Fürs Leben muss man geboren sein E-Book

Piet Klocke

• Herausgeber: Heyne Verlag
• Kategorie: Lebensstil
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2021

Beschreibung

Unvollendet, bis ins kleinste Detail!
Wie wir alle sitzt der Autor zwischen sämtlichen Stühlen: Liebe, Technik, Philosophie, Gedichte, Essays, Zitate. Piet Klocke, wunderbar altmodischer Romantiker und Träger der Synapsen Tim und Struppi, präsentiert das Beste aus seinem Zettelkasten. Und natürlich Humor, das wär ja gelacht! Wenn nicht.

»Altern ist erst ab Erreichen einer Existenz möglich!«

»Viele Männer sprechen von Frauen, meinen aber Gisela.«

»Wenn beschworenes, todsicheres Wissen
sich eines Tages als gänzlich fehlerhaft erweisen sollte,
wurde eindeutig und über Jahrzehnte hinweg
falsch gewusst.«

»Schlechtgelaunter Chirurg zu aufmüpfigem Patienten:
›Wer, glauben Sie, zieht hier wohl die Fäden?!‹«

»Es gibt Themen, die reiche ich gleich weiter ans Unbewusste.«

Leseprobe

Unvollendet, bis ins kleinste Detail!

Wie wir alle sitzt der Autor zwischen sämtlichen Stühlen:

Liebe, Technik, Philosophie, Gedichte, Essays, Zitate.

Piet Klocke, wunderbar altmodischer Romantiker

und Träger der Synapsen Tim und Struppi,

präsentiert das Beste aus seinem Zettelkasten.

Und natürlich Humor, das wär ja gelacht! Wenn nicht.

»Viele Männer sprechen von Frauen, meinen aber Gisela.«

»Wenn beschworenes, todsicheres Wissen

sich eines Tages als gänzlich fehlerhaft erweisen sollte,

wurde eindeutig und über Jahrzehnte hinweg

falsch gewusst.«

»Altern ist erst ab Erreichen einer Existenz möglich!«

»Schlechtgelaunter Chirurg zu aufmüpfigem Patienten:

›Wer, glauben Sie, zieht hier wohl die Fäden?!‹«

»Es gibt Themen, die reiche ich gleich weiter ans Unbewusste.«

Piet Klocke

Fürs Leben muss man geboren sein

– Notiertes Nichtwissen –

Lesezeit: 5 Min.

Vorlesen

Kommentare lesen

0 Beiträge

Wilhelm Heyne Verlag

München

voor Pukkie

Mit Dir küssen ist mir nie zu früh’

Wenn mir niemand mehr einfällt, zitiere ich mich selbst

(Aristoteles, 410 v.Chr.).

Peter Sloterdijk:

· Normalität ist Besessenheit ohne Trance

· Wird die mystische Übereinstimmung mit allem zu groß, sagt man nicht mehr, es regnet, sondern ich regne

· Nanotechnologie ist angewandter Surrealismus

· Man muss Kybernetiker werden, um Humanist bleiben zu können

· Ich habe noch nie etwas erlebt, was wirklich einem ganzen Satz entsprach

Henri Michaux:

· Unaufhörlich kentern Inseln in meinem Ozean

Dirk Baecker, »4.0 oder die Lücke, die der Rechner lässt«:

· Die Kunst der nächsten Gesellschaft ist leicht und klug, laut und unerträglich. Sie weicht aus und bindet mit Witz; sie bedrängt und verführt. Ihre Bilder, Geschichten und Töne greifen an und sind es nicht gewesen

Alan Pauls, Literaturhaus Berlin, 2010:

· Liebenswürdigkeit und Zurückhaltung, eine Kombination für die man garnicht dankbar genug sein kann

Sean Connery nach »Wie möchten Sie Ihren Auftrag, 007?«:

· Gefaxt, nicht gesimst!

