Fürsten-Roman 2697 - Catharina Chrysander - E-Book

Fürsten-Roman 2697 E-Book

Catharina Chrysander

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Blick in die Augen ihres Gegenübers genügt, und Lou Prinzessin zu Feldhorst werden die Knie weich. Türkis - sie sind türkis wie das Meer in der Karibik, schießt es ihr durch den Kopf. Für viel mehr ist auch kein Platz mehr dort, gerade so kann sich die junge Frau noch auf das äußerst amüsante Gespräch mit dem ihr unbekannten Mann konzentrieren. Wer hätte das erwartet auf diesem langweiligen Bürgerempfang des Landrats, zu dem Lou nur mitgekommen ist, um ihren Vater Fürst Georg bei seinen Bemühungen um Fördergelder für ihren alten Landsitz zu unterstützen. Die will er gegen seine harte Konkurrentin Caroline Gräfin von Gerstenburg, die ihrerseits am Erhalt ihres Wasserschlosses interessiert ist, unbedingt durchsetzen. Was ist schon ein gerade mal zweihundert Jahre altes Lustschloss mit feuchtem Keller gegen die fünfhundertjährige Geschichte des Familiensitzes derer zu Feldhorst? Doch diese Gedanken hat Lou längst beiseitegeschoben, lieber kommt sie diesem interessanten Unbekannten noch ein wenig näher - bis ein heftiges Wortgefecht zwischen einem Mann und einer Frau die Idylle unterbricht. "Vater ...!", ruft Lou erschrocken. "Mutter ...!", ruft ihr Gegenüber nicht minder entsetzt. Sieht so der Beginn einer großen Liebe aus?


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 117

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Zwei wie Romeo und Julia

Vorschau

Impressum

Zwei wie Romeo und Julia

Warum sie nicht ohne einander leben konnten

Von Catharina Chrysander

Ein Blick in die Augen ihres Gegenübers genügt, und Lou Prinzessin zu Feldhorst werden die Knie weich. Türkis – sie sind türkis wie das Meer in der Karibik, schießt es ihr durch den Kopf. Für viel mehr ist auch kein Platz mehr dort, gerade so kann sich die junge Frau noch auf das äußerst amüsante Gespräch mit dem ihr unbekannten Mann konzentrieren. Wer hätte das erwartet auf diesem langweiligen Bürgerempfang des Landrats, zu dem Lou nur mitgekommen ist, um ihren Vater Fürst Georg bei seinen Bemühungen um Fördergelder für ihren alten Landsitz zu unterstützen. Die will er gegen seine harte Konkurrentin Caroline Gräfin von Gerstenburg, die ihrerseits am Erhalt ihres Wasserschlosses interessiert ist, unbedingt durchsetzen. Was ist schon ein gerade mal zweihundert Jahre altes Lustschloss mit feuchtem Keller gegen die fünfhundertjährige Geschichte des Familiensitzes derer zu Feldhorst? Doch diese Gedanken hat Lou längst beiseitegeschoben, lieber kommt sie diesem interessanten Unbekannten noch ein wenig näher – bis ein heftiges Wortgefecht zwischen einem Mann und einer Frau die Idylle unterbricht. »Vater ...!«, ruft Lou erschrocken. »Mutter ...!«, ruft ihr Gegenüber nicht minder entsetzt. Sieht so der Beginn einer großen Liebe aus?

»Weißt du, woran mich dieser Flughafen erinnert?«, fragte Fürst Georg.

Lou runzelte die Stirn und sah sich um. Der Boden war aus grauem pragmatischem Kunststoff, rechts und links von ihnen reihten sich Verkaufsstände aneinander, ebenso Reisebüros mit schreiend bunten Plakaten. Bäckereien boten Brezeln und überteuertes Wasser in Plastikflaschen feil. Die Decke des Terminals war eine wilde Kombination aus Plexiglasdreiecken, die sich in verrückten Pyramiden trafen, und Stahlstangen in schreiendem Gelb.

»Es erinnert mich an Schloss Gerstenburg«, beantwortete Georg Fürst zu Feldhorst seine Frage selbst.

