Frohe Weihnacht - Helmut Zöpfl - E-Book

Frohe Weihnacht E-Book

Helmut Zöpfl

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Beschreibung

Wenn uns Helmut Zöpfl frohe Weihnacht wünscht, ist dieser Wunsch mit einer gehörigen Prise Ironie gewürzt. Der beliebte Schriftsteller hat sich, schon bevor der Advent richtig begonnen hat, in unseren festlich geschmückten Straßen und Kaufhäusern umgesehen; er war auf Weihnachtsfeiern und hat das Feiertagsprogramm unserer Radio- und Fernsehsender unter die Lupe genommen. War das Ergebnis nur die alte Erkenntnis, dass es schwierig ist, keine Satire zu schreiben? Nein! Er hat auch einen kleinen König aus dem Morgenland durch die vorweihnachtliche Welt begleitet und durfte dabei zu guter Letzt erleben, dass auch heute noch Weihnachtswunder möglich sind.

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Professor Dr. Otto Schön

Professor Dr. Bernhard Schleißheimer

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Professor Dr. Dr. Ernst Rainer Weissenbacher

in Dankbarkeit

LESEPROBE ZU

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2004

© 2017 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelfoto: Albert Gruber, Lajen; © 2017 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

eISBN 978-3-475-54649-5 (epub)

Worum geht es im Buch?

Helmut Zöpfl

Frohe Weihnacht

Wenn uns Helmut Zöpfl frohe Weihnacht wünscht, ist dieser Wunsch mit einer gehörigen Prise Ironie gewürzt. Der beliebte Schriftsteller hat sich, schon bevor der Advent richtig begonnen hat, in unseren festlich geschmückten Straßen und Kaufhäusern umgesehen; er war auf Weihnachtsfeiern und hat das Feiertagsprogramm unserer Radio- und Fernsehsender unter die Lupe genommen. War das Ergebnis nur die alte Erkenntnis, dass es schwierig ist, keine Satire zu schreiben? Nein! Er hat auch einen kleinen König aus dem Morgenland durch die vorweihnachtliche Welt begleitet und durfte dabei zu guter Letzt erleben, dass auch heute noch Weihnachtswunder möglich sind.

Inhalt

Gedanken für das Weihnachtsfest

Und der Stern hat geleuchtet

Advent

Christentum in unserer Zeit

Ein Weihnachtsbrief an die Tochter

Auf der Spur Gottes?

Einmalig

Gedanken zwischen den Jahren

Erfüllung

Ich sag Grüß Gott zu dir

Rund um die so genannte staade Zeit

Weihnachtsgedanken

Frieden

Buchbinder Wanninger modern oder Die gerettete Weihnachtsfeier

Der Skiausflug

Winter-Spiele

Pisa und die Religion

Von »alten« und neuen Weihnachtsbräuchen

Der alte Brauch

Aber bitte mit Glühwein!

Lustige Weihnachtsmusikanten

Xmas for Kids

Der Weihnachter

Sprachforschung

Die Geschichte vom kleinen König

Wie alles begann

Der kleine König im Spielzeugladen

Der kleine König beim Weihnachtsessen

Der kleine König bei den Theologen

Der kleine König beim »Fernseher«

Der kleine König beim Geldmann

Der kleine König und die Friedensdebatte

Der kleine König bei der Autorenlesung

Der kleine König beim Hilfswerk

Die Weihnachts-AG

Der kleine König bei der Weihnachtsfeier

Der kleine König entdeckt das Heil

Ein gutes neues Jahr!

Zum neuen Jahr

Jahresvorhersagen

Wie buchstabieren wir »Zukunft«?

Glück

Vom Wert der Werte

Energiequellen für das neue Jahr

Gute Wünsche für einen lieben Menschen

Neujahrswunsch

Der Verfasser

Gedanken für das Weihnachtsfest

 

Und der Stern hat geleuchtet

Und der Stern hat geleuchtet

so hell überm Stall,

dass sein nächtlicher Glanz

war zu sehn überall.

