GEDICHTE - WILLI KOLLO - JAHRESZEITEN MEINES LEBENS - Willi Kollo - E-Book

GEDICHTE - WILLI KOLLO - JAHRESZEITEN MEINES LEBENS E-Book

Willi Kollo

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Beschreibung

Die hier veröffentlichten Gedichte sind eine Begleitung der bereits vorliegenden Erinnerungen Willi Kollo – VERGANGENES IST NICHT VERGESSEN, und sie ergänzen sich gegenseitig bei der jeweiligen Lektüre zu einem noch tieferen Verständnis zum Leben und zur Lebenszeit des Autors; ereignisreiche Jahre mit zwei Weltkriegen und einer geteilten deutschen Heimat und einer großen Liebe zur Kultur dieses Volkes. Bereits 1916, im Alter von 12 Jahren, Mitte des Ersten Weltkrieges, beginnt Willi Kollo, angesichts des Leides um sich herum, seine Gefühle in Worte zu bringen, sie auszudrücken. Wie tief diese Gefühle und Eindrücke in diesem so jungen Menschen waren, liest man heute auch auf seinem Grabstein auf dem Friedhof an der Heerstraße in Berlin, und sie bilden das Ende dieses Gedichtbandes. Aber man würde dem Künstler Willi Kollo nicht gerecht werden, wenn man seinen Humor und seinen Witz, der vielleicht gerade aus der Traurigkeit seiner Jugend erwachsen ist, ungewürdigt ließe. Auch dieser Humor ist in den hier vorliegenden Versen reichlich zum Ausdruck gekommen. Die vielen Lieder, die zu Evergreens wurden, seine musikalischen Komödien, seine kabarettistischen Texte, seine geschichtlich-politisch geprägten schriftstellerischen Werke haben den so vielseitigen Künstler Willi Kollo bis heute unvergessen gemacht.

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WILLI KOLLO

1904 – 1988

JAHRESZEITEN MEINES LEBENS

Ein Lachen klingt, ein Lächeln schweigt

GEDICHTE

Ein poetisch-literarischer Streifzugdurch das Lebeneines vielseitigen Künstlers

IMPRESSUM

Die 1. Auflage des Gedichtbandes wurde zum 30. Todestag von Willi Kollo von seiner Tochter Marguerite herausgegeben und 2016 zum 100-jährigen Jubiläum des ersten Gedichtes veröffentlicht.

Die 2. Auflage erscheint 2024zum 120. Geburtstag des Autors.

© 2024 Willi Kollo, Marguerite Kollo

Coverdesign, Satz & Layout von: Marguerite Kollo

Herausgegeben von: Marguerite Kollo

Alle Bilder entstammen dem Kollo-Bildarchiv

Coverabbildung Vorderseite: Portraitzeichnung von Ole

Jensen zum 70. Geburtstag von Willi Kollo 1974

Der Untertitel „Ein Lachen klingt, ein Lächeln schweigt“ stammt aus dem Gedicht von 1941 „Die Ruder treiben im Wasser“.

Coverabbildung Rückseite und erste Innenseiten: Kritiken von 1921 Blankenburger Kreis-Blatt Nr. 141, 146

(Die in den Kritiken erwähnte Novelle „Es waren zwei Königskinder“ ist leider verschollen.)

Druck und Distribution im Auftrag der Autoren:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte sind die Autoren verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autoren, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

VORWORT

Die hier veröffentlichten Gedichte sind eine Begleitung der bereits vorliegenden Erinnerungen Willi Kollo – Als ich jung war in Berlin, und sie ergänzen sich gegenseitig bei der jeweiligen Lektüre zu einem noch tieferen Verständnis zum Leben und zur Lebenszeit des Autors; ereignisreiche Jahre mit zwei Weltkriegen und einer geteilten deutschen Heimat und einer großen Liebe zur Kultur dieses Volkes. Bereits 1916, im Alter von 12 Jahren, Mitte des Ersten Weltkrieges, beginnt Willi Kollo, angesichts des Leides um sich herum, seine Gefühle in Worte zu bringen, sie auszudrücken. Wie tief diese Gefühle und Eindrücke in diesem so jungen Menschen waren, liest man heute auch auf seinem Grabstein auf dem Friedhof an der Heerstraße in Berlin, und sie bilden das Ende dieses Gedichtbandes.

