Fürsten-Roman 2718 - Catharina Chrysander - E-Book

Fürsten-Roman 2718 E-Book

Catharina Chrysander

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Beschreibung

Tamina Prinzessin von Seefeld hat es sich zur Aufgabe gemacht, einsame Herzen zusammenzubringen. Mit einer beeindruckenden Bilanz von dreiundzwanzig erfolgreich gestifteten Ehen scheint sie die Meisterin des Matchmakings zu sein - außer, wenn es um ihr eigenes Liebesleben geht. Doch die so kontrollierte und kühle Tamina betont immer wieder, sie sei überzeugter Single und wolle auch nie heiraten.
Graf Gregor zu Feldenburg, ein charmanter, aber wählerischer Aristokrat, ist ihr neuester Klient. Tamina durchforstet ihre Datei und schickt Gregor auf ein Date nach dem anderen, doch keine Frau ist die Richtige. Kein Mann hat es ihr jemals so schwer gemacht. Je mehr Zeit Tamina mit dem Grafen verbringt, desto stärker wird das Band zwischen ihnen. Er ist anders als die anderen: humorvoll, klug, und seine eisblauen Augen verraten eine Sehnsucht, die Tamina nicht ignorieren kann. Als sie schließlich begreift, dass Gregor jemanden sucht, der genau wie sie ist, gerät ihre sichere Welt ins Wanken ...

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Inhalt

Cover

Die royale Kupplerin

Vorschau

Impressum

Die royale Kupplerin

Warum sie ausgerechnet für den attraktiven Grafen nicht die passende Frau findet

Von Catharina Chrysander

Tamina Prinzessin von Seefeld hat es sich zur Aufgabe gemacht, einsame Herzen zusammenzubringen. Mit einer beeindruckenden Bilanz von dreiundzwanzig erfolgreich gestifteten Ehen scheint sie die Meisterin des Matchmakings zu sein – außer, wenn es um ihr eigenes Liebesleben geht. Doch die so kontrollierte und kühle Tamina betont immer wieder, sie sei überzeugter Single und wolle auch niemals in ihrem Leben heiraten.

Graf Gregor zu Feldenburg, ein charmanter, aber wählerischer Aristokrat, ist ihr neuester Klient. Tamina durchforstet ihre Datei und schickt Gregor auf ein Date nach dem anderen, doch keine Frau ist die Richtige. Kein Mann hat es ihr jemals so schwer gemacht. Je mehr Zeit Tamina mit dem Grafen verbringt, desto stärker wird das Band zwischen ihnen. Er ist anders als die anderen: humorvoll, klug, und seine eisblauen Augen verraten eine Sehnsucht, die Tamina nicht ignorieren kann. Als sie schließlich begreift, dass Gregor jemanden sucht, der genau wie sie ist, gerät ihre sichere Welt ins Wanken ...

Elegante Kleider in strahlenden Farben raschelten auf der Tanzfläche. Das Quartett spielte einen beschwingten Walzer, die Tanzenden wirbelten mit leuchtenden Augen und leicht verschwitzten Gesichtern umeinander herum. Tamina Prinzessin von Seefeld lächelte und betrachtete den Pulk der rauschenden Ballkleider auf der Tanzfläche. Sie lehnte sich zurück, nahm einen Schluck Champagner und streifte ihre Pumps von den Füßen. Es war weit nach Mitternacht, niemand würde ihr jetzt noch einen Vorwurf machen, wenn sie die Füße hochlegte. Sie bettete ihre pochenden Sohlen in den Seidenstrümpfen auf den Stuhl neben sich und leerte ihr Glas. Tamina sah sich nach einem der Kellner um, aber statt eines jungen Mannes in Livree stand nun eine Dame in pfirsichfarbenem Kleid vor ihr.

»Tamina?«, fragte sie und lächelte vorsichtig. »Ich bin Gabriella.«

»Gräfin Gabriella von Goldenstrom«, sagte Tamina. »Ich weiß.«

»Oh«, machte Gabriella peinlich berührt.

Tamina wischte mit der Hand durch die Luft und zeigte auf einen der freien Stuhl an ihrem Tisch. Es waren alle Stühle frei. Zu dieser Stunde waren die Hochzeitsgäste entweder auf der Tanzfläche oder zu Bett gegangen. Letzteres war aber nur zu entschuldigen, wenn man fünfundachtzig oder älter war. Der Rest musste bleiben und hatte zu tanzen. Noblesse oblige.