Damit nicht verglimmt

des Weihnachtssterns Schein,

lasst mehr Licht auch uns bringen

ins Dunkel hinein!

 

Advent

Der Advent ist die Zeit der Erwartung.

Warten: Woran danken wir, wenn wir heute dieses Wort hören? An eine Bushaltestelle vielleicht, an einen Bahnhof, einen Flugplatz. Wir warten, bis der Bus kommt, bis jemand mit dem Zug kommt. Oder wir warten auf das Wochenende, auf den Urlaub, vielleicht aber auch auf einen Lottogewinn oder sogar auf das große Glück.

Langes Warten macht uns manchmal nervös. Ich glaube, dass wir heute ein wenig verlernt haben, dieses Warten aushalten zu können. Immer mehr versucht der Mensch, die Zeit des Wartens abzukürzen. Indem wir der Zeit immer weniger Zeit lassen, suchten wir Zeit zu gewinnen, alles so schnell wie möglich in die Gegenwart hereinzuholen. Ein Höhepunkt muss den anderen jagen. Die Feste, die früher weitgehend durch die Jahreszeiten bestimmt waren, werden nun auch immer mehr von uns installiert.

Unsere Ungeduld verhindert, dass etwas noch seine Zeit hat. Verlieren wir damit aber nicht auch manche Höhepunkte? Ein wenig sollten wir uns zurückerinnern an unsere Kindheit, an das Warten auf etwas, auf jemanden und an die Vorfreude, die ja bekanntlich mit zu den schönsten Freuden zählt. Dazu gehört, dass wir uns wieder ein wenig loslassen können, dass wir uns auf etwas oder jemanden einlassen und uns erfüllen lassen – vielleicht auch erleuchten lassen in der Vorfreude auf jemanden, auf den wir uns verlassen können.

 

Christentum in unserer Zeit

Jetzt, da das Christfest wieder naht, sollte man vielleicht auch einmal darüber nachdenken, wie weit die Entchristlichung in unserem Land schon fortgeschritten ist. Michael Schramm hat in seinem BuchDas GottesunternehmenFakten und Zahlen veröffentlicht, die allmählich auch dem größten christlichen Optimisten zu denken geben sollten. Besonders beunruhigend finde ich dabei die Tatsache, dass auch Kirchenmitglieder, ja sogar die Besucher von Gottesdiensten, zum Teil recht merkwürdige esoterische Vorstellungen vertreten. Lebhaftes Interesse für Astrologie und Okkultismus, Reinkarnationsglaube, der Glaube an Wahrsagung und an Glücksbringer ist auch innerhalb der praktizierenden Christenschar keine Seltenheit. Ich weiß nicht, wie lange man sich noch in die Tasche lügen oder mit Trostsprüchen wie diesen beruhigen kann: »Es hat immer Aufwärts und Abwärts gegeben«, »Auf jedes Tief folgt wieder ein Hoch«, oder wie diese Allgemeinplätze auch immer lauten. Ich möchte hier eine Hauptquelle unserer Entchristlichung ansprechen und vielleicht ein paar Denkanstöße geben, was Mission auch bedeuten könnte.

Im Christentum bestand und besteht – ähnlich wie in den meisten anderen Religionen – die Missionsarbeit zunächst einmal darin, Wörter und Begriffe mit den neuen Glaubensinhalten zu füllen. So trat ganz am Anfang an die Stelle der vielen Götter der eine Gott. Begriffe wie das Kreuz, der Heilige Geist, die Heiligen, das Opfer oder die Tugenden bekamen einen christlichen Inhalt. Aber auch Zeitwörter wieglauben, lieben, betenerfuhren durch die neue Religion einen Bedeutungswandel.

