer Menschen angewandt, und sie haben sich als außerordentlich wirksam erwiesen. Die meisten kann auch jeder Laie anwenden, der daran interessiert ist, sich selbst, seine Beziehungen zu anderen Menschen, seine Beziehungen zur Gesellschaft und seine eigenen schöpferischen Möglichkeiten zu erforschen. In einigen Fällen ist die Aufsicht eines Therapeuten erforderlich. Wo das der Fall ist, wird ausdrücklich darauf hingewiesen.

Die meisten hier zur Erläuterung der einzelnen Techniken angeführten Beispiele stammen aus dem Bereich der «Kontaktgruppen» (encounter groups)[2]. Eine solche Kontaktgruppe besteht im allgemeinen aus etwa sechs bis zwölf Personen, die mit dem erklärten Ziel zusammenkommen, sich bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit gegenseitig zu fördern. Die Mitglieder einer solchen Gruppe sind gewöhnlich nicht im eigentlichen Sinn des Wortes psychisch «krank», das heißt, sie leiden nicht an einer Psychose oder an einer schweren Neurose. Es sind meist ganz normale Menschen und normale Neurotiker, wie sie die Mehrzahl unserer Bevölkerung ausmachen.

Die Kontaktgruppe handelt nicht nach einem vorher festgelegten Plan, vielmehr konzentriert sie ihre Aufmerksamkeit auf die Empfindungen und die wechselseitige Beeinflussung der Gruppenmitglieder untereinander. Der Prozeß der Entwicklung der Persönlichkeit beginnt mit der Erforschung der Empfindungen innerhalb der Gruppe und setzt sich dann in einer von den Gruppenmitgliedern selbst zu bestimmenden Richtung weiter fort. Besonderer Wert wird darauf gelegt, für den gegenseitigen Austausch eine Atmosphäre der Offenheit und Aufrichtigkeit zu schaffen. In der Regel entwickelt sich bald ein starkes Gefühl der Gruppensolidarität, und die einzelnen Gruppenmitglieder sind dann in der Lage, sich gegenseitig stark zu fördern.

Als Leiter einer solchen Gruppe fungiert im allgemeinen ein Sozialwissenschaftler mit einer speziellen Ausbildung in der Leitung von Kontaktgruppen. Oft verfügt er auch über einige Erfahrung in der Gruppentherapie. Die Aufgabe dieses Leiters besteht darin, alles Erforderliche zu tun, um den Gruppenmitgliedern dabei zu helfen, daß sie die von ihnen angestrebten Ziele erreichen; er kann schweigen, bekräftigen, herausfordern, informieren, unnachgiebig, aufhellend, liebevoll, aggressiv oder einsichtsvoll agieren – je nachdem, was seiner Meinung nach die Gruppe fördert. Natürlich verhalten sich die Gruppenleiter entsprechend ihrer Persönlichkeit sehr unterschiedlich. Bei den Gruppen, aus denen die angeführten Beispiele stammen, habe ich als Gruppenleiter fungiert, und wenn von «Bill» oder – in einem Fall – von «Dr. Schutz» die Rede ist, so bezieht sich das auf mich in dieser Eigenschaft.

Kontaktgruppen werden in den USA häufig im Rahmen sogenannter «laboratories» oder «workshops» arrangiert, wo mehrere Gruppen gleichzeitig arbeiten, von denen allerdings jede ihren eigenen Leiter hat.[3] Diese Arbeitsweise bietet zusätzlich die Möglichkeit, die einzelnen Gruppen aufeinander einwirken zu lassen, und sie trägt ferner dazu bei, ein Gemeinschaftsgefühl zu wecken, das sehr förderlich sein kann. In der Regel dauern solche Gruppenzusammenkünfte ein bis zwei Wochen. In einigen der später angeführten Beispiele wird auf solche «laboratories» oder «workshops» ausdrücklich Bezug genommen.

Meist bezeichnet man Gruppen dieser Art als «T-Gruppe» (T steht für Training) oder als «Reaktionstrainingsgruppe». Im allgemeinen werden diese Bezeichnungen als Synonyme für den Begriff «Kontaktgruppe» verwendet. Wenn es überhaupt einen Unterschied gibt, mag er darin bestehen, daß der Begriff «T-Gruppe», ursprünglich von den National Training Laboratories verwendet, sich auf eine Reihe verschiedener Gruppenarten bezieht, zu denen auch solche gehören, deren Arbeit mehr auf Dynamik im institutionellen Bereich hinzielt. Dem Begriff «Kontaktgruppe» begegnet man vornehmlich an der amerikanischen Westküste, und er bezieht sich in der Regel ganz speziell auf Gruppen, die auf eine individuelle Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit hinarbeiten. Die Bezeichnung «Reaktionstraining» wird für die Tätigkeit beider Gruppen-Arten verwendet.