»Mach dir keinen Kopf, dass ich dich kenne und du mich nicht«, sagte Tamina zu der jungen Gräfin. »Es ist ein bisschen wie ein Sport für mich, jede und jeden in unseren Kreisen zu kennen.«

»Natürlich«, entgegnete Gabriella und nickte. »Ich ...«

Tamina entdeckte endlich einen Kellner und winkte ihn heran. Während Gabriella nach Worten suchte, angelte Tamina zwei Champagnergläser vom Tablett und reichte eines der jungen Gräfin.

»Auf das Glück der Liebe«, sagte die Prinzessin.

Gabriella nickte eifrig und trank. Wieder wollte sie etwas sagen, aber die Worte fehlten ihr. Tamina lächelte gütig und nippte an ihrem Glas. Sie beobachtete die hübsche Gräfin, aus der es schließlich herausplatzte: »Ich brauche einen Mann.«

Tamina lachte und stellte ihr Glas ab.

Gabriella räusperte sich.

»Verzeihung, es ist mir ein wenig peinlich, aber ... es heißt, dass du das Brautpaar hier zusammengebracht hast.«

Taminas Blick glitt zu der strahlenden Braut in ihrem ausladenden weißen Kleid und dem Bräutigam mit den wohl glücklichsten Augen der Welt. Die Prinzessin konnte sich noch genau erinnern, als sie die beiden das erste Mal getroffen hatte. Getrennt voneinander. Damals hatte sich das Paar noch nicht gekannt. Sie waren jeder für sich einsam und auf der Suche gewesen. Und Tamina hatte gefunden, was ihnen gefehlt hatte.

»Ja, dieses Paar und viele andere«, erklärte die Prinzessin.

Gabriella nickte und beugte sich vor. »Ich meine, was soll ich denn machen? Ich kann ja schlecht eine Dating-App benutzen, was soll meine Familie da sagen? Ganz zu schweigen davon, dass ich dort nie einen Mann finde, der all das hier ...«

Gabriella zeigte auf den Ballsaal, die hohen Fenster mit den schweren Samtvorhängen, die Kassettendecke mit den Malereien und jauchzenden Tänzer.

»Einen Mann, der all das versteht«, beendete sie ihren Satz.

Tamina nickte. »Ich weiß, unsere Kreise sind speziell.«

»Prinzessin Caroline hat Dating-Apps benutzt und ist dort an einen Klatschreporter geraten. Das wäre mein Tod.«

Tamina lächelte. »Oh ja, ich weiß.«

»Es ist mir peinlich, dich zu fragen, Tamina, weil das heißt, dass ich selbst noch niemanden gefunden habe. Es heißt, dass ich dich nötig habe, und das ist mir unangenehm, aber ich habe dich nun mal nötig. Ich dachte immer, wenn ich dreißig bin, bin ich längst verheiratet. Ich will doch nicht als alte Jungfer enden.«

Tamina räusperte sich und hob eine Augenbraue.

»Entschuldigung.« Gabriella lief rot an. »Ich meine nicht ... das heißt nicht ... Dreißig ist jung.«

»Ich bin sechsunddreißig«, erklärte Tamina. »Und wenn ich verheiratet wäre, hätte ich wahrscheinlich gar keine Zeit, einen Mann für dich zu finden.«

»Also hilfst du mir?«

Die Prinzessin nickte »Natürlich. Ich werde mal nachsehen, wen ich für dich in meiner Kartei habe.«

»Du hast eine Kartei?«, fragte die junge Gräfin perplex, während das Streichquartett nun zu einer flotten Polka überging.

»Natürlich«, antwortete Tamina, »ich nehme meine Aufgabe sehr ernst, Gabriella. Denkst du, ich habe dreiundzwanzig Ehen gestiftet, ohne mir Hobbys, Werte und Interessen zu notieren? Ich kann mir das doch nicht alles merken, ich habe Verzeichnisse.«

»Wow«, hauchte Gabriella. »Und soll ich dir schon mal ein paar Informationen geben?«

»Sehr gern«, entgegnete die Prinzessin und holte ihr Handy aus der Abendtasche. Sie öffnete ihre Notiz-App. »Also, dann erzähl mir mal von deinen Interessen und Werten, Gabriella«, bat Tamina. »Wie viel Kinder willst du, wo und wie willst du leben, was arbeitest du, wie darf der Mann deiner Träume auf keinen Fall aussehen?«

»Du bist schon fertig mit Tanzen?«, fragte Graf Heinrich und hob eine buschige Augenbraue.