Ganz sicher gab es immer schon Begriffe, die irgendwann einem Bedeutungsschwund unterlagen. Man denke nur an das Wort »Weib«, das heute fast als Schimpfwort gelten kann. Ebenso kam es zu allen Epochen vor, dass man religiöse Begriffe säkularisiert oder plötzlich mit neuen Glaubensinhalten gefüllt hat. Aber erst in unserer Zeit der Information, der Werbung, des Pluralismus müssen wir die Erfahrung machen, dass Begriffe unserer christlich-abendländischen Denkkultur nicht nur entleert, sondern geradezu kontaminiert werden. Vielleicht steht manchmal gar keine böse, unchristliche Absicht dahinter; es geht eher wie in der Werbung darum, mit dem Begriff etwas zu »verkaufen«: Wer den Verbraucher dazu bringt, dass er bei dem Wort »Tempo« automatisch an ein Taschentuch denkt, dessen Investitionen in die Werbung haben sich ausgezahlt.

Überlegen wir einmal: In den vergangenen Jahrzehnten wurden ursprünglich positiv besetzte Begriffe wie »Frömmigkeit« oder »Religion« immer mehr ins Abseits gerückt. Heute muss man fast schon Zivilcourage entwickeln, um entschuldigend zu sagen, dass man ein gläubiger Mensch ist.

Was tut Not? Ich meine, dass man zunächst einmal eine klare Bestandsaufnahme anregen sollte: Woran denken unsere Kinder und Jugendlichen überhaupt, wenn sie bestimmte Begriffe hören? Wie kommt es, dass sie – ich stelle hier einfach einmal diese Behauptung auf – mehr Pokémongestalten als christliche heilige Männer und Frauen benennen können? Wie kommt es, dass man mühelos von jedem Kind eine ganze Reihe von Werbesprüchlein, aber wohl viel seltener ein kurzes Gebet zu hören bekommt?

Vielleicht sollten wir deshalb auch eine oft blauäugige Bildungspolitik auf den Prüfstand stellen: Können wir wirklich erwarten, dass wir gebildete junge Leuteen masseerhalten, wenn wir jeden Kindergarten ans Internet anschließen? Ist nicht vielmehr gerade im Internet Ideologien, Reklame, Sektierertum, ja auch irgendwelchen radikalen und perversen Gruppierungen, Tür und Tor geöffnet? Wir wissen genau, dass der Nationalsozialismus seine erschreckenden Erfolge nicht zuletzt deshalb feiern konnte, weil es ihm gelang, bestimmte Begriffe eben mit den Inhalten seiner Blut-und-Boden-Ideologie zu besetzen.

Selbstverständlich kann man sich Computer oder Internet nicht verschließen. Aber wir sollten unsere Kinder und Jugendlichen, bevor wir sie auf den freien Markt der Informationen schicken, zunächst einmal gesunde, in unserer Kultur geprägte Begriffe erwerben lassen – was natürlich keinesfalls heißen darf, dass wir damit Intoleranz gegenüber fremden Kulturen fördern. Aber wir könnten uns etwa exemplarisch einiger Grundbegriffe annehmen. Zum Beispiel der Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde. So könnten wir der Flut von kurz aufleuchtenden Bildern und Bildfolgen, wie unsere Kinder sie im Fernsehen und anderen modernen Medien erleben, wieder einprägsame »Bilder« in Form von Erzählungen, Geschichten, sinnlichen Erfahrungen entgegensetzen. Wir könnten »Begriffe« mit allen Sinnen, im wahrsten Sinne des Wortes, »begreifbar« machen. Und sie nicht gleich »vernetzen«, sondern erst einmal versuchen darzustellen, worauf diese Begriffe gründen, woran sie aufgehängt sind. Enkulturation, das Hineinwachsen des Kindes in eine Kultur und ihre Wertvorstellungen, ist ein wichtiger Bereich der Erziehung. Man hat den Eindruck, dass manche eher eine »Entkulturation« fördern, als dass sie die Kinder unser Kulturgut zunächst einfach einmal kennen lernen lassen würden, bevor sie dann in ein fruchtbares Gespräch mit anderen Kulturen treten. Unsere vielleicht wichtigste pädagogische Aufgabe könnten wir so auf den Punkt bringen: »Lasst euch die Begriffe nicht austreiben!«

Versuchen wir auch, alte Begriffe mit durchaus modernen Glaubensinhalten zu füllen. Erinnern wir uns der wirklich schönen Botschaft des Evangeliums, der Frohbotschaft! Und setzen wir sie gewissen modernen Begriffen entgegen, die möglicherweise nur einer Manipulation dienen! Erzählen, singen, gestalten wir mit unseren Begriffen gegen diese Begriffsflut an! Hinterfragen wir bestimmte Begriffe einmal kritisch – auch die eigenen! Versuchen wir festzustellen, welche Interessen dahinter stehen, welche Weltanschauungen sich darin niederschlagen!