Wir wollen mit unserer Suche auf der fundamentalen biologischen Ebene beginnen: beim Körper.

2 Der Körper

Der Einfluß der Funktionsweise des Körpers auf seelische Zustände wurde lange Zeit fast völlig ignoriert. Heute jedoch wird er in zunehmendem Maße erkannt und bei der Persönlichkeitsbildung ausgewertet. Eine geradezu faszinierende Entdeckung ist die Ergiebigkeit bestimmter sprachlicher Wendungen, die zur Beschreibung seelischer Zustände und Verhaltensweisen nahezu wörtlich Begriffe übernehmen, die gemeinhin zur Beschreibung körperlicher Zustände und Funktionen verwendet werden. Dieses «Übertragen» im Bereich der Sprache hat sich im hohen Maße auf gewisse Methoden zur Bewältigung physischer Zustände ausgewirkt. So besteht zum Beispiel eine Methode, mit der man einem Menschen dazu verhilft, ein durch andere ausgelöstes Gefühl der Immobilität auszudrücken und zu überwinden, einfach darin, daß man ihn in einen dichten Kreis von Menschen stellt und ihn dann auffordert, den Versuch zu machen, physisch aus diesem Kreis auszubrechen. Die Methode basiert darauf, daß man bei ihm die psychische Empfindung der Immobilität in das Erlebnis einer physischen Immobilität umwandelt und ihm Gelegenheit gibt, die nach seiner Meinung unlösbaren Fesseln aufzubrechen … Aber damit eilen wir den Dingen weit voraus.

Daß der enge Zusammenhang zwischen psychischen und physischen Faktoren allgemein erkannt wird, zeigt sich in den idiomatischen Wendungen, die sich im gesellschaftlichen Zusammenleben entwickelt haben. Empfindungen und Verhaltensweisen werden mit Begriffen aus den Bereichen der einzelnen Körperteile, der Körpergebärden und der Körperfunktionen ausgedrückt. Die folgende, keineswegs vollständige Liste enthält eine Anzahl der allgemein gebräuchlichen Begriffe und Redewendungen, in denen Verhaltensweisen und Empfindungen mit Begriffen aus dem körperlichen Bereich beschrieben werden:

den Kopf verlieren

Kopf hoch!

ein saures Gesicht machen

das Gesicht wahren

doppelgesichtig

die Stirn bieten

bis zum Kinn (Hals) in etwas stecken

bis über beide Ohren verliebt

die Ohren steif halten

sich die Haare raufen

haarsträubend

Haare auf den Zähnen haben

die Zähne zusammenbeißen

mit den Zähnen knirschen

nicht in jemandes Haut stecken mögen

den Hals (das Genick) umdrehen

ein Schlag ins Genick (Gesicht)

die Nase rümpfen

sich an die eigene Nase fassen

einen guten Riecher haben

die Nase in alles stecken

etwas hinter die Ohren schreiben

ein geneigtes (offenes) Ohr finden

auf den Magen schlagen

mit hängendem (knurrendem) Magen

blutenden Herzens

gebrochenen Herzens

herzlos

zu offenherzig sein

sein Herz verlieren

frei von der Leber weg reden

Gift und Galle speien

seinem Ärger Luft machen

mit erhobenen Augenbrauen

im Schweiße des Angesichts

ein Dorn im Auge sein

Augenwischerei

ins Auge fallen

ins Auge gehen

große Augen machen

Großmaul

die andere Wange hinhalten

mit den Achseln (Schultern) zucken

(kein) Rückgrat haben

den Buckel hinunterrutschen

in die Arme nehmen

auf den Arm nehmen

mit offenen Armen

sich aus den Fingern saugen

den Finger auf eine offene Wunde legen

auf die Finger klopfen

die Daumen drücken

mit der Faust auf den Tisch hauen

die Hand reichen

mit Herz und Hand

mit vollen Händen

aus den Händen gleiten

Ellbogenfreiheit

sich ein Bein ausreißen

mit beiden Beinen auf der Erde stehen

mit dem falschen Bein zuerst aufstehen

mit zitternden (schlotternden) Knien

mit weichen Knien

übers Knie brechen

auf eigenen Füßen stehen

bis in die Zehenspitzen hinein

keine Nerven haben

Nerven wie Stricke haben

auf die Nerven gehen (fallen)