Aber man würde dem Künstler Willi Kollo nicht gerecht werden, wenn man seinen Humor und seinen Witz, der vielleicht gerade aus der Traurigkeit seiner Jugend erwachsen ist, ungewürdigt ließe. Auch dieser Humor ist in den hier vorliegenden Versen reichlich zum Ausdruck gekommen. Die vielen Lieder, die zu Evergreens wurden, seine musikalischen Komödien, seine kabarettistischen Texte, seine geschichtlichpolitisch geprägten schriftstellerischen Werke haben den so vielseitigen Künstler Willi Kollo bis heute unvergessen gemacht.

INHALT

 

 

Seite

Vorwort von Marguerite Kollo

Frühlingsgruß

1917

9

Mutterliebe

1917

9

Abendsonnenfriede

1917

10

Träumereien

1917

10

Was ist Gold?

1917

11

Reife Kirschen

1917

12

An Dich

1917

13

Abend

1918

14

An einen jungen Toten

1918

15

Erwachen

1918

15

Abendrot

1918

16

Trost- Zum Tode der geliebten Großmutter

1918

17

Serenade in Braungoldrosa

1918

17

Kleines Volk

1918

18

Wald-Idyll

1918

19

An eine Rose

1918

20

Blütentodeshauch

1918

20

Natur

1919

21

Abschied

1919

22

Nur die Sonne

1919

23

Herzblut

1919

24

Welke Blätter

1919

24

Winter

1919

25

Wann?

1919

25

Frühlingserwachen

1919

26

Träumende Violen

1920

28

Das Märchen

1920

28

Den Moralisten

1920

29

Jugend

1920

29

Lieben nach der Mode

1920

30

Expressionismus - An meinen Freund Felix K.

1920

31

An einen Mutlosen

1920

32

Vergessen

1921

33

Zwei Mädels am Strand

1921

33

Die Lebenslüge

1921

35

Friede

1921

36

Fototräumerei

1921

36

Ein Wörtlein nur

1921

36

An M…

1922

37

Gebrochene Rosen

1922

38

Zwei Menschen

1922

39

Allen Weisheitsnarren

1922

40

Moderne Weisheit

1923

40

Betrug

1923

41

Dahin

1924

41

S’ist doch nur ein Traum

1924

42

Kinderbriefe

1925

43

Meine Heimat ist die Bar

1925

44

Immer ums Karree herum

1925

45

Der Zauber der Liebe

1926

46

Grüß Gott, was machen Sie?

1929

48

Der Regen rinnt

1931

49

Glücksvogel

1932

49

Nordseewellen

1933

50

Verzicht

1934

50

Die Ballade vom guten Witz

1934

51

Die Wetterfahne

1934

54

Morgen

1935

55

Liebe

1941

55

Die Ruder treiben im Wasser

1941

56

Im Meer der Ewigkeit

1943

58

Frei nach Heine

1943

63

Alle Wunden heilen

1943

64

Ein Rat

1943

66

Verlust

1944

66

Kleine Mansarde

1944

67

Hab mein Gepäck verloren

1945

68

Entwarnung

1945

69

Heimat

1945

70

Geht 's Ihnen auch so?

1945

70

Frischauf

1945

72

Sehnsucht nach der Heimat

1946

72

Vom historischen Roman - Wenn du ’nen Emil Ludwig hast

1946

73

Faust und Don Juan

1946

74

Der Kippensammler

1946

76

Lied auf der Bergwiese

1946

77

Wanderers Sehnsucht

1947

78

Himmel und Hölle

1947

79

Das Fräulein Nummer

1948

80

Wenn wir Toten erwachen

1948

81

Existenzialismus

1948

82

Die Zeit – Prolog

1948

84

Lied der Klytämnestra

1948

86

Der Spießer

1949

89

Mein Freund Paule

1949

89

Propagandalüge

1950

91

Eene meene ming mang ping pang

1950

94

Ja oder Nein?

1955

96

Loreleys Klagelied

1956

99

Rotkäppchen

1957

100

So wird man Mutter

1960

107

Der Narr – Prolog

1963

110

Der Traum

1965

113

Lenzesfreude

1973

115

Mailied

1974

117

Der sterbende Frühling

1974

117

Trotz

1975

118

Erinnerungen

1976

119

Wo seid ihr hin?