Gleichzeitig griff er nach dem Koffer seiner Tochter und zog ihn davon. Die kleinen Rollen glitten lautlos über den Gummiboden.

»Äh ...«, machte Prinzessin Louise, genannt Lou, und sah weiter zu dem neongelben Gestänge über sich. Sie zeigte auf die scheinbar stürmisch aufeinandertreffenden Stahlstäbe einer architektonischen Moderne, die keine Wärme kannte, dafür aber ein Chaos aus Metall. »Das da erinnert dich an das zweihundert Jahre alte Wasserschloss der Gerstenburgs?«

»Zweihundert?« Fürst Georg schnaubte, ohne sich umzudrehen. »Das wünschen sie sich, die feinen Gerstenburgs, dass ihr neumodischer Kasten zweihundert Jahre alt ist. Ha!«

»Das ist doch nicht vergleichbar. Hier ist alles aus Plastik«, wandte Lou ein.

»Bei denen auch«, brummte der Fürst und verschwand durch die Drehtür zum Parkhaus.

»Papa ...!«, rief Lou, aber er hörte sie nicht. »Warte doch mal.«

Sie schulterte ihre Handtasche und eilte über den grauen Kunststoffboden. Ihre flachen Schuhe quietschen bei jedem Schritt.

Draußen wartete Chauffeur Tom am fürstlichen Bentley und lächelte, als er Louise sah.

»Prinzessin, wie schön, dass Sie zurück sind.«

Fürst Georg warf Lous Koffer so heftig in den Kofferraum, dass der ganze Wagen erzitterte.

»Papa, Vorsicht«, fuhr Lou auf. »Meine Sachen ...«

»Durchlaucht, das kann ich doch machen«, ging Tom dazwischen.

»Papperlapapp, Tom, wir müssen weiter. Ich habe noch ein Gespräch mit Mohrberg«, erinnerte ihn der Fürst, riss die Tür des Fonds auf und verschwand auf der Rückbank.

»Mohrberg ist der neue Landrat«, erklärte Tom und schloss die Kofferraumklappe so sanft, als wollte er ein Baby zudecken.

Lou nickte und stieg ein. Sie saß neben ihrem Vater. Seine weißen Haare standen ab und streiften das Dach des Wagens. Früher waren seine Haare so braun gewesen wie Lous. Sie hatten die Farbe einer polierten Kastanie gehabt, jetzt waren sie schlohweiß. Der Zug um seinen Mund war bitter.

Lou nahm seine Hand und erkundigte sich vorsichtig: »Wie geht es dir, Papa?«

»Fabelhaft«, brummte der Fürst.

»Wir haben die Blutdruckmedikamente erhöht«, bemerkte Tom und lenkte den Bentley Richtung Autobahn.

»Wie bitte?«, fragte Lou.

»Wir?« Fürst Georg schnaubte. »Wer ist ›wir‹? Sie sind weder mein Arzt noch nehmen Sie Blutdruckmedikamente, Tom.«

»Papa, du sollst dich nicht immer so aufregen.«

»Er hat mich verpetzt, mich und meinen Blutdruck«, murrte Georg und nickte Richtung Tom. »Wie soll ich mich da nicht aufregen?«

»Es tut dir nicht gut, so viel allein zu sein«, gab Lou zu bedenken.

»Wir kommen zurecht«, gab der Fürst zurück.

»Jetzt sind wir also doch ein ›wir‹?«, fragte Tom mit einem feinen Unterton.

»Schauen Sie auf die Straße«, schimpfte sein Arbeitgeber prompt weiter. »Und fahren Sie um Gottes willen nicht durch Gerstenburg. Ich kann den Anblick dieses schrecklichen Neubaugebietes nicht ertragen.«

»Gerstenburg hat ein Neubaugebiet?«, hakte Lou erstaunt nach.

»Ihr Vater meint das Wasserschloss«, erklärte Tom. »Es ist ihm ein Dorn im Auge.«

»Es ist der ganzen Landschaft ein Dorn im Auge«, ergänzte der Fürst wütend.

»Aber es ist doch kein Neubau«, sagte Lou und lachte. »Und ich bin mir sicher, die haben auch einen schöneren Boden als diese seltsamen Gummifliesen am Flughafen.«

»Nein«, beharrte der Fürst.