unter die Haut gehen

aus der Haut fahren

mit Haut und Haar

eine dünne Haut haben

in Berührung bleiben

etwas abschütteln

sich ausschleimen

Schiß haben

es juckt mich, etwas zu tun

das kratzt mich nicht

Der Tatsache, daß im Alltag die engen Zusammenhänge zwischen physischen und geistig-seelischen Zuständen erkannt werden, entspricht die ständig wachsende Anzahl theoretischer Schriften, in denen diese Zusammenhänge und die Art und Weise, wie sie sich entwickeln und manifestieren, beschrieben werden.

Die psychosomatische Medizin vertritt seit geraumer Zeit nachdrücklich die Auffassung, daß psychische Zustände sich auf das körperliche Befinden auswirken. In jüngster Zeit ist man zu der Auffassung gekommen, daß sich umgekehrt auch die Körperstruktur und die Physiologie auf die Gefühlszustände auswirken – eine Anschauung, die man als «somatopsychisch» bezeichnet. Psychische Einstellungen beeinflussen die Haltung und die Funktionsweise des Körpers, und die so geprägte Körperstruktur übt wiederum einen nachhaltigen Einfluß auf die Empfindungen aus. In ihrem einer neuen Methode zugrunde liegenden theoretischen Werk schreibt Ida Rolf[1] darüber:

«Ein Mensch, der vorübergehend Angst, Kummer oder Zorn empfindet, legt häufig eine Körperhaltung an den Tag, die von seiner Umgebung als die äußere Manifestation der betreffenden Emotion erkannt wird. Verharrt er in dieser Dramatisierung seiner Empfindungen oder kehrt er jeweils zu ihr zurück, entsteht das, was man gewöhnlich als ‹Verhaltensmuster› bezeichnet, und die Muskelstruktur nimmt eine entsprechende Form an. Einige Muskeln verkürzen und verdicken sich, in andere dringt Bindegewebe ein, und wieder andere werden durch die Verhärtung des Gewebes immobilisiert. Sobald das eingetreten ist, bleibt die körperliche Haltung unverändert: sie wird jetzt unfreiwillig eingenommen und kann nicht mehr grundlegend geändert werden – weder willensmäßig noch auf Grund einer entsprechenden geistigen Bereitschaft. Eine solche physische Reaktion begründet zugleich ein psychisches Verhaltensmuster. Da ein freier Bewegungsfluß im Körper nicht mehr möglich ist, wird auch die subjektive psychische Spannkraft in zunehmendem Maß eingeschränkt und zeigt die Tendenz, in einem reduzierten, engumgrenzten Bereich zu verharren. Der Mensch ist jetzt nicht mehr zu einer echten Empfindung fähig, zu einer Reaktion auf eine Augenblickssituation, sondern er lebt, bewegt sich und existiert von nun an in einer fixierten Haltung.»

Ida Rolf schildert sodann im einzelnen die nachteiligen Folgen, die sich aus einem Zustand körperlicher Unausgeglichenheit für das physische und psychische Wohlbefinden ergeben können:

«Der Mensch, dessen hervorstechender Charakterzug die Angst ist, wird dies mit Sicherheit auch in der Haltung seines Kopfes, seines Nackens, seiner Schultern und seines Brustkorbs ausdrücken. Sein defensives, gezwungenes Verhalten macht sich sowohl in einer physischen als auch in einer psychischen Spannung bemerkbar. Natürlich gibt es viele Arten von mangelnder Zusammenarbeit im körperlichen Bereich. So kann zum Beispiel das Zusammenwirken des sympathischen und des parasympathischen Nervensystems gestört sein, das für die Aufrechterhaltung einer guten Verdauung unerläßlich ist. Spannungen und Unregelmäßigkeiten im Brustkorb können sich als Asthma manifestieren oder sogar als Störung der normalen Herzfunktionen. Hält man den Kopf nicht aufrecht, sondern neigt ihn ständig nach vorn, führt das zu einer schiefen Nackenhaltung, die sich weder aus freien Stücken noch durch den strikten Befehl: ‹Kopf hoch!› ändern läßt. Die sich daraus ergebenden Symptome reichen von ständig wiederkehrenden Kopfschmerzen bis zu einer Schulterbursitis (Schleimbeutelentzündung). Auch können verschiedene Funktionen des viszeralen Bereichs durch eine Kontraktion des Vagus (des zehnten Gehirnnervs) beeinträchtigt werden.»