Fördern wir die Kreativität unseres Kindes, Begriffe zu etwas Besonderem, durchaus auch persönlich Gefärbtem werden zu lassen!

Die Adventszeit fordert uns an ihrem dritten Sonntag, dem Sonntag »Gaudete«, auf, uns zu freuen. Zeigen wir wieder mehr Mut, die Frohbotschaft auch fröhlich zu verkünden!

 

Ein Weihnachtsbrief an die Tochter

Weil du ein gescheites Kind bist, liebe Kathi, stellst du viele Fragen. Ein paar davon können Mama, deine Schwester und dein Bruder, deine Großeltern und ich beantworten. Aber auf viele davon wissen wir, und auch deine Lehrerin, keine Antwort. Fragen von Kindern sind nämlich oft schwerer zu beantworten als die Fragen im Millionenquiz. Das Besondere an ihnen ist, dass sie oft etwas ganz Wesentliches wissen wollen, über den – wie die gescheiten Philosophen sagen – Grund und den Anfang. Viele Fragen beginnen mit »Warum«. Gerade dann ist eine Antwort besonders schwierig. Denn oft gibt es nicht nur einen, sondern viele Gründe. Oder es gibt einen ganz geheimnisvollen Grund. Aber die Erwachsenen meinen oft, es gäbe nur einen einzigen Grund. Viele von ihnen wollen auch keine Geheimnisse gelten lassen und meinen, dass man alles mit Zahlen angeben kann. Dann nennen sie irgendeine Zahl mit vielen Stellen hinter dem Komma. Damit sind Erwachsene meist zufrieden. Die Kinder aber nicht.

Du hast mich in der letzten Zeit immer wieder gefragt, ob es das Christkind gibt. Ich will dir heute etwas vorlesen, was die achtjährige Virginia O’Hanlon aus New York auch schon wissen wollte.

Vor mehr als hundert Jahren, am 20. September 1897, schrieb sie an die ZeitungThe New York Sun.Die Sache war Chefredakteur Francis P. Church so wichtig, dass er dem kleinen Mädchen selbst antwortete. Der Briefwechsel war bei den Lesern so beliebt, dass er bis zur Einstellung der Zeitung im Jahr 1950 immer zu Weihnachten auf der Titelseite abgedruckt wurde. Damit war er der meistgedruckte Zeitungsartikel aller Zeiten.

Ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, das Christkind gibt es nicht. Papa sagt, was in der »Sun« steht, ist immer wahr. Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit: Gibt es das Christkind?

Virginia O’Hanlon, 115 West 95. Street

Virginia, deine kleinen Freunde haben Unrecht. Sie glauben nur, was sie sehen. Sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein, ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt, wie eine Ameise. Solcher Verstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.

Ja, Virginia, das Christkind gibt es wirklich. So gewiss, wie es Liebe und Großherzigkeit und Treue gibt. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es kein Christkind gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie, gar nichts, was das Leben erst erträglich machen würde. Ein matter Rest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt erfüllt, müsste verlöschen. Es gibt ein Christkind.

Gewiss, du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, das Christkind zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme es zu Gesicht. Doch was würde das beweisen? Es beweist gar nichts! Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar.

All die Wunder zu denken, geschweige sie zu sehen, das vermag nicht der Klügste auf der Welt. Eine Rassel kannst du aufbrechen und nachschauen, was drin ist und den Lärm erzeugt. Aber es gibt einen Schleier, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann wird die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein. »Ist das denn auch wahr?«, kannst du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist beständiger. Das Christkind lebt, und es wird ewig leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird es da sein, um Kinder wie dich zu erfreuen.