Norbert Walter Peters:

· Jede Kunst erstrebt den Zustand von Musik

Max Picard:

· Wir sind mehr gerettet, als wir wissen

Eduard Kaeser:

· Irrationalität, die letzte Bastion des Individuellen

Kapitel I: Ich habe geträumt, ich hätte geschlafen

Kapitel II: Brückentage der Malerischen Philosophie

Kapitel III: Privatfähre holt über

Kapitel IV: Hier und Jetzt ist oft woanders

Kapitel V: Synapsenflattern

Kapitel VI: Die eisernen Tauben des Hephaistos

Kapitel VII: Die mediterrine Küche

Kapitel VIII: Natur ist grausam wie Kinder, nur älter

Kapitel IX: Beate, Gründeljahre einer Königsforelle

Kapitel X: Entfernung beginnt nah

Kapitel XI: Mit gutem Beispiel vorbeigehen

Kapitel XII: Die Verinnerung des Analogen

Kapitel XIII: Leibesübung - Leibespraxis

Kapitel XIV: Freilaufende Substrate aus der Region

Zum Autor

Kapitel I

Ich habe geträumt, ich hätte geschlafen

Auf Winterreise

im Hotel zu den Nebensonnen

einen Eintrag des Surrealen

ins Gästebuch der Wirklichkeit leisten.

Glück ist auch,

wenn ein Vogel unerwartet, ohne Scheu,

wie selbstverständlich aus tiefen Ästen neben mir

zur Höhe des Fahrradlenkers aufsteigt

und sehr nah und anstrengungslos

ein paar Meter Begleitflug präsentiert,

immer das kleine Stück voraus, ein perfekter Trainer,

der zieht und auf die Strecke vor uns achtet.

Wäre solch’ ein Konvoi Standard,

ich wollt’ nur radeln noch,

beherrschte längst akzentfrei

viele Vogelsprachen.

»Seele ist die Intelligenz des Herzens«,

sagte jemand, der auch die Schönheit liebte,

über allen Fakten soll sie stehen,

so beruhigt bin ich gern.

Musik, die sich unmittelbar

an die freudespendenden Areale

des Körpers, sämtlicher Sinne wendet,

muss kein Funk sein.

Musik, die sich an die Areale der Tränen wendet,

besitzt nicht zwangsläufig die Lizenz zum Rückzug

in die versöhnende Umarmung der Natur.

Schumann kann Funk

und Tanzdiele befeuert

durchaus Melancholie.

Someone else to be, leicht gemacht.

Ich kenne mich vom Hörensagen,

ahne jeden Morgen genau,

wie ich mich fühlen müsste.

Der erste Blick in den Spiegel

was soll’s, ich bin’s doch gar nicht.

Surfin’ Safari

Schon kleinste Temperaturwechsel

können im Meer neues Leben erzeugen.

Wird der Mensch sterben müssen, weil er nicht

über den Wellenrand hinausschauen konnte?

Sein und Kopie oder die Unsicherheit des Bewährten

Wie alles Niedergeschriebene,

so lässt auch Unerklärliches im Netz

klein wenig Hoffnungsimagination auf Lösung keimen.

Die Welt ist eine photoshopierte Buchstaben-Nudelsuppe.

Jedes Wort hat das Zeug zum Bild,

das Einverständnis der Bilder

nicht einmal mehr vorausgesetzt,

den Worten gehts wie uns:

Es spielt keine Rolle, wer man wirklich ist,

wichtig ist allein, was andere über einen denken!

(Alan Turing, Theoretiker).

Mit dem Gebirgsrad

durch wohltemperierte Sommernatur strampelnd,

nenne ich den Wald lebenstrunken meinen Wald.

Die Seinsstatik: Das Ganze baut auf unvereinnahmende Momente.

Die bürokratische Glücksdefinition: Hat Waldverbot.

Die Umarmung: Schon eine ist das Leben wert.

Die Liebe: Immer Lösung. Auch allein, besser nicht.

Westelnde Himmel

Unter der Parole West is the Best sollte das Verb einnorden

längst korrekte, optimale Ausrichtung erfahren haben.