Ida Rolf schildert dann, inwiefern nicht nur ein psychisches, sondern auch ein physisches Trauma – Unfälle in der Kindheit, Sportunfälle usw. – eine Störung der körperlichen Ausgeglichenheit hervorrufen kann. Derartige Unfälle führen zu einer Reihe körperlicher Kompensationen, die physische Behinderungen und Verzerrungen sowie ein Gefühl der Schwäche oder der Labilität im Körper auslösen können, das sich dann seinerseits auf geistige und seelische Zustände überträgt.

Was aber ist ein «normaler» Körper? Wie ist er beschaffen, wenn er richtig «funktioniert»? Ida Rolf hat eine sehr präzise Vorstellung vom idealen Endresultat ihrer Arbeit; sie basiert auf der menschlichen Entwicklung, auf einer gründlichen Kenntnis der Anatomie und der Physiologie des Körpers und auf ihrer langjährigen Erfahrung mit körperlichem Training. Was den «normalen» Körper angeht, so will sie folgende Ergebnisse erzielen: 1. Jede Bewegung wird mit einem Minimum an Energieaufwand vollzogen. 2. Eine Bewegung kann nach jeder beliebigen Richtung hin mit einem Maximum an Gelöstheit und Schnelligkeit ausgeführt werden. 3. Eine Bewegung kann jederzeit und überall mit einem Minimum an vorausgehender körperlicher Vorbereitung erfolgen. 4. Der Körperbau ist der geeignetsten funktionellen Position der inneren Organe und des Nervensystems angemessen; mit anderen Worten, die Organe sind nicht zusammengedrängt oder ungestützt. 5. Die einzelnen Körperteile erfahren ein Minimum an natürlicher Abnutzung. Sind diese Kriterien einmal erfüllt, hat der Körper ein längeres Leben, ist physisch gesünder, besitzt mehr Energie und Ausdauer, reagiert rascher und ist angemessener Empfindungen fähig.

Alexander Lowen, ein Psychiater, dessen Interesse vor allem der Integration physischer und psychischer Zustände gilt, legt besonderen Nachdruck auf die Feststellung, daß alle neurotischen Probleme sich in der Struktur und in der Arbeitsweise des Körpers manifestieren. Diese These impliziert, daß man – bei entsprechendem Training in der Beobachtungsweise – über einen Menschen vieles aussagen kann, wenn man ihn nur genau betrachtet. Lowen beschreibt diese Zusammenhänge sehr überzeugend:[2]

«Es gibt kein neurotisches Problem, das sich nicht in jeder Funktionsart des einzelnen Menschen manifestiert … Da wir unsere Persönlichkeit beziehungsweise unseren Charakter bei jeder Handlung und in jeder Haltung zum Ausdruck bringen, ist es durchaus möglich, bestimmte Charakterzüge auf Grund so verschiedener Ausdrucksformen wie Handschrift, Gang usw. zu bestimmen … Am wichtigsten ist jedoch das physische Erscheinungsbild des Menschen im Ruhezustand und in der Bewegung. Keine Sprache ist so klar und deutlich wie die Sprache der Körpergebärde. Man muß nur lernen, sie zu lesen und zu deuten … Die Beine und die Füße sind das Fundament und die Stütze der Persönlichkeitsstruktur. Aber sie haben noch andere Funktionen. Mit Hilfe unserer Beine und unserer Füße halten wir den Kontakt zu der einzigen unveränderlichen Realität in unserem Leben: dem Erdboden. Wir sagen von manchen Menschen, sie stehen ‹mit beiden Beinen auf der Erde› und wollen damit ausdrücken: sie haben ein sicheres Gefühl für die Realitäten des Lebens. Im Gegensatz dazu sagt man von jemandem, dem es an Wirklichkeitssinn mangelt, ‹er schwebt in den Wolken› …

Der Mangel an Kontakt zu den eigenen Füßen und zum Erdboden hängt eng mit einem anderen weitverbreiteten Symptom zusammen, der ‹Fallangst›. Dieses Symptom manifestiert sich in Träumen, in denen man zu fallen meint, in der Höhenangst und in der Furcht, sich zu verlieben (to fall in love). Besteht eine fundamentale Unsicherheit in den unteren Körperpartien, gleicht der Mensch sie dadurch aus, daß er sich mit Armen und Augen an die objektive Realität klammert. Alle Formen der ‹Fallangst› sind Ausdrücke der Furcht, die Kontrolle über das Ich zu verlieren.