Gregor seufzte und ging zu dem Servierwagen. Er nahm ein Glas und füllte es mit klirrenden Eiswürfeln.

»Ich mache nur eine Pause, Vater«, antwortete Graf Gregor und kippte sich einen kleinen Schuss Whiskey ins Glas.

In seinem Rücken paffte sein Vater mit seinen Freunden Zigarre. Fürsten und Grafen saßen hier in ledernen Chesterfieldsesseln. Die Flügeltüren zur Terrasse waren geöffnet, dass der Rauch abziehen konnte, aber er tat es nicht. Oder zumindest war er nicht schnell genug. Der Dunst hing über dem rotbraunen Perserteppich und zwischen den schweren Bücherregalen voller in Leder gebundener Wälzer. Draußen war Nacht, Sterne funkelten, auf der Terrasse hingen leuchtende Papierlaternen in allen Farben. Drinnen im Herrensalon war das Licht gedimmt. Tanzmusik drang über den Flur zu ihnen. Gregor leerte seinen Whiskey und schüttete Wasser ins Glas. Schweiß perlte auf seiner Stirn, er tupfte ihn mit einem Taschentuch ab.

»Du siehst mir nicht ansatzweise erschöpft genug aus, mein Sohn.«

»Wie bitte?« Gregor starrte seinen Vater fassungslos an.

»Du tanzt nicht so, als wäre es dir ernst, mein Junge.«

»Es ist ein Walzer, Vater. Wie ernst soll der mir schon sein?«

»Jetzt gerade läuft eine Polka«, knurrte Fürst Theobald, Großvater der Braut, der hager und zusammengefallen in einem Sessel gegenüber von Graf Heinrich saß. Die Zigarre zwischen seinen dürren Fingern schien fast größer als er selbst.

»Dann eben eine Polka, die kann man doch nur noch weniger ernst nehmen«, sagte Gregor und seufzte.

»Es geht nicht um die Musik«, erwiderte Heinrich. »Oder ums Tanzen.«

»Ich weiß, Vater«, murmelte Gregor.

Er wusste, worum es seinem Vater ging. Er kannte die alte Leier, er hatte nur gehofft, sich heute nicht mit ihr beschäftigen zu müssen.

»Seine letzte Freundin war eine Sekretärin«, äußerte Heinrich, zog an seiner Zigarre und schüttelte den Kopf. »Eine Sekretärin. Kann man das glauben?«

»Sekretärvögel sind sehr hässlich«, knurrte Fürst Theobald. »Ich bevorzuge Papageien.«

Gregor hob eine Augenbraue und betrachtete den alten Fürsten, der offenbar dachte, es ginge in diesem Gespräch um Vögel. Er paffte jetzt an seiner Zigarre und schaute durch die Flügeltüren in die Nacht, als höre er gar nicht zu. Wahrscheinlich träumte er von einer Südseeinsel voller Papageien.

»Marla war Assistentin«, korrigierte Gregor schließlich.

Es zog in seiner Brust. Er hatte sie geliebt. Aber sie hatte die Beziehung beendet. Gregor hätte Marla geheiratet. Ihr Beruf war ihm egal, ihr Stand erst recht, er kannte keinen Dünkel. Sein Vater hingegen ...

Graf Heinrich räusperte sich jetzt und winkte Gregor zu sich heran. Gregor beugte sich zu seinem Vater hinunter, der sah ihm tief in die Augen.

»Inzwischen wär es mir auch egal, wenn du die Putzfrau heiraten würdest«, zischte er.

»Wie bitte?«

»Putzerfische!«, entfuhr es Fürst Theobald. »Famose Tiere. Ganz famos.« Dann schlief er ein.