1980

120

Des Lebens müde

1981

120

Devise

1982

121

Lasst Sonne herein

1983

122

Grabstein Willi Kollo – erstes Gedicht

1916

123

VITA – WILLI KOLLO

 

124

FRÜHLINGSGRUSS

Ade, ade, ihr blütenlosen Träume,

Zieht nun hinweg mit eurer Bitterkeit!

Ein mildrer Wind weht leise durch die Bäume,

Ein schönrer Traum nimmt mir mein Herzeleid.

Die trüben Tränenstunden sind im Schwinden;

Was in mir einst gegraben und gewühlt

Ist fortgeweht nun von den rauen Winden,

Vom Blütenmeer, dem duft´gen, weggespült.

Ein Wunderblühen im sonnenklaren Mailicht,

Ein Liebesglück voll süßer Träumerei´n -,

Willkommen Lenz! Nichts ist wie du geheiligt.

Sei mir gegrüßt, du goldner Sonnenschein!

Sei mir gegrüßt, du schönste aller Zeiten!

Wie voll die Drosseln und die Amseln singen!

O, könnt´ ich auch wie sie die Flügel breiten

Und mich ins Blaue, ins Endlose schwingen!

MUTTERLIEBE

Ich fühl´ mein heißes Herz sich dehnen,

In süßem Freudetaumel schlagen,

Als wenn ihm nichts versaget bliebe,

Als müsst´ es alles überragen.

Doch hör´ ich auch ein lindes Klagen,

Und mich befällt ein fernes Sehnen

Nach Heimatglück und – Mutterliebe.

ABENDSONNENFRIEDE

Abendsonnenfriede

Ruht auf der Natur

Und ermattet;

Müde liegen Wald und Flur.

Tiefes grünes Schweigen

Herrscht all überall;

In den hohen Zweigen

Schlägt die Nachtigall.

Durch die Himmelsräume

Geistern lau und lind

Holde Märchenträume

Und ein sanfter Wind.

Alles ruht hienieden

Still in süßer Lust.

Ach, ich fühl´ den Frieden

Auch in meiner Brust.

TRÄUMEREIEN

Die Linde rauscht, die Luft geht lind,

Und in den Garten schleicht das Kind

Verstohlen.

Es rauscht und säuselt süß und lau,

Die Locken blond, die Augen blau,

Wie träumende Violen.

Es rauscht, es rauscht und schau, sie bückt

Sich nieder in das Gras und pflückt

Maiglöckchen.

Zu einem Sträußchen grün und weiß,

Um ihr Gesichtchen kräuseln leis´ sich

Lenzblondgoldne Löckchen.

Die Luft geht leis´, die Luft geht mild,

Mein Herze pocht so wild, so wild.

Hinzu, hinzu!

Dies eine Wort, es packt mich,

Reißt mich, zieht mich fort

Zum wunderholden Kinde.

Die Rose welkt, der Sturm verschnaubt,

Die alte Linde steht entlaubt

Vom Winde, vom Winde.

WAS IST GOLD?

Nicht irdische Dinge,

Nicht eitler Tand,

Nicht blinkende Ringe,

Nicht Diamant,

Nicht Edelstein,

Nicht Heldentum,

Nicht perlender Wein,

Nicht blendender Ruhm,

Nicht Stunden, die das Glück dir hold,

Nur Mutterliebe ist eitel Gold!

REIFE KIRSCHEN

Mädel, schwarze, blonde, braune

Hinterm grünen Heckenzaune;

Stehen scheu im duft´gen Garten,

Scheinen mir auf wen zu warten,

Heimlich wohl.

Welch ein Kichern, welch ein Lachen!

Sprechen von verliebten Sachen;

Zählen alle wenig Jährchen;

Lustig flattern ihre Härchen

Schwarz – braun – blond.

Sommerreife rote Kirschen - !

Ich versuch, heranzupirschen.

Darf ich, frag ich, welche pflücken

Von den Früchten? Und sie nicken

Zögernd: Ja.

Aber eine kleine Braune wettert:

Bleib´n Sie hinterm Zaune, Herr!