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit zunächst der Körperhaltung des Menschen zu. Hält er sich gerade, hat er einen Hohlrücken oder eine krumme Haltung? … Ruht das Körpergewicht unmittelbar auf den Fersen, kann man im Stehen durch einen kleinen Stoß (push) nach rückwärts leicht aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Im Englischen bezeichnet man jemanden, bei dem dies zutrifft, als pushover (eine Anspielung auf Mangel an Standfestigkeit in der direkten und übertragenen Bedeutung des Wortes). Auf Mädchen angewandt, bezieht sich dieser Ausdruck eindeutig auf den sexuellen Bereich. Eine Patientin beklagte sich bei mir darüber, daß sie sexuell aggressivem Verhalten von Männern keinen Widerstand entgegensetzen könne. Ich beobachtete, daß sie die Angewohnheit hatte, sich im Stehen auf den Fersen hin und her zu wiegen. Man sagt von solchen Mädchen, sie haben ‹runde Fersen›.

… Da die Wirbelsäule ein für die Körperstruktur wesentliches Element ist, muß sich eine Mißbildung an ihr auch in einer ernsthaften Störung der Persönlichkeitsstruktur spiegeln. Ein Mensch mit einem Hohlrücken kann nicht das gleiche starke Selbstgefühl haben wie ein Mensch mit geradem Rücken. Andererseits vermittelt zwar die Festigkeit des Rückgrats ein Gefühl der Stärke, aber sie vermindert auch zugleich die Flexibilität.

[Einen zentralen Platz bei diesen Betrachtungen nehmen die Atemfunktionen ein.] Wir achten darauf, ob die Brust geschwellt und starr erscheint oder ob sie natürlich und entspannt ist. Eine geschwellte Brust ist die untrügliche Begleiterscheinung eines aufgeblasenen Ichs. Man erinnert sich unwillkürlich an die Fabel vom Frosch, der sich bis zur Größe eines Bullen aufblasen wollte. Andererseits spricht eine lockere Brusthaltung zwar für ein stärkeres Empfindungsvermögen, braucht jedoch nicht unbedingt ein Zeichen guter Gesundheit zu sein … [Erstrebenswert ist eine entspannte Haltung, bei der in der Atembewegung die Einheit von Brust, Zwerchfell und Bauchpartie zum Ausdruck kommt.]

Die Stellung und das Bewegungsvermögen der Schultern sind für die Funktionen der Persönlichkeit ebenso bedeutungsvoll wie die Beine und das Becken für die sexuellen Funktionen. Verschiedene Verhaltensweisen lassen sich leicht an ihnen ablesen. Zurückgezogene Schultern deuten auf unterdrückten Zorn, auf einen im Zaum gehaltenen aggressiven Impuls hin; hochgezogene Schultern stehen mit Angstgefühlen im Zusammenhang; breite und stämmige Schultern sind Ausdruck mannhafter Bereitschaft, Verantwortung auf sich zu nehmen; gebeugte Schultern vermitteln den Eindruck einer drückenden Last, einer schweren Bürde, die nur mit großer Anstrengung getragen werden kann.

Mitunter sieht man einen breitschultrigen Mann mit schmalen Hüften und dünnen, schwächlich wirkenden Beinen. Man hat fast das Gefühl, alle Energie habe sich in der oberen Körperhälfte konzentriert und die unteren Partien seien kraftlos. In der Praxis stellen wir fest, daß sich mit dem Stärkerwerden der Beine und der Zunahme der sexuellen Potenz gleichzeitig die Schultern senken, die Brust schmaler wird und das Gravitationszentrum sich ein erhebliches Stück nach unten verlagert … Die Muskeln der oberen Körperpartien sind von den Funktionen der Stützung und der Bewegung des Körpers befreit. Sie sollen locken, entspannt und ständig bewegungsbereit sein.

Die Kopfhaltung steht in direktem Zusammenhang mit der Qualität und Kraft der Persönlichkeit. Wir kennen den langen, stolzen Hals und den kurzen, stiernackigen Hals, die beide Ausdruck vertrauter Geisteshaltungen sind.