Das in verosteten Ländereien angebotene, scheinesoterische

Seminar Schlittenhunde im sibirischen Einvernehmen

wurde aufgrund ungünstiger Lage und fehlender Nachfrage

aus dem Programm genommen.

Ob gesüdet oder gewestet, sämtliche Richtungen

müssen jederfraumannzeit zur Verfügung stehen.

In mehreren US-amerikanischen Ländern kündigte ein automatischer Korrektur-Algorithmus Lessings Drama Nathan der Weisse an.

Wirkt arm, macht aber traditionell fassungslos, einige.

Philosophie ist die Arbeit, die gemacht wird, um anders zu werden

(Michel Foucault).

Hoge Veluwe, Arnhem

Die neben ihnen aufwachsenden jungen Tannenkinder fanden

an den vitaminreichen Blaubeeren des Waldes so sehr Gefallen,

optisch, geschmacklich und persönlich, dass sie sich täglich mehrmals

zu ihnen hinunterbeugten, sie umarmten und küssten.

Eine solche Zuneigung, die Tiefe ihrer Verbundenheit,

das innige, intime Verhältnis blieb nicht ohne Folgen.

Schon bald trugen auch die Tannen blaue Früchte,

sehr wenige zwar und ans eigene Wachstum angepasst,

sie werden Blaubälle genannt.

Liebeskryptik

Lebensphasenwechsel werden nicht nur aufgrund DNA,

genetischer oder sonstiger Vorbestimmtheiten ausgelöst,

sondern auch von codespezifischen Gedanken,

die den Gesetzen körpereigenen Abriebs folgen,

vom Gedankenträger allerdings nicht zwingend

als bevollmächtigt erkannt werden.

Was sollte er nun wie ändern können,

gedacht ist gedacht,

wie gedacht, so zerdacht,

ich denke an Dich,

das hab’ ich für mich,

immerzu glücklich

verdachtsfrei verschlüss’le ich mich,

um Dir allein

noch näher zu sein.

Konfuzius

A. notierte bei einer seiner zahlreichen Wanderungen:

Wer morgens mit Nackenbeschwerden aufwacht,

sollte im nächsten Traum den Kopf einziehen!

B. erkannte bei der Nacht- und Nebelwanderung Richtung Bhutan:

Die Sicht ist das Ziel.

Schlechtgelaunter Chirurg zu aufmüpfigem Patienten:

»Wer, glauben Sie, zieht hier wohl die Fäden?!«

Inzwischen versuchen Männer, Frauen nicht mehr zu sagen, wo es langgeht, begleiten sie aber wenn, dann ausschließlich dorthin.

Die Entsprechung von Emotionen

in und durch Musik

ist oft mächtiger als die Emotion selbst,

Musik also immer

alles bindende E-Musik.

Gedichtsverlust

Manchmal habe ich mich selbst in Verdacht.

Sich zu verdenken aber, kann durchaus der Wahrheitsfindung dienen. Früher dachte ich, Wirklichkeit sei alles außer Haus,

die Wahrheit sah dann anders aus,

lümmelte sich gar tagelong

auf heimisch’ Chaiselongue herom oder global:

Viele Staaten befinden sich im Defizitverfahren,

weniger aus Mangel als reichlich verfahren.

Fakten sind gnadenlos, aber bespielbar.

Bäckerblume, Ausgabe 73

Wenn man mit Allem rechnet,

verkauft sich auch das Nichts wie geschnitten Brot.

Die ungeschrotete Wahrheit des Dr. Dinkel-Roggen.

Zwischengas

Ausgerechnet beim Autofahren,

steigt blitzartig, überwältigend nah und detailliert

die Erinnerung an eine große Jugendliebe auf.

Als ich den Moment ausnutzen und mir das Gefühl,

sie zu berühren, dazuimaginieren will,

ist dieser kurze schöne Spuk auch schon vorbei,

mein mitfühlender Herzschlag beruhigt sich,

ich biege ab in öde, milliardenfach abgespeicherte

Alltagslethargien, Anlieger und unfallfrei.