»Was der für ein Gehör hat«, lobte Heinrich anerkennend. »Und das in seinem Alter.«

»Vater, ich werde nicht unsere Putzfrau heiraten, nur damit du einen Erben bekommst. Sie ist siebenundfünfzig Jahre alt und glücklich verheiratet. Mit einer Frau.«

»Aber irgendwen musst du schon heiraten, du gehst auf die vierzig zu.«

Der Graf rollte mit den Augen. »Ich weiß, wie alt ich bin.«

»Mir scheint es, als würdest du das hin und wieder vergessen. Mir scheint, als hieltest du dich für einen zwanzigjährigen Studenten, der alle Zeit der Welt hat, um auf solchen Veranstaltungen wie diesen mit so viel Frauen wie möglich zu tanzen.«

»Du hast doch selbst gesagt, dass ich mit so vielen Damen tanzen soll wie möglich«, warf Gregor ein, beugte sich zu Fürst Theobald und nahm ihm die brennende Zigarre aus der Hand.

»Nein, du sollst mit einer einzigen Dame so viel tanzen wie möglich, und dann sollst du sie heiraten.«

»So schnell geht das nicht, Vater.«

»Schnell? Von Schnelligkeit kann bei deinem Tempo wirklich keine Rede sein, Gregor. Du hast deine besten Jahre bereits hinter dir. Und wenn du keine Frau findest, was passiert dann mit unserem Haus?«

Gregor seufzte, drückte die Zigarre in einem Aschenbecher aus und antwortete nicht. Das musste er auch gar nicht, denn Heinrich beantwortete diese Frage selbst. Wie er es oft und gern tat.

»Wenn du keinen Erben zeugst, dann wird unser Haus aussterben. Willst du das? Willst du das Ende einer vierhundertdreiundzwanzig Jahre alten Familiengeschichte sein?«

»Nein«, antwortete Gregor leise.

»Willst du, dass wir so enden wie die Vendenborgs? Ihr Schloss ist jetzt ein Hotel, es gibt keinen Fürsten mehr ... Das blüht uns auch, wenn du nicht langsam jemanden findest, mit dem du dein Leben teilen willst.«

»Vater, ich ...«

»Vergiss nicht: Die Liebe ist etwas Großartiges!«, schob Graf Heinrich nach.

»Ich dachte, es ist dir egal, wen ich heirate.«

Heinrich lächelte versonnen. »Am Ende ist das alles sehr romantisch.«

»Wenn ich die Putzfrau heirate?«

»Du willst mich einfach nicht verstehen, Gregor.«

»Ich muss zurück auf die Tanzfläche, Vater.«

Gregor stürzte sein Getränk hinunter, nickte und ging. Nein, er verstand seinen Vater nicht, der einerseits um jeden Preis einen Erben wollte, dann aber immer wieder auf Romantik und die große Liebe bestand.

Gregor wollte nicht, dass das Geschlecht der Grafen Feldenburgs endete, sein Geschlecht, schon gar nicht wollte er selbst der Grund dafür sein. Aber das half ihm in der Liebe auch nicht.

»Und hast du noch andere Hobbys außer Polospielen?«, fragte Tamina und sah den jungen Baron an.

Er lächelte verschmitzt zurück.

»Warum? Gefällt dir Polospielen nicht? Du kannst gerne mal mitkommen, dann überzeuge ich dich davon, wie toll das ist.«

»Nein, danke«, antwortete Tamina und notierte die Aussagen des Barons in ihrem Handy.

»Also, wenn du nicht bald meine Nummer notierst, wird es aber sehr unhöflich, dass du die ganze Zeit am Handy bist.«

»Nicht nötig«, murmelte Tamina und tippte einige Fakten zu seinem Äußeren ein. »Ich habe deine Nummer.«

»Wie bitte?«

»Tamina?«, rief eine bekannte Stimme ein paar Meter weiter.

Die Prinzessin hob den Kopf und blickte auf ihre Freundin Leonie, die mit verschränkten Armen neben einer Marmorstatur stand.

Tamina winkte ihr kurz und sah wieder zu dem Baron.

»Meine Mutter hat ein Telefonverzeichnis, in dem deine Mutter drinsteht, ich habe sie angerufen.«

»Warum?«, wollte der Baron wissen.

»Weil ich gerne die Nummern von allen heiratsfähigen Herren zur Hand habe«, erklärte Tamina und schloss die App.