Ich find´ es sehr vermessen

Unsre Kirschen aufzuessen!

Unerhört!

Plötzlich wird sie sehr verlegen,

Findet es vielleicht verwegen,

Dass ich sprachlos sie bestaune -,

Diese kleine, nette Braune

Wird ganz rot.

Wendet stumm mir dann den Rücken.

Darf ich, frag ich, welche pflücken?

Und errötend, ohne Grollen, sagt sie:

Bitte - -, wenn Sie wollen –

Pflücken Sie!

Welch ein Kichern, welch ein Lachen –,

Kirschen und verliebte Sachen!

AN DICH

Ich habe gesungen und habe gelacht,

Ich habe Unsinn und Scherz gemacht

Und doch nur an Dich gedacht.

Ich habe die lange, endlose Nacht

Allein an meinem Tisch gewacht;

Ich habe gelesen und habe geschrieben,

Ich habe die Augen mir wach gerieben

Und immer gegrübelt und immer gewacht -,

Und doch nur an Dich gedacht.

Und als die ersten Vögel sangen,

Bin ich in den Morgen hinaus gegangen.

Ich schritt hinunter zur steinernen Stadt,

Langsam und müde, zerschlagen und matt.

Ich sah die Menschen vorüberhasten

Mit ihren Sorgen und ihren Lasten.

Ich hatte der Menschen und Sorgen nicht acht,

Ich hab´ nur an Dich gedacht.

ABEND

Träumend liegt im Abendsonnenscheine

Die Natur, des heißen Tages müd´;

Alles schweigt und nur im dunklen Heine

Singt die Nachtigall der Sonne Sterbelied.

Was am Tage alles sie empfunden

Jubelt sie nun in die Einsamkeit;

Und es scheint, als wenn aus tausend Munden

Liederperlen sie zur Erde streut.

Ach ich fühl ´s, wie durch des Herzens Tiefe

Mir ein Traum verhaltner Wonne zieht;

Und es ist, als wenn sie zu mir riefe:

Geh´ zur Ruh denn, Mensch, auch Du bist müd!

Ruhe aus von Deines Lebens Plage,

Werfe von Dir alles herbe Leid;

Du erwachst zu einem bessern Tage,

Zu dem Tag der goldnen Ewigkeit!

Aber nun! – In unnahbarer Ferne

Höre ich das süße Lied verhallen;

Dunkel wird ´s –, und schon die ersten Sterne

Sehe ich am Firmament erstrahlen.

Hell erglüh´n sie, stolz und silberprächtig;

In der Luft kein Wind, kein leiser Hauch;

Langsam wird es kühl, wird ´s mitternächtig,

Und ich schlummre ein und – ruhe auch.

AN EINEN JUNGEN TOTEN

Still liegst Du da und lächelst wie im Schlummer,

Als wenn Du noch im Tode selig träumst;

Ja, lächle nur, es ist ja doch nur Kummer

Und keine Freudenzeit, die Du versäumst.

Du bist hinweg, in einer Welt voll Frieden;

So manches Schöne, Gute wartet Dein.

O, Kind, sei froh, dass Du von hier geschieden;

Wie eine welke Blüte gingst Du ein.

Wie eine Blüte, die im Lenz gestorben,

Und der dafür ein neuer Frühling harrt.

Du gingst von uns, im Herzen unverdorben,

So manches Schlechte bleibt Dir nun erspart.

Du gingst von uns mit lebensfrohem Herzen,

Als wärest Du vom Schlafe eingewiegt;

Du lächelst, denn Du kennst ja

Nicht die Schmerzen, die Du so Manchem

Durch Dein Schlummern zugefügt.

ERWACHEN

Dämmernd zieht aus tiefem nächt´gen Dunkel

Stumm der graue Nebelmorgen aus,

Und es nimmt mit strahlendem Gefunkel

Stolz die Sonne ihren steten Lauf.

Rings ein Duft, ein blühendes Erwachen,

Und die Winde wehen sanft und lau;

Leuchtend prangen die Blumen,

Die mannigfachen,

Voll von frühlingsfrischem Maientau.

Und die Lerche, die solang´ geschwiegen,

Jauchzet nun vor Lust ihr süßes Lied;

Ihre wonnefrohen Töne schmiegen