Bei Relipedia findet man unter Gott überwiegend falsche Angaben. Mit Transzendenz lässt sich auch in Zeiten der Scheintransparenz nicht alles entschuldigen.

Wenn beschworenes, todsicheres Wissen

sich eines Tages als gänzlich fehlerhaft erweisen sollte,

wurde eindeutig und über Jahrzehnte hinweg

falsch gewusst.

Das Staunen der Lämmer

Vögel fliegen

in sich den Blicken entziehende Höhen,

verwandeln dort Struktur und Stimmlage

und kehren als völlig andere zurück.

Viele Dinge sind traurig genug,

manchen reicht das aber scheinbar immer noch nicht.

Heute früh hatte ich kurz den Kontakt zu mir verloren.

Viele wollen nur wissen, was sie verstehen.

Hoppla

Was wir Emotionen nennen,

sind berechnete Wahrscheinlichkeiten, also Algorithmen

(Historiker Harari, nur annähernd korrekt zitiert).

Das Gefühl der Berechenbar- und Minderwertigkeit

bringt mein Blut in Temperatur!,

simst amazons verständnisvoller Affekt-Ratgeber dazwischen.

Liebe enttarnt, eine metrische,

auf Wahrscheinlichkeiten aufgebaute Algorithmenduselei1.

Um den Menschen nicht zu verunsichern,

spricht die harte KI von weicher,

der sogenannten großflächigen Wahrscheinlichkeit.

Auf der Autobahn überholten mich gestern u.a.:

· Flori Zupf, Entrümpelungsprofi.

· Lore Magaldhi, Chakrenharmonisierung und Balancemassage.

· Dieter Hundemörder, Küchen- u. Möbelmontage, Umzüge.

· Dr. Vulgaerhardt Hansen, Praxis für Schnakenorthopädie.

· Monika Giessen, Kreative Trendfloristik, Ikebana und Gartencenter.

· Die Schnittstelle, Schneiderei, Maß und Stange.

Hochachtungsvoll

Ihr Peterian zu Kolks-Hasselbalg, Spektralkuriosist

Triumzitat

Jedesmal, wenn ich wahrhaft glücklich war,

verschwand ich aus meinem Bewusstsein

(Gaito Gasdanow, »Ein Abend bei Claire«).

Beim Du ist das Arschloch nicht weit

(Balbina Wohlgemuth, ehem. Wirtin des Münchner Johanniscafé; Dank an Stofferl und Andy for name-research).

Blödsinn ist, wenn das Kind keinen Kopf hat.

Blödsinn ist aller Jammer der Welt.

Blödsinn ist die Enttäuschung der Seele,

die Quintessenz der Melancholie.

Blödsinn ist überhaupt ein Blödsinn

(Hugo Ball, »Flametti oder vom Dandysmus der Armen«).

Um der Liebe Frieden Wollen

Übersehen und hören

Trostlosigkeit verpacken

zuvorderst die Augen

fließen aus ins Beliebige

im Schlaf wandert

ein Ohr zum andern

sie lauschen beide

die Nacht

untergehakt

Im unendlichen Universum lagern

für jeden gleich große Gedankenpakete,

viele werden nicht abgeholt,

die meisten allerdings sind von ihren Besitzern

umständehalber

nicht auszudenken.

1 Duselei: Im Raum verdunstende entwissenschaftlichende Strenge.

Kapitel II

Brückentage der Malerischen Philosophie

Sie war schön.

Wir fuhren vierhändig durch die romantischste Allee der Nacht.

Ein banaler, harmloser Auffahrunfall,

niemand wurde verletzt, der vor uns alsbald zurück auf dem Weg.

Alles war sehr still jetzt, nur ein Baumläufer,

nah vor uns am Erlenstamm,

rutschte kurz ab, fing sich sogleich,

hob den Kopf, drehte ihn schnell in ihre Richtung,

unbeweglich dann und lauschte. Mit uns.

Er prägte sich ihre Schönheit ein

und fiel sehr glücklich auf die Motorhaube.

Im Französischen ist selbst das Wort Tendenz tanzbar.