»Nein?« Lou lachte erneut. »Papa, was hast du denn mit dem Wasserschloss? Wir haben uns doch nie um die Gerstenburgs gekümmert.«

»Das war verantwortungslos. Wir hätten uns kümmern müssen. Und zwar darum, dass das hässliche Wasserschloss abgerissen wird. Es verschandelt auch unsere Landschaft. Die Landschaft gehört allen, und dieser schreckliche Kasten macht sie kaputt.«

»Wolltest du nicht früher auch immer ein Wasserschloss haben? Weil du das Wasser so sehr liebst? Das Rauschen der Bäche ...?«

»Louise, ich habe keine Zeit für das Rauschen der Bäche. Unser ehrwürdiger Familiensitz pfeift auf dem letzten Loch. Es zieht durch alle Ritzen, das Dach im Ostflügel ist gelinde gesagt undicht, und wir haben keinen Kredit bekommen, also muss ich mich um Fördergelder kümmern. Denkmalschutz und so weiter.«

»Das Dach ist undicht?« Lou traute ihren Ohren nicht.

»Ich weiß nicht, ob die Bezeichnung ›Dach‹ im Ostflügel überhaupt noch zutrifft«, schaltete sich Tom ein, während er auf die Landstraße fuhr. »Da oben sind ja kaum noch Ziegel ...«

»Tom«, begann der Fürst drohend, sackte dann aber in sich zusammen. Er wischte mit der Hand durch die Luft. »Recht hat er, Lou. Ich habe Plastikplanen spannen müssen.«

»Und Müllsäcke«, ergänzte Tom. »An manchen Ecken hat die Plane nicht gereicht, und dann bin ich in den Drogeriemarkt gefahren und habe Müllsäcke gekauft.« Lou starrte ihn durch den Rückspiegel an, während er weitersprach: »Den Baumarkt hatten wir zu dem Zeitpunkt schon restlos leer geräumt, er hatte keine Planen mehr, und der Wetterbericht hatte Starkregen angekündigt.«

»Es war ein Wettlauf gegen die Zeit«, brummte Georg.

»Aber wir haben gewonnen.« Tom strahlte. »Es ist so gut wie alles trocken geblieben. Auch wegen der Eimer, die wir aufgestellt hatten.«

»Und weißt du, was mich am meisten aufregt, Lou?«, fragte Fürst Georg.

Lou schüttelte langsam den Kopf. Es war schwer zu sagen, was ihn am meisten aufregte. Es konnte immer alles sein, von der Konsistenz des Frühstückseis auf der einen bis hin zu Benzinpreisen auf der anderen Seite. Manchmal war es auch schlicht die Tatsache, dass er seine Frau zu früh verloren hatte, ein anderes Mal war es, dass Lou unbedingt Psychologie hatte studieren wollen. Was sollte Fürst Georg mit einer Psychologin auf seinem Landsitz? Die alten Mauern therapieren? Davon bröckelte der Putz auch nicht weniger. Lou kannte seinen Vortrag dazu in- und auswendig und fragte sich, ob sie ihn nun wieder hören würde.

»Was mich am meisten aufregt, ...«, fuhr Georg jetzt fort, »... ist, dass Caroline von Gerstenburg denkt, sie habe Denkmalschutz und öffentliche Unterstützung verdient. Dass die ihren grässlichen Neubau gleichsetzt mit unserem sechshundert Jahre alten Familiensitz.«

»Gräfin Caroline will auch Denkmalschutz?«

Lou versuchte, die Zusammenhänge zu begreifen.