Frohe Weihnacht, Virginia.

Liebe Kathi, auch ich will noch etwas dazu sagen: Du weißt genau, dass wir Menschen nur einen ganz kleinen Teil von all dem sehen, was es gibt. Niemand sieht die kleinsten Teile, die Atome, aus denen alles zusammengesetzt ist. Und doch gibt es sie wirklich.

Vieles, was wir nicht sehen, das spüren und fühlen wir. Denk zum Beispiel an die Luft: Du atmest und lebst davon, du spürst den Wind oder den Lufthauch, wenn Mama dahin bläst, wo du dir wehgetan hast. Ähnlich ist es auch mit Gott und dem Christkind. Manche sagen sogar, dass man in allem den Atem Gottes spürt.

Oder denk an das Licht: Wir bemerken es erst an den Dingen, wenn sie hell werden, wenn sie zu glänzen und zu leuchten beginnen. Durch das Licht beginnt etwas zu strahlen. Wo etwas hell wird, ist es »licht«.

Das Christkind hat in der Heiligen Nacht alles zum Leuchten gebracht. Wenn es uns anstrahlt, beginnen auch wir Freude auszustrahlen. Du kannst das Licht der Heiligen Nacht weitergeben und etwas dazutun, dass der Stern von Bethlehem weiter, ja sogar noch etwas heller leuchtet.

Überall, wo du also dieses Strahlen bemerkst, wo etwas hell aufleuchtet und wo du etwas Liebes, Gutes und Schönes bemerkst, hat das Christkind seine Hand im Spiel. Jeder von uns – ist das nicht wunderbar? – kann von diesem Wunder der Heiligen Nacht auch etwas weitergeben. Und das Wunderbarste ist: Wenn wir etwas von dem Guten und Lieben an andere abgeben, dann vermehrt es sich dadurch – sogar in uns selbst. Genauso wie bei der Brotvermehrung im Evangelium.

Nun freuen wir uns schon sehr darauf, wenn wir heute beim Schenken, Singen und Gespräch wieder etwas von dem Glanz der Heiligen Nacht erfahren und weitergeben können. Vor allem freuen wir uns natürlich, wenn deine Augen zu strahlen beginnen und wenn wir die schönen Bilder sehen, die du sicher wieder für uns gemalt hast und bei denen das Christkind bestimmt mitgemalt hat.

Dein Papa

 

Auf der Spur Gottes?

Mit größtem Interesse verfolgen all diejenigen, die sich über den gestirnten Himmel Gedanken machen, jene enorme Entwicklung auf dem Gebiet der Astronomie. Von neuen, immer leistungsfähigeren Teleskopen erwartet man nun weitere Aufschlüsse im Hinblick auf die Rätsel der Entstehung der Welt und womöglich auch ihr Vergehen, das vielleicht mit dem Phänomen »schwarze Löcher« zusammenhängt. Unvorstellbar, dass man mit Hilfe solcher Geräte Milliarden von Jahren zurückschauen kann und die Forscher vielleicht bis in die Nähe des mysteriösen Urknalls blicken können. Ich bin überzeugt, dass die kommenden Jahre uns noch viele neue, weite Blicke in die Tiefe des unermesslichen Weltalls gestatten und uns viele neue Erkenntnisse liefern werden.

Ähnlich ist es im mikrokosmischen Bereich. Es gibt immer mehr Geräte und Forschungsmöglichkeiten, mit denen der Mensch in den letzten Jahrzehnten enorme Einblicke in die Welt des Kleinen und Kleinsten getan hat. Man hofft, eines Tages wirklich die kleinsten Bestandteile unseres Kosmos zu entdecken. Werner Heisenberg hat aber möglicherweise auch die Grenzen der Wissenschaft aufgezeigt, indem er auf die Unschärferelation stieß und feststellen musste, was sich wohl für alle Zeit dem menschlichen Geist und einer absoluten Berechenbarkeit und Messbarkeit entzieht. Gespannt fragen wir uns, ob es dem Menschen mit Hilfe der modernsten Technik je gelingen wird, letzte Rätsel zu lösen, ob wir an die Grenze der Zeit und des Raumes vordringen und sogar den Grund, ja Urgrund der Bestandteile dieser Welt entdecken werden. Müssten wir dazu nicht Raum und Zeit in gewisser Weise transzendieren?