Wenn wir den Gesichtsausdruck als ein Maß für den Charakter und die Persönlichkeit des Menschen studieren, befinden wir uns in einem noch vertrauteren Bezirk … Unsere Aufmerksamkeit sollte sich in erster Linie auf die Augen richten … sicherlich nicht ohne Grund bezeichnet man die Augen als den ‹Spiegel der Seele› …

Manche Augen glänzen und funkeln, manche leuchten wie Sterne, andere sind matt und glanzlos, und viele sind leer und ausdruckslos. Natürlich ändert sich der Ausdruck in den Augen. Deshalb suchen wir nach dem typischen Blick. Manche Augen sind traurig, andere zornig; manche sind kalt und hart, andere mild und gewinnend.

Nicht selten finden wir in ein und demselben Gesicht zwei kontrastierende Ausdrucksformen. So kann zum Beispiel der Blick schwach und in sich gekehrt wirken, während die Kinnpartie stark und hervorstechend ist. Oder die Kinnpartie wirkt schwach, während der Blick stark ist. Sind die Muskeln der Kinnbacken unverhältnismäßig stark entwickelt, wird der Energiefluß zu den Augen hin blockiert. Die Kinnpartie ist eine mobile Struktur, die in ihren Bewegungen Ähnlichkeit mit der Beckenpartie aufweist … Viele Ausdruckselemente stehen in enger Beziehung zur Haltung der Kinnpartie. Springt sie vor, drückt sie zunächst Entschlossenheit aus; bei weiterem Vorspringen nimmt sie einen kämpferischen Ausdruck an, und ein extremes Vorspringen – wie etwa bei Mussolini – läßt sich eindeutig als Trotzhaltung interpretieren …

Von noch größerer Bedeutung sind die unbewußten Ausdruckselemente, die sich so stark in den Gesichtsausdruck eingeprägt haben, daß wir sie ganz selbstverständlich als Teil der Persönlichkeit werten. Ich kannte einen Professor, dessen Augenbrauen ständig so hochgezogen waren, daß sich ein Ausdruck der Überraschung und des Erstaunens in seine Stirn gegraben hatte. Niemand, am wenigsten der Professor selbst, schenkte diesem Umstand die geringste Aufmerksamkeit. Zieht man die Augenbrauen kräftig hoch, stellt sich normalerweise ein geradezu beunruhigender Ausdruck der Überraschung und des Erstaunens ein. Wie kommt es, daß sich der Professor seines Gesichtsausdrucks nicht bewußt war? Wir müssen daraus schließen, daß man einen bestimmten Ausdruck, sobald er sich fest in die Gesichtszüge eingeprägt hat, nicht mehr bewußt wahrnimmt. Ähnlich wie alte Kleidungsstücke werden diese Ausdrucksformen so sehr zu einem Bestandteil unseres Ichs, daß wir uns ihrer nur dann bewußt werden, wenn sie einmal fehlen. Eine weitverbreitete Ausdrucksform, die wir als selbstverständlich hinnehmen, ist die Geste des Abscheus, die durch Hochziehen der Nasenflügel entsteht. Gewiß haben Sie auch schon Menschen gesehen, deren Gesicht ständig einen leidenden Zug hat. Empfinden diese Menschen wirklich Schmerz? Ganz ohne Zweifel. Eine tiefenpsychologische Analyse würde deutlich machen, daß sich in den hier erwähnten Ausdrucksformen unterdrückte Empfindungen spiegeln – Überraschung, Abscheu oder Schmerz.»

Lowen geht also den spezifischen Zusammenhängen zwischen seelischen Zuständen und ihren körperlichen Manifestationen nach. Diese Zusammenhänge erscheinen einem, wird man einmal im einzelnen darauf hingewiesen, durchaus plausibel, und es ergeben sich daraus weitreichende Folgerungen.

In engem Zusammenhang mit dieser Betrachtungsweise – angewandt auf ein spezielles Gebiet – stehen die Bemühungen um eine «natürliche Geburt», insbesondere die Lamaze-Methode[3]. Diese Methode basiert darauf, daß die bei den Wehen und der Geburt auftretenden Schmerzen weitgehend ausgeschaltet werden, indem man die Gedanken und Empfindungen der Mutter entsprechend konditioniert; auf diese Weise wird ein sehr schmerzhaftes Erlebnis (bei dem die Mutter gegen ihren Körper ankämpft) in ein ekstatisches Erlebnis verwandelt (bei dem die Mutter sich in Harmonie mit den natürlichen Bewegungsabläufen ihres Körpers befindet und so die natürliche Funktionsweise steigert). Hier haben wir ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man im Gleichklang mit der Körperstruktur mehr Freude gewinnen kann.