Buñuels erste Choreographie fürs Palais Garnier:

Aphrodismenfür Cello und 11blinde Amöben.

Für mehrere unvergessliche Stunden

langsam gleitenden, beinahe geräuschlosen Schwebens,

nicht allzu hoch über den Bäumen des Schwarzwalds

oder sonstiger Erholungsgebiete, bietet

IKEA ab dem kommenden Sommer allen Bücherwürmern

ihre mit Sessel, Leselampe und mittelgroßer Gebäckauswahl

ausgestattete Entspannungsdrohne Rilke,

jetzt auch in den Tarnfarben

fichtenblau und rattanblond an.

In einem fluorfarbenen Schlafanzug kann man schlecht einschlafen, wird aber bei nächtlichen Erdbeben leichter gefunden.

Immer mehr auslaufende Batteriemasse bringt Unruhe

in die alteingesessene Schicht der Pestizide und Kontaminationen

und drängt sie unentwegt tiefer in Richtung Erdzentrum.

Eine gründliche Vorsorgeuntersuchung

jedes einzelnen Maulwurfs ist da kaum zu schaffen.

Selbst das gute alte Fracking weicht bereits

misstrauisch in Landschaftsschutzgebiete aus.

Die Augsburger Umweltkiste präsentiert:

Die Vision König Alfons des Viertelvorzwölften.

Schon 1961/62 bestand das Lummerland

umgebende Meer komplett aus Plastik.

Weil der Mensch nicht weiß, wer er ist, fehlt ihm der Vergleich.

Nichts ist am liebsten mit nichts zu vergleichen.

Es war einmal jemand, der in Verdacht geriet,

ein ihn durch und durch ausmachendes Ich sein Eigen zu nennen,

sich gar mit selbigem unausgesprochen pudelwohl zu fühlen.

Schon jagten die Ichlosen, fingen und zwangen ihn,

den Quellcode dieses verdächtig pudelwohlen Ichs

allen zugänglich zu machen.

Inzwischen reicht die dümmste Künstliche Intelligenz aus,

dieser geschmacklos-permanenten Gleichmacherei

ein Ende zu bereiten und sämtlichen Erdenbürgern

aus ihrem mächtigen Fundus ein ganz persönliches Ich anzubieten,

nach dem Zufallsprinzip oder gezielt mit kleiner Bearbeitungsgebühr, immer aber nach dem bewährten

Gesetz des Smartphoto-Development:

»Was sein könnte stets vor dem was ist!«

Unverschenkte Rosen

Gedichte sind

ein farbenfestlicher Zierfisch,

der niemals zum Geschmusel

in die Hand springt,

die Basis der Sprache

der Frieden des Schweigens

Wo Frömmigkeit erkaltet, wirds warm

in der Herzkammer des Schönen und Guten.

Kunst, die entlaufene Magd der Religion

(Beat Wyss).

Verliebtsein

Ein einziges,

allumfassendes Hinverlangen,

kopf-, und kragenloses Entgegenstreben,

allein unkomplett, absterbend,

Sehnen ach,

verliebt,

noch niemals so verliebt,

nur Du.

Überhaupt existiert die Ethik nur in dem Maße,

wie wir sie zu akzeptieren bereit sind

(Gaito Gasdanow, »Das Phantom des Alexander Wolf«).

Bei manchen kommt Freude auf, wenn sie erkennen,

dass sie in jedem Moment das sind, was sie nie waren.

Laut einer an Jurastudenten durchgeführten Langzeitstudie

des Instituts für Schlaf- und Traumforschung,

Schwerpunkt Die Schamanoide Unexistenz,

richtet sich jeder grund- und gnadenlos

nachts aus dem Tiefschlaf Gerissene augenblicklich und

nach geradezu sizilianischer Art emotionalisiert

im Bett auf und fleht in die Nacht:

»Warum ich?!!«

Alles ist rauer und unromantischer geworden.