»Lächerlich. Absolut lächerlich«, schnaubte Fürst Georg, wandte sich ab und schaute aus dem Fenster. Sie fuhren durch Felder, links von ihnen zog in einiger Entfernung die Kreisstadt vorbei. Georg zeigte darauf, seine Fingerspitze presste sich ans Glas, der Zeigefinger bog sich durch. »Selbst das Hochhaus da vorn macht mehr her als das verdammte Wasserschloss.«

Lou lehnte sich zurück und schloss die Augen. Es war kein guter Zeitpunkt, ihrem Vater zu sagen, dass sie ihre Masterarbeit verhauen hatte. Sie hatte nicht bestanden, und sie wollte es ihm so schnell wie möglich mitteilen. Sie wollte die Schmach abreißen wie ein Pflaster, seine Schimpftirade über vergeudete Jahre über sich ergehen lassen und dann den Sommer über in Ruhe überlegen, was sie nun tun würde. Es noch mal versuchen? Einen Neuanfang wagen? Aber in welchem Fach? Prinzessin Louise war vierundzwanzig, wollte sie jetzt noch einmal komplett neu anfangen mit dem Studium? Aber sie musste ihr Geständnis aufschieben, noch konnte die Ruhe des Sommers nicht einkehren.

»Fünfundfünfzig Cent pro Kilogramm?«, fragte Valentin, warf seine Brille auf den Schreibtisch und rieb sich die Nasenwurzel. »Sie bieten mir fünfundfünfzig Cent für Biomilch?«

»Das sind die Preise«, sagte der Großhändler am anderen Ende der Leitung lapidar.

»Wollen Sie mir mal bitte erklären, wie ich davon meine Angestellten bezahlen soll, Herr Schmitt? Meinen Hof unterhalten?«

»Vielleicht wäre das leichter, wenn Ihr Hof kein Wasserschloss wäre, Herr Graf.«

»Gerstenburg reicht völlig«, erwiderte Valentin und presste die Zähne zusammen.

Er sah aus dem Fenster hinüber zu den Ställen und Weiden. Der Burggraben trennte das Schloss vom Milchhof. Der Sommerwind trug ein zufriedenes Muhen zum Fenster hinein.

Wenigstens unsere Kühe sind glücklich, dachte Valentin.

»Wie gesagt«, sprach Schmitt nun weiter. »Das sind unsere Preise.«

»Aber es sind nicht meine«, antwortete Valentin.

»Was soll das denn heißen? Denken Sie, Sie finden ein besseres Angebot?«

»Das kann ja so schwer nicht sein, wenn ich mir Ihre Unverschämtheiten hier durchlese«, fuhr Valentin auf und deutete auf das Angebot des Händlers auf seinem Bildschirm.

»Viel Glück damit«, entgegnete Schmitt. »Aber ich sage es Ihnen jetzt schon: Wenn Sie es sich anders überlegen und zurückgekrochen kommen, dann gelten die fünfundfünfzig Cent nicht mehr, Herr Graf.«

»Gerstenburg reicht«, wiederholte Valentin, aber da hatte Schmitt schon aufgelegt.

Der junge Graf warf sein Handy auf den Schreibtisch, klappte den Laptop zu und ließ sich in den Sessel zurückfallen. Er seufzte und drehte sich zum Fenster. Sein Blick schweifte über die Kuhställe, die Weide, auf der die Tiere grasten, und wanderte weiter zu den Pferdekoppeln mit den reinrassigen Haflingern. Zwei Jungstuten jagten sich gegenseitig mit einer Leichtigkeit über die Weide, die Valentin selbst schon lange nicht mehr gespürt hatte. Vielleicht sollte er auch einfach mal wieder über eine Wiese rennen. Aber wer verhandelte dann mit den Haifischen die Preise?

Es klopfte. Valentin murmelte »Herein« und drehte sich zur Tür. Seine Mutter erschien. Sie trug Jeans und eine Boucléjacke. Blonde Haare schwangen um ihren Kopf, ihre Miene hingegen zeigte keine Leichtigkeit. Das hatten sie gemeinsam, Valentin und Caroline von Gerstenburg: blonde Haare und Sorgen.

»Hast du Schmitt unseren Deal aufgekündigt, Valentin?«

»Hat er dich angerufen? Jetzt schon?«

»Er hat Susa angerufen, sie hat es mir gesagt.«

Susa war die persönliche Assistentin der Gräfin von Gerstenburg.

»Sein Angebot war eine Beleidigung, Mutter«, antwortete Valentin, zog seine Brille wieder auf und öffnete den Laptop. Er drehte ihn um und zeigte auf die Tabelle auf dem Bildschirm. »Bei der Menge, die er uns abnimmt, kommen wir auf einen Kilopreis von fünfundfünfzig Cent.«

»Das ist zu wenig ...«, murmelte Caroline, setzte sich auf den Schreibtischrand und nahm den Laptop in die Hand.