Ich wage aber zu fragen, ob wir mit einer noch so perfekten Technik tatsächlich jemals jenes Band entdecken werden, das nach Goethe »die Welt im Innersten zusammenhält«? Werden wir die Frage Martin Heideggers beantworten können, warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts? – Oder die spezifiziertere Frage, warum überhaupt etwas geschieht und nicht vielmehr nichts? Werden wir Antworten bekommen auf Fragen, die ich schon als kleiner Bub stellte: Woher kommt eigentlich das Neue? – Oder die zentrale Frage der Menschheit: Wo ist der Sinn des Seins, wenn etwas wird, damit es wieder vergeht? Werden wir je die zentrale Frage beantworten können, warum und wie aus einem wie auch immer gearteten Ur-Teilchen viele Teilchen werden konnten, die diese Welt in ihrer grandiosen Vielfalt ausmachen?

Vielleicht wird die Wissenschaft darauf nie eine Antwort geben können, vielleicht rühren wir aber gerade mit unseren technischen Möglichkeiten öfter an die Urfragen der Menschheit. Vielleicht entdecken wir in diesen Grenzfragen, ja in diesen Fragezeichen, die Hinweise auf Erfahrungen, die Mikroskopen und Teleskopen unzugänglich sind und die ihren Niederschlag seit eh und je in Geschichten, Mythen und Bildern gefunden haben. Erfahrungen, die auch wir selbst machen können, wenn wir uns der Botschaft des Weihnachtsfestes ehrlich hingeben.

 

Einmalig

Wenn die weißen Flocken fallen

fern vom Himmelszelt,

wissen wir, dass von den allen

keine Flocke fällt,

die bis in das Allerletzte

in dem Flockenreich

ganz und gar genau dieselbe

und der andern gleich.

Jeden Frühling neues Leben,

neues, frisches Grün.

Nie hat’s noch ein Blatt gegeben,

so behaupt ich kühn,

das genauso wie das andre

war und sein wird, ist.

Denk auch, dass von Kindesbeinen

du einmalig bist.

Vor uns in den vielen Jahren

gab’s nicht, gibt’s nur dich.

Alle Menschen, die schon waren,

unterschieden sich.

Und verlässt du diese Erde

– doch das hat noch Zeit –,

hat es nur dich, dich gegeben

bis in Ewigkeit.

 

Gedanken zwischen den Jahren

Wenn der Stoß Blätter am Kalender immer dünner wird und bald schon das letzte Blatt heruntergefallen ist, wenn Wiesen und Felder abgestorben sind und die Welt fast kein Leben mehr zu bergen scheint, dann wissen wir doch, dass das neue Jahr, genauso wie es im letzten war, ganz gewiss einen neuen Frühling bringen wird. Wir wissen, dass sich wieder neues Leben durchringen wird und dass alles jetzt nur einen Winterschlaf schläft, um später mit neuer Kraft wieder zu leben und zu wachsen. Jedes Frühjahr bringt ein neues Blühen, neues Grün. All das wissen wir genau.

Nur eines wissen wir nicht so sicher, ob wir, wenn es ins neue Jahr hinausgeht, wenn sich alles wieder mit Leben füllt, wenn alles wächst und wird, treibt, sprosst und blüht, ob wir dann auch dabei sein werden. Keiner von uns weiß, ob uns das neue Jahr in die neue Runde mitnehmen wird und ob wir auf dem Karussell der Zeit wieder einen Platz bekommen. Aber wir können hoffen und können vertrauen, dass nicht nur das Leben überhaupt, sondern auch unser Leben weitergeht. Vielleicht sogar dann, wenn auf unserem Lebenskalender einmal das letzte Blatt gefallen ist.