»Warum? Reiche ich dir nicht?«

»Nein, wohl kaum«, antwortete Tamina, ließ ihr Handy verschwinden und nickte dem jungen Baron zu.

Sie ließ ihn stehen und ging zu Leonie. Leonie trug ein olivgrünes Kleid, das perfekt zu ihren Augen passte und ihr rotes Haar aufleuchten ließ. Sie schenkte Tamina einen tadelnden Blick.

»Arbeitest du etwa?«

»Natürlich, ich habe diese Ehe hier gestiftet. Diese Hochzeit gibt es nur deshalb, weil ich die beiden bekannt gemacht habe. Mich hier sehen zu lassen, ist ein Teil meiner Aufgabe.«

Leonie nahm Tamina am Arm und zog sie zur Seite.

»Du weißt genau, was ich meine. Du redest mit diesen ganzen Singles, und du hast selbst kaum getanzt.«

»Ich habe getanzt«, erklärte Tamina schlicht.

»Nur mit den verheirateten Herren. Aus Höflichkeit.«

»Ich bin ein höflicher Mensch«, entgegnete Tamina.

»Hast du überhaupt mitbekommen, dass der junge Baron dich da eben angegraben hat?«

»Was? Quatsch.«

»Tamina, er hat mit dir geflirtet«, erklärte Leonie belustigt. »Er dachte, du willst die ganzen Infos über ihn haben, weil du dich für ihn interessierst.«

»Ich interessiere mich für niemandem, Leonie. Ich habe viel zu viel zu tun, um selbst zu daten.«

»Ich verstehe einfach nicht, dass du kein Leben haben willst«, gestand Leonie seufzend.

Inzwischen waren sie auf der Terrasse angekommen. Das Streichquartett spielte noch immer unermüdlich Tanzmusik. Das Parkett war nach wie vor gut gefüllt mit schwitzenden, jauchzenden Adeligen, die tanzten, als hinge ihr Leben davon ab.

Von der Terrasse aus waren sie fröhliche Schatten in einem leuchtenden Saal. Hier draußen wehte ein angenehm kühler Nachtwind. Die bunten Lampions strahlten mit den Sternen um die Wette. Einige wiegten sich im Wind, als versuchten auch sie zu tanzen. Leonie lehnte sich an das Mäuerchen, das die Terrasse umgab, und verschränkte die Arme wieder vor der Brust.

»Du siehst mich an wie das Jüngste Gericht«, sagte Tamina und setzte sich neben sie auf die Balustrade.

Sie baumelte mit den Füßen, ihr himmelblaues Kleid raschelte sacht.

»Du wirst nicht mal dafür bezahlt, Tamina«, warf Leonie ein.

»Ich bitte dich, Geld zu nehmen, wäre geschmacklos«, entgegnete die Prinzessin. »Erstens ist die Liebe unbezahlbar. Zweitens habe ich mehr als genug Geld und werde noch mehr erben, und drittens macht es mir mehr Freude, an einem Abend wie diesen nach weiteren Klienten und zukünftigen glücklichen Bräuten zu suchen, als einfach nur Gast auf einer Hochzeit zu sein.«

»Ja. Hochzeiten sind öde«, sagte Leonie und seufzte.

Tamina zuckte mit den Schultern. »Eben.«

»Das ist genau der Grund, warum ich nicht verstehe, dass du Heiratsvermittlerin sein willst. Ehen sind doch auch öde.«

»Ja, aber ich bin eine Romantikerin.«

Leonie starrte ihre Freundin an. Es war still. Leonie sah Tamina weiter mit großen Augen an, dann warf sie den Kopf zurück und brach in lautes Lachen aus.

»Was denn?«, fragte Tamina. »Ich bin romantisch.«

»Du hast für alles ein Verzeichnis und tanzt mit alten, vergebenen Männern, weil du zu große Angst hast, dich selbst zu verlieben.«

»Ich habe keine Angst«, erklärte die Prinzessin.

»Ja ja, red dir das nur ein«, erwiderte Leonie und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

»Ich bin romantisch«, verteidigte sich Tamina. »Auf meine Art. All diese Paare zusammenzubringen, macht mich glücklich.«

»Oder es lenkt dich ab«, sagte Leonie. »Nur, weil deine Eltern geschieden sind, heißt das nicht, dass du auch so enden wirst.«