»Sag ich doch«, gab Valentin zurück. »Ich rufe nachher mal bei seinem Konkurrenten an.«

»Gut«, befand Caroline, stellte den Laptop weg, erhob sich und ging zur Tür.

»Aber das wird nicht reichen, Mutter.«

Caroline blieb stehen und drehte sich um.

»Bitte keine schlechten Nachrichten mehr«, bat sie traurig.

»Ich habe keine anderen«, erklärte Valentin zerknirscht und stand auf. Er ging zum Drucker, nahm die Rechnungen heraus, die er am Vormittag ausgedruckt hatte, und reichte sie ihr. »Selbst wenn ein anderer Großhändler uns mehr bietet für unsere Milch, kommen wir nicht bis zum Winter. Wir können überhaupt nicht so viele Fohlen oder Holz verkaufen.«

Caroline ging die Rechnungen mit fliegenden Fingern durch und reichte sie Valentin zurück.

»Was ist mit dem Kredit?«, wollte sie wissen.

»Hier«, sagte Valentin, nahm den Brief von der Bank vom Schreibtisch und hielt ihn hoch. »Unser Kreditrahmen ist ausgeschöpft.«

»Nein ...?«

»Doch! Die Reparaturen am Forsthaus nach dem Sturm letzten Herbst, die neue Melkmaschine ...«

»Aber die alte war kaputt.«

»Ich weiß, Mutter. Aber das ändert doch auch nichts daran, dass wir uns das alles nicht leisten können. Schon gar nicht die Sanierung unserer Kellermauern.«

Caroline presste die Lippen aufeinander.

Valentin verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue.

»Warst du da unten?«, fragte er eindringlich.

»Natürlich war ich schon mal in meinem Keller.«

»Warst du in den letzten Tagen da unten, Mutter? Seit dem Starkregen?«

»Nein.«

Valentin warf die Arme in die Luft.

»Das Wasser steht dort bis zu meinem Knie. Es läuft nicht mehr ab.«

»Ich glaube dir ja. Ich muss es mir doch nicht ansehen. Davon wird es auch nicht besser«, jammerte Gräfin Caroline.

»Mutter, dieses Schloss wird uns unter dem Hintern wegfaulen. Du kannst nicht immer die Augen vor allem verschließen«, wurde Valentin deutlich.

Caroline fixierte ihn und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

»Ich habe deinen Vater sterben sehen, Junge. Ich habe jedes Recht, hier und da die Augen zu verschließen.«

Valentin schluckte. »Natürlich, Mutter, entschuldige.«

Sie seufzte. »Schon gut, ich weiß ja, dass du nur das Beste für uns willst. Ich doch auch. Ich habe alle Unterlagen eingereicht und Denkmalschutz beantragt.«

»Und hast du schon mit Mohrberg über Förderungen gesprochen?«

»Ich habe ihm eine E-Mail geschickt.«

Valentins Kinnlade fiel herunter. »Du hast ihm eine E-Mail geschickt?«

»Ja, ich selbst. Nicht Susa.«

»Mutter, du musst doch mit dem Landrat persönlich sprechen! Er steht dem Komitee vor, dass die Fördergelder im Landkreis verteilt. Du kannst doch nicht einfach nur eine E-Mail schicken.«

»Rede du doch mit ihm. Er ist so ein unangenehmer Mann ...«

»Aber du bist die Gräfin, das hier ist dein Haus, was du sagst, hat mehr Gewicht.«

Caroline seufzte. »Ich weiß, du hast ja recht ...«

Valentin grinste. »Natürlich hab' ich das.«

Caroline stemmte die Hände in die Hüften.

»Jetzt werd' mal nicht übermütig. Du bist sechsundzwanzig und mein Verwalter. Du hast die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen.«

»Natürlich nicht, Mutter.«

»Hör auf zu grinsen, hab' ich gesagt«, verlangte Caroline, aber sie lachte dabei, streckte die Hand aus und wuschelte ihrem Sohn durch die Haare.