Wenn man zu meiner Zeit den Einbrecher im Hause hatte,

dann konnte man überraschend das Licht anknipsen,

den Mann stellen und ihm erklären:

»Mein Herr, die Rollenverteilung ist zweifellos eindeutig:

Sie wohnen nicht hier, ich bin das Opfer,

also ist es wohl für alle Beteiligten besser,

wir beide legen die Werkzeuge beiseite, gehen nach draußen

und regeln die Angelegenheit unter uns!«

Wurde der Kampf zu meinen Ungunsten entschieden,

durfte der Einbrecher noch bis zum Eintreffen der Polizei

den Einbruch fortsetzen.

Verlor er, behielt ich das komplette Diebesgut,

er aber musste, nach Verbüßung seiner Haftstrafe,

die psychisch-belastende Wohnung übernehmen.

Derlei ist heutzutage undenkbar.

Abgesehen davon, dass der aktuelle Einbrecher häufig

nur sporadisches Sprachverständnis mitbringt

oder einen Diskurs aus Zeitgründen generell ablehnt,

kann ich von Glück sagen,

wenn ich nicht schon vor Erreichen des Lichtschalters

von den Kugeln einer RPK-16 durchsiebt wurde.

Dieses Maschinengewehr wird übrigens momentan

im Darknet recht kostengünstig angeboten,

Skonto und die frühere Praxis Nimm 10, bezahle 9

allerdings ausgeschlossen.

Nein, glauben Sie mir, Romantik,

die findet nur, wer sie von Herzen will

und dort legal stattfinden lässt.

Das Internet der Sorten

Kirschbäume tragen das ganze Jahr über.

Ihre Früchte chatten nicht nur mit den Erntehelfern,

sondern bereits frühreif mit den Endkunden.

Wenn sich die Kirsche im Wachstum

auf geschmacklicher Ebene keine Mühe gibt,

bekommt sie mieses Ranking.

Im schlechtesten Fall wird der Baum

automatisch, sicher und bequem auf Äpfel umgestellt.

Heut’ klingt der Wind wie Wagner

Ideen kommen,

auch wenn man durchs Leben flaniert

und nichts versteht,

alles Vergessene

auf den blattgoldblättrigen Flügeln der Verinnerung,

von Inspiration getroffen

kniete er nieder,

Boden vergisst nie,

darauf all die Säulen

im Umbau.

Mit meiner neuen Sonnenbrille, Modell Alain Delon,

erkannte ich beim ersten Blick in den Spiegel

niemanden dieses Namens, auch nicht den eines ähnlichen.

Es heißt, man müsse nicht sein, wie man ausschaut.

Wirken, aber nicht zwingend dabei sein.

Eine Modeinstanz behauptete einst, nicht nur die Schönheit

werde immer auch von großem Vorstellungsvermögen begleitet.

Ich glaube liebend gern, meine Kategorie Schönheit

wirkt außerhalb jedweder Vorstellung von Vermögen

noch zur schnöden Anlage verführender Werte.

Nichtsdestotrotz bestätigen mir sehr gute, wahre

und richtig tolle, echte, prima Freunde des Öfteren,

mit dieser Brille könne man mich

glatt mit Jack Nicholson verwechseln.

Na bitte, läuft!

Die Einstellung ist wichtig, nicht die andern!

Tierschützer atmen auf:

Ab 2034 in Zoos nur noch Animaloide.

Wenn man weder weiß wer,

noch wie viele man ist,

darf man sich jemanden ausdenken

(Caspar David Nepomuk Laecht, 1973).

Viele schwören darauf, niemals sie selbst zu sein,

die meisten aber beobachten andere und übernehmen sich.

Zwischenzeit:

Wer sich selbst nicht liken kann,

dem nützen auch nicht viele.

Es gibt Themen, die reiche ich gleich weiter ans Unbewusste.

Cruising heißt in manchen Gegenden:

Genderspezifische Waldnutzung.

Permanentes Display-Hopping lässt

unser Auge bei Auftauchen des sogenannten Rundblicks erschrecken.

Den Radius eines Zirkels, den Horizont und dessen Weite abzufahren oder vom Berg herab das ganze Tal zu ermessen, verdutzt es.