 

Erfüllung

Fragen wir uns einmal, was uns denn von all den Weihnachtsfesten, die wir selber miterlebt haben, am lebhaftesten in Erinnerung geblieben ist. Ist es nicht für die meisten auch das Erlebnis der Gemeinschaft, der Geborgenheit gewesen, die Freude am Schenken und jene wie auch immer erfahrende Begegnung mit dem Wundersamen, das in jener Heilsnacht begann? Der Bestand des Weihnachtsfestes hängt wohl weniger von der Erfüllung eines jeden unserer Wünsche ab, wohl aber davon, dass wir bereit werden, uns wieder etwas mehr erfüllen zu lassen.

 

Ich sag Grüß Gott zu dir

Ich sag Grüß Gott zu dir,

du göttliches Kind,

das in der Krippe hier

im Stalle ich find.

Schön, dass du uns heut

geboren hier bist.

Sei uns gegrüßt.

Ich bring nicht Gold zu dir,

weil ich keines hab.

Doch habe ich dafür

ein’ andere Gab.

Ich schenke dir dies Lied,

das ich für dich sing.

Ich schenk mein Lächeln dir,

das ich vor dich bring.

Und weil die Gaben mein

sind immer noch klein,

pack ich den schönsten Traum

dir auch noch mit ein.

Ich gebe selber dir

mich hin als ein Pfand.

Ich schenke mich dir hin

mit Kopf, Herz und Hand.

Ich sag Grüß Gott zu dir,

du göttliches Kind,

das in der Krippe hier

im Stalle ich find.

Schön, dass du uns heut

geboren hier bist.

Sei uns gegrüßt.

Rund um die so genannte staade Zeit

 

Weihnachtsgedanken

Jetzt gehts also wieder

auf Weihnachten zua,

und auf Weihnachten gibts

zum Drandenken grad gnua:

Wenn ich an Weihnachten denk,

dann denk ich ans Gschenk

für Frau und Verwandte

und gute Bekannte,

ans Stadtrumlaufen,

ans Christbaumkaufen,

ans Platzerlbachen,

ans Weihnachtsbsuch-Machen,

ans Kartenschreibn

– ja nix schuldig bleibn! –,

an Reklameglanz,

an d’ Festtagsgans,

drei freie Tag’.

Voll Entsetzen an d’Waag,

wenn mein Gwicht nimmer stimmt,

wie man ab wieder nimmt.

Und, mein Gott, für d’ Maria,

von de’ Nachbarn ’as Kind,

muaß ich schaun, ob ich noch

a Kleinigkeit find.

Maria? – Kind? – Gott?

– Da ist mir grad so,

als wär da an Weihnachten

was anders noch dro’!

 

Frieden

Wenn wir an Frieden denken,

denken wir daran,

andere zu befrieden?

Selbstzufrieden zu sein?

Über den Frieden zu diskutieren?

Für den Frieden auf die Barrikaden zu gehen?

Für den Frieden zu kämpfen?

Den inneren Frieden zu sichern?

Einen Streit zu beenden

und das erste gute Wort zu finden?

Aber was soll’s:

Lasst uns doch mit dem Gerede

um den Frieden

endlich in Frieden!

 

Buchbinder Wanninger modern oder Die gerettete Weihnachtsfeier

ALFONS IGERL (SELBSTGESPRÄCH):Man darf einfach nix herleihen. Wenn ich wenigstens wüsst, wem ich die Schallplatte geliehen hab. Wahrscheinlich seh ich sie nimmer, die Schallplatte vom Valentin mit dem »Buchbinder Wanninger« und dem »Christbaumbrettl« drauf. Ja mei, da kann man halt nix machen, muss ich mir halt a neue besorgen. Die müsst’s doch in jedem Schallplattengeschäft geben. Schau ma halt im Telefonbuch nach: S-, Sch-, Scha-, Schalk-Schall-, … Jetzt müsst’s kommen: Schaller-, Schallreuther … Ja gibt’s des auch, kein einziger Schallplattenladen. Unter was die jetzt wohl die Schallplattenläden versteckt haben? Ach, macht nix, ruf ma halt die Auskunft an.

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