Genießen heißt auch, einverstanden Begrenzungen suchen.

Viele haben sich das viereckige Betrachten

so sehr zur Gewohnheit gemacht, dass sie ihrer Liebsten

verliebte Blicke nur dann zuwerfen können,

wenn diese, ins TV-Studio kopiert, herüberschaut.

Überholt auf der Autobahn

ein Motorradfahrer ohne Kopf,

bitte unverzüglich und unter Pseudonym

die Polizei verständigen.

Mysteriöse Vorfälle dieser Art,

die sich frech der gesetzlichen Helmpflicht entziehen,

erinnern an die uralte Geschichte vom Guillotine-Geköpften,

dessen Körper, mit Gerichtsverfahren, Urteil, Unterbringung

und Vollstreckung nicht einverstanden, aus Protest also,

sowie einem gehörigen Teil Verschnupftseins,

noch einige Schritte ohne den Kopf wagte

und die begeistert johlenden Zuschauer

mittels weit ausholenden, animierenden Armbewegungen

auf seine Seite bringen wollte.

Viel diskutiert oder gar rückgängig gemacht

wurde hier aber nichts mehr.

Das Volk ging letztlich heim, träumte vom Nachtisch und vergaß.

Wie jeden Abend wurden sich Kopf und Körper fremd.

Kapitel III

Privatfähre holt über

Theoretisch verschworen

Mark Zuckerberg ähnelt, wie aus dem Ei geklont, dem immer zuvorkommend-hilfsbereiten, ersten und einzigen androiden Lieutenant Commander Data der StarTrek-Crew unter dem Sternenflotten-Captain Jean-Luc Picard.

Zitat aus dem Logbuch der Enterprise:

Anfangs, nach seiner Konstruktion, weigert sich Data,

Kleidung zu tragen, da er immun gegen Witterung ist.

Als dies auf vielfache Irritation stößt,

wird ihm von seinen Erzeugern

eine zusätzliche ›Schamsubroutine‹ hinzugefügt.

Ich bin fast sicher, also lebe ich!

We all know that the game has changed (Guru †2010).

Trotz eines vergnüglich metapherfähigen

Böse Zungen behaupten, verharrt manch’ Mund

in provozierter Staunesstarre, wenn’s heißt,

die Menschheit steuere hastig

auf eine sogenannte Mad-Max-Situation zu,

ich glaube nein, ich kenne doch Max!

Glauben ist inzwischen alles

und Alles die halbe Miete.

Vermutlich waren die hohen Märztemperaturen

ausschlaggebend dafür, dass im Jardin du Luxembourg

die Papageienpärchen, aufgrund erschwerender Unterflügelnässe,

sogar den Coitus Interruptus unterbrachen.

Die Quintessenz, das fünfte Seiende,

benennt den komponierten Kern,

das notierte Wesen.

Cleo, die Quinte seines Lebens (Chabrol, 1983).

Berge versprechen

Ein Zeichen von Selbstständigkeit, nur weil sich was rührt.

Sehnsucht, die Mutter allen Tuns.

Im Triebe der Zeit. Almumtrieb, es regt sich die Mühle

am lauschenden Bach und tut sich etwas an.

Der Müller keine Zeit, das Mehl hat die Angst.

KlippKlapp, KlippKlapp, immer druff aufs innere Echo.

An winterlichen Gipfeln steh’n und Einssein mit Gott, dem Allem,

da regt sich schon das Glück im Tal,

bricht auf in aller Früh’ und festem Schuhwerk

und fliegt vorbei am Basislager,

will nicht verpassen, nie

nur miterleben, was sich tut

nur gut sein, ja

und gut sein.

(»Der Widerhall«, Institut f. Sprachvermutung ISV, Bozen).

Intercity Serengeti

Einige wachsen unter sich hinaus,

andere begraben sich über sich.

Elefanten schlagen dünn-sensible Ohren über dem Kopf zusammen.

Wenn sie den Rüssel hoch nach hinten schwingen und